Sonntag, 18. August 2024

Lektürentagebuch 18/8/24

Lektürentagebuch 18/8/24

Vor der heutigen Lektüre ist noch das
Lourdes Kapitel vom 16. August als
Kurzer Bericht zu ergänzen denn so
Sehr ich Andrzej Bobkowski schätze

Mit seinem Blick auf Frankreich der
Aufmerksamkeit für Details wie das
Feine Gespür für sozialen Kontext
So fern ist mir sein starker Aberglaube

Er war mit seiner Frau dort sie machen
Sich auch ein wenig lustig über dieses
Absurde Geschehen in Lourdes was
Ihm doch erstaunlich nah noch geht

Vielleicht müsste ich ein katholischer
Pole im französischen Exil sein diese
Hochachtung gegenüber Hokuspokus
Wie billigem Heiligennepp zu teilen

Als dabei weder noch übersehe ich
Seine religiösen Darstellungen bei
Denen sein feiner Geist weniger
Sichtbar wird als sich zu verkleiden

Dafür begann die heutige Lektüre von
Bobkwoskis Hinter dem Wendekreis
Mit feinen Beobachtungen aus Paris
Was wie Berlin viele Dörfer nur ist

Dabei wie die Stadt Berlin auch in
Viele Plätze noch unterteil an denen
Das Leben auf eigene Art stattfindet
Als verschiedene Städte in einer

Seine aufmerksame Beobachtung
Der unterschiedlichen Eigenarten
Die sich in jedem Kiez zeigen
Machen die Lektüre so lohnend

Auf Bobkowski folgte die Grimmelshausen
Biografie von Heiner Boehncke wie
Hans Sarkowicz aus der ich neue Details
Aus der Hanauer Zeit noch erfuhr auch

Wie Simplicius Simplicissimus zum
Namen kam und welche Rolle der Narr
Spielt im Verhältnis zur realen Figur des
Autors der auch seine Geschichte erzählt

Dieses Eintauchen in den Dreißigjährigen
Krieg wie das Leben seines bekanntesten
Literarischen Berichterstatters ist immer
Wieder so aufregend wie spannend

Dabei gut geschrieben voller Freude auch
An kleinen Details einer Biografie die hier
Sehr akribisch recherchiert wurde vielleicht
Der Nähe zur Heimat der Autoren wegen

Aber auch jenseits solcher Fragen zur
Biografie der Biografen und wie sich dies
Auf den Text auswirkt macht die offene
Suche nach Informationen hier Freude

Wo ich schon bei den Biografien war
Ging es weiter mit der über Wieland
Von Jan Philipp Reemtsma die auch
Mit viele Freude am Detail ihre neuen

Erkenntnisse fast literarisch offenbart
Hangelte sie sich nicht so ausgiebig
An der gescheiterten Ehe nach der
Ungewollten Schwangerschaft entlang

Das machte er auch heute noch weiter
Um die Blamage Wielands wie alles
Was er seiner Umgebung damit antat
Dass er seinem Schwanz folgte ohne

Dabei achtsam genug gewesen zu sein
Hinsichtlich der Folgen und wollte ich
Die Biografie nicht im ganzen lesen um
Wielands literarische Bedeutung als

Autor des 18. Jahrhunderts zu erkennen
Wie die Bedeutung dieses Fehltritts für
Das spätere Werk auch verstehen die
Seiten würden schnell übersprungen

Doch schreibt Reemtsma abgesehen
Vom etwas hanseatisch steifen hier
Moralischen Zeigefinger gut genug
Eigentlich alles lesen zu wollen nur

Private Details aus dem Leben eines
Autors die nur dazu dienen diesen
Menschlich bloßzustellen sind was
Die Literatur betrifft völlig irrelevant

Hoffe diese Probe für meine Geduld
Als Leser findet bald ein Ende sonst
Steht Reemtsmas Wieland wohl noch
Länger in meinem Rücken am Diwan

Seine Zeit auch mit Goethe in Weimar
Die wichtigen literarischen Leistungen
Sind doch zur Würdigung wesentlich
Wichtiger als diese privaten Details

Diese gehen heute wie damals auch
Keinen etwas an und müssen auch
In einer Biografie des Autors irgend
Vertieft noch behandelt werden

Die Freude an der Peinlichkeit wie
Der Umgang mit dieser hat eher
Noch etwas promiskuitives was für
Alle Beteiligten nur peinlich wird

Wie wohltuend am Werk orientiert
Ist dagegen Dieter Borchmeyers
Thomas Mann Werk und Zeit das
Den Autor im Opus betrachtet

Weiter ging es im Zauberberg wie
Um die Ereignisse der Fasnacht
Das erotische Erlebnis mit der aus
Dem Russischen Reich stammenden

Clawdia Chauchat die als freie Frau
Sich nicht nur türenknallend einführte
Auf dem Weg zum guten Russentisch
Sondern eine besondere Nähe zu

Hans Castorp hat und verschwindet
Doch gerade ging es Borchmeyer
Mit seinem aufmerksam belesenen
Blick um das erotische Geschehen

Diese sinnliche Begegnung mit der
Verheirateten Frau anlässlich des
Karnevalsfestes findet zum größten
Teil auf französisch statt was eine

Eigene sinnliche Atmosphäre gibt
Wie der Austausch der Bilder ihrer
Jeweiligen Innenansichten bei der
Rückgabe des Crayons den sich

Hans angesichts eines Spiels zu
Karneval entlieh vor dem ihm sein
Humanistischer Mentor Settembrini
Noch ausdrücklich gewarnt hat

Er verfällt der Zirze die kommt und
Geht wie es ihr gefällt um so auch
Ihr Spiel weiterzuspielen auch beim
Auftauchen mit Mynheer Peeperkorn

Dieser wunderbaren Karikatur von
Gerhart Hauptmann der zunächst
Sehr verstimmt darauf reagierte
Aber sich dann beleidigt versöhnte

Wie stark diese erotische Szene
Bereits mit griechischer Mythologie
Durch die Figuren aufgeladen wird
Zeigt ihre vielfältige Bedeutung

Die Spannung dabei wird durch das
Du dieser Nacht noch angeheizt
Im Spiel ist die Russin zuhause
Mit ihren unklaren Kirgisenaugen

Hier kommen sich zwei ganz nah
Wie nah wirklich bleibt offen denn
Beschreibung von Sex war Manns
Sache eher weniger im ganzen Werk

Doch der Weg zu dieser Situation
Wie die literarische Einbettung der
Szene in der keiner am Ende weiß
Was geschieht ist höchst sinnlich

Es wird der griechische Götterhimmel
Zur aktiven Hilfe noch angerufen wie
Manche Bilder genutzt welche der
Tiefe der Einblicke Erotik hier geben

Dies mit geschulten Augen zu sehen
Das Werk in seiner Tiefe damit neu
Zu lesen ist eine große Freude so
Ist Borchmeyer ein Geschenk 

Habe inzwischen viele Biografien
Sowohl von Goethe wie von Mann
Gelesen und fand immer jene noch
Am besten die am Werk blieben

Der voyeuristische Blick auf einen
Autor ist mir so fremd wie es die
Regenbogenpresse ist was den
Leser interessiert ist das Werk

Dieses im Licht der Biografie
Zu betrachten wie auch die
Feinen Details dabei noch zu
Würdigen ist immer lohnend

Wie ein Leben auszuleuchten
Um aus der Persönlichkeit
Psychoanalytische Schlüsse
Auf das Werk zu ziehen mir

Immer fremd und widerlich war
Ein Werk kann interpretiert werden
Bei Menschen sparten wir uns dies
Besser sich noch frei zu begegnen

So gesehen scheint mir Borchmeyer
Gerade wesentlich Lohnender als
Reemtsmas monumentale Forschung
Das Werk will ich allein verstehen

jens tuengerthal 18.8.24

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