Montag, 19. August 2024

Lektürentagebuch 19/8/24

Lektürentagebuch 19/8/24

Wie liebe ich die Polen wenn sie
Anfangen in ihren Geschichten
Voller Phantasie zu spinnen wie
Die Realitäten zu verschieben

Heute wieder bei Andrzej Bobkowski
Der in Hinter dem Wendekreis den
Erzähler eine alte Villa neben der
Von Balzacs betreten lässt um

Dort den Stimmen der Großen der
Französischen Literatur im Disput
Miteinander zu lauschen der ein
Spiegel von Werk und Vision wird

Balzac Flaubert Le Bon im Streit
Miteinander wie in Abgrenzung
Von Rousseau der als längst
Alter Mann mit silbernen Haar

Auch irgendwo dort anwest in
Der geträumten Welt der schon
Längst jenseitigen die nur das
Talent des Autors reanimiert

Wie sie über den Kommunismus
Als immer totalitäres Verbrechen
Einer Diktatur beschränkter Geister
Streiten das Edle und Gute zu retten

Wie gefährlich eine Herrschaft der
Massen dem Geist immer war wie
Die demokratische Dummheit also
Unbedingt begrenzt werden muss

Wenn das nun Rousseau hörte
Wirft keiner seiner Jünger ein
Aber doch in Konsequenz klar
Gegen den egalitären Geist

Die großen Literaten sind nicht
In erster Linie Demokraten sie
Sehen Herrschaft der Masse eher
Als Bedrohung mit Dummheit an

Wollen die Franzosen wirklich die
Diktatur der Gleichheit viel lieber
Als wirkliche Freiheit und fressen
Beide nicht die Brüderlichkeit auf

Natürlich hieße es heute längst
Geschwisterlichkeit bloß keine mit
Sprachlicher Diskriminierung noch
Auszuschließen was Bobkowski fern

Aus Überzeugung läge könnte ihn
Zum uneaglitären Verdachtsfall hier
Machen gegen den sich erhoben
Würde mit fortgesetzter Ignoranz

Vermutlich würde er dabei noch als
Pole vom Dogma der postkolonialen
Depression erfasst und müsste als
Alter weißer Mann im hässlichen Lärm

Dummer chauvinistischer Araber sich
Für seine analytische Intelligenz wie
Die grandiose Phantasie rechtfertigen
In der erstmal nur Männer auftauchen

Wie die einst Tempel des Wissens zu
Propagandaorganen der Hamas als
Chauvinistisch antisemitischer Verein
Der Frauen hasst wurden ist erstaunlich

Diesen engstirnigen Dogmatikern dort
Sei dringend die Lektüre von Bobkowski
Im Diskurs literarischer Götter nahegelegt
Vielleicht ihre Verwirrung zu bemerken

Bin nach den ersten zehn Seiten des
Diskurses toter Literaten gespannt auf
Die Fortsetzung des Gesprächs der
Klugen alten weißen Männer denn

Frauen die vergleichbar lesenswert
Wären außer vielleicht George Sand
Fallen mir zufällig gerade nicht ein
Sind mir im übrigen auch egal dabei

Beurteile die Qualität der Verse eines
Homer nicht nach seinem Geschlecht
Für wen das eine Rolle spielt mag sich
Ein Problem entwickeln das ich ignoriere

Ein Ignorant sein um so gute Texte von
Längst gestorbenen weißen Männern
Zu lesen die noch ältere weiße Autoren
Reden lassen scheint mir hier klüger

Debatten kommen und gehen doch
Literatur bleibt über diesem weiter
Bestehen als große Brücke auch
Zwischen verschiedenen Kulturen

Keiner hat etwas gegen Frauen
Im Gegenteil zumindest hier auf
Dem Diwan des Dichters werden
Sie noch lieber geliebt und verehrt

Statt gelesen wird vorgelesen weil
Auch dies Träume erfüllen kann
Die mancher Sehnsucht hier folgen
Damit jede nach ihrer Fasson kann

Bobkowskis poetische Debatte die
Tief in die politische Kultur Frankreichs
Schaut wie gefühlvoll dabei zuordnet
Ist eine große literarische Reise

Viele die Jahre in Frankreich leben
Bekommen diesen Kern der typisch
Französischen Diskurse um große
Politische Theorien doch nie mit

Hier braucht es nur einige Seiten
Der amüsierten Lektüre eines Polen
Welcher in Frankreich Asyl noch fand
Bevor es nach Südamerika ging

Sich in die geistige Kultur des
Landes einzulesen die Bobkowski
So kenntnisreich wie feinfühlig
Fantastisch aufleben lässt

Zuvor und gestern noch einige
Seiten in Walt Whitmans Buch
Besondere Tage gelesen in dem
Er seine passive Anteilnahme lobt

Vielleicht bin ich nicht Amerikaner
Genug dieses permanente Lob
Seiner guten Taten toll zu finden
Tu gutes und sprich viel darüber

Im Gegenteil es hat eher eine mir
Unangenehme Eitelkeit die während
Andere als Verletzte sterben sich für
Kleinigkeiten besonders loben will

Besondere Tage ist sicher eines der
Amerikanischen Kultbücher weil es
Den Geist des Selbstlobes bejubelt
Der so hässlich pietistisch doch bleibt

Preußische Bescheidenheit für die
Ein Feldmarschall Moltke einst stand
Dessen Motto war viel leisten wenig
In Erscheinung treten gibt es dort nie

Inwieweit die Unfähigkeit zu echter
Bescheidenheit eher am Wesen liegt
Oder Produkt dortiger Religiosität ist
Vermag der Dichter nicht zu entscheiden

Von dieser nervigen Eitelkeit mit der
Jeder eben zu tun hat der noch mit
Amerikanern zu tun hat abgesehen
Aber ist erzählt Whitman sehr nett

Aus einer kulturhistorisch schon
Spannenden Epoche die aber für
Kultivierte Europäer weit weg war
Nun gerade wieder sehr nahe liegt

Ist der Krieg zwischen Russland
Und der überfallenen Ukraine nicht
Nicht ein vergleichbarer Bruderkrieg
Ist Putin nicht wie ein Sklavenhalter

Zur Beurteilung des kulturellen Wertes
Der totalitären Sowjetunion wie der ihr
Zugrunde liegenden Ideologie sei hier
Bobkowski lieber noch empfohlen

Die Polen als direkte und überfallene
Nachbarn wissen was von diesem
Totalitären Nachbarn zu halten ist
Die slawische Verwandtschaft bleibt

Über alle Jahrhunderte und Ideologien
Die zufällig zeitweise irgendwo noch
Wirken ewig gefährlich streitlustiger
Noch als Franzosen und Deutsche

Ob diese Kulturen denen manche die
Geschlechtergrenzen auflösenden Ideen
Wie sie hier sich tummeln so fremd sind
Damit uns voraus sind dahingestellt

Genug chauvinstische Provokationen
In bloß literarischen Versen denke ich
Soll es doch um gute Lektüre nur gehen
Die nicht von Frauen abgelenkt wurde

Jene verehrt der Dichter doch zu gerne
Zufrieden wo er dies andächtig darf um
Beiden Lust und Glück zu schenken sind
Andere Fragen weniger mein Thema

Gerade scheint mir Bobkowski dabei
Lohnender als Whitman trotz seiner
Gelegentlich katholischen Ausfälle
Ist er ein kluger feiner Beobachter

Whitman dagegen schwimmt im
Krieg weiter auf der Welle des
Was sind wir doch alle so toll
Was mich als Leser abstößt

Es gibt kein Land das ich noch
Bereisen muss oder wollte aber
Die Vereinigten Staaten liegen
Im Geiste Whitmans noch ferner

Bestimmt ist Whitman damit ein
Musterbeispiel für amerikanischen
Geist der Eitelkeit mit Prüderie noch
Vereint und manches brabbelt

Wer also in die Vereinigten Staaten
Will oder deren Geist verstehen möchte
Lese Whitman da mir beides fern liegt
Könnte weitere Lektüre noch dauern

Wie ehrlich zugegeben mich auch sein
Freund und literarischer Kollege Thoreau
In seinen Überzeugungen doch eher
Langweilte als sein Ausstieg faszinierte

Früher träume ich noch von Kanada
Oder amerikanischer Wildnis eben
Seit ich mal da war bin ich von dieser
Sehnsucht dauerhaft geheilt worden

Es ist alles etwas größer dort als hier
Doch nicht so viel anders um dafür
Dies festzustellen hinfahren zu müssen
Wie damit die Welt weiter zu zerstören

Dank Bobkowski und Whitman wieder
Darin bestätigt worden dass für mich
Europäische Kultur völlig ausreicht der
Rest nur hässliche Gier noch wäre

jens tuengerthal 19.8.24

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