Samstag, 27. Februar 2021

Lebensewig


Lebensewig

Das sicherste Mittel für ein ewiges
Leben karikiert Maria Mitelli in einem
Flugblatt aus dem 17. Jahrhundert
Sei dem Tod entgegen zu blasen
So er erscheint und solange einer
Blies bliebe der Tod fern eine so
Schlichte wie weise Erkenntnis
Die zugleich beinhaltet wer nicht
Mehr pustet was keiner ewig kann
Sei unweigerlich dem Tod ausgeliefert
Da ohne Luft kein Leben ist wie wohl
Die Leserin lächelnd bestätigen kann
Die damit eingesteht logisch sterblich
Zu sein mit egal welchem Mittel auch
Was alle Scharlatane verspottet das
Grete de Francesco in ihrer Schrift
Die Macht des Charlatans die just
In der Anderen Bibliothek erschien
Als prächtig schöner Band wieder
So klug darstellt aber viel mehr noch
Lehrt uns dieser Künstler aus der
Zeit nach dem dreißigjährigen Krieg
Im hohen Barock der in seiner Heimat
Bologna die Scharlatane noch auf
Den Märkten der Stadt wohl traf dass
Es ein Publikum für diesen Spott gab
Solche Stiche gut verkäuflich waren
Der Aberglaube zwar schon immer
Vom ewigen Leben schwadronierte
Aber selten mit mehr Grundlage als
Der heißen Luft die er verbreitete
Wozu eine Seele erfunden wurde
An die auch sonst vernünftige
Menschen gegen alle Natur glauben
Weil wir uns daran gewöhnt haben
Für das von was ausgedacht wurde
Vermeintlich glaubwürdige Platzhalter
Zu setzen die nüchtern betrachtet aber
Nichts als Luftblasen wie die Seele sind
Von denen materiell nie etwas blieb
Ob dieses Flugblatt mehr als Kunst
In intellektuellen Kreisen zirkulierte
Die über den Aberglauben spotteten
Oder der humorvollen Aufklärung wie
Warnung der Masse diente ist unklar
Zumindest brächte diese Absicht eine
Hohe Auflage und also mehr Geld
Für den klugen Künstler der dabei
Auch die Kirche verspottete die doch
Ewiges Leben oder Hölle versprach
Nach der sich bis heute Menschen
Mehr sehnen als irgendetwas je
Obwohl es immer schon ein völlig
Widernatürlicher Unsinn war der
Nur dazu diente Unfreiheit für die
Gläubigen so zu legitimieren was
Bis heute unter unterschiedlichen
Namen noch praktiziert wird dabei
Hat Epikur schon 200 Jahre vor
Der Zeitenwende erkannt gehabt
Es gibt keinen Grund den Tod zu
Fürchten der nie mit einem zugleich
Irgendwo ist da wer tot ist einfach
Nicht mehr ist was alles erledigt
Jede Frage dazu erledigt das Nichts
Ist ohne weiteres Interesse im Leben
Sein kann nach der Natur nur endlich
Also vergänglich sein warum der Wunsch
Nach ewigem Leben negiert was er will
Absurder Unsinn ist der alleine eine
Abhängigkeit der durch diese Lügen
Unfrei gewordenen Menschen noch
Verstetigt wobei die Frage bleibt
Wieviele Menschen zur Freiheit fähig
Oder überhaupt willens sind weil die
Masse lieber der Gewohnheit folgt
Statt frei zu denken um es zu sein
Was eben Befreiung aus der so
Verbreiteten Unmündigkeit bedeutete
Also Aufklärung im Sinne Kants zu
Der wir besser mehr Mut hätten als
Uns an den nur Hokuspokus eines 
Erdachten ewigen Lebens zu hängen
Wer ewiges Leben will muss immer
Pusten statt Luft zu holen womit
Alle Fragen zum Thema beantwortet
Das ewige Leben wäre die Hölle die
Manche erfinden um das nur dazu
Erfundene Paradies zu erreichen
Alles Leben und Sein ist endlich
Mehr brauchte es dazu noch nie
Glück ist menschlich also ebenso
Beschränkt wie alles Sein
Anderes ist nicht zu erwarten
Aber zur Freiheit genügt was ist
Jeden Moment lustvoll glücklich
Zu sein was viel ist ohne die
Hölle des ewigen Lebens der
Ein Fliegender Holländer nur
Durch sterbliche Liebe entfloh
Warum sollte das wer wollen
Lieben wir uns lieber mehr in der
Verbleibenden beschränkten Zeit
So vergänglich wie wir eben sind

jens tuengerthal 27.2.21

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