Samstag, 15. März 2025

Lektürentagebuch 15.3.25

Lektürentagebuch 15.3.25

Noch in der Nacht weiter im großen
Familienroman von Marcello Fois auf
Sardinien gelesen was ich bald bereute
Infolge der schrecklichen Ereignisse

Der Tod von eigenen Kindern ist für
Alle Eltern schrecklich wie dies dann
Wohl geschah und beschrieben wird
War nach vorher Idylle albtraumhaft

Nichts was ich vor dem Einschlafen
Wie überhaupt gerne lesen wollte 
Doch ist Fois eher lapidar nüchterne
Beschreibung auch heilsam dabei

Es ging einfach weiter und bald
Wurde noch eine Tochter geboren
Mercede weigerte sich wie es doch
Erwartet wurde zum Friedhof zu gehen

Michele Angelo erlitt dagegen eher
Einen emotionalen Zusammenbruch
Wurde aber von seinem Stiefvater
Dafür liebevoll als Sohn umarmt

Das Leben ging mit drei Kindern wie
Bald dem alt werdenden Stiefvater
Im Haus einfach weiter wie nötig
Mit Beschreibung der Entwicklung

Wie unterschiedlich die beiden
Söhne sich vom Wesen wie auch
Statur und Erscheinung entwickelten
Einer handfest der andere mehr geistig 

Auch wenn das unvorstellbar aller
Schrecklichste passiert geht es doch 
Mit gelegentlichen Freuden weiter auch
Wenn Mercede nun immer schwarz trug

Wie können wir das schlimmste was
Nur vorstellbar ist verarbeiten oder
Nie und es geht einfach weiter weil
Leben nur für die Toten endet

Vielleicht ist diese Botschaft angesichts
Des Schreckens der Welt tröstlicher als
Dabei lieber wegzusehen wenn es keine
Antworten mehr gibt geht es halt weiter


Nach der ländlichen Insel mit ihrem
Schrecken ging es mit Franz Hessel 
Als ein Flaneur in Berlin heute zum
Landwehrkanal in seiner Schönheit

Manches was der Flaneur hier sehr
Liebevoll beschreibt gibt es noch
Anderes wich großen Straßen doch 
Zauberhafte Ecken blieben genug

Etwa im Tiergarten oder in Kreuzberg 
Auch das Stück bis zur Mündung in 
Die Spree in Charlottenburg ist noch
Auf einer Seite bezaubernd schön

Bei der Beschreibung der Schleuse
Nahe dem Zoo gedenkt Hessel auch
Rosa Luxemburg ohne sie zu nennen
Auch seinen früheren Erinnerungen noch

Wie sie es als Kinder liebten dort den
Schiffen beim Schleusen zuzusehen
Wo zauberhaft die Uferwege waren
An welche die Gärten dort stießen 

Seine ersten Trauerweiden sah er
An der Verbreiterung in Kreuzberg
Unter einer picknicken ich einmal
Ganz verzaubert mit einer Liebsten

Bin den Kanal auch schon soweit
Es möglich ist in ganzer Länge
Entlang gewandert und bis heute
Ist die Atmosphäre dort wunderbar

Es ist ein eigenes Leben um den
Künstlichen Fluss entstanden an
Dessen Ufer sich Liebende wie
Auch sonstige gern vergnügen

Einmal hatte ich auch ein Date
Dort auf einer Bank und wir plauderten 
In wundervoller Atmosphäre sehr nett
Mehr passierte dann aber nicht

Der Beginn des Kanals im eher
Industriellen Hafen ist dann der
Gegensatz zu seinem Verlauf doch 
Auch am Ende steht ein Kraftwerk


Wenn schon in Berlin unterwegs
Ging es gleich weiter mit Friedrich Luft
Über die Berliner Luft aus der geliebten
Anderen Bibliothek heute eher frech

Seine Rede zu der er auf eine Tagung
Des Verbandes der Verleger wie
Buchhändler als Autor eingeladen wurde 
Machte den Gegensatz sehr deutlich

Wie sie im ständigen Kampf um Prozente
Als Gewinn ihrer Tätigkeit stehen wie sich
Autoren immer betrogen fühlen um die
Früchte ihrer kreativen Arbeit dabei

Die Verleger und Buchhändler eben nur
Händler seien die ihren Gewinn mit ihnen
Den dabei meist ausgebeuteten Autoren
Machen wollten ohne alle Kunst dabei

So lässt Luft als Festredner eine harte
Tirade gegen seine dort Gegner los
Die alle nur ihrem Interesse folgten 
Dem Gewinn ihres Unternehmens 

Allerdings gäbe es unter diesen auch
Eine positive Ausnahme die er aber
Nicht benennen werde damit sich 
Jeder gemeint fühlen könne der wolle

Diese kleine Wendung im letzten Absatz
Der provokativen Rede die Verleger
Als Gegner der Autoren klar anklagt 
Schafft ein versöhnliches Ende

Stimme Luft in dieser Rede voll zu
Verleger verfolgen andere Interessen
Als Autoren und Buchhändler verkaufen
Wobei erfolgreich ist wer anders tut

Diese sich gern intellektuell wie auch
Hochkulturell gebende Branche die
Mit Büchern Geschäfte macht will 
Autoren mehr vermarkten als lesen

Da dies aber die leider notwendigen 
Bedingungen des Marktes sind auf dem
Alle etwas verdienen wollen ist es
Müßig darüber lange zu klagen

Verleger die mich gut verkaufen
Finde ich hervorragend solange
Wie ich daran gut verdiene wie
Schrecklich wo sie mich verkaufen

Es sich leisten zu können nur für
Die Kunst zu leben wäre traumhaft
Aber vermutlich weniger produktiv
Dazwischen passiert manchmal Kunst


Weiter ging es in dem Berlin Buch
Von Ernst Dronke wieder aus der
Anderen Bibliothek nur von 1846
Beschreibt es das soziale Leben

Sehr einfühlsam werden dort die
Verhältnisse der Grisetten die in
Betrieben oder Zuhause für ihren
Lebensunterhalt arbeiten müssen

Beschrieben einmal hinsichtlich
Ihrer immer sehr sauberen kleinen
Stuben wie auch hinsichtlich der
Verhältnisse die sie mit Männern

Nahezu alle wechselnd eingehen
Wie manche Männer sie ausbeuteten
Sich von den gutwilligen Damen
Noch gerne aushalten ließen 

Andere die früher Grisetten sogar
Nach Abschluss ihres Studiums 
Denn es waren häufig Studenten
Heirateten weil diese so gut waren

Über deren auch charakterliche
Verdienste lässt sich Dronke sehr
Eingehend aus wie was sie alles
Für ihre Verhältnisse noch taten 

Diese Beschreibung der sozialen
Verhältnisse wie der mögliche
Aufstieg aus ihnen macht die
Lektüre des Bandes so spannend

Auch wenn manches eher von
Vorurteilen geprägt scheint was 
Die liebevolle Gutherzigkeit anging
Ist es gut die Partei der Frauen

Deren Verhältnisse offiziell eher als
Unmoralisch galten zu ergreifen so
Hält Dronke deren Verhalten oft für
Moralischer als in vielen Ehen 

Damit wird die Position dieser freien
Wie selbständigen Frauen gestärkt
Gegen den sonst moralischen Kodex
Der die Ehe und sonst Keuschheit forderte

Ihnen zuzugestehen aus ihrem Wesen
Wie praktischer Übung später auch
Gute bürgerliche Ehefrauen zu werden
Adelt diese Grisetten quasi noch

Damit bezieht Dronke klar Stellung
Zugunsten der Grisetten und ihren
Eigentlich unmoralischen Verhältnissen
Was 1846 geradezu revolutionär war

Dies zeigt auch wie lohnend die Lektüre
Dieses Buches ist das dabei sehr fein
Beobachtet den Hintergrund auch der
Romane Fontanes verstehen lässt

Der einfühlsame Blick in die Zeit auch
Wenn er gelegentlich parteiisch wird 
Ist auf jeden Fall lohnend und zeigt
Soziale Hintergründe sehr aufmerksam

Dies auch in der Beschreibung der
Versuche anderer sehr junger Damen
Sich einen deutlich älteren Finanzier
Zu suchen an den sie vermittelt werden

Sie nutzten ihre Schönheit wie ihre
Fähigkeiten die ihnen nur kurze Zeit
Blieben zu etwas Vermögen zu kommen 
Schreibt Dronke sehr einfühlsam

Enthält sich damit jeder Wertung dieser
Form halb legaler Prostituion macht aber
Deutlich was diesen oft bevorsteht wie 
Sie missbrauchte Opfer der Polizei werden

Darin liegt eine relativ deutliche Anklage
Gegen den preußischen Staat wie die
Berliner Polizei die so nur Opfer fordere
Wenige überlebten es danach lange

Die Prostituion nicht zu verbieten
Sondern lieber Frauen zu schützen
Die diesen Beruf wählen wird noch
Bis in unsere Tage weiter diskutiert

Denke auch eine Anerkennung des
Berufes wie Sozialversicherung wäre 
Für viele Frauen besser als Verbote
Aber dies bleibt heiß umstritten 

Ob die Ehe als einzig anerkannte Form
Der Prostituion die weitere Diskriminierung
Rechtfertigt scheint dagegen eher fraglich 
Mehr Freiheit statt Strafrecht täte allen gut

Die Lektüre der Berlin Bandes der
Tiefe Einblicke in das Leben gibt
Ist auch daher bis heute lohnend
Für alle Leserinnen zu empfehlen 

jens tuengerthal 15.3.25

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