Ostwestliches
Ostwestlich steht mein Diwan
Im alten Osten Berlins der hier
Nahe dem Westen schon lag
Dennoch leberwurstgrau lange
Eingemauerter Garten blieb
Hinter dem die Welt endete
Zumindest ganz offiziell war
Die westliche Insel im Osten
Noch eingemauert bis 1989
Scheinbar alle Mauern fielen
Auch wenn es nur die aus Stein
Waren während die in den Köpfen
Bis heute ungerührt weiter stehen
In Berlin wo viele aus dem Osten
Ankommen um sich eine neue
Heimat in Freiheit aufzubauen
Wovon sie in Russland noch immer
Ohne Hoffnung nur träumen was
Manchen Polen anders fremd ist
Auch wenn sie zur Union gehören
Sich mit Ungarn zum östlichen Rand
Eher zählen der rechte real sind
Was sein wird wenn Russland ohne
Den ewigen Putin nach Westen rückt
Wie Alexander und Katharina es schon
Vergebens einst träumten wie versuchten
Bleibt offen das ostwestliche Berlin war
Auch Heimat manch russischer Dichter
Die dem Terror dort zu allen Zeiten
Lieber entflohen nehmen wir Katharina
Die anhaltinische Holsteinerin mal aus
Der Friedrichs Bruder Heinrich näher
War als viele angeheiratete Romanows
Beginnt der Osten in Berlin oder schon
An der ehemaligen Zonengrenze dem
Besatzungspolitischen Zufallsprodukt
Der ökonomisch lohnenden Abgrenzung
Die ein ewiges Jammertal auch düngte
Das bis heute radikale Blüten treibt die
Scheinen lassen Neufünfland läge mehr
Im dem Westen ferneren Osten als in der
Alten Partnerin Bundesrepublik die einst
Als gute Bonner Tante begann Demokratie
Nachhaltig im Land zu etablieren während
Östlich unaufgearbeitete Parteidiktatur blieb
Die in Moskaus Sinne gelenkt wurde sich
Darum im Sinne der östlichen Sekte des
Guru Marx entfaltete die bis heute noch
Verwirrte Anhänger in der Freiheit findet
Wo Berlin und wohin die Bewohner des
Alten Ostens nun gehören und wann sie
Im Westen mit seinen Werten ankommen
Streiten bis heute einige zumal Berlin
Noch manche orientalische Inseln hat
Die verschiedenste Kulturen vermengt
Während sie im östlich gelegenen Teil
Des alten Westens eher integriert sind
In eine bunte multikulturelle Welt die
Sich nichts böses will leben dafür in
Anderen Teilen orientalische Riten fort
Die westliche Kultur eher befremden
Von Beschneidung bis Kopftuch was
Von befremdlich bis strafbar reicht aber
Dennoch alles zu Berlin gehört was ich
Von mir als vor 20 Jahren Zugereister
Noch lange nicht behaupten würde
Der als Westler im westlichsten Teil
Des alten Ostens wohnt und so auch
Zwischen den Welten von denen noch
Keine dauerhaft Heimat wurde aber so
Lässt sich im Zwischenraum gut leben
Was vielleicht wichtiger ist als all die
Bekenntnisse zur Einheit dies es nie
Gibt solange es keine gemeinsame
Bürgerliche Kultur gibt die aber hier
Ohnehin eher lange in der westlichen
Vorstadt angesiedelt war als im widen
Osten wo mehr Arbeiter als Geld war
Was heute dennoch vielen als schick
Weil irgendwie urban gilt was ich lieber
Ein weites Feld mit Fontane nenne
So leben wir ostwestlich in zwei Welten
Die sich weniger vermengen als schlicht
Nebeneinander existieren auch wenn
Bezirksgrenzen anderes vorgaukeln wie
Der alte Prenzlauer Berg durch einen
Schwabenstreich der Pankower Genossen
Namentlich zu Pankow wurde auch wenn
Diese östliche Vorstadt nichts mit dem
Leben der Großstadt bis heute zu tun hat
Manche dennoch tief befriedigte weil sich
Pankow nicht mehr nur auf Sonderzüge
Oder alten Bolle beschränkt auch wenn
Schon der Name die slawischen Wurzeln
Nicht verleugnen kann die dem Berg über
Der am Spreeufer gelegenen Mitte eher
Fremd blieben auch wenn in der Eiszeit
Einst östliche Muränen noch das Land
Formten aber das war weit vor dem was
Christlich als Menschengedenken gilt
Lebe im Osten der mir vertraut wurde
Mit dem ich aber immer noch fremdel
Liege auf dem westöstlichen Diwan
Schaue nach Osten auf eine Mauer
Die als ich einzog noch bunt war
Heute in trister Schlichtheit blieb
Zur Schonung des Putzes vorgeblich
Fragte mich wer ob ich im Osten
Heimat fand oder Westler blieb
Wüsste ich kaum eine Antwort
Sowohl als auch und zugleich nie
Ändert sich vieles und bin ich doch
Nirgendwo zuhause als bei meinen
Büchern egal wo sie nun stehen
Wo immer die Freiheit bleibt wird
Eine Heimat sich finden die doch
Vielen so fremd noch erscheint
Gefangen in geteilter Gewohnheit
jens tuengerthal 10.6.21
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