Donnerstag, 8. April 2021

Warumwelt


Warumwelt

Das Alter des Warum ist prägend für
Den späteren Geist und seine Wege
Weil es zwischen Neugier und Langeweile
In der Betrachtung des Lebens entscheidet
Wissen zu wollen ist ein Instinkt nach der
Menschlichen Natur die alles ergründen
Will was für jede alte Ordnung gefährlich
Und so bringen wir die Kinder in die
Schule wo der Instinkt kuriert dafür
Anpassung gelehrt und die Neugier durch
Gut organisierte Langeweile ersetzt wird
Wie es Paul Valery so treffend in seiner
Wissenschaft vom Menschen als Teil
Seiner Cahiers beschreibt nur warum
Die Schule so ist frage ich mich seit
Dort auch meine Neugier vertrieben
Wie es anders sein könnte damit
Lehrer und Schüler dort mit Freude
Lernten statt geprüften Stoff zu büffeln
Um irgendwie durchzukommen wie
In der Arbeitswelt anzukommen die
Den großen Stumpfsinn noch verstetigt
Wer nicht dafür gemacht ist wird vom
System gern an den Rand gedrängt
Gilt als unangepasst darum asozial
Kann ein langes Lied davon singen
Auch wenn ich mich heute noch frage
Warum ich meinte Jura studieren zu
Wollen also die Ordnung des Systems
Was meiner Natur so widerstrebte aber
Anpassung an familiäre Traditionen
Die als Erwartung mir erschienen wie
Beschränkter Mut ließen es völlig
Unausweichlich mir erscheinen dem
Zu folgen was ich verachtete weil es
So ganz meinem Denken widersprach
Was in der Lektüre von Thomas Mann
Bereits alles gefunden hatte was es
Im Leben sein konnte und wollte
Eine lächelnd ironische Betrachtung
Der umgebenden bürgerlichen Welt
Doch brauchte es noch Jahrzehnte
Um zu merken was ich wirklich bin
Ein Bürger mit literarischer Neigung
Obwohl eine Schule die Talente mehr
Förderte statt Anpassung zu fordern
Dies schnell entdeckt hätte stattdessen
Quälte ich mich zu lange angepasst
Aber widerständig und war mir fern
Lernte mich zu langweilen wie am
Ende wie gefordert zu funktionieren
Im System weiterzumachen statt 
Längst den eigenen Weg zu gehen
Der Kern der mich dabei trieb war
Auch das Warum wenn auch ganz
Anders als bei meinem Vater der
Zeitlebens ein Naturforscher blieb
Wollte ich das Warum des Geistes
Wie was diesen antreibt ergründen
Die Welt geistig literarisch begreifen
Um dort meine Flügel zu entfalten
Fühlte mich Mann Goethe wie Kant
Eher verwandt ohne sie zu begreifen
Warum ich Jura statt Medizin wie
Der Vater einst zu studieren begann
Brauchte viele Jahre bis ich es mir
Eingestand und zu leben wagte
Ohne zu wissen was es wird
Ist es zumindest ein Vergnügen
Dem ich voller Lust folge dabei
Jedenfalls mit Epikur ganz einig
Mehr ist Mensch nicht erreichbar
Alles übrige dagegen egal denke ich
Dieses Denken und Betrachten der Welt
In Verse zu packen wie leben um
Davon zu erzählen ist Aufgabe genug
So bin ich wieder in der Warumwelt
Angekommen die mir entspricht
Kind geblieben und glücklich
Was könnte je mehr sein

jens tuengerthal 8.4.21

Liebesleben


Liebesleben

Habe immer für die Liebe gelebt
Jetzt lebe ich für mich was sich
Erstmal seltsam anfühlt aber
Jeden Tag mehr Zeit lässt
Das zu tun was ich will
Leichter wäre das wenn ich
Diesbezüglich sicher wäre
Lesen und Schreiben halt
Aber ich gewöhne mich
Langsam daran es so
Wie es ist zu genießen
Das Liebesleben liegt nun
Hinter mir mein Leben vor mir
Was der Liebe wegen schon
Fast hinter mir lag bevor ich
Es für mich genossen weil
Die Definition von Glück nun
Nur noch an mir hängt statt
An den Launen einer anderen
Wird es wesentlich entspannter
Mit dem was ist zufrieden zu sein
Gelassenheit übe ich täglich
Nichts lohnt mehr der Aufregung
Alles wird schon irgendwie
Nach fünfzig Jahren tu ich 
Endlich was ich will ohne
Einer gefallen zu wollen
Habe viel von Freiheit geredet
Bevor ich begriff was es heißt
Für sich alleine glücklich zu sein
Seine Welt auf sich zu stellen
Wie Max Stirner es im Einzigen
So treffend scharf formulierte
Habe alles und brauche nichts
Denke ich zufrieden mit der Welt
Hatte schon alles irgendwie
Immer wieder mich verbogen
Frauen zu gewinnen welch
Leichtsinnige Verwirrung als ob
Je der Berg zum Propheten kam
Möge kommen wer will und es
So mit mir genießen kann bei
Tee und Büchern vorm Kamin
Der unecht ist wie so vieles
Aber sich gut anfühlt was genügt
Glücklich für sich zu sein und so
Wurde mein Liebesleben autark
Genug zu lesen für den Rest
Hab ich schon lange es gilt
Noli me tangere

jens tuengerthal 7.4.21

Mittwoch, 7. April 2021

Näherungsweise


Näherungsweise

Das größte Vergnügen ist das Nahen des
Vergnügens schrieb Paul Valery in seinen
Cahiers die ich gestern vorstellte über die
Nun immer wieder ein Gedanke verfolgt
Werden soll um sich Valery zu nähern
Wenn die bloße Annäherung schon das
Größte Vergnügen ist fragt sich was vom
Höhepunkt als Gipfel bleibt ob dieser
Überschätzt nur durch den Weg zu ihm
Bedeutung erhält wie ob unser Denken
Was sich auf Ziele und Erfolge richtet
An unserem Wesen vorbei geht nur
Gewohnheit offenbart wie es uns aus
Dem Spruch Vorfreude sei die schönste
Freude auch bekannt ist was aber die
Gleiche Frage stellt warum wir dennoch
Das Ziel für wertvoller halten als den Weg
Ob was bei Sex und Liebe gilt auch als
Maßstab einer Ethik für überall taugte
Wenn also zu Ende gedacht das größte
Vergnügen schon vorbei ist wenn was
Uns kommend so vergnügt fragt sich
Welchen Wert das Ding an sich hat
Um unser Vergnügen zu mehren ob
Es darauf ankommt oder Valery irrt
Die Befriedigung nach dem Vergnügen
Viel wertvoller ist als die Vorfreude
Der Satz Vorfreude sei das schönste
Nur von ewig unbefriedigten stammt
Die keine Entspannung danach kennen
Weil diese ihnen psychisch oder physisch
Unmöglich ist denke ich aber auch an
Den Moment kurz davor der wahrhaft
Wunderbar ewig dauern könnte warum
Das Kamasutra auch fintenreich seine
Verzögerung immer betrieb aber trotz
Des Vergnügens am kurz davor beim
Kleinen Tod finde ich die Ruhe wie
Entspannung danach noch schöner
Wenn nicht nur der Trieb uns reitet
Aber im Interesse des Marktes wie
Des Fortbestandes der Gier ist die
Ruhige Zufriedenheit weniger zu
Wünschen im Gegenteil denn wer
Wirklich befriedigt ist braucht nichts
Sonst zum vollkommenen Glück mehr
Was aber sehr wenige Menschen je
Erfahren warum der Kult um die
Ersatzbefriedigungen so hoch stieg
Seien es Reisen Schmuck Unterhaltung
Wie die Mode überhaupt als kleine Form
Kontinuierlicher Beschäftigungstherapie
Deren Schauen ihre Jünger voll Vorfreude
Entgegen sehen was vermutlich auch
Das größte Vergnügen daran ist denn
Bis ein Stück beim Kunden ankommt
Ist es meist schon Schnee von gestern
Der nur teuer bezahlt wurde um so
Den Handel im Schwung zu halten
Was unsere erste Pflicht als Konsument
Wohl ist der sicher zustimmt dass es
Das größte Vergnügen ist sich auf die
Neue Mode oder das neue Telefon zu
Freuen weil was wir haben dann nur
Täglich mehr an Wert verliert sich
Möglichst verbraucht bis neues kommt
Hätte gern ein Telefon was ewig hält
Zumindest länger als ich lebe wie
Kleidung die zuverlässig und stabil ist
Mag die entspannte Stimmung nach
Dem Sex mehr als das aufgeregte davor
Und falle so durch alle Konsummuster
Weil ich ganz ohne Yoga viel lieber
Befriedigt als gespannt noch bin
Widerspreche Valery darum heute
Nicht Vorfreude ist am schönsten
Sondern satte Zufriedenheit ohne Gier
Aber vielleicht musste ich fünfzig werden
So gelassen bleiben zu können weil
Nichts der Aufregung mehr wert ist
Und ich lieber gelassen genieße
Was schon war und also ist aber
Wer das Gefühl hat noch etwas
Zu verpassen hetzt sich lieber
Durch den kurzen Rest Leben
Bleibt damit ein guter Kunde
Voll ständiger Vorfreude über
Den ich befriedigt lächle

jens tuengerthal 7.4.21

Eisdünn


Eisdünn

Konflikte machen deutlich
Auf wie dünnem Eis die oft
Für felsenfest gehaltenen
Institutionen der Gesellschaft
Ruhen wie schnell Krieg kommt
Wenn alle die Maske fallen lassen
Familien vereinen oft gegensätzliche
Standpunkte unter dem Deckmantel
Der Liebe also einem nur Gefühl was
Wie all diese Anwandlungen ganz
Natürlichen Schwankungen ausgesetzt
So bauen wir die Paläste der Heimat
Auf meist unsicherem Grund der
Wie alles Eis schön scheint aber
In der Sonne schnell brüchig wird
Ob es darum besser ist auch
Familien auf feste Verträge mit
Gerechtigkeit zu gründen statt
Nur Gefühlen zu vertrauen die
Schnell wechseln können wie
Jeder es irgendwann erfährt
Wenn ewige Liebe verfliegt
Kein Eispalast übersteht den Sommer
In den wechselwarmen Gebieten
Die Flamme der Leidenschaft lässt
Sicher geglaubtes dahinschmelzen
Wie das dünne Eis zu sichern ist
Auf dem das Haus Familie steht
Wird die große Frage der Zukunft
Was ist uns die Sicherung wert
Wo müssen wir uns durchsetzen
Können wir manches ignorieren
Thomas und Heinrich Mann wobei
Der bedeutendere zuerst genannt
Entzweiten sich im 1. Weltkrieg
Über Thomas Betrachtungen eines
Unpolitischen mit denen er sich für
Einen deutschen Sonderweg aussprach
Manches heute seltsam scheinendes
Vom deutschen Wesen darin fabulierte
Was den Geist konservativer Revolution
Trug die sich später so unselig noch
Verbündete um im Dritten Reich das
Gute Deutschland untergehen zu lassen
Es dauerte danach 5 Jahre bis sie sich
Am Sterbebett der Mutter versöhnten
Wenn auch der Autor des Untertan
Wie jener der Buddenbrooks geistig
In verschiedenen Welten lebten die
Nur zufällig Brüder zu sein scheinen
Was der eine liebevoll ironisch als
Erster Bürger betrachtet verspottet
Der andere voller Grobheit die ihre
Herkunft völlig verleugnen will weil
Der ältere eine Schauspielerin als
Gattin wählt während der jüngere
In beste jüdische Familie einheiratet
Unterscheidet sich auch ihr Lebensstil
Später völlig und das Eis der wieder
Versöhnung scheint zeitlebens dünn
Wie in so vielen auch viel weniger
Legendären Familien ganz normal
Die beiden fochten immer wieder
Auch literarisch ihre Konkurrenz aus
Natürlich meinte Thomas Heinrich
Als er Thomas Buddenbrook seinen
Bruder Christian in die Schranken
Mit deutlichen Worten weisen lässt
Und auch aus meiner Familie sind
Die alten Konflikte bekannt blieben
Die Linien der Konfrontation auch
Nach dem Tod der Väter die nicht
Erst unter Hitler uneins wurden weil
Der eine zum Mitläufer der von meinem
Großvater verachteten Nazi-Proleten
Wurde um am Kriegsende schnell
Wieder zur Kirche zu wenden und so
Ist auch zwischen Geschwistern aller
Generationen wie unter Verwandten
Verschiedener Grade das Eis oft dünner
Als es der dicke Saft des Blutes scheint
Was schneller trennt als verbindet
Warum wer aufs Eis geht immer ein
Auge an Land haben sollte

jens tuengerthal 7.4.21

Freiheitsliebe


Freiheitsliebe

Freiheit will beflügeln
Liebe will besitzen um
Zu bewahren was geliebt
Wer die Freiheit liebt will
Alles tun um frei zu bleiben
Also Freiheit für sich behalten
Um so mehr wer meint für die
Freiheit kämpfen zu müssen
Desto ferner ist dieser ihr
Wer Kinder liebt soll ihnen
Flügel und Wurzeln geben
Sagten kluge Menschen
Wurzeln binden am Boden
Flügel lassen uns abheben
Beides zugleich zerreißt uns
Von allem etwas macht uns
Zu vollständigen Menschen
Ob das weil unvereinbar
Nach aller Logik bleibt
Die Frage des Lebens
Zwischen Freiheit und Liebe
Mal überwiegt das eine
Dann mehr das andere
Dazwischen tanzen wir
Miteinander bis zum Tod

jens tuengerthal 7.4.21

Liebeswertschöpfung


Liebeswertschöpfung

Wie liebenswert mach die Liebe
Das Leben der Liebenden doch
Auf die Inflation der Liebe folgt
Die Reduktion auf den Kern
Was bleibt und reicht weiter
Als ein bloßes Strohfeuer
Wo ist eine echte Verbindung
Möglich und was verhallt im
Immer Lärm der Umgebung
Der nichts von Wert noch
Hinterlässt nur Quantität
Kontinuierlich weiter erhöht
Dabei Inhalte ignoriert
Was schafft Verbindlichkeit
Interessiert solche noch wen
Welche war je mehr wert
Als netten Sex oder die
Erwartbare Konvention
Fragte ich mich und so
Blieb von viel wenig übrig
Ob überhaupt etwas sei
Der Höflichkeit halber
Lieber offen gelassen
Am Ende bleibt immer
Weniger als erwartet
Sich zu konzentrieren
Wird zeigen was bleibt
Außer mehr Zeit zu lesen
Denke ich gelangweilt vom
Immer gleichen Theater
Kein Grund zu gehen
Kein Grund zu bleiben
Scheint Liebe überschätzt
Über das Ende der Liebe
Philosophieren manche schon
Falscher Ansatz denk ich
Was nie da war endet nicht
Aber vielleicht hören wir auf
Uns Illusionen zu machen
Genießen was bleibt
Wäre wohl genug

jens tuengerthal 7.4.21

Valéryeskenwiese


Valéryeskenwiese

Wieviel Macht habe ich über mein Denken
Fragt Paul Valley in seinen Cahiers den
Erst nach seinem Tod veröffentlichten
Heften voller Gedanken die 2011 noch
Bei Eichborm in der Anderen Bibliothek
Veröffentlicht wurden unter dem Titel
Ich grase meine Gehirnwiese ab was
Eine wunderbare Reise in die Welt
Des Dichters zulässt der auch ein
Bedeutender Philosoph in seinem
Denken über das Denken wurde
Wie Adorno und Benjamin dabei
Übereinstimmend meinten obwohl
Valéry anders als Gide in der Affäre
Dreyfuss den nationalen Standpunkt
Auf Seiten der Antisemiten vertrat
Der bis heute bedeutende Dichter
Schuf in diesen Schulheften eine
Eigene philosophische Welt die
Zwischen Montaignes Essays und
Den Aphorismen von Lichtenberg
Oder Davila neue Gedanken mit
Wenigen Sätzen eröffnen wie sie
Ihm morgens um fünf aufgestanden
Als erstes kamen um notiert zu werden
Freue mich sehr darauf dem Dichter
In seine philosophische Welt zu folgen
Mit ihm in Gedanken zu reisen die
Der später Freund Rilkes welcher
Im Jahr der Reichsgründung 1871
Geboren und also der Erniedrigung
Frankreichs in Versailles was sich
Wie alles Unrecht 1918 rächte mit
Wenig Größe die erst nach 1945
Die europäische Union brachte
Doch vom biographischen zurück
Zum anfänglich zitierten Gedanken
Der eine Frage der Freiheit stellt
Sind die Gedanken wirklich frei
Wie es die 48er noch sangen
Im Aufstand gegen die Fürsten
Oder sind sie der Macht meiner
Gedanken unterworfen die damit
Den Strom meiner Gedanken
Wieder einschränken aber so
Ausdruck meiner Willensfreiheit sind
Was ist originär von mir gedacht
Wo werde ich zum Denken gebracht
Wäre es gut Allmacht zu haben über
Die eigenen Gedanken zumindest
Oder wäre dieser Versuch schon
Aufgrund natürlicher horizontaler
Beschränkung zum Scheitern verurteilt
Machte in vermeintlicher Allmacht nur
Die real existierende Ohnmacht deutlich
Es öffnet sich hinter einem Satz ein
Universum von Hintergedanken die
Jeder einen eigenen Kosmos öffnen
Was offenbart wie beflügelnd doch
Die Beschäftigung mit den Cahiers ist
Freue mich auf diese Reise in eine
Neue geistig grenzenlose Welt
Welch Glück ist eine Bibliothek

jens tuengerthal 6.4.21

Dienstag, 6. April 2021

Aprilintensiv

Aprilintensiv

Der April macht was er will
Nicht nur des Reimes wegen
Sondern noch viel mehr weil
Hier die Jahreszeiten wechseln
Zwischen fast sommerlich warm
Kommt es zu Schneeschauern
Die winterlich weiß alles färben
Was die dann wieder Sonne so
Rasend schnell wieder wegtaut
Als wäre nie etwas gewesen
Bin eben eine Runde um den
Helmholtzplatz und hatte alles
Nach Schnee zu Beginn kam
Fast herbstlicher Sturm in Böen
Der zarte Blüten des Frühlings
Schnell wieder verwehte wie
Kurzen Regen brachte um die
Runde vor meinem Haus im
Schönsten Sonnenschein zu
Beenden der sommerlich wärmte
Finde die Intensität des Wechsels
Großartig weil sie alles in sich hat
Bei Menschen die sich so verhalten
Nennen wir es schnell bipolar weil
Die Intensität des Wechsels nicht
In das Korsett des Durchschnitts passt
Wir immer gerne Schubladen haben
Habe das zwei intensive Jahre erlebt
Es war großartig und schrecklich
Zugleich und kaum unterscheidbar
Die Stoiker suchten eher möglichst
Gelassenheit während die Epikuräer
Auch intensive Leidenschaften gut
In ihre Haltung integrieren konnten
Weil auch sie sehr menschlich ist
Eine vermessene und normierte
Gesellschaft kann damit nicht leben
Sie versucht alle an den Durchschnitt
Anzupassen und wie wahnsinnig solche
Täglichen Schwankungen machen
Durfte ich infolge erfahren dennoch
Würde ich nicht mehr krank nennen
Was einfach intensiv ist wie auch
Der April der in einer Runde um den
Heimatlichen Platz alles packte was
An Jahreszeiten sein kann wie die
Jugendliche Liebste in jeden Tag
Mehr Emotion packte als andere
Im ganzen Leben erfahren was
Zugegeben mich etwas überforderte
Aber eben eine Aprilliebe war für
Die du nie richtig angezogen bist
So etwas kurz vor 50 zu erleben
Gibt Erinnerung für ein Leben was
Nun gerne gelassen zwischen Büchern
Ohne steten Wechsel verlaufen darf
Dafür genieße ich den intensiven April
Bei einer Runde um den Platz und
Denk dabei daran wie ich dies Wetter
Einmal emotional erleben durfte aber
Es in Normen gefangen nicht genoss
Habe keine Ahnung wohin sich die
Aprilliebe verlor und will es auch
Lieber nicht wissen um gelassen
Leben zu können denn aufregenden
Wechsel der Stimmung gibt das Wetter
Vor meiner Tür im April genug
Das muss ich auch nie retten
Schau es an und freu mich daran
Lebe mit meinen Büchern zufrieden
Was könnte mehr sein denk ich
Und weiß es doch genau
Wer einmal wie April liebte
Lernt die Grenzen des Lebens
Kennen die wir besser meiden
Was du nie wieder so willst
Wirst du immer vermissen
Vielleicht froh noch lebend
Irgendwie rausgekommen
Zu sein bleibt manches
Immer wechselhaft

jens tuengerthal 6.4.21

Bücherheimatgefühl


Bücherheimatgefühl

Neulich fragte mich jemand ob ich
Ostern in die Heimat fahre was mich
Etwas verwirrte zugegeben denn
Zuhause bin ich in meiner Bibliothek
Sie ist meine eigentliche Heimat
Natürlich fuhr ich nirgendwo hin
Während der Pandemie solange
Es nicht unabwendbar nötig ist
Blieb auf dem Diwan vor den Billys
In meiner Bücherheimat wo sich
So herrlich entspannt lesen lässt
Der Geist in Bücherwelten schwebt
Zumindest die Reste die Corona
Nach dem Lockdown übrig ließ
Es gibt noch das Haus meiner
Eltern im Südwesten des Landes
Wo guter Wein wächst und die
Familie im übrigen lebt doch
Heimat ist mir da schon eher
Die Geburtsstadt Bremen wo ich
Nur das erste Jahr verbrachte
Die ich persönlich kaum kenne
Da ich möglichst nie reise
Selten vermutlich sehen werde
Aber es fühlt sich so an als ob
Norddeutschland Heimat wäre
Ist ja eh nur so ein Gefühl
Heimat diese Beziehung von
Mensch und Raum die durch
Den Ort definiert wird in den
Wir hineingeboren wurden was
Zu Norddeutschland passte
Aber auch zur Bibliothek
Die mich in gleichen Regalen
An wechselnden Orten umgab
Erst die der Eltern wie Großeltern
Bei beiden irgendwie in Kirsche
Dann irgendwann die eigene
Die mit durch Deutschland zogen
In schwarz und weiß
So wurde die Umgebung von
Büchern zum Kontinuum mir
Das gerade in Berlin steht
Egal wo und egal was war blieb
Diese die stehende Größe auch
Wachsend noch ein gutes Gefühl
Von Herbst in der ich lesend wuchs
Mehr als eine schöne Bibliothek
Wollte ich nie mein eigen nennen
Garten Haus Auto alles nur Ballast
Der unnötig vom Lesen abhält
Aber diese Sammlung Altpapier
Zwischen Pappe eingebunden
Macht mich vollkommen glücklich
Tröstete mich bei Liebeskummer
Machte den Lockdown erträglich
Lässt mich zuhause fühlen dort
Manche spüren die Ruhe des Ortes
Die Bücher um den Diwan schenken
Andere sehen zuerst den Staub
Wollen gerne etwas verändern
Sind viel lieber gleich unterwegs
Sie mögen sich verflüchtigen
Es bleibt nur wer lesend Ruhe findet
Der Rest verfliegt im Nichts wieder
Nur wer die Heimat teilt und liebt
Kann dauerhaft glücklich werden
Miteinander wie überhaupt
Egal wo die Bücher stehen
Wurde mir langsam klar
Wer anderes sucht soll
Weiterziehen ich bleibe
Zwischen den Büchern
Der schönsten Heimat
Komme was wolle

jens tuengerthal 5.5.21

Montag, 5. April 2021

Coronakonflikte


Coronakonflikte

Wie gehe ich mit Konflikten um
Die Corona in der Familie bringt
Fragte ich mich bisher theoretisch
Als es plötzlich über Ostern ausbrach
Weil ein Teil alleine gegen alle Regeln
Das sonst übliche Treffen veranstaltete
Auf das die anderen verzichtet hatten
Um niemanden zu gefährden was keiner
In diesen Zeiten ausschließen kann
Was ich wiederum öffentlich verurteilte
Dieser Konflikt hat einerseits zu einer
Positiven Solidarisierung der nächsten
Familie geführt andererseits aber auch
Spannungen und Aggressionen gezeigt
Die deutlich machen auf welch dünnem
Eis das Haus der Familie stets steht
Was auch an mich die Frage stellte
Wo sind die Grenzen des Erträglichen
Darf ein solcher Konflikt ausgetragen
Werden oder sollte da lieber nur still
Geschluckt werden um die Familie
Zusammenzuhalten und was wäre
Wert was dann davon übrig bliebe
Habe noch keine eindeutige Antwort
Vielleicht ist es klüger eine Eskalation
Zu vermeiden und sich solange lieber
Aus dem Weg zu gehen was ich nun
Lieber versuchen werde allerdings
Ist es auch nur eine Aufschiebung
Da sich bestehende Konflikte nicht
Klären lassen muss ich für mich
Entscheiden was mir wichtiger ist
Der Frieden in der Familie oder
Die moralische Integrität meiner
Haltung die innere Konsequenz
Im Sinne der Logik verlangt oder
Gelassenheit die über manches
Hinwegsieht um ungestört zu leben
Habe mich in der moralischen Frage
Angesichts drohender Eskalation
Für eine Verschiebung entschieden
Weil manches nicht klärbar ist aber
An dem Gefühl wenn sich ein Teil
Der Familie insgeheim trifft auch
Wenn alle denkbaren Regeln der
Pandemie beachtet wurden wird
Sich nichts ändern weil es von
Dem anderen Teil als eine Art
Von Vertrauensbruch empfunden
Werden muss bei dem diesen
Gesagt wird was für euch gilt
Gilt für uns nicht was so ist
Als würdest du heimlich ein Fest
Feiern von dem du allen sagst
Es findet leider nicht statt aber
Dann mit anderen gefeiert wird
Was ein Vertrauensbruch ist
Über den moralischen Verstoß
Gegen Corona-Regeln könnte ich
Vermutlich leicht hinweg lächeln
Das heimliche Fest kombiniert mit
Dem Regelbruch während wir uns
Bemühen diese noch einzuhalten
Machte die Angelegenheit schwierig
Fand es wichtig und richtig dabei
Der Empörung Ausdruck zu geben
Aber bin nicht sicher wie es sich
Langfristig friedlich auflösen lässt
Auch darum habe ich verschoben
Weil es keine einfache Lösung gibt
Der anderen Seite fehlt dabei jedes
Unrechtsbewusstsein weil sie doch
Nur taten was keinem schadete
Weil sie den Verstoß gegen die
Ungeschriebenen Regeln nicht
Verstehen können und wollen
Habe für diesen Konflikt keine
Lösung parat aber vielleicht erledigt
Wie relativiert die Zeit manches
Was aktuell unlösbar scheint
Lasse mich überraschen und warte ab
Vielleicht die beste Lösung bei vielen
Konflikten die durch aussitzen noch
Besser gelöst wurden als im Kampf
Der Worte weil jeder Krieg nur die
Zahl der Opfer erhöht und so
Werde ich nun abwarten
Gelassenheit üben
Schadet niemand

jens tuengerthal 5.4.21

Märchenliebe


Märchenliebe

Las gestern orientalische Märchen
Von unsterblicher Liebe die sogar
Den vermeintlichen Tod in vielen
Verschlungenen Abenteuern noch
Überwand um sich am Ende doch
Glücklich zu finden weil die Liebe
Stärker als alles stets blieb was
Wie die Realität uns lehrte nur
Ein Märchen im Alltag ist das
Einen lesend gut unterhielt bis
Erwacht nichts davon blieb als
Erinnerung an das Morgenland
In dem Kalif Harun al Rashid
Herrschte der mit Karl dem Großen
Korrespondierte dem er noch
Einen Elefanten wie eine Wasseruhr
Sandte aber auch Juden wie Christen
Zwang Zeichen an ihrer Kleidung
Zu tragen wie es die Nazis taten
Im Märchen aber um Großzügigkeit
Konkurriert mit einem Superreichen
Der statt heute Aktienpaketen noch
Einen verborgenen Schatz hat der
Niemals enden wollte was ihm
Ermöglichte die großzügigsten
Geschenke zu machen die sogar
Den Kalifen von Bagdad arm wie
Bedürftig erscheinen lassen was
Zum vermeintlich tragischen aber
Dann doch seligen Ende führte weil
Im Märchen alles gut endet während
Welche Wirklichkeit auch immer uns
Gerne das Gegenteil offenbart was
Irgendwann erkennen lässt dass
Keine Liebe unsterblich ist auch
Wenn manches Leben darob endete
Dennoch glaube ich zu gerne an
Die Märchenliebe aus 1001 Nacht
Wie sie meine Großeltern vorlebten
Auch wenn der Großvater zumindest
Eine Liaison mit seiner Sekretärin hatte
Was die gelebte Liebe zeitlebens aber
Nie in ihrem Glück beeinträchtigte
Weil die Großmutter es erst nach dem
Tod ihres Märchenprinzengatten erfuhr
Was vielleicht auch ganz gut so war
Um miteinander glücklich zu sein
Denn wie wirklich ist die Wirklichkeit
Je in der wir von der Märchenliebe
Träumen weil es so schön ist was
Völlig in Ordnung ist um auch die
Harten Zeiten zu überstehen die
In der Liebe Alltag unweigerlich
Irgendwann kommen weil wir nur
Menschen mit Fehlern eben sind
Sich in solch harten Zeiten einfach
Anlächeln um sich an den Traum
Von der Märchenliebe zu erinnern
Kann besser tun als aller Pragmatismus
Der in anderen Momenten so nötig
So ist am Ende die Märchenliebe
Ein Instrument es miteinander gut
Auszuhalten was schön genug ist
Sich weiter daran noch zu freuen

jens tuengerthal 5.4.21

Sonntag, 4. April 2021

Genussfreude


Genussfreude

Die Freude am Genuss ist wohl
Das größte Glück des Lebens
Selig wer sich dem hingibt ohne
Zweifeln zu müssen um einfach
Den Augenblick zu genießen den
Welche Gunst auch immer uns
Dann beschert denn auch wenn
Es mir fern liegt höhere Wesen
Dafür verantwortlich zu machen
Ist Dankbarkeit für das Glück
Welches ich für unverdient halte
Die beste Voraussetzung es zu
Erhalten bescheiden zu bleiben
Wie damit großzügig glücklich
Es also bedingungslos auch
Teilen zu können was wohl
Der Gipfel der Zufriedenheit
Als Höhepunkt sein dürfte
Denk ich und warte einfach
Was kommt um zu bleiben
Um ganz zu genießen
Was ist

jens tuengerthal 4.4.21

Osterfreiheit


Osterfreiheit

Das Osterfest an dem die Christen
Die Auferstehung ihres Gründers
Feiern vereint verschiedene Teile
Religiöser und heidnischer Riten
Im von der je Sekte beanspruchten
Geistigen Raum für die Juden ist es
Der Abschluss der Pessachwoche
Mit der dem Auszug aus der da
Ägyptischen Sklaverei gedacht wird
Die heutige rituelle Form erhielt es
Wohl erst im babylonischen Exil
Auch hier spielen wie so oft in der
Jüdischen Kultur kultische mit den
Sozialen Traditionen zusammen
Das ungesäuerte Brot stammt aus
Der Tradition der Ackerwirtschaft
Da hier das noch ungesäuerte Mehl
Der Winterernte vor der nächsten Saat
Verwendet wurde während der Ritus
Des Bestreichens der Türrahmen mit
Blut wohl aus der Mystik noch der
Wüstenvölker stammt und alleine der
Vertreibung böser Geister dienen sollte
Aber als traditioneller Aberglaube
Der nicht zu besiegen war einfach
In die monotheistische Tradition mit
Integriert wurde wie es die Christen
Mit der Wintersonnenwende machten
Die sie dann Weihnachten nannten
Der Gedanke von Glück und Freiheit
Nach der Befreiung aus der Sklaverei
Passt auch gut zum Frühlingsfest was
Hier nach der älteren Tradition der
Naturkulte gefeiert wurde warum die
Christen es auch bei ihrem Zug gen
Norden gut verkaufen konnten sogar
Wenn die alte Geschichte von der
Auferstehung noch abstruser ist als
Die vom Blut am Türrahmen geht es
In beiden um die Befreiung auch
Von der Angst vor dem Tod welche
Die Unterwerfung unter den einen
Gott begründen sollte und damit
Um die Urangst des Menschen
Welche die Christen noch dazu
In das Gewand ewiger Seligkeit
Steckten die das irdische Leben
Nur als Übergang zum erwarteten
Unendlichen Glück im Paradies
Sieht und damit auch mit dem eher
Unseligen Mythos von Adam und Eva
Spielt den die Juden in Babylonien
Erst als Gegenentwurf zum wesentlich
Sinnlicheren Gilgamesch Epos erfanden
Die Schöpfungsgeschichte ist also
Wesentlich jünger als Pesach aber
Auch da ging es um Befreiung wie
Den großen Zusammenhalt auch
Über die reale Situation hinaus
Wozu die perfekte Welt des dann
Versprochenen Paradies zu Hilfe
Genommen wurde wie es später
Bei der jüdischen Sekte Christentum
Die Auferstehung nach dem Tod
Zum ewigen Glück als Belohnung
Für ein Leben voller Leiden wurde
Denn wer real nichts zu bieten hat
Muss zumindest alles versprechen
Was das Christentum zu einer mit
Herrschaft sehr kompatiblen Sekte
Machte währen die hedonistischen
Epikuräer die auf das Leben schauten
Als gefährlich galten weil sie logisch
Kritisches Denken wecken konnten
Es um Lust in der Gegenwart ging
So feiern wir immer noch ein altes
Frühlingsfest und jede Sekte hat sich
Der Natur auf ihre Art bedient um
Ihre Anhänger im Zaum zu halten
Ostern so ohne allen Hokuspokus
Als Wiederkehr des Lebens in der
Natur zu feiern was es einst war
Gibt viel Freiheit das Leben als
Teil der Natur lustvoll zu genießen
Was mehr sollten wir wollen

jens tuengerthal 4.4.21

Bücherliebe


Bücherliebe

Liebe geht bei mir durch Bücher
Während andere am Magen als
Schlüssel zum Glück hängen
Sind es bei mir Bücher nur
Wen ich wirklich liebe dem
Schenke ich gute Bücher
Wertvoll wird mir nur wer
Diese Liebe zu den Büchern
Teilen kann denke ich und
Bin gespannt was die Natur
Als nächstes entscheidet
Der Umgang mit und die
Liebe zu Büchern sind der
Schlüssel zu meinem Herz
Denk ich ätzend kitschig
Diese Erkenntnis ließ mich
Verstehen warum ich mancher
Völlig verfiel während andere
Nie berühren konnten so nah
Wir uns körperlich auch kamen
Für die Qualität des Sex ist es
Egal was jemand liest wobei
Dummheit in allem anödet
Für die Tiefe des Gefühls
Sind geistige Welten der
Entscheidende Faktor der
Etwas auslöst oder nicht
Die aber sind bei mir zuerst
Von Büchern bewohnt wo
Dort das Echo ausbleibt
Wird es nie mehr als Sex
Der technisch gut oder schlecht
Da echolos bedeutungslos bleibt
So entbehrlich wie Drogen nur
Ein wenig süchtig machen kann
Diese Erkenntnis tut gut und ist
Schön weil sie deutlich macht
Wo die Freiheit beginnt und was
Sie mir rauben könnte wer mir
Gefährlich werden könnte im
Tief berührenden Gefühl das
Über geteilte Bücherliebe eine
Grenzenlose Welt mit mir hat
In der ich verletzlich offen liebe
Warum ich nie wieder Bücher
Handeln oder verkaufen möchte
Denn zuviel Gefühl schadet
Dem nötigen Geschäftssinn
Es ist also kein Gewinn von
Dieser Liebe zu erwarten
Aber da Bücher treu sind
Wo gut gebunden ihre Leser
Lange überleben geht es
Bei einer Bibliothek um die
Gründung einer Familie
So betrachtet habe ich nun
Alles erreicht und kann genießen
Was kommt und bleibt
Einmal nur wollte ich verwirrt
Mit einer die Bibliothek teilen
Sprach von unserer Bibliothek
Dabei waren ihre einzig guten
Bücher jene die ich ihr schenkte
Doch so sehr es mich verwirrte
Gewann ich an Ausgaben doch
Nach Ende der Verwirrung dazu
Was dem Bücherliebhaber genügt
Irgendwie glücklich zu bleiben
Früher trotzdem heute anstatt
Weil Erfahrung lehrt dass Bücher
Länger lieben als alle

jens tuengerthal 4.4.21