Donnerstag, 16. Mai 2019

Regenflaneur

Im immer wieder schauerlichen Regen
Gestern durch Berlin gewandert um
Schöne Kunst zu finden und ihr einen
Angemessenen Rahmen zu geben

Um das Kunstwerk und den Künstler
Der Berlin für vier nun Monate besucht
Nur 125 Jahre nach seinen Tod geht es
Aber auch um größere Zusammenhänge

Für die Straße in Paris Regenwetter ging
Edouard Manets im Wintergarten in die USA
Ein Austausch von nahezu symbolischer
Schönheit als Spiegel verlorener Liebe

Gustave Caillebotte der 1848 geborene
Sohn aus guter wohlhabender Familie war
Die seltene Kombination von Künstler und
Mäzen der Impressionisten in einem

Das Liebespaar im Wintergarten das sich
Andeutungsweise nur berührt geht gen
Westen wofür das flanierende Paar im
Regen über den Sommer herkommt

Als meine just verlorene Liebste erstmals
Nach Berlin zu mir kam und mit mir dort
Die Museen besuchte verliebte sie sich
In dieses Bild das sie als Poster erwarb

Es wanderte dann mit ihr gen Süden
Zog mit der Liebsten bei mir ein und
Verschwand mit ihr wieder im Nichts
Dafür ist Caillebotte nun gekommen

Das bürgerliche Genie unter den
Impressionisten erinnert in vielem
An den Berliner Liebermann der
Auch aus bester Familie kam

Im ersten Haus am Platze lebte
Liebermann in Berlin ähnlich gut
Caillebotte in Paris und beide um
Die Mitte des Jahrhunderts geboren

Die Familie die Uniformen reich hatte
Werden lassen besaß ein Landgut
Auf dem Caillebotte später gern malte
Wie Liebermann in der Villa am Wannsee

Doch jenseits aller Parallelen die sich
Vernünftig betrachtet verbieten damit
Jeder Künstler als Individuum auch
Gewürdigt werden kann bleibt etwas

Die bürgerlichen Künstler sind mir nah
Wie Manns Buddenbrooks mit Heimat
Von der ersten Seite an waren als wäre
Es die Geschichte meiner Familie auch

Bürgerlichkeit in der Kunst hat häufig
Eine Sonderrolle gegenüber den sonst
Genies die aus dem Nichts kamen
Müssen sich Bürger dies erkämpfen

Sie kämpfen nach Innen als Bürger
Gegen Künstlerdasein was ihnen weniger
Wert scheint als ehrenhafte Bürgerlichkeit
Die Generationen vorher schon schufen

Außen sind sie als wohlgeborene eher
Verlacht denn die Aufsteiger und Genies
Weil sie es gewohnt sind ihre Madeleines
Noch in den Fünf Uhr Tee nebenbei zu tunken

Ob mir beide darum gerade so nahe sind
Weil ich als bürgerlicher Versager mich
Gerne als Künstler zumindest bewährte
Wohlwissend beides immer auch zu sein

Bürgerlichkeit ist mehr als eine Haltung
Es ist ein Teil deines Wesens zutiefst
Mit dem du aufwächst und leben musst
Was du im besten Fall für dich nutzt

Spüre in jenem Spaziergang im Regen
Von Caillebotte ein vollkommenes Bild
Der Bürgerlichkeit in jenem Flaneur
Der gerade bedauert Ehemann zu sein

Er erzählt eine zutiefst bürgerliche Geschichte
Mit einem Paar im Regen in den Straßen von
Paris was mehr als zufällig heraussticht hier
Aus der sonst graubraunen übrigen Menge

Nicht farblich da gehen sie harmonisch auf
In der Menge der flanierenden Bürger die
Korrekt gekleidet auf jeden Fall wirken doch
Vielmehr in Haltung und Blick dafür

Sie hängt inniglich an seinem Arm schaut
Ihn mit verschleiertem Blick von unten an
Er schaut mit klaren blauen Augen lieber
Irgendwohin zu wem wissen wir nicht

Er locker den Mantel geöffnet während sie
Der Mode entsprechend ins Mieder eher
Noch geschnürt zumindest deutlich tailliert
So eingebunden wie angehängt auch ist

Ein soziales Rollenspiel fein beobachtet
Während seine Größe noch gewinnt durch
Die Lockerheit hält sie sich an diesen wie
An ihm als Halt ihres Aufstiegs wohl fest

Wir wissen nichts über das Paar unter dem
Schirm im Regen von Paris aber wir sehen
Sehr viel von ihm in diesem Moment schon
Der eine Impression beflügelt schweben lässt

Hält sie ihn fest oder eher sich an ihm noch
In der Hoffnung auf mehr vielleicht oder nur
Um nicht nässer zu werden als nötig ist es
Doch sichtbar kein verliebtes flanieren mehr

Er hat keine Augen mehr für sie bemerkten
Vermutlich empörte Frauen die so wenig
Wissen wie ich was seinen Blick ablenkt
Uns aber eine Welt der Gedanken öffnet

Nun ist meine Frau schon verschwunden
Bevor der Frühling kam und mit ihr das
Poster von Manets Im Wintergarten dafür
Zogen Pariser Straßen im Regen hier ein

Blickte ich zu lange in die falsche Richtung
Wie sie mich gerne und täglich beinahe
Verdächtigte oder gibt es keine Erklärung
Für unsichere Gedanken junger Damen

Die einen suchen Halt und berühren sich
Im Wintergarten kaum aber schaffen so
Mehr Erotik als das spürbare Anhängsel
Im Regen von Paris das alleine bleibt

So zieht zarte Berliner Erotik zeitweise
Gen Westen und erhält dafür die geniale
Darstellung bürgerlicher Suche mit der
Ein Meistererzähler sich offenbarte

Wanderte vom Museum nach Lichtenberg
Durch den Volkspark Friedrichshain wie
Über den entbürgerlichten Alexanderplatz
Dem Ausdruck des Berliner Grauens

Die DDR zerstörte systematisch alles was
An eine bürgerliche Kultur noch erinnerte
Um die Diktatur der Proleten als alternativlos
Den Eingemauerten erscheinen zu lassen

Ob sie das jemals erreichte oder nur ein
Dunkles Kapitel deutscher Geschichte bleibt
Mag dahinstehen zumindest ist dieses
So bürgerliche Bild im Osten zu Besuch

Wilde Winde und Regen erwischten mich dort
Während es nach Osten hin sonniger wieder war
Kam auch im Prenzlauer Berg auf dem Rückweg
Der Schirm fordernde Regensturm wieder zurück

Die Liebste und ihr Bild blieben verschwunden
Spurlos im Nichts ihrer Wortlosigkeit versunken
Bleibt mehr Raum für Phantasie als Vernunft
Nach einer Wanderung durch den Regen

Spuren der verlorenen Liebe sind überall
Tauchen besonders gern unerwartet auf
Wenn sie mit nichts wieder erschüttern
Als gäbe es wirklich die große Liebe

Hat der Flaneur auf dem Bild Caillebottes
Seine große Liebe am Arm oder nur eine
Eben angetraute manchmal eher lästige
Mit hoffnungsvollem Blick längst woanders

Oder war sie einst genauso angeschaut
Worden von ihm als noch unbekannt wie
Fest verschnürt und unnahbar verlor nur
Jetzt für den aufgeknöpften alle Reize

Manch großes Gefühl verliert sich im
Nichts der Vielfalt leicht wieder was
Gute Gründe gibt an seiner Größe
Grundsätzlich einmal zu zweifeln

Andere kommen um zu bleiben auch
Wenn wir mal in die andere Richtung
Schauen ohne eine böse Absicht denn
Was wäre überhaupt grundsätzlich böse

Wir wissen nicht was dieser Spaziergang
Im Regen uns über die Liebe verrät oder
Die wirklichen Gefühle der beiden Bürger
Aber wir ahnen vieles in Zwischentönen

Der Regenflaneur hebt den Blick um
Zu sehen was um ihn geschieht ohne
Sich um die sichere Dame an seinem Arm
Weiter zu sorgen womit Tragödien beginnen

jens tuengerthal 16.05.2019

Verzweiflungskunst

Völlig am Leben zu verzweifeln
Nichts Schönes mehr zu sehen
Eröffnet den Weg erst zur Kunst
Die Grenzen überschreiten lehrt

Was wüsste ich von der Liebe
Hätte ich nicht an ihr gelitten
Ohne noch eine Hoffnung ohne
Weiter leben zu können allein

Wer alles nur positiv sieht wie
Ein strahlendes Instagram-Profil
Auf dem kein Makel erkennbar ist
Bleibt oberflächliche Inszenierung

Die nette immer positive Seite aber
Verkennt wesentliche Elemente völlig
Welche erst ganze Größe offenbaren
Wird wertlos weil sie nichts überwindet

Sich in hilfloser Schwäche zu kennen
Verzweifelt um die Liebe bettelnd zeigt
Die Größe eines Gefühls viel mehr als
Glückliche Liebesschwüre es  können

Mit Ablenkung aus dem Tal zu finden
Ist lächerlich leicht und offenbart nichts
Als wie klein das Gefühl wohl nur war
Während Leid erst echte Größe zeigt

Manches mal schon verzweifelt wohl
Geglaubt nicht mehr ohne zu können
Kannte ich diese Seite der Liebe schon
Hätte lieber weiter auf sie verzichtet

Doch statt mich wie üblich abzulenken
Bin ich das Tal der Verzweiflung allein
Durchwandert gegen alle Vernunft die
Schon lange sagte es kann nicht gehen

Nun um die Erfahrung meiner Schwäche
Die ihr Leben ganz an eine Liebe hängte
Reicher kann ich meine Stärke erkennen
Um ohne mit mir glücklicher zu sein

Theoretisch zumindest kann ich es wohl
Praktisch bleibt es noch ein bloßer Traum
Doch sich ihn vorstellen zu können ist
Viel mehr als im Nichts je denkbar schien

So gesehen ist die Verzweiflung eine Kunst
Die auszuhalten zu lernen erst stark macht
Weil sie die Angst vor der Einsamkeit somit
Überwand und genug bei sich auch findet

Was sich leichter noch schreibt als es ist
Zeigt mir die Schönheit der Gipfel wieder
Im hellsten Licht was wiederum dabei hilft
Zur inneren Balance andauernd zu finden

Was ist daran nun hohe Lebenskunst
Oder mehr als irgendein Psycho-Ratgeber
Der allerwelts Weisheiten verbreitet die
Scheinbare Wahrheiten verlogen verkünden

Habe keine Antwort und suche keine mehr
Trauer und Verzweiflung sind für mich nicht
Lösbar oder leicht zu verdrängen weil das
Der Größe des Gefühl nicht gerecht würde

Leide also bewusst um die Liebe zu würdigen
Die mir groß und wertvoll war aber erkenne
So beginnt die Lebenskunst verzweifelt ohne
Irgendeine Hoffnung und also völlig frei

Die Freiheit die im endlosen Raum des Nichts
Steckt was ich nicht verstehe und lösen kann
Aber dennoch überlebe wieder zu erkennen
Ist der Anfang aller Kunst als ein Können

Ohne die Verzweiflung ganz auszuleben
Hätte ich mich wie gewohnt nur abgelenkt
Was die Liebe vernünftig relativiert hätte
Aber mich nicht hätte befreien können

Will ich mich aus dieser Unmündigkeit
In die verzweifelte Liebe mich stürzte
Die ich real in ihr noch mehr empfand
Wieder befreien muss ich sie erkennen

An der täglich wieder Grenze des Nichts
Was unvorstellbar und nicht auszuhalten
Scheint weiter zu gehen zeigt was bleibt
Wo ich stehe und was ich mir wert bin

Im Nichts aber ist nichts mehr vorhanden
Gibt es keine Grenzen und Regeln mehr
Der Raum ist leer wie eine weiße Leinwand
Kann aus bewusstem Nichts gefüllt werden

Die Größe dieser Freiheit zu haben um
Nicht in irgendwelchen Kompromissen
Einfach weiter zu leben macht glücklich
Und was mehr könnte Lebenskunst je

Dankbar schon fast für dies tiefe Tal
In dem langsam wieder Gipfel sichtbar
Hat die Philosophie mich gerettet statt
In gewohnte Muster nur zu verfallen

Auch ein Werther floh einfach nur vor
Der Größe der Verzweiflung statt sich
Ihr zu stellen um seine Kraft darin erst
Wieder zu finden lenkte er sich tödlich ab

Darin glich der Sturm und Drang auch
Der Romantik mit überschätztem Selbst
Was sich nicht überwinden mehr kann
Um über sich hinaus zu wachsen

Pflicht und Verantwortung hielten mich
Auch als ich es noch anders wünschte
Nun schwebe ich im leeren freien Raum
Den gut zu füllen wohl Lebenskunst ist

jens tuengerthal 16.05,2019

Mittwoch, 15. Mai 2019

Lebenskunstmoderne

Gibt es kein richtiges Leben im falschen
Müssen wir durch das Unglück des Nichts
Um in heilen Welten anzukommen oder
Eine taugliche Moral je zu finden noch

Adornos Diktum galt vielen lange als
Unwiderlegbar und war doch nur die
Depressive Äußerung eines Gläubigen
Der unfreien sozialen Diktaturen noch

Die geistige Entwicklung gerade auch
Der Frankfurter Schule muss logisch
Im Schatten der Erfahrung der Diktatur
Von Krieg und Völkermord gesehen werden

Viel mehr noch aber spielte eine Rolle
Welche Rolle die Psychologie einnahm
Die mit dem Unterbewusstsein eine Welt
Schuf die auf alles Antworten nun hatte

Es wurde durch diese Lehre plötzlich
Das intime Innere nach außen gekehrt
Pathologisiert und in Schemen gepresst
Statt Lösungen wurden Probleme gesucht

Sexualität wurde thematisiert und damit
Auch problematisiert statt mehr genossen
Wie es ihrer und unserer Natur entspräche
Wurde sie bis heute zur Waffe im Kampf

Wo war neben dieser neuen Psychologie
Die sich als Analyse des Seins verstand
Dabei sogar die Metaphysik mit ergriff im
Erfundenen Unterbewusstsein noch Raum

Expressionismus wie Frankfurter Schule
Sind depressiv gläubige Antworten darauf
Wie die Philosophie mit der Moderne noch
Als neuer Glaubensform umgehen sollte

Seltsam unkritisch übernahm dabei die
Kritische Theorie die Glaubenssätze des
Marxschen Universums als Heilmittel der
Lebenskunst für eine künftig bessere Welt

Verständlich nach allen Kriegszweifeln
Hochmoralisch im Ansatz zumindest
War sie weniger Philosophie als eine
Religion der Moderne voller Dogmen

Das Moment der Freiheit ging sowohl
Der Psychologie verloren wie es für
Die umfassenden sozialen Pläne der
Frankfurter keine Rolle mehr spielte

Damit fiel die Moderne moralisch zurück
Hinter den Geist der Aufklärung und blieb
Als marxistisch geprägte Glaubensform
Nur ein weiteres Kapitel der Romantik

Die Sehnsucht nach schwarzen Messen
Mystischen Inhalten und höherer Wahrheit
In diesem nur intuitiven Hokuspokus treibt
Viele Menschen bis in die Gegenwart

Verschwörungstheorien haben großen Zulauf
Weil sie Wahrheit hinter den Dingen versprechen
So unsinnig diese real auch sein mag erfüllt sie
Scheinbar ein tiefes menschliches Bedürfnis

Warum aber die Philosophie dabei mitspielt
Sich von der klaren Reinheit der Aufklärung
Abwandte um im Trüben nur zu fischen zur
Dienerin der Ideologie wurde bleibt unklar

Psychoanalyse wie Existenzialismus geben
Ihrem Wesen nach keine Antwort sondern
Schüren Zweifel im Schatten ihrer Ideologie
Die Hilflosen dann die Richtung weisen will

Es gibt kein falsches Leben im richtigen
Weil die Existenz real ist und es allein
Auf unsere Haltung zu dieser ankommt
Um zum moralischen Korrektiv zu werden

Doch auch diese Lehre die Adorno noch
In seiner Vorlesung der minima moralia
Nachreichte war von Dogmen geprägt
Denen die Freiheit unwichtig eher war

Gleicher Geist findet sich auch in der
Anmaßenden Kritik der Aufklärung von
Horkheimer und Adorno in ihrer Schrift
Dialektik der Aufklärung immer noch

Da wird eine Ideologie und Erfahrung
Absolut gesetzt und über alles erhoben
Was Vernunft und Freiheit uns gebieten
Kants kategorische Moral relativiert

In der Behauptung die Aufklärung genüge
Den Anforderungen der Moderne wie sie
Sich im Holocaust zeigte nicht mehr ein
Zeigt sich nur ein Mangel an Reflektion

Was über den Ansatz des kantschen Imperativ
Gehen soll auch moralisch wurde nicht ersichtlich
Stattdessen werden schlichte Modelle marxistischer
Herkunft zu neuen Säulenheiligen nun erhoben

Warum die Weltrevolution nur Gutes bringt
Alles an den Eigentumsverhältnissen hängt
Der Kapitalismus eine Ideologie sei statt nur
Natur seinem Wesen nach bleibt unklar

Die Hoffnung dieses Modell könnte sich mit
Dem Ende des Kalten Krieges und dem Fall
Der Mauer endlich dogmatisch erledigt haben
Trog leider der Glaube hat viele Jünger noch

Es ist bequem die unbequemen Aufgaben
Der Aufklärung mit der Pflicht zum auch
Kritischen Mut zu verneinen um dafür auf das
Himmelreich des Kommunismus zu hoffen

Die Freiheit ist eine Chance derer sich viele
Noch lieber für bequeme Antworten entledigen
Davon leben Kirchen und Religionen immer
So auch Psychoanalyse und andere mehr

Es braucht keinen Übermenschen wie kein
Kommunistisches Paradies um unter uns
Einfach miteinander glücklich zu sein nur
Sollten wir auch nicht mehr noch erhoffen

Das Glück der Freiheit zu genießen ist Ziel
Aller Lebenskunst warum eine Ideologie
Die sie für höheres erstmal opfert immer
Von freien Menschen abzulehnen ist

Es geht dabei nicht um letzte Wahrheiten
Keine höheren Sphären werden versprochen
Einzig freier Genuss dessen was ist um so
Als freie Menschen glücklich zu sein

Was den Heilslehrern der Moderne von
Psychoanalyse bis Frankfurter Schule wenig
Erscheint mit ihrer Hoffnung auf Erlösung
Wäre mehr als genug glücklich zu leben

Mehr Suche nach persönlichem Glück statt
Antworten für die ganze Gesellschaft könnte
Diese befreit glücklicher auf Dauer machen
Als alle Heilslehren es bis jetzt erreichten

jens tuengerthal 15.5.2019

Dienstag, 14. Mai 2019

Antiromantik

Was ist gegen die Romantik zu sagen
In einer immer unromantischeren Welt
In der Maschinen einfach funktionieren
Menschen wie solche behandelt werden

Etwas mehr Gefühl und Glaube an das
Genie beflügelt doch Zeiten in denen
Immer mehr den Glauben verlieren
Ohne zu wissen wo es hingehen soll

Bevor Roboter und Künstliche Intelligenz
Die Macht übernehmen noch einmal eine
Voll emotionale Epoche durchspielen in allen
Künsten wie es die Romantiker in Europa taten

Doch ist die Übernahme der Macht durch
Von Menschen gebaute Maschinen bloß eine
Ängstliche Hypothese von Menschen denen
Meist das technische Verständnis dazu fehlt

Angst und fehlende Orientierung im Umbruch
Führten auch zur geistigen Rückwendung zum
Mittelalter jener geistig völlig dunklen Epoche
Im 19. Jahrhundert neben der Industrialisierung

Die Romantik ergriff noch alle Kunstgattungen
Was heutige Bewegungen selten noch gelingt
Warum die Schwärmer der Romantik auch auf
Offene Ohren bei vielen zarten Gemütern treffen

Diese bezog sich gern auch auf den früheren
Sturm und Drang in der Dichtung von dem sich
Aber dessen Protagonisten Goethe und Schiller
Längst weit entfernt hatten nach vielen Opfern

Der Werther eine Jugendsünde mit zu vielen
Tödlichen Folgen war für Goethe Therapie
Um abzuschließen und frei zu sein für dann
Irgendwann Weimar und den Geheimen Rat

Der spät geadelte Schiller lavierte etwas bei
Interpretation seiner Räuber zwischen mehr
Jugendsünde und politischer Haltung die er
Sich gut verheiratet nicht mehr leisten konnte

Aber das alles ist Geschichte wie das Buhlen
Der Romantiker mit Bettina Brentano der später
Arnim an der Spitze um den alten Geheimrat
Der sich zumindest die Buhlerei gefallen ließ

Warum sollte sich einem Humboldt oder Schlegel
Einer Brentano und damit Enkelin der eigenen
Jugendliebe gegenüber verschlossen einer geben
Der mehr für deutsche Aufklärung eigentlich wirkte

Verständnis habe ich für den älteren Goethe viel
Gerade nach eigener romantischer Liebe mit einer
Viel zu jungen Julia die so tragisch im Nichts endete
Wie es nur eine romantische Liebe überhaupt kann

Weil ich es verstehe und nachempfinde aber warne ich
Der romantische Geist ist einer der größten Gefahren
In einer Zeit des Umbruchs die zu gerne noch ihre
Moderne für romantische Ideen wieder verleugnet

Immer noch gibt es genug Menschen die einen
Rousseau in seiner engen Dogmatik als Helden
Der Freiheit feiern statt Diderot und Holbach was
Mehr Gefühl als Sachkenntnis nur offenbart

Nicht den Geist der Aufklärung halten wir hoch
Der uns Freiheit und Entwicklung zur Moderne
Erst ermöglichte mit all unserem Wissen was
Basis künftiger Freiheit aller Menschen ist

Lieber wird vom tiefenpsychologischen Bedürfnis
Nach höherer geistiger Bindung schwadroniert
So das sogenannte Spirituelle statt als Hokuspokus
Entlarvt noch durch Jungs Psychologie geadelt wird

Der Schleim des romantischen Geistes zog sich
Viel tiefer und weiter als vielen bewusst ist die
Meinen in östlicher Selbstfindung etwas neues
Auszuprobieren was erst die Moderne eröffnete

Zwar saßen die Romantiker vermutlich seltener
Im Yoga-Sitz beieinander und machten Kurse
In Power-Yoga um sich ihrer Pfunde zu entledigen
Aber indisch ließen sie sich zu gern beeinflussen

Alle rutschten sie mit auf diesem Schleim von
Schopenhauer bis Gustav Mahler der somit die
Wiener Moderne noch gleich anschließt im
Großen Gefühlsgedusel ohne allen Verstand

Natürlich immer mit großem Genie und etwa
Bei Mahler und Wagner auch echtem Können
Aber es ging ihnen die Vernunft völlig verloren
Wie der Bezug zu den Wurzeln der Philosophie

Nietzsche wollte diesen wiederherstellen noch
Was bei seinen wissenschaftlichen Wurzeln ja
Nahe lag und verlor sich dann doch über Macht
Wie neue Zweifel lieber im triebhaften Wahn nur

Ob den Professor für Griechisch in Zürich dabei
Die eigenen Gedanken in den Wahnsinn trieben
Oder der fehlende Mut zum kritischen Denken
Was Übermenschen erhoffen ließ bleibt unklar

Der Geist der Romantik findet sich auch in der
So gänzlich unromantisch wirkenden Idee des
Kommunismus die auch mit dem Genie spielt
Übertrug sich über diesen in die Moderne ganz

Nach der russischen Revolution prägte dieser
Immer noch romantische Geist eine Epoche
Von nur scheinbar rationalen Genies die bis
In die Gegenwart noch prägend wirkten

Endlich in der Postmoderne begann wieder
Die Diskussion über den Bedarf nach mehr
Vernunft und neuer Aufklärung als Gegenpol
Zur religiösem Wahn und sozialen Heilslehren

Warum kam noch keiner darauf vorher all die
Linken Bewegungen religiös nur zu nennen
In ihrer sektiererischen Moralität die eine
Große soziale Wahrheit allen verkündete

Wer einmal linke Diskussionen erlebte
Wird bis heute wissen wie wenig Vernunft
Aber um so mehr Ideologie hier vorherrscht
Alle Andersdenkenden in Schubladen steckt

Echte Verteidiger der Freiheit die konsequent
Dachten und sich gegen die Strömungen auch
Stellten um ihren Standpunkt zu verteidigen
Waren selten Konformität verkaufte sich besser

Zwar sollen Künstler aufmüpfig sein doch nur
Bis zu einem gewissen Grad der zugleich die
Identifikation möglichst großer Gruppen mit
Ihren netten Provokationen ermöglichte

Die dynamische Gruppenidentität als Heil
Ist auch ein Kind des romantischen Geistes
Der sich aufgeklärter Vernunft verweigerte
Wie der Nationalsozialismus wieder zeigte

Vom den Wandervögeln über den Mont Verita
Wuchsen die Bewegungen von Menschen die
Orientierung und Halt jenseits der Vernunft suchten
Miteinander zumindest auch sexuell neues probierten

Doch von Woodstock bis zur Love Parade läuft
Eine romantische Schleimspur die sich in der
Gruppenidentität der Cluburlauber auch findet
Deren Dynamik mehr von Masse als von Geist lebt

Die Negation der Vernunft in Konsequenz zeigt sich
Von Heidegger bis zu den moskaugläubigen Pariser
Existenzialisten denen Bewusstsein für Freiheit im
Schatten der Parteilichkeit völlig verloren ging

Erstaunlich ist wie sehr die Romantik und all ihre
Bewegungen infolge den Individualismus betonen
Den Einzelnen in den Mittelpunkt stellen um ihn
Nur besser in ihre Gruppe einzunorden als Objekt

Der unbestechlich freie Geist eines Kant wie der
Kritischen Denker der Aufklärung dagegen spricht
Von Pflicht und kategorischem Denken mit Vernunft
Statt von großen Gefühlen nur haltlos zu schwärmen

Nicht weiter verwunderlich galt dies eher spröde
An Kant und preußischer Pflicht als wenig attraktiv
Für all die Schwärmer mit sexuellen Träumen dazu
Die endlich zu sich als Mittelpunkt finden wollten

So hohl wie die meisten der Suchenden war
Das Ergebnis des Theaters dann auch in dem
Sich alles um Erkenntnis des Ego nur drehte
Was mehr für Lebensratgeber geistig taugte

Die Romantik beschäftigt sich gerne mit sich
Wendet den Kopf zurück ins Mittelalter um
Dabei von spiritueller Erfahrung zu raunen
Die verdecken soll wie leer es in ihr ist

Die Schwärmerei von Genies als Einzelne
Taugt wenig für eine Gesellschaft in der die
Prozesse vernünftig aufgeklärt besser zu
Organisieren wären als spontan triebhaft

Der Rechtsstaat ist ein Produkt der Aufklärung
Basis unserer Freiheit und damit kostbarste
Errungenschaft unserer Zeit und doch sehen
Immer mehr ihn als bloße tote Form noch an

Nicht würdigen können worauf Freiheit basiert
Aber sich und seine Gefühle für wichtiger halten
Als ein Funktionieren der Gemeinschaft ist der
Gefährlichste Sprengstoff der Romantik noch

Von diesem Geist nähren sich die Extremisten
An allen politischen Rändern mit ihren Heilslehren
Gegen ihn kämpft vernünftig in der Mitte noch
Die Aufklärung auf leider verlorenem Posten

Was nötig wäre um Menschen zu begeistern
Für das Glück ihrer realen Freiheit und damit
Zugleich den spirituellen Unsinn zu offenbaren
Den die Romantik mitbrachte wird wichtig sein

Wir leben in der freiesten aller Zeiten
Es geht uns so gut wie noch nie aber
Gejammert wird wie vorm Weltuntergang
Was manche Zweifel an Vernunft begründet

So gut ich Greta Thurnbergs Weg erst fand
An die Vernunft und das Klima zu mahnen
So sehr wird die Bewegung zum Kreuzzug
Der Kinder für den wahren Weg inzwischen

Auch diese Bewegung mit Heilsbringern
Hat trotz vernünftiger Ideen auch etwas
Zutiefst romantisches was Greta zur neuen
Johanna der Öko-Moderne längst machte

Ob die schwedische Heilige nun auch noch
Den Nobelpreis bekommt für was auch immer
Ist weniger wichtig als eine vernünftige Reaktion
Ohne zugleich agitatorische Verbrennung aller

Die Schülerbewegung war und ist wichtig um
Eine träge Politik ohne Verantwortung erstmal
In Bewegung zu bringen nun aber wird es die
Aufgabe der Politik sein das Problem zu lösen

Auch hier fehlt mir der vernünftige Umgang
Eine kritische Gesellschaft die sich nicht nur
Dem nächsten Hype begeistert anschließt
Sondern die Fragen nachhaltig reflektiert

Es braucht kein Genie und keinen Jesus
Der unser Klima rettet auch keine Johanna
Oder Greta sondern kollektive Verantwortung
Im Geiste des kategorischen Imperativs

Wir kennen die Regeln für ein besseres
Zusammenleben in der Zukunft aber wir
Ignorieren sie für wilde Gefühle die dann
Spontane Bewegungen in uns auslösen

Es ist auch mit Blick auf den Islam wie
Das absurde Erstarken von Religionen
In manchen Regionen der Welt Zeit für
Eine entschiedene Antiromantik heute

Nicht nur die Aufklärung verteidigen
Auch die Romantiker klar angreifen
Ihr Geschwätz zu offenbaren wie
Auf die Folgen ihrer Sicht hinweisen

Weil die Masse sich gewohnt träge
An alte Ideale hält wird es darum
Nötig sein alle untauglichen auch
Zu offenbaren und zu benennen

Natürlich mag es romantischer sein
Ohne Helm mit Wind in den Haaren
Durch die Gegend zu rasen dennoch
Hat sich die Vernunft heute durchgesetzt

Ähnlich muss es mit allen Bereichen gehen
In denen der romantische Geist noch modert
Mit seiner Schleimspur die Vernunft verkleistert
Unsere Freiheit immer wieder gefährdet

Bei all dieser überzeugten Antiromantik
Gilt es jedoch den höchsten Grundsatz
Der Aufklärung zu berücksichtigen wonach
Ein jeder sich selbst befreien muss

Wo die Masse in romantischem Wahn
Lieber spirituellen Heilslehren noch folgt
Statt kritisch zu denken wird es um den
Rechtsstaat als feste Vernunft gehen

Die Romantik ist eine Seuche die noch
Bis heute Menschen betäubt und sie
Ihre Freiheit als Bedingung des Glücks
Wie der Liebe gering schätzen lässt

Die Aufklärung wird sie nur siegreich
Bekämpfen können wenn Menschen
Wieder den Mut haben selbst zu denken
So bleibt unserer Wahlspruch sapere aude

jens tuengerthal 14.5.2019

Gleichgewichtskunst

Gefühle wie Liebe und Trauer
Sind vielen am wichtigsten bei
Der Frage was Leben ausmacht
Woher Glück oder Unglück kommen

Kann eine Philosophie der Lebenskunst
Zu Gefühlen überhaupt etwas sagen
Sind sie der Vernunft je zugänglich
Oder wenn dann schon nicht mehr

Genügt eine vernünftige Philosophie
Den ganzen Menschen zu beschreiben
Der doch viel mehr irrational stets ist
In seinen Träumen Ängsten Plänen

Philosophie kann nur ein Sollen als
Weg zu vernünftiger Zufriedenheit
Beschreiben aber nie das Wollen
Konkret bestimmen scheint es

Nur Gefühl oder nur Verstand sind
Immer im Ungleichgewicht weil beides
Erst vollständig uns macht als Mensch
Warum balancieren die Kunst wohl ist

Beim Verstand hilft uns die Philosophie
Vernünftige Wege für uns zu finden um
Zwischen Sollen und Wollen möglichst
Glücklich unser Leben zu führen noch

Kann nun die Vernunft alleine Gefühl
Beschränken oder ergänzt sie es auch
Indem sie im Gleichgewicht glücklich macht
Selbst ein dauerhafteres Gefühl auslöst

Eine Philosophie der Liebe dagegen
Scheitert an der Unvernunft ihres
Gegenstandes logisch immer aber
Ihre Gedanken helfen zu verstehen

Verständnis stärkt unsere Vernunft
Wo diese herrscht relativiert sich
Die Diktatur irrationaler Gefühle
Gegen freiheitliche Demokratie

Die Liebe wiederum kann logisch
Auf Dauer nur in Freiheit leben
Was vernünftigen Entschluss fordert
Der ihr meist vollkommen fehlt

Wer das Gefühl romantisch allein
Als ungeplante Wallung erlebt wird
Nie wirklich lieben können weil bloß
Opfer fremder Bestimmung nie frei

Die meisten Menschen aber lieben
So romantisch wie abergläubisch
Zugleich und wundern sich über
Das Scheitern dabei immer wieder

In dieser Hinsicht ähnelt der Glaube
Dem Gefühl doch sehr was sich aus
Fremder Bestimmung allein erlebt
Die der Vernunft unzugänglich bleibt

Es ist vielleicht die große Aufgabe
Der Lebenskunst Wege zu zeigen
Die von Fremdbestimmung befreit
Uns zu authentischem Gefühl führen

Was authentisch ist wenn nicht auch
Ausgeglichen in sich ruhend bleibt
Sicher eine Frage des Gefühls die
An dieser Stelle logisch offen bleibt

Glücklich zumindest macht mich mehr
Gleichgewicht mit Dominanz der Vernunft
Solange Gefühl auch schmerzhaft ist
Was ruhige Gelassenheit mir schenkt

So trägt das Verständnis der Lebenskunst
Als Philosophie zum Gleichgewicht wieder
Bei wenn zu viel Gefühl mich unfrei sein ließ
Was blind für Lebens Schönheiten machte

Ob es so gelingen kann das Gefühl
Wieder zu beherrschen um frei zu sein
Ist unklar zumindest beherrscht dieses
Nicht mehr ganz alleine mich

Ein solches mehr an Freiheit ist ein
Schritt zum philosophischen Gleichgewicht
Was als wohl höchste Lebenskunst
Das Leben immer glücklicher macht

Vielleicht geht es im Leben überhaupt
Künftig weniger um schlichte Herrschaft
Als ruhige Ausgeglichenheit miteinander
Im Gleichgewicht das alle glücklich macht

Dann wäre eine Philosophie der
Lebenskunst die Gleichgewicht schafft
Nahe am Weg zum ewigen Frieden als
Auch kantsches Ideal der Aufklärung

Gefühle wie Liebe und Hass als bloß
Unbeherrschbar zu betrachten macht
Unfrei sie dagegen in einen Rahmen
Der Vernunft zu stellen sehr zufrieden

So lasse ich der Leidenschaft auch in
Schönster Form der Liebe gern Raum
In mir und überhaupt solang sich dies
Im Gleichgewicht noch stets befindet

jens tuengerthal 14.5.2019

Lebenskunstweg

Welchen Weg weist uns die Lebenskunst
Als Philosophie im Alltag taugt sie dort
Oder wird sie dann zum nur Ratgeber
In Lebensfragen ohne Anspruch

Wanderte heute bei schönster Sonne
Vom Helmholtzplatz zur Stralau um
Dort im milden Rosa des Abends
Befreiung von der Verzweiflung zu finden

Das Vorhaben ist ganz pragmatisch
Geglückt weil die Schönheit der Natur
Vieles was uns riesig scheint relativiert
Genuss dieses Glücks kompensiert

Die Liebe etwa oder der Tod die uns
Mehr beschäftigen in unserem Alltag
Als es die beste Philosophie könnte
Sind von Gefühl statt Vernunft geprägt

Wenn das Laufen in schöner Natur hilft
Mit dem übermächtigen Gefühl besser
Klarzukommen und also glücklicher zu sein
Ist es wohl eine Form der Lebenskunst

Fraglich ob diese pragmatische Lösung
Eine philosophische noch sein kann
Oder eher auf Ratgeberniveau stets ist
Sich ein Prinzip daraus ableiten lässt

Was hilft und heilt ist erstmal gut aber
Ob es auch vernünftig ist bleibt fraglich
Bewegung verändert den Horizont stets
Kann damit zu neuen Lösungen führen

Große Gefühle sind nie vernünftig
Nur menschlich und also natürlich
Wo Freude an Schönheit der Natur
Anderes relativiert wirkt sie vernünftig

Gefühle sind trotz allem Bemühen
Der Vernunft unzugänglich und wenn
Sind sie nicht mehr groß zu nennen
Was in ihrer Natur zu liegen scheint

Wo Beschäftigung mit dem Gefühl
Keine Lösung bietet ist Ablenkung
Wie eben durch wunderbare Natur
Als Weg zurück zur Vernunft gut so

Insofern unser Wesen beide Teile
Vernunft und Gefühl immer enthält
Hilft eine Ablenkung die wieder der
Vernunft Raum gibt der Philosophie

Was nicht lösbar ist zu verdrängen
Um weniger verzweifelt neue Wege
Zur Vernunft zu finden ist zumindest
Pragmatisch eine taugliche Lösung

Das natürliche Gleichgewicht in uns
So wiederherzustellen ist ein Weg
Der zur Philosophie endlich führt
Die es also als Lebenskunst erklärt

Bis zur Böse Buben Bar gelaufen
Dort bei der Pfeife geschrieben
Was hier nun zu lesen ist schließt den
Kreis vom Wandern zur Philosophie

jens tuengerthal 13.5.2019

Montag, 13. Mai 2019

Lebensgut

Was ist gutes Leben
Wann ist es das jemals
Ist es schon an sich ein
Gut weil es eben ist

Leben ist uns das höchste Gut
Der Staat schützt es und bestraft
Taten gegen das Rechtsgut hoch
Sofern nicht nebenbei gestorben

Ist der Wert dieses Gutes damit
Vom Vorsatz des Umgangs nur
Abhängig statt an sich zu sein wie
Sogar manchen schon ungeboren

Lebensschützer aber sind eher
Reaktionäre Menschen mit der
Tendenz zur Fremdbestimmung
Was Leben wertlos schnell macht

Wirklich gut scheint uns dagegen
Ein freies Leben das selbstbestimmt
Entscheidet was ein kostbares Gut ist
Ohne es für andere wissen zu wollen

Wer hat es am Ende gut gehabt
Beim Überleben im nicht immer
Guten aber doch erträglichen Leben
Als Flaneur des zufälligen Glücks

Viele Fragen mit wenigen Antworten
Gut war vieles in meinem Leben bisher
Ob es am Ende ein Gutes war scheint
Weniger am Gut als an Haltung zu liegen

Glücklich nennt sich wer zufrieden ist
Mit dem was ist während unzufrieden
Bis zur Verzweiflung wer eben nicht
Was nicht an den Umständen liegt

Das gleiche Gut können zwei Menschen
Sogar wenn sie sich zu lieben meinen
Völlig unterschiedlich wahrnehmen weil
Die Haltung zum Leben sich unterscheidet

Möchte ich es gut gehabt haben muss ich
Was war würdigen können um mich an dem
Was ist zu freuen was manchmal praktisch
Verflucht schwieriger erscheint als alles

Genieße gerne gelassen alles was gut ist
Alleine eine ganz leichte Übung noch nur
Beim geteilten Glück wird es schwieriger
Weil es nicht mehr allein an mir hängt

All dies spricht dafür Gelassenheit unbedingt
Für sich zu suchen und nicht an die Launen
Anderer noch zu hängen wie es die Stoa lehrte
Auch Epikur nach der Lust suchend empfahl

Der Garten der Lüste des Epikur scheint ein
Guter Ort das Glück miteinander zu finden
Mit mehr Zurückhaltung als Aktion kommt es
Eher von sich aus als irgend gezwungen je

Bescheidenheit war ein hohes Gut auch
Der Epikuräer die sich lieber kleineren
Lüsten hingaben um darin das große Glück
Anhaltender Befriedigung zu finden

Übe mich täglich neu in Gelassenheit
Die von Leidenschaft gern verdrängt
Zufriedenheit mit sich alleine findet
Was in der Liebe eher theoretisch bleibt

Ob mein Leben gut war sollte ich wohl
An gelesenen Büchern mehr messen
Als an geliebten Frauen die mich noch
Häufiger unglücklich zu lange machten

Genug waren es schon nach der ersten
Drei macht den Lehrling fünf den Gesellen
Sieben hatte wohl der Meister alles jenseits
Sollte nur noch ein Schweigen wohl sein

Weiß es genau will nur glücklich sein
Dennoch hindert mich die alte Illusion
Namens Liebe immer wieder daran ein
Vernünftig glückliches Leben zu führen

Ob höchstes Lebensgut also wäre die
Ataraxia zu finden oder die große Liebe
Welche keiner Realität vernünftig standhält
Scheint mir philosophisch nicht fraglich

Als Liebhaber dagegen ist es unvorstellbar
Ohne meine große Liebe weiter zu leben
Was ich dennoch täglich erfolgreich tue
Obwohl ich es schon lang nicht mehr will

Die Vernunft sehnt sich nach Gelassenheit
Ohne hysterische Weiber die ihre Zweifel
Als Vorwurf zu gerne auf dich projizieren
Was Epikur Ataraxia nannte ohne Seele

Zwischen lebensmüde und vernünftig
Liegt manchmal nur ein Atemzug der
Das kostbare Lebensgut zu nichts machte
Was zum Glück nur nicht so einfach ist

Das hohe Gut wird uns zur Last wenn
Verzweiflung und Verlust größer sind
Als alles was noch in Aussicht steht
Was also immer logisch Unsinn bleibt

Es gibt immer ein besseres morgen
Wenn wir es so wollen und wo nicht
Endet alles von ganz alleine was
Logisch keiner Aufregung noch wert

jens tuengerthal 13.5.2019

Überlebenskunst

Himmelhoch jauchzend wie zu Tode betrübt
Überlebe ich nahe dem Abgrund Irgendwie
Nach allen Seiten schwankend doch ohne
Sichere Aussicht noch irgend dabei

Ob überleben schon Kunst genug ist
Oder nur irgendwie alternativlos noch
Weil nichts auch nur nicht mehr wäre
Wird zur existentiellen Frage dabei

Im verwaltet vermessenen Leben fällt
Heraus wer jenseits der Normen liegt
Mogelt sich nur irgendwie noch durch
Bis er vor sich noch abrechnen muss

Was wurde neben dem Überleben noch
Erreicht ist der also messbare Erfolg der
Existenz die berechenbar sein muss um
Rentenansprüche auszahlen zu können

Habe geliebt was ja bloß ein Gefühl ist
Von dem in der Abrechnung nichts bleibt
Für die Lust gelebt und Befriedigung wohl
Mehr als einer phasenweise geschenkt

All das zählt so wenig wie die Verse
Die voller Gefühl ich verschenkte an
Verlorene Geliebte die also auch kein
Messbarer Mehrwert wohl mehr sind

Versicherungstechnisch bin ich eine
Bloße Null mit nicht messbarer Leistung
Von der nichts blieb als verwehte Gefühle
Bleibe also unberechenbar ohne Mehrwert

Wo nichts messbares irgend blieb als
Die Verzweiflung am normierten Leben
Verschwindet es sich leicht im Nichts
Zu bleiben wäre dann Überlebenskunst

jens tuengerthal 13.5.2019

Lebenskunst

Was ist die hohe Lebenskunst
Erfordert sie besonders Talent
Liegt sie schon in unserer Natur
Müssen wir sie mühsam lernen

Ihr Ziel erreicht die Lebenskunst
Wo wir vollkommen glücklich leben
Doch was ist der Maßstab dafür
Gibt es überhaupt einen für alle

Kommt es um glücklich zu sein
Auf Glück an oder gerade nicht
Weil es eine Entscheidung ist
Die wir mit Haltung bestimmen

Was ich lange für mein Glück hielt
Kam völlig unerwartet über mich
Verschwand genauso auch wieder
Machte also nicht dauerhaft glücklich

Die Liebe von der ich gerade sprach
Ist vielen der Maßstab ihres Glücks
Dabei völlig irrational unberechenbar
Schenkt sie Euphorie wie Zweifel

Mäßen wir die Zeiten davon jemals
Überwöge vermutlich das Leid meist
Was große Gefühle vergessen lassen
Unfreiheit uns sogar wählen lassen

Liebe lebt vom Traum von Sicherheit
Den sie als nur Gefühl nie bieten kann
Geteilt stürzt sie uns vielmehr in große
Zweifel Abhängigkeit und Unsicherheit

Als philosophische Lebenskunst taugt
Die Liebe mit ihren vielen wohl ewig
Unverständlichen Gründen nur wenig
Es bräuchte etwas was wir verstehen

Ein gutes Leben zu führen mit Büchern
Als immer verlässlichen Liebsten wäre
Mit Sicherheit viel vernünftiger für uns
Um dauerhaft glücklich zufrieden zu sein

Dennoch streben die meisten Menschen
Eigentlich unvernünftig danach ihr Glück
In einem nur Gefühl auf Dauer zu finden
Was sie in der Ehe staatlich organisieren

Die formale Pflicht aber sich zu lieben
Schließt die Freiheit des Gefühls aus
Zerstört also die Grundlage dessen
Was die Ehe eigentlich sichern soll

Dieses völlig unvernünftige Verhalten
Als Maßstab für dauerhaftes Glück
Scheint in jeder Hinsicht untauglich
Da scheint Gefühl stärker als Vernunft

Ein Maßstab für die Lebenskunst
Müsste ein glückliches Leben uns
Auf Dauer und unabhängig ermöglichen
Was für Vernunft und Philosophie spricht

Solch einen könnte ich mir denken
Mit Büchern Philosophie und Tee
Gelegentlich einem schönen Wein
Ohne große Aufregungen dabei

Dann fehlte zwar die Leidenschaft
Aber kommt es auf die noch an
Wenn sie uns mehr leiden lässt
Als glücklich zufrieden zu leben

Die Vernunft trifft eine Entscheidung
Für dauerhaftes unabhängiges Glück
Was Zufriedenheit in sich auch findet
Doch bleibt das Gefühl ihr auch treu

Wie leicht und schnell geben wir uns
Dem Traum vom Glück in der Liebe hin
Ohne alle Sicherheit und Vernunft dabei
Was wir dort so nennen schadet eher

Will nicht mehr an Leidenschaft leiden
Entscheide mich darum für den Rückzug
Was so lange gut geht bis die Lust sich
Alle Vernunft verdrängend ausbreitet

In diesem Konflikt lebt die Menschheit
Seit sie über Lebenskunst nachdenkt
Noch suche ich eine gute Lösung aber
Erfahrung lehrt die Hoffnung ist gering

Vielleicht macht genau das dazwischen
Balancieren die hohe Lebenskunst aus
Versuche es ohne große Gefühle nun
Bin gespannt ob ich vernünftig bleibe

Weiß aber auch wenn es Dauer hat
Bin ich ohne Leidenschaft nur halb
Auch wenn die Liebe mich umbringt
Möchte ich gerne wieder ganz sein

Balanciere weiter nahe am Abgrund
Auch wenn vernünftig alles gut ist
Wird die Lebenskunst eine Übung
Ein Leben lang oder kurz zu üben

Darüber weiter nachzudenken wird
Den Weg zeigen ohne zu wissen
Wohin es am Ende gehen soll als
Möglichst glücklich zu überleben

Wenn vernünftig alles gut ist
Sollte sich dies nach der Natur
Als das Bessere wohl durchsetzen
Wäre alles einfach und logisch

Wo der richtige Weg klar erscheint
Wird sich der Rest schon fügen um
Dauerhaft glücklich zu bleiben in dem
Leben ohne Leidenschaften künftig

Beruhigend ist am Ende nur wieder
Dass Gefühl alle Beschlüsse umwirft
Wenn es ungefragt wieder auftaucht
Warum alle Pläne nur Theorie bleiben

Die Frage bleibt also weiter was nun
Lebenskunst sein kann wo wir uns
Nicht mal auf unsere Vernunft noch
Auf Dauer wirklich verlassen können

jens tuengerthal 12.5.2019

Sonntag, 12. Mai 2019

Nichtslust

Nichts unternehmen
Die große Freiheit aller
Bücherfreunde stets

Lesen und Denken
Ohne etwas zu müssen
Beschäftigt genug

Welten öffnen sich
Ihren Lesern in Büchern
Schon seitenweise

Reisen wird ersetzt
Lieber umblättern anstatt
Weitet Horizont

Wie viele Menschen
Hetzen im Freizeitstreß weiter
Schaden ohne Ruh

Voller Vorfreude
Ruhige Tage genießen
Genügt im Leben

Lustvoll auch das Nichts
Erleben lernen ist Kunst
Glücklichen Lebens

jens tuengerthal 12.5.2019

Freudengrund

Braucht Lebensfreude
Reale Gründe jemals
Oder genügt sie

Was bräuchte es mehr
Als genießen zu können
Glücklich zu bleiben

Leben ist was ist
Glück was wir daraus machen
Gründe genug mir

jens tuengerthal 12.5.2019

Sonntagssonne

Wenn Sonntags die Sonne scheint
Alle Sinne mit ihrem Licht verwöhnt
Scheint die Welt noch viel schöner
Als sie doch in Wirklichkeit ist

Was aber ist noch die Wirklichkeit
Wo alles um uns frühlingshaft strahlt
Wird ein sonniger Sonntag ganz real
Zum gelebten Glück des Augenblicks

Kann in der Sonne bald wandern um
An ihrem Untergang mich später noch
Draußen wieder zu freuen weil alles
Schön scheint wenn die Sonne scheint

Leben ist einfach immer so schön
Wie wir es vor uns liegen sehen
Dann kommt es nur darauf an
Auch zu genießen was halt ist

Vielleicht ist die Wirklichkeit ganz
Anders und schrecklich aber was
Geht es mich so zufrieden noch an
Wenn was scheint glücklich macht

Wir wissen nicht was morgen kommt
Aber wir können heute genießen als
Wäre es der allerletzte Tag für uns
Dann haben wir es stets gut gehabt

jens tuengerthal 12.5.2019

Muttermal

An die Mutter mal im Mai denken
Ist so wenig wert dass wir besser
Gleich darauf verzichteten sagte
Meine Mutter davon genervt meist

Emanzipierte Mütter machen es so
Männern noch leichter sogar solch
Überkommene Formen lächelnd zu
Ignorieren weil unemanzipiert halt

Männer werden nie Mütter werden
Bekommen keinen Muttertag jemals
Haben peinlichen Vatertag anstatt
Der im Osten bloß Herren gedenkt

Dass es keinen von uns wohl gäbe
Hätten nicht Mütter ihr Leben riskiert
Wird dabei zu gerne noch ignoriert
Am eigentlich unseren Geburtstag

Ob die Nazis ihn wie so vieles noch
Missbrauchten und bigotte Amis ihn
Einst verlogen erfanden ist mir egal
Wenn ich mich am Dasein erfreue

Bin weil meine Mutter es wagte
Die auch wollte und sich bemühte
Mir bis heute eine gute Mutter zu sein
Was aus meiner Sicht auch gelang

Darum ist mir einfach völlig egal
Warum und wie Idioten es feiern
Oder es jemals emanzipiert war
Ehre einfach mein Glück damit

Gute Eltern zu haben ist nicht
Selbstverständlich daran denken
Um es zu würdigen tut einfach gut
Auch wenn Muttertag blöd ist

jens tuengerthal 12.5.2019

Wunderglück

Manchmal passieren Wunder
Auch wenn nichts passiert ist
Weißt du es fühlt sich so an
Als könnte es wirklich so sein

Zwei träumen von der Liebe
Die sie gerade enttäuschte
Dass sie allen Glauben verloren
Dann erscheint sie plötzlich

Keiner weiß was ist oder wird
Sein kann oder auch nie aber
Manche Gegenwart bezaubert
Genug wieder weiter zu träumen

Träumen zu können ist manchmal
Glück genug für den Augenblick
Sich einfach an ihn zu verlieren
Um sich auf Morgen zu freuen

jens tuengerthal 12.5.2019

Barerotik

Nichts ahnend kam ich in die Bar
Sie saß auf einem Hocker am Tresen
Wir sahen uns für Sekunden nur an
Als ich vorbei ging streiften wir uns

War es Absicht oder bloßer Zufall
Dass sie ihren Po an mich schob
Meine Hand ihre Rundung streifte
Weil sie gar nicht anders konnte

Es waren wieder nur Sekunden
Doch schien es mir eine Ewigkeit
In der meine Finger alles fühlten
Backenweise unterm engen Rock

Heiß durchliefen mich wilde Schauer
Spürte die Lust bis in die Schwanzspitze
Während sie ihren Po hin und herbewegte
Konnte das noch Zufall sein fragte ich mich

Kaum dachte ich darüber noch nach
War es schon wieder vorbei und ich ging
Weiter in den Raucherraum als wäre
Nichts passiert setze ich mich dort hin

Spürte die Folgen meiner Lust feucht
Noch in meiner Hose als Erinnerung
An den erotischen Moment der nur
Eine Illusion gewesen sein könnte

Wie real muss die Erotik sein um
Weiter zu wirken genügt dafür nur
Die Idee in einem Kopf oder ist wenn
Sie so deutlich wirkt schon mehr da

Wusste nicht was wirklich war
Ob sie das gleiche gespürt hat
Oder der Blick nur Illusion war
Aber kam es für die Lust darauf an

Hatte alles feuchtwarm gespürt
Also war es wohl auch wirklich
Zumindest für mich grübelte ich
Da ging die Tür auf und sie kam rein

Wieder sahen wir uns gefühlt ewig an
Real waren es nur wenige Sekunden
Sie lächelte mich vertraut an dachte ich
Oder war es nur eine nichtige Begrüßung

Es passierte nichts mehr und doch
War längst mehr passiert als konnte
Die Erotik viel größer als alles auch
Wenn sie allein meine Illusion war

Als sie ging blieb sie noch stehen
Wandte sich mir zu und wollte wohl
Etwas sagen aber es kam nichts
Manchmal gibt es keine Worte mehr

jens tuengerthal 12.52019

Samstag, 11. Mai 2019

Erotick

Erotik ist bloß
Das Gefühl einer Spannung
Manchmal schon genug

Getragen von
Hoffnung auf Befriedigung
Beherrscht sie alles

Wird zum reinen Tick
Ohne alle Gefühle
Besser als keine

jens tuengerthal 11.5.2019

Kulturvergessen

Die bürgerliche Kultur lebt
Von der Erinnerung an ihre
Sitten und Gebräuche bei
Nachfolgenden Generationen

Auch Staaten haben eine Kultur der
Erinnerung mit der Zeit entwickelt
In der würdig gedacht der unkultiviert
Sich  darüber noch empört wird

Radikale an den Rändern vergessen
Gern vieles um ihren Bereich dafür
Um so intensiver noch zu erinnern
Wird die Mitte im Lärm vergessen

Deutschland hatte nach dem Krieg
Sich erstmal im Vergessen geübt
Auch um Feinde zu Partnern dann
Schneller werden zu lassen

Vergessen der Erbfeindschaft half
Die Freundschaft mit Frankreich erst
Aufbauen die Europas Herz wurde
Hat also historisch gutes bewirkt

Rechtsradikale fordern dagegen ein
Vergessen der Schuld am Holocaust
Für nachgeborene mäßig gebildete
Ossis zumindest gern lautstark auch

Dafür wollen die gleichen um so lauter
An die Opfer von Dresden erinnern
Die Alliierten zu Verbrechern machen
Was in Sachsen ja länger Politik war

Die Balance zwischen guter Erinnerung
Nötigem Vergessen und dem Mißbrauch
Des Vergessens zur Verdrängung der
Historischen Schuld scheint sehr schwer

Immer wieder stolpern Repräsentanten
Über die sich wandelnde korrekte Form
Der Erinnerung in Verantwortung während
Andere an diesen Orten gern provozieren

Wäre es da um künftige Peinlichkeiten zu
Vermeiden nicht besser zu vergessen was
Einige schon lange nicht mehr wissen oder
Ist dies Wissen als Teil unserer Identität nötig

Ob Deutschland im Schatten des Kalten Krieges
Eher zu alter Größe fand wenn auch geteilt noch
Als seiner historischen Verantwortung gemäß ist
Weniger offensichtlich wohl als lange geglaubt

Die von Churchill nach 45 ganz richtig erkannte
Notwendigkeit des Vergessens wie der Verzeihung
Um die Geschichte nicht mit neuem Versailler-Vertrag
Nur zu wiederholen ist ein Grundstein heutigen Europas

Deutschland wurde für sein deutliches mea culpa
Wieder in den Kreis der Guten aufgenommen was
Alle miteinander viele Jahre nur stärkte eine neue
Gemeinsame Identität langsam schuf im Westen

Im Osten aber fehlt diese gewachsene Identität
In der sich Verzeihung und Verantwortung auf
Preußisch bescheidene Art vorbildlich mischten
Sie verloren stattdessen die alten Ideale zuvor

Die Identität aus konstruktiver Verantwortung
Welche uns für ein mea culpa mitspielen ließ
Wuchs im Westen über 70 Jahre bis heute
Während der Osten seine Alte völlig verlor

Was auch die unsinige Hymnen-Diskussion
Um den schlechten Brecht wieder erklärt
Sie kamen eben immer noch häufig nie an
Was aber neue Lieder nicht ändern

Sollten wir gegenüber den Tätern der DDR
So großzügig vergessen auch wie wir es
Gegenüber manchen des NS-Staates taten
Woran sollen sich Bürger noch binden

Wichtiger noch scheint mir inzwischen
Das völlige Fehlen einer bürgerlichen Kultur
Die proletarische Ideale im Osten zerstörten
Außer sie überlebte in oppositionellen Nischen

Braucht es einer gewachsenen und also
Traditionellen bürgerlichen Kultur um
Aus ihr historische Verantwortung als
Chance für die Zukunft zu entwickeln

Es gibt in bürgerlichen Familien viele
Oft unausgesprochene Gewohnheiten
Die eine Kultur erst ausmachen aber
Kaum irgendwo nachzulesen noch sind

Es gab einmal den berühmten Knigge
Mit dem der Freiherr von Knigge den
Bürgern Freiheit bei Hofe ermöglichte
Höflichkeit als Chance zum Aufstieg

Heute gab es das Buch Manieren in dem
Indem ein äthiopischer Prinz und Nachfahre
Kaiser Haile Selassies uns den Spiegel als
Kulturerinnerung noch einmal wohl vorhält

Doch die Wege zur hohen Kultur die ein Land
Prägen und als Vorbild fungieren sind lang
Wie litt darunter auch etwa Angela Merkel
Über die Kohl noch biografisch lästerte

Zwar versuchte dieser die Veröffentlichung
Um der Peinlichkeit wegen zu verhindern
Doch wussten alle die beides kannten wie
Recht der oft peinliche Pfälzer hatte

Wie viele Ossis kannten in Kitas erzogen
Keine alten Tischsitten mehr wussten kaum
Wie Besteck zu halten oder sich an einer
Tafel zumindest korrekt zu benehmen wäre

Diese oft Peinlichkeit verschloss ihnen Kreise
Auch ich habe solches noch selbst erlebt bei
Liebsten aus der Mitte Deutschlands denen
Die bürgerliche Kultur innerlich fremd war

Es ging mit den Tischsitten auch ein Stück
Bürgerlicher Kultur verloren dachte ich den
Seine Mutter als Kind so oft damit nervte
Dass sie mir einfach ins Blut übergingen

Ist dieses Vergessen nun ein Gutes was
Uns freier und gleicher machen könnte
Weil es Klassenzugehörigkeit aufhebt
Oder geht uns wichtige Kultur verloren

Seltsam schauen mich junge Damen an
Wenn ich aufstehe wenn sie kommen
Oder es zumindest andeute noch oder
Ihnen Türen aufhalte und anderes mehr

Altertümliche Sitten der Verehrung einer
Dame mit denen ich noch groß wurde
Von Großmüttern auch geprägt die noch
Fast dem vorigen Jahrhundert entstammten

Können wir diese alter Kultur heute getrost
Vergessen da nun formal gleichberechtigt
Es keines Ehrenkultes mehr um die Dame
Bedarf und diese damit gestorben ist

Werde diesen Teil der Kultur weiter pflegen
Weil die Gegenwart einer Dame zu schön ist
Als dass ich der Egalität wegen darauf verzichtete
Ohne zu wissen ob ich das vergessen kann

Wie sehr ist unsere Geschichte und der Umgang
Mit ihr Teil unserer gewachsenen Identität schon
Kennzeichnet es eine Klasse oder Gruppe die
Damit ihren Zusammenhalt auch definiert

Die Erinnerung an und die Verantwortung für
Den Holocaust ist für mich Teil meiner über
Ein Leben gewachsenen bürgerlichen Identität
Sie zu vergessen schnitte ein Stück von mir ab

Diese Identität hat unser Land historisch stark
Wie im Kreis der Guten akzeptiert sein lassen
Wer sie verspielt riskiert also sehr viel auch
Wenn es wenigen klar zu sein scheint bis jetzt

Wie schaffe ich es das Ideal bürgerlicher Kultur
Mit seinen Werten wieder selbstverständlich
Für breite Schichten zu machen die sich nun
An schmuddelige Ränder noch flüchten

Was könnte überhaupt dauerhaft im Osten
Wieder eine bürgerliche Kultur wachsen lassen
Die nicht aufgesetzt oder eingepflanzt wirkt
Was ging dort alles vierzig Jahre verloren

Vergessen ist der Anfang vom Ende der Kultur
Kann aber auch der Anfang neuer schon sein
Wenn wir die alte besser vergessen sollten
Wohin es in Zukunft geht scheint noch offen

jens tuengerthal 11.5.2019

Teezeit

Teetrinken gewinnt
Zeit durch das Innehalten
Davor wie dabei

Danach haben wir
Mehr Genuss immer gehabt
Etwas bleibendes

Sich mehr Zeit nehmen
Verlängert das Leben für
Alle Genießer

jens tuengerthal 11.5.2019

Teeadel

Tee erhebt Leben
In eine edlere Form
Teeadel eben

Zeit dafür nehmen
Wirklich genießen können
Erhebung genug

Adel regiert nicht
Mehr genießt dafür mehr
Mit alter Kultur

jens tuengerthal 11.5.2019

Teeanfang

Beginne den Tag
In Ruhe mit einem Tee
Hat Genuss Vorrang

Leben genießen
Bleibt immer die höchste Kunst
Täglich zu üben

Sich Zeit zu nehmen
Dafür macht Leben schöner
Lohnt also immer

jens tuengerthal 11.5.2019

Liebessklaven

Wie leicht versklaven wir uns
Für die Liebe verkaufen wir
Unsere Freiheit aber ist es
Wirklich noch freiwillig dann

Ist die Liebe stets ein Zwang
Oder wissen wir von Trieben
Betäubt nicht mehr was wir tun
Wenn wir uns ganz verschenken

Aber was taugte die Liebe noch
Ohne Freiheit wenn wir Opfer wären
Eines Zwangs entschieden wie uns
Nicht für unsere Liebsten freiwillig

Wir wissen nur wenig darüber
Wie Hormone uns dabei treiben
Meinen unsere Wille leite uns
Aber täuschen wir uns nicht

Es gibt in der Liebe keine Gewissheit
Außer sie zu fühlen was selten nur
Sich vernünftig logisch erklären lässt
Auch wenn es einfach Natur ist

War mir meiner letzten Liebe sicher
Unsere Natur gehörte zusammen
Bis es ohne Gründe einfach endete
Was mir erst völlig unnatürlich schien

Von der Sklaverei endlich befreit
Scheint mir die Trennung vernünftig
Auch wenn die Gefühle brauchten
Der Vernunft auch folgen zu können

Alle Natur aber folgt logischen Gesetzen
Was auch bei der natürlichen Liebe dann
So sein müsste womit wir beruhigt wohl
Annehmen können es sei logisch so

Ob wir in der Natur aber frei sind
Oder Opfer können wir entscheiden
Was Grund genug für Freiheit ist
Der die Hypothese der Wahl genügt

So können wir auch in der Liebe
Annehmen frei zu sein ohne es je
Sicher zu wissen weil Gewissheit
Fehlt um wirklich lieben zu wollen

Doch ob wir noch frei sind wenn
Wir erst lieben bleibt unklar nur
Die Möglichkeit der Entscheidung
Erhält die Illusion der Freiheit

Aber lieben wir wirklich wo wir
Uns auch entscheiden können
Kaum sagt jeder Liebende da
Sicher hoffe ich für die Freiheit

Dennoch versklavte ich mich
Den Launen mancher Liebsten
Immer wieder hätte sogar mein
Leben willig für sie gegeben

Was mich dazu trieb scheint mir
Mit Abstand vernünftig betrachtet
Unerklärlich zumindest unfrei doch
Aber ich war sicher ich wollte es so

Ob dies Rätsel zwischen notwendiger
Freiheit um lieben zu können und der
Sklaverei der Gefühle je lösbar ist
Weiß ich so wenig wie Schutz davor

Eine vernünftige Beziehung mit nur
Mäßigem Gefühl wäre eine Lösung
Aber wer will so halb nur leben
Wenn er echte Leidenschaft kennt

So versklaven wir uns immer wieder
Auch wenn wir es besser wissen
Sklaverei Liebe logisch ausschließt
Unfreiheit am Ende Liebe zerstört

Vielleicht gibt es keine Lösung dafür
Nur Kompromisse mit denen wir
Die Liebe irgendwie überleben denn
Entsagung wäre gegen die Natur

Neugierig auf das Leben und die Liebe
Frage ich mich was ich wohl als nächstes
Noch überlebe und unterwerfe mich also
Willentlich dem vorhersehbaren Ablauf

Indem ich aber darüber nachdenke
Die Gedanken zu Versen forme
Werden mir die Schritte bewusst
Wächst die Illusion der Freiheit

Mit Illusionen lässt sich gut leben
Habe ich das Gefühl relativ frei
Entscheiden zu können auch
Wenn es eine Illusion sein könnte

jens tuengerthal 11.5.2019

Freitag, 10. Mai 2019

Eurostaatlich

Europa wächst zusammen
Immer mehr wird europäisch
Auch wenn Nationalisten laut
Gerade dagegen noch agitieren

Was machte den Nationalstaat aus
Dem manche hinterher nun weinen
Als Kriege führen zu können und über
Ein Gebiet und Bürger zu herrschen

Europa hat den Nationalstaat ersetzt
Der Euro hat die Finanzhoheit völlig
Relativiert die Mitglieder wurden so
Voneinander unwiderruflich abhängig

Damit wurde Europa als zunächst nur
Freihandelsraum zum Vorbild für die Welt
Die keine Grenzen und Nationen braucht
Sondern Freihandel und Wohlstand für alle

Dachte lange es fehlte Europa der Mut
Einen eigenen neuen Staat auch zu bilden
Warum die Nationen entleert übrig blieben
Was zum aktuellen Gejammer auch führte

Russland und die USA scheinen gerade
Das Gegenteil von Europa zu wollen um
Ihre nationale Staatlichkeit mit Gesten
Aus alten Welten noch immer ringend

Doch ist diese Verzögerung nur nervig
Nicht ein ernsthafter Prozess der sich
Auf ein neues Ziel richtete sondern just
Destruktiv aber langfristig völlig wertlos

Freier Handel und Wohlstand für alle sind
Der Schlüssel der Zukunft warum Europa
Einfach weiter wachsen sollte unter den
Bedingungen seines Antritts sich vergrößern

Die Werte nach Russland und Asien exportieren
Amerika immer stärker einbinden um damit über
Scheinbar bloßen Freihandel das postnationale
Zeitalter nur verwalteter Bürger zu beginnen

Den Anschein nationaler Staatlichkeit solange
Erhalten bis er sich global alleine erledigt hat
Immer größere gemeinsame Armeen bilden
Womit interne Kriege unmöglich werden

Vermutlich sind viele Menschen noch nicht
So weit zu erkennen dass sich ihr Zuhause
In der Nation mit globalen Märkten erledigt hat
Als Brücke hilft darum das europäische Modell

Dies ist in jede Region der Welt exportierbar
Erledigt bei Übernahme relativ schnell die
Herrschaft totalitärer Religionen und Sekten
Schafft stattdessen Interessengemeinschaften

Für die Aufgabe der nationalen Freiheit dürfen
Beteiligte Staaten am Wohlstand partizipieren
Bekommen größtmögliche Sicherheit geboten
Leben im weltweiten Freihandelsraum endlich

Weil Menschen Verlustängste immer haben
Sich vor dem Neuen fürchten ist der gewählte
Übergang über den Freihandel am sichersten
Die guten Seiten erst angstfrei zu genießen

Wer erst am Wohlstand partizpiert wird nicht
Wieder auf ihn verzichten wollen und können
Märkte schaffen dabei natürliche Zwänge die
Nicht mehr politisch debattiert werden müssen

Wenn sie sich erst einmal etabliert haben
Wird der Austritt nahezu unmöglich was
Großbritannien gerade noch erlebte aber
Vor allem für niemanden irgend lohnend

Dann dauert es noch einige Generationen
Bis die normative Kraft des Faktischen die
Nation nur noch zum musealen Kulturgut
Machte wie wir es gerade kennenlernen

Nationale Traditionen Sprachen Schätze
Können weiter gepflegt werden als eben
Unterhaltung und historischer Schatz doch
Der Markt erledigte einfach die Nation

Es braucht dazu keine neue Staatlichkeit
Sondern nur organisierte Formen eines
MIteinander wie sie in Europa bestehen
Das irgendwann zum globalen Raum wird

Menschen brauchen keine Grenzen oder
Staaten um gut zu leben sondern bloß eine
Lokale Identität mit der sie sich wohlfühlen
Wo sie schon immer die meiste Zeit waren

Nationalstaaten haben sich auf Dauer
Damit erledigt wir kommen endlich ins
Postnationale Zeitalter über den Handel
Ohne es ausdrücklich so zu nennen

Nehmen wir Russland auf und binden wir
Immer mehr Staaten Asien und Afrikas ein
Können wir überall Wohlstand realisieren
Schaffen Frieden und verhindern Flucht

Der ewige Friede ist kein irrealer Traum
Verrückter Spinner sondern eine ganz
Ökonomisch vernünftige Idee außer für
Die Konflikte suchende Rüstungsindustrie

Um diesen großen Industriezweig weiter
Zu beschäftigen könnte wieder ein neues
Star Wars Programm aufgelegt werden
Das die Rüstungs ins All schicken lässt

Europa ist in seiner fehlenden Staatlichkeit
Die aber de facto alles bereits ersetzt hat
Was die Nation einst ausmachte das Vorbild
Für eine friedliche gemeinsame Zukunft

Betrachten wir die aktuellen Störenfriede
Als behinderte Spätentwickler die nicht
Verstanden haben dass ihre Zeit vorbei ist
Wird es mit der Geduld wohl auch leichter

Sehen wir vom Markt her die Nationalisten
Als verlangsamte Sonderschüler müssen wir
Uns nur um Pflege und Integration sorgen
Statt Zuspätkommern Zukunft zu zu trauen

Nationale Kräfte haben keine Zukunft
Weder am Markt noch realpolitisch
Betrachten wir sie einfach als die
Zu spät gekommenen Dinosaurier

Vor ihnen könnten wir Angst haben
Sie aber auch als ausgestorbene Art
Museal belächeln und ihnen einfach
Die Kulturpflege künftig überlassen

Die Zwänge globaler Märkte wie
Unsere Präsenz dort machen alle
Alleingänge einfach lächerlich warum
Das Aufbäumen belächelt werden kann

Gerade im Osten unseres Landes wie
Europas sind diese Kräfte besonders
Stark weil ihnen diese Identität als nur
Satelliten Moskaus wohl lange fehlte

Es spielt am Markt keine spürbare Rolle
Nationale Kräfte schaden langfristig dem
Wirtschaftlichen Aufstieg immer schaden
Damit dem Wohlstand und sind ohne Zukunft

Europa war die beste Idee zur Überwindung
Des nationalen Zeitalters nun sollten wir dies
Modell weltweit exportieren um die Chancen
Der Freiheit allen Menschen anzubieten

jens tuengerthal 10.5.2019

Freiheitsverteidiger

Die Verteidiger
Der Freiheit stehen allein
In ihrer Mitte

Rechte und Linke
Beschimpfen diese lieber
Als Scheißliberal

Die Mehrheit neigt zu
Klaren Richtungen immer
Sogar im Wahnsinn

Weniger Richtung
Aber mehr Verstand täte
Vielen Ländern gut

Stattdessen jagen
Linke wie Rechte lieber
Die Liberalen

Bleibe inmitten
Lasse vorüber laufen
Was intolerant

jens tuengerthal 10.5.2019

Kapitalismusnatur

Kapitalismus
Ist einfach Natur mehr nicht
Besser in Freiheit

Überleben unter
Bedingungen der Natur
Als Philosophie

Marx und Engels erst
Erfanden den Markt als Feind
Für ihre Sekte

jens tuengerthal 10.5.2019

Lügenkonjunktur

Lügen haben wieder
Konjunktur unter Rettern
Dieser armen Welt

Linke wollen gern
Sozialer leben statt frei
Gegner sind böse

Rechte wollen Volk
Retten statt Menschenleben
Ganz ohne Vernunft

Kapitalismus
Also Freiheit ist böse
Für beide Seiten

Wer verteidigt noch
Die Freiheit gegen Dummheit
Beschränkter Geister

Solange Lügen
Konjunktur haben bleibt die
Freiheit gefährdet

jens tuengerthal 10.5.2019

Aufklärungsparadox

Aufklärung setzt auf
Vernunft als logischen Weg
Zur besseren Welt

Befreiung aus der
Selbstverschuldeten noch nicht
Mündigkeit ist es

Wer sich nicht befreit
Bleibt also immer unfrei
Wozu Aufklärung

So will sie fördern
Was sich innerlich ausschließt
Schwiege sie besser

Aufklärung ist als
Kompromiss etwas halbes
Besser als keiner

Leben wird besser
Wo wir mit dem möglichen
Glücklicher leben

jens tuengerthal 10.5.2019

Homeland

Football is coming home
Singen englische Fans gerne
Auf den Ursprung des Spiels
In England damit verweisend

Nun ist der europäische Fußball
Im Finale nicht mehr spanisch
Sondern komplett englisch was
Seine Gründe im Geld auch hat

Was passierte wohl wenn die
Europäische Union den Briten
Bei einem Austritt das Spielen
In Europa einfach untersagte

So schnell stieg die Zustimmung
Für Europa noch nie auf der Insel
Wie sie es ohne Fußball wohl täte
Unter sich fehlte der Maßstab

Manche Probleme könnte Fußball
Ohne langes Gerede an der Basis
Effektiv und vernünftig wohl lösen
May sollte es sich gut merken

jens tuengerthal 10.5.2019

Donnerstag, 9. Mai 2019

Flugscham

Für Fliegen schämen
Besser als weiter machen
Was allen schadet

Verantwortung fängt
Im einzelnen Gewissen
Erst an zu wirken

Schämen für Schäden
Ein guter Anfang heute
Macht morgen besser

jens tuengerthal 9.5.2019

Liebesmuster

Für fast alles gibt es Strickmuster
Um es für sich nach zu machen
Auch der Knigge war ein solches
Um sich bei Hofe richtig zu verhalten

Die Strickmuster passen dann die
Erfahrenen Bastler an ihre jeweiligen
Bedürfnisse an damit es überall passt
Nicht am Busen oder im Schritt spannt

Menschen sind eben etwas verschieden
Aber in vielem auch verdammt ähnlich
Wollen das gleiche um in ihrer Herde
Besonders individuell gut auszusehen

Aber wie steht es mit den Gefühlen
Laufen die auch nach immer gleichen
Mustern die uns fesseln oder befreien
Oder ist etwa die Liebe ganz individuell

Sicher spielen bei der Liebe komplexe
Faktoren eine Rolle die wir kaum alle je
Überblicken oder begreifen können bisher
Doch vieles ähnelt sich auch immer wieder

Wir leiden an den gleichen Wesen mehr
Sind mit ähnlichen besonders glücklich
Manche ziehen uns niemals an aber
Andere dafür um so schneller aus

Für manche kommt es immer überraschend
Einige sammeln nicht genug Erfahrung um
Den Vergleich ernsthaft führen zu können
Der Rest stellt erstaunliche Muster fest

Wie andere Jäger auch haben wir in der
Liebe unsere Beuteschemen wobei wir am
Verletzlichsten sind wo wir nichts verstehen
Als könnte reine Logik je Gefühle heilen

Verletzt haben mich etwa alle die Frauen
Um die ich meist erfolglos noch kämpfte
Bei denen ich den Werther nochmal gab
Was auch mehr als einmal geschah

Die einmalige große Liebe glaubte ich
Schon mindestens zehnmal zu haben
Unter bestimmten litt ich am Ende bei
Anderen verflog es sich spurlos einfach

Auch Goethe schaffte es ja dieses Glück
Intensiven Wahnsinns noch fortgeschrittenen
Regulär wohl Rentenalter mit junger Dame
Noch einmal völlig eingebildet zu erreichen

Dies obwohl er sich von seinem Werther
Nicht nur innerlich distanziert hatte als
Witwer seiner Christiane ohne Absicht
Zur Kur nur erholsam halt gefahren war

Schön ist es als Dichter so manches auch
Mit dem großen Meister nun zu teilen denn
Sogar er trug dem Mädchen seine Hand an
Während die Umgebung die Augen verdrehte

Auch im Märchenbuch Bibel findet sich etwa
Im Hohelied manches was uns erinnert wir
Sind nicht die ersten Menschen die einmalig
Diese Erfahung namens Liebe kennenlernen

Auch an der Lust und ihrem Vollzug hat sich
Seit Menschengedenken nichts groß geändert
Ob wir uns via Tinder oder in Karlsbad bei der
Kur unter Fürsten einst kennenlernten

Es wiederholt sich so vieles erstaunlich
Lese ich etwa in Borchardts Weltpuff Berlin
Stelle ich fest er übertreibt zwar seine Potenz
Ein wenig märchenhaft ansonsten alles gleich

Die höchste je gewesene Erfüllung erlebt er
Alle paar Seiten wieder als größtes Glück weil
Wir die Fähigkeit scheinbar haben auch jede
Wiederholung im Moment auszublenden

Verklärte die aktuelle Liebste zu gern immer
Wieder zu großen Liebe was das allergrößte
Risiko späteren Leidens stets brachte weil
Diese durchschnittlich nie viel länger hielt

Warum kann ich in dem Moment nicht so
Darüber nachdenken wie ich es jetzt tue
Ernüchtert und vernünftig mit ganz klarem
Auch kritischen Blick auf die Frauenmuster

Um zu gefallen und geliebt zu werden auch
Lassen wir uns wohl alle gerne einfangen
Von den Mustern und ihrer Wiederholung
Die wir dann relativ geistlos nachbeten

Sich aufeinander verlassen zu können ist
Für mich die wichtigste Motivation mich den
Eigentlich zu schlichten Mustern gerne zu
Unterwerfen als hätte ich keine Erinnerung

Dabei lehrt alle Erfahrung immer wieder wie
Wenig Verlass auf Emotionen doch stets ist
Weil wir ihre Auslöser nicht kontrollieren
Sondern uns ihnen einfach unterwerfen

Darum gibt es die Ehe als altes Institut
Den Bestand der Familie zu garantieren
Über immer wechselnde Launen hinweg
Was gesellschaftlich vernünftig scheint

Die Ehe hat also mit der Liebe nichts zu tun
Sie sichert nur formal den Bestand einer
Beziehung die auf Liebe fußen kann aber
Keinesfalls muss wie Erfahrung uns zeigt

Es ist erstaunlich wie schematisch wir
Menschen auf bestimmte Muster dabei
Reagieren statt vernünftig kritisch einfach
Die Dinge mit Abstand mal zu betrachten

Für den Abstand fehlt uns in all diesen
Emotionalen Fragen meist die Distanz
Was gedoppelt klingt und doch einfach ist
Wir stecken in der Liebe oft zu tief drin

Selbst mit genug Erfahrung gesegnet
Von unterschiedlichsten Frauen wohl
Verfalle ich dennoch in solche Muster
Solange Trieb stärker ist als Vernunft

Ob ich vernünftig jemals im Leben
Eine Beziehung eingegangen wäre
Oder der Trieb mit Hoffnung auf seine
Befriedigung unterwarf weiß ich nicht

Vieles hätte ich verpasst und manches
Dafür weniger bereut was ich doch nie
In der Liebe eigentlich will die besser auf
Französisch singt dass sie nichts bereut

Triebbefriedigung finde ich alleine leichter
Dennoch besteht die Neigung zu teilen
Weil Frauen suggerieren es wäre ja so
Wunderbar zusammen zu kommen

Die wenigsten können oder tun es wirklich
Die meisten vögeln halt etwas mit mehr
Oder weniger echter Show dabei noch
Aber so ist das Leben der meisten eben

Kenne alles und hatte mit vielen alles
Was sich manche nur träumen können
Erwarte keine Neuigkeiten mehr dabei
Vielleicht darum ist das Gefühl so nötig

Auch wenn der Traum von Liebe nach
Immer gleichen Mustern sich wiederholt
Schafft er es den eigentlich albernen Sex
Noch erstaunlich reizvoll uns zu halten

Betrachteten wir das horizontale Hüpfen
Jenes geistlose Gestöhne und die Spiele
Bis dahin einmal nüchtern würden wir wol
Beschämt davon künftig Abstand nehmen

Doch ist es unsere Natur und auch gut so
Treibt uns natürlich mehr zusammen als
Vernünftig trennen müsste weil wir doch
Eigentlich gar nicht zusammen passen

Es gibt für alles Strickmuster also auch
Für die Liebe und den Sex nur ob wir uns
Dessen ständig bewusst sein wollen ist
Wohl eine Frage der sittlichen Reife

Junge Mädchen und Alte mögen Märchen
Dazwischen geben wir uns realistisch gern
Ein wenig ernüchtert aber dafür auch erfahren
Um im richtigen Moment cool genug zu sein

Hatte gerade eine Märchenprinzessin aber
War noch nicht weise genug es zu schätzen
Spielte es nur ein wenig lächelnd halt mit
Weil wir alle Befriedigung irgendwo suchen

So sind wir dann weder ganz glaubwürdig
Auch wenn wir es ehrlich meinen noch ist
Das Muster der Liebe tauglich für irgendeine
Realität jenseits ihrer eigenen Wirklichkeit

Wie wäre es denn ganz nüchtern mal in eine
Liebe einzusteigen aus eher vernünftigen
Erwägungen um sich dann voller Leidenschaft
Dem gelebten Märchen hinzugeben frage ich mich

Weiß nicht ob ich es noch jemals erfahren werde
Oder immer nach meinen Schemen handle denen
Bestimmte Muster entsprechen auf die der immer
Gleiche Typ Frau eine zeitlang dann auch steht

Vielleicht gelingt uns das erst wenn wir das Genom
Auch in dieser Hinsicht frei steuern können aber
Fraglich ist ob es dann noch irgendwie echt wäre
Was uns in der Liebe doch so wichtig immer scheint

Habe keine Lösung bin aber amüsiert über diese
Immer gleichen Schemen die uns nach Muster
Unterwerfen und zu nahezu gleichem Verhalten
Infolge bringen als seien wir ewig unbelehrbar

Bin mir sicher beim nächsten mal wird alles
Besser vernünftig und nüchtern betrachtet
Weiß aber es ist mir kaum dabei zu trauen
Was wäre das Leben sonst auch berechenbar

jens tuengerthal 9.5.2019

Bücherwald

Lebe mein Leben
Im Bücherwald mit Bänden
Von Lesebäumen

Der kleine Urwald
Einer bunten Bibliothek
Ist mein Zuhause

Seitenweise Welt
Eröffnet sich dem Leser
Reiseziel genug

jens tuengerthal 9.5.2019

Teegenuss

Tee zu genießen
Erfordert Aufmerksamkeit
Für feinen Genuss

Zubereitung schon
Folgt alten Traditionen
Tee ist kein Kaffee

Dezent entfaltet
Tee seinen hehren Geschmack
In aller Stille

jens tuengerthal 9.5.2019

Herausforderung

Frauen fordern gern
Männer genießen lieber
Beide wollen was

Manchmal umgekehrt
Wollen Männer gleich alles
Frau lieber langsam

Wollen kann jeder
Willenlos genießen die
Herausforderung

jens tuengerthal 9.5.2019

Mittwoch, 8. Mai 2019

Freigang

Vom Helmholtzplatz zur Stralau
Im hellem Sonnenschein noch laufen
Um im schönsten Rosa anzukommen
Vollendet eines schönen Tages Licht

Nach kurzer Pause am Landende
Im Gespräch mit anderem Flaneur
Der dort regelmäßig zu treffen ist
Ging es Richtung Sonnenuntergang

Über das dunkelnde Kreuzberg gen
Mitte an der Museumsinsel entlang
Zum Schiffbauerdamm um nach 70km
In der Böse Buben Bar anzukommen

Freigang war es endlich innerlich
Ohne das ewige warum zu fragen
Weil alles gut ist wie es ist und wer
Liebe nicht schätzt war sie nie wert

Die Schönheit endlich wieder würdigen
Macht das Leben so viel schöner dass
Jedes warum und aller Schmerz verfliegt
Wenn du in die richtige Richtung schaust

Die Freiheit dies tun zu können ist
Ein Glück groß genug sogar den Traum
Von der großen Liebe zu vergessen
Sagte ich mir ziemlich überzeugt

Zumindest fühlte ich es mal wirklich
Beim Blick auf den roten Himmel so
Rot wie die Trikots von Liverpool
Die heute auch ein Wunder erlebten

Von Fußball und Liebe könnte auch
Viel vermutlich geschrieben werden
Doch heute ging es um die Freiheit
Zu laufen und es einfach zu genießen

Manches kommt anderes geht wie
Die Sonne im Westen unter von wo
Die letzte Liebe kam und morgen früh
Geht sie von Osten her wieder auf

Laufen und Leben um es zu genießen
Ist genug immer glücklich zu sein
Guter Wein neben mir zur Pfeife und
Schöne Bücher ist Glück genug wohl

Diese Freiheit bei guten Gesprächen
In deiner Stammbar zu genießen ist
Ein inzwischen vertrautes Glück was
Eine lange Wanderung gut abschließt

jens tuengerthal 8.5.2019

Dienstag, 7. Mai 2019

Menschmaschine

Der Mensch ist das kostengünstigste, etwa 150 Pfund leichte, nicht lineare Mehrzweck-Computersystem, das sich durch ungelernte Arbeitskräfte in Massenproduktion herstellen lässt.

(NASA 1965)

Weiter sind wir bis heute noch nicht
Künstliche Intelligenz ist keine echte
Bedrohung sondern eine bisher eher
Humpelnde Chance zur Verbesserung

Die Komplexität unseres Gehirns
Können wir bisher nur annähernd
Im logischen Bereich imitieren dagegen
Emotional sind wir technisch impotent

Die Angst vor Technik ist eine typisch
Menschliche Furcht vor dem Unbekannten
Was da eben meist ohne Kenntnis bloß
Von Ängsten getrieben dummes Zeug bleibt

Wie Impfgegner die eine logische Methode
Mit abstrusen Theorien unterlaufen wollen
Ist die Angst vor der KI völlig irrational eher
Auf zu viel Science-Fiction Konsum beruhend

Warum und wie eine Maschine mehr können
Sollte als der Mensch der sie programmierte
In eben diesem Programm vorsah ist absurd
Es ist kein Wunder sondern ein Rechner

Die Herstellung neuer Menschen kennen
Wir alle von Natur aus und tun es oft gern
Die Produktion komplexer Rechner erfordert
Deutlich mehr Aufwand ohne Lustgewinm

Folgen wir unserer Natur lieber statt uns
Angst vor abstrus erfundenen Dingen
Machen zu lassen deren destruktives
Element menschlich programmiert wäre

jens tuengerthal 7.5.2019

Planlos

Hatte stets Pläne
Innerer Ordnung wegen
Für die Familie

Heute laufe ich
Völlig planlos nur weiter
Um zu genießen

Dabei zeigen sich
Eigene Wege besser
Fast schon wie geplant

Was wir verlieren
An Orientierung wird
Durch Genuß ersetzt

Alles in Ordnung
Denke ich dabei gerne
Leben ist planlos

Keinen Plan wie es
Weitergeht aber genug
Ideen für alles

Vielleicht entsteht Kunst
Nur aus zugelassenem
Chaos ganz allein

jens tuengerthal 7.5.2019

Planbar

Leben ist planbar
Verläuft aber selten so
Wie zuvor geplant

Chaos ist Alltag
Pläne umwerfen normal
Warum noch planen

Um eine Ordnung
Wiederzufinden in sich
Als Leuchtturm im Sturm

jens tuengerthal 7.5.2019

Motivariation

Motiviert zu sein
Immer der beste Anfang
Auch etwas zu tun

Motivation schwankt
Nach Stimmung manchmal etwas
Wohin auch immer

Stimmung erhalten
Hilft motiviert zu bleiben
Ganz ohne Schwankung

Warum zu fragen
Ist dabei keine Hilfe
Ganz im Gegenteil

Einfach mal machen
Hilft dabei eher weiter
Weil es fraglos ist

Geistig betrachtet ist
Das bloß Manipulation
Die aber gut tut

Alles was gut tut
Ist besser als zu leiden
Egal wie logisch

jens tuengerthal 7.5.2019

Montag, 6. Mai 2019

Nichtsmehr

Von nichts kommt nichts mehr
Wenn alles nichts wurde ist
Alles jetzt egal

Alles geht weiter
Leben Liebe Leiden nun
Ist nichts mehr übrig

Nichts füllt sich wieder
Mit etwas irgendwann auch
Alles wie immer

jens tuengerthal 6.5.2019

Liebesdauer

Die große Liebe
Dauert keine zwei Jahre
Hab ich gelernt

Kleine Liebe hat
Keine Zeit dauert also
Nicht weniger lang

Zeitlos lieben statt
Ewig besitzen wollen
Macht länger glücklich

jens tuengerthal 6.5.2019

Teelesen

Lektüre beim Tee
Teetrinkers Traumerfüllung
Vereint dann alles

Gute Bücher mit
Feinem Teegeschmack dazu
Der größte Genuss

Liebe oder Sex
Sei wertvoller meint mancher
Dauer verkennend

jens tuengerthal 6.5.2019

Teeadel

Tee adelt Trinker
Dank dezenter Präsenz mehr
Als Kaffee könnte

Leg Schokolade
In Kaffee schmeckt sie danach
Bei Tee umgekehrt

Tee entfaltet sich
Aufguss für Aufguss immer
Mehr zum Höhepunkt

Guter Tee braucht Zeit
Edel benimmt sich logisch
Wer ihn so genießt

Adel war Klasse
Teetrinken beweist solche
Mit Zurückhaltung

Tee bleibt stets dezent
In lauten Werbewelten
Ginge er unter

Geniesser finden
Einander eher beim Tee
Auf den zweiten Blick

jens tuengerthal 6.5.2019

Teetage

Tee beginnt den Tag
Letzter Nachttee beendet
Dazwischen Teezeit

Mehr Tee genießen
Ist das höchste Ziel immer
Mache es einfach

Teetrinken ist schon
Eine Meditation bei
Der Zubereitung

jens tuengerthal 6.5.2019

Selbstläufer

Bei noch Sonnenschein los
Vom Helmholtzplatz gen Mitte
Gewandert unentschlossen noch
Wie weit die Wanderung ginge

Über Hackeschen Markt und die
Museumsinsel bei der Kanzlerin
Am bewachten Haus gegenüber
Dem Pergamon Museum vorbei

Dem schönen langsam westlich
Untergehenden Licht der Spree
Weiter gefolgt bis Charlottenburg
Wo ich den Fluss wieder überquerte

In die Böse Buben Bar sollte es gehen
Doch die war eines Konzerts wegen
Heute leider nicht für Laufpublikum
Wie den Wanderer mehr geöffnet

Überrascht und ein wenig enttäuscht
Beschloss ich eine der Bars am Platz
Aufzusuchen und zurück zu wandern
Mit Umwegen über Gesundbrunnen

So wurden es wieder über 40 km bis
Der Platz wieder erreicht wurde nach
Kleiner Pause auf einer Bank an der
Spree zuvor und dann fast Mitternacht

Unterwegs schon hatte ich beschlossen
Nicht mehr in irgendeine Bar zu gehen
Lieber den Tee zuhause zu genießen
Um endlich bei mir auch anzukommen

Da zu sein und damit zufrieden liegt
Manchmal viel näher als wegzugehen
So führte dieser Lauf mich mehr zu mir
Als auf die Suche nach irgendwo

Das Glück ruhig bei sich zu finden
Schien mir ein fernliegendes Ziel
Solange ich von Fragen getrieben
Immer noch lieber unterwegs war

Nun bin ich da und schreibe was war
Merke wie das lange Laufen doch noch
Zum Selbstläufer wurde und mich wieder
Bei mir zufrieden ankommen ließ

Es finden sich keine Antworten die es
Ohnehin seltener gibt als wir hoffen
Aber anzukommen macht glücklich
Was vorerst völlig mir nun genügt

Allein mit sich und seinen Büchern
Zufrieden zu sein beim guten Tee
Ist vielleicht was ich wieder suchte
Und es kam nach großer Unruhe

Während ich unterwegs mit mir
Wie dem Leben noch haderte
Bin ich nun gelassen zufrieden
Weil ich meinen Weg kenne

Laufen um darüber zu schreiben
Werde ich sicher bald wieder wenn
Der Körper die Bewegung einfordert
Aber nun bin ich hier angekommen

Nach Zeiten innerer Unruhe folgt
Wenn der Sturm sich endlich legt
Ruhige Entspannung mit sich allein
Weil genügt was ist glücklich zu sein

Statt neu und weiter zu suchen nun
Genieße ich lieber was ist solange
Die Ruhe so gut tut ist es richtig so
Trinke dazu einen feinen Tee mit mir

jens tuengerthal 5.5.2019

Sonntag, 5. Mai 2019

Frauenknigge

Über den Umgang mit Frauen

Freiherr von Knigge schrieb einst
Vom Geist der Freiheit getrieben
Sein Buch über den Umgang mit
Menschen was Benimmkanon wurde

Das Ziel des Illuminaten war klar
Aufklärung und mehr Freiheit um
Den nötigen Umgang zu lehren
Auch bei Hofe sich frei zu bewegen

Nun schreibe ich kleine Verse nur
Über den Umgang mit Frauen um
Allen mehr Glück und Freiheit dabei
Zu schenken und dies mit Genuss

Dies nicht weil Frauen keine Menschen
Wären sondern weil sie es besonders
Mit ganz speziellen Eigenschaften sind
Deren Beachtung Genuss vermehrt

Vorab sei gesagt nie maßte ich mir
An Frauen zu kennen einzig die
Erfahrung lehrte mich wichtiges
Was ich gerne weitergeben möchte

Eine Frau wird wie du sie behandelst
Zumindest kann sie es wenn sie will
Manche sind aus sich so groß dass
Sie uns immer als Dame erscheinen

Die Dame war mir immer als das
Gegenstück zum Gentleman die
Edelste Form weiblicher Erscheinung
Nach dieser suchte ich in allen

Behandelst du jede als eine Dame
Besteht Gefahr dämlicher Inflation
Was Haltung und Erhebung entwertet
Aber das Leben doch schöner macht

Was ich bis heute nie wirklich lernte
War gesundes Misstrauen gegenüber
Weiblichen emotionalen Versprechen
Die ich zu gerne blind glaube

Der sicher beim Fischen im Meer
Der Frauen erfolgreichere Macho
Zweifelt dagegen stets aus Erfahrung
Belächelt Liebesschwüre lieber nur

Als lange gläubiger Frauenanbeter
Glaubte ich an den Himmel auf Erden
In den ich über ihre Schöße gelangte
Ähnlich unvernünftig blieb ich naiv

Dieser Glaube hat auch seine Vorteile
Schenkt intensive emotionale Erfahrung
Nimmt dem Sex seine Lächerlichkeit ganz
Verblödet und schmerzt nur zu oft sehr

Frauen glauben sehr kalkuliert ohne
Es sogar sich zu gestehen an die
Wirkung des Lebensmittels Liebe
Setzen es darum gezielt auch ein

Frauen sind im übrigen auch so
Verschieden wie Männer im Wesen
Warum jede Aussage relativ nur gilt
Gemessen an den Umständen

Einige Dinge aber galten immer
Wenn auch vielleicht nur bei mir
Doch hat die Häufung Serie schon
Warum ich davon nun berichte

Je mehr ich um eine kämpfte
Desto weiter zog sie sich stets
Zurück auch wenn jede behauptete
Sie wünsche sich nur das im Leben

Umgekehrt waren viele um so
Anhänglicher desto vernünftiger ich
Was für natürliche Dialektik spricht
Das Macho Verhalten begründete

Da dies mir als Gentleman fremd
Versuche ich mal wieder grandios
Emotional bei einer untergegangen
Es mit mehr innerer Distanz lieber

Rückzug und relatives Desinteresse
Stabilisiert auch innerlich sehr gut
Macht neugieriger als geiles betteln
Und der Rest kommt von allein

Sich über die immer gleichen Spiele
Wie durchschaubaren Regeln klar
Zu sein hilft vernünftig zu bleiben denn
Im richtigen Moment denkt keiner mehr

Frauen lieben und verehren hilft wohl
Zugang zu ihnen zu finden dagegen
Sie dabei realistisch sehen befreit auf
Dauer mehr als jede Liebesmagie

Was das Gleichgewicht entzaubert
Der Vernunft genug Bedeutung gibt
Hilft beim angemessenen Umgang
Mit diesen himmlischen Bestien

Beide Seiten klar zu sehen ohne
Den Genuss der Anbetung dafür
Aufzugeben scheint mir heute der
Wichtigste Ratschlag im Umgang

An Realismus mangelte es mir früher
Was die Möglichkeiten heute spürbar
Vermindert aber dafür sicherer scheint
Bei der nächsten länger zu genießen

Was immer auch Frauen uns antun
Nichts wöge mehr als der Trost der
Nächsten wenn eine dein Herz raubte
Nie wollte ich lange auf sie verzichten

Dieses sichere Gefühl aller Vernunft
Wie allen Regeln zum Trotz trieb mich
Immer wieder zu ihnen ließ es so oft
Zum gerade größten Genuss werden

Daran zu glauben genügt wohl um
Jenseits aller Formen des Umgangs
Auch auf Dauer mit ihnen glücklich
Noch zu sein so blöd sie scheinen

jens tuengerthal 5.5.2019

Erwartungstod

Erwartung tötet
Jede Liebe schon vorab
Weiß die Erfahrung

Frauen sind voller
Hoffnung oder Erwartung
Darum meist lieblos

Reden aber gern
Von Liebe und Gefühlen
Die sie nicht kennen

Enttäuschung ist
Das immer sichere
Ergebnis dabei

Töte zuerst die
Erwartungen bevor du
Frauen dich näherst

Glaube nicht einer
Echte Gefühle jemals
Wirst du nie enttäuscht

jens tuengerthal 5.5.2019

Ungewohnt

Noch ohne alle
Gewohnheit nicht zu lieben
Bleibt mir ungewohnt

Ohne alles ist
Anderes wieder möglich
Was unmöglich schien

Den Blick verändern
Lässt ungewohntes sehen
Gewöhn mich dran

jens tuengerthal 5.5.2019

Gewohnheitsliebe

Wer aus Gewohnheit
Liebt oder halt Liebe nennt
Kennt keine Liebe

Habe fast immer
Gewohnheiten mehr geliebt
Als die Personen

Allein befreit macht
Alle Erkenntnis einsam
Wie Leben eben

jens tuengerthal 5.5.2019

Wiederholungsschleife

Alles Leben ist
Die Wiederholungsschleife
Von Gewohnheiten

Bestätigung macht
Menschen dabei glücklicher
Als Innovation

Entsprechend wurde
Die lähmende Erwartung
Zum letzten Antrieb

Liebe stirbt dabei
Aber keiner bemerkt es
Schon aus Gewohnheit

Alles was uns bleibt
Betätigung unserer
Erwartung als Glück

Ausbruch daraus ist
Gegen alle Gewohnheit
Niemals eingeplant

jens tuengerthal 5.5.2019

Flaneurerotik

Die Lust des Flaneurs ist zu
Beobachten wie sich Erotik
Anderer um ihn ganz nebenbei
Entwickelt ohne Voyeur zu sein

Der Blick folgt nicht der Hand
Die zwischen die Beine gleitet
Da schaut er längst dezent weg
Ihn reizt viel mehr das davor

Wenn Spannung zum Kitzel wird
Der nur noch Wege zur Erfüllung
In üblicher Verschlingung sucht
Die noch tut als wollte sie nichts

Der kleine schmale Grat davor
Wenn Annäherung körperlich wird
Aber noch unberührt umeinander
Schwebt und schnell entgleitet

Wo sich zufällige Berührungen
Verzögern aber nicht zu schnell
Augen sich nacheinander verzehren
Alles sagen was keiner ausspricht

Beobachtung schützt vor Berührung
Der Flaneur steht immer daneben
Ohne als Akteur dabei zu sein was
Alle Freiheit ihm dadurch schenkt

Genau merkt er ohne hinzuschauen
Wie sich das männliche Glied regt
Der weibliche Schoß sich feucht öffnet
Nur die Beteiligten noch nichts spüren

Angeregt unterhalten sie sich scheinbar
Erregt sind sie eigentlich nur noch
Ihre Worte sind bloß mühsam Hüllen
Beiderseits lustvoller Erwartung

Wie oft verfliegt dieser kleine Moment
Weil es an Harmonie für die Lust fehlt
Sie nicht spüren was sie wollen sondern
Nur ihrer eigenen Erwartung nachhängen

Dann berührt einer mal zu schnell
Oder häufiger heute zu vorsichtig
Weil gegen beider Natur unsicher
Eine erwartet viel mehr als kommt

Ungleichzeitig sind die meisten noch
Alkohol und andere Drogen helfen
Eigentlich unpassendes zu verdecken
Schlechten Sex trotzdem zu haben

Wie wenige wissen überhaupt schon
Was echte Lust in voller Harmonie ist
Sie ficken einfach sportlich trotzdem
Lernen echte Lust nie mehr kennen

Sex läuft wenn sie die Hürde nahmen
Nach immer gewohnten Mustern ohne
Einander nochmal ganz zu erfühlen
Wie in jenem Moment kurz davor

Gefangen in ihren Erwartungen wie
Dem ständigen Bemühen genügen
Zu wollen verpassen sie ihre Lust
Vollziehen am Ende nur Gewohnheit

Dieser durchschnittliche Lust aber
Ist völlig entbehrlich und bleibt sich
Völlig fern sogar noch ineinander
Warum sie stets den Kick sucht

Der genaue Blick des Beobachters
Offenbart was die Beteiligten meist
Miteinander verpassen aber nimmt
Die Spannung kurz davor allein mit

Wo es selten genug ganz passt
Fließt der Übergang vom davor
Der noch Erwartung in die Erfüllung
Ohne Bruch und Spiele einfach

Diesen kleinen Moment genießen
Ist die größte Lust weil er alle Kraft
Des Willens zur Lust rein noch trägt
Fast immer verhindert es Gewohnheit

Darum bleibe ich gerne erwartungslos
Nur Beobachter als Flaneur und nehme
Lächelnd die vielen verpassten Chancen
Mit die meist Großes noch verhindern

jens tuengerthal 4.5.2019