Dienstag, 2. Dezember 2025

Lektürentagebuch 1.12.25

Lektürentagebuch 1.12.25

Im Zauberberg von Thomas Mann
Wurde Joachim nun Bettlägerig als
Er auch passierte Kost und Brei 
Nicht mehr alleine essen konnte

Der Hofrat ordnete Flüssignahrung
Wie strenge Bettruhe an noch auf
Den letzteren Spaziergängen davor
Mit seinem Vetter Hans Castorp

Hatte Joachim den Arm von Hans 
Der ihn an kritischen Stellen stützte
Sobald wie möglich abgeschüttelt
Um nur ja Haltung zu bewahren 

Hans hatte bemerkt wie dessen
Augen trüb wurden und der Blick
Sich eher senkte doch noch war er
Nur leicht gelblich statt braungebrannt

Am letzten Abend vor der dann 
Finalen Bettruhe sucht er noch mal
Im Musikzimmer das Gespräch mit
Der hochbrüstigen lachenden Marusja

Sie saß im Schaukelstuhl den er so
In der Schräge hielt dass sie ihn
Direkt anschauen musste und Hans
Hielt von diesem Abschied Abstand

Mit Beginn der Bettlägerigkeit schreibt
Hans der Familie dezent und höflich
Dass es Joachim gut täte wenn nun
Seine Mutter käme was dazu auch

Hofrat Behrens für geboten hielte
Worauf Luise Ziemßen drei Tage
Später eintrifft und von Hans mit
Dem Schlitten dazu abgeholt wird

Welches Gesicht er sich dafür
Zurechtlegte und wie er direkten 
Fragen der Tante auswich beschreibt
Mann mit dezenter Ironie dabei

Am Bett von Joachim mit der Mutter 
Welche dessen dürre gelbliche Hand 
Hielt bemerkte nun auch Hans dass 
Dieser nun ein Moribundus war

Abgemagert und ohne alle Kraft
Ertrug er nur noch den Rest der
Ihm am Leben blieb und hatte
Nicht mal die Kraft zu lächeln

Seine Mutter aber entwickelte
In seiner Nähe Löwenkräfte 
Die alle für ihren Sohn tun wollte
Ohne wirklich helfen zu können 


Zwei Briefe in den Buddenbrooks
Gelesen am 2. August 1846 schreibt 
Konsul Buddenbrook einen solchen
Mit klugen Ratschlägen an Thomas

Zum Besuch von Christian bei ihm
Der ja nun in London auch noch
Kaufmann werden will nachdem 
Es mit der Wissenschaft nichts war

Erfreut zeigt sich der Vater von den
Erfolgen seines Sohnes in Amsterdam
Der von Lohnerhöhung berichtete
Rät ihm weiter fleißig zu bleiben

Auch einen guten Draht zu seiner
Patronin solle er aufbauen der ihn
In Notfällen sehr gut tun könnte
So wäre seine Erfahrung gewesen

In Inhabergeführten Geschäften ist
Die Frau des Chefs eine wichtige
Persönlichkeit für den eigenen Erfolg
Auch soll er nach einer Braut schauen 

Berichtet vom Besuch bei Tony die
Im fünften Monat schwanger wäre
Wo aber alles sehr gut aussähe
Wie der Doktor ihm versicherte

Besorgt über dessen Gesundheit der
Von einer nervösen Störung sprach
Erzählt er von seiner Kur damals die
Er sich nur ungern nun leisten würde 

Erwähnt dabei die unruhigen Zeiten
Was 1846 also politisch im Vormärz 
Kommende Ereignisse andeutet die
Revolution quasi schon vorwegnimmt

Die Geschäftsideen des Sohnes sieht
Der eher konservative Vater mehr als
Kritisch er solle doch bitte bei allem
Den Grundsatz der Firma beachten

Danach soll er nur des Tags solche
Geschäfte machen dass er auch 
Des Nachts gut schlafen könne
Was ihm immer geholfen habe

Zwar wären inzwischen andere
Die diese Grundsätze nicht ehrten 
Erfolgreich wie Strunck & Hagenström
Er hoffe auf das Erbe der Mutter 

Auch die vielen ihm nun vom Senat
Übertragenen Aufgaben weiter für die
Finanzen und die Stiftungen forderten 
Gerade seine volle Aufmerksamkeit 

Verabschiedet sich mit zahlreichen
Namentlich aufgezählten Grüßen wie
Dem Wunsch er möge arbeiten beten
Und sparen was ein feiner Witz ist

So legt Thomas Mann dem frommen
Konsul den Wahlspruch der Mönche
Ora et labora der die Ordensregel
Der Benediktiner ist in den Mund

Dieses ergänzt um Sparsamkeit was 
Den tief gläubigen Finanzsenator von 
Lübeck eher zeigt als den gerissenen
Geschäftsmann den es nun bräuchte

Nicht umsonst schreibt er seien die
Geschäfte nicht mehr gewachsen
Seit dem Tode des Großvaters was
Zeigt wohin Frömmigkeit nur führt 

Zumindest geschäftlich scheint es
Nur seriös weniger aussichtsreich
Spannend aber ist dass der einst
Mönchische Zweiklang hier zum

Dreiklang mit Sparsamkeit wird
Was die merkelsche Gebetsmühle
Also schon früher aktuell machte
Die durch Sondervermögen ersetzt

Was zum Glück die Firma führt
Ob für öffentliche Finanzen nun
Anderes gelten muss als für Firmen
Scheint gerade wieder spannend

Während ein mafiöser Makler nun
Die größte Volkswirtschaft wie eine
Private Firma führt ohne dabei die
Fragen der Zeit irgend zu verstehen

Zeigt sich wie aktuell Buddenbrooks
Auch 125 Jahre nach dem Erscheinen 
Immer noch sind und wie genial Mann 
Ihr Scheitern mit eingebaut hat schon

Der zweite Brief in diesem Kapitel
Ist von Bendix Grûnlich diesmal vom
13.. Oktober 1846 der damit seinen
Schwiegereltern die Geburt mitteilt

Vor einer halben Stunde erst sei Tony
Niedergekommen aber Mutter und
Kind seien wohlauf schreibt hier der
Sichtlich aufgeregte junge Vater

Tony ist sogar schon wieder so fit
Dass sie den Brief noch um ein PS 
Zur Namenswahl ergänzt bei der sie
Mit G. also Grûnlich nicht einig sei

Mit ganz wenig deutet Mann hier
Im formalen Schreiben an seine
Schwiegereltern schon vieles an 
Was Grünlich genau charakterisiert

So wird die erzählte Handlung des
Romans durch Briefe ergänzt die
Wichtiges über das Leben erzählen
Ohne den Ort verlassen zu müssen

Geballte Information zum Verständnis
Die nicht direkt erlebt so aber noch
Indirekt so erzählt wird ist ein guter
Trick die Handlung voran zu bringen

Zusätzlich charakterisieren beide
Briefe noch ihre Verfasser die sich
Auf ganz typische Weise zeigen was
Den größeren Kontext herstellt

Ein wirklich genialer Schachzug
Der Abwesende wie hier Thomas
Oder Christian einbezieht ohne
Den Ort der Handlung zu verlassen

Auch das Ende von Grünlich deutet
Sich im Staunen des Konsuls an
Über die viele Zeit die er ihnen noch
Widmet ergänzt um sein Bedauern

Dass er seine Schwiegereltern die
Duchamps in Hamburg nicht mehr
Besuchen konnte auf deren Erbe
Er ganz Kaufmann für die Firma hofft

Sich um das Erbe bemühen wollen
Aber keine riskanten Geschäfte für
Die Firma wagen und den Sohn zu
Ora et labora mit Spaten zu mahnen

Das zeigt eine Familie die ziemlich
Nah am Abgrund schon steht über
Den sie sich bei Grünlich empört
Wie manche Grenzen hier fließen

Es sind diese Kleinigkeiten auch die
Beim ersten Lesen kaum bemerkt
Eine wirklich geniale Komposition
Des ganzen Romans hier zeigen

Welch Freude ist es sie nun bei
Der zweiten Lektüre zu genießen
Wie alle Werke Thomas Manns
Mehrfach gelesen werden sollten 

Dies auch den Humor zu sehen
Der noch die unmöglichsten Szenen 
Mit einer großen Komik verbindet
Sogar dem Tod lächelnd begegnet

Auch wenn es heute gerade noch
Modisch ist Thomas Mann zum
Jubiläum als verklemmten Schwulen
Zu offenbaren zählt sein Humor allein

Jeder der Mann ausgiebig las weiß
Um diese Neigungen die er selbst
Oft genug noch verspottet im Werk
Aber er macht sich über sich lustig

Die sexuellen Offenbarungen auf
Regenbogen Niveau sollen uns einen
Humorlosen verklemmten Schwulen
Zeigen der darum so schrieb 

Wer Mann verstehen will sollte sich
Auf sein Werk konzentrieren statt 
Wie Illies im Dreck zu wühlen ohne
Je den großen Humoristen zu sehen

Thomas Mann ist der komischste
Unter den deutschen Schriftstellern 
Merkt nur kaum einer weil alle lieber 
Über ihn statt ihn selbst lesen 

Die kurzen Abschnitte heute zeigen
Wieder den grandiosen Humoristen
Darüber sollte geforscht werden denn 
Deutsche die über sich lachen können

Sind eine wirklich seltene Spezies
Den meisten Biographen offenbar
Völlig unvorstellbar die sich lieber
Über Mann schreibend lustig machen

Der Spott über die eigene Familie mit
Viel Humor wie über sich selbst dabei 
Als völlig unfähigen Kaufmann der nur 
Künstler werden konnte zeigt es uns 

Der Humor im Werk Thomas Manns
Wäre ein wichtiges Thema für die
Zukunft vielleicht lernen Deutsche 
Von ihm auch über sich lachen

Dann würden mehr Thomas Mann
In seiner komischen Tragweite als
Autor endlich verstehen lernen statt
Nur spießig Abgründe zu suchen 

Diese Skandal-Biographien zeigen
Vor allem humorlose Autoren die den 
Witz bei Thomas Mann nicht sehen
Weil er zu vornehm dezent für sie ist

Damit sind llies & Co nur Offenbarung
Des schlichten Wesens der Verfasser
Die besser für Bild oder Bunte künftig
Schrieben statt je wieder Biographien

Werde weiter für den Humor bei
Thomas Mann als komischsten
Deutschen Autor kämpfen ohne das
Sonst obligatorische Schenkelklopfen

jens tuengerthal 2.12.26

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