Sonntag, 14. Dezember 2025

Lektürentagebuch 13.12.25

Lektürentagebuch 13.12.25

Heute morgen nach Crossroads und
Minnedienst noch weiter in der
Herbstgeschichte von Sten Nadolny 
Das 2. Kapitel Auf hoher See gelesen

Trotz innerer Ablehnung gegen alle
Kreuzfahrtschiffe voller Faszination
Verfolgt wie der fiktive Autor Titus 
Michael Waßmuß an Bord begegnet

Faszinierend für mich als Autor wie
Sich dort zwei Autoren begegnen
Über die Geschichte reden deren
Erstes Kapitel ich gerade las 

Titus macht die Kreuzfahrt um ein
Drehbuch für eine langweilige Serie 
Die an Bord eines solchen spielt zu
Schreiben als er Michael entdeckt

Langsam beginnt Michael zu erzählen
Von der Krankheitsgeschichte an der
Er gerade schreibt beide früheren
Klassenkameraden sind 2024 achtzig

Es sind 26 Jahre vergangen seit
Michael und Bruno mit der Studentin
Marietta nach Venedig fuhren davon 
Erzählt Michael Titus mit Details

Mit Bruno hat Michael nun keinen
Kontakt mehr sie haben sich wohl
Überworfen noch ist unklar warum
Sie seien zu verschieden meint er

Er übergibt Titus den ganzen Stapel
Seiner Recherche und fragt ob er
Vielleicht Interesse daran hätte für
Ein Drehbuch dieser will es lesen

Der fiktive Autor wie sein Freund
Haben mit  achtzig nun auch fast
Das typische Alter des Publikums
Von Kreuzfahrten als ältere Herren 

Erfahre lesend mehr über das Leben
An Bord des Schiffes das Richtung
Schottland fährt später noch über
Norwegen und Kopenhagen kommt

Die angebliche Marietta Robusti
Hatte in der Oper einen Killer
Vorab erkannt und gemeldet warum
Die Aufführung in Venedig ausfiel

Beide Herren hatten dort um
Die Gunst oder Aufmerksamkeit der
Schönen jungen Studentin konkurrent
Gebuhlt dabei aber nicht sexuell

Wie diese dann wieder einfach ohne 
Eine Spur oder Gründe verschwand
Michael extra eine Suite für sie beide
Gebucht hätte die wieder verschwand

Marietta mit der besonderen Begabung Gesichter zu erkennen
Sitzt mittlerweile im Rollstuhl weil die
Erinnerung an erlittenen Missbrauch

Sie gelähmt hätte was wohl Teil der
Krankheitsgeschichte war die Michael
An Bord schreiben wollte auch das
Der Kripo Beamte gar keiner war

Sondern ein Killer der Mafia der den
Mord rächen sollte den sie vorher
Beobachtet hatte und das diese
Marietta dazu erpressen konnten 

Eine noch etwas unklare Krimi Story
Um eine hochbegabte junge Frau
Die sich von der Mafia verfolgt fühlt
Darum mit den beiden fliehen wollte

Das ganze aus dem Gespräch zweier
Älterer Herren auf Kreuzfahrt bei der
Die Schöne im Rollstuhl eigentlich als
Begleitung Michaels dabei sein sollte

Zwischendurch kommt noch die
Seelsorgerin und möchte mit Michael
Gerne alleine sprechen der dies aber
Ablehnt Titus sei sein bester Freund

Die elegante Dame zwischen fünfzig
Und sechzig stellt sich ihnen als
Helen d’Arezzo vor jene also der in
Der fiktiven Einleitung der Autor Titus

Seinen Roman widmete und das
Nicht nur weil sie darin vorkam sie
Berichtet Michael sei in der Nacht 
Zuvor beobachtet worden als er

Auf dem Geländer seines privaten Sonnendecks saß das von der Brücke 
Aus einsehbar und der diensthabende
Erste Offizier hatte es dann gemeldet

Daraufhin erzählt Michael das er
Autor sei und gerade eine Biographie
Über Rudolf Diesel schriebe der auf
Einer Schifffahrt spurlos verschwand

Er hätte versucht sich in diesen 
Intensiv hinein zu fühlen darum
Hätte er dort gesessen sie sollte
Sich bitte keine Sorgen machen 

Die Frage wird zwischen den beiden
Als die Seelsorgerin wieder ging
Nicht weiter thematisiert auch wenn
Titus weiß dass Michael gelogen hat 

Von 2002 bis 2024 wäre er so etwas
Wie ihr Berater gewesen hätte sie in 
Psychischen Fragen unterstützt die
Da schon im Rollstuhl saß erzählt er 

Am Ende stellt Titus fest dass die
Reise wohl nicht mehr viel Sinn für
Michael mache was dieser bestätigt
Er hätte sie für Marietta gebucht

Die naheliegende Frage ob auch
Das Leben des Freundes nun allen
Sinn verlor erspart uns Nadolny zum
Glück da Leben nie Sinn braucht

Für sich allein überlegt er wie er
Ein Drehbuch des Films über
Marietta beginnen oder enden 
Lassen soll eher hell oder dunkel

Eine Geschichte die viele Fragen 
Offen lässt die Antworten suchen
So nachdenklich macht und verwirrt
Aber mich als Leser auch fesselte

Auf was kommt es wirklich an 
Wo beginnt die Wirklichkeit des 
Autors der von zwei Autoren erzählt
In psychischer Ausnahmesituation


In Kapitel 5 erzählt Stéphane Hessel
Unter dem Titel Der Weg zu de Gaulle
Wie es nach der Flucht aus dem 
Gefangenenlager für ihn weiter ging

Zunächst stellt er die Frage warum
Er diese ziemlich banale Geschichte
Überhaupt erzählt und erläutert es
Als Schlüssel zu seinem Charakter 

Wie ihn Goethes Distichon von den
Unendlichen Göttern die ihren 
Lieblingen alles gaben alle Freude
Wie allen Schmerz immer prägte

Er sah es immer als Aufforderung
Sein Schicksal dankbar anzunehmen
So wird sich finden was ihn versöhnt
Warum er zu de Gaulle nun wollte

Wie er seine Schwiegerfamilie mit
Seiner Frau wiederfindet die nach
Toulouse gingen in den noch von
Marschall Petains besetzten Teil

Dort der auch in der Regierung in
Vichy noch gut vernetzte Boris sein 
Schwiegervater sich um Visa für
Die Familie bemüht aber leider

Keines für den Schwiegersohn
Bekommt der dafür versucht das
Letzte Gold der Familie aus dem
Garten des Hauses zu retten 

Das seine Frau ihrer baltischen
Gouvernante überlassen hatte 
Die für diese so wichtig war wie
Emmy für ihn und seinen Bruder

Im Herbst 1940 begegnet er noch
Varian Fry den Autor des Buches
Surrender on Demand indem er die
Mission für das Flüchtlingskomittee

Mit der er unterwegs war beschreibt
Um den vor den Nazis geflohenen
Künstlern oder Intellektuellen zu 
Helfen der Falle von Vichy wieder

Entkommen zu können mit dem er
Zwei Monate unzertrennlich danach
Durch Südfrankreich unterwegs war
Das er als kultivierter Amerikaner

Mit Begeisterung entdeckt der also
Das Gegenteil von Trump noch war
Suchte mit ihm dessen Schützlinge
Von André Breton Max Ernst wie

Victor Serge und andere auf doch
Auch zu dieser Zeit sprach er noch
Ein letztes mal mit Walter Benjamin
In einem kleinen Hotel in Marseille

Benjamin wäre verzweifelt gewesen
Sein Deutschland wäre ein Monstrum 
Geworden das um so schrecklicher
Wurde je mehr es sein Volk motivierte

Deutscher Fleiß und Disziplin haben
Den Holocaust mit Präzision wie der
Größtmöglicher Effektivität organisiert
Amerika flößte ihm kein Vertrauen ein

Stéphane verstand Benjamins große
Mutlosigkeit nicht und tat ihm Unrecht
Unrecht hatte er auch meint er in der
Spannung zwischen den Familien 

Darunter litt der Kontakt zu seiner
Mutter die mit Franz und seinem
Bruder in Sanary-sur-Mer lebte 
In einer Villa der Huxleys zuerst

Die Nachricht vom Tod seines
Vaters traf ihn wie ein Ordnungsruf
Franz und Ulrich waren vorher noch
Im Lager bei Aix interniert gewesen

Auch Helen sollte als Ausländerin 
Sich auf dem Kommissariat melden
Beruft sich aber darauf die Mutter 
Eines französischen Offiziers zu sein

Dem armen Polizisten wie Stéphane 
Schreibt bot sie die Stirn legte sich
In der Huxley-Villa nackt aufs Bett
Wenn solle er sie so mitnehmen

Diesen Mut hatte der Polizist nicht
Auch Bruder und Vater des bisher
Nur Offiziersanwärters werden so
Freigelassen aber Franz ist schwach

Die letzten Wochen kritzelt er noch
Ein Heft mit seiner schwer nur zu
Entziffernden Handschrift voll und
Will täglich mindestens eine Seite

Das Manuskript wurde von seinem
Freund Speyer mit nach Amerika
Genommen und ist nach seinem Tod
Als Letzte Heimkehr nach Paris

Veröffentlich worden seine Grabrede
Hielt der Dichter Hans Siemsen auf
Dem Friedhof von Sanary-sur-Mer
In der Kälte des Januar am Meer

Helen hat in einem Text zu seinem
Zehnten Todestag die Erinnerung
Daran noch wach gerufen den ihr
Sohn hier teils noch wiedergibt 

Sie erzählt vom Clochard dem er
Seine Schuhe vorab versprach und
Wie sie zwar mit ihm verheiratet war
Aber etwas anderes sie enger band 

Sie erzählt von den Rosen die sie
Auf seinem Grab pflanzten die als 
Sie blühten an ein Lied Brentanos
Sie noch erinnerten: 

‘Die weiße zu Häupten
Die rosarote zu Füßen 
Und die blutrote inmitten’

Vitia wäre mitgekommen aber die
Befangenheit zwischen ihr und Helen
Blieb weiter bestehen einige Wochen
Später verließen sie Frankreich

Er hatte von seiner angeheirateten
Familie vereinnahmt Helen ganz allein 
Ihrem Schicksal überlassen nun ein
Schlechtes Gewissen in einer Zeit

Großer Misserfolge auch im Kampf
Gegen die Nazis an deren Niederlage
Am Ende er zwar nie zweifelte die
Jedoch noch viele Opfer forderte

Es bleiben auch aus dieser Zeit noch
Weiße Flecken die er sich schlecht
Nur erklären kann was wusste er
Von den Juden und ihrer Verfolgung

Was wurde mit ihrer restlichen Familie
Den in Deutschland noch lebenden
Vettern und Onkeln wie ging es den 
Kameraden von der École normale 

Er hat einige Erinnerungslücken in
Denen nur die schöne Mauretanierin
Im gleichen Hotel in Casablanca noch
Auftaucht ohne mehr zu erzählen

Erst als er seine Frau Vitia dann
In Lissabon trifft beginnt wieder
Seine Erinnerung die zwar eine
Passage hat aber nicht weiß ob

Sie wollte auch mit ihm nach London
Der meinte sie solle sich zuerst um
Ihre Eltern die sie bräuchten kümmern
Dauerte der Krieg noch käme sie

Von Lissabon hatte er nur noch die
Schönheit der Monumente über der
Mündung des Tejo in Erinnerung und 
Einen kleinen Gewinn im Casino 

Bei der Einreise nach Bristol gibt
Es noch einen Zwischenfall weil 
In seinem Koffer noch sein alter 
Pass liegt mit Geburtsort Berlin

Der neue des Vichy Regime aber
Paris trug wurde er zwar höflich
Doch klar verdächtigt und kam 
Für sechs Wochen in ein Lager

Dort waren Menschen aller Nationen
Er verbrachte die Zeit dann mit
Ping Pong und Bridge spielen
Bevor sein englischer Vetter half 

Dann ganz allein von den Seinen
Völlig isoliert ohne Nachrichten 
Aus Sanary oder New York setzte
Seine Kriegsbegeisterung ein

Diese machte einen pazifistischen
Jungen Mann der eher zu geistigen
Genüssen neigte zu einem dann
Kämpferischen Patrioten bis 1945

Dieses Gefühl den Feind unbedingt
Schlagen zu wollen hätte auf die
Wirkungsvollste Art seine Vitalität
Die nächsten vier Jahre getragen

Eindrucksvoll ist es der Familie
Hessel so nah diese in vielem 
So entscheidende Zeit zu erleben
In der Europa in den Krieg zog

Wie fern dieser zunächst schien
Plötzlich ganz nah kam um die 
Wut irgendwann zu tragen mit
Der Menschen in den Kampf ziehen

Als 25 Jahre nach dem großen
Weltkrieg geborener war mir die
Kriegswut und auch die Bereitschaft
Zu töten lang eher fremd

Die Ukraine und das russische
Vorgehen gegen Zivilisten machte 
Es wieder verständlicher plötzlich
War der Krieg nebenan präsent

Soldaten sind Mörder sagte der
Pazifist Tucholsky was mir schon
Immer auch ungerecht schien
War ein Stéphane Hessel Mörder 

Hätte wer Hitler Stalin Putin Trump
Mao und andere ermordet wären so
Millionen Menschen gerettet worden
Aber egal wie ich diese Tat dann

Moralisch bewerte wäre es Mord 
Wie das Attentat von Stauffenberg
Der in der Wolfsschanze Hitler ganz
Nah kam ein Mord gewesen wäre

Kann Tucholsky nicht widersprechen
Soldaten sind potentielle Mörder 
Aber manchmal hilft nichts anderes
Damit das Gute am Ende siegt

jens tuengerthal 13.12.25

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