Mittwoch, 29. April 2020

Kulturkrankheit

Formt Krankheit die Kultur
Verändert sie unser Denken
Weil sie Gewohnheiten ändert
Frage ich mich in den Zeiten von Corona
Reflektiere über meine Lächerlichkeit
Zwischen moralischem Anspruch
Aber unreflektiertem Gehorsam
Der meint zu tun was eben nötig ist
Frage mich was mit mir ist
Statt im Café schreibe ich nun
Meist in häuslicher Quarantäne
Die ich mir symptomlos selbst
Auferlegte zumindest zeitweise
Auch mangels anderer Gelegenheit
Auf dem Diwan in der Bibliothek
So lernte ich mein Heim wieder
Mehr schätzen bin weniger abgelenkt
Idealerweise auf mich konzentriert
Was für einen Schreiberling wohl
Der Idealzustand sein könnte
Wäre ich nicht zuerst Mensch der
Am meisten vermisst was gerade
An diesem Ort nicht verfügbar ist
Sich darum zu gerne ablenkt um
So die verbleibende Zeit effektiver
Noch zu verschwenden weil der
Eigentlich Idealzustand schon darum
Keiner ist weil er uns zwar auf uns
Zurückwirft damit aber zugleich eine
Erwartungshaltung schafft bei der wir
Uns nur selbst enttäuschen können
Was schaffe ich also mehr in den so
Konzentrierten Zeiten von Corona
Frage ich mich lieber nicht mehr
Weil die Antwort sicher frustrierte
Diese Enttäuschung gut zu überstehen
Weitere Ablenkung erforderlich wäre
Während ich im Café stets abgelenkt
Durch Lauschen und Beobachten
Häufig effektiv konzentrierter schreibe
Weil die Gedanken sich nicht so leicht
Selbständig machen um sich in den
Unendlichen Welten der Ablenkung zu
Verlieren welche die Ruhe eröffnete
Der sogar die Flugzeuge am Himmel
Fehlten was den städtischen Berg hier
Fast schon zu idyllischer Welt machte
In der sich besser als je schreiben ließe
Brächte nicht jedes weniger ein mehr
Als quasi inneren Kontrapunkt zum Sein
Das wir tatsächlich momentan führen
Lasse ich die Zeit Revue passieren
Fällt mir mehr auf was ich alles nicht
Schaffte in dieser so freien Zeitspanne
Die unendliche Chancen geboten hätte
Mit was ich mich anstatt stets ablenkte
Um nicht zu vereinsamen oder zu verblöden
Dahingestellt ob es zielführend je war
So wurde mir nach Wochen klar wie
Wenig ich das mehr nutzen konnte
Was mir an Zeit mit mir ganz unerwartet
Zur Verfügung stand außer der täglichen
Lyrik die diese Zustände noch reflektierte
Der aktuellsten Sau hinterher galoppierend
Die durchs mediale Dorf getrieben wurde
Beschäftigte mich mit statistischen Angaben
Von Instituten die mich für gewöhnlich eher
Überhaupt nicht interessieren würden
Verlor mich gelegentlich auch in den üblichen
Virtuellen Diskussionen vermeintlich Uneinsichtige
Wo nötig eines besseren zu belehren
Schwenkte voll auf Regierungskurs ein um
Das notwendige zuverlässig zu erledigen
Insofern die Lage mir alternativlos schien
Auch wenn ich selbstkritisch bemerkte
Nichts im Leben je alternativlos sei
Auch dieses selbst natürlich nicht
Da es uns ja frei steht es zu beenden
Betrachte ich mich nun mit Abstand
Was in bisher unveränderter Lage 
Logisch schwer fällt bemerke ich
Wie funktional konform mein Denken
Als Mitglied der Gesellschaft wurde
Begründete streng logisch nach Kant
Warum wer leichtfertig die Triage riskiert
Ein Mörder doch mindestens sei warum
Auch autoritäre Maßnahmen noch immer
Gerechtfertigt seien weil Leben einfach
Mehr wert sei als Befindlichkeiten wie
Freiheit oder gar Eigentum sah mich
Als Verteidiger der Ärzte und Pfleger
Fürsprecher der merkelschen Vernunft
Die scheinbar erfolgreich Zahlen drückte
Welche unsere Nachbarn in Europa teils
Vor unlösbare Probleme stellte über die
Hier in ethischen Regelungen vorab
Auf höchstem moralischen Niveau
Reflektiert wurde und empörte mich
Über nur vermeintliche Verteidiger
Der Freiheit die Euthanasie riskierten
Kann so gesehen werden denke ich
Betrachte ich meine Corona Texte
Mit dem eigentlich gebotenen Abstand
Der intellektuelle Reflektion erst ermöglicht
Aber sehr differenziert ist es dennoch nicht
Eher blinder Gehorsam im Rahmen des
Gerade medizinisch notwendigen folgte ich
Quasi Führerbefehlen und denke nun an
Die Zeit bei Feuerwehr oder im Krankenhaus
Wo auch kein selbständiges Denken gefragt
Befehlen gehorcht wurde um damit Leben
Zu retten und zu tun was nötig und möglich
Was bei einem Unfall oder auf Station sicher
Gerechtfertigt und vernünftig war könnte hier
Überzogen und hysterisch fast wirken den
Auch nötigen kritischen Geist vermissen lassen
Muss die Politik mir wirklich erzählen wie ich
Die Hände zu waschen habe oder auch nicht
Wann ich einen lächerlichen Mundschutz trage
Der niemanden wirklich schützen kann sondern
Im Gegenteil das Risiko eher erhöht dafür aber
Das Volk zu Gehorsam und Disziplin erzieht
Könnte ein Castorf der sich über Merkel aufregt
Wie den Kadavergehorsam der Deutschen
Die nun in Reih und Glied hinter Mutti stehen
Auch gute Gründe haben diesen unreflektierten
Gehorsam zu kritisieren weil genau der auch
Gegen den kategorischen Imperativ verstößt
Wer nur gehorcht nicht moralisch handelt
Sondern unreflektiert bloß hinterherläuft
Keinen moralisch wertvollen Entschluss fällt
Oder ist dies die Ausnahmesituation in der
Weniger reflektiert als gehorcht wird damit
Das System zuverlässig stets funktioniert
Was ist mit dem sapere aude und unserem
Heiligen kategorischen Imperativ dabei los
Müssen wir uns aus der Unmündigkeit
Des hirnlosen Corona-Gehorsam lösen
Um nicht nur Befehlen noch zu gehorchen
Dahingestellt ob jeder Bürger die Maßnahmen
Soweit wie nötig reflektieren könnte denn
Davon auszugehen gebietet die Gleichheit
Stellt sich die Frage ob dies realisierbar wäre
Nicht die Reflektion den überlebenswichtigen
Gehorsam behinderte und damit Leben wieder
Gefährdete die klare Strukturen retten könnten
Kann also ein moralisch wie kulturell völlig
Wertloses Verhalten richtig sein weil es
Höherrangiges Recht auf Leben rettet
Dieser Argumentation folgte ich bisher klar
Es ist eine Notsituation es muss dabei so
Gehandelt werden dass irreversible Schäden
So klein wie möglich bleiben weil diese
Fehler nicht mehr gutzumachen sind
Wer tot ist wird nicht wieder lebendig
Warum ich die zeitweise Aufhebung von
Grundrechten wie den Schutz auch des
Eigentums bei wirtschaftlichen Werten
Für weniger wichtig halte da reversibel
Wogegen der Tod stets irreversibel ist
Kann ich den zeitweisen Gehorsam
Den ich für moralisch wertlos halte
Ethisch damit rechtfertigen oder ist
Die neue staatliche Autorität bereits
Der Übergang zu einer Diktatur des
Alternativlosen der Töchter von Mutti
Die durch die Krise gerettet werden
Kann diese nicht völlig abstruse Gefahr
Den Widerstand gegen den Gehorsam
Rechtfertigen wie ihn Castorff anstieß
Oder bleibt solches Handeln asozial
Weil es persönliche Freiheit über den
Schutz des Lebens der anderen stellt
Vom Ergebnis aus betrachtet bleibt es
Bei der vorigen Bewertung denke ich
Sofern der Gehorsam ein Leben rettet
Dürfen persönliche Freiheit wie die
Sonst nötige Reflektion zurückstehen
Es ist das Merkmal von Krankheiten
Für eine zeitlang aufzutreten um dann
Die Gesellschaft wie das Denken über
Das was richtig und gut ist zu verändern
Es gibt die Gefahr des Mißbrauchs der
Geliehenen Macht doch gefährlicher noch
Ist der Verlust aller ethischen Grenzen
Im Falle der Triage aus der Notwendigkeit
Handen zu müssen und dabei zugleich
Bei jeder Alternative Helfer zu Tätern
Machten was völlig absurd erscheint
Zwar mindert der Ausnahmefall nicht
Die persönliche Not und Sorge aller
Um ihre Freiheit fürchtenden Menschen
Gibt auch keinerlei Rechtfertigung für
Eingriffe in deren Grundrechte irgend
Insofern hätten die Demonstranten recht
Jedoch scheint mir auch mit Abstand
Von mir mit einer gewissen Schizophrenie
Dahingestellt wie natürlich diese mir sonst
Wäre noch das temporäre Element dabei
Alles entscheidend noch insofern Opfer
Die wir sterben lassen müssten sobald
Das Gesundheitssystem überfordert wäre
Wofür eine ganz geringe Verschiebung
Der Reproduktionsrate bereits genügte
Wenn also wieder einer von uns nur einen
Ansteckt und nicht weniger als einen wenn
Vom Virus infiziert wird durch die logisch
Exponentielle Entwicklung der Krankheit
Das System nach wenigen Monaten schon
Zusammenbrechen und Menschen dann
Geopfert würden die nötigen Maßnahmen
Zur Wiederherstellung der Ordnung wären
Um ein vielfaches schlimmer als jene die
Eine sehr vorsichtige Kanzlerin bisher im
Bündnis mit Partnern durchsetzte unter
Denen sich nur einige Männer gerne
Besonders profilieren wollen indem sie
Lautstark das eine oder andere Extrem
Fordern sich als Kämpfer zu präsentieren
Was angesichts der Fragestellung bei der
Es um Leben oder Tod geht lächerlich doch
Erscheint zumindest unangemessen ist
Weil es all diesen immer mehr um die
Persönliche Profilierung geht bei der sie
Schlagworte der Provokation als ihren
Fehdehandschuh in den medialen Ring
Werfen ob Palmer Schäuble oder Lindner
Von den sonst Populisten zu Schweigen
Ihnen nicht noch mehr Bühne zu geben
Bleibt das große Theater doch nur eine
Frage der Zeit die wir schlicht abwarten
Könnten statt sich darob zu streiten
Nach Ablauf der Zeit zu entscheiden
Ob Widerstand noch geboten ist oder
Die Lage richtig und vernünftig gelöst
Alle Freiheiten rechtzeitig auch wieder
Den Bürgern gewährt wurden welche
Für eine Phase auf wenige Rechte
Verzichteten um viele Leben zu retten
Was eben etwas Geduld erfordert
Scheint mir am vernünftigsten auch
Wenn es einige wohl Geld kosten wird
Im übrigen aber kein Problem ist was
Mit der Zeit nicht lösbar wäre dabei
Im Gegensatz zum Tod der bleibt
So könnte der Diskurs um diese
Frage unsere Kultur mehr formen
Als viele Themen zuvor weil es um
Existenzielle Verantwortung genauso
Geht wie die Grenzen des Rechts
Sie die Zivilisation einer Kultur beim
Umgang mit dem Tod zeigt wie die
Fähigkeit auf Krisen zu reagieren
Diese mit möglichst wenig Verlusten
Auch zu überstehen wie Verantwortung
Zu übernehmen statt zu attribuieren
Imaginäre Gegner anzuklagen um nur
Von eigenen Fehlern abzulenken ist ein
Eher kindisches Verhalten was aber
Beim Volk von Disney und Holywood
Scheinbar nicht erfolglos ist woraus
Sich kulturhistorisch Schlüsse ergeben
Könnten auch was die Zukunft einiger
Kulturen betrifft die aufgeklärt begannen
Sich vom Geist aber verabschiedeten
Ob Britannien unter dem kleinen Trump
Das gleiche Schicksal droht oder dort
Sich die älteren Institutionen als stabiler
Erweisen wird erst die Zeit zeigen
Diese Krankheit rüttelt an manchen
Grundfesten unserer Kultur wie sich
Etwa zeigt dass von Frauen regierte
Länder erfolgreicher bei der Lösung
Waren als von Populisten geführte
Sie zeigt uns Grenzen der Freiheit
Bei Gefahren für das Leben anderer
Führt uns täglich vor zu wieviel auch
Freiwilliger Rücksicht Menschen 
Heute noch fähig sind allen Zweifeln
Am sozialen Denken zum Trotz 
Lehrt uns was es wirklich braucht
Um glücklich zu leben worauf es
Ankommt in Zeiten wie diesen
So offenbart die Krankheit uns
Den Kern unserer Kultur wie den
Grad der Zivilisation einer Kultur
Ob es uns dabei auch lehrt wie
Bald welche untergeht ist eine
Andere Frage zumindest hat sich
Das Prinzip weiblicher demokratischer
Führung weltweit erfolgreich bewährt
Von Neuseeland über Deutschland
Bis Island so bringt uns die Pandemie
Zum Kern unserer Kultur zurück
Zeigt wer verantwortlich handelt
Wem Menschenleben etwas wert sind
Bleiben wir dabei besser aufmerksam
Die Scharlatane zu erkennen wie die
Kultur in Werten weiterzutragen

jens tuengerthal 29.4.20

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