Montag, 27. April 2020

Coronaalltag

Wir lernen mit Corona zu leben
Fast normal sieht es schon aus
Dachte ich beim Gang durch Berlin
Vom Hansaviertel ging es an der
Schon wieder bevölkerten Spree
Entlang endlich den Berg hinauf
Dort wo früher die Mauer stand
Die Bäume werden immer grüner
Das Wasser fließt als wäre nichts
Menschen laufen joggen radeln
Am Ufer entlang oder liegen schon
In der wärmenden Sonne miteinander
Das Museum der Charité ist zu
Wie alle Museen noch auch wenn
Nicht ersichtlich ist warum sie nun
Gefährlicher sein sollen alle Läden
Unter 800 Quadratmetern dafür ist
Die Schlange vor der Post noch länger
Manche tragen auch dort Mundchutz
Wo sie es noch nicht müssten
Kinder quengeln vor Eisdielen
In etwas kürzeren Schlangen
Manche kommen sich schon nah
Andere umkurven sich vorsichtig
Unser unsichtbarer Gast hat das
Leben in uns mehr verändert als
Im Alltag der Stadt sichtbar ist
Es geht irgendwie weiter nur hier
Am Platz sind die Folgen sichtbar
Von Plastikbechern überquellende
Mülleimer als fragwürdige Folge
Des Straßenverkaufs der Cafés
Mehr Menschen mit Getränken
Sitzen auf Abstand in den Parks
Pizzaverpackungen sind vor
Schaufenstern hier Zeugen der
Coronagemäßen Menüs die mit
Abstand von der Quelle irgendwo
Eingenommen werden wo kein
Wirt mehr abdeckt wir grüßen uns
Von Ferne freundlich betrachten fast
Neidvoll die knutschenden Paare
Stehen als Flaneur neben dem
Leben der anderen als Beobachter
So scheint fast alles alltäglich
Auf dem Gang durch Berlin was
An so vielen Ecken an vorige Versuche
Liebe zu finden immer wieder erinnert
Die manchmal so unsichtbar wieder
Verschwindet als wäre sich niemand
Je näher gewesen als gerade erlaubt
So passt der Alltag mit Corona gut
Zum Leben in der Stadt auf der Suche
Nach der verlorenen Liebe zu sich

jens tuengerthal 27.4.20

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