Sonntag, 19. April 2020

Coronakultur

Die Kultur liegt leidend brach
Weil es an Geldern fehlt die
Eintritt wie Konsum versprechen
Sie jammert als Trägerin der
Zukunft nach der Seuche laut
Gehör zu finden in harter Zeit
Doch was das Ende vieler scheint
Ist auch die Geburt einer neuen
Hochkultur der Seuche noch
Wie sie alle Einbrüche brachten
Wie mit der Pest die Renaissance
Von Italien über Europa gekommen
Wo ausdrücklich schon Bocaccios
Decamerone die Geschichten
Während der Seuche im Exil der
Reichen Städter uns erzählt
Äußerst sinnlich natürlich dabei
Auch weil italienisch natürlich
Darüber hinaus aber eben auch
Ein Werk des Übergangs zur
Lustvolleren Renaissance die sich
Im Angesicht des Todes endlich
Dem Leben wieder zuwendet
Statt allein dem Märchen vom
Angeblichen Gottessohn welches
Das Mittelalter geistig dominierte
Nach der bereits sinnlich reichen
Hochkultur der Antike auf die
Das Christentum quasi dialektisch
Als moralischer Kontrapunkt mit
Vielen tödlichen Tabus reagierte
Auf welche die Renaissance dann
Mit der wieder Hinwendung zur
Antike voller Lust reagierte die
Während der Tod in Europa herrschte
Durch die Pest mehr als 25 Millionen
Zwischen Mittelalter und Renaissance
Forderte sich wieder dem Leben im
Schönen Diesseits geistig zuwandte
Es lustvoll bedichtete malte besang
Eine ähnlich vernünftige Bewegung
Sahen wir nach den Glaubenskriegen
Die im Frankreich der Renaissance
Ihren Anfang nahmen wo sich dann
Ein großer Geist wie Michel de Montaigne
Wieder der Antike zuwandte damit
Den Geist des Lukrez wie der Stoa
Viel weiter verbreitet in seinen Essays
Die er nur als schlichte Beschreibung
Seines Lebens bezeichnete was auch
Eben dem Leben im Zentrum seinen
Verdienten Platz im Mittelpunkt gab
Eine humanistische Neuerung die
Dem Renaissancegeist entsprach
Die auf die Religionskriege folgende
Aufklärung nahm sich zu Anfang als
Kultureller Aufbruch die Hoheit zurück
Leben und Natur vernünftig endlich
In einer Enzyklopädie zu definieren
Erklärte sie Welt und alles was ist
Wissenschaftlich verständlich was
Lauten Widerstand der Wächter
Des alten Aberglauben auslöste
Der schließlich in der Revolution
Gegen die alte Ordnung mündete
Die dennoch manchem Aufklärer
Relativ unvernünftig erschien was
Sie mordend im Ergebnis leider
Noch bestätigte um dann erneut
In Zuwendung zu voriger Zeit
Napoleon zum Kaiser zu krönen
Der wieder den Tod nach Europa
In grausam hoher Zahl brachte
Aber zugleich auch den Geist
Der Aufklärung im Code Napoleon
Verbreitete was Freiheit von den
Kirchen durch die zivile Ehe erst
Vielen brachte Gleichberechtigung
Der Juden später im Echo zuerst
In Preußen mit den nach der
Niederlage nötigen Reformen gab
Was die Gesellschaft öffnete wie
Zugleich dauerhaft stärkte was
Preußen schon durch den Zuzug
Der Hugenotten kannte die zuerst
Nach der Vertreibung durch den
Sonnenkönig Ludwig XIV. der
Große Kurfürst mit offenen Armen
Im noch armen Agrarstaat aufnahm
Den der Religionskrieg verwundete
Wie sich viele besiegte Preußen
Die hohe Abgaben zahlen mussten
Dem Geist der Romantik zuwandten
Anschließend den König bejubelten
Statt eine Verfassung zu fordern ist
Als ein Kontrapunkt zur Aufklärung
Gegen deren große preußische
Geister Kant und Moses Mendelssohn
Zu sehen eine Art Emanzipation
Kleinerer Geister wie eines Hegel
Die den Begriff der Freiheit nie
Wirklich erfassen konnten doch
Schon zur Zeit der Aufklärung aber
Wütete die Syphilis in Europa die
Erstmals in der Renaissance auftrat
Erst mit dem Penicillin heilbar wurde
Vorher wie vermutlich auch beim
Späteren Friedrich den Großen noch
Mit Quecksilber behandelt wurde was
Aller Wahrscheinlichkeit nach den
Größten Kopf der Hohenzollerndynastie
Die Potenz kostete was die nur viel
Geringere geistige Bedeutung aller
Seiner Nachfolger erklären kann aber
Preußen später nicht am Aufstieg
Mehr hinderte unter dem starken Duo
Bismarck und Moltke wer auch immer
Unter ihnen König noch wurde aber
Auch den großen Geist Casanova
Ergriff aus nachvollziehbaren Gründen
Die Franzosenkrankheit die gewöhnlich
Beim Sex übertragen wurde allerdings
Bei diesem mit weniger gravierenden
Folgen als bei Friedrich II. sofern wir
Dessen Lebensbeschreibung glauben
Gravierend wirkte sich dagegen durch
Nahezu die Menschheitsgeschichte
Die Schwindsucht aus wie früher die
Tuberkulose oder Weiße Pest genannt
Die insbesondere im 19. Jahrhundert
Wie zu Beginn des 20. Jahrhunderts
In den Weltkriegen mörderisch wirkte
Heute mit Penicillin bekämpfbar ist
Doch in der Kultur hinterließ diese
Seuche der Menschheit der noch
Heute mehr zum Opfer fallen als
Corona bisher schöne Spuren die
Unsere Kultur in vielem prägten
Von der Kameliendame die später
Als La Traviata zur Oper wurde 
Bis auf den mannschen Zauberberg
In dem er als Kulturgeschichte des
Europas vor dem 1. Weltkrieg die
Erkrankung seiner Frau Katia an
Lungentuberkulose verarbeitete
Die dem Raucher Mann auch
Ängstliche Gefühle bescherte aber
Vor allem Monate ohne seine Frau
Die auf dem Zauberberg in Davos
In einem dem beschriebenen sehr
Ähnlichen Sanatorium sich kurierte
Thomas Manns großer Roman endet
Im Beginn des 1. Weltkrieges wie dem
Nationalen Taumel der auch die Insel
Der Völker in den Bergen ergreift
Nachdem sieben teils stumpfsinnige Jahre
Wie nichts verflogen waren in jenem
Sanatorium Berghof in dem sich ein
Wilder Querschnitt europäischen Geistes
Versammelte und bis zum Duell disputierte
Auch wenn das entscheidende davon
Zwischen inzwischen Externen stattfand
Die Spanische Grippe nach am Ende des
Ersten Weltkrieges forderte 27 Millionen
Opfer in 2 Jahren vor allem dabei in der
Gruppe zwischen zwanzig und vierzig
Wie Corona heute Opfer bei denen über
Siebzig zum größten Teil fordert war doch
Die Spanische Grippe bis heute die Mutter
Aller Pandemien zu deren Opfern zählten
Egon Schiele Max Weber und vermutlich
Geschwächt dadurch auch Franz Kafka
Sehen wir also die Seuchen wie den Tod
Infolge als einen Teil kultureller Entwicklung
So tragisch er im Einzelfall immer die falschen
Treffen wird könnte aus dem Innehalten das
Corona erzwungen hat ein auch kulturelles
Nachdenken folgen was uns weiterbringt
Als Gesellschaft aus vielen Perspektiven
Seuchen und Krankheiten kommen wieder
Menschen lernen sie zu beherrschen wie
Konstruktiv mit ihnen umgehen vielleicht
Ist der gerade Einbruch des Gewohnten
Auch klimatisch langfristig ein Fortschritt
Von dem wir heute noch wenig sehen
Eine Zeit kultureller Entwicklung also

jens tuengerthal 19.4.20

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