Sonntag, 28. August 2016

Kulturgeschichten 0337

Untergangsstimmung

Reiche gehen unter wenn es soweit ist
Der Nachbar stärker wurde oder sonst
Kein Grund zur Fortsetzung mehr besteht
Alles sein Ende im Untergang noch findet

Doch jedem Untergang wohnt Zauber inne
Der schon vom Aufbruch wieder kündet
Zur Metzelei in Kriegeszeiten bei der sich
Jeder müht noch grausamer zu morden

Wo eins untergeht entsteht Raum für
Neue Reiche die sich stärker noch im
Dann leeren Raum ausbreiten wollen
Bis auch ihre Zeit gekommen ist

Ist ein Sein nur durch das Sterben anderer
Um ihn bedingt oder ist es die ewige Lüge
Der Menschen noch jenseits des Horizonts
Sei keine Dialektik was ein Glück sei

Manche fürchten den Untergang des
Abendlandes was immer dies sein soll
Meinen viele damit die christliche Kultur
Welche durch den Islam bedroht sei

Ob nicht die lautesten unter diesen selbst
In neuer deutscher Unbescheidenheit
Peinlich wie blamabel dieser Untergang
Erst sind fragen viel zu wenig noch laut

Sollte das Abendland untergehen für das
Pegida und AfD stehen wäre das wohl
Ein Gewinn für die deutsche Kultur sicher
Allein was hieße Untergang überhaupt

Das römische Reich ging unter um dann
Durch Karls Heiliges Römisches Reich
Beerbt zu werden das wiederum vom
Einig Frankenreich zum Deutschen wurde

Dieses uneinige Erbreich des großen Karl
Weihte sich selbst dem Untergang als die
Gefahr bestand ein Franzose könnte die
Zwei Teile unter seiner Krone wieder einen

Wann aber ging das römische Reich unter
Als die Kaiser kamen welche die Republik
Für Familien übernahmen oder erst mit dem
Ende des Kaiserreiches wie übliche Lesart

Am 28. August besiegte Odoaker einst ein
Germanischer Offizier im römischen Dienst
Orestes den römischen Heermeister tötet
Ihn setzt drauf Romulus als letzten Kaiser ab

Ob damit das weströmische Reich endete
Oder erst mit der Abdankung des letzten
Von Ostrom anerkannten Julius Nepos
Ist dabei so strittig wie die Gründe dafür

Gestritten wird ob es eher an Gründen im
Inneren lag also der angeblichen Dekadenz
Strukturellen Problemen oder Umbrüchen
Religiös wie sozial in Bürgerkriegen lag

Oder es tatsächlich der Druck durch Angreifer
Germanen Hunnen und Perser war dem das
Oströmische Reich noch bis 1453 widerstand
Als Sultan Mehmed II. Konstantinopel eroberte

Die Dekadenz sah nur die ältere Wissenschaft
Ist heute eher populärwissenschaftlich behauptet
Macht und Wohlstand hätten zu einem Werteverfall
Geführt der die vorige Disziplin zu sehr aufweichte

Die Aufklärung hielt das Auftauchen des Christentums
Für wesentlicher für den Umbruch während die heute
Unwichtige marxistische Lehre glaubte es hätte allein
An sozioökonomischen Faktoren gelegen ohne Angriffe

Die Katastrophe des Westzuges der Hunnen welche
Eine Völkerwanderung auslösten wird dagegen noch
Immer von manchen als Grund gesehen nach denen
Rom von Germanischen Invasoren erobert wurde

Nach der Transformationstheorie dagegen wird von
Einem Wandlungsprozess ausgegangen der langsam
In kultureller sozialer und ökonomischer Weise erst
Gemeinsam es auslöste ohne radikale Brüche

Nach der heute vermehrt vertretenen Sicht war es
Der Bürgerkrieg der zum Untergang führte in dem
Macht und Ansehen der Regierung erodierten die
Dann Anführer fremder Söldnerheere übernahmen

Früher gingen die Forscher noch einhellig von einem
Untergang des Imperiums in der Spätantike aus nur
Die Ursachen waren dabei umstritten jedoch war die
Innere Schwäche dabei als Grund relativ unstrittig

So wurde auch die schon von Herodot und Ovid
Vertretene Zyklustheorie von Aufstieg und Verfall
Aller Reiche als regelmäßiger Verlauf vertreten
Bis zu Sprenglers Untergang des Abendlandes

Auch heute noch finden sich vereinzelt Vertreter
Dieser Sicht die mehr den Verfall der eigenen
Gesellschaft beklagen möchten um dies mit dem
Beispiel aus der Antike politisch zu belegen

Die Sicht der spätrömischen Dekadenz gilt heute
Dagegen als unhaltbar da sich mehr um eine eher
Differenzierte Sicht auf die Spätantike bemüht wird
So wird eine Transformatiom als Ursache gesehen

Einige dagegen sprechen heute wieder von einem
Niedergang aus ökonomischen Gründen doch lässt
Sich diese Sicht mit Tatsachen leicht widerlegen da
Es noch weit ausgeprägten Handel überall gab

Die auf Mommsen zurückgehende Theorie vom
Dominat nach der in der Spätantike mehr eine
Militärdiktatur oder Despotie herrschte ist heute
Nicht mehr haltbar als Grund für den Untergang

Das Aufkommen des Christentums das Voltaire
Noch als Grund des Untergangs ausmachte weil
Zu viele gute Männer sich der Kirche zuwandten
Wird heute auch als Stabilitätsfaktor gesehen

Der Fortbestand des oströmischen Reichs trotz
Expansion des Islam und Christentum widerlegt
Diese Annahme als Grund eher es wirkten sich
Dagegen mehr die vielen Bürgerkriege aus

Auch die Unfähigkeit der römischen Armee noch
Die eigenen Grenzen zu sichern wird heute mehr
Auf die weit höheren Verluste bei Bürgerkriegen
Im Inneren des weströmischen Reichs gesehen

Sogar die Schlacht auf den Katalaunischen Feldern
Muss wohl eher auf innerrömische Konflikte noch
Zurückgeführt werden als dass sie Verteidigung Roms
Gegen die Hunnen noch gewesen wäre

Nach neuerer Forschung gilt eher die Finanzierung
Als Problemursache da Westrom aufgrund innerer
Auseinandersetzungen seine Armee nicht mehr
Sicher finanzieren konnte es fehlten die Steuern

Es wurden immer mehr günstigere Söldnertruppen
Angeworben um die Grenzen zu sichern die dann
Vermutlich den Staat mehr übernahmen als noch
Eroberten in den mittelalterlichen transformierten

Der fehlende Widerstand gegen die Barbaren
Könnte an plötzlicher Apathie gelegen haben
Oder daran dass sie weniger als Eindringlinge
Denn Neuerer im Dienste Roms gesehen wurden

Unfähige oder zu junge Kaiser wie die Erhebung
Der Waffen gegen die eigenen Leute führte zu
Einem Ansehensverlust weströmischer Kaiser
Die zur Ermordung Aetius in Ravenna führte

Als dann noch Anthenius mit dem Versuch scheiterte
Nordafrika wieder zu unterwerfen verlor der Kaiser
In Westrom alle Autorität und wurde 476 als dann
Überflüssig einfach abgeschafft mehr nicht

Ab 470 übernahmen die Germanen die Verwaltung
Ihrer Gebiete selbst erkannten aber die Oströmer
Noch als Oberherren an so konnte Justinian noch
Den römischen Herrschaftsanspruch durchsetzen

Ein Ende fand dies mit der islamischen Expansion
Die Konstantinopel hinderte im Westen noch weiter
Einfluss zu nehmen was zum endgültigen Untergang
Des Römischen Reiches führte das überflüssig wurde

Doch gibt es keine klare und eindeutige Antwort
Warum Westrom unterging auch wenn es wohl
Aussagen zum Sittenverfall gibt sind diese nichts
Anderes als das immer gleiche Gejammer überall

Gegen den plötzlichen Verfall der Kultur spricht
Auch die weiterhin sehr hohe literarische Produktion
Es entstanden weiter bedeutende Werke sowohl
Der Philosophie als der Geschichtsschreibung

Eine Mitschuld trugen die Mängel in der Verwaltung
Der Armee doch gab es die im länger erfolgreichen
Ostrom genauso und so können sie als Erklärung
Allein nicht mehr genügen wie die Völkerwanderung

So trifft keine monokausale Erklärung die differenten
Ursachen einer Krise sondern diese muss genau den
Diffizilen verschiedenen Problemen gerecht werden
Für die damalige Regierungen keine Antwort fanden

Rom ging nicht an einem Tag und aus einem Grund
Unter sondern aus einer Vielzahl von Gründen über
Einen längeren Zeitraum bei dem die Germanen
Wie andere Stämme die Herrschaft nur übernahmen

Die Betrachtung der Geschichte zeigt es gibt keine
Einfachen Antworten für komplexe Probleme was
Heute so gültig ist wie in der Spätantike weshalb
Die Thesen der Populisten so hohl immer bleiben

Dem Abendland droht so wenig durch eine Invasion
Etwa des Islam über Flüchtlinge der Untergang wie
Rom alleine an den Invasoren scheiterte wäre es
Nicht zuvor von den Bürgerkriegen zermürbt worden

Wer die Sicherheit einer Hochkultur bewahren will
Sollte darum keinesfalls auf Extremisten hören die
Mit einfachen Antworten komplexe Dinge erklären
Die nie den Punkt trefen sie schaden dabei eher

Der Untergang droht dem Abendland darum wenn
Die Unruhestifter indem sie polarisieren wieder zu
Einfache Antworten auf komplexe Probleme geben
Damit die Gefahr von Bürgerkriegen nur erhöhen

Es ist höchste Zeit darauf aufmerksam zu machen
Dass die vermeintlichen Retter des Abendlandes
Tatsächlich dessen Mörder werden könnten um
Endlich den Hass aus der Debatte zu nehmen

Es braucht in Zeiten der Krisen wie der Gefahr
Mehr moderate Stimmen der Mitte um die sich
Stellenden Probleme in Ruhe zu lösen statt dies
Durch Radikalisierung dauerhaft zu verhindern

Wir schaffen das ist keine Antwort auf alle Fragen
Aber es ist die einzige Möglichkeit wie wir künftig
Die Dinge angehen können um Probleme zu lösen
Was die Aufgabe ist ob wir wollen oder nicht
jens tuengerthal 28.8.2016

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