Sonntag, 21. August 2016

Kulturgeschichten 0329

Frühlingsende

Mit dem Frühling verbinden viele Menschen
Positive Gefühle - Aufbruch und Neubeginn
Liegen in der sich wärmenden Luft nach der
Erstarrung im frostigen Winter endlich

Jedes Jahr wieder freuen sich die Menschen
Als sei es nicht ganz natürlich was da kommt
So spielen die Hormone uns wohl somanchen
Streich in wärmer werdender Natur wieder

Der Frühling endet im Sommer immer wieder
Wenn die Tage am längsten sind Licht den
Sonst kühlen Norden am längsten flutet kaum
Genießen wir es geht es schon wieder weg

Politisch endet mancher Frühling im Frost
Vor Gewehrläufen oder unter Panzerketten
Weil die noch Machthaber es anders wollen
Als das Volk auf der Straße noch träumte

In seltenen Fällen endet der Frühling der
Freiheit auch gegen den Willen der Regierung
Die sich noch mehr erhofft im Schatten höherer
Interessen etwa beteiligter Bündnispartner

Dann zeigt sich welche Illusion nationale Freiheit
Wie die Nation überhaupt immer war sobald sie
Teil eines größeren Verbundes ist zählt weniger
Volkes Wille als vernünftige Bündnisinteressen

Am 21. August 1968 endete der Prager Frühling
Mitten im Sommer besetzten Truppen des doch
Verbündeteten Warschauer Paktes in nur wenigen
Stunden alle strategisch wichtigen Punkte der CSSR

Im Frühjahr 1968 hatte Alexabder Dubcek seitens
Der tschechoslowakischen Kommunistischen Partei
Ein Programm der Liberalisierung und Demokratisierung
Begonnen das eine kritische Öffentlichkeit begleitete

Auf dieses Programm reagierten die verbündeten Staaten
Des totalitär geprägten Warschauer Paktes mit Einmarsch
Wie der blutigen Niederschlagung des Prager Frühlings
Weil Freiheit nicht erwünscht war ist das Wort doppeldeutig

Die Reformen hatten auf dem Gebiet der Wirtschaft begonnen
Die von der uneffektiven Planwirtschaft in eine sozialistische
Marktwirtschaft überführt werden sollten mit freien Gewerkschaften
Wie der Aufhebung des Volkseigentums in der Landwirtschaft

Vorausgegangen war dem Programm noch ein Machtkampf
Zwischen dem slowakischen Reformer Dubcek und dem da
Präsidenten und Generalsekretär Nowotný den Dubcek klar
Für sich entschied Nowotný verlor die Abstimmung gegen ihn

Begleitet wurde der Reformprozess durch das Erstarken einer
Kritischen intellektuellen Öffentlichkeit wurde besonders in der
Rehabilitierung des lange verfemten Franz Kafka gesehen der
Bei der Kafka-Konferenz Anlass zu politischer Diskussion gab

Gegenstand war der Begriff der Entfremdung die der Arbeiter
Nach Marx im Kapitalismus erleide und die es im Sozialismus
Nicht mehr geben würde wogegen seitens einiger Delegierter
Protestiert wurde weil dies sehr wohl der Fall sein könnte

Die Diskussion wurde in einer Literaturzeitung fortgesetzt
In der künftig der Kampf zwischen Ideologen und Idealisten
Geführt wurde der auch die Partei erstmals kritisierte dabei
Wurde Vaclav Havel verboten für ein Amt zu kandidieren

Dubcek der Novotný nun an der Parteispitze ablöste wie als
Ministerpräsident regierte propagierte einen Sozialismus mit
Menschlichem Antlitz in dem der Mensch Wert über allen
Werten sein sollte statt blind Moskau nur zu folgen

Die geplante Liberalisierung sollte alle Lebensbereiche
Betreffen so war auch die Rückkehr zum Parlamentarismus
Mit bürgerlichen Parteien und die Aufhebung des Zentralismus
Bei Pluralismus und Meinungsfreiheit im Rechtssystem angedacht

Geplant war eine humane Wirtschaftsdemokratie in der dann
Konkurrierende Betriebe im Besitz der Arbeiter auf dem Markt
Frei auftraten die zentrale Verwaltung auf ein Minimum reduziert
Dies hätte langfristig eine Abschaffung des Sozialismus bedeutet

Die Reformer wollten im Warschauer Pakt bleiben jedoch weniger
Konfrontativ als kooperativ und selbständiger agieren um eine
Weitere Eskalation wie zwischen BRD und DDR zu vermeiden
Damit die Sicherheit Europas Vorrang vor allem habe

Nach Aufhebung der Pressezensur durch Dubcek im Februar 1968
Fand eine Informationsexplosion statt und so führte nicht mehr die
Partei sondern das Volk selbst die Meinung von der Straße aus
Wie durch Medien oder das Manifest der 2000 Worte als Kritik

Die Sowjetunion die Dubcek noch begrüßt hatte sah das Manifest
Als Akt der Konterrevolution und forderte von Dubcek die Rücknahme
Der Reformen wobei Breschnew seinen Duzfreund Dubcek anflehte
Während die Warschauer Fünf mit Ulbricht ein Eingreifen forderten

Nach mehreren Versuchen der Vermittlung die noch weiterhin durch
Die stalinistische Opposition in der CSSR unterminiert wurden kam es
Zum Warschauer Brief mit der Breschnew Doktrin der eine Abkehr
Vom Sozialismus für ausgeschlossen erklärt für Pakt Mitglieder

Etwa eine halbe Millionen Soldaten marschierte in der Nacht
Zum 21. August 1968 aus der Sowjetunion Polen Ungarn wie
Bulgarien nicht jedoch der DDR in der CSSR ein und besetzten
Alle strategisch wichtigen Punkte des Landes sofort

Bei dieser größten militärischen Aktion in Europa seit 1945
Starben 98 Tschechen und Slowaken wie 50 der Soldaten
Die KPC beschloss keinen Widerstand zu leisten während
Die NATO die es beobachtete sich völlig ruhig verhielt

Alle fürchteten eine weitere russische Intervention mehr
Als ihnen an einer Verteidigung der Reformer gelegen war
Die mit dem 23. August als die Verhandlungen in Moskau
Begannen entmachtet waren der Frühling war zu Ende

Infolge verließen über 150.000 Menschen das Land
Unter ihnen auch Vaclav Havel der spätere Präsident
Einer demokratischen Tschechei die der Diktatur des
Sozialismus wie der übrige Ostblock 1989 entfloh

Ohne die Taten der Nationalsozialisten hier noch
Relativieren zu wollen oder den Historikerstreit
Zwischen Habermas und dem gerade verstorbenen
Nolte aufzuwärmen ist dies doch bemerkenswert

Der Sozialismus zeigte sich machtbewusst totalitär
Als einer aus der Reihe trat wurde die nicht nur
Äußere Ähnlichkeit zum Faschismus auch innerlich
Spürbar alle totalitären Regime ähneln sich immer

Vielleicht tut dieser kritische Blick auf die Ereignisse
In Prag 1968 gut um den Wert der Freiheit wie der
Demokratie schätzen zu lernen in Zeiten in denen
Teilweise wieder totalitäre Forderungen kommen

Es ist nicht wichtig rot und braun hierbei fein zu
Unterscheiden wenn sich im Ergebnis doch die
Grenzen wieder verwischen wie sich im Gulag
So sehr zeigte wie bei öffentlicher Propaganda

Wer FDJ Aufmärsche in frühen Filmaufnahmen
Mit denen der HJ vergleicht wird kaum einen
Unterschied bemerken können warum auch die
Totalitäre Tendenz im Osten nicht wundern muss

In einer Phase der Herausforderungen in der wir
Im Krieg stehen ist Stabilität um so wichtiger
Damit die größtmögliche Freiheit erhalten bleibt
Sein wir aufmerksam wer diese infrage stellt

Die alle Souveränität ignorierende Niederschlagung
Des Prager Aufstandes ist Ausdruck auch der klar
Totalitären Tendenzen im real existierenden Sozialismus
Das sollte bei der Wahl der Nachfolger bedacht werden
jens tuengerthal 21.8.2016

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