Samstag, 13. August 2016

Kulturgeschichten 0322

Theaterkrieg

ERSTE HEXE
Wann treffen wir drei uns das nächstemal
Bei Regen, Donner, Wetterstrahl?

ZWEITE HEXE
Wenn der Wirrwarr ist zerronnen,
Schlacht verloren und gewonnen.

DRITTE HEXE
Noch vor Untergang der Sonnen.

ERSTE HEXE
Wo der Ort

ZWEITE HEXE
Die Heide dort!

DRITTE HEXE
Da zu treffen Macbeth. Fort!

ERSTE HEXE
Ich komme, Graupelz.

ALLE
Kröte ruft;—sogleich!
Schön ist wüst, und wüst ist schön.
Wirbelt durch Nebel und Wolkenhöhn!

(Sie verschwinden.)

So beginnt Shakespeares Macbeth der sich
Dem einst schottischen König Macbeth nähert
Dem die drei Hexen die ihn nun treffen seinen
Weg zur Krone prophezeien der bald beginnt

Der Macbeth von Shakespeare ist ein grausamer
Herrscher der durch Mord an die Macht gelangte
Schließlich dem Wahnsinn verfällt Schottland mehr
Schadete als je nutzte in seiner nur Gier nach Macht

Das Stück Shakespeares beruht auf der Darstellung
Des Chronisten Raphael Holinshead aus dem 16.
Jahrhundert und hat wenig mit der politischen Realität
Zu tun schildert den Wandel vom Getreuen zum Mörder

Der echte Macbeth hieß eigentlich Mac Bethad mac
Findlàich und lebte von 1005 bis 1057 war dabei auch
Tatsächlich König von Schottland von 1040 an als er
Am 14. August 1040 König Duncan I. bei Elgin tötete

Schottland des 11. Jahrhunderts hatte keine erbliche
Thronfolgeregelung sondern wählte den König nach
Dem Tanistry-System aus den Führern der Clans was
Zu vielen mörderischen Machtkämpfen bald führte

Dabhda die Mutter von Macbeth war die Schwester
Von Bethoc der Mutter von Duncan I. dem künftigen
König der also sein Vetter ersten Grades noch war
Er heiratete eine Königsenkelin nannte sich Ri Alban

Dieser Titel des schottischen Königs war bereits
Eine Provokation dennoch diente er Duncan I. als
Heerführer den er nach der Schlacht bei Elgin tötete
Um wie Shakespeare beschrieb König zu werden

In der Regierungszeit von Macbeth verbesserte sich
Jedoch die Lage Schottlands deutlich er sorgte für
Ruhe und Frieden nach innen wie außen was den
Wohlstand aller mehrte durch ein Ende des Streits

Mit Gesetz und Ordnung befriedete er die sonst
Zerstrittenen Landesteile Schottlands unter den
Jeweiligen Clans so konnte er 1050 sogar noch
Für mehrere Monate nach Rom pilgern ohne Folgen

Bei seiner Rückkehr in die Heimat fand er alles
So friedlich vor wie er es verlassen hatte was dort
Bisher keineswegs üblich war fiel jedoch selbst 1057
Im Kampf gegen Duncans Sohn Malcolm III.

Noch bis 1058 hielt sich dann Macbeths Stiefsohn
Lulach auf dem Thron bis Malcolm III. ihn verdrängte
Mit Hilfe des englischen Königs Eduard des Bekenners
Was infolge den englischen Einfluss dort erhöhte

So wurde langsam die alte keltische Kultur von der
Angelsächsischen und ab 1066 von der normannisch
Französischen immer mehr verdrängt und es blieben
Nur die Sagen aus den Highlands in der Erinnerung

Das Grab von Macbeth befindet sich auf Iona
Die Insel der inneren Hebriden war heilige Kultstätte
Der Kelten wie Begräbnisort schottischer wie norwegischer
Könige lange von denen Macbeth der letzte wohl war

Theater ist ein wunderbarer Spiegel der Welt auch
Wenn es nicht immer erzählt was in der Geschichte
Wirklich passierte ist die Erinnerung an Macbeth
Vor allem durch Shakespeares großes Stück präsent

Erinnere mich an die große Heidelberger Inszenierung
Zur Zeit des seltsamen Todes von Uwe Barschel als
Alle Leichen in der Badewanne von der Bühne noch
Geschoben wurden das Bild Barschels Plakat dort war

Wir wissen noch immer nichts genaues um die Umstände
Des Todes des Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein
Ob er sich selbst richtete wofür vieles spricht oder Opfer
Einer auch geheimdienstlichen Verschwörung noch wurde

Dem Ungewissen nachzuspüren führt selten weiter als
In neue Verschwörungstheorien mit denen mehr Angst
Verbreitet als Aufklärung betrieben wird warum hier nun
Nicht weiter gemutmaßt werden soll ohne Aussicht

Sich an die Vernunft halten und das was wir sicher wissen
Führt weiter als alle Spekulation und so scheint es besser
Sich über die Stabilität der Demokratie trotz ungewisser
Tode in Einzelfällen freuen zu können statt zu munkeln

Die Verschwörung der Retter des Abendlandes die real
Nur das Land weltweit in rassistischer Enge blamierten
Ist ein Beispiel für die Wertlosigkeit solcher Theorien
Aus denen nur schönes Theater noch werden kann

Aus Macbeth lernen die Realpolitik ist oft eine andere
Als Theater und Verschwörung es darstellen wie dann
Ein guter Herrscher ist wer Frieden und Recht fördert
Damit alle ihr Glück in Ruhe suchen können wäre gut

Wonach wir uns auf der Bühne sehnen im großen Drama
Wollen wir im politischen Alltag der alle betrifft lieber nicht
Um in Ruhe und Frieden zu leben und so mag Merkel wohl
Langweilig in Ruhe sein aber darum gerade da gut
jens tuengerthal 14.8.2016

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen