Donnerstag, 18. August 2016

Kulturgeschichten 0326

Hochzeitsjubel

Hochzeiten sind Feste der Liebe
Bei denen sich Liebende versprechen
Ein Leben miteinander zu teilen wie
Spätestens danach damit auch anfangen

Früher waren Hochzeiten viel mehr als
Häuser noch regierten und sich damit
Wo sie heirateten Herrschaften ganz neu
Verbanden wie fanden als Hauptgrund

Liebe spielte dabei nur eine Nebenrolle
Schön wo es sie gab aber zentral waren
Festigung und Ausbau der eigenen Macht
Wie Sicherung der Zukunft und des Vermögens

Beispiel für glückliches Heiraten gab besonders
Das Haus Habsburg das sich dank kluger Wahl
Der Partner wie mit Hilfe des Todes der oft genug
Vorzeitig kam sein Weltreich erschlief oder ererbte

Diese Vereinigung der Häuser Arragon-Kastilien
Mit Habsburg unter deren deutschen Namen der
Noch an die Schweizer Habichtsburg erinnerte
Ärgerte die in der Mitte gelegenen Franzosen

Schon nach der Hochzeit von Maximilian mit Maria
Von Burgund hatten sie sich darum geschlagen
Geplante Ehen scheiterten vor lauter Wut die dann
Habsburg in die Arme der Spanier langfristig trieb

So versuchte Frankreich sich im Inneren zu festigen
Um der Bedrängung durch Habsburg von zwei Seiten
Zumindest stabil entgegenzutreten auch wenn diese
Angst eher Fiktion war denn auf Tatsachen beruhte

König Heinrich II. aus dem Hause Valois wollte so
Seine Tochter Margarete mit dem später König von
Navarra und Führer der Hugenotten auch Heinrich
Verheiraten um das Land innerlich zu befrieden

Über diesen Heinrich der später der IV. wurde
Haben wir an dieser Stelle schon viel erzählt
Weniger über seine Frau die ein Kind ihrer Zeit
Also der Renaissance war und mutige Wege ging

Ihr Gatte Henry IV. galt als so klug wie wild
Seine Kinder in jeder Ecke Frankreichs sind
Legende wie der Hahn im Topf eines jeden
Franzosen real war seine gelebte Toleranz

Margarete war die siebte damit jüngste Tochter
Von Katharina von Medici die lange Frankreich
Für ihre noch minderjährigen Söhne mitregierte
Wie auf eigene Art aus dem Hintergrund prägte

Was wir heute über Margarete wissen stammt
Aus ihren Memoiren wie ihren Briefen die beide
Zusammen ein authentisches Bild ihrer Zeit geben
Dessen Bewertung sich gerade sehr wandelte

Als Heinrich und Margarete heirateten standen
Noch einige ihrer Brüder vor ihrem Gatten in der
Rangfolge der Krone deren Erreichen mehr als
Unwahrscheinlich noch scheinen musste

Jahrelange Inzucht und ein damit hohes Risiko
Hatten die Zahl der Blutererkrankungen erhöht
So kam es dass Heinrich der Protestant für die
Fanatischen Katholiken zur Bedrohung wurde

Margarete zwar als Katholikin geboren und erzogen
War ihrem Mann aber zugewandt und suchte darum
Eine Position der Mitte in der Zeit der Kriege in der
Gewalt und Intrigen Frankreich beherrschten

Das Verhältnis zu Henry war auch von dessen immer
Zahlreichen Liebhaberinnen geprägt dabei stand sie
Loyal an seiner Seite auch wo gerade nicht opportun
Durchkreuzte seine Pläne aber auch wo sie es wollte

Erst einige Jahre nach der Annulierung ihrer Ehe
Die kinderlos blieb was die Aufhebung erlaubte
Entwickelte sich ein dauerhaft freundschaftliches
Verhältnis zwischen dem früheren Ehepaar

Margarete hat ihrer Zeit gemäß und doch besonders
Eine umfassende humanistische Bildung erhalten
So sprach sie neben ihrer Muttersprache noch fließend
Latein Griechisch Italienisch Spanisch und war belesen

In ihrer Jugend hatte sie bei Hofe wohl eine Liaison mit
Dem jungen Herzog Henry de Lorraine, duc de Guise
Der im Krieg der drei Heinriche eine böse Rolle spielt als
Kopf der Liga mit Catharine de Céve 14 Kinder hatte

Diese Nähe zur Liga auch durch seine Familie verhinderte
Die sonst wohl Liebesheirat der beiden und führte dafür
Später zu um so intensiveren Hass dagegen sollte ihre
Hochzeit mit Henry de Navarra der Versöhnung dienen

Ausgehandelt wurde sie von ihrer Mutter Katharina Medici
Wie Henrys Mutter Jeanne d’Albret der Königin von Navarra
Dabei wurde auf den jeweiligen Religionsübertritt verzichtet
Die Adlerin genannte Jeanne war kämpferische Hugenottin

Die am Hof kultivierte Margarete fand Henry ungeschliffen
Wie hässlich außerdem solle der in Pau großgewordene
Prinz von Navarra gestunken haben und dennoch folgte sie
Dem Wunsch und Druck ihrer Mutter in die Ehe mit Henry

Die Hochzeit fand auf dem Vorplatz der Kathedrale von
Notre-Dames de Paris statt da Henry sich noch weigerte
An einer katholischen Messe teilzunehmen doch hinderte
Dies die Ehe sowenig wie der fehlende päpstliche Dispens

Die anschließenden mehtägigen Feiern in Paris fanden
Nach einem Attentat auf den calvinistischen Admiral der
Hugenotten Gaspard de Coligny eine blutige Wendung in der
Batholomäusnacht warum sie zur Bluthochzeit wurde

Ob dahinter eher ihre Mutter Katharina Medici steckte oder
Doch die Hetze ihres früheren Liebhabers Henry Guise mit
Der immer radikaleren Liga ist nicht ganz klar mehr spricht
Für die Liga die einen Henry IV. fürchtete wie die  Pest

Sie rettete in dieser Nacht wohl mindestens ein Leben noch
Durch Fürsprache bei ihrem Bruder Karl dessen Soldaten
An dem überall Gemetzel beteiligt waren mit dem Hugenotten
In ganz Frankreich niedegemetzelt wurden im Volkszorn

In den Reihen der Gruppierung Les Malcontents engagierte
Sie sich mit ihrem Mann künftig für eine Assöhnung der beiden
Konfessionen und gegen alle radikalen Kriegstreiber die noch
Weiter die endgültige Konfrontation zum Endsieg suchten

Als Mitglied der Malcontents wurde sie Teil einer Verschwörung
Mit dem Ziel nach Karls Tod nicht Heinrich III. sondern lieber
Francois-Hercule zum König zu machen der als toleranter als
Sein der Liga verbundener Bruder Heinrich noch galt

Das Complot de Mardis Gras wurde aber durch Margarete selbst
Aufgedeckt die ihrer Mutter davon berichtete verteidigte jedoch
Ihren Gatten durch eine eigene Schrift hervorragend dem später
Auch die Flucht aus dem Louvre wie vorher Francois gelang

Zwei Jahre dauerte es bis das Ehepaar sich wiedersah als
Katharina mit ihrer Tochter Margarete nach Guyenne reiste
Eine Zeit verbrachte sie nach Abreise ihrer Mutter in Pau
Richtete sich dann jedoch einen guten Hof in Nerac ein

Dort trafen sich große Geister wie Michel de Montaigne
Guillaume de Salluste Du Bartas veranstaltete sowohl
Literarische Zirkel wie rauschende Feste soll damit sogar
Shakespeare zu Verlorene Liebesmüh inspiriert haben

Früher wurde ihr von Historikern der siebte Hugenottenkrieg
Als verschuldet durch Intrigen ihres Hofes zugerechnet was
Heute jedoch ganz anders gesehen wird so gilt ihre Beteiligung
Am folgenden Frieden heute als maßgeblicher eher noch

Viel der Beurteilung der Person Margaretes hängt mit ihrem
Freien selbständigen Leben zusammen das für eine Frau
Der Renaissance die nur Gattin nicht Herrscherin war noch
Überraschend unüblich blieb in vielem jedoch bigott war

So werden ihrem Mann seine zahlreichen Liebhaberinnen
Noch als Verdienst zugerechnet während es für sie eher als
Moralische Verfehlung gilt das gleiche Recht wahrzunehmen
Entsprechend der Moral des katholischen Aberglaubens

Wie die in unserer Zeit so berühmte Prinzessin Diana begann
Margarete auch ein wohl längeres Verhältnis mit einem der
Stallmeister ihres Bruders Francois was ihr unter anderem
Später von Bruder Heinrich III. moralisch vorgehalten wurde

Nach dieser öffentlichen Erniedrigung zog sie sich zurück
Das Verhältnis zu Henry verbesserte sich erst wieder
Nach dem Dispens des Papstes für ihre Trennung so
Lebte sie die letzten Jahre in gutem Kontakt zum Hof

Der als wunderschön geltenden Margarete wurden
Zeit ihres Lebens zahlreiche Liebhaber zugeschrieben
Sie soll auch den Kommandeur der Festung verführt haben
Auf der sie 19 Jahre mit Hof gefangen gehalten wurde

Die Festung Usson auf der die gebildete lebensfrohe
Frau so lange gehalten wurde hat später Richelieu
Schleifen lassen wurde bald wieder zum Zentrum
Für Literaten und Künstler des ganzen Landes

Mit ihren Memoiren hat Margarete eine eigene
Literarische Hinterlassenschaft geschaffen die
Sie der Welt übergab und mit der wir uns noch
Heute ein getreues Bild der Zeit machen können

Die 13 Jahre nach ihrem Tod erstmal veröffentlichten
Erinnerungen der Königin wurden sofort ein Bestseller
Ob die Veränderungen der Wirklichkeit dort Absicht waren
Oder ihr eher unterliefen aus Höflichkeit auch steht dahin

Was immer nun die Wirklichkeit wem wie ist bleibt doch
Für die Annahme taktischer Veränderungen weniger
Widerspräche dies auch dem Geist der Renaissance
Der auch Montaignes zeitgleiches Schreiben auszeichnet

Neben der Verteidigungsschrift für ihren Mann hat Margot
Noch Gedichte und wohl feministische Texte verfasst
Sie galt auch als bedeutendste Mäzenatin Frankreichs
Wovon unter anderem Monteverdi noch profitierte

Eine so starke Frau die selbstbewusst ihren Weg ging
War im Zeitalter der Renaissance noch ungewöhnlich
Sie erfuhr daher Achtung und Respekt aber vielfach
Auch verleumdende Kritik gerade zu ihrer Sexualität

Mit schön und reich und erfolgreich kann bis heute
Nicht jeder fair und gut umgehen auch wenn es sich
Bei der fraglichen Frau um eine der klügsten ihrer Zeit
Noch handelt zählte am Ende viel oberflächliches nur

Betrachten wir Angela Merkel wie Hillary Clinton oder
Theresa May geht es bei ihrer Beurteilung selten nur
Um die Sache sondern wird es schnell persönlich wie
Hysterisch dramatisiert weil Macht ohnmächtig macht

Scheinbar ist bis heute was einem Präsidenten ob nun
In Frankreich oder USA mit süffisantem Lächeln noch
Verziehen wird für Frauen an der Macht stets Tabu
Weil die Männern scheinbar die Potenz auch raubt

Es begann mit einer Hochzeit die eigentlich nicht die
Erste Wahl war sollte sie doch Philipps II. Sohn Juan
Heiraten der zu schnell zuvor noch starb wie sie den
Ersten Geliebten konfessionell nicht heiraten durfte

Am Ende war sie ein Spielball der Mächte die sie
Aus taktischen Gründen verheirateten doch dabei
Schaffte sie es erstaunlich viel noch zu gestalten
Es gebührt ihr dafür Hochachtung neben Henry IV.

Zur Zeit einer Elisabeth I. füllte sie die Rolle der
Gattin eigenwillig und mit Charakter aus was für
Ihre Stärke spricht vielleicht schauten wir besser
Mit diesem Blick auf heutige Politkerinnen

Nicht alles ist möglich und nicht jeder Kampf
Muss von einer schon gekämpft werden doch
Wer im ohnehin so engen Rahmen der Politik
Eigene Zeichen noch setzt beweist Größe
jens tuengerthal 18.8.2016

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