Dienstag, 23. August 2016

Kulturgeschichten 0331

Weltenkaiser

„Vor vierzig Jahren, am selben Ort, am Vorabend des Dreikönigstages, hat mich der Kaiser, mein Großvater, für volljährig erklärt. Dann wurde ich König von Spanien, dann selbst Kaiser – Ich habe die Kaiserkrone gesucht, nicht um über noch mehr Reiche zu gebieten, sondern um für das Wohl Deutschlands und der anderen Reiche zu sorgen, der gesamten Christenheit Frieden und Eintracht zu erhalten und zu schaffen und ihre Kräfte gegen die Türken zu wenden. Ich habe darum viel beschwerliche Reisen machen, viele beschwerliche Kriege führen müssen … aber niemals mutwillig, sondern stets sehr gegen meinen Willen als Angegriffener …“

 „Große Hoffnung hatte ich – nur wenige haben sich erfüllt, und nur wenige bleiben mir: und um den Preis welcher Mühen! Das hat mich schließlich müde und krank gemacht. Ihr wisst alle, wie sehr … Ich habe alle Wirrnisse nach Menschenmöglichkeit bis heute ertragen, damit niemand sagen könnte, ich sei fahnenflüchtig geworden. Aber jetzt wäre es unverantwortlich, die Niederlegung noch länger hinauszuzögern. Glaubt nicht, dass ich mich irgend Mühen und Gefahren entziehen will: Meine Kräfte reichen einfach nicht mehr hin. Vertraut meinem Sohn, wie er euch vertraut, seid einig, übt stets Gerechtigkeit und lasset den Unglauben nicht in eure Reihen.“

„Was mich betrifft: ich weiß, daß ich viele Fehler begangen habe, große Fehler, erst wegen meiner Jugend, dann wegen des menschlichen Irrens und wegen meiner Leidenschaften, und schließlich aus Müdigkeit. Aber bewusst habe ich niemandem Unrecht getan, wer es auch sei. Sollte dennoch Unrecht entstanden sein, geschah es ohne mein Wissen und nur aus Unvermögen: ich bedaure es öffentlich und bitte jeden, den ich gekränkt haben könnte, um sein Verzeihen.“

So ging der Kaiser in dessen Reich
Die Sonne nie unterging bescheiden
Immer strebsam bemüht auch wenn
Mit aller Welt dazwischen im Krieg

Es war Karl V. der sich so äußerte
Anlässlich seiner Abdankung noch
Als schwacher alter Mann längst mit
Nur 56 Jahren am 23. August 1556

Ein einmaliger Vorgang war das was
Karl aus dem Hause Habsburg da
Am 25.10.1555 in Brüssel gestützt
Schon auf Wilhelm von Oranien tat

Der da noch Kaiser und König übergab
Als schwacher alter Mann seinem Sohn
Die Herrschaft über die Niederlande die
Noch lange kämpften bis sie sich teilten

Es war dieser Teil seines Reiches Erbe
Von Seiten der Großmutter gewesen
Der schönen Maria von Burgund der Tochter
Karls des Kühnen nach dem er wieder hieß

Seine Großmutter war schon fast 20 Jahre
Tot als Karl am 24.2.1500 in Gent geboren
Wurde als Sohn Philipps des Schönen wie
Johanna von Kastilien der Wahnsinnigen

Der Vater war Kronprinz des Kaisers schon
Jenes letzten Ritters Maximilian I. der erst
Burgund erheiratete Böhmen und Ungarn
Unter Habsburger Herrschaft noch brachte

Seine Kinder verheiratete er mit Spanien
Das unter Ferdinand und Isabella sich erst
Zu einem Land einte und von den Mauren
Nach vielen hundert Jahren befreit hatte

Als der ältere Sohn der Kronprinz starb
Erbte plötzlich die Tochter Johanna die
Auch noch mit Philipp verheiratet war dem
Vater Karls und so kam eins zum anderen

Die Tante Margarete war Statthalterin noch
In den Niederlanden als Karl dort geboren
Bekam er sofort den Titel eines Grafen von
Luxemburg zu dem sich noch viele fanden

Der später erwählte römische Kaiser Karl V.
Trug eine lange Reihe von Titeln all seine
Güter wie seine Verantwortung zu nennen
Die so schwer auf ihn lastete er nannte sich

Wir, Karl der Fünfte, von Gottes Gnaden erwählter Römischer Kaiser, zu allen Zeiten Mehrer des Reiches, in Germanien, zu Kastilien, Aragon, León, beider Sizilien, Jerusalem, Ungarn, Dalmatien, Kroatien, Navarra, Granada, Toledo, Valencia, Galizien, Mallorca, Sevilla, Sardinien, Córdoba, Korsika, Murcia, Jaén, Algerien, Algeciras, Gibraltar, der Kanarischen und Indianischen Inseln und des Festlandes, des Ozeanischen Meers &c. König, Erzherzog zu Österreich, Herzog zu Burgund, zu Lothringen, zu Brabant, zu Steyr, zu Kärnten, zu Krain, zu Limburg, zu Luxemburg, zu Geldern, zu Kalabrien, zu Athen, zu Neopatria und zu Württemberg &c. Graf zu Habsburg, zu Flandern, zu Tirol, zu Görz, zu Barcelona, zu Artois und zu Burgund &c. Pfalzgraf zu Hennegau, zu Holland, zu Seeland, zu Pfirt, zu Kyburg, zu Namur, zu Roussillon, zu Cerdagne und zu Zutphen &c. Landgraf im Elsass, Markgraf zu Burgau, zu Oristan, zu Goziani und des Heiligen Römischen Reiches, Fürst zu Schwaben, zu Katalonien, zu Asturien &c. Herr zu Friesland und der Windischen Mark, zu Pordenone, zu Biscaya, zu Monia, zu Salins, zu Tripolis und zu Mecheln &c.

Entsprechend der Größe seiner Aufgabe
War sein Wahlspruch Plus Ultra was heißt
Immer weiter wie der am Ende an Malaria
Erkrankte Kaiser und König auch sich trieb

Mit 16 wurde er König von Spanien mit 19
Zum römisch-deutschen König gewählt der
Sich erwählter Kaiser nannte bis ihn 1530
Papst Clemens in Bologna noch krönte

Alle Macht die er in seiner Person vereinte
Was seiner Idee von der Universalmonarchie
Entsprach in der dem Kaiser Vorrang vor allen
Königen zukam gab er freiwillig wieder ab

An seinen Sohn Philipp II. das spanische Weltreich
Wie seinen Bruder Ferdinand I. das Heilige Reich
Das sich römisch nannte aber eher deutsch war
In Fortsetzung untergegangener Traditionen

Um die Vormacht des universellen Monarchen
Kämpfte der am Ende so bescheidene noch mit
Franz I. von Frankreich der gleiches beanspruchte
Direkt oder stellvertretend in Italien noch weiter

Als mächtigster Herrscher Europas konnte er sich
Auf den Reichtum der Kolonien stützen die seine
Großeltern Ferdinand und Isabella erwarben als sie
Christoph Kolumbus die Reise nach Westen zahlten

Dennoch kam er zeitweise an seine auch finanziellen
Grenzen wofür die Fugger ihm noch viel Geld liehen
Doch waren es seine unbezahlten Truppen die sich
Beim sacco di Roma an der Kirche bereicherten

Auch die Schwächung Frankreichs das sich teilweise
Mit den Osmanen verbündete gegen die er auch auf
Dem Balkan wie in Nizza einst überall kämpfte gelang
Nicht wirklich oder auf Dauer es blieben beide stark

Wohin die Vorherrschaft nur einer Seite die Welt führt
Konnte in den letzten Weltkriegen gesehen werden
Warum sich Briten immer um ein Gleichgewicht dabei
Bemühten in stets wechselnden Bündnissen dafür

Im heiligen römischen Reich dessen Kaiser er war
Wollte er das monarchische Prinzig gegenüber dem
Dort ständischen Prinzip dominieren lassen erließ
Dazu prägende Gesetze wie die Constitutio Criminalis Carolina

Doch scheiterte er auch dabei die kaiserliche Macht
Gegenüber den Ständen dauerhaft zu etablieren an
Deren Widerstand wurde durch die Reformation noch
Verstärkt die er in vielen Kriegen zunächst bekämpfte

Auf dem Reichstag zu Worms 1521 traf er einst Luther
Den er zum Widerruf bewegen wollte was dieser ja
Bekanntlich verweigerte auch weil unter Schutz des
Kurfürsten Friedrichs des Weisen von Sachsen stand

Lange wohl ist die Sage her scheint es uns heutigen
Wenn von Weisen aus Sachsen noch die Rede war
Gerade in der Politik die sich um Toleranz gegenüber
Einer neuen religiösen Minderheit ernstlich bemühte

Doch vielleicht ist die reaktionäre Revolution die aus
Sachsen nach Mehrheiten für normalen Rassismus
Noch sucht eine neue Reformation war doch auch
Luther nicht von größter Toleranz je eher Antisemit

Zumindest gibt es neben dem großen Gedenken
Grund genug zu fragen ob irgendein Aberglaube
Je für mehr Toleranz sorgte oder nicht besser all
Dies gänzlich nur noch im Privaten dezent lebte

Karl führte dafür noch Kriege auch als Katholik
Gegen die Reformation gewann sie teilweise
Wie den Schmalkaldischen nach dem er den
Reformierten Ländern einen Frieden diktierte

Verlor sie jedoch am Ende wie manchmal wohl
Zeit und Übersicht für alle Probleme in seinem
Riesigen Reich ohne Rechner oder Telefon
Musste darum Kompromisse am Ende schließen

Nach dem Reichstag zu Worms erließ er das
Wormser Edikt mit dem die Reichsacht über
Martin Luther verhängt wurde dem er aber noch
Genug Zeit ließ auf die Wartburg zu entkommen

Nebenbei  einigte er sich mit Sachsen darüber
Dass diesen das Edikt nicht offiziell zugestellt
Würde womit sie zum Gehorsam verpflichtet wären
Den er dann im Krieg hätte erzwingen müssen

So konnte Friedrich der Weise Luther wie die
Reformation beschützen und dessen Ideen
Verbreiteten sich rasch weiter im Reich das
Sich hundert Jahre später darob bekriegte

Dieser Kompromiss der keinem wirklich
Gerecht wird ist vielleicht typisch für Karl
Das Reich interessierte ihn nur am Rande
Seine Herrschaft sicherte er außerhalb

In Kriegen mit Frankreich wie Kämpfen
An allen Fronten auch mit Rom teilweise
Dem sich der fromme Mann eigentlich tief
Verbunden fühlte und doch uneinig war

Dies besonders als der Papst mit Frankreich
Eine heilige Allianz gegen Karl gründete der
Auch Rom zu mächtig schien als Herrscher
Über ein Reich in dem die Sonne nie unterging

Das nach dem siegreichen schmalkaldischen Krieg
Noch diktierte Augsburger Interim wurde wenig später
Nach dem Fürstenaufstand der Protestanten noch zum
Augsburger Religionsfrieden der lange erfolgreich galt

Cuius regio eius religio war die Augsburger Friedensformel
Nach der galt in einer Region die Religion ihres Herrschers
Damit war die 1517 von Luther begonnene Reformation zu
Einem irgendwie Kompromiss am Ende gekommen wieder

Karl zog sich schließlich völlig resigniert von seinen Ämtern
Zurück frustriert dass er keines seiner Ziele noch erreichte
Nur Kompromisse gelangen von beschränkter Geltung wohl
Auch wenn uns dies heute als erstrebenswert erscheint

Die Überforderung durch beide Reiche die ihn auffrass
Ständig in Europa auf Reisen umhertrieb ließ ihn seinen
Besitz aufteilen zwischen Sohn und Bruder damit beide
Für das Haus Habsburg es weiter noch erhielten

Sein Sohn erhielt das von der mütterlichen wie einst
Großmütterlichen Seite gekommene Erbe während
Der Bruder das Erbe des Vaters erhielt nachdem
Die Krankheit Karl an seine Grenzen klar führte

Das glückliche Österreich hatte sich die Welt
Erheiratet und hielt sie dann doch keine vierzig
Jahr in einer Hand weil alle für einen doch zuviel
Versuchte nur als Familie das ihre zu behalten

Dies führte später zu zahlreichen Kriegen um
Österreichische wie spanische Erbfolge bei der
Sich Frankreich letztlich durchsetzte auch wenn
Der erreichte Kompromiss keinen bevorteilte

Die Universalmonarchie war vielleicht die große
Illusion die Karl nur frustrieren konnte der schon
Als Kind eher schwächlich war und sich alles nur
Mühsam erkämpfte durch Zähigkeit und Fleiß

Wer Europa und die Welt weniger als Reich
Denn als Kompromiss begreift mit dem wir
Bestmöglich überleben wollen wird schon
Mit einer Einigung wohl glücklich sein

Alle die meinen sie müssten sich aber
Durchsetzen werden ewig kämpfen für
Kurze Siege mit am Ende nichts als mehr
Frustration weil im Leben nichts ganz ging

Die Kunst des Kompromisses wie auch der
Verzögerung wie sie die deutsche Kanzlerin
Merkel meisterhaft beherrscht scheinen eher
Geeignet erfolgreich dauerhaft zu regieren

Dies lässt den Hass aller blühen die gerne
Einfache klare Antworten und Lösungen wollen
Für komplexe Probleme was naturgemäß eben
Immer nur scheitern kann und frustriert endet

Wer glücklich sein will sollte sich also lieber
Über gute Kompromisse freuen statt großer
Euphorie mit verhaltenem Jubel genießen
Dann bleibt auch die immer Panik aus

Die ständig geschürte Angst der Rassisten
Das Abendland könne untergehen weil eine
Zeitlang ein geringer Prozentanteil den Wohnsitz
Hierher wechselt ist eigentlich zu lächerlich

Was wären Deutschlands Kultur oder das
Kultivierte Abendland wert wenn sie ein
Primitiver Beduinenkult verdrängen könnte
So degradieren sich die Ängstlichen selbst

Sie wollen oft das Ganze was es weder je
Gab noch irgend geben kann bleiben stets
Frustriert weil ihre Ziele unerreichbar sind
Ihr Scheitern mit Folgen ist vorprogrammiert

So scheint es angenehmer sich heute statt
Karl V. lieber Angela Merkel zuzuwenden
Die einen irgendwie Kompromiss sucht der
Keinem weh tut aber viele glücklicher macht

Karl V litt sein Leben lang weil seine Ziele
Unerreichbar wie seine Aufgabe von einem
Nicht zu bewältigen war warum er besser
Sich am manchbaren noch erfreut hätte

Dabei erreichter er mit dem Augsburger Frieden
Der Religionen wie der cuius regio Formel mehr
Als Frankreich je das sich noch lange draob im
Innern bekriegte was hier 100 Jahre später begann

Es geht um nichts im Leben als im möglichst
Wohlstand recht angenehm zu leben wenn
Dies irgend geht selbiges auch keinem andern
Zu missgönnen löste fast alle Probleme schnell

So kommt auch dies Gedenken für Karl V.
Schließlich zu dem Schluss es geht um
Nichts als angenehm zu leben mit mehr
Wird alles unnötig nur erschwert anstatt
jens tuengerthal 20.8.2016

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen