Mittwoch, 9. September 2020

Missgeburten

Gibt es überhaupt Missgeburten
Oder ist alles plangemäß manches
Nur ungewohnt fragt sich nicht mehr
Wer Montaigne gut las der gewohnt
Nüchtern aber liebevoll berichtet
Wie ihm siamesische Zwillinge
Die damals noch unbenannt
Von Bauern der Umgebung
Die zeigend Geld verdienten
Vorgeführt wurden die am Bauch
Verbunden nur einen Kopf hatten
Aber aus je zwei Öffnungen ihr
Wasser und Stuhlgang ließen
Er berichtet dabei noch von
Anderen Fehlbildungen aber
Bemüht sich die Abweichung
Als nur ungewohnt darzustellen
Meint in der Natur hätte alles
Seinen Zweck manchmal nur
Könnten wir ihn nicht erkennen
Es sei meint Montaigne der
Von Zwillingen wenig wissen
Kann am Ende der Renaissance
Nichts wider die Natur sondern
Alles ihr gemäß manchmal nur
Erschiene uns etwas ungewohnt
Doch sollten wir alles Erstaunen
Über abwegige Erscheinungen
Der uns umgebenden Natur
Lieber ablegen lernen was
Weise und tolerant scheint
Mehr zur Integration täte als
Deren zwangsweise Durchsetzung
Nennen wir nichts mehr behindert
Dafür mit Montaigne variantenreich
Was Natur so erschafft könnte
Das miteinander menschlicher
Werden und sein

jens tuengerthal 9.9.20

Moriamoritate

Die Geschichte vom Lager
In Moria auf der Insel Lesbos
Ist auch das alte Lied vom
Versagen europäischer Kraft
Wo geteilte Verantwortung
Fraglicher als Zuschüsse war
Flüchtlinge plötzlich Migranten
Zur Relativierung genannt
Für viele Bedrohung waren
Vor allem innenpolitisch
Weil Populisten gegen diese
Lautstark als Gefahr agierten
Nun ist das Lage abgebrannt
Das überbelegt von Corona
Bedroht unhaltbare Zustände
Zur Abschreckung pflegte
Brandstiftung wird vermutet
Vielleicht auch von Innen als
Schrei nach Aufmerksamkeit
Nun muss etwas geschehen
Meinen Gute wie Böse die
Sich wechselseitig dafür halten
Mit den Slums am Tor Europas
Über das was wird mutmaßlich
So lange gestritten bis jede
Mögliche Lösung sich erledigt
Was wir wollen oder eine
Taugliche Antwort dort wäre
Ist unklar vor allem wer dabei
Den ersten Schritt tut offen
So geht es irgendwie weiter
Die 12.000 dort kein Problem
Was nach ihrer Rettung kommt
Könnte eines werden falls
Erdogan die Tore öffnet
Bald Klima nicht Krieg viel mehr
In der ganzen Welt vertreibt
Bis dahin sollten wir Antworten
Haben um gerüstet zu sein
Dafür ist Moria nur das Vorspiel
Die Ouvertüre der Weltoper
In der es um Sein und Haben geht
Wer überlebt und übrigbleibt beim
Spiel was Flüge täglich verstärken
Zeit es so deutlich zu sagen
Denn in Moria brannte nicht
Die Moral von Europa sondern
Eine Fackel der Zukunft
In der noch wer leben will

jens tuengerthal 9.9.20

Coronatrennung

Nun habe ich die erste
Coronatrennung erlebt
Mochte sie sehr gern
Es war schön miteinander
Auch ziemlich zärtlich
Wie etwas leidenschaftlich
Es gab einiges verbindendes
Fand sie auch wirklich schön
Vieles fühlte sich gut an
Dann gestand sie mir
Sie sei eine Covidiotin
Wie ich sie in Versen nannte
Wäre auch auf der Demo
Wie ihre ganze Familie
Darauf zog ich mich 
Ganz entschieden zurück
Wer mit Rechtsradikalen
Demonstriert ist mir fern
Heute wollten wir uns
Würdevoll verabschieden
Nach Wegen noch schauen
Was uns gelungen ist
Liebevoll am Ende aber
Im Gespräch lagen Welten
Diesmal zwischen uns
Sie kam mit anderen Quellen
Nicht die gesteuerten Medien
Wie die Covidioten so gerne
Die das Risiko leugnen
Um ihrer Freiheit willen
Lieber andere Leben riskieren
Für Verschwörungstheorien
Gegen eine Regierung brüllen
Die mit ruhiger Hand viele
Leben rettete schlimmeres
Hierzulande verhindern konnte
Schauen wir nach Europa
Gegen Masken für Schüler
Sei sie ohne Argumente
Sie schien wie ferngesteuert
Brachen es irgendwann ab
Es konnte nicht gehen
Dabei mochten wir uns
So etwas tut schon weh
Vielleicht kommen mal
Andere Zeiten wenn wieder
Mehr Vernunft überall herrscht
Bis dahin geht es nicht
Corona steht zwischen uns
Hab sie wirklich sehr lieb
Aber diese beiden Welten
Sind gerade unvereinbar
So frisst Corona auch mal
Noch ganz zarte Gefühle

jens tuengerthal 9.9.20

Dienstag, 8. September 2020

Tapferkeitstugend

Montaigne lesen tut immer gut
Bringt zum Nachdenken auch
Über schlechte Gewohnheiten
Wie das warum unserer Wertung
Was vieles wieder infragestellt
Was ihm auf dezente Art gelingt
Die manchmal erst ganz langsam
Klar und deutlich wird während
Es bei der Lektüre abstrus scheint
Lächle ich oft im nachhinein mehr
Weil er wirklich gewitzt erzählt
Den Horizont dabei erweitert
Heute über Tapferkeit und Tugend
Staunte ich über seine absurden
Möglichst abgelegenen Beispiele
Auch die nahen ganz aktuellen
Klangen eher nach Boulevard
Vom Mann der sich das Glied
Abschnitt aus Frustration über
Das eigene Versagen am Ziel
Bei der so lange Angebeteten
Um es dieser dann zu schicken
Oder der genervt über die ewige
Eifersucht seiner Gattin der er
Es dann ins Gesicht warf aus
Lauter verstümmelnden Trotz
Worüber ich innerlich laut lachte
Oder auch die Suizidentin die
Nachdem sie ihr Mann jahrelang
Quälte und verprügelte beschloss
Der Qual ein Ende zu setzen
Zuvor ihre Dinge noch ordnete
Allen klaren Verstandes schien
Dann von der Brücke ins Wasser
Sprang und wortlos dort ertrank
Auch die indischen Witwen die sich
Nach Montaignes Erzählung darum
Drängen dem geliebten Gatten als
Erste in die Flammen folgen zu dürfen
Weil sie das als Lieblingsfrau zeige
Wie der Todesmut muslimischer Kämpfer
Die völlig dem Schicksal vertrauen
Was von Gott schon festgelegt sei
Warum sie sich auch ohne jede Angst
In den Kampf stürzen können dessen
Ende wie das ihre schon lange zuvor
Von höherer Macht bestimmt wurde
Wie der Glaube wohl vielen Menschen
Unglaublichen Mut verleiht was heute
Die Liebe gelegentlich noch schafft
Sofern sie uns nicht lächerlich macht
Was aller Erfahrung nach viel häufiger
Vorkommt als wir uns gern eingestehen
Ob das Wagnis der Liebe damit Beispiel
Für Tugend und Tapferkeit eher wäre
Wie er es für Eingeborenenvölker noch
Beim Tod des einen Gatten berichtet
Wäre auch einen Gedanken wohl wert
Scheint mir sogar viel näher zu liegen
Als die abstrusen Berichte Montaignes
Die aber wie so typisch für ihn bewusst
Besonders abwegig gewählt wurden
Um die Tugend der Tapferkeit damit
Als solche eher infrage zu stellen
Denn das erwartete Loblied zu singen
Weil sie immer wieder Menschen zu
Völlig absurden Verhalten führt was
Allerdings die große Ähnlichkeit mit
Der Liebe weiter offenbart welche
Darin wohl immer ungeschlagen bleibt
Allerding selten als Tapferkeit gerühmt
Während dafür die Beispiele Montaignes
Den Tugendcharakter der Tapferkeit
Deutlich infrage stellen weil er meist
Mörder Attentäter oder Menschen
Nahe dem Wahnsinn dafür anführt
Wobei sich die Frage stellt ob dies
Nicht viel mehr Wahnsinn offenbart
Derer die so darüber urteilen wollen
Es sei wie es sei zumindest hat die
Lektüre von Montaigne wieder mal
Gute Gedanken geweckt zu denen
Als bleibender vielleicht gehört dass
Die Liebe das größte Wagnis bleibt
Was wir eingehen können im Leben
Die uns jenes leicht riskieren lässt
Weil im Verhältnis nicht Wert hat
Der Todesmut der Verzweifelten
Dem Fatum der Gläubigen gleicht
Das Montaigne wiederholt anführt
Als quasi Hinnahme des Schicksals
Was den erwartet der liebt und sich
Damit den Gefühlen anderer ausliefert
Die kommen und gehen wie sie wollen
Womit ich sicher sagen würde dass
Die Liebe höchste Tapferkeit fordert
Dahingestellt ob sie Tugend noch ist
Oder eher eine Form von Wahnsinn
Was sich manchmal sehr nahe steht

jens tuengerthal 8.9.20

Muttertechnik

Wird die Mutter technisch ersetzbar?

Im Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit durch künstliche Befruchtung und der künstlichen Herstellung von Keimzellen, wird die Mutter technisch ersetzbar, sobald es gelingt, Kinder außerhalb der Fruchtblase, im Labor heranwachsen zu lassen, was wir bei Tieren längst schaffen. Dann können auch homosexuelle Paare ohne Einschaltung Dritter eigene Kinder bekommen, indem aus den Zellen des einen eine Samen- oder Eizelle hergestellt, je nachdem, was fehlt und Befruchtung, wie heute schon möglich, wie Reifung, was noch nicht gewagt wurde, im Labor durchzuführen.

Damit könnten Frauen langfristig von der Lebensgefahr der Schwangerschaft befreit werden und das Geschlechtsleben würde überflüssig oder diente nur noch dem Vergnügen, wie es in Zeiten des Online-Dating langsam Gestalt annimmt, wo der sexuelle Austausch und die jeweilige Verfügbarkeit immer möglich ist, nicht mehr durch zyklische Abläufe der Natur behindert werden müsste. Viele Frauen, die ihre Regel als Belastung empfinden oder die in einer Schwangerschaft sehr litten, würden diese Möglichkeit als Erleichterung empfinden.

Dann könnten junge Menschen eine bestimmte Menge Eizellen oder Spermien einfrieren lassen, um die Erzeugung von Kindern auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben, wie es die Unternehmen Facebook und Apple schon ihren Mitarbeiterinnen angeboten und finanziert haben, um nicht durch die lästige Unterbrechung einer Schwangerschaft oder die Aufzucht von Kindern in ihrer Karriere gestört zu werden, was sicher einen Beitrag zur Gleichberechtigung leisten würde und die Chance der Frauen erhöhte, schneller in Führungspositionen ihrer Qualifikation entsprechend zu gelangen.

Inwieweit dies psychisch schadete, wäre eine andere Frage, doch auch bei schon im Labor erzeugten Kindern sind dadurch keine auffälligen psychischen Schäden bekannt geworden und die Aufzucht im Labor böte gewiss größere Sicherheit und die optimalen Bedingungen für Kinder.

Längst ist der Handel mit Ei- oder Samenzellen von Leistungsträgern wie Frauen mit Abschlüssen einer der Ivy-League Universitäten in den USA zu einem guten Geschäft geworden, so können diese jungen meist weißen Frauen, bis zu 50.000 Dollar für eine ihrer Eizellen erhalten und damit auch gut ihr Studium finanzieren. Männliche Spermien sind dagegen deutlich weniger wert, was den Bedingungen des Marktes entspricht, da diese jederzeit leicht produzierbar sind, während eine Frau für gewöhnlich nur eine Eizelle im Monat bildet. So sorgt der Markt der künstlichen Befruchtung zwar für eine faktische Ungleichheit und eine bevorzugte Stellung der Frauen, die jedoch, im Sinne ausgleichender Gerechtigkeit nach Jahrhunderten der Benachteiligung, als verschmerzbar angesehen werden kann. Als Eizellenspenderinnen sind auch Frauen geeignet, die noch nie sexuellen Verkehr hatten. Es ist mir bisher nicht bekannt, ob deren Zellen im Sinne der Exklusivität noch höhere Preise am Markt erzielen, Frauen also bewusst mit ihrer Jungfräulichkeit, diesem atavistischen überholten Gut und Gerücht, Handel betreiben könnten. Auch das scheint im Sinne einer ausgleichenden Gerechtigkeit ethisch verantwortbar.

Seit auch die Transplantation einer Placenta mit anschließender Schwangerschaft möglich ist, der erste Fall glückte vor Jahren in Schweden, könnten sich Frauen, so lange sie es wollen, von den lästigen Bedingungen ihres Zyklus befreien, also auf die Abstoßung der Gebärmutterschleimhaut so lange verzichten, bis sie eine eigene Gebärmutter brauchen und sich diese dann passend einsetzen lassen oder aus eigenem Zellgewebe züchten lassen, was bei Tierversuchen bereits gelungen ist.

Ob diese technische Zukunftsvision, die Mütter im natürlichen Sinne überflüssig machte bei der Erzeugung von Kindern ein Horror wäre oder ein großer Schritt auf dem Weg zur Emanzipation und Gleichberechtigung, wird sicher noch lange gestritten werden, wobei beide Seiten Argumente für sich haben. Schlagend bleibt aber, dass im Sinne der Gleichberechtigung nicht mehr verlangt werden kann, dass Frauen ihr Leben für Kinder gefährden und jede Schwangerschaft ist eine Lebensgefährdung, wie einen großen Teil ihres Lebens durch hormonelle Beeinträchtigung benachteiligen lassen müssten.

Wie weit diese Zukunftsvision zu einer Überwindung der geschlechtlichen Unterschiede auch in Kleidung und Leben führen wird, ist eine soziologisch spannende Frage, die teilweise schon ihren Ausdruck im einheitlichen Look vieler junger Menschen in den Großstädten findet. Zwar gibt es dabei immer noch Ausbruchsmöglichkeiten je nach Neigung, aber es ist davon auszugehen, dass wir uns weiter von der klassischen Unterscheidung nach dem Geschlecht entfernen werden. Unklar ist dabei noch, inwieweit uns diese Entwicklung stärker zu unserer Natur führt oder von ihr entfernt. 

Vermutlich muss auch dabei im Einzelfall stärker unterschieden werden. Ob sich ein junger Mensch lieber als Mann oder als Frau kleidet und zeigt, wird dann eine Frage des Geschmacks und der persönlichen Neigung sein, die sich auch wieder beliebig ändern kann, was zumindest die Freiheit der Einzelnen erhöhte und die Gefahr der Diskriminierung verhinderte, wenn der Wechsel der Identität, die früher geschlechtlich war, duch bloßen Geschmack und Laune ersetzt würde.

Zwar blieben nach der Natur die primären und sekundären Geschlechtsmerkmale erhalten, doch auch daran ließe sich wohl hormonell einiges ausgleichen. Unklar nur, ob diese Vision mehr Menschen glücklich machte oder zunehmende Verwirrung hinsichtlich der eigenen Identität stiftete.

Spannend wird, wie die klassische Mutterrolle dann von wem unter welchen Bedingungen wahrgenommen wird. Nach allem, was bisher durch Studien bekannt ist, fehlt Kindern, die in homosexuellen Familien aufwachsen nichts und sie leiden nicht mehr an psychischen Mangelerscheinungen als Kinder aus heterosexuellen Familien. Im Gegenteil findet sich dort eher ein höherer Anteil an gut ausgebildeten und sozial starken Familien.

Sofern die künstliche Erzeugung auch dabei helfen kann, genetische Defekte auszugleichen und Krankheiten zu verhindern, hätte sie auch einen gesundheitspolitischen Vorteil, der auf lange Sicht der Gesellschaft hohe Kosten ersparte. Inwiefern die Aufzucht unter optimalen Bedingungen im Labor nicht entscheidende Vorteile gegenüber dem immer riskanten natürlichen Weg hätte, um den Kindern optimale Chancen für den bestmöglichen Start ins Leben zu geben, wird eine für die weitere Entwicklung wichtige Frage.

Eltern wollen das bestmögliche für ihre Kinder, was eine natürliche Neigung zu sein scheint und insofern dies unter Laborbedingungen viel eher möglich wäre als im bloß realen Leben, spräche viel dafür die natürliche Schwangerschaft bald aufzugeben, den Frauen die damit verbundenen Beeinträchtigungen zu ersparen, allen Beteiligten damit ein besseres Leben zu ermögliche.

Ob es dann irgendwann ein staatliches Interesse gibt auch die weitere Aufzucht der Staatsbürger unter optimalen technischen Bedingungen zu ermöglichen, also auch die sozialen Eltern langfristig technisch zu ersetzen, ist eine andere Frage, über die wir noch zu wenig wissen, sie ernsthaft zu erwägen, doch insofern im Bereich der künstlichen Fortpflanzung die Realität immer wieder die gesellschaftliche Entwicklung überholte, sollte hier nichts ausgeschlossen werden, was zu einer Elitenaufzucht im Elfenbeinturm führen könnte, die aber die Gefahr von Ausreißern, wie etwa im Fall Trump, der hauptsächlich mit seiner Selbstüberschätzung auftrumpfen könnte, deutlich verringerte und auch die Zahl derer, die auf solche Populisten hereinfallen, durch verbesserte Bildung und Intelligenz verringerte, warum es im Sinne der Demokratie wünschenswert sein könnte, viele künftige Konflikte verhinderte.

Klingt das nach einer Horrorvision einer technisierten Zukunft, die den Menschen von seiner Natur entfernt oder ist es eine riesige Chance für viele Menschen, die ohne körperliche Risiken ihrer Neigung entsprechend leben könnten?

Wollen wir in einer so optimierten Gesellschaft leben oder tun wir es längst und wagen es nur selten, die Konsequenzen unseres Handelns zu Ende zu denken?

Habe keine sichere Antwort, beobachte nur interessiert, wie sich nach der klassischen Vaterrolle auch die Aufgabe der Mutter bald technisch erledigen könnte und frage mich, ob diese Chance denjenigen Menschen genommen werden darf, die es sich wünschen, nur um eine Natur hochzuhalten, die eben manchmal auch nur suboptimal funktioniert, woraus die Frage resultiert, ob irgendwer Menschen zwingen kann unter schlechteren Bedingungen zu leben, als es möglich wäre, nur weil uns das Neue noch ungewohnt und seltsam erscheint, nicht das Risiko schwerer Krankheiten, unter denen Menschen leiden, zu verringern, wenn wir es können und ob es überhaupt eine Grenze des möglichen geben muss oder Grenzen immer nur dazu da sind, überwunden zu werden auch bei der klassischen Mutterrolle.

jens tuengerthal 8.9.20

Datingrituale

Wo sich zum Zwecke der Paarung
Gedatet wird folgen viele Ritualen
Auch gegen eigene Neigungen um
So Erwartungen zu genügen auch
Wenn solche jede Liebe töten wirkt
Die Gewohnheit stärker als Triebe
Zerstört manch zarte Neigungen
Lieber statt zu reflektieren woher
Dies seltsame Verhalten stammt
So sparen sich Frauen sehr gerne
Trotz vorhandener Neigung auf
Um die Spannung zu erhöhen wie
Sich nicht unter Wert zu verkaufen
Diesmal alles richtig zu machen
Es eben alle so machen würden
Wovon Ausnahmen seltener sind
Als sich die Regel stets erfüllt
Manche küssen nie beim ersten mal
Andere beginnen den Sex aber
Wehren sich gegen ihre Natur die
Längst Bereitschaft signalisierte
Als würde diese Zurückweisung
Den eigenen Wert noch erhöhen
Auch wenn es mit etwas Erfahrung
Eigentlich nur vorhersagbar langweilt
Es laufen diese Spiele die gemischt
Aus Verweigerung und Negierung
Der eigenen Bedürfnisse ablaufen
Seit Menschengedenken ähnlich ab
Sie unterscheiden sich nur in Nuancen
Wie Sex meist nach immer gleichen
Schemen abläuft die irgendwann nur
Noch anöden werden außer beide
Finden etwas darüber hinaus aneinander
Zumindest Befriedigung miteinander
Wer sich davon befreit gewinnt immer
Doch gelingt das kaum einer je wie
Männer brav ihre drängelnde Rolle spielen
Das Gefühl von Begehren zu vermitteln
Für das Frauen so vieles auf sich nehmen
Selbst oft das Gefühl haben sie wollten
Diese eine nun wirklich unbedingt sich
Entsprechend lächerlich darum bemühen
Was nüchtern betrachtet eigentlich eher
An Gesetze des Marktes erinnert als
Tatsächliche Annäherung von Menschen
Die natürlichen Bedürfnissen folgen
Manchmal können wir sie umkehren
Dann bemühen sich Frauen um Männer
Was deren Begehren eher erschlaffen lässt
Damit praktisch untauglich macht
Weil sie die Trophäe nicht gegen Widerstand
Erjagen mussten als sei die Begegnung
Zweier Menschen ein bloßes Ritual noch
Bei dem wir ohne Verstand nur schlichten
Reaktionsmustern folgen auch wenn
Die natürlichen Bedürfnisse eigentlich
Etwas anderes sich wünschen würden
Handeln wir wie ferngesteuerte Puppen
Um das erwartbare Ziel zu erreichen
Mit mehr oder weniger Mühe irgendwann
Halbwegs befriedigt ineinander zu stecken
Die Erfahrung zeigt das Frauen die sich
Besonders um die Spannung bemühen
Diese so taktisch erhöhen wollen meist
Umgekehrt proportional viel empfinden
Verhältnismäßig seltener Befriedigung
Beim Sex finden können was also die
Taktik als Wertschöpfung zum Zwecke
Der Tarnung ganz schlicht erklärt
Wer wenig zu bieten hat verkauft sich
Gern besonders teuer um damit den
Eigenen Wert scheinbar zu erhöhen
Dem Begehren mehr Dauer zu geben
Männer spielen dieses Spiel meist
Umgekehrt genauso mit meinen
Sogar gerade die besonders zu
Wollen die sich unerreichbar geben
Die folgende sichere Enttäuschung
Aller Beteiligten wäre vermeidbar
Befreiten wir uns von Gewohnheiten
Redeten jemals offen miteinander
Statt sich etwas vorzuspielen doch
Gibt es wenig Hoffnung dass sich
Daran noch etwas ändern wird
Weil Menschen lieber immer tun
Was sie schon lange kennen statt
Befreit neue Wege zu genießen
Beobachte dies eher amüsiert
Breche mal aus der einen Rolle
Dann aus der anderen aus
Spreche es manchmal direkt an
Was selten etwas ändern kann
Wer ist schon frei von Gewohnheit
So spielen wir einfach weiter davon
Vermutlich beiderseits gelangweilt
Manchmal passiert doch etwas
Im übrigen geht es ja immer nur
Um das eine was nichts ändert
Besser nie so gesagt wird aber
Geben wir die Hoffnung schon auf
Es könnte anders werden schiene
Vermutlich das Ergebnis noch
Weniger reizvoll als so warum
Fast alle weiter mitspielen bis
Wer etwas sagt und so ändert
Weil Langeweile zu groß wurde
Vielleicht ändert sich ja was
Fraglich nur was dann wäre
Was solchen Aufwand wert
So geht es weiter wie immer

jens tuengerthal 7.9.20

Montag, 7. September 2020

Materincertinum

Wird auch die Mutter heute unsicher?

Das Kontinuum bei aller Betrachtung der Familie war, dass im Sinne der Blutlinie, die Mutter als sicher galt. Ihr wurden, neben dem natürlichen Stillen, was Männer nie übernehmen konnten, außer mit der Flasche, lange Zeit viele Aufgaben aus diesem Bereich zugewiesen, mit denen sie dann als natürlich verbunden galt, womit sich die diese Geschichte schreibenden Männer des größten Teils häuslicher Aufgaben entledigte. Frauen identifizierten sich lange Zeit mit diesem Aufgabenkreis und sahen ihn als natürlich ihren an.

Dies galt zu einer Zeit, als Kinder meist noch natürlich in einer ehelichen Verbindung gezeugt wurden. Das hat sich bis heute sehr verändert. Die Veränderung ging einher mit der Möglichkeit zur In-vitro-fertilisation (IVF) ab 1978 wie der Entwicklung der Leihmutterschaft und der parallel immer stärkeren Emanzipation und Gleichberechtigung der Frauen. Zur IVF kamen noch andere Methoden hinzu, die eine größere Sicherheit gaben.

Erst 1930 war der weibliche Zyklus und sein Zusammenhang mit der Fruchtbarkeit erforscht und erkannt worden. Die weibliche Sexualität und ihr Zusammenhang mit dem nervus pudendus ist erst seit wenigen Jahren bekannt. Bis dahin waren weibliche Lust und deren möglicher Zusammenhang mit der Befruchtung eine black box über die viel gemutmaßt und wenig wissenschaftlich gewusst wurde. Inzwischen ist bekannt, dass, neben dem monatlichen zyklischen Eisprung, auch in Ausnahmefällen ein solcher durch hohe Erregung ausgelöst werden kann. Nicht bekannt ist, welche Faktoren dabei noch eine Rolle spielen könnten. Für viele Menschen ist die weibliche Sexualität noch eine black box, die weiterer Aufklärung bedarf und nicht wenige Frauen haben sich damit abgefunden, beim Sex keine Befriedigung zu finden und sehen die Mutterrolle noch immer als ihre natürliche Aufgabe an, betrachten Sexualität nur als notwendiges Mittel oder Übel zu diesem Zweck, der immer wieder auch ihr Leben gehfährdete. 

Seit Erfindung genügend starker Mikroskope Mitte des 19. Jahrhunderts, wissen die Menschen theoretisch genau, wie die Befruchtung der verhältnismäßig riesigen Eizelle mit dem winzigen Spermium abläuft, aber vieles dabei blieb noch Theorie. Schlussfolgerungen daraus werden erst ganz langsam gezogen und die Rolle der Frau veränderte sich im folgenden Jahrhundert auch aufgrund des Beharrungsvermögens vieler Männer nur langsam,

Seit eine befruchtete Eizelle, von wem auch immer, einer Leihmutter eingesetzt werden kann, steht die reale Mutter der intentionalen gegenüber, was eine spannende auch juristische Diskussion beginnen ließ, die bisher meist zugunsten der intentionalen Eltern entschieden wurde, die in der Regel wohlhabender und gebildeter waren, während Leihmütter, die ihren Bauch auch aus pekuniären Gründen zur Verfügung gestellt hatten, häufig aus sozial schlechteren Verhältnissen kamen.

Doch fragt sich, wer nach der Natur mehr Recht an dem Kind hat und es stärker prägte. Ob die Prägung durch die Monate der Schwangerschaft, in der ein einfacher Zellhaufen zum Mensch wird, nicht stärker ist, als die bloß genetische Verbindung auf der aber die patrilineare Theorie der Blutsverwandtschaft aufbaut, der unser Rechtsverständnis zugrunde liegt. In Deutschland ist die Leihmutterschaft derzeit verboten. In den Niederlanden, in Dänemark, Spanien oder den USA ist sie erlaubt. Doch weigerten sich deutsche Ämter schon, intentionale Eltern, die ihr Kind in den Vereinigten Staaten von einer Leihmutter hatten austragen ließen, als juristische Eltern eintragen zu lassen und sahen nur die Möglichkeit der Adoption vor, die an andere juristische Hürden gebunden ist, erzeugten so für Eltern und Kind eine Situation rechtlicher Unsicherheit, die schwer erträglich ist.

Ist eine Mutter also auch Mutter, wenn sie das Kind nicht ausgetragen hat aber ihre Eizelle mit einem Spermium des Vaters befruchtet wurde, wird dabei eine wichtige Frage sein, die viel über das Verständnis von Elternschaft aussagt. Nach dem alten Verständnis, wären sie es genauso wie Eltern, deren Kind in vitro gezeugt wurde. Verhält es sich anders, könnte nun fraglich sein, wenn die Mutter oder der Vater unfruchtbar sind und eine fremde Eizelle mit einem Spermium der intentionalen Eltern befruchtet wurde oder umgekehrt, bei häufigerer väterlicher Unfruchtbarkeit, eine Eizelle der Mutter mit einem Spermium von einem Dritten befruchtet wurde.

Hier stehen die intentionalen und sozialen Eltern, den natürlichen gegenüber und wie weit sind diese natürlich, wenn das Kind im Labor gezeugt und der Leihmutter bereits als so gezeugtes Lebewesen eingesetzt wird. Ob damit ein Samenspender immer verantwortlich und Vater ist oderer die Verantwortung für die Verwendung seines Spermas und die Folgen mit der Spende abgibt, bleibt unklar. Inwieweit haben Kinder einen Anspruch darauf, ihre natürlichen Eltern kennenzulernen, was das deutsche Recht bejaht, das amerikanische teilweise verneint, und wie wichtig ist es für ihre Persönlichkeit und ihr Heranwachsen, zu wissen, welche genetische Prägungen sie erfuhren, über deren Auswirkungen wir noch ganz wenig wissen, wird in Zukunft immer häufiger fraglich sein.

Es ist schön, wenn unfruchtbare oder teilweise unfruchtbare Eltern, sich so den Kinderwunsch erfüllen können. Doch wer darüber entscheiden darf, ob Kinder einen Anspruch haben, ihre natürlichen Eltern kennenzulernen, wird künftig geklärt werden müssen. Wie es sein wird, wenn Kinder vollständig im Reagenzglas und im Brutkasten heranwachsen und wem das Kind zugeordnet wird, wenn der genetische Anteil nur von einem Teil stammt, könnte strittig werden, spätestens, wenn es zu Trennungen kommt. Darauf ethische und philosophische Antworten im Sinne der Kinder zu finden, dürfte für die Zukunft wichtig sein.

Soziale Elternschaft spielt damit eine immer größere Rolle und die amerikanischen Gerichtsentscheidungen deuten daraufhin, dass den intentionalen Eltern ein Vorrang vor den natürlichen eingeräumt werden könnte. Aber noch schwimmen wir hierzulande, wo die Leihmutterschaft noch verboten ist, im rechtlich relativ freien Raum. Dürfen Kinder, die etwa in den USA nach Leihmutterschaft als natürliche anerkannt sind, in Deutschland anders behandelt werden oder wäre das eine Ungleichbehandlung, wird letztlich vermutlich das Bundesverfassungsgericht entscheiden und dabei wird auch das aktuelle Rechtsempfinden, also ein relativ unklarer Faktor eine Rolle spielen und wer nun wirklich die Mutter ist, worauf es dabei ankommt, wird angesichts neuerer Technik immer weiter verschwimmen.

So bewegen wir uns hin zu einer immer größeren Gleichberechtigung, die auch bei der ganz großen Mehrheit längst im Rechtsgefühl angekommen ist, wissen aber noch nicht, wie wir welche Rollen künftig ausfüllen werden und ob es noch auf diese ankommt. Wie ist es, wenn intentionale Eltern das optimalste gesundeste Spermium für ihren Nachwuchs im Katalog auswählen und es dann mit einer ebenso gesunden gespendeten Eizelle im Reagenzglas zu ihrem bestmöglichen Kind vereinen lassen, was in der intentionalen Mutter oder im Labor heranwächst, könnte schon ganz bald real fraglich sein. Dann besteht keinerlei genetische Verwandtschaft, was in manchen Konstellationen empfehlenswert sein kann, wenn etwa beide Partner einen genetischen Defekt aufweisen. Genügt dann ein Vertrag mit dem tätigen Unternehmen, was die Befruchtung durchführt, Elternschaft rechtlich zu begründen, verhält es sich anders, wenn die intentionale Mutter das Kind dennoch austrägt oder wäre eine solche Ungleichbehandlung eine Diskriminierung, die unzulässig sein muss, werden bald wohl Gerichte entscheiden müssen.

Sollte es eine Priorität der sozialen Elternschaft gegenüber der natürlichen geben in Fällen der künstlichen Befruchtung, könnte damit das soziale Elternmodell das natürliche rechtlich verdrängen. Dies könnte auch im Interesse der Kinder sein, denen es sicher am besten bei denjenigen geht, die diese als eigene wollten. Allerdings würde dann diesen Kindern der Bezug zu ihren natürlichen Wurzen fehlen, was auch seltsam klingt und zu weiteren paradoxen Ergebnissen führen könnte. Fraglich könnte infolge auch sein, inwieweit das Adoptionsrecht noch verfassungsgemäß ist.  Weitere rechtliche Unsicherheit über ihre Eltern, wäre sicher nicht im Interesse der Kinder und so stehen in dieser Frage wohl künftig schwer lösbare Entscheidungen an, die weite Auswirkungen auch auf das Verständnis der Gesellschaft haben.

Für eine prioritäre Behandlung der sozialen Elternschaft spricht auch der alte lateinische Rechtsgrundsatz des pacta servanda sunt, dass Verträge stets einzuhalten sind. Allerdings könnte fraglich sein, ob ein Vertrag, der die natürlichen Elternschaft benachteiligt oder ausschließt nicht sittenwidrig wäre. So sind am Ende mal wieder viele Fragen offen und es wird schwer hier eine einheitliche Antwort zu finden, weil unsere Technik längst weiter ist, als es das Recht verantworten oder regeln kann und vermutlich habe ich dabei noch viele kritische Fragen übersehen.

Zumindest ist die früher sichere Rolle der Mutter dabei immer weiter und unsicherer zu werden, so auch in den Fällen, wo zusätzlich noch von einer dritten Person etwa die Mitochondrien geliefert werden, weil bei einem der Beteiligten insofern ein Mangel besteht. Ob wir hier eher ausschließen oder einschließen sollten, könnte für die Zukunft wichtig sein. Vielleicht ist es dann falsch, davon auszugehen, dass ein Kind immer nur zwei Eltern hat, sondern es auch viele sein können, wie es bei sich neu vereinenden Eltern schon vorkommt, die gemeinsame und fremde Kinder zusammen als Familie erziehen. Im Sinne der Kinder wäre hier ein Gebot der Gleichbehandlung ganz wichtig. Dies kann jedoch auch zu einer weiteren Aufspaltung der Mutterrolle im Rahmen der künstlichen Befruchtung führen. Inwieweit diejenigen, die im Labor die künstliche Befruchtung vorgenommen haben, dann auch noch zu den erweiterten natürlichen Eltern zu zählen sind, wird auch diskutiert werden müssen, denn eigentlich sind sie es, die das neue Leben herstellen und damit sind sie, so abstrus es klingt eigentlich die natürlich verantwortlichen Eltern, auch ohne jede Blutsverwandtschaft, womit der Begriff der Mutter und der Elternschaft jenseits der sozialen Eltern sehr weit wird, was nicht zum Schaden der Kinder sein muss.

Bin gespannt, wie offen wir damit künftig umgehen werden, wie viele alte religiöse Dogmen in diese Diskussion hineinspielen werden, welche Rolle die Mütter sich suchen und was dann noch als sicher gelten wird. Insofern befinden wir uns gerade am Anfang eines Weges, dessen Ende wir noch nicht absehen können. Es wird unsere Aufgabe sein, aus mehr Optionen mehr Freiheit zu machen, statt uns an alten Mustern festzuhalten, die gegen die normative Kraft des Faktischen unnötig einschränken. Es einfach laufen zu lassen, wäre naiv. Genauso falsch aber wäre es, zu meinen, wir könnten dies abschließend regeln und feste ethische Normen dafür aufstellen, wie es die Bundesrepublik derzeit noch versucht. Wir stoßen in vielem an die Grenzen des Regelbaren und müssen es neu denken, um für neue Entwicklungen, taugliche Antworten zu finden, ohne unseren Horizont in zu enge Grenzen einzubinden. Auch die Mutter ist nicht mehr sicher, wichtig ist nur, dass die Kinder das Gefühl haben, sicher eine zu haben, auf die sich verlassen können.

jens tuengerthal 7.9.20

Sonntag, 6. September 2020

Elternschaffen

Was macht heute Elternschaft aus und was unterscheidet sich vom alten Modell?

Eltern wurden lange Zeit nur heterosexuelle Paare. Auf sie war das System eingestellt und ausgelegt. Dies hat sich mit der Legalisierung homosexueller Partnerschaften und der Liberalisierung der Gesetzgebung zur künstlichen Befruchtung geändert.

Die klassische Familie war blutsverwandt, bestand aus Vater, Mutter und einer unterschiedlichen Anzahl von Kindern. Sie zeugten ihre Kinder meist natürlich. Infolge war die Mutter sicher. Väter dagegen immer unsicher, warum strenge moralische Regeln für Frauen die Illusion von Sicherheit erzeugen sollten, woraus ein ganzes System sexueller Moral und kodifizierter Unlust entstand. Auf diesem durch das Christentum geprägten System, das in seiner patrilinearen Form primär der Diskriminierung der Frauen diente, um die natürliche männliche Unsicherheit und geringerte Potenz zu tarnen, basiert unser Moralsystem, was wir lange für gut und angemessen hielten. Dies überkommene System, das die Psychoanalyse noch ein Jahrhundert verstetigte und die transzendierende Seele sinngleich durch das Unterbewusstsein ersetzte, wird durch die Kenntnis von künstlicher Befruchtung, die Legalisierung der homosexuellen Ehe und die neurologische Forschung zum Nervus Pudendus infrage gestellt.

Auch homosexuelle Paare dürfen nun legal Kinder bekommen, indem sie sich als Frauen künstlich befruchten oder bei Männern eine mit ihrem Spermium befruchtete Eizelle austragen lassen oder bald auch künstlich heranwachsen lassen. Damit ist das alte Denken der Sexualität zum Zwecke der Fortpflanzung überholt und das Elternmodell der heterosexuellen Beziehung auch. Vielmehr dient die Sexualität der Befriedigung und Elternschaft kann unabhängig von einer vorigen sexuellen Beziehung entstehen über die Adoption hinaus, wie Christina von Braun in ihrem Buch Blutsbande klug und detailliert ausführt.

Dabei stellen sich neue Fragen der Verwandtschaft. Wenn ein homosexuelles Paar ein Kind bekommt, fragt sich, wer dabei welche Rolle übernimmt. Ist bei einem lesbischen Paar die natürliche Mutter auch in der Beziehung die soziale Mutter oder kann das variieren, wird umgekehrt bei einem schwulen Paar der Spender des Spermiums auch natürlicher Vater im sozialen Bereich oder ordnet sich die Beziehung zum Kind unabhängig von der genetischen Beteiligung, wird sich mancher fragen oder ob die alten Rollen in diesen neuen Beziehungen ausgedient haben. Dagegen spricht, dass homosexuelle Paare meist auch intern gewisse Rollen übernehmen, wie sie klassischen Musterne entsprechen.

Die früher Zweifel, ob das Aufwachsen in einer homosexuellen Familie den Kindern schadet, kann nach bisherigem Wissen wohl verneint werden, Im Gegenteil, gelten diese als überdurchschnittlich gute, soziale und gebildete Eltern und entsprechend gut geht es den meisten Kindern aus solchen Beziehungen, wie erste Studien zum Thema belegen.

Um die Mutterrolle zu teilen, wollte ein lesbisches Paar, der einen von ihnen die künstlich befruchtete Eizelle der anderen einsetzen lassen. Dies wurde von einem französischen Gericht für unzulässig erklärt, weil die für eine künstliche Befruchtung mit fremder Eizelle nötige eigene teilweise Unfruchtbarkeit nicht gegeben war, eine künstliche Befruchtung also nicht medizinisch indiziert war. Dabei hätte diese Möglichkeit den lesbischen Paaren eine stärkere Chance zur gemeinsamen Beteiligung und Identifikation geboten, was dem Bestand der Familien sicher gut getan hätte. Hier wäre es spannend, wie langfristig der EuGH oder das Bundesverfassungsgericht entscheidet und ob im Rahmen einer vollständigen rechtlichen Egalität eine solche Diskriminierung zulässig sein kann oder der natürliche Schutz der Gesundheit Vorrang hat, wofür relativ wenig spricht. 

Teilweise kann der andere Elternteil bei homosexuellen Paaren auch an der künstlichen Befruchtung im Labor direkt teilnehmen und so quasi mit zeugen, was sich wohl ziemlich großer Beliebtheit inzwischen erfreut, weil der mechanische natürliche Vorgang der Produktion, wohl noch eine stärkere Identifikation ermöglichen soll, als die Übernahme der sozialen Rolle in der Partnerschaft. Dann war derjenige auch tatsächlich an der Entstehung des Kindes beteiligt und hat so auch realen Einfluss auf das werdende gemeinsame Kind genommen.

Auch bei heterosexuellen Eltern finden sich inzwischen Freunde in Partnerschaften als Co-Eltern zusammen, die aber sonst keine Liebesbeziehung verbindet und tun dies mit dem Argument, dass ein so wichtiger Vorgang wie die Zeugung und gemeinsame Erziehung eines Kindes, besser nicht auf einer relativ unsicheren emotionalen Basis, als die sich Liebe ja immer wieder, allen vorigen Versprechen zum Trotz, erweist, zu beginnen sei. Eine gute Freundschaft oder eine vertraglich geregelte Partnerschaft, was ein wenig an alte Ehemodelle erinnert, sei dafür besser geeignet und täte den Kindern besser, weil die durch emotionale Beziehungen immer wieder sicheren Auseinandersetzungen um Gefühle verhindert werden könnten. Wie weit das langfristig wirklich besser funktioniert, was passiert, wenn sich einer der Erziehungspartner in einen Dritten verliebt, der andere aber nicht, ist noch relativ unklar und es werden sich vermutlich, wie immer in menschlichen Beziehungen die üblichen Probleme einstellen. Bestätigen würde ich aber aus eigener Erfahrung, dass Beziehungen, die mehr auf Vernunft als auf große Gefühle setzen, eine höhere Stabilität garantieren und große Liebe kein Faktor für große Dauer ist, sondern wie alle Gefühle eben schwanken kann.

Insofern die Sexualität von der Fortpflanzung durch künstliche Befruchtung getrennt wird, die auch in der Früherkennung Vorteile bietet und die emotionale Belastung senken kann, könnte diese unabhängig etwa in offenen Beziehungen genossen werden, dient sie primär der Befriedigung, was immer mehr Paare probieren, um nicht an den üblichen ersten Klippen der Eifersucht zu scheitern, wobei nicht garantiert ist, dass eine solche vernünftige Konstellation diesbezüglich anfällige Personen wirklich schützen kann vor den zerstörerischen Gefühlen der Besitzergreifung. Zumindest kann ich immer mehr Paare hier in Berlin beobachten, die eine solche Konstellation leben und damit nicht unbedingt unglücklicher werden, sondern dies auch als eine Phase ihres gemeinsamen Lebens betrachten, in dem sie eben auch anderen Menschen begegnen und nichts notwendig ausschließlich wäre.

Was zählt, ist, wie Kinder am besten leben und aufwachsen. Dabei zeigt sich, dass es wichtiger ist, dass die Eltern glücklich sind, als in welcher Konstellation oder Beziehung sie leben, weil glückliche und also entspannte Eltern verständnisvoller und gefühlvoller mit ihren Kindern umgehen können. Die Elternbeziehung ergibt sich aus dem sozialen Kontext und dem jeweiligen Rollenverhalten. Längst leben auch viele heterosexuelle Paare nicht mehr nach klassischem Modell. War selbst einige Jahre Hausmann und als Vater vielfach in der klassischen Mutterrolle, was mir weder geschadet noch meiner Männlichkeit Abbruch getan hat, auch wenn ich anfänglich etwas brauchte, mich in diese Konstellation hereinzufinden, weil ich mit dem klassischen Modell aufgewachsen bin.

So wenig adoptierte Kinder durch die Adoption Schaden nehmen, so wenig leidet die Beziehung der Kinder zu ihren Eltern daran notwendig, ob von einem die Eizelle oder das Spermium kommt und vom anderen nicht, was schon aus früheren Fällen der künstlichen Befruchtung bekannt ist. Die Ausgestaltung der sozialen Beziehung kann von der sogenannten natürlichen Verwandtschaft sich völlig unabhängig entwickeln und es kommt vor, das Kinder zu dem genetisch nicht verwandten Elternteil eine innigere Beziehung entwickeln, weil diese ihm wesensmäßig näher sind, was auch immer an inneren oder äußeren Faktoren diese Entwicklung beeinflusst. Noch wissen wir zu wenig über die Prägung und ihre Auswirkungen, wie über den Einfluss der Erbanlagen auf die Entwicklung des Charakters, hier eine sichere Aussage zu machen.

Zumindest hat sich infolge der künstlichen Befruchtung das Verständnis von Elternschaft und die Akzeptanz Homosexualität wie der gesellschaftliche Umgang damit stark zum positiven verändert. Dem entspricht auch die Gesetzgebung, die 2017 endlich den Weg für die Ehe für alle koalitionsübergreifend frei machte und damit auch eine neue Form der Legalität und Verwandtschaft schuf, die für Kinder aus diesen Beziehungen auch viele etwa erbrechtliche Vorteile mit sich bringt und es den Eltern erleichtert, die Kinder als gemeinsame anzunehmen.

Während es bei heterosexuellen Paaren eine Tendenz zur Auflockerung der alten Konstellationen durch neue offenere Varianten gibt, um auch verkrustete sexuelle Strukturen aufzubrechen und jeder auf seine Art, glücklich zu werden, neues zu probieren, was auch die alte Beziehung bereichern kann, aber über Jahrhunderte tabuisiert wurde, ist unter homosexuellen Paaren die Neigung zur traditionellen Ehe größer, die ihnen nun endlich geöffnet wurde.

Ob dies zu einer größeren Stabilität der Ehen beiträgt oder die traditionelle Familie gefährdet,  kann noch nicht sicher gesagt werden. Zwar ist es seit Menschengedenken üblich, dass sich Partner auch außerhalb ihrer ehelichen Verbindung sexuell vergnügen, wobei es aufgrund der patrilinearen Strukturen und der davon geprägten Sexualität mehr Männer waren, die davon sprachen, weil Frau, auch der pater incerta Problematik wegen, sich da lieber bedeckt hielt und Männer im klassischen Rollenverständnis ihrer Gattin noch lange nicht gestatteten, was sie sich selbst erlaubten. Warum die Logik der Gleichverteilung von Männern und Frauen den Herren so lange nicht erschloss, dass wenn sie Geliebte haben, ihre Gatinnen es genauso tun, erschließt sich der kritischen Vernunft nicht, hängt aber vermutlich mit der christlichen Tabuisierung zusammen, die über lange Zeit das vernünftige Denken sehr in Mitleidenschaft zog, wie es der Islam in den entsprechenden Regionen bis heute tut. Doch ein offener Umgang damit, ist, sehen wir von der Tradition im Hochadel ab, der sich Mätressen hielt oder auf dem Land das ius prima noctis wahrnahm, seit der Zeit der römischen Republik oder spätestens seit der Christianisierung nicht mehr unbedingt üblich und könnte ein neues Verständnis von Partnerschaft herbeiführen, was sehr positive Effekte haben, zumindest mehr sexuelle Befriedigung erreichen könnte.

Spannend ist beim Blick in die Geschichte, das germanische Modell, von dem Tacitus berichtet, wie glaubwürdig dieses römische Ertüchtigungsbuch auch immer sein mag, der Haus- und Schlüsselherrschaft der Frauen, die mit ihren Kindern auf dem Hof lebten, den die Männer im Rahmen der 3 Felderwirtschaft alle drei Jahre wechseln mussten, womit sich die Vaterfrage nur teilweise und bedingt stellte und auch die der sexuellen Abwechslung durch Partnerwechsel, der formal angeordnet war, erledigt wurde. Fraglich bliebe bei einem solchen Modell natürlich, wie mit dem auch unabhängig vom gesellschaftlich gewünschten Verhalten entstehenden Gefühlen umzugehen, welche Rolle die Liebe dabei noch spielte und wer welche Aufgabe im Elternverhältnis wahrnahm. Zwar werden sie dreiviertel des Jahres mit Ackerbau und Jagd genug beschäftigt gewesen sein, doch gab es auch lange dunkle Wintermonate, in denen sich viel miteinander beschäftigt werden musste und es ist anzunehmen, dass die Hüterinnen der Häuser hierbei die Tendenz bestimmt haben werden, woran sich, wären die Männer ehrlich, nie wirklich etwas geändert hat, denn vermutlich hat sich im Verhältnis der Menschen untereinander nie grundlegendes verändert und dürfte das Sozialverhalten von der Sexualität bis zur Kindererziehung nur in Nuancen variiert haben bis in die Gegenwart. Was uns über Gefühle und Leidenschaften aus frühesten schriftlichen Quellen berichtet wird, unterscheidet sich in nichts von dem, was wir bis heute tun und empfinden.

Auch wenn wir gerne meinen in der absoluten Neuzeit zu leben, mit dem Computer gleichsam das Rad neu erfunden zu haben, was auch nicht völlig falsch ist, weil wir über das Netz auch immobil überall sein können, Reisen sich erledigt hat, manche nur noch etwas brauchen, es zu merken, hat sich das Wesen des Menschen, seine sozialen und sexuellen Neigungen seit der Steinzeit nicht wirklich verändert, allein die Formen des Zusammenlebens haben sich immer wieder graduell verändert. Möglicherweise kommt nach knapp zweitausend Jahren christlicher Prägung im patriarchalen und patrilinearen System nur eine Rückkehr zu Modellen, wie sie unsere Vorfahren vor der römischen Kultivierung schon lebten und die vielleicht für weniger dauernde Unzufriedenheit sorgten. Es zeigt sich aber auch an diesem Modell, das Elternschaft unterschiedlich gedacht werden und Familie verschiedene Zusammensetzungen haben kann aber dennoch funktioniert, nicht nur ein Modell den Weg zum Glück bietet.

Die künstliche Befruchtung hat so die Familien für die Homosexuellen geöffnet, dem folgte der Gesetzgeber mit der endlich vollständigen Gleichstellung und gleichzeitig beginnt mit der Auflösung der klassischen Strukturen von Familie ein neues Verständnis auch der heterosexuellen Ehe zu wachsen, weil nicht einfach eine Form richtig und seligmachend ist. Es wird spannend, wie lange wir noch brauchen werden, um auf eine Art miteinander zu leben, die alle Beteiligten in der Familie glücklich machen kann und was an neueren oder älteren Modellen dabei übrig bleibt in einer noch ungewissen Zukunft der Familie und der Elternschaft.

jens tuengerthal 6.8.20

Liebesbeziehung

Warum scheitern so viele Lieben
Was macht eine Beziehung glücklich
Kann sie es dauerhaft noch sein
Ist Freiheit zentrale Bedingung
Für andauerndes Glück mit dem
Alle Beteiligten gut leben können
Warum fühle ich mich erstickt
Durch Erwartungen in der Liebe
Laufe vor Eifersucht schnell weg
Ersticke wo ich sie erlebe elend
Frage ich mich immer wieder
Der mit dem Ideal von Familie
Als umfassender Lebensform
Aufwuchs und es leben wollte
Die bürgerliche Familie zu erhalten
Wie von den Eltern schon vorgelebt
Auch wenn vieles dagegen sprach
Doch wie wäre eine Nichtbeziehung
Anstatt der Versuche die da ohne
Jede Erwartung spannungsfrei blieb
In ganz vieler Hinsicht erfüllend
Wo nicht nicht gemeinsam müsste
Unbenannt alles enthielt ohne den
Ständigen Stress enttäuschter Erwartung
Wie ich ihn aus Beziehungen kenne
Immer wieder ähnlich erlebte
Dennoch absolut zuverlässig dabei
Von Liebe längst getragen aber
Ohne Ring oder Hoffnung auf ein
Immer gemeinsames Leben
Das mögliche dafür genießend
Solange es ist wie es ist
Woran sich nichts ändern muss
Vielleicht wird mir langsam klar
Wäre dies die beste Liebesbeziehung
Erwartungslos dennoch erregend
Könnte alles gerne so bleiben
Wie anderes nebenbei auch
Gemeinsam den Augenblick
Als würde er je verweilen
So glücklich wie möglich
Statt großer Liebe liebevoll
Miteinander zu genießen
Ist besser als vieles zuvor

jens tuengerthal 6.9.20


Sexkultur

Ist Sex Ausdruck von Natur oder Zeichen der Kultur?

Der Vollzug der Ehe geschieht durch den Beischlaf, regelte das bürgerliche Gesetzbuch, nach dem früher auf Vollzug geklagt werden konnte, aber keine Vollstreckung durch den Gerichtsvollzieher durchsetzbar war, die fortgesetzte Verweigerung war jedoch ein Scheidungsgrund. Auch aufgrund dieser alten Rechtssicht, wehrten sich manche gegen die Vergewaltigung in der Ehe als Straftatbestand, weil dies der Natur der Ehe, als auf Fortpflanzung gerichtete Gemeinschaft, widersprechen würde.

Dies hat sich glücklicherweise inzwischen geändert. Die Vergewaltigung in der Ehe, deren Opfer meist Frauen waren, ist strafbar. Auf Vollzug der Ehe kann nicht mehr geklagt werden und die Scheidung braucht keine Gründe mehr.

Nicht geändert hat sich der Streit über die Natur, auch wenn er sich deutlich gewandelt hat, das Bewusstsein für Recht und Unrecht ein anderes wurde. Während Ende der siebziger noch viele Menschen meinten, Homosexualität sei eine Frage der Erziehung, warum deren Einfluss zurückgedrängt werden müsse, gehen die allermeisten Menschen heute davon aus, dass es eben ein Teil der Natur dieser Menschen ist und nichts abartiges oder krankes wäre, wie lange im konservativen und religiösen Bereich geäußert wurde. Einzig im sehr konservativen, religiösen Bereich fällt noch gelegentlich die Äußerung, Homosexualität sei unnatürlich, was sich schon an der Art des Geschlechtsverkehrs zeige, von dem die wenigsten wirklich Ahnung haben.

Diese Sichtweise fand lange auch im Strafrecht über § 175 StGB seinen Niederschlag, der inzwischen aufgehoben wurde. Nach wie vor wird in religiös geprägten oder autoritären Staaten Homosexualität verfolgt und Menschen dafür diskriminiert. Dies geschieht meist mit dem Argument, es sei unnatürlich oder krank, müsse behandelt und bestraft werden. Besonders islamische Länder tun sich dabei mit Sanktionen bis zur Todesstrafe hervor. In den westlich geprägten Gesellschaften gilt Homosexualität heute mehrheitlich als eine schlichte Neigung nach der jeweiligen Natur, die nicht gegen die guten Sitten verstieße.

Berlin war hier, schon mit einer relativ toleranten Politik im Kaiserreich, auch wenn die Harden-Eulenburg-Affäre vom Gegenteil und alten Vorurteilen zeugte, ein Vorreiter und wurde es in der Weimarer Republik noch mehr. Dazu trugen auch die Forschungen eines Magnus Hirschfeld bei, der als Arzt und Sexualwissenschaftler auf diesem Gebiet forschte und Mitbegründer der ersten Homosexuellen Bewegung wurde. Sein Motto, per scientiam ad iustitiam, durch Wissenschaft zur Gerechtigkeit, könnte bis heute große Bedeutung haben und sollte den vernünftigen Umgang mit den jeweiligen sexuellen Neigungen prägen. Er lebte in der Zeit des Nationalsozialismus im Schweizer und französischen Exil, die Bücher aus der Bibliothek seines Berliner Instituts wurden von den Nationalsozialisten verbrannt und er geschmäht. Er war schon nach einer Vortragsreise in die USA 1931 nach ausdrücklichen Warnungen, er war bereits 1921 von völkischen Rowdys angegriffen und schwer verletzt worden, nicht mehr nach Deutschland zurückgekehrt und lebte im Exil mit seinen beiden Geliebten in einer Ménages à trois und verstarb 1935 in Nizza. Ob er selbst Transvestit war, weil er im einschlägigen Berliner Eldorado verkehrte und dort Tante Magnesia genannt wurde, bleibt unklar - es könnte auch ein typischer Fehlschluss seiner Gegner aufgrund einer seiner Publikationen zum Thema sein.

In den immer noch teilweise evangelikal und konservativ religiös geprägten USA hat diese totalitäre Weltsicht in einigen Staaten auch Einfluss auf die Gesetzgebung. So ist in einigen Bundesstaaten der Analverkehr eine Straftat, egal ob unter homosexuellen oder heterosexuellen Paaren, weil er gegen die Gebote der Schrift verstieße und unnatürlich wäre. Wie sich solche sektenartigen Anschauungen mit einer freiheitlichen Demokratie vereinbaren lassen, bleibt unklar. Allerdings wurde die homosexuelle Ehe bereits im Jahr 2015 in den USA per Bundesgesetz zugelassen. Vorreiter für die Rechte der Schwulen waren immer Kalifornien und New York, wo auch der große Umzug für deren Rechte nach dem Aufstand in der Christopher Street seinen Anfang nahm, der inzwischen weltweit verbreitet ist und als CSD abgekürzt auch in Deutschland zahlreiche Ableger vor allem in Berlin und Köln gefunden hat.

Die Bestrafung des Analverkehrs zeugt von der durch christliche Dogmatik geprägten patrilinearen Anschauung der Sexualität, die auch die Mehrheit der Frauen mitbestraft und ihnen, vergleichbar der im afrikanisch-arabischen Raum verbreiteten Klitorektomie, die Chance zur Freude am Sex nimmt. Wie die Forschung der Neurologie vor einigen Jahren bestätigte, ist der weibliche Nervus Pudendus, bei über 95% der Frauen nur anal stimulierbar, warum diese Art des Geschlechtsverkehrs eigentlich die natürliche wäre, ginge es darum im Bereich der Sexualität Befriedigung zu finden.

Die auch aus den USA stammende Erfindung de G-Punktes trug dazu bei, dass sich viele Frauen, die durch den Verlauf des Nervs intravaginal nicht stimulierbar waren, schlecht fühlten, ihre sexuelle Befriedigung sich auf klitorale Stimulation beschränkte, ein Höhepunkt beim Geschlechtsverkehr für sie die große Ausnahme war und die sexuelle Revolution nichts zu ihrer Befreiung tat, sondern sie nur weiter verunsicherte. Dabei ist die Forschung dazu schon bald 300 Jahre alt, als Madame Pompadour, die Geliebte Ludwigs XVI. und große Aufklärerin eine Studie in Auftrag gab, die erforschen sollte, ob die Fähigkeit der Frauen zum vaginalen Orgasmus mit dem Abstand von Klitoris und Scheideneingang zusammenhinge. Sie kannte dies aus eigener Erfahrung und wollte wissen, wie vielen Frauen es so ginge und ihre Studie ergab schon, dass es ein sehr großer Teil war.

Zwar lag sie mit ihrer Annahme falsch, dass es am Abstand von Klitoris und Scheideneingang lag, entscheidend ist vielmehr der Verlauf des Nervs hinter der Klitoris, der eben bei einigen wenigen Frauen natürlich die obere Scheidenwand berührt, an jener Stelle, die für den G-Punkt lange gehalten wurde, den es nicht gibt, bei den meisten aber höher verläuft und nur durch den anus innerlich stimulierbar ist was aber durch jahrhundertelange christliche Sexualmoral verpönt war und als schmutzig galt. Sexualität für Frauen sollte nicht der Lust dienen, sondern der Zeugung von Nachkommen. Frauen die natürlich Lust empfanden, galten als verdächtig und schon in frühen biblischen Texten, die später unterschlagen wurde ist das Gegenbeispiel der Lilith, Adams erster Frau genannt, die dann durch das mehrheitliche Eva-Modell verdrängt wurde, mit der sich viele Frauen identifizieren konnten, weil die natürliche Stimulation, die den Männern ihre überlegene Potenz demonstrieren könnte, in den patriarchal strukturierten Gesellschaften verpönt war.

Frauen können, bei der ihrer natürlichen Sexualität entsprechenden Stimulation häufiger  als Männer und haben den wesentlich größeren Schwellkörper als Männer mit ihrem Glied, nur verläuft dieses Sexualorgan um den nervus pudendus eben innerlich und konnte darum die letzten 2000 Jahre erfolgreich geleugnet werden, um allein der männlichen Sexualität, die zur Fortpflanzung nötig war, eine Priorität einzuräumen, die weibliche aber, die deren körperliche Überlegenheit auf sexuellem Gebiet offenbart hätte, vollständig zu ignorieren und negieren und nur ein kleiner Prozentsatz von Frauen konnten so Befriedigung beim Sex erlangen, während der Rest schauspielerte, ertrug oder andere Prioritäten setzte. Der Satz, ich genieße es, begehrt zu werden oder Nähe ist ist mir wichtiger, ist dafür typisch.

So hat die christliche Kultur über Jahrhunderte die Sexualität aus männlich schlichter Sicht dominiert und dem größeren Teil der Menschen die Chance zum gemeinsamen Genuss geraubt, nach dem die Natur uns streben ließe, wäre sie nicht dogmatisch mit Tabus kulturell überformt. Dies hatte für viele ein unbefriedigendes Ergebnis, was auch an einer mangelnden Kommunikation liegt.

Viel mehr Frauen könnten auch vaginal Befriedigung erlangen, hätten zumindest die Chance dazu, sofern der Nerv vor dem Sex infolge ausreichender Stimulation, die geistig oder körperlich erfolgen kann, je nach Neigung und Situation, bereits angeschwollen wäre. Darum ist das Vorspiel so wichtig, zumindest einem Teil eine höhere Chance auf Lustempfinden beim Verkehr zu geben. 

Natürlich und erfolgreicher wäre der vorsichtige und sorgsame Analverkehr, der auch ein sicheres Verhütungsmittel für die fruchtbaren Tage wäre, was die schädliche Hormongabe durch die Pille und andere Eingriffe entbehrlich machte. Dabei könnte jede Frau stimuliert werden, sogar solche, die noch den grausamen atavistischen Brauch der Klitorektomie erlitten, wie Wissenschaft und Erfahrung bestätigen können.

Jedoch ist es der Kultur gelungen, diesen Bereich zu tabuisieren und sorgloser und wenig feinfühliger Umgang damit, hat dies anerzogene Abneigung bei vielen Frauen verstärkt. So kommt ein großer Teil der Paare um die Chance jemals eine erfüllende Sexualität gemeinsam kennenzulernen und Millionen von Frauen ertragen das seit Jahrtausenden, weil die Sexualität schon lange von der Kultur destruktiv dominiert wurde.

Das natürliche Streben nach Befriedigung ist bei allen Menschen vorhanden. Allerdings wird es durch Erziehung, Religion und Gesetze teilweise in Grenzen gestellt, die dies für den größeren Teil der Frauen relativ unmöglich macht, ihnen die gemeinsame Befriedigung verwehrt und sie über Generationen lernten, dass ihre Befriedigung keine Rolle spielt beim Sex.

Kenne auch weibliche Mitglieder der für ihre freie Sexualität berühmten Kommune 1, die mir im Gespräch gestanden, der tolle freie Sex, wäre gar nicht so toll gewesen, sondern eine Sache der Typen und um ihre Befriedigung als Frau, sei es dabei nur theoretisch gegangen, sie wären noch nie beim Geschlechtsverkehr zum Höhepunkt gekommen. Diese Erzählung habe ich inzwischen von so zahlreichen Frauen gehört, das sie das Zahlenverhältnis der Neurologe, von 95 zu 5 bestätigen können. Dennoch spielen viele Frauen beim Sex großartige Höhepunkte vor, die sie real nie erleben konnten, um auch in heutiger Zeit noch als gut und sexy zu gelten, was in unserer Kultur eine neue Anforderung an die Frauen ist, die mit der vorgeblichen Entdeckung des G-Punktes und seltsamen Büchern wie, jede Frau kann kommen, zum Dogma wurden.

Fragte ich nach, warum sie denn stöhnten oder Sex mit solch großer Anspannung betrieben, wenn sie doch keine Befriedigung dabei fanden, hörte ich immer wieder, dass die Typen das doch erwarteten, es schneller vorbei sei, wenn sie ein wenig stöhnten und spielten und das gehöre dazu und sei eben der Preis der Liebe wie der Sehnsucht nach Liebe. Auch hier zeigt sich wieder ein kulturelles Verhalten, was den natürlichen Bereich der Sexualität dominiert.

Noch komplexer wird es beim Blick auf die verschiedenen Neigungen dabei, ob es nun SM oder BDSM oder sonstige Varianten von Verkleidung und Spiel sind, zeigt sich bei diesen Bedürfnissen ein enger Zusammenhang von kultureller Prägung und natürlicher Neigung, bei dem die genauen Wurzeln kaum mehr unterscheidbar sind. Manche Frau sagte mir schon, sie möge es gern natürlich und keine abstruse Sachen, auch wenn sie bei dem sogenannten vermeintlich natürlichen Sex noch nie Befriedigung gefunden haben. Sie waren sich aber sicher alles andere als das sie nicht befriedigende bekannte Programm unnatürlich zu finden und nicht zu wollen, ohne sich sicher zu sein, was zu ihrer Befriedigung beitragen würde oder wie diese gemeinsam erlangt werden könnte, was ja das Ziel aller Sexualität sein sollte, da wir uns ansonsten auch auf Onanie beschränken könnten. Doch das Dogma der Zeugung und die mit ihm verbundenen kulturellen Tabus sind vielfach stärker als die eigene natürliche sexuellen Neigungen.

So hatte ich einmal eine Geliebte, die dem Analverkehr gegennüber aversiv war, aus möglicherweise auch religiöser Prägung oder schlechter voriger Erfahrung, die ich aber mehrfach streichelnd anal befriedigt hatte, während ich dabei ihre Klitoris küsste, was zusammen besonders stark wirkte und sie reagierte anal mit heftigen Kontraktionen beim Höhepunkt, während vaginal nichts passierte. Dies legte ich ihr dar, sie blieb aber bei ihrer von Tabus geprägten Überzeugung und lehnte es weiterhin ab, so dass wir nie gemeinsame Lust fanden und sich das Thema irgendwann erledigte, weil es irgendwie unbefriedigend blieb.

Diese Verschränkung von Kultur und Natur zeigt sich gerade in dem, was wir unnatürlich finden oder für natürlich halten, auch wenn es nur das Produkt kultureller Dogmatik ist und nichts mit unserer Natur zu tun hat, zu der uns der offene Diskurs zum Thema aber wieder führen könnte, womit ein typisch kulturelles Produkt zu einem besseren Verständnis der eigenen Natur und dem lustvollen Umgang mit ihr führen könnte, was zeigt guter und schöner Sex kann aus unserr Natur kommen, wenn wir lernen dazu kultiviert und offen miteinander umzugehen.

jens tuengerthal 5.9.20#

Freitag, 4. September 2020

Naturkultur

Wie sehr bedingen sich Natur und Kultur?

Reproduktionsmedizin und Genetik wenden alte Kulturtechniken an, um Natur zu verändern. Wir schaffen damit Natur in ihrer eigenen Form und nutzen dazu Sprache und Zahlen, die unsere Wissenschaft hervorgebracht hat. Damit könnten die Grenzen von Natur und Kultur verschwimmen, der Zusammenhang von beidem deutlich werden.

Früher galt die klare Abgrenzung zwischen Natur und Kultur, geistiger Welt und natürlich gewachsener. Infolge der Industrialisierung haben sich immer mehr Menschen von der künstlichen Welt abgewandt und wollten zurück zur Natur, die sie als rein und gut betrachteten.

Diesen Virus hat schon Rousseau in die Welt gesetzt, der aber als einst gläubiger Mensch, der sich nie von seinen Wurzeln im Aberglauben geistig löste, die biblische Erzählung vom Paradies aufgriff und sich für ein Zurück zur Natur aussprach. Dem folgten leider nicht nur die französischen Revolutionäre und rechtfertigten damit teilweise auch ihren für viele kopflos endenden Terror sondern bis heute Millionen Menschen, die bedenkenlos die Natur idealisieren, ohne zu merken wie unmenschlich ihr Traum vom Paradies eigentlich ist, den Kant in seiner Schrift zum ewigen Frieden so wunderbar widerlegt.

Erst die Kultur machte den Menschen menschlich, brachte eine Zivilisation hervor, die zwar auch viele ökologische Nachteile mit sich bringt, aber darum nicht in ihrer Wirkung für eine unmenschliche Natur negiert werden sollte, weil so nie ein Fortschritt in der Kultur geistig erreicht werden kann. Doch ist dieses Denken tief verwurzelt in vielen Menschen, die in der Zivilisation leben und sich bei kurzen Ausflügen an der Natur als bloße Beobachter erfreuen, ohne je in ihr leben zu wollen oder zu können, deren natürliche Kriterien der Auslese für sich zu akzeptieren. Wie unkultiviert und unzivilisiert wäre es, die Gefahren des Corona-Virus zu ignorieren und den Tod hunderttausender alter und kranker Menschen zu riskieren, was bis auf wenige Covidioten auch die Mehrheit eingesehen hat, dennoch werden viele eine Impfung ignorieren wollen, die Schutz bringen könnte, weil sie meinen, die künstliche Erzeugung körpereigener Antikörper, welche die Natur imitiert, sei unnatürlich und da hilft auch keine Vernunft, weil der Glaube stärker als die Wissenschaft ist, was aber eben auch Teil unserer geistigen Kultur ist, so schädlich sie hier wirkt.

Doch der alte Gegensatz zwischen Geisteswissenschaft und Naturwissenschaft, die von sich meinte, sich nur mit de, was ist, zu beschäftigen, könnte mit künstlicher Befruchtung, Klonen und Schöpfung von Leben durch andere gentechnische Methoden erledigt sein, wenn die Naturwissenschaft begriffe, dass nur die Nutzung alter Kulturtechniken sie dazu befähigt, zu beschreiben und zu erkennen, was Leben ausmacht und entstehen lässt, der Einfluss wechselseitig ist.

Der große Plan von der Weltformel, die am besten und denklogisch gleich das ganze Universum erfasst, aber, seltsam genug, trotz immer höherer Komplexität, nie die Liebe beschreiben konnte, dürfte an dieser überholten Trennung immer gescheitert sein, weil Mathematiker in schlichten Formeln dachten und Philosophen, Theologen und sonstige Geisteswissenschaftler, die Welt in Worten beschrieben. Beide überzeugt, alles zu erfassen, sahen im Wust der Komplexität nicht mehr, was ihnen dabei entscheidend immer fehlte, der Zusammenhang, der Sein erst ausmacht und alles erfasst.

Die Formel genügt so wenig, wie Verse allein je zum Beweis taugten, auch wenn sie so klug waren, wie Lukrez de rerum, Über die Dinge der Natur, was sogar Physiker wie Einstein noch als gültige und geniale Beschreibung der Welt ansahen, auch wenn es da schon 2000 Jahre alt war, weil er in Zusammenhängen dachte, wie schon Epikur vor ihm und es menschlich tat.

Leugne für gewöhnlich die Existenz einer Seele, als religiöses Subjekt, das nur aus dem Glauben stammt und keine materielle Grundlage hat, viele Menschen dazu verführt, diesem eine eigene unsterbliche Existenz zuzuschreiben. Als Begriff für die unfassbare Komplexität, die unser Sein bestimmt , könnte es aber tauglich sein. Weil unsere Entscheidungen nicht allein vom neuronalen Netzwerk in unserem Hirn getroffen werden, sondern daran auch die Hormone teilnehmen und alle anderen Botenstoffe und Teile aus denen unser Wesen besteht und wir noch dazu inzwischen feststellen, dass Natur auch in sich lebt, also auch der genetische Code jeder Zelle noch durch äußere Einflüsse verändert werden kann, von dem wir noch sehr wenig wissen, auch wenn diese Seele natürlich sterblich wäre wie alle Natur vergänglich ist.

Bisher wurde zwischen Modifikation und Mutation unterschieden, um innere und äußere Einflüsse voneinander abzugrenzen. Doch vermutlich ist dieses eigentlich schlicht dialektische Modell zu eng und greift zu kurz. Auch Mutationen durch äußere Einflüsse sind denkbar und nachweisbar, in der Gentechnik das täglich Brot. Wie stark Erziehung, Prägung, Leidenschaft sich auch auf die Struktur der Zellen auswirken, ob und wie sie das Genom beeinflussen, wissen wir noch nicht. Manche uns unerklärlich scheinende Techniken indischer Yogi würden damit im Zusammenhang verständlicher, ohne damit das ganze sogleich begreifen zu können.

Auch der Begriff von Familie hat sich durch die neuen Techniken verändert. Wenn ich mir, gedacht er wäre bald möglich, einen Klon meiner selbst als Ersatzteillager schaffen würde, das so mein Überleben sichern könnte, verginge ich mich im Falle der Nutzung wohl strafbar an meinem nächsten Verwandten. Bin ich mit den schon bald aus eigenen Zellen züchtbaren Organen nicht auch verwandt, frage ich mich und überlege, wie und ob solche möglicherweise lebensrettenden Eingriffe begrenzt werden dürfen und müssen. Wie ist die Verwandtschaft mit einer künstlich befruchteten Eizelle, die im Reagenzglas heranwächst oder mit den Kindern homosexueller Paare, die sich bisher das eine oder andere noch leihen müssen, überlege ich und wie könnten beide Elternteile eines schwulen Paares mit ihrem gemeinsamen Kind verwandt sein, was juristisch schon für verheiratete Paare angenommen wird aber nach der Natur eine Konstruktion ist, weil wir es gewohnt sind Verwandtschaft so zu definieren, was aber nicht zwingend ist.

Unser Begriff von Verwandtschaft ist von einem patrilinearen Denken von Nähe des eigenen Blutes bestimmt. Dies bestimmt auch unser Strafrecht, was eigentlich willkürliche Entscheidungen über zulässige und unzulässige Liebe damit trifft. Wer etwa seine Schwester oder einen Abkömmling liebt, darf diesen nicht zum Partner wählen, ohne eine Straftat zu begehen, egal wie echt und aufrecht das Gefühl beider Seiten ist, weil unser Verständnis von Recht und Unrecht noch durch kirchliche Normen geprägt ist, die stärker sind als alle Vernunft und so zu Strafverfahren führen, die absurde Ergebnisse haben können, in denen sich der Staat heute noch anmaßen muss über die Zulässigkeit einer Liebe und ihren Vollzug zu entscheiden.

Die noch angeführte Behauptung, dies diene der Vermeidung von Erbkrankheiten und dafür als berühmte Beispiele, das Habsburger Kinn oder die Bluterkrankheit in den Häusern Romanow oder Valois anführt, könnte völlig falsch liegen. Es mag Gründe geben, warum eine Neukombination des genetischen Codes günstig und besser ist. Bisher wissen wir davon zu wenig das bestehende Strafrecht bestehen zu lassen, Einschränkungen von Freiheit und sogar Würde, sofern es die Liebe verböte, für etwas ungefähres zuzulassen. Genug wissen wir aber längst, mögliche Krankheiten zu erkennen und zu vermeiden. Ein Grund für Strafe als die moralische Anmaßung ist nicht erkennbar.

Aber all dies resultiert eben auch aus dem alten Verhältnis von Natur und Kultur, das als Gegensatzpaar gesehen wird und was infolge vieles aus dem Zusammenhang reißt. Sich anhand der Methoden der Gentechnik, die notwendig alte Kulturtechniken nutzt, klarzumachen, dass beides in einem unauflösbaren Zusammenhang steht und wir das Ganze nur als solches verstehen können, eines das andere beeinflusst und alles in Zusammenhang miteinander steht, könnte helfen, die Komplexität zu begreifen und gerade deshalb mit ihr achtsam und vorsichtig umzugehen.

Es ist großartig, wenn Gentechnik uns helfen kann, Krankheiten zu heilen, Leben zu retten, das Überleben von Millionen Menschen etwa in Dürregebieten zu sichern und anderes mehr. Dagegen ist nichts zu sagen, doch sich bei allem bewusst zu sein, dass wir nur kleine Zauberlehrlinge sind, die nur einen winzigen Teil der Formeln und Zusammenhänge kennen und so auch nicht alle Folgen ihres Handelns absehen können, dürfte helfen, mit unserem Wissen achtsam und vorsichtig umzugehen.

Ein zurück zur Natur als reine Lehre und eine generelle Verbannung aller Gentechnik scheint mir so unsinnig wie ihre bedenkenlose Nutzung, solange wir so wenig über die Folgen unseres Handelns wissen. Es gibt da keine klare und einfache Antwort. Der Prozess der Erkenntnis wird weitergehen. Wir müssen aus Fehlern lernen ,aber können zumindest versuchen, die Folgen so wenig gravierend wie möglich zu halten, nichts zu tun, was wir nicht mehr beherrschen können, was sicher in den nächsten Jahrzehnten eine ständige Gratwanderung wird, von der wir noch nicht wissen können, wohin sie führt.

Es genügt nicht die einfache Kenntnis der Natur nach aktuellem Wissensstand, um eine gute Lösung zu finden, sondern es wird immer wieder neue Kompromisse brauchen, die sich an den aktuellen Bedingungen orientieren, die Gesellschaft auf dem Weg mitzunehmen. Es ist Zeichen einer guten, gewachsenen politischen Kultur, solche Prozesse zu durchlaufen und gemeinsam Lösungen zu suchen. Wir brauchen keine starken Führer sondern kluge Verhandler, die Lösungen und Kompromisse suchen, den komplexen Bedürfnissen der Welt gerecht zu werden. Hier müssen Kultur und Natur zusammenspielen, eine taugliche Lösung zu finden, die es nicht mit einer Sicht und einfach gibt, sondern die das Produkt eines langen diskursiven Weges sein wird und das ist vermutlich die Formel, die unsere Welt gerade dringender braucht als alles andere. Suchen wir Wege und Kompromisse auf dem Weg zu zeitweise gültiger Erkenntnis. Die Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners, es gibt höchstens gerade noch nicht widerlegbares Wissen, lernen wir damit umzugehen und vereinen Kultur und Natur so konstruktiv, eine ist Teil des anderen und umgekehrt.

jens tuengerthal 4.9.20

Donnerstag, 3. September 2020

Cup of tea 053

Bei einer feinen Tasse Tee
Heute einem Earl Green
Grüner Tee mit Bergamotte
Aufgegossen im Gusseisen
In alter chinesischer Form
Statt voriger nur Glaskanne
Die sich fallend just erledigte
Wie Glas es gerne mal tut
Statt sich zu ärgern gewonnen
Dem draußen Regen lauschen
Auf den Kamin dabei blicken
Der Kamin spielenden Lampe
Aber was ist schon Wirklichkeit
Wenn es zur Stimmung genügt
Verbreite hier ein Wohlgefühl
Auf dem Diwan um mich
Als lebte ich wirklich noch
In der besten aller Welten
Wie Voltaire im Candide einst
Im Geiste der Aufklärung noch
An gute Zukunft glaubend trotz
Absolutistischer Realität um ihn
Und so gesehen ist es das auch
Ein Tee ein Buch ein Kamin
Ruhiger Regen vor dem Fenster
Die Welt scheint vollkommen
Für den Moment beim Tee
Was manchmal auch genügt
Jenseits aller Sehnsucht
Bald gibt es Spekulatius
Wieder ein Jahr rum

jens tuengerthal 3.9.20

Geschlechtersex

Welche Geschlechter haben Sex und wie?

Die Eindeutigkeit hat sich erledigt. Vater, Mutter, Kind ist irgendwie vorgestrig als Modell. Auch in Ordnung, für die Mehrheit noch normal, aber nicht mehr als durchschnittlich und eben nur eine solche Variante, deren es viel mehr heute gibt und das scheint für die Mehrheit, immer normaler zu werden, zumindest in Deutschland, andere Teile der Welt sind noch lange nicht soweit.

An der Universität von Kalifornien können Student*innen heute zwischen sechs verschiedenen Angaben für das Geschlecht wählen. Nach Geschlecht getrennte Toiletten wurden an amerikanischen Universitäten 2015 abgeschafft, sie wurden der realen Vielfalt nicht mehr gerecht, dahingestellt, ob das für alle Seiten von Vorteil war, hat es sicher zu mehr Gerechtigkeit für alle die geführt, die sich nicht nur männlich oder weiblich sehen sondern irgendwo dazwischen oder als etwas eigenes und das ist ein positiver Akt gegen Diskriminierung.

Ob Trump die Quittung für den Aufstand gegen sexuelle Diskriminierung und die staatlich verordnete Politik dagegen war, mit der viele noch nicht mitkamen, ist eine andere Frage, die ich hier nicht beantworten möchte. Sicher ist aber ist, dass teilweises Unverständnis für die neue Gleichheit, zur Hinwendung eines Teiles der Bevölkerung, die mit der neuen Vielfalt nichts anfangen konnte, zu den schlichten konservativen Mustern für die Trump steht, beigetragen hat.

Auch in Deutschland begann die Bewegung in den großen Städten, allen voran Berlin, was schon lange für seine größere Freiheit in Fragen der Sexualität bekannt ist, nicht umsonst den ersten bekennend schwulen Bürgermeister hatte, viele Arten zu Leben und seine Befriedigung zu suchen, toleriert - für jede Leidenschaft eigene Clubs hat. Der gleichgeschlechtliche Sex hat hier genauso viel Tradition wie Prostitution und Clubs, in denen freier Sex praktiziert wird, jeder nach seinem Gusto Befriedigung finden kann. Sei es zu mehreren oder gefesselt, mit mehr oder weniger Körperausscheidungen. Auch im Freien, wenn es die Witterung zulässt, wird sich gerne, im Rahmen des Zulässigen und auch darüber hinaus, worüber sich dann besonders die Regenbogenpresse freut, weil Sex immer geht, der jeweiligen Leidenschaft hingegeben.

Es gibt in Berlin in Sachen Sex nichts, was es nicht gibt, zumindest im Bereich des legalen - vom anderen weiß ich wenig und möchte darum nicht weiter darauf eingehen aber schon Christiane F. berichtete aus dem damals noch geteilten Berlin von der Prostitution ganz junger Mädchen, eben Kindern eigentlich, im Umkreis des Bahnhofs Zoo. Dagegen geht der Staat inzwischen mehr oder weniger konsequent vor und die Strafbarkeit wurde dabei verschärft, was zumindest einen gewissen Schutz geben könnte. Es haben sich mir auch schon mehrfach sehr junge Damen, vermutlich aus dem Kosovo, angeboten aber ich habe mich davon immer entsetzt abgewandt und diese irgendwann nicht mehr gesehen, nicht wissend, ob sich das in der vermutlich gut vernetzten Szene herumsprach oder die Polizei dem durch stärkere Kontrollen inzwischen wirksamer der Kinderprostitution vorbeugt.

Eine gewisse Zeit verdingten sich junge Männer wohl auch aus dieser Region als Prostituierte im Tiergarten im Bereich hinter dem Schloss Bellevue, dem ehrbaren Sitz des Bundespräsidenten, wobei mir nicht bekannt wäre, dass es dabei einen Zusammenhang gäbe. Auch diese habe ich schon länger nicht mehr gesehen und sie scheinen auch ihre Zeltlager dort abgebrochen zu haben, unklar ob die Polizei auf Beschwerden hin stärker durchgriff oder nur verstärkt kontrollierte und die Szene sich schlicht verlagerte.

In der Zeit der Schließung von Bordellen und Clubs aufgrund des Lockdown, hat sich die käufliche Sexualität ins Netz begeben. Sie tauchen auf den üblichen Partnerportalen wie Tinder oder Okcupid und Finya mit für die jeweilige Altersgruppe passenden Profilen auf, die aber die professionelle Absicht deutlich machen, teilweise sogar Tarife nennen. Im übrigen dienen diese Portale auch im nichtprofessionellen Bereich vielen zur Enteckung gelegentlicher Sexualkontakte. Für diesen Bereich gibt es auch noch eigene Portale, die es nicht an Deutlichkeit bezüglich der gewünschten Varianten fehlen lassen, regen Zulauf gerade in Zeite des Lockdown hatten.

Dabei finden sich auch Transgender, Doppelgeschlechtliche und viele andere Varianten lange unklarer Zuschreibung. Facebook bietet seinen Mitgliedern inzwischen über 30 Kategorien zur Wahl des Geschlechts an und drückt damit auch einen Trend zum uneindeutigen an. Bisexualität ist normal, Pansexualität weit verbreitet, Sapiosexualität von vielen mit ernsteren Absichten gewünscht, was immer sie sich darunter inhaltlich vorstellen. Was früher die Bar oder das Café um die Ecke zum Kennenlernen war, ist inzwischen das Netz geworden und die entsprechenden Orte werden nur für die ersten Treffen aufgesucht, um festzustellen, ob Sympathie und Reiz füreinander vorhanden sind. Mit Corona wurden auch verstärkt Parks aufgesucht und Spaziergänge gemacht, was den finanziellen Aufwand verringerte und die Chance zu größerer Konzentration aufeinander bot, manche schöne Schäferstündchen auf Bänken beginnen ließ.

Frauen suchen sich dabei Männer aus und lassen sich dennoch gerne in alter Manier überreden, was nicht ohne eine gewisse Lächerlichkeit ist, aber dem ganzen noch einen spielerischen Charakter gibt. Mann könnte sich darüber empören, weil es eigentlich völlig unemanzipiert ist, oder sich daran freuen, weil es ist, wie es ist und eben zum Spiel der Geschlechter beim Buhlen um Sex dazugehört, bei dem beide Geschlechter gerne zwischendurch in alte Muster verfallen. Zumindest beim herosexuellen Sex, wie ich ihn eigentlich ausschließlich pflege.

In Zeiten von me too hat Mann, wenn er nicht naiv ist, gelernt auf kleine Zeichen zu achten, Frau die Führung insoweit zu überlassen, vorsichtig zu fragen, statt einfach zu tun, sich in möglichst jedem Moment des Einverständnisses versichern zu lassen, was gelegentlich der sexuellen Stimmung nur bedingt förderlich aber dennoch unbedingt empfehlenswert ist, sich nicht unerwartet völlig veränderten Umständen gegenüberzusehen, die aus den verschiedensten Gründen resultieren können. Aufgrund meiner beschränkten Selbstwahrnehmung und der aus Erfahrung erkannten Unfähigkeit, den Willen von Frau je sicher zu erkennen, frage ich lieber einmal mehr, als einmal zu wenig und habe damit bisher keine schlechten Erfahrungen gemacht.

Dennoch passiert es auch mir gelegentlich, dass Frauen aus ihrer Sicht Dinge gänzlich anders wahrnehmen und es, egal was war, schlicht umdrehen, Mann einen Vorwurf zu machen, der ihnen Macht gibt. Dann genau zu wissen, was du gesagt und gefragt hast, bei absoluter Offenheit, die das Thema am Sex am besten zunächst wissenschaftlich abstrakt thematisiert, kann sehr hilfreich sein und es empfiehlt sich, vor allem, wenn Frau versucht zu verkehren und zu spielen, sich lieber gleich zurück zu ziehen, um kein Risiko einzughen, womit ich mir wohl manche Gelegenheit schon entgehen ließ aber zumindest mir von keiner den Vorwurf machen lassen musste, ich hätte sie gegen ihren Willen verführt, was mir schon einige Männer völlig schockiert berichteten, die gar nicht wussten, wie ihnen geschah und die ohne jede böse Absicht sich plötzlich als Angeklagte oder Beschuldigte sahen, was ihnen so fern wie irgendwas lag.

Es gibt sicher solche Fälle und es ist gut, dass Frau auch durch die Nein heißt Nein Kampagne stärker geschützt wurde. Doch sollte auch der gutwillige und leidenschaftlich zärtliche Mann überlegen, wie er agiert, um nicht zum Opfer von Spielen in diesem Kontext zu werden, bei denen es manchen mehr um die Stärkung ihres Egos als eine sexuelle Begegnung geht. Zwar mag etwas daran sein, dass sich manche Frau nach dem leidenschaftlichen Liebhaber sehnt, der auch einfach zugreift und will, aber dies lässt sich auch bei weiteren Treffen aufgrund ausdrücklicher Vereinbarung noch erreichen. Aus meiner geringen Erfahrung würde ich heute jedem Mann raten, sich dabei zurückhaltend und vorsichtig zu verhalten, lieber abstrakt über Sex zu reden, statt vorschnell zu handeln und ich habe damit nur gute Erfahrungen gemacht und konnte mich in den Fällen, die eben vorkommen, wenn die Dinge umgedreht werden sollen, vielleicht auch das eigene Gewissen zu beruhigen, immer auf ausdrückliche Erklärungen berufen und das war auch gut so.

Auch begegnet sind mir in den virtuellen Netzwerken inzwischen Hermaphroditen, die teils eine eher männliche Neigung zum Sex haben in weiblich anmutender Gestalt oder umgekehrt sehr weiblich sich geben bei relativ männlichem Aussehen. Es ist nicht klar, was es ist und muss es auch nicht sein. Sich von den Umständen dabei überraschen zu lassen, bei Einhaltung der üblichen Grundsätze, hat noch nie geschadet. Bin vielen Frauen begegnet, die ihre Erfahrungen mit Afrikanern oder Arabern gesammelt haben, teilweise von deren Potenz oder Männlichkeit noch schwärmten, teilweise deren Sozialverhalten beklagten, teilweise, zu einem gar nicht geringen Anteil inzwischen, von solchen Männern um viel Geld unter immer gleicher Vorgabe für die Familie in der Heimat sorgen zu müssen oder ein großartiges Geschäft an der Hand zu haben, an dem sie diese beteiligen wollten, betrogen wurden mit entsprechender Enttäuschung. Diejenigen, die infolge bei der Polizei waren, berichteten, diese winkte meist nur ab, weil die Fälle bekannt wären und gehäuft vorkämen, es keine wirkliche Aussicht gäbe, wieder an das Geld zu kommen oder die Typen zu kriegen. So sind auch neue einprägsame sexuelle Erfahrungen für manche Frauen ein Produkt der Flüchtlingspolitik, ohne jede Wertung. Von Männern wurde mir das seltener berichtet und ich kann auch nichts dergleichen erzählen, was aber auch an meiner Neigung zu weniger exotischen Damen liegen kann, die Leidenschaft sich eher gen Norden denn gen Süden oder Osten orientieren würde, der Dichter sich in der Minne am liebsten in seinem Sprachumfeld bewegt und dort eben mit Worten gewinnen kann oder nicht, weniger auf seinen bloßen Anblick dabei vertrauend, weil Bescheidenheit besser steht.

Bei unseren französischen Nachbarn, die in vieler Hinsicht in der Sexualität freier und offener schon lange lebten, ist die Toleranz gegenüber anderen Modellen der Ehe oder Familie geringer ausgeprägt und Gesetzesreformen haben dort immer wieder zu massiven Protesten konservativer Kreiser teilweise im Bündnis mit Psychoanalytikern geführt, die etwa behaupteten Kinder, die ohne Vater oder Mutter aufwachsen müssten, etwa bei homosexuellen Paaren, würden schwere psychische Schäden erleiden, weil das von ihnen seit Freud geglaubte und behauptete Unterbewusstsein, nicht darauf eingestellt wäre, was mir als Nichtgläubigen abstrus erscheint und nur die Nähe der Psychoanalyse zum vorigen monotheistischen Aberglauben belegt, mit dem sie im Bündnis auch protestierten, was an das unheilige Bündnis von Esoterikern, Anthroposophen, Verschwörungstheoretikern, Rechtsradikalen und anderen Spinnern gegen die Corona-Maßnahmen in Deutschland erinnert und geistig selten auf höherem Niveau ist.

Sexualität ist lange ein heikles Thema gewesen. Während Homosexualität inzwischen in Deutschland für die ganz große Mehrheit als normal gilt, auch künstliche Befruchtung in Familien weitgehend akzeptiert ist, wird es von Teilen der Bevölkerung für Singles oder Homosexuelle noch kritisch gesehen, was allerding die geltende Gesetzeslage erledigt hat, die damit die neue Normalität langfristig stärken wird.

Hatte mehr als eine Partnerin, die auch mit homosexueller Liebe mit Frauen Erfahrungen gemacht hat, was mich nie gestört hat, im Gegenteil war mein Gefühl dazu immer eher, dass ich diese Leidenschaft für den weiblichen Körper teilen und verstehen kann. Die eigene homosexuelle Neigung ist bei mir relativ gering ausgeprägt und bis auf kleine Versuche mit meinem damals besten Freund in Teenie-Zeiten, der sich da schon zu seiner Homosexualität bekannte, die über Knutschen und etwas Fummeln selten hinausgingen, wie die ungezählten Versuche schwuler Freunde, mich anzumachen, kann ich in diesem Bereich nicht viel berichten. Die Partnerinnen, die auch schon Frauen hatten oder parallel mit Frauen zusammen waren, berichteten so unterschiedliches, dass ich mir nicht anmaße, ein Urteil oder etwas generelles dazu zu sagen.

Es gibt dabei wohl genauso Partner, die in klassische Rollenmuster verfallen, wie es welche gibt, die eher zärtlichen Kuschelsex praktizieren, während manche sogar das fehlende Glied durch ein künstliches ersetzen, was andere völlig abstrus und fremd finden. Einige mochten es zu mehreren, allerdings dabei meist mit mehreren Frauen und mir als einzelnem Mann, während heterosexuelle Frauen eher von dem Wunsch erzählten gerne mehrere Männer auf einmal zu haben. Finde aber beides nach ausreichend praktischer Erfahrung weniger reizvoll als die konzentrierte Begegnung in den meisten Fällen, da das Element der Nähe, die das aufgehen und sich öffnen so schön macht, für mich in der Gruppe verloren geht. Aber da sind die Neigungen unterschiedlich und ich kenne auch Frauen, die sich gerne in Clubs mit bis zu sechs Männern in allen Öffnungen und mit beiden Armen auf einmal beschäftigen, die aber abgesehen von dieser etwas exzessiven sexuellen Neigung im Alltag wie schüchterne, freundliche Damen benehmen, es ist scheinbar ein sportliches Hobby wie für andere Tennis oder Golf, vielleicht mit dem Reiten auch inhaltlich am ehesten vergleichbar. Habe trotz mehrfacher Angebote nie an solchen sexuellen Massenveranstaltungen teilgenommen und ziehe beim Akt eher die Zweisamkeit vor, wobei natürlich jede Regel ihre seltene Ausnahme kennt, die durch ihre Seltenheit auch einen Reiz haben kann.

Mit zunehmenden Alter stelle ich immer mehr fest, wie lästig ich den Wechsel der Sexualpartner finde und wie gerne ich mich auf eine konzentriere, die und deren Körper ich kenne. Ob daraus gleich eine natürliche Neigung zur Monogamie abgeleitet werden kann, es so eine überhaupt gibt, weiß ich nicht zu sagen. Zumindest gewinnt Sex durch gewachsenes Gefühl und Vertrauen mit der Zeit sehr, außer wir vernachlässigen und fallen als Paar zu schnell in wiederholte Muster dabei. Den Sex mit mehreren fand ich immer eher sportlich und konkurent, ihm fehlte das Element der Innigkeit für mich.

Vermute, dass ich, durch die Erziehung meiner Mutter, eine starke Neigung zum partnerschaftlichen Sex habe und bei jeder Frau mit der ich schlafe oder mit der ich sonstwie Sex habe, das Gefühl habe, für sie da sein und irgendwie liebevoll sorgen zu müssen, weil meine Mutter mir schon sehr früh klar machte, dass Sex haben zwar völlig ok ist, aber als Mann auch bedeute, Verantwortung zu übernehmen, die im Falle einer Schwangerschaft, ein Leben lang gehen kann. 

Bin zwar ein erklärter Gegner der Psychoanalyse, deren Aberglaube an das Unterbewusstsein und deren dogmatische geradezu messianische Auslegung mir fremd ist und destruktiv erscheint, dennoch halte ich es für klug, auch bei den Neigungen auf die eigene Sexualisierung und Prägung zu schauen. So bin ich damit aufgewachsen, dass Sex zu Familie führt, Familie Verantwortung bedeutet und etwas positives ist und habe die entsprechenden Neigungen entwickelt, ist es mir beim Sex wichtiger, Frau zu befriedigen, als mich selbst, weil ich diese Kunst als hohe Qualiät sehe, die Partnerschaft sichert, warum mir viele heute praktizierte Formen der Sexualität eher fremd sind, ohne diese be- oder verurteilen zu wollen.

Auch darum waren mir die ONS immer eher fremd, hatte ich fast ein schlechtes Gewissen, wenn ich mich nicht verliebte, weil ich Frau nicht nur benutzen wollte, sondern lieber leidenschaftlicher Diener ihrer Lust bin, wobei Ausnahmen die Regel nur bestärken. Eigentlich wäre ich also ein typischer Beziehungsmensch, denke ich, weiß aber andererseits auch, dass es gut sein kann, keine zu haben, weil es einem vieles erspart, was das Leben und die Sexualität weniger schön machen. Welches die ideale Form ist, suche ich noch, sollte ich es entdecken, werde ich natürlich darüber schreiben. Denke Familie ist ein gutes und bewährtes Modell des sozialen Zusammenhalts aber das ist unter den glücklichen Umständen, unter denen ich aufwuchs, auch leicht zu sagen. Für andere werden es andere Modelle sein. Manche brauchen den steten Wechsel, um darin Bestätigung zu finden, was sie glücklich macht, wie sie unglücklich und depressiv werden, wenn ihnen das fehlt.

Es liegt mir fern über die eine oder andere Form des Sex zu urteilen. Jeder Weg, der die Beteiligten glücklich macht, wird gut sein. Keiner sollte dabei Dinge tun, die ihr oder ihm nicht entsprechen, um seiner Rolle gerecht zu werden oder zu gefallen. Der Marquis de Sade, dessen Neigungen ich ansonsten nicht teile, schrieb eins, erlaubt und gut ist, was gefällt. Das teile ich, sofern die Beteiligten diese Entscheidung frei und verantwortlich treffen konnten, sich ihrer Neigungen und Vorlieben bewusst sind. 

Etwas für den anderen tun, kann auch lustvoll und schön sein, als Befriedigung genügen aber gemeinsam wird der Sex erst, wenn beide sich in ihrem Streben nach Befriedigung auf ihre Art treffen und beglücken können und das ist wohl der Gipfel dieser wahrhaft königlichen Kunst, in der wir nie im Leben ausgelernt haben werden, weil jede Begegnung, auch die wiederholte mit dem gleichen Menschen, unter anderen Umständen, neues offenbart und ungeahnte Schätze preisgeben kann.

Es ist egal welches Geschlecht die Beteiligten haben oder welcher Gruppe sie sich eher zuordnen gerade, was für mich zählt, ist die offene Begegnung, die sich gut tun will und es auf ihre Art nach Neigung kann. Wer das findet, kann damit glücklich sein, was mehr sollte kommen?

jens tuengerthal 3.9.20

Mittwoch, 2. September 2020

Giftmordversuch

Mutig spricht Kanzlerin Merkel aus
Was alle schon lange geahnt haben
Der Kreml-Kritker Nawalny sei Opfer
Eines Giftmordversuches geworden
Was ja gute europäische Tradition
Denken wir nur an die Ringe die
Zu Hugenottenzeiten die spätere
Schwiegermutter Henris trug dessen
Erste Hochzeit noch vom Spektakel
Der Bertholomäusnacht gekrönt wurde
Bei dem Caterina von Medici wohl auch
Ihre mit Giftringen geschmückten Finger
Im Spiel um die Macht dazwischen hatte
Gleiches wird auch Papst Alexander VI.
Nachgesagt dem Borgia Papst der auch
Vater von Cesare und Lucrezia war die
Selbst als Giftpatin berühmt noch wurde
In Berlin wurde im 19. Jahrhundert die
Ursinus als Täterin unter Verwandten
Berühmt und berüchtigt aber mangels
Nachweis nicht hingerichtet anders als
Gesche Gottfried aus Bremen die als
Letzte noch 1831 mit dem Schwert
Hingerichtet wurde auch weil sie
Mit Freude Böses getan hatte spuckten
Bremer über Jahrzehnte auf den Stein
An dem ihr Kopf gelegen haben soll
Doch all diesen ist gemeinsam sie
Verwandten stets Gifte die auch
Andere hätten bekommen können
Während die Vergiftung Nawalnys
Der nun zur Erholung in der Charité
Durch einen Kampfstoff erfolgte
Auf den keiner sonst Zugriff hat
Als die üblichen staatlichen Kreise
Warum der Botschafter einbestellt
Merkel eine Mahnung nach Moskau
Schickte zur Aufklärung beizutragen
Was die Frage stellt wohin soll die
Preußische Ehrlichkeit führen beim
Verlogenen Geheimdienstmann Putin
Der wiederholt genau solche Taten
Schon beging und damit allen zeigt
Hütet euch vor meiner Macht doch
Wieder das alte Spiel lächelnd spielt
Er wisse von nichts und ihm könne
Keiner etwas jemals beweisen was
Die Frage stellt wie gehen wir nun
Mit dem bekennenden Mörder um
Wie mit denen die ihm zujubeln noch
Wann werden staatliche Verbrechen
Durch Regierungen endlich gesühnt
Wer kann sich hiergegen wehren
Ist es ein Fortschritt dass Merkel
Die Dinge mutig beim Namen nennt
Zumindest sehen wir daran deutlich
Die politische Kultur in Russland
Hat sich seit der Renaissance 
Nicht wesentlich weiterentwickelt
Was den Opfern wenig hilft aber
Die Lage einschätzen lässt
Russland bleibt vorgestrig

jens tuengerthal 2.9.20

Covidiotie

Alle Covidioten zu nennen
Die eine andere Meinung haben
Wäre schrecklich intolerant
Liegt mir eigentlich völlig fern
Gerne hätte ich Verständnis
Für Menschen die sich durch
Die mildesten Maßnahmen noch
Beschränkt fühlen lieber die
Bekannte Realität leugnen wie
Menschenleben weiter riskieren
Sich mit Rechstradikalen verbünden
Verschwörungstheorien anhängen
Aber so sehr ich mich bemühe
Es will mir einfach nicht gelingen
Halte sie alle für entweder
Völlig bescheuert oder schlimmer
Noch für lebensgefährlich bösartig
Frage mich selbstkritisch ob dabei
Aufklärung jemals helfen könnte
Die aus selbstgewählter Unmündigkeit
Die Aluhutträger befreien könnte
Solange diese Impfgegner eine
Krankheit leugnen die so viele
Tote weltweit bereits gefordert hat
Eine Regierung stürzen wollen
Mit Feinden der Demokratie sich
Verbünden aus dummer Angst
Vor einem noch unbekannten Virus
Dessen Existenz sie zugleich leugnen
Sich schlicht asozial nur verhalten
Als vermeintliche Freiheitskämpfer
Aber ich muss es wohl zugeben
Kann gegenüber soviel Dummheit
Weder tolerant noch großzügig sein
Sie gefährden auch andere Leben
Schaden mit Lügen der Demokratie
Bejubeln autoritäre Herrscher
Es sind einfach Idioten
Rücksichtslos noch dazu
Da endet alle Toleranz
Für Menschen die Rechte wie
Freiheiten benutzen die sie
Zugleich beseitigen wollen

jens tuengerthal 2.9.20