Mittwoch, 27. Mai 2020

Literatouren 27.5.20

Die heutigen Literatouren führen mich von der Pfaueninsel, wo gerade das Palmenhaus von Schinkel mit den in Frankreich erworbenen Bäumen bezogen wird nach Frankreich ins Périgord in den Turm des Schlosses von Montaigne, wo sich gleichnamiger Michel Gedanken über die Welt im Spiegel seiner Lektüre machte.

Halkyonische Tage nannte Schinkel ihre Zeit Marie gegenüber, in Erinnerung an die Antike, in der sie jene Woche im Dezember, in der das Meer völlig ruhig war, so nannten, es sogar hieß, dass der Eisvogel dann sein Nest baue. Das fertiggestellte Palmenhaus wird von einem Ofen im Keller durch eine Fußbodenheizung gewärmt, um den im nordischen Preußen sonst fremden Pflanzen das Überleben zu ermöglichen. Marie und Gustav sehen sich nun jede Nacht und haben dabei auch Sex, der wie bei so vielen Paaren mit Missverständnissen und ohne viel darüber zu reden mit bald angenommenen Gewohnheiten abläuft und so lebt diese Liebe, die immer wieder infrage gestellt wird, auch durch Gustavs Mutter, die sich keine abartige Zwergin als Schwiegertochter wünscht, zumindest in der trauten Zweisamkeit, erlebt nach Gustavs Rückkehr mit den Palmen aus Paris ihren Frühling im kommenden Winter, noch scheint kein Unwetter sie zu bedrohen, es sind eben die Halkyonischen Tage, wie Schinkel es so treffend sagte, dahingestellt, ob dabei eher an das die ruhige Wärme erhaltende Gewächshaus oder die unmögliche Liebe denkend.

Tage des Glücks und der Ruhe, welcher Liebende kennt sie nicht, wie gerne halten wir uns an den kleinen Glücksmomenten fest, um den Traum wach zu halten, auch wenn er real längst ein Alptraum wurde, wie es leider, dank der Gewohnheit, diesem Kontinuum der Unaufmerksamkeit, zu oft geschieht, die beim Sex ihren Ausdruck genauso findet wie in den leicht genervten Formeln des Alltags, mit denen wir unsere Gewohnheiten bestätigen und das Wunder der Liebe schnell wieder verspielen, was einen dauernden Ausnahmezustand bedeutet, der immer zu leben, nahezu unmöglich scheint. Denke ich an meine letzte längere in vielem ziemlich unmögliche Liebe, habe ich mich lange an den schönen Momenten festgehalten, um den Rest nicht so deutlich wahrzunehmen, es mir schön zu reden, was nie gut gehen konnte. Aber was ist in der Liebe schon unmöglich?

Zeichnet es sie nicht gerade aus, das Unmögliche möglich zu machen und so von Träumen zu leben - wer möchte sich im Schatten der Liebe schon mit absurden Dingen wie der Realität, pathologischen psychischen Befunden oder vernünftigen Erwägungen beschäftigen?

Lieber genoss ich den Augenblick und träumte er möge ewig verweilen, wie wir es uns auch mit voller Überzeugung versprachen, trotz der Unmöglichkeit der Umstände, der rein statistischen Unwahrscheinlichkeit des Vorhabens, besseren Wissens eigentlich. Aber bin ich nun realistischer geworden, frage ich mich, oder würde ich mich bei Gelegenheit wieder in eine unmögliche Liebe stürzen, weil es so schön ist, zu lieben, wie Goethe es einst ausdrückte:

Zu lieben Götter, welch ein Glück, geliebt zu werden, ich verdient es nicht.

Habe dem alten Meister gegenüber gewisse Zweifel inzwischen, was zumindest für Reste von Verstand spricht, verzichte für das nur menschliche Gefühl auf die Anrufung der Götter aber ansonsten stimmte ich ihm aus vollem Herzen zu und wie gerne verlör ich es bei Gelegenheit wieder, auf besseren Ausgang natürlich hoffend, auch wenn die Erfahrung mich eines besseren belehren könnte.

Die wenig dezente Andeutung Hettches macht schon deutlich, was nach diesen Frühlingstagen im späten Herbst wohl an Sturm und Unglück zu erwarten ist - und weil die enttäuschte Erwartung der Tod jeder Liebe ist, würde ich an dieser Stelle, ohne vorgreifen zu wollen, oder es zu wissen,vermuten, dass Marie wohl schwanger sein wird und daraufhin das Idyll der Liebenden im Idyll der Pfaueninsel ein baldiges tragisches Ende findet, weil doch nicht sein kann, was nicht sein soll, alles seinen traurigen also normalen Gang wohl nehmen muss, die schönsten Liebesgeschichten tragisch enden und nicht glücklich, wie ich aus eigener Erfahrung bestätigen kann, warum viel dafür spräche, vernünftigerweise lieber eine mittelschöne aber gut erträgliche ohne zu großen emotionalen Aufwand zu wählen, um damit glücklich leben zu können.

Ganz nebenbei scheiterte mein letzter Versuch dazu genau an diesem Begehren, als ich versuchte das Schwanken der täglichen Extreme zwischen himelhochjauchzender Hingabe und tiefem Hass, zu stabilisieren, dahingestellt, ob dieses pathologisch begründet war oder nicht, fühlte sich die verehrte damalige Prinzessin nicht mehr ausreichend gewürdigt und suchte das Weite, was wieder zeigt, so gut die Theorie auch sein mag, die vom Gleichgewicht der Emotionen in einer harmonischen Liebe träumt, so schwierig ist diese praktisch auch umzusetzen. Vermutlich wollen wir ja alle nur lieben, geliebt werden und glücklich sein, warum uns dies so schwer gemacht wird von den widrigsten Umständen, bleibt dagegen rätselhaft, denn wie wenige Fälle dauerhaft glücklicher Lieben, die in allem Erfüllung finden, kennen wir, überhaupt eine, frage ich mich dabei grübelnd, wie viel mehr schlechte Kompromisse aus Angst vor Einsamkeit dagegen - ob es allerdings noch schöne Liebesgeschichten wären, die Stoff zum erzählen böten, wäre eine andere Frage.

Durchaus willig mich bei Gelegenheit zu verlieben, weil dieser Zustand, allem Risiko zum trotz so schön ist, fällt es mit zunehmender Erfahrung schwerer, die Vernunft wieder völlig auszuschalten - auch wenn die relativ gedankenlose Triebhaftigkeit beim Sex dabei helfen kann, insbesondere, wo wir diesen noch ein wenig emotional aufladen. Wäre es besser, nur eine große Liebe zu haben, statt jede durch die Höhe der Summe wieder zu relativieren, könnte ich mich fragen, lehrte nicht die Erfahrung, dass eben jene Relativierung das sicherste Mittel zu überleben ist, was die Frage stellt, auf was es dabei letztlich ankommt - den Traum vom Ankommen leben oder das Dasein genießen, wie es eben ist und wie sich beides bestmöglich verbinden ließe, wobei ob überhaupt vielleicht schon vor dem wie gefragt werden könnte, allerdings die hohe Gefahr in sich trägt, dass nichts mehr übrig bliebe, worauf sich hoffen ließe als ein relativer Pragmatismus.

Über diesen macht sich Michel de Montaigne Gedanken in seinem Essay unter dem Titel “Über verwerfliche Mittel, die einem guten Zweck dienen”, was sperrig klingt, thematisiert elegant, ob der Zweck je die Mittel heiligt oder beide immer in einem angemessenen Verhältnis zueinander stehen sollten. So staunt der kluge Franzose, der sich im Essay davor zum Staffettenreiten noch als kleiner Dicker bezeichnete, was zum schnellen Reiten bekanntlich gut geeignet sei, wie die Dinge der Natur im Staat wie der Gesellschaft oft ihre Entsprechung finden, indem etwa Königreiche, wir würden heute eher von Gemeinschaften sprechen, was hier dahingestellt sei, auch was auf Dauer sich länger bewähren wird, heranwachsen, zu schönster Blüte kommen, um dann alt zu werden und wieder zu vergehen, wofür es zahlreiche Belege in der Geschichte gibt, auch wenn wir dafür keine Achsen annehmen.

Diesen Prozess konnten wir im Osten Europas ab 1989 deutlich beobachten, auch ohne Könige und manche meinen das Phänomen Trump zeuge vom gleichen Problem der Supermacht, die übersättigt und allein geblieben war, sich darum einen von jeder Bildung und fast aller Vernunft befreiten Führer leistet, um wieder normal zu werden, wie manche der erst 89 demokratisch gewordenen Nachbarn in Europa sich, schon wieder populistischen Neigungen folgend, autoritäre Führer gerne wählen, die ihnen eine Richtung weisen. Dagegen zeugt die lange Regierung der vernünftigen obersten Beamtin Merkel, die jedem Populismus und medialer Selbstdarstellung eher abhold ist, von einer gegenteiligen Neigung zur Stabilisierung auf der Basis aufgeklärter Vernunft, dahingestellt, ob die Menge der für Populismus anfälligen hier so viel geringer als in den Vereinigten Staaten ist oder der zeitweise Erfolg des Rechtsauslegers AfD auch nur ein Produkt mittig vernünftiger Stabilisierung ist, in der manche nicht heimisch werden konnten, die Zeit wird es wohl zeigen.

Manche Herrscher meinten etwa, es bräuchte gelegentlich der Kriege, um den unruhigen Geist an den Rändern im Inneren zu beruhigen und damit das System stabil zu halten - als sei der Krieg quasi die Mutter der inneren Stabilität, warum viele Anhänger dieser Theorie auch vorschlagen, diesen möglichst in die Nachbarländer zu verlagern, um die Heimat friedlich zu halten. Dieses Verhalten lehnt Montaigne entschieden als unmoralisch ab und fordert vielmehr zu einer vernünftigen, friedlichen Politik auf, wie sie das gegenwärtige Europa betreibt. Dies im Gegensatz zum russischen Nachbarn etwa, der unter Putin, dessen Selbstdarstellung entsprechend, gern die Muskeln spielen lässt, sich als Erbe der untergegangenen UDSSR lieber als starker Mann präsentiert, um von internen Problemen abzulenken. Identisches versucht ja derzeit auch Trump mit seiner grauenvollen Corona-Bilanz, die das ganze Ausmaß seiner völligen Inkompetenz offenbart, die er auf täglich neue Art schön zu reden versucht und im übrige lieber den Konflikt mit China sucht, erfolgreich Misstrauen sät, um von den eigenen Fehlern abzulenken, nicht über seine grauenhafte Bilanz reden zu müssen, sogar anstehende Wahlen infrage stellt, soweit ihm eine Niederlage drohen könnte.

Dieses Verhalten ähnelt dem, was Montaigne an Fürsten kritisiert, die andere benutzen, ihr Volk ruhig zu halten, Kriege führen oder wie in Rom brutale Zirkusspiele veranstalteten, bei denen sich die Beteiligten auf möglichst grausame Weise niedemetztelten, dies lächelnd ertragen sollten, um zumindest sterbend noch ein Held zu sein, was er entschieden verurteilt, da wir nur das eine Leben hätten, wie die lebendige Vierteilung zu Forschungszwecken, um am Leib der Verbrecher das Verhalten der Organe zu studieren und wie sich diese beim Zerreißen verhielten, sofern der Betroffene noch lebte. Diese Phase der Hinrichtungen haben wir im relativ kultivierten Europa zum Glück hinter uns, andere Teile der Welt sind noch nicht so weit, wie auch die USA, die sich gerne als demokratischer Rechtsstaat feiern, was dabei aber fraglich wieder erscheint

Doch sollte, wer scharf moralisch urteilt, sich auch an die eigene Nase fassen können, also über ein reines Gewissen verfügen, was bei einem der größten Waffenexporteure weltweit, der zwar immer gerne noch eine deutsche Anleitung mitschickt, dass diese Spielzeuge nicht zu grausamen Zwecken entsprechend ihrem üblichen Zweck verwendet werden sollen und wenn die Bundesrepublik nichts davon wissen will und ausdrücklich damit gesagt hätte, dies nicht zu wollen - dieser sogenannte Persilschein, wäre bestimmt eine deutsche Erfindung, wenn es ihn denn gäbe - zumindest logisch betrachtet fragwürdig erscheinen könnte. Aber zumindest körperlich große Sozialdemokraten als Wirtschaftsminister, wie die körperlich kleinen als Kanzler genauso, haben uns immer wieder bewiesen, wie scharfe moralische Urteile über andere, sich reinsten Gewissens im Wege der Gewichtung, sich damit vertragen und von den Anhängern bejubelt werden.

So ließ sich unmenschliches Verhalten Dritter sehr wohl ankreiden und zeitgleich Panzer nach Saudi Arabien liefern, um primär deutsche Arbeitsplätze zu sichern, in einen Staat also, der nach dem strengen Recht der Scharia richtet, während zugleich Terroristen in Afghanistan bekämpft wurden mit deutschen Waffen, die eigentlich das gleiche nur wollten aber das Pech hatte, sich dazu dem Sohn eines saudiarabischen Bauunternehmers angeschlossen zu haben, der aus vielen Gründen nicht sehr beliebt mehr war in der westlichen Welt, während er in zahlreichen islamisch geprägten Staaten zum Volkshelden heranwuchs, den die Amerikaner dann in Western Manier jagten und erlegten, um seine Überreste möglichst spurlos auf hoher See zu beseitigen.

Sind wir wirklich so viel weiter als die Römer, die ihr Treiben mit den Gladiatoren erst unter Theodosius einstellten, des übrigens de facto letzten Alleinherrscher Roms im vierten Jahrhundert. Montaigne bringt noch das Beispiel der Franken, die sich aus dem germanischen gen Gallien erfolgreich ausbreiteten, die heimischen Stämme teilweise verdrängten, bis zum gemeinsamen Kaiser Karl dem Großen, unterschlägt aber dabei, dass die Franken als Hausmeier der Merowinger aufstiegen, also bereits gehobene Beamten im vorigen Reich waren das später Frankenreich wurde und mit dem Großvater des großen Karl, der erwartbar auch Karl hieß, nur Martell genannt, einen französischen Helden gegen die Mauren stellten, vor denen sich die nationalen Kräfte bis heute fürchten, als sei unsere Kultur nicht erfolgreich und wertvoll genug, die Verdrängung durch zahlreichere Vermehrung sogar fürchten, als setzte sich in der Natur langfristig nicht immer das bessere und erfolgreichere Modell durch. Doch diese kleine Unterschlagung sei dem Ende des 16. Jahrhunderts verstorbenen Berater französischer Könige und ehemaligen Bürgermeister von Bordeaux verziehen, er musste sich noch nicht mit den Populisten des FN oder AfD herumschlagen, allerdings hatte er dafür seinerzeit mit den Hugenottenkriegen und einigen sehr katholischen Kräften aus dem Hause Valois, das sich schließlich selbst erledigte, eigentlich genug Erfahrung mit fanatischen Spinnern gehabt, von denen einer seinen Freund Henry IV einige Jahre nach Michels Tod umbrachte für das katholische Frankreich, was dann dessen Enkel Ludwig XIV. mit der Vertreibung der Hugenotten durchsetzte, die später in Preußen so eine bedeutende Rolle spielen sollten, dass sie einen eigenen Dom neben dem Deutschen am Berliner Gendarmenmarkt erhielten.

Wie dem auch sei, ist sein Text, wie so vieles von ihm eine großartige Anregung über den Staat und seine Moral nachzudenken, wie die Stichhaltigkeit unserer moralischen Urteile, ob danach je der gute Zweck die schlechten Mittel heiligen könnte, was mir, wie Montaigne, eher zweifelhaft erscheint. Bemühen wir uns lieber gut, angenehm und möglichst lustvoll stets zu handeln, statt das eine für das andere in kauf zu nehmen, was selten zu etwas Gutem führt.

jens tuengerthal 27.5.20

Dienstag, 26. Mai 2020

Literatouren 26.5.20

Über Hettches Pfaueninsel gehen die Literatouren, wie die Lesereisen ab heute heißen, um mehr die Literatur zu betonen als das Reisen, was mir ja bekanntlich eher fern liegt, mit Christina von Brauns Blutbande tief in den Brunnen der jüdisch-christlichen Vergangenheit. Beides kam sich erstaunlich nah, wenn auch vermutlich nur in meinem Kopf aber vielleicht gelingt es, die Verbindungen offenzulegen. Es geht wie immer im Leben im Kern um Liebe und Sex, also was die Familien begründet und zusammenhält, diese aber am liebsten tabuisieren.

Marie kam nach einer Begegnung mit dem König, der Palmen in Paris kaufen möchte, weil das Angebot so gut sei, obwohl enorm teuer, aber wozu ist er König von Preußen, die er auf einem von Schadow noch zu bauenden Gewächshaus platzieren möchte, endlich ihrem Gustav wieder küssend näher beim Gespräch über Hegel und seine abstrusen Theorien. Knutschen zu Hegel ist zwar nett, aber, insofern die erotische Beschreibung von Momenten Hettche weniger liegt als das belehrende Referat, er hat sich lebar gut belesen, führen Hegels wie meist abwegige Gedanken, die nur möglichst arrogant unverständlich formuliert wurden, vermutlich um ihre beschränkte Schlichtheit besser zu tarnen, hier erstaunlicherweise doch weiter, wenn auch erst im logischen Umkehrschluss.

Das schöne an Leserreisen ist ja auch, dass nicht nur das geschriebene Wort gilt, sondern darüber hinaus, wie Montaigne es schon so meisterhaft vorführte, der freie Gedanke dazu, der manche Lektüre erst lohnend macht. So hielt Hegel zwar Tiere für Kreaturen, Pflanzen aber nicht, was auch ohne Lektüre von Oberförster Wohlleben leicht zu widerlegen ist und heute als absurd gilt, doch dessen Lektüre, nur als kleiner Ausflug am Rande erläutert dies für Bäume und ihr komplexes System der Kommunikation sehr gut, hinterfragt dabei das Umarmen der Bäume, ob dieser eher esoterisch anmutende Akt nicht vielleicht doch auch biologisch vernünftig sein könnte. Dahingestellt, ob das nun beweisbar ist oder nicht, scheint das Verhältnis von Bäumen und Menschen komplexer, als wir bisher geahnt haben, was wieder an den gestrigen Gedanken zur angeblichen Schöpfung und das Sexualverhalten der Primaten erinnert, was dem menschlichen so erstaunlich nahe kommt, auch wenn Mensch sich so gerne schon aus Gewohnheit erhebt.

Hegel irrte also, wie so oft, auch bei der Betrachtung der Tiere und die Behauptung einer Seele zur Unterscheidung von Mensch und Tier mag ja religiös ganz interessant klingen, ist aber naturwissenschaftlich betrachtet eher Hokuspokus, insofern die Seele körperlich nicht nachweisbar und nur noch ein quasi religiöses Symbol für die noch unverstandene Komplexität aller körperlichen Vorgänge ist. So bleibt die zitierte Behauptung, dass Pflanzen nicht begehrten und niemandem Leid zufügten, eben eine solche und in der Anschauung vielfach widerlegt - vom Schmarotzer bis zur fleischfessenden Pflanze. Doch begleitet dieses Thema den ersten Kuss nach Jahren verzweifelter einsamer Liebe verbunden mit einer Entschuldigung Gustavs für sein voriges Verhalten.

Interessant wird diese Argumentation allerdings gegenüber der Fraktion radikaler Veganer, die gerne andere Menschen über Moral belehren und meinen, es sei unmenschlich Kreaturen zur Ernährung zu töten, während sie ihre biologisch gedüngten Gräser wiederkäuen.  Sofern Pflanzen ebenfalls ein uns noch weitgehend unbekanntes neuronales Netz der Wahrnehmung besitzen, ist deren Tötung zur Ernährung nicht wesentlich moralischer als die von Tieren - wo dürfte da noch eine Grenze gezogen werden vernünftigerweise und ist also alles Leben immer auch töten, sollten wir uns keiner moralischen Illusion hingeben dabei?

Sehr menschlich nur scheint die Sicht Hegels, die den Menschen, wie es die Religionen auch so gerne tun, über alles erhebt, eben seiner Seele wegen, also ohne materielle Grundlage, was der Naturbetrachtung eines Philosophen eher unwürdig ist und den Bereich der Religion mit dem des kritischen Denkens der Philosophie vermischt, die das geistige Gerüst für die Anschauung der Natur liefern soll und dies seit Kant auch tat, den der Schwabe geistig zu überholen meinte, auch wenn er sich dabei nur unklar in den Untiefen des Glaubens verirrte, wie er selbst hier wieder anschaulich bewies. Dahingestellt sei, ob dieser kleine philosophische Exkurs im Roman diesem literarisch gut tat und gut eingebunden war oder eher wieder bei Gelegenheit nur referiert wurde, wie Hettche es so gerne tut, zumindest regte er zum weiterdenken und zur immer wieder gerne Kritik am sich selbst überschätzenden Hegel an, was schon ein Wert an sich ist, auch wenn manche Theologen dabei verwirrt routieren dürften, bestimmen diese jedoch glücklicherweise nicht mehr die beschränkte Richtung des Denkens maßgeblich sondern werden langsam eher zur musealen Randgruppe, was der Autor lächelnd zur Kenntnis nimmt.

Auf die Spuren der Theologie bringt mich dagegen Christina von Braun in ihrem Buch Blutsbande, wo sie im heutigen Kapitel in ihrem wunderbar nüchternen Ton über die Zusammenhänge und gegenseitigen Aneignungen von Judentum und Christentum nachdenkt. Dabei räumt sie gut mit gewohnten Mustern auf, dass die Christen als jüdische Sekte eben die alte Linie mit dem neuen Heiland reformiert hätten und das Judentum bei seiner Lehre geblieben wäre.

Im Gegenteil zeigt sich bei genauerem Hinsehen, wie sehr das Christentum spätestens mit seiner Ausbreitung als Staatsreligion im römischen Reich ab Konstantin, also im 4. Jahrhundert, auch zu Reformen und Abgrenzungen in der jüdischen Religion führte, in der infolge der Bedrohung durch das Christentum, die rabbinische Lehre gestärkt wurde und damit einhergehend die matriarchale Linie eingeführt wurde, die dort bis heute gilt. Braun erwägt dabei, ob der Marienkult und die verbundene absurde Lehre von der Jungfräulichkeit auch ein Akt der bewussten Abgrenzung war, um die alte Verbindung und die Wurzeln zu kappen. Dazu gehört auch die mit dem Laterankonzil von 1215 eingeführte Fleischwerdung des Brotes wie die Verwandlung des Weines in Blut durch die dabei praktizierten kultischen Akte, worüber sich später Katholiken und Protestanten noch lange auch streiten sollten und was sie bekanntlich zu lange in blutigen Kriegen in Europa ausfochten, bei denen letztlich keiner gewann aber beide im westfälischen Frieden eine Form der Koexistenz fanden. Sehen wir von der Vertreibung der Hugenotten durch Ludwig XIV. einmal ab, die Preußen und die Niederlande so stärkten wie das vermeintlich homogene Frankreich schwächten, die Revolution auch vorbereiteten aber das wäre ein anderes Kapitel und führte hier viel zu weit.

Die stärkere und emanzipiertere Rolle der jüdischen Frauen über lange Zeit, könnte sich auch aus dieser Abgrenzung voneinander erklären lassen und die Betonung der mütterlichen Linie. Doch geht es es beiden Sekten, die natürlich Religionen genannt werden, worin immer der Unterschied bestehen soll, im Kern um die Herrschaft über die Sexualität und damit unsere Natur, die je nach Ausprägung und Zeit an bestimmte rituelle Vorgänge gebunden war - Ehe, geistige Reinheit, also Monogamie und Verurteilung der Homosexualität, womit sich die Religion als Herrschaftsinstrument gut eignete, wie einige hundert Jahre später auch die monotheistische Variante der selben Geschichte, die sich Islam nannte, für sich zu nutzen wusste und bis heute praktiziert.

Warum die Kontrolle der Sexualität ein wichtiger Schlüssel ist, zeigt sich schon bei den Schimpansen, bei denen entsprechende Varianten des ius prima noctis der Alphatiere im Rudel praktiziert werden. Ob dies Rudelverhalten seine Entsprechung in der Wahl besonders auffälliger Autos durch Zuhälter seine Entsprechung findet, wäre wohl einen Gedanken wert, wie überhaupt die Organisation der Prostitution und ihr Verbleiben im halbseiden oft kriminellen Bereich, den der Staat lieber mahnend duldet, statt eine emanzipierte Lösung zu suchen, mehr über unsere vorgebliche Moral verrät als über unsere triebhafte Natur.

Eine ehrenvolle Anerkennung dieses Berufsstandes wie ihre Einbindung in die sexuelle Erziehung, die dann allen Seiten mehr Glück bringen könnte, wäre sicher vernünftiger, als der bisher praktizierte Umgang, der noch vielfach von alten christlichen Moralvorstellungen geprägt ist und zu häufig unbefriedigenden Ergebnissen für alle Seiten führt. Es könnte darin die Erkenntnis wachsen, dass es bei der Sexualität zum einen auf erlernbare Technik ankommt, die eine natürliche Basis hat, welche den Umgang ohne Tabus miteinander erleichtern würde, zum anderen aber die größte Erfüllung an der emotionalen Komponente hängt, die nicht käuflich erworben werden kann und auf deren Gleichgewicht zu achten, beiden Seiten besser täte.

Nahezu alle Religionen dienen der Ordnung der Gesellschaft und der Schaffung von Stabilität. Dies gelingt am leichtesten über das Gebiet der Sexualität und den Umgang mit ihr, egal was dabei nun unserer jeweiligen Natur entspricht. Während in der westlichen Zivilisation heute weitgehend jeder diese ausleben kann, auch wenn manche absurde Hindernisse fortbestehen, die der Befriedigung entgegenwirken, was allerdings Methode hat, da der partiell unbefriedigte oder auf große Befriedigung hoffende Mensch, leichter zu führen ist, gibt es viele Regionen der Welt in denen die Sexualität noch vom Aberglauben und der Gesellschaft stark bestimmt werden, so auch in Teilen der USA. Dies sehen wir etwa bei dem Versprechen der Jungfrauen für Märtyrer im Islam, was für keinen erfahrenen Liebhaber noch eine irgend verlockende Vorstellung wäre, aber das absurde Spiegelbild des Jungfrauenkultes im Christentum ist und im Gebot zur Monogamie seinen Ausdruck findet.

Ob wirklich erfüllender Sex nur zu zweit erlebt werden kann, weil alles mehr meist nur ablenkt, zu Reizüberflutung führt, die sich dem eigentlichen nicht mehr widmet oder einige ihre schönste Erfüllung in der Gruppe finden, sollte eher Geschmackssache sein, als Gegenstand moralischer Urteile. So kann heute hier zumindest jeder in den entsprechenden Foren im Internet allen Neigungen nachgehen und diese auch praktisch leben. Dahingestellt ob die totale Optionsvielfalt glücklicher macht oder mehrere auf einmal nur noch sportlich von Bedeutung ist, kann, wer es mag, dem heute leichter nachgehen als je, was zumindest ein praktischer Fortschritt ist.

Mit der Herrschaft über die Sexualität löst sich aber jeglicher Anspruch von moralischer Herrschaft schnell auf und es könnte fraglich sein, ob dies gesellschaftlich wirklich wünschenswert ist, alle soweit sind, dem Leitprinzip des kategorischen Imperativ folgend, dabei auch noch moralisch zu handeln oder das totale Chaos und die völlige Willkür folgten, in dem sich keiner mehr an Gebote des miteinanders gebunden fühlt. Vom Gesichtspunkt der Aufklärung wäre die Befreiung auch aus der sexuellen Unmündigkeit, wie sie die siebziger Jahre mit teils fragwürdigem Ergebnis und seltsamen Methoden praktizierten, wünschenswert. 

Wie nötig aber ist ein moralischer Konsens in der Sexualität für die Stabilität der Gesellschaft?

Gut ist, was gefällt, schrieb der Marquis de Sade, der auch für sein freies Verhältnis zur Sexualität und seine Vorliebe für Gewalt und Qual dabei, wie er sie etwa in seiner Justine schildert, berühmt und berüchtigt wurde, infolge viele Jahre im Gefängnis verbrachte. Dem setzte fast zeitgleich, also gegen Ende des 18. und Beginn des 19. Jahrhunderts Rétif de la Bretonne seine Anti-Justine entgegen, in dem auch alles an Sexualität vorstellbare passiert aber eben ohne jede Qual oder Gewalt, im einverständlich leidenschaftlichen Sex. Berühmter wurde das vielfach geschmähte Werk des Marquis, dahingestellt, ob mehr Menschen eine Neigung zur Gewalt beim Sex haben oder das verruchte nur die eigentlich spießigen Späher am Schlüsselloch lockte. Persönlich ziehe ich die Erotik der Anti-Justine deutlich vor, die immer liebenswerter und auf Gegenseitigkeit bedacht ist, doch kenne ich genug Menschen, die im Alltag friedlich in bürgerlichen Berufen leben, privat aber ihrer SM Neigung mit Obsession frönen, von denen ich keinen verurteilen wollte, auch wenn es mir relativ fremd ist, der ich lieber verwöhne als benutze.

Es soll hier auch nicht der abwegig Weg der psychoanalytischen Betrachtung eingeschlagen werden, der denjenigen gern kindliche pathologische Erfahrungen unterstellt, auch wenn Missbrauch wohl häufiger vorkommt als viele ahnen, möchte ich den Menschen lieber als zu jedem Zeitpunkt frei betrachten, eine glückliche Sexualität zu leben, wie sie seiner Natur entspricht. Theoretisch frei, denn natürlich ist diese auch moralische Fiktion durch viele praktische Hindernisse häufig nicht so real wie geträumt.

Hier komme ich wieder zu Christina von Brauns Buch, was die Begründung der Familie und der sie ordnenden Sozialstrukturen so klug beleuchtet. Ganz Wissenschaftlerin bleibt sie, egal worüber sie schreibt und wie abstrus die Sitten auch sind, die sich über Jahrhunderte gebildet haben, stets neutrale Berichterstatterin, was den kritischen Geist zum vernünftigen Urteil führt. Doch hilft der Blick auf den religiösen Kontext unser sittlichen Prinzipien dabei zu verstehen und manche Überreaktionen besser zu verstehen. Wohin das Keuschheitsgelübde katholische Priester führte, ist schon seit der Renaissance aus wunderbaren Erzählungen auch von Insidern bekannt, wird heute immer mehr strafrechtlich verfolgt, dahingestellt, was das Strafrecht im Bereich der Sexualität mit relativer Gültigkeit je taugt.

Manche mutmaßen nur das Verbot und die vermeintliche Keuschheit hielt die Sexualität noch reizvoll, diese wäre uns längst langweilig geworden, wenn wir alles dürften, doch ist von solchen Antipoden ähnlich wenig zu halten, wie von den Propheten des Untergangs als Folge zu freier Sexualität, wie es manch Konservativer gern dem römischen Reich nachsagte, was tatsächlich aber erst christlich und also vermeintlich moralisch geworden unterging, weil es mit der nach Konstantinopel östlich verlagerten Hauptstadt dem Druck der Völkerwanderung nicht mehr standhalten konnte, die vielfältige Ursachen hatte und sicher am wenigsten an freierer Sexualität im ehemaligen römischen Reich lag, eher im Gegenteil.

Sich bewusst zu sein, welch Instrument der Macht auch in Beziehungen von Partnern die Sexualität immer wieder sein kann, wie sie benutzt wird, um Anerkennung oder vermeintlich Liebe zu erkaufen, zum Wohlverhalten zu erziehen, macht deutlich warum der Sex und seine Regelung für alle Formen des Aberglaubens, der mit abstrusen Theorien das Zusammenleben ordnen möchte, eine so große Bedeutung hat. In Zeiten von Tinder oder Joyclub ist dem Staat dieses Mittel der Sanktionierung in den westlichen Gesellschaften weitgehend genommen worden, gerade wird sich nicht ohne Grund auf den Bereich Pädophilie kapriziert, was wieder die Relativität aller Werte zeigt.

Spannend aber wäre, wohin eine wirklich aufgeklärte Gesellschaft tendierte, in der jeder sich seiner Neigung entsprechend auch öffentlich ausleben könnte, was zwar theoretisch bereits besteht, real aber durch Emotionen, das überkommene Modell der Ehe und vor allem das gewohnte Konstrukt der Familie verhindert wird. Familie tut Kindern wohl zum Aufwachsen gut. Es hilft ihnen, einen Weg im Leben zu finden, wird angenommen.

Ist die klassische Familie mit offener, freier Sexualität langfristig vereinbar?

Brauchen wir diese noch, wenn nicht und was ist wichtiger für ein langfristig glückliches Leben - eine heile Familie oder abwechslungsreicher Sex?

Müssen insofern Entscheidungen getroffen werden, kann sich an Modellen, die so alt wie die Menschheit sind, wirklich etwas ändern oder ist alles menschliche einem beständigen Prozess der Wandlung und damit auch Evolution entworfen?

Wie kann zwischen natürlichen Trieben und sozialen Bedürfnissen ein Weg gefunden werden, der uns dauerhaft glücklich macht?

So warf die heutige Lektüre viele Fragen auf, für die es keine einfachen schematischen Antworten gibt. Vielleicht muss ein neuer Weg gesucht werden, der einem postreligiösen Denken und einer mündigen Sexualität gerechter wird als das alte Modell von Familie, wobei ich mich als Anhänger dieses Modells, in dem ich auch mit viel Glück aufwuchs, frage, was kann davon wie am besten erhalten werden und was vergessen wir lieber schnell wieder als bloßen Ausrutscher. Der Spruch der 68er, wer zweimal mit der gleichen pennt gehört schon zum Establishment, zeugt eher von wenig Erfahrung mit gutem Sex, der für mein Gefühl Zeit braucht, aber war zumindest ein Aufbruch. Die Beliebigkeit beim Sex scheint mir dagegen keine Lösung zu sein, um familiäre Strukturen zu erhalten. Vielleicht braucht es Zwischenformen und Übergänge, um was bewahrenswert ist, zu erhalten, ohne das Gefühl zu haben, etwas zu verpassen, vielleicht tut eine gewisse Enthaltsamkeit um eines anderen Wertes wegen, eben der Familie, sogar allen Beteiligten dabei gut.

Hier die Strukturen der Macht auch aus den Religionen zu erkennen, hilft langfristig, freier zu werden, denke ich, warum die Lektüre von Christina von Brauns Blutsbande dringend empfohlen sei, denn was ist eine Freiheit wert, die wir uns nur allein nehmen, statt sie unseren Idealen entsprechend auch gemeinsam zu leben, wozu die Familie als Basis gehört, sage ich als Vater einer erwachsenen Tochter, der es nicht ein Leben lang mit deren Mutter ausgehalten hat, so wenig wie sie mit mir. Ist das Ideal der unsterblichen Liebe Geschichte und eher störend, sollten wir Momente mit Lebensabschnittspartnern so gut wie eben möglich genießen oder lieber weiter nach Dauer streben, an den Unsinn der Liebe glauben, um der Familie eine Chance zu geben, frage ich mich und tendiere zur Liebe, trotz schlechter Erfahrungen damit immer wieder, um der Familie wegen - aber manche sind eben unbelehrbar, was Analytiker vermutlich auf eine frühkindliche Prägung zurückführen, der ich mir sehr wohl bewusst bin und die ich sogar gutheiße - es könte schlimmer kommen.

jens tuengerthal 26.5.20

Montag, 25. Mai 2020

Lesereise 25.5.20

Heute war die Lesereise relativ kurz führte aber auch in nur zwei Bänden nicht weniger weit.

Zunächst ging es wieder auf die Pfaueninsel, wo Marie den Besuch der königlichen Familie mit Experten als kaum beachtete Randfigur beobachtete. Interessant dabei auch für die weitere Lektüre war ihre Beobachtung des Affen und wie sie über die Ähnlichkeit nachdachte, sich nach dessen Gedanken und Bedürfnissen sehr menschlich fragt.

Nebenbei belauscht sie noch ein Gespräch der Geliebten des Königs mit anwesenden Wissenschaftlern, in dem es primär um Sexualität geht, auch wenn natürlich, des Anstands wegen, die der Tiere, was allerdings ihr ein wenig vorgeschoben scheint.

Gerne reden wir über Sex unter dem Deckmantel der Wissenschaft und ich kann mit meiner zugegeben geringen statistischen Erfahrung bestätigen, dass dies durchaus zielführend sein kann, falls in diesem hochemotionalen Bereich von so ökonomisch klingenden Dingen wie Zielerreichung die Rede sein kann.

Zumindest geht es dann schon um das eine, worüber Menschen auch in Zeiten der Pandemie zu gerne reden und nachdenken. Es ist uns eben relativ naheliegend, berührt den springenden Punkt, zeigt aber zugleich, wie fern es uns aus sittlich moralischen Gründen oft liegt, direkt davon anzufangen, warum wir dabei so gerne Umwege nehmen, bei dem die Wissenschaft und das Tierreich zumindest eine seriöse Basis bieten.

Neben dem Gespräch der herzoglichen Geliebten werden noch die teilweise bereits erwachsenen Kinder des Königs erwähnt, darunter der bereits mit einer bayerischen Prinzessin verheiratete spätere Friedrich Wilhelm IV., der wohl, was hier ja noch ausnahmsweise nur galt, deshalb der Erwähnung wert ist, eine Beziehung voller Liebe führte, die dennoch kinderlos blieb, was gerüchteweise an seiner Impotenz gelegen haben soll, eigentlich egal ist aber an dieser Stelle nicht unerwähnt bleibt, um weiter im sexuellen die Aufmerksamkeit der Leser zu locken, was Hettche literarisch seltener so gut gelingt. 

Auch der jüngere Bruder, der spätere Wilhelm I., der sich 1848 einen Namen als Kartätschenprinz machte, weil er die Revolutionäre alle abschießen, wörtlich kartätschen, wollte und auch von übrigen Prinzen und Prinzessinnen wird gesprochen, sogar von verheiratet abwesenden in Russland, was wieder etwas oberlehrerhaft wirkt aber nett geplaudert wurde für alle Freunde der Hohenzollern, wie die Schwaben in Berlin hiessen. Das ist unterhaltsam und baut Brücken in die preußische Geschichte, wird aber nur erzählt, nicht in die Handlung eingebaut, die für sich sprechen sollte, wollte ich streng darüber urteilen, was ich mir vor dem Ende nicht erlaube.

Zu Ende gelesen habe ich heute aber die Geschichte von Adam und Eva von Stephen Greenblatt und ging dafür wieder mit ihm nach Uganda, Seine Gedanken zum Sozialverhalten der Schimpansen und den entscheidenden Unterschied in der biblischen Geschichte der Menschwerdung sind spannend, zeigen, ohne es je auszusprechen, das absurde der Schöpfungsgeschichte, die der Natur in so vielem und gerade bei der Sexualität widerspricht.

Greenblatt rekapituliert die Gedanken der Geschichte noch einmal im Angesicht der Natur und vor unseren nahen Verwandten den Primaten, weist darauf hin, dass diese eben keine Scham kennen, sich auch nahe dem Lager, quasi öffentlich, sexuell beglücken und betont damit scheinbar den von vielen Gläubigen gern hervorgehobenen Unterschied zwischen Tier und Mensch. Ganz nebenbei erzählt er uns dann, dass dies fragliche, zärtliche Paar von Affen, sich bewusst von den anderen entfernte, in die Nähe des menschlichen Lagers gingen, wo sie sich ungestört fühlen konnten beim geplanten Sex, wovon auf den Bäumen in Nachbarschaft der anderen nicht auszugehen war, vor allem hätte der Primus der Gemeinschaft dann seinen Rang gefordert.

Auf der Suche nach Sex, von Liebe dürfen wir ja mangels Bewusstsein kaum reden, auch wenn die vorsichtigen Zärtlichkeiten, bei denen es nicht nur um den zwölf Sekunden Akt ging, ganz danach wohl aussahen, enthält sich Greenblatt geschickt jeder Wertung, betont lieber den Unterschied aus historischer Sicht. Doch liegt es nicht näher, sich in die Nähe artfremder Wesen, hier eben Menschen, zu begeben, die körperliche Nähe mit irgendwie Zuneigung ungestört zu genießen?

Frage mich, ob Tiere oder andere Menschen mich bei der Suche nach Zweisamkeit mehr störten. Abgesehen mal von den eigenen Allergien, welche etwa die Gegenwart von Katzen zur Hölle machen kann aber nicht muss, wie ich schon verwundert dabei feststellte, stören mich anwesende Tiere dabei weniger als etwa Verwandte, die zusähen oder hörten.

Für körperliche Nähe ungestört sein wollen, dazu auch einen sonst riskanten Platz aufsuchen, um nicht von Artgenossen gestört zu werden, klingt eher ziemlich menschlich, dachte ich bei der Lektüre. Auch die vom hier Voyeur Greenblatt beschriebene Annäherung mit vorsichtig zartem beschnüffeln und lecken der Körperöffnungen, kam mir sehr menschlich vor, schien zumindest verliebt nachvollziehbar.

Die Primaten haben sich dafür keine Götter ausgedacht, vermuten wir zumindest, aber ihr Paarungsverhalten ist dem der Großstädter in Zeiten von Corona nicht völlig unähnlich und ich kann nicht behaupten, dass mich die Anwesenheit von Ratten oder des hiesigen Fuchs dabei gestört hätte, im Gegenteil ließ die tierische Romantik oft sogar noch näher zusammenrücken.

Wie sich das Pärchen von Schimpansen nach dem ersten Austausch oraler Zärtlichkeiten wieder in die Büsche schlug und die neugierigen Beobachter nur mit Mühe folgen konnten, spricht auch für eine klare Verwandtschaft dabei. Ob dies nun bedeutet, sobald es um Sex und vielleicht auch Liebe geht, handeln wir rein triebhaft oder darauf hindeutet wie ähnlich, geplant und teilweise vernünftig auch Affen dabei handeln, nur vermutlich ohne kirchliche Moral, bleibt ein spannendes Thema.

Diese Frage lässt sich, darauf deutet wohl alles hin, nicht völlig eindeutig beantworten und je mehr wir über unsere nahen Verwandten im Tierreich erfahren, desto deutlicher wackelt die Krone der angeblichen Krönung der Schöpfung, die sich gerne überlegen fühlt, weil wir aufgrund anderer Einschränkungen die Macht dazu ergreifen mussten.

Es lohnt sich sowohl für die Beurteilung unseres eigenen Verhaltens wie zum besseren Verständnis des Miteinanders, über diese Fragen und die Auswirkungen der Moral nachzudenken. Was tut uns wirklich gut, was entfernt uns eher von unserer Natur, womit sind wir zufrieden, gibt es nötige Normen oder ist alles austauschbar.

Bei der Suche nach Nähe und Sex verhalten wir uns den Primaten nicht unähnlich. Täte es uns besser, wir wären im Bereich Sex auch so natürlich frei wie diese oder haben gewachsene soziale Regeln, die mit der Scham von Adam und Eva begannen, die uns durch ihre Sünde das Bewusstsein öffneten, einen guten Wert, sind sie biologisch teilweise sinnvoll und nötig wie das Verbot der Inzucht, wo behindern sie die Suche nach Befriedigung mehr als sie die Lust fördern?

Bis heute ist der Bereich Sexualität je nach gerade gesellschaftlicher Mode stark kriminalisiert - was früher die Homosexualität eine Zeitlang war, ist heute die Pädophilie als das große Tabu.

Um die weibliche Sexualität wurden von uns Menschen dabei viele Mythen gesponnen, vielleicht auch weil, was am stärksten anschwillt, der nervus pudendus zwischen Klitoris und Anus, unsichtbar ist - sich nicht mit der Zeugung verbunden zeigt, was manche Sekten, wie die aus Rom, bis heute leugnen. So erfanden Menschen scheinbar wissenschaftlich fundiert den sogenannten G-Punkt, den es überhaupt nicht gibt, der nur das Gebiet beschreibt, in dem der geschwollene nervus pudendus die Vagina berührt, was er, glauben wir neuerer Statistik und eigener Erfahrung nur in wenigen Fällen tut oder jedenfalls erst dann, wenn der innen verlaufende Nerv genug geschwollen ist, was die Frage nach der Notwendigkeit des Vospiels klärt. Technisch nicht nötig, vor allem, sofern durch andere Reize bereits ein Zustand gehöriger Erregung erreicht wurde, der schwellen ließ, aber dennoch eher förderlich vor allem um das, was wir für besonders halten, unser Gefühl, zu genießen, wie es auch, wie oben beschrieben die so paradiesisch lebenden Primaten tun, denen wir ähnlicher sind als wir ahnen.

Über all diese Bereiche offen zu reden, um Sexualität wirklich gemeinsam genießen zu können, wäre ein Schlüssel zu Freiheit und Glück, von dem große Teile der Menschheit noch weit entfernt sind. Wir haben zum Glück das Bewusstsein, uns über unser Handeln im klaren sein zu können, zumindest theoretisch und soweit nicht ungestillte Triebe uns den Rest Verstand völlig vernebeln. Auf diese Chance mit Scham zu reagieren, ist absurd und albern - damit umgehen zu lernen, könnte uns viele Wege zum Glück eröffnen auch in Sexualität und Liebe, die Teil unserer Natur auch ist

Beerdigen wir die alte Geschichte von Adam und Eva endlich, die ihrem ganzen Wesen nach, nichts gutes bewirken konnte - wenden wir uns lieber dem viel älteren Epos von Gilgamesch wieder zu, einer städtischen Kultur, die menschliches gut verstand und schicken wir die Knaben in die Lehre zu ehrlichen und selbständigen Huren, um Liebe und Lust zu lernen, zu der auch Herikat im Gilgamesch-Epos ging. Natürlich gilt für junge Frauen heute das gleiche, womit eine kritische Betrachtung der Gründungsmythen uns im Zusammenleben und der Lust dabei weiter bringen kann. 

So ist die Geschichte von Adam und Eva von Stephen Greenblatt allen Leserinnen und Lesern aus vielfältigen Gründen sehr zu empfehlen - zur Pfaueninsel äußere ich mich lieber erst nach ihrem Ende.

jens tuengerthal 25.5.20

Reisekultur

Ist Reisen noch kultiviert
Oder schlicht vorgestriges
Verhalten derer die nicht
Begriffen haben was Luxus
Im Zeitalter der Beliebigkeit
Wertvoll eben nicht austauschbar
Mehr macht warum es dabei
Mehr auf Dasein als wegfahren
Ankommt was nicht nur vielfältig
Ökologisch asozial ist weil der
Transport Schäden verursacht
Sondern schlimmer noch weil
All die Reisenden massenhaft
Mikroorganismen einschleppen
Die ihrer Heimat fremd sind
Welche Wälder sterben lassen
Ökosysteme völlig aus dem
Gleichgewicht bringen auch
Wie gerade von vermeintlich
Ökologisch korrekten Trekkern
Reisen war Teil unserer Kultur
Gehört zu unserer Geschichte
Sich damit zu beschäftigen
Ist völlig in Ordnung wie mit
Historie und Entwicklung sonst
Dafür gibt es Bücher Museen
Filme wie andere Dokumente
Wir können virtuell heute leicht
Jeden Ort anschauen ohne
Damit Schäden anzurichten
Zu meinem überall hin zu
Müssen ist vorgestrig was
Kant schon vor 200 Jahren
Begriffen hatte verstehen
Manche bis heute nicht
Weil sie das authentische
Erlebnis für wichtiger halten
Als verantwortliches Handeln
Was nicht verwunderlich ist
Eine interessierte Industrie
Lenkt uns unkritisch dahin
Darum ist es endlich auch
Zeit für uns umzudenken
Selbst gegen den Strom
Die Welt geistig zu erkunden
Der einzige Weg zu verstehen
Was sie wirklich zusammenhält
Es ist vernünftig wie bequem
Ermöglicht luxuriöses Leben
Statt lächerlicher Abenteurer
Die andere besser erlebten
Orte erobern zu wollen durch
Persönliche Anwesenheit ist
So vorgestrig wie der Kult um
Jungfrauen mittelalterlich nur
Für ahnungslose Liebhaber
Von Interesse noch sein kann
Die nie guten Sex miteinander
Also gleichberechtigt hatten
Wirkliche Reisen sind geistig
Erlebnis ist Nähe nicht Ferne
Aber es ist müßig zu predigen
Manche brauchen noch etwas
Zu begreifen wie zu genießen
Was wirklich kostbar ist solange
Hetzen sie durch die Welt ohne
Genuss als die Bestätigung der
Selbsterfüllenden Prophezeiung
Zerstörten sie nicht so viel
Ganz nebenbei belächelte ich
Die armen Reisenden mitleidig
Am Ende siegt die Vernunft
Reisen hat keine Zukunft mehr
Dasein dafür um so mehr

jens tuengerthal 25.5.20

Sonntag, 24. Mai 2020

Lesereise 24.5.20

Mit Adam Smith die Reise
Nach Frankreich vorbereitet
Eine echte Kavalierstour
Für die der Professor als
Reisebegleiter sogar seine
Stelle an der Universität
Aufgab da deutlich besser
Bezahlt lohnte es sich mehr
Wie doppelt da bis zum Ende
Seines bevorstehenden Lebens
Die bessere Bezahlung so
Zugesagt er forschen konnte
Der Süden seinem Asthma half
Zumal ihn in Frankreich viele
Reizvolle Salons erwarteten
Auch wenn er philosophisch
Eher ein Gegner des Reisens
Damit seiner Zeit weit voraus
Hat er wohl positiv gewirkt
Auf seinen Zögling aus altem
Herzoglich schottischen Geschlecht
Ist es spannend zu erfahren
Wie die Kavalierstour damals
Als Teil der Erziehung wie zur
Brautschau gedacht war die hier
Wohl bereits vorher erfolgreich
Mit echtem Gefühl war aber der
Hochadel heiratete auch damals
Europäisch da die eigenen Kreise
Etwas eng für eine gesunde Wahl
Waren wie das Haus Habsburg ja
Über Generationen inzüchtig der
Welt eindrucksvoll vorgeführt hatte
Doch hier ging es eher um den
Letzten Schliff der Erziehung wie
Die Kenntnis der damals auch
In Fragen der Kultur führenden
Franzosen wie ihrer höfischen
Bräuche und Sitten sowie die
Einführung in die Salons der
Europa prägenden Aufklärung
In Smith später berühmten Werk
Zeigte sich die prägende Wirkung
Dieser Reise immer wieder was
Die Briten aber lieber verschwiegen
Um ihren großen Ökonomen wie
Philosophen nicht zu französisch
Beeinflusst wirken zu lassen
So beendete ich dieses Kapitel
Gespannt auf das was kommt
Wenn die Reise nun beginnt
Im nächsten Band verließ ich
Die engen Grenzen der Erde
Blieb aber im Geist der Aufklärung
Zumindest der Epoche verbunden
Las Giacomo Leopardis Opus
Ein Gespräch von Erde und Mond
Bei dem die Erde dem eher stillen
Trabanten viele naive Fragen stellt
Die dieser klar zurückweist damit
Auf die Relativität der Perspektive
Etwa in der Frage was bewohnt 
Aus anderer Sicht heißen konnte
Aufmerksam macht was bei aller
Absurdität dieses Dialoges einen
Spannenden Blick auf unsere stets
Beschränkte Perspektive gibt was
Lange bevor Menschen jemals
Den Mond betreten konnten ein
Visionärer Gedanke im Geist der
Toleranz in diesem Fall war der
An die Reise zum Mond erinnert
Die Cyrano de Bergerac 200 Jahre
Zuvor geschrieben hatte als frühen
Science-Fiction der hier in einem
Netten Band der Insel-Bibliothek
Irgendwo in den Reihen noch steht
Wo sonst ausser natürlich Lem
Wenig aus dem Weltall sich findet
Die möglichen Missverständnisse
In gut gemeinter Kommunikation
Um die sich unsere Erde mit dem
Etwas griesgrämigen Mond bemüht
Den sie nicht aber verstehen kann
Sind wirklich aufklärerisch erhellend
Aus dem Weltall ging es dann auf
Die dem orthodoxen Himmel eher
Zugewandte Insel Athos mit Byron
Der britisch humorvoll beschreibt
Wie sie uralte Klöster am Fuß des
Berühmten Berges besuchen dort
Familie manche Türen öffnete aber
Auch in den so heiligen Gefilden
Vieles sehr menschlich bleibt
Was Byron liebevoll distanziert
Mit großer Sachkenntnis beschreibt
Ganz menschlich bleibt es auch in
Georg Herrmanns Kubinke wo
Der Friseur gleichen Namens
In Gegenwart der neuen Köchin
Einer böhmisch geprägten Wienerin
Mangels trauter Zweisamkeit mit
Seiner lang vermissten Verlobten
Dispute mit dieser über die nötigen
Anschaffungen zur Hochzeit führt
Sich romantisches nur bei kurzen
Spaziergängen noch einstellt was
Ein ziemlich realistischer Spiegel
Des Lebens ist in der die Liebe
Wie alle Romantik zu gerne sich
In Luft auflöst sobald es ernsthaft
An die Organisation des Lebens
Was zwei führen wollen geht
Wie ich aus vielfacher Erfahrung
Mit Damen verschiedenen Alters
Nur zu gut lächelnd bestätigen kann
Diesem Thema noch einmal wohl
Entkommen betrachte ich diese
Ironische Beschreibung aus dem
Berlin der Kaiserzeit lächelnd
Denn viel geändert hat sich nie
Was auch die Gedanken etwa
Von Thomas Mann in seinem
Joseph und seine Brüder bestätigen
Die organisierte Liebe bleibt stets
Kompliziert warum andere Formen
Genossener Gemeinsamkeit sich
Aus Erfahrung eher anbieten 
Sofern wir die Wahl haben und
Was hier am schwersten wiegt
Das Leben genießen wollen 
Warum die alten Rezepte zur
Organisation von Ehen die meist
Eher pragmatisch als von Liebe
Verführt waren in vielem besser
Zumindest seltener enttäuschend
Wie verletzend im schwarz-weiß
Der Abrechnung nach Beziehungen
Endeten weil es nicht nur um stets
Irrationale Gefühle dabei ging
So macht auch der humorige
Roman Kubinke nachdenklich
Über Beziehungsmodelle noch
Was manch pragmatisches viel
Vollkommener scheinen lässt
Als es mit dem Traum von Liebe
Der oft im Hinterkopf schwebt
Je vorstellbar war was belegt
Wie traumhaft schön uns die Welt
Sein kann sofern wir uns beizeiten
Von hindernden Träumen befreien
Zumindest kommt es mir gerade
Befreit bei der Lektüre so vor
Der dann Wechsel wenn schon
In Berlin zu Friedrich Luft wie
Seinen Gedanken im Band
Berliner Luft über das Reisen
Ist passend und harmonisch
So berichtet Luft über den
Justitiar der auf die übliche Frage
Wo es denn hingeht antwortet
Mit schlichter Schönheit in den
Südharz beigeistert den Autor
Der das viele schnelle Reisen
Was viel sehen und erleben will
Wie der Autor dieser Zeilen eher
Ablehnt und infrage stellt weil
Unruhe Menschen nie weiterbringt
Was wir in Zeiten von Corona
Zumindest einen Sommer lang
Alle hätten üben können aber
Schon bemühen sich ferne Ziele
Wieder um Öffnung um den Unsinn
Weiterzuführen den wir uns auch
Klimatisch nicht mehr leisten können
Aber wann herrscht schon Vernunft
Wenn es um Arbeitsplätze geht
Wie die Rettung der Ökonomie
Dann geht es um Glaube an das
Bewährte System was stabilisiert
Werden soll um weiter zu machen
Wie wir es schon immer kennen
Weil sonst der nahe Untergang
Prophezeit wird umgehen wir auch
Eigentlich gebotenes seit Jahren
Doch die Angst vorm Untergang
Leitet weiter zum nächsten Band
Henschels Menetekel der wie alle
Heute erwähnten auch der
Anderen Bibliothek entstammt mich
Humorvoll darauf hinweist wie noch
Jede Generation ihre Szenarien
Des Untergangs vor sich sah was
Am Ende wieder hilft alles lieber
Zu relativieren statt nur den einen
Weg zum Glück zu suchen besser
Lächelnd mit viel Toleranz gute
Kompromisse im irgendwo noch
Zu suchen wo es darum geht wie
Es uns möglichst gut gehen kann
Statt ständig Panik zu bekommen
Was dem Denken Adam Smiths
Der das Glücksstreben menschlich
Nannte sich näher womit sich am 
Ende der Lektüre der Kreis wieder
Zum Anfang schließt was auch
Trotz vieler verschiedener Bände
Die Lektüre rund abschließt da
So unterschiedlich es war alles
Irgendwie zusammenhängt

jens tuengerthal 24.5.20

Samstag, 23. Mai 2020

Lesereise

Heute ging die kleine Lesereise
Durch 3 Bände von der 
Pfaueninsel mit Marie die endlich
Wieder ihren Gustav der von seiner
Reise quer durch Europa
Als Gärtner zurückgekehrt
Über die zu seinem Entsetzen
Zoo gewordene Insel führte
Zu Thomas Mann in den
Nahen Osten wo sich diesmal
Jakobs Söhne also Josephs
Brüder daneben benahmen
Als sie ihre Schwester retteten
Die das gar nicht wollte dafür
Aber die Stadt niedermetzelten
Wie ausraubten wofür sie ihr
Vater beschimpfte was uns
Lesern zeigt es hat sich seit
Biblischen Zeiten dort wenig
Nur geändert an Grausamkeit
Wie Abneigung gegeneinander
So sah sich Jakob gezwungen
Seine Zelte abzubrechen bevor
Die Mehrheit in der Stadt wieder
Zur Besinnung kam der dennoch
Das Raubgut gern mitnahm
Der frühe Tod der nicht unglücklich
Verheirateten Schwester wurde
Auch nur nebenbei erwähnt
Deren Ehre die Brüder retten
Wollten auch wenn ihr Kind
Mit dem sie schwanger ging
Lieber keiner haben wollte
So spielen Flucht und Vertreibung
In dieser Ecke der Welt bis heute
Eine leider große Rolle immer
Wobei Frauen und Kinder dort
Immer noch die Opfer sind
Grausige Geschichten von
Rache und Ehre scheinen tief
Verwurzelt im Aberglaube schon
Aufklärung und Freiheit wären
Nötiger als Glaubensfreiheit
Dies dunkle Kapitel zu überwinden
Ob der Naturzustand noch ohne
Religionen soviel besser wäre
Wie ein Rousseau es träumte
Über den Marie auf der Pfaueninsel
Philosophierte ist eine Frage
Die sich Stephen Greenblatt im
Affenreservat im Urwald stellt
Zumindest schämen sie sich nicht
Auch beim Sex nicht der dort
Oben in den Baumwipfeln sehr
Schnell abläuft in zwölf Sekunden
Was für uns höchstens ein eher
Schlechter Quickie wäre wobei
Unklar ist inwieweit die Werbung
Um paarungsbereite Damen
Bei dem sich soziale Hierarchie
Schon offenbart nicht wichtiger
Noch ist als der Akt an sich für
Die willigen Primaten dort die
Aber keinesfalls monogam sind
Im Gegenteil sichere die Paarung
Mit möglichst vielen Männchen
Die Fortpflanzung besser wie
Sie zugleich den besten Schutz
Für die Kinder gewährleiste weil
Fremde Kinder schon mal auch
Beim Verkehr totgebissen werden
Eigene aber nicht womit dieser
Unsicherheitsfaktor bei der uns
Patrilinear so wichtigen Vaterschaft
Das Überleben der Nachkommen
Bestmöglich sichern kann weil
Viele sich verantwortlich fühlen
Dahingestellt ob wir damit viel
Über die Monogamie lernen
Ob diese sozial fragwürdig ist
Im gern gelobten Naturzustand
Von dem sich die Geschichte
Von Adam und Eva so traurig
Wie letztlich lustlos abwandte
Fraglich nur was dieses uns lehrt 
Wie für das gewöhnliche Verhalten
Paarungsbereiter Damen in der
Heutigen Gesellschaft bedeutet
Zumindest öffnet die Beobachtung
Der Primaten im Urwald unseren
Horizont für andere Formen auch
Der Sexualität wie des Miteinanders
Stellt die Frage was am Ende zählt
So hat die kleine Lesereise heute
Interessante Fragen aufgeworfen
Für die ich längst keine Antwort habe
Doch ist hier wie bei jeder Reise
Der Weg das Ziel den es im Leben
Geistig wie körperlich zu erkunden
Künftig gilt was immer dann gut ist

jens tuengerthal 23.5.20

Infektionsüberraschung

Menschen infizieren sich wieder
In Friesland und Frankfurt woraus
Alu-Hut-Träger vermutlich folgern
Gegenden mit F seien gefährlicher
Oder Bill Gates wäre auch dort
Was hier aber dahinstehen soll
Auf Vernunft und Aufklärung setzend
Weil spannender ist festzustellen
Wo es geschah nämlich diesmal
Im Restaurant und einer Kirche
Die Trump unbedingt öffnen will
Die betroffenen Baptisten sind
In den USA noch verbreiteter
Wie evangelikale Sekten halt
Die schon im Elsass streuten
Was die Region überforderte
Was wieder deutlich zeigt
Glaube mag manchen noch
Geistigen Halt geben jedoch
Im Ergebnis schadet er mehr
Zeit für wieder mehr Vernunft
Was in Friesland geschah ist
Noch völlig unklar zumindest
Macht es deutlich dass es in
Zeiten von Corona noch mehr
Aufklärung als Gebete braucht
Es keine Sicherheit gibt
Aberglaube ist ein Vergnügen
Wie Jahrmarkt darauf sollte
Nun besser verzichtet werden
Den Ostfriesenwitz spar ich mir
Bleiben wir lieber vorsichtig
Corona ist nicht erledigt

jens tuengerthal 23.5.20

Liebeswirkung

Hat die Liebe physische Kraft
Wirkt sie materiell oder bleibt
Sie ewig nur eine Idee die aber
Spürbar das Herz klopfen lässt
Oder zerbrechen lassen kann
Was wir auch medizinisch längst
So zu benennen gelernt haben
Ist diese Kraft nur indirekt wo
Sie unser Verhalten beeinflusst
Was der Geist steuert der die
Verbündeten Hormone lenkt
Hat das Herz dabei mittelbar
Noch irgendwelchen Einfluss
Schlägt es nur angestrengt höher
Oder hat die Liebe einen Körper
Wird sie zwischen zweien Materie
Von der Biochemie bis zum dann
Ergebnis des Vollzugs der Liebe
Wie der Beischlaf juristisch heißt
Auch wenn es dazu bekanntlich
Keiner Liebe bedarf wird selbiger
Erst mit mehr als nur Gymnastik
Die ohne Gefühl sportlich wäre
Mit feinmechanischen Aspekten
Vielleicht noch bei manchen
Wann wird die Liebe körperlich
Mit dem eben Vollzug der auch
Körperliche Liebe genannt wird
Oder ganz peinlich Liebe machen
Ist sie bereits Materie wenn sich
Zwei angezogen voneinander fühlen
Welche Aspekte entscheiden dies
Genügt die körperliche Harmonie
Sich riechen schmecken sehen
Wollen wie können diese bereits
Zu bejahen oder braucht sie Zeit
Sagt bloßer Sex nichts über das
Gefühl dahinter wie viele sagen
Vor allem heute auch Frauen
Die von Liebe viel später erst
Reden während meine Gefühle
Am liebsten mit dem Sex gleich
Los galoppieren um ganzheitlich
Den vollen Genuss zu haben
Der sich so selten im Leben
Wenn überhaupt je findet wofür
Wir in manch saure Äpfel noch
Beißen müssen bis sich der
Meistens nur Frosch verwandelt
Nur ist die märchenhafte Wandlung
Die Geliebte zur Schönsten macht
Eine bloße Illusion die uns zur
Kontinuität bringt wenn unsere
Natur zur polyamorie sonst neigt
Wo sich schon fragen ließe ob
Diese Überwindung der Triebe
Geistig sozial oder physisch ist
Da wer wirklich liebt monogam
Auch völlig glücklich sein kann
Wie ich es auch drehe und wende
Die Grenzen verschwimmen doch
Zu leicht beim Thema Liebe was
Immer etwas unfassbares auch hat
Aller Erfahrung zum Trotz kann
Jedes neue mal ein Wunder sein
Zumindest physisch so wirken
Was am Ende nicht gegen die
Materielle Existenz der Liebe spricht
Die ich dennoch manches mal
Gern greifbarer hätte als bisher
Wo sie sich oft so schnell wieder
Verflüchtigte die Ewigkeit im Nichts
Des großen Vergessens verschwand

jens tuengerthal 23.5.20

Parallelwelten

Lesend durch Parallelwelten wandern
Die sich nur in der Reihe berühren
Der geliebten Anderen Bibliothek
Ist geistiger Tanz auf dem Seil der
Fliegenden Gedanken die sich beim
Wechsel der Bände berühren wie
Verbindungen knüpfen die zunächst
Fern liegen aber doch ein Netz bilden
Mit Kubinke von Georg Hermann im
April 1908 in Berlin beginnen um dann
Zu Adam Smith Reise nach Frankreich
Als Grundlage seiner Philosophie eben
Zu springen von da in der Aufklärung
Schon zu Giacomo Leopardis genialen
Gedanken in den Opuscula Moralia liegt
Noch bei den letzten beiden zeitlich nah
Den Berg Athos danach mit Robert Byron
Geistig zu besteigen schafft noch eine
Geistige Parallelwelt über dessen Vorfahr
Wie die relative geographische Nähe was
Beim dann Sprung ins Berlin der Jahre
Nach dem 2. Weltkrieg in die Feuilletons
Von Friedrich Luft über die Berliner Luft
Schon ein wenig schwerer fällt dafür aber
Am Ende Gerhard Henschels Menetekel
Über die Kunst des Schwarzsehens über
3000 Jahre Untergang des Abendlandes
Der Leopardi geistig nahe steht während
Lufts pragmatischer Blick auf Prinzipien
Der Philosophie Smiths näher liegt womit
Der Kreis der Lektüre sich bei Byrons
Kunsthistorisch archäologisch britischen
Blick auf diese Welt wieder schließt
Später noch ein wenig Montaigne
Mit Hettche über die Pfaueninsel
Wie von Greenblatt geführt zurück
Zu Adam und Eva wo dann auch schon
Quasi im Alten Testament angekommen
Ein Kapitel Joseph und seine Brüder
Ziemlich nahe lag und damit sind schon
Die geistigen Parallelwelten durchschritten
Von denen ich mich heute anregen ließ
Die eigenen Schriften in einen Rahmen
Zufällig purzeln zu lassen der viel eher
Durch parallele Lektüre verbunden ist
Als einen sonst Zusammenhang hat
Der sich erst lesend langsam erschließt
In der stillen Buchstabenwelt durch die
Parallel im geistigen Galopp zu reiten
Das größte Vergnügen mir wohl ist
Andere fliegen an irgendwo Orte
Um dagewesen zu sein was mir
Eher fern liegt wofür ich die am
Nächsten stehenden Bücher greife
Die Zusammenhänge zu begreifen
Welche sonst nur besuchte Orte
Den Touristen offenbaren wollen
Parallel und durch die Epochen noch
Zeit und Raum überspringend
Wobei neben diesem Reisen noch
Köpfe wie Christina von Braun oder
Der früher Berliner später Frankfurter
Joachim Fest für einen kulturellen
Überblick und Zusammenhang sorgen
So betreibe ich gerade literarisch
Geistiges Channel-Hopping ohne
Sonstige Berieselung um nicht dabei
Völlig die Orientierung in Zeit und Raum
Zu verlieren was leicht passiert bei
Reisen durch Parallelwelten in Bänden
Mehr auf einmal zu erleben scheint mir
Schwer vorstellbar was an meinem
Natürlich beschränkten Horizont als
Nur Leser wohl liegen mag aber
Erfüllend zufrieden mach dies
Was bräuchte es noch mehr

jens tuengerthal 22.5.20

Freitag, 22. Mai 2020

Prinzipienkultur

Männer haben Prinzipien
Sang Grönemeyer einst
Frauen natürlich auch
Muss ja dazu gesagt werden
Heute und überhaupt was
Fast nach Prinzip klingt
Danach sollen wir handeln
Prinzipientreu ist glaubwürdig
Ohne nach dem Inhalt zu fragen
Als käme es auf den weniger an
Gelten manchen die sekundären
Tugenden wichtiger als Werte
Die hinter ihnen stehen und so
Laufen viele denen hinterher die
Klare Antworten geben und dabei
Auf Prinzipien gerne pochen egal
Wie hohl diese tatsächlich sind
Lieber Menschenverachtung aber
Dafür Prinzipientreue weil dann
Gilt ja das Opfer der Sache was
Für wertvoll gehalten wird ohne
Nach den Werten dahinter zu fragen
Sicher ist Zuverlässigkeit ein Wert
Zwischenmenschlich und positiv
Aber zuverlässig kann genauso
Gemordet oder gehasst werden
Deutsche Panzer schießen zuverlässig
Bei Gewehren scheinbar weniger
Fraglich ob das nun gegen das Prinzip
Deutscher Wertarbeit verstößt die um
Des Prinzips willen zuverlässig ist
Auch wenn unzuverlässige Gewehre
Menschlich viel wertvoller sein können
Sind sie sachlich mangelhaft würden
Hier zum Schadensersatz verpflichten
Ohne das einer fragt ob es wirklich
Der größere Schaden ist Menschen
Zuverlässig zu erschießen oder nicht
Der Gewinn einen messbaren Wert hätte
Mißtrauen gegen Prinzipien scheint also
Aus vielen Gründen wohl angebracht
Dabei dahingestellt ob dies prinzipiell gilt
Oder als Prinzip wieder nichts wäre
Was etwas Gutes hervorbringt vielmehr
Die schwankenden Zweifel menschlicher
Meist sind als alle Prinzipientreue dabei
Weiß es nicht sicher zu beantworten
Schwanke dabei je nach Thema auch
Die Prinzipien der Hitler-Attentäter etwa
Halte ich für wertvoll während die der
Beamten die zuverlässig den Holocaust
Organisierten das Gegenteil belegen
So wählte etwa ein von der Marwitz
Als seinen Grabspruch dass er Ungnade
Wählte wo Gehorsam keine Ehre brachte
Weil er Friedrich II. widerstand der ihm
Die Plünderung von Hubertusburg befahl
Aus Rache für die von Charlottenburg
Bei der er die Antikensammlung verlor
Nahm daraufhin seinen Abschied vom
Regiment Gendarmes mit dessen Ehre
Die Plünderung nicht vereinbar wäre
Dass dieser die kostbare Sammlung
Der hubertusburger Bibliothek später
Dem Adjutanten Quintus Icilius der sie
Von König Friedrich geschenkt bekam
Beim Kartenspiel wieder abnhahm
Um sie  in Berlin zu genießen dafür
Sein geerbtes Gut Friedersdorf Konkurs
Gehen ließ aber ein großer Freund der
Literatur und Kunst blieb und verarmt starb
Ist eine andere Geschichte zu Prinzipien
Auf Marwitz beriefen sich die Offiziere
Des Widerstands um den 20. Juli als sie
Gegen die Pflicht sich auflehnten
Es gilt als positives Preußentum heute
Ob sie die erspielte Bibliothek so sahen
Die er mit Ehren behielt ist unklar
Wie vieles in der Welt der Prinzipien deren
Wert nie aus dem Prinzip entspringt
Sondern den ein relativer Kontext erst
Klar macht und damit herstellt was
Viele Prinzipienreiter gern vergessen
Die dafür den Hedonismus verurteilen
Der nach Lust strebt dabei diese als
Höchstes Ziel sieht mit nebenbei einem
Hohen ethischen Prinzip weil sich die
Epikuräer als Gemeinschaft auch sahen
Für diese dachten nur eben lieber lustvoll
Als bloß prinzipientreu ohne Werte dafür
Fraglich nur ob das dann immer gilt
So hängt etwa das Funktionieren einer
Armee oder einer Feuerwehr auch von
Klaren Prinzipien des Gehorsams ab
Um als Gruppe schnell zu handeln
Was nötig und rettend sein kann
Warum es wohl unsinnig auch wäre
Aus Prinzip alle Prinzipien einfach
Zu verurteilen und Chaos zu fordern
Das meist mehr Opfer forderte
Doch grundsätzlich das Denken
In Prinzipien infrage zu stellen
Ohne prinzipiell dogmatisch zu werden
Könnte viel menschlicher werden
Was ich prinzipiell gut finde

jens tuengerthal 22.5.20

Donnerstag, 21. Mai 2020

Charlottenbürger

Am sogenannten Vatertag
Mit der wohl besten Freundin
Die Mann an diesem Tag
Wie überhaupt haben kann
Durchs bürgerliche Charlottenburg
Gewandert am Wasser entlang
Immer wieder durch Schlosspark
Wie gediegene Straßen flaniert
Auf schönen Bänken pausiert
Sich an gewachsener Kultur
Wie ruhiger Atmosphäre erfreut
Zeigt sich das früher Lietzenburg
Ohne angestrengtes Bemühen
In bürgerlicher Schönheit die
Selbstbewusst weiß wer sie ist
Ein Ort es sich in Ruhe gut
Gehen zu lassen in Berlin aber
Völlig unangestrengt schön
So wurden 15km ein völlig
Entspannter Spaziergang was
Sicher an der schönen Begleitung
Lag aber auch an diesem Kiez
Der in sich ruht gewachsen über
Generationen die friedlich dort
Noch nebeneinander leben um
Das in schöner Umgebung zu
Genießen was entscheidend zur
Guten Atmosphäre auch beiträgt
Keine radikalen Veränderungen
Gewachsener Wohlstand der es
Sich eben gern gut gehen lässt
Es können in toleranter Umgebung
Verschiedene Menschen gut
Nebeneinander leben um das
Dasein miteinander zu genießen
Bürgerliche Toleranz lässt dort
Jeden auf seine Art glücklich sein
Zugegeben ist dieser Ort viel
Entspannter als die hippen Kieze
In denen sich viele produzieren
Denen die ruhige Konstanz fehlt
Dieses Element aber macht die
Bürgerliche Gesellschaft aus
Gibt damit viel mehr Stabilität
Die wir in der Ruhe genossen
Vielleicht werde ich langsam alt
Die verlorene Zeit spricht dafür
Aber wohl fühlte ich mich dort
In diesem bürgerlichen Bezirk

jens tuengerthal 21.5.20

Maskenmode

Gewohnheit schafft alles
Sogar lächerliche Masken
Werden zur Mode inzwischen
Statt vorher segelohrend nun
Umbunden nehmen wir es
Wie es gerade kommt
Manchmal passt es auch
Meist entstellt es eher
Zumindest sind wir dabei
Ausreichend wohl maskiert
Uns noch selbst zu erkennen
Tauchen so ab in das ewige
Reich der Gewohnheit bis
Alles wieder anders wird

jens tuengerthal 21.5.20

Wasserwein

Wie schön war es wieder
In Berlin am Wasser zu sitzen
Dem Licht mit Blicken folgend
Was wie die Spree nur weniger
Kurvenreich gen Westen zog
Dazu Wein zu trinken hier
Zwischen Hansaviertel und Moabit
Ein kleines Picknick nebenbei
Verliebt in Berlin zumindest
Wo die Stadt zart schön
Lässt es sich gut aushalten
Was mehr sollte noch sein
Als das danach wozu aber
Der Gentleman schweigt
Die Ruhe am Wasser genießt
Es ist dann alles gut so hier
In der besten aller Welten
Mitten in Berlin am Wasser

jens tuengerthal 21.5.20

Mittwoch, 20. Mai 2020

Männerherrschaft


Wer regiert die vier Länder
Die Corona am härtesten traf
Populistische Männer mit einer
Großen Klappe bei zugleich
Wenig inhaltlicher Kompetenz
Die auf Neid und Missgunst
Als Erfolgsrezept allein setzen
Zuerst oder immer noch teils
Die Gefahr leugnen dafür lieber
Schuldige nebenan suchen
Statt sich der Verantwortung
Für ihre schlechte Arbeit
Wie Männer es sollten lägen
Nicht Anspruch und Wirklichkeit
So weit auseinander zu stellen
Würden Wähler von Vernunft
Statt dummen Sprüchen getrieben
Die Sache wäre wohl gelaufen
Für diese Gruppe Versager
Die für ein Männerbild stehen
Was nicht in die Zeit passt
Mehr schadet als nutzt
Viele Opfer zu beklagen hat
Hoffen wir weiter endlich auf
Aufklärung und mehr Vernunft
Aus den USA Russlands wie
Brasilien und dem UK ist wohl
Derzeit wenig mehr zu erwarten
Wie gut wie ehrlich Corona wirkt
Zeit für mehr Frauen an der Macht

jens tuengerthal 20.5.20

Sexqualität

Was ist guter Sex
Fragen sich viele ohne
Mit bleibt es fraglos

Lust schenken wollen
Aller Erfüllung Anfang
Ende befriedigt

Dazwischen liegen
Welten oft ohne jede
Art Befriedigung

jens tuengerthal 20.5.20

Liebesleben

Beim Liebesleben
Reden wir meist über Lust
Gefühl verschwindet

Manches bleibt länger
Auch ohne alle Vernunft
Fehlt etwas immer

Liebe verloren
Bleibt Leben allein übrig
Manchmal auch länger

jens tuengerthal 20.5.20

Unpolitisches

Sind Bürger politisch bürgerlich
Dem konservativen Lager also
Zugehörig wie der Begriff nahe legt
Oder einfach die Mitte was immer
Das für wen auch sein soll jetzt
Vermutlich lässt sich diese Frage
So schwer beantworten wie sich
Die Brüder Mann damit taten
Was Heinrich und Thomas sogar
Über einen Weltkrieg wie danach
Bis zum Tod der Mutter entzweite
Während Heinrich immer wieder
Was er schon im Untertan tat
Plakativ populär schrieb enthielt
Thomas sich literarisch meist des
Urteils sein großer Versuch dazu
Die Bekenntnisse eines Unpolitischen
In denen ein Kind des Kaiserreichs
Seine Position im Krieg suchte
Gingen in manchem fehl verkannte
Noch die Notwendigkeit der Demokratie
Fühlten sie als irgendwie undeutsch
Suchten seine Identität noch zwischen
Fachwerkgiebeln in der Geworfenheit
Die das Schicksal diesem Volk wohl gab
Das Heinrich so erfolgreich im Untertan
Verspottet hatte der bloßen Karikatur der
Hässlichen Seite des Kaiserreichs weil
Heinrich sich oppositionell zu seiner
Herkunft der Sowjetunion lieber zuwandte
Wurzellos politisch gläubig war während
Thomas intensiv Wurzeln suchte sich
Dabei aber mehr verwirrte als in der
Beschreibung der Kultur die seine war
Die mit brillanten Genie gelang so
Ist der Titel der Bekenntnisse als die
Eines Unpolitischen vielleicht treffender
Zur Bezeichnung bürgerlicher Kultur
Als es dem Zeitgeist bis heute noch
Entspricht wo wir längst in einer
Parteiendemokratie leben die dem
Geist des Unpolitischen so fern scheint
Weil sie auch alle Gremien gern parteiisch
Besetzt und das Bekenntnis fordert
Den Bürger zum zoon politikon formt
Was ihm wesensmäßig doch fernliegt
Warum sich Bürger auch wie die Brüder
Mann leicht verirren wenn sie sich zum
Ihrem Wesen fremden Bekenntnis
Gezwungenermaßen doch durchringen
Es schnell peinlich werden kann was
Der Kultur häufig ein Ungleichgewicht
Im ästhetischen gibt was politisch auch
Bewertet wird von den meist parteiischen
Protagonisten im Hintergrund die letztlich
Entscheidend die Gelder auch verteilen
Wie in Berlin in Künstlerkreisen bereits
Die Meinung herrscht dass ohne die Linke
Keine Kultur mehr zu machen sei was
Zu einem inhaltlichen Ungleichgewicht
Angesichts der Prioritäten der Erben
Des SED-Regimes führte wie sie aber
Auch in der alten Bundesrepublik lange
Als selbstverständlich noch galt wo der
Kulturbetrieb konservative Stimmen als
Reaktionär oder spießig ignorierte sofern
Sie nicht gleich als Nazis enthauptet wie
An die moralische Mauer gestellt wurden
Zum medialen Abschuss quasi freigegeben
Was lange mehr Wert auf Parteibuch
Als kulturellen Wert legte wie etwa auch
Der Fall Ernst Jüngers gezeigt hatte
Dabei ist Kultur selten gut wo sie sich
Politisch oder angepasst gerne gibt
Wie etwa das nur bemühte Gorki-Theater
In der Sing-Akademie es heute noch zeigt
Von der Volksbühne ganz zu schweigen
Vor der nun Wirrköpfe demonstrieren
Dieser Nachbarin der Linken-Zentrale
Wo findet heute bürgerliche Hochkultur
Ohne parteipolitische Färbung statt
Wer hat es verpasst sich hier seriös
Zu positionieren und damit zu etablieren
Womit den rechten Radikalen zu viel
Raum als Kulturretter gegeben wurde
Was sie inhaltlich nie bieten konnten
Die bürgerliche Kultur in solchen Zeiten
Als unpolitisch zu etablieren wo sich
An den Rändern die Akteure wieder
Beschimpfen als Faschisten oder Dreck
Scheint ein schwieriger Balanceakt
Wenn nicht gar unmöglich zu sein
So umstritten der Begriff bürgerlich
In weitern Kreisen bis heute ist
Könnte er kultiviert dabei helfen
Das Gleichgewicht wiederherzustellen
Die Mitte kulturell mehr zu besetzen als
Den Rändern zu viel Raum zu geben
Wagten wir das Unpolitische als ein
Politisches Bekenntnis zur Stabilität
Der Demokratie an ihren Wurzeln
Wieder zu sehen wie es die EU
Als Institution der Verwaltung etabliert
Die nach dem Modell Merkel eben tut
Was nötig ist und ordentlich verwaltet
So gesehen ist diese Entpolitisierung
Einer zur Polarisierung neigenden
Gesellschaft wie der Deutschen gut
Wäre mehr bürgerliches Engagement
Ohne parteipolitische Färbung wohl
Wünschenswerter als vieles heute
Was einen unnötigen Gout trägt
Bekennend unpolitisch aber dabei
Konstruktiv engagiert zu sein zeigt
Bürgerliche Kultur und gibt ihr Freiraum
Vielleicht auch wieder im Osten wo die
Bürgerliche Kultur zerstört wurde 
Dieser Mangel weiter fortbesteht
Verständnis für diese Werte oft fehlt
Könnte der Streit der Brüder Mann
Wichtig für eine wiedergefundene
Identität sein die Zukunft gestaltet

jens tuengerthal 20.5.20

Statistiklehren

Was wäre wenn ist meist nur
Unerträgliche Besserwisserei
Außer wir wollen etwas lernen
Für die Zukunft und überhaupt
So haben nun die Virologen die 
Merkel in der Krise berieten wie
Ihre Kollegen aus Göttingen die
Mancher als Konkurrenz sah aber
Das mögen sie intern klären
Auch noch statistisch geprüft ob
Das Verhalten gut und nötig war
Der totale Lockdown vielleicht
Hätte vermieden werden können
Wie einige Demonstranten nun
Besser zu wissen meinen doch
Unter meist falschen Prämissen
Hätte hätte Fahrradkette liegt
Dem Leser auf der Zunge
Der sich völlig konform verhielt
Doch jenseits dieses Trotz
Der eher pubertär wirkt war
Die Schließung aller Schulen
Wie Kitas und Clubs nötig
Wäre damit nur etwas länger
Gewartet worden hätten wir
Zustände wie in Italien gehabt
Allerdings fragen die Virologen
Anhand nüchterner Zahlen hier
Modellhaft vorrechnend was
Passiert wäre würden wir
An allen kritischen Punkten
Schneller reagiert haben
Schulen und Kitas wie Clubs
Sofort radikal geschlossen haben
Dann hätte die Ausbreitung wohl
Ohne den Lockdown verhindert
Werden können mit weniger
Toten und Infizierten was doch
Eine Lehre für die Zukunft auch
Sein könnte beim nächsten mal
Sofort im kritischen Bereich dann
Angemessen schnell zu reagieren
Insofern die Kanzlerin dies auch
Zum ersten mal erlebte dabei
Wie gewohnt vorsichtig reagierte
Läuft der Vorwurf der Demonstranten
Weiterhin ins Leere zumindest
Sind wir für das nächste mal klüger
Wofür die Besserwisserei doch
Zumindest gut ist die zugleich
Die Covidioten wissenschaftlich
Widerlegt was für die Mehrheit
Eine vernünftige Basis sein kann
Also lehrt die Statistik uns wie
Künftig Schaden vermieden wird
Verglichen mit unsren Nachbarn
Gemessen an der Größe der Gefahr
War die Reaktion angemessen gut
Sind wir relativ glimpflich nochmal
Aus der Pandemie herausgekommen
Es sind und waren Leben gefährdet
Doch weiß die Politik nun wo sie künftig
Radikal reagieren muss um damit
Schlimmere Folgen zu verhindern
Wie sie schlimmere Schäden
Verhindern kann denn noch droht
Im Herbst die nächste Welle
Sicher ist die Statistik eine Hure
Die immer die Beine für den
Breit macht der sie auslegt
Wird noch manches gestritten wie
Die Charité die Göttinger Auslegung
Vermutlich bezweifeln in Teilen
Folgte die Kanzlerin doch zuerst
Ihrem Rat der in erste Not eben
Auch geografisch am nächsten lag
Gut aber ist die Einigkeit ob der
Notwendigkeit radikaler Maßnahmen
Zur Verhinderung größerer Schäden
Da kann über statistische Details
Ruhig noch diskutiert werden
Beim nächsten mal sind wir
Statistisch etwas klüger

jens tuengerthal 19.5.20

Dienstag, 19. Mai 2020

Prostitutionsunsinn

Nun sprechen sich wieder Politiker
Für ein Verbot der Prostitution aus
Weil sie eine Gefahrenquelle wäre
Gerade in den Zeiten von Corona
Den Virus leicht verbreiten könnte
Mag etwas dran sein angesichts
Des Kontakts mit Speichel wie
Sonstigen Körpersäften dort im
Beruflichen Alltag doch wer es
Einmal erlebte weiß auch wie
Wenig intim es tatsächlich ist
Welch lächerliches Gehabe von
Armen Typen darum gemacht wird
Die nicht wisssen was guter Sex ist
Noch nie eine Frau befriedigten
Nur ihren Schwanz zum Spritzen
In irgendein wahlloses Loch stecken
Was wiederum so egal wie hohl ist
Nicht Tatkraft sondern Dummheit
Der so tätigen Ficker bloß beweist
Weil die Kunst beim Sex beginnt
Wo eine Frau in deinen Armen
Glücklich zu beben beginnt weil ihre
Lust echt ist sie wirklich kommt
Nicht nur auf Kommando stöhnt
Warum Prostitution nur für Verlierer
Typen die keine Frau befriedigen ist
Es keines Verbots bedarf noch einer
Weiteren sozialen Ächtung sondern
Lieber der Aufklärung über das was
Einen Liebhaber gut macht statt ihn
Für lächerlich schlechten Sex noch
Bezahle zu lassen ganz abgesehen
Davon dass die Klagen über die
Häusliche Gewalt einerseits jeden
Boden verlieren wenn ich zugleich
Das bisherige Ventil verschließe
So bräuchte es endlich Aufklärung
Über wirklich guten Sex der beide
Befriedigt und was einen guten
Liebhaber wirklich ausmacht statt
Lächerlicher Verbote die nur die
Falschen betreffen und beschäftigt
Sinnvoller wäre es stattdessen
Über gute Sexualität zu schulen
Erfolgreiche Liebhaber könnten
Als Lehrer weiterführen als
Die nur reizvolle Kriminalisierung
Des ältesten Gewerbes der Welt
Denn schon Herikat im Epos von
Gilgamesch lernt Liebe und Lust
Bei einer Hure kennen was aber
Kein Mann heute mehr tut warum
Ein Verbot weniger bringt als der
Offene konstruktive Umgang mit
Sexualität damit Huren wieder
Liebe und Lust lehren können
Statt schlechten Sex zu verkaufen
Im billig halbseidenen Milieu
Was vermutlich mehr Ehen rettete
Als ein Verbot jemals brächte
Vergessen wir diesen Unsinn
Wer Geld für schlechten Sex ausgibt
Dem ist mit Vernunft nicht zu helfen
Alle anderen brauchen Aufklärung
Statt neuer lächerlicher Verbote
Ein guter Liebhaber zu sein ist
Was Mann stolz machen kann
Der Rest ist schlicht zu lächerlich
Sich damit weiter zu beschäftigen

jens tuengerthal 19.5.20

Bürgerkultur

Was ist die Kultur der Bürger
Zeichnet es sie aus bürgerlich
Ihrem Wesen nach zu sein
Ist sie der Zeit unterworfen
Gibt es sie unabhängig davon
Hat sie Bedingungen wie Familie
Ist Herkunft oder Bildung wichtig
Ist Bürgerlichkeit ein Spiegel der
Mannschen Buddenbrooks noch
Gibt es eine Version der Gegenwart
Lebt sie mehr vom Geschäft als
Dem Geist dahinter dient dieser
Mehr der Unterhaltung als Sinn
Des bürgerlichen Seins zu sein
Gibt es noch Bürgerlichkeit wie
Mann sie einst so fein beschrieb
Lebt sie in den Buddenbrooks
Oder in Joseph und seine Brüder
Ist die bürgerliche Kultur also stets
Eine der Familien die sie leben
Kann sie von jedem gelebt werden
Ist sie eine Art geistiger Adel noch
Eine völlig überholte Lebensform
Noch Perspektive für die Zukunft
Kultiviertes Denken zu erhalten
Ständigem Wandel unterworfen
Kontinuum in unruhigen Zeiten
Konservatives Element gegen alle
Neuerung oder Teil der Innovation
Weil geistig auch noch lebendig
Ist es lange still geworden um die
Bürgerlichkeit seitdem gutbürgerlich
Als Innbegriff spießigen Stillstands
Synonym für schlechte Küche wurde
Was längst wieder Geschichte ist
Stellt sich die Frage wie eine Kultur
Überleben kann und Zukunft gestaltet
Was sie heute besonders ausmacht
Wo Bedarf an ihren noch Werten ist
Für wen diese Kultur heute steht
Ob sie sich irgend verkaufen muss
Oder es vielmehr adelt ihr zuzugehören
Was die Unterscheidung zu vorigen
Klassengesellschaften wohl verwischt
Mit deren Tradition wir vielfach leben
Sei es auch nur als lächerlicher Antipode
Auf die Suche danach zu gehen wird
Die künftige Aufgabe wohl sein um
Gesellschaft konstruktiv zu gestalten
Ihre Teile den Fähigkeiten entsprechend
Für die Zukunft nutzen zu können was
Viel über ihre Bedeutung auch verrät
Diesen Weg lyrisch zu begleiten wie
Aus Überzeugung zu leben weil eben
So groß geworden zu Teilen wird also
Ein Weg nach außen und innen zugleich
Der Kultur zu ergründen versucht ohne
Schablonen der Antwort zu folgen lieber
Eigene Wege als Bürger zu gestalten
Im Wissen Bürger der Republik ist jeder
Träger bürgerlicher Kultur nur wenige
Wohin geht der Weg zwischen den Zeiten

jens tuengerthal 19.5.20

Verfassungsverlässlich

Wie gut wenn auch in Zeiten von
Corona und Viren-Apps noch auf
Das Bundesverfassungsgericht
Verlass ist als Wächter der Freiheit
Die Geheimdienste ungefragt längst
In fragwürdiger Weise einschränkten
Auch wenn Karlsruhe nicht gleich
Alles verwarf vorsichtig urteilte wie
Spielraum zur Neugestaltung ließ
Ist es in der Epoche nach Snowden
Schon bemerkenswert wenn ein
Gericht sich mehr Kontrollmacht zutraut
Als Geheimdienste längst haben mit der
Real existierenden totalen Überwachung
Aller Netze die selbige auch überfordert
Was zum Euro anmaßend übertrieben
In eine falsche Richtung weisen konnte
Scheint hier plötzlich wohltuend liberal
Beschränkt die Kontrolle aller Anrufe
Aus dem Ausland weil nicht nachweisbar
Inwieweit Deutsche im Land davor noch
Geschützt würden also nicht auch Opfer
Anlassloser totaler Überwachung würden
Was längst der Fall ist da die Unternehmen
Jeden mobilen Anruf längst als einen
Internationalen abrechnen mit 0049 davor
Was aber kaum einer bemerkt oder ernst
Bisher nahm so oft ich schon dazu schrieb
So wird die totale Überwachung des Netzes
Der mobilen Kommunikation die der BND
Da nicht mehr unterscheidbar längst betrieb
Plötzlich infrage gestellt was wiederum die
Zuständigen Stellen in Rechtfertigungsdruck
Bringen wird der lange kein Ende findet wenn
Die Bürger erst bemerken wie total inzwischen
Alles kommunikative Leben überwacht wird
Dieser Aufschrei ist sehr berechtigt wohl
Aus Sicht der Grundrechtsschützer für die
Das Gesprochene Wort grundsätzlich auch
Wenn mobil gesprochen geschützt sein muss
Was alles nun hehr und freiheitlich klingt
Wird seine Grenzen ganz schnell wieder
In geheimer Notwendigkeit wohl finden
Die anderen überwachen das ja auch
Wie unwissend ständen wir da wo nicht
Was natürlich international unzumutbar
Auch diplomatisch betrachtet wohl wäre
Könnte manche Bedenken erledigen
Wozu das Urteil gewissen Auswege ließ
Auf den weiteren Verlauf aufmerksam
Künftig achten könnte wichtig sein
Für die Zukunft der Demokratien weltweit
Dürfen dort verfassungswidrige Mittel
Angewandt werden weil andere eher
Demokratisch fragwürdige Staate es tun
Um also noch konkurrieren zu können
Gibt es Grenzen des machbaren auch
In den Bereichen Internet und Daten
Wie wichtig ist der Schutz vor Terror
Wenn Terroristen oder sie fördernde
Regime bedenkenlos Zugriff nutzen
Wie weiß kann die Weste der Demokratie
In Zukunft realistisch betrachtet sein
All diese Fragen behandelt das Urteil
Aus Karlsruhe natürlich nicht aber
Eine verantwortliche liberale Politik
Müsste diese Fragen jetzt stellen
Auch wenn die Nachbarn es doch alle
Ganz genauso noch machen wird
Hier nun darüber diskutiert werden
Zumindest das ist nicht so schlecht
Sogar wenn sich nichts ändert
Weil die Dinge sind wie sie sind

jens tuengerthal 19.5.20

Hoffnungsschimmer

Es gibt sogar aus den USA noch
Gute Nachrichten in den Zeiten
Von Corona unter einem völlig
Inkompetenten und überforderten
Präsident dessen Fehler schon
Bald 100.000 das Leben kosteten
Nun nimmt dieser selbst ein Mittel
Was zu Herzrhythmusstörungen führt
Nachweislich keinen Schutz bietet
Aber seinem wahnhaften Glauben
Gerade entspricht und so könnte
Sich ein Problem der Welt vielleicht
Bald selbst erledigen wenn dieser
Sexistische Narr der sich für ein
Genie hält sein Ende so beschleunigt
Wäre doch nicht alles schlecht dort
Vielleicht sollte ich den Glauben
An die guten Seiten Amerikas doch
Nicht zu früh aufgeben wenn sich
Der unfähigste Präsident aller Zeiten
Nun auch selbst konsequent richtet
Haben die Vereinigten Staaten
Vielleicht doch noch eine Zukunft
Nachdem America first den Traum
Davon endgültig zerstört hat

jens tuengerthal 19.5.20

Montag, 18. Mai 2020

Wasserstadt

Wohne auf dem Berg
Aber Berlin liegt am Wasser
Die Spree mitten hindurch
Die Havel tief im Westen
Sobald es warm wird
Tummeln sich die Berliner
Gern an ihren Ufern
Spaziergänger Jogger Radler
Auf den Uferwiesen sitzen sie
Mit Bier oder Wein wieder
Geruhsames Berlinerleben
Vom Hauptbahnhof bis ins
Hansaviertel viele gesehen
Die unsere kleine Küste
Aufsuchen zu genießen
Wie schön Berlin sein kann
Die Strandbars mäßig gefüllt
Mehr auf den Wiesen frei
Großstadtleben im Grünen
Gelegentlich ein Dampfer
Mit winkenden Touristen
Kinder winken zurück
Na Berlin halt
Liegt am Wasser
Am liebsten rum

jens tuengerthal 18.5.20

Coronasteuer

Steuern finanzieren den Staat
Nehmen Bürgern vom Verdienst
Was der Staat schon nimmt
Geben Bürger nicht aus
Schwächt die Volkswirtschaft
Corona wird teuer werden
Darum schreien einige schon
Nach Steuererhöhungen wieder
Die SPD will Reiche besteuern
Wofür es keinen Grund gibt
Als die übliche Neid-Debatte
Die CDU hält es für nicht nötig
Löst es lieber mit Sparsamkeit
Wem kann ich da vertrauen
Wer verwaltet seriös
Nun zu fragen würde die
Schon geschrumpfte SPD
Endgültig erledigen wohl
Vernünftig betrachtet
Spare es mir darum
Aus Höflichkeit da Vernunft
Nicht weiterführte

jens tuengerthal 18.5.20

Erzählungsanfang

Wo beginnt die Erzählung
Von der Menschheit als
Bevölkerung des Planeten
Die sich mit sich selbst
Beschäftigt wie über sich
Als Wesen dabei nachdenkt
Mit dem ältesten Fund 
Jener Lucy aus Afrika die
Ihren Namen durch einen
Song der Beatles erhielt
Den die Archäologen hörten
Mit der Kultur der Neandertaler
Dem frühesten homo sapiens
Dessen ersten Aufzeichnungen
Ist Schrift für Kultur konstitutiv
Vieles liegt völlig im Unklaren
Sagen erreichen uns aus alter Zeit
Vom Gilgamesch-Epos etwa
Der um 2100 vor unserer Zeit
In Babylonien entstand der
Auch die Menschwerdung durch
Rasur und Liebe beschreibt
Was etwa die Zeit sein könnte
Zu der die Himmelsscheibe von
Nebra wohl entstand was die
Theorie der Achsen stützte
Wäre sie hier von Bedeutung
Sicher aber spiegeln beide
Schon viel ältere Kulturen
Die in diesen Funden ihren
Künstlerischen Ausdruck fanden
Doch können wir gleiches schon
Über den 40.000 Jahre alten
Löwenmenschen von Ulm sagen
Wie über Millionen Jahre alte
Faustkeile zumindest mutmaßen
Wo also im tiefen Dunkel soll
Die Geschichte der Familie
Beginnen wo sie ihren Namen
Den wir heute kennen bekam
Was historischer Zufall wäre
Zumal wir längst auch Spuren
Der Neandertaler in unsren Genen
Nachweisen können auch denen
Die noch keine Homoiden waren
Genetisch eng verwandt wohl sind
Die strenge Trennung von belebt
Zu unbelebt heute hinfällig ist
Wir wissen wieviel auch Bäume
Sich über lange Strecken noch
Erzählen wie weitergeben
Was an Informationen auch der
Scheinbar tote Stein speichert
Nicht nur wo er Fossilien enthält
Die menschliche Zelle als Träger
Der Information anderen gleicht
So lag es nahe im Ursprung
Mit der geglaubten Schöpfung
Als Anfang zu beginnen einst
Nur was tut heute der weiß
Die Kausalität begann schon
Viel früher als die Erde entstand
Der sich logisch fragt woher
Stammte die sich nie verlierende
Energie die den Urknall hervorrief
Was wohl die Frage nahe legt
Ob nicht alles Sein zyklisch ist
Zustände von Energie beschreibt
Die wir je nach Aberglaube deuten
Nun mögen jene Knallereien vor
Dem Urknall wie dieser dahinstehen
Familie gab es da nur als Energie
Von deren Zuständen Einstein
Schon erschöpfend erzählte
Spannend wird es ab dem Moment
Wo Nachkommen sich als eine
Gemeinschaft begreifen wobei
Vermutlich Verwandtschaft da
Ein dehnbarer Begriff auch war
Sicher nur ist Familie im Kern Sex
Wie insbesondere dessen Folgen
Emotional wie physisch warum
Wer Familie ergründen will über
Lust und Liebe sprechen muss
Wie deren Wirkung in uns auch
Ein Anfang findet sich immer dort
Wo Begattung beginnt wie dann
Mit oder ohne Grund beieinander
Bleibt was dann Familie genannt
So gesehen wäre also jede Frau
Mit der ich mit oder ohne Folge
Schlief Teil meiner großen Familie
Was zeigt wohin die Suche nach
Den Wurzeln am Ende führt
Wie ich damit auch der ihren
Was einen großen Clan nun
Begründete dem Ursprung der
Familie relativ nah aber kommt
Ist das nächtlich beieinanderliegen
Vielleicht der beste Anfang einer
Familiären Kultur die dann je
Nach Dauer neue Geschichten
Der menschlichen Familie erzählt
Sex ist der Anfang aller Familie
Wie zu oft auch deren Ende
Dazwischen entsteht Geschichte.

jens tuengerthal 18.5.20

Sonntag, 17. Mai 2020

Bücherreich

Wie märchenhaft schön ist es
In einer Bibliothek selbst nach
Den Spuren und Brücken der
Eigenen Lektüre zu suchen wie
Das Netz sich ganz nah plötzlich
Vollenden zu fühlen wenn sich
Historisches mit sagenhaftem
Ungeahnt gut in neuen Welten
Wunderbar erzählt verknüpft
Eines im anderen aufgeht um
Zur neuen Sage aus dem tiefen
Eigenen Brunnen zu werden der
Quelle aller Wüstenäcker stets war
Auch wenn hier weniger Wüste
Als im Umland Babylons existiert
Tut es doch gut aus den eigenen
Quellen schöpfen zu können um
Brücken der Geschichte zu finden
Mit einem Griff um die Welt hier
Reisen zu können wie tiefere
Bedeutung im Kontext zu sehen
So mag die ewige Suche nach
Neuen Zusammenhängen wohl
Die Lektüre gelegentlich verzögern
Aber will der echte Leser je
Ein Buch schnell beenden
Oder viel lieber neue Welten
Wie ihren Zusammenhang erst
Entdecken weil das erst wirklich
Reich macht und Horizonte öffnet
Eine Bibliothek ist der Schlüssel
Zu grenzenlosen Welten in denen
Zuhause ist wer in ihr lebt
Es geht nicht darum Bücher
Zu erledigen sondern jederzeit
Wieder in ihre Welten einzutauchen
Um Zusammenhänge zu verstehen
Genügt ungefähr zu wissen wo
Etwas steht oder nachzulesen ist
Im großen Netz der Worte zu leben
Ist der wohl größte Reichtum der Welt
Was mehr sollte ich je wollen
Denke ich zufrieden in meiner
Kleinen Bibliothek auf dem Diwan
Als Heimat ohne Grenzen

jens tuengerthal17.5.20

Coronamärchen

Corona ist nüchtern betrachtet
Ein schlichter Infekt mit leider
Für Teile der Bevölkerung auch
Tödliche Folgen wobei egal ist
Ob wir diese persönlich kennen
Hunderttausende Tote weltweit
Wie Millionen Infizierte in bald
Allen Ländern dieser Erde sind
Weniger romantisch als all jene
Verschwörungen und Märchen
Die sichere Antworten geben
Wo keiner vernünftig es kann
Sich sicheren Halt im absurden
Anstatt suchen wie so oft aber
Sich dabei in Märchen verirren
In denen sie sich sicher fühlen
Warum sie ihren Wahn von
Gut und böse auch gerne
Demonstrativ laut verteidigen
Diesen Irrsinn für demokratisch
Halten auch wenn sie so andere
Unbeteiligte gefährden oder im
Aberglaube gern beschuldigen
Wie Gates oder die Regierung
Wie wäre mit diesen Märchen
Vernünftig umzugehen fragt sich
Wer es im Land beobachtet
Die Folgen für alle schon ahnt
Vermutlich müssen wir es
Ertragen und schlicht hoffen
Dass mit der Normalität auch
Die Vernunft endlich zurückkehrt
Zumindest die Dummheit weniger
Gehör in den Medien bekommt
Vielleicht können wir uns freuen
Dass nicht die Regierung hier
Zu Demos aufruft wie Trump
Was zumindest etwas ist

jens tuengerthal 17.5.20

Sagenhaftes

Tief ist der Brunnen der
Vergangenheit in den zu
Tauchen unternimmt wer
Seiner Familie Geschichte
Als Weg zu den Wurzeln
Noch erzählen möchte
Wie Thomas Mann auch
Joseph und seine Brüder
Biblisch beginnen lässt
Auch wenn mir längst alles
Höhere noch ferner liegt
Will wer alles erzählen mag
Bei Adam und Eva anfangen
Welche die Juden einst noch
Zu Zeiten von Nebukadnezar
In babylonischer Gefangenschaft
Als Gründungsmythos erfanden
Um dem älteren Gilgamesch-Epos
Etwas entgegenzusetzen was mir
Lange schon im Wesen fern lag
Wollte ich doch Kulturgeschichte
Als die der Familie nur erzählen
Bis mir klar wurde wie sehr wir
Doch mit den alten Sagen 
Nicht nur nominell verbunden
Wie keine Beschreibung der
Kultur ohne sie je sein könnte
Zumal die Wurzeln der Geschichte
Mangels Zeugen ohnehin im
Sagenhaften stets liegen denn
Sicher an den fernsten Vorfahren
Ist meist nur dass auch sie zeugten
Woraus Generationen entsprangen
Schon mit wieviel Freude sie es
Taten wissen wir nicht können nur
Hoffen sie genossen es in Höhlen
Wie wir auf Matratzen oder sonst
Verglichen mit dem Wissen um
Die Wurzeln unserer Kultur liegt
Mehr im Dunkeln als im Licht 
Heute aufgeklärten Wissens
Warum die überlieferten Sagen
Uns dem Geist der Zeit oft viel
Näher bringen als Forschung
Es mit wenigen Artefakten könnte
Die eher den Geist der Archäologie
Unserer Tage spiegelt als die Zeit
Zu spiegeln aus der sie stammen
Die wir nur gelegentlich mühsam
Irgendwo ausbuddeln um darüber
Mit wechselndem Ergebnis neue
Mutmaßungen anzustellen was
Es mir eher nahelegt beim dann
Tiefen Tauchgang in den Brunnen
Der Geschichte die meine
Familie vielleicht schrieb auch
Dort zu beginnen wo es begann
Im sagenhaften Reich der Phantasie
Was zu verlassen es selten nur
Gute Gründe überhaupt gibt
So kann der bloße Anschein
Der Kulturgeschichte genauso
Auch in alten Sagen neu erzählt
Gewahrt bleiben was Mythos
Mit Hystorie verschmilzt um so
Am Ende auch Kultur zu werden
In der alles menschliche gern
Verschmilzt zu jenem Brei den
Wir Geschichte dann nennen
Und so machen wir uns auf
Ins tiefe Dunkel geführt allein
Vom Willen zu erzählen
Was war

jens tuengerthal 17.5.20

Samstag, 16. Mai 2020

Liebeslügen

Liebe lügt immer
Zumindest ernst genommen
Wahrheit will keiner

Wahre Liebe ist
Die allergrößte Lüge
Fast so wie Wahrheit

Große Liebe bleibt
Zumindest relativ wahr
Im Zeitverhältnis

jens tuengerthal 16.5.20

Bücherreife

Geschichten müssen reifen
Bis sie zum Buch werden
Einige erzählen ständig
Irgendwelche Geschichten
Die nett zu lesen sind
Andere warten lieber bis
Die gereifte Geschichte
Aus ihnen geboren wird
Die Schwangerschaft kann
Jahrzehnte dauern wie einst
Bei Proust oder Thomas Mann
Gut zu unterhalten ist Handwerk
Den richtigen Ton zu finden
Zeigt erst die wahre Kunst
Beides verbinden das Ziel
Vielleicht müssen wir erst
Durch tiefste Täler gehen
Alles aufgegeben haben
Viele Bücher gelesen haben
Alles wieder vergessen wollen
Irgendwann dahin zu finden
Betrachte es neugierig

jens tuengerthal 16.5.20

Covidioten

Gegen Dummheit hilft nur
Aufklärung denke ich also
Die Befreiung aus der stets
Selbstverschuldeten Unmündigkeit
Was aber nach Kant nur möglich
Ist sofern dies nicht am Mangel
Des Verstandes scheitert
Woran bei vielen der
Teilnehmer an den auch
Geistig unhygienischen
Hygiene-Demos Zweifel
Mehr als begründet sind
Also logisch erscheinen
Was alle Aufregung über
Die Covidioten müßig macht
Kopfschüttelndes Mitleid reicht
Gegen Wahnsinn hilft Ignoranz
Weiter als alle Worte am Ende
Kommt von nichts nichts mehr

jens tuengerthal 16.5.20

Freitag, 15. Mai 2020

Blumenliebe

In größter Schönheit sterben
Nun die Blumen die mir eine
Einmal Liebste schenkte
Zum Reanimationstag bevor
Der Mai vor zwei Wochen kam
Als wir uns nach einer Nacht
Nie wieder mehr dann sahen
Was wohl für beide gut so war
Auch wenn jeder endliche Versuch
Auch etwas trauriges doch hat
Gleichen sie darin der Liebe die
Sich kurz vor dem Ende noch
Einmal aufmacht zu strahlen
Im Vergehen schöner noch
Halb morribund bereits als
Eben sterbliche Schönheit
Von der Meerprinzessin von
Der Küste in die große Stadt
Einen weiten Weg getragen
So verschwindet manches
Einfach wieder aber hinterlässt
Dabei Erinnerung voll Schönheit
Was mehr ist als Wirklichkeit sonst
Gelingt und auch so gleichen
Die sterbenden Blume der immer
Endlichen Liebe auf der Suche
Nach dem Glück das bleibt
Sind die kleinen Tode zumindest
Noch eine schöne Erinnerung

jens tuengerthal 15.5.20