Freitag, 5. September 2025

Lektürentagebuch 5.9.25

Lektürentagebuch 5.9.25

Noch in der Nacht vor dem Einschlafen
Das 23. Kapitel im abenteuerlichen
Simplicissimus gelesen wo es zuerst
Ein Beispiel für Oliviers Handwerk gab 

Wie Simplicius ihm dabei ein Lehrling
Sein soll warum dieser lieber weg will 
Weil die Räuberei keine Zukunft hätte 
Brutal war und tödlich gern endete

Als Simplicius mit Olivier im Kirchturm
Sitzend gerade seine Geschichte ihm
Zu erzählen beginnt sehen sie in der
Ferne eine Kutsche mit Reitern nahen 

Sie stiegen darauf vom Kirchturm und
Versteckten sich in einem Haus direkt
An der Straße mit geladenem Gewehr
Wo Simplicius bereit sich halten sollte

Doch bevor er etwas tun konnte erschoss
Olivier den einen Reiter und das Pferd und
Weshalb der zweite sogleich floh als er 
Den Kutscher absteigen ließ sprang Olivier

Gleich los und spaltete ihm den Schädel
Mit seinem breiten Schwert bis zu den
Zähnen in einem Schlag und wollte nun
Die Frauen und Kinder in der Kutsche töten

Da stellte sich Simplicius dazwischen
Meinte zuvor müsse er ihn metzeln worauf
Olivier ihn einen Narr nennt der sich nur 
Anstellt was er nie von ihm gedacht hätte

Auf Simplicius Frage was er gegen die
Unschuldigen Kinder hätte meint Olivier nur
Ach was Eier in die Pfanne dann werden
Keine Jungen draus ihr Vater war der Major

Doch er besann sich die Majorsfrau wurde 
Mit Mägden und Kindern in den Keller
Gesperrt wo es nur Obst und Rüben gab 
Danach plünderten sie Wagen und Pferde

So ritten sie mit sieben schönen Pferden
In den Wald wo er am dichtesten war dann
Sieht Simplicius einen Mann am Baum
Worüber Olivier lacht das sei nur ein Jude

Den habe er neulich dort angebunden
Dann sei er leider erfroren und geht zu
Dem Toten am Baum der als er ihm
Den Mund öffnet Dublonen fallen lässt

Ganze zwölf davon findet der dann im
Mund des Juden und einen Rubin den
Schenkt er Simplicius weil der ihm an 
Den vergessenen Schatz erinnert hatte

Als Olivier ging um seinen Bauern zu
Holen kommt Simplicius ins Grübeln
Überlegt ob er lieber fliehen soll doch
Fürchtete er es wäre nur eine Falle

Ging er ohne Pferde war er zu langsam
Würde Olivier ihn schnell einholen zumal
Er sich im Schwarzwald nicht auskannte
Mit Pferden aber würden ihn dann die

Weimaraner als gewöhnlichen Räuber
Aufs Rad flechten was ein noch weniger
Verlockenderer Tod war als von Olivier
Auf der Flucht erschossen zu werden

Dann quälte ihn sein Gewissen ob des
Brutalen Überfalls auf die Kutsche zwar
War er da unschuldig hineingeraten aber
Sonst doch schon schuldig überall genug

Am Ende tat er nichts und betete nur
Gott möge ihn aus seiner Not retten
Dann wollte er wieder fliehen weil er ja
Frei war und es konnte nur überlegte noch

So kam Olivier mit dem Bauern der sie
Mit zu seinem Hof nahm und verpflegte bis
Mitternacht schliefen sie abwechselnd noch
Und ritten dann bis zur Schweizer Grenze

An der Grenze war Olivier beim Wirt bereits
Gut bekannt und sie schlemmen fürstlich
Besonders schmeckten Simplicius dabei 
Die frischen Forellen und Flusskrebse dazu

Den Rückweg traten sie mit reichlich an
Vorräten an die der Bauer tragen durfte 
Dafür pausierten sie bei Regen noch
Einige Tage als Gäste an einem Hof


Ein Exkurs zur Kantstraße 152 wo seit
Dem Jahr 1950 die Paris Bar ist aber
Vor 1925 Tucholsky lebte und dort die
Weltbühne als Erbe noch herausbrachte

Ist ein weiteres wunderbarer Kapitel in 
Zwei Flaneure in Berlin das mit steten
Zitaten zwischen beiden Städten wechselt
Benjamin Hessel und Tucholsky zeigt

Es ist davon auszugehen dass sich
Hessel und Tucholsky kannten da
Letzterer bei Rowohlt verlegt wurde
Wo Franz erster literarischer Lektor war 

Kurt war bekennend politisch Hessel 
Blieb Flaneur und Beobachter der sich
Lieber im politischen enthielt um der
Kunst mehr Freiheit dafür zu geben

Kurt Tucholsky war Freimaurer in Paris
Als Linker natürlich im Grand Orient wo
In der Rue Cadet sein Mitgliedsausweis
Noch Deutschen Brüdern gezeigt wird

Aber davon stand nichts in diesem Kapitel 
Das sich über die Gleichzeitigkeit von
Paris und Berlin und ihre Unterschiede
Freut was sprachlich fein beschrieben wird

Berlin würde als Arbeiterstadt immer 
Fleißig schuften während Paris arbeitete
Daneben aber lebte und die Flanerie
Hier ihren Ursprung im Wesen hatte

Spazieren in Berlin rezensierte Tucholsky
Sehr freundlich in der Weltbühne machte
Auf die irgendwie auch geschlechtliche
Unklarheiten bei Hessel aufmerksam

Dies würde ich als Leser beider Autoren
Aber nicht als Hinweis auf Hessels 
Bisexualität sehen sondern als ein
Dezentes Kompliment an Helen Hessel 

Zumindest die Kapitel über die Mode
Wie die Kaufhäuser sind vermutlich
Ihre Beiträge zum Buch ihres Mannes
Was auch Tucholsky gewusst haben wird

Ein weiteres schönes Kapitel zwischen
Berlin und Paris was noch tiefer in die
Charaktere und Beziehungen aller drei
Beteiligter spekulativ dabei eindringt


Noch eine Geschichte von Helen Hessel 
Aus Ich schreibe aus Paris als Teil vom
Pariser Bilderbogen das bürgerliche Diner 
Was ihrer Herkunft auch gut entspricht

Sie geht in eines der feinen Restaurants
Das erst während des Krieges zu Ansehen 
Gelangte es ist die Stunde des Diners 
Überall in Paris säßen jetzt Schmeckende

Sie kommen die Treppe hinauf in eine
Jazzband an ihr vorbei in mattgoldenes
Licht das sich in Gläsern und Porzellan
Spiegelt um auf Nacktheiten zu ruhen

Zarten und kräftigeren Armen den noch
Eingerahmten Helligkeiten des Halses
Wie der Gesichter die sie zuletzt nennt
Eine lückenlose Galerie von Frauen

Rings um den Raum geht sie nur durch
Die schmale Tafel sich berührender Tische
Noch getrennt vom gegenüber der Männer
Essen en famille unter Reichgewordenen

Männer mit Schatten unter den Augen und
Engen Stirnen sind Ehemänner Verwandte
Verlobte und gierig verlangt ein junges 
Mädchen encore encore als serviert wird

Sie trägt ein herrliches Perlencollier das
Nur vielleicht echt ist während gegenüber 
Einer blasierten Hemdbrust eine Reife sitzt
Eine schwarze Einzellocke zickzackt über

Ihre Stirnmitte die lateinische Nase bebt 
Der gute Wille zur Wollust ist wie eine
Kraft über ihr sichtbar während im Eck
Eine Mimi ihr Köpfchen deutlich wiegt

So werden ihre weichen Locken an die
Schwindsüchtigen Wangen geweht ist der
Bogen ihres Mundes so zart wie nur ein
Einzelner Strich des Lippenstiftes darauf

Sie zwitschert über ihrer Languste den
Refrain des Tanzes der sich keine Mühe
Gibt anders als Bächlein monotoner
Wiederholung des Gewussten zu sein

Grüne Saucen wechseln mit roten Salaten
Zu krustig Überbackenem hilfreiche Kellner
Kommen gerne zuvor und Krümel wehen
Mit den ausgeschlagenen Servietten

Käseplatten verlangen Entschlüsse der 
Wahl dazu Champagner und roter Wein
Grauer Wein duftet in die Höhe wo die
Blumen und Vögel Wände beleben 

Folie nun für die schimmernde Einheit
Der sich fast berührenden nackten
Schultern wie voll von Frauen ist diese 
Stadt wie natürlich verführerisch sind sie

Keine abschätzenden Blicke von einer
Zur anderen keine Geste keine Haltung 
Die anderes bezweckte als zu gefallen
Um zu genießen als Lust und Mitlust

Schwestern nennt Helen Hessel die
Anderen Frauen hier die dabei nicht
Konkurrieren sondern jede für sich
Ihr großes Theater inszenieren

Mit feinem Blick für die Stimmung dort
Beschreibt sie den Moment der durch
Ihre schnelle Sprache spürbar wird die
Lust aneinander wie am Moment lebt 

jens tuengerthal 5.9.25

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