Montag, 15. September 2025

Lektürentagebuch 14.9.25

Lektürentagebuch 14.9.25

Schon in der Nacht ging es mit Tony
Buddenbrook und Morten Schwarzkopf 
An den Strand für diese am Tag aber
Die Lektüre begann in der Dunkelheit

Dann las sich besonders schön von
Der gerade Sommerhitze die Tony dazu
Nötigte einen Sonnenschirm zu tragen
Während Morten nur sein Buch trug 

Endlich traut sie sich seinen Namen
Den sie vorher nie verstand zu erfragen
Der von seinem norwegischen Großvater
Einem Kapitän zur See noch stammte 

Sie plaudern über ihre Lektüre wobei 
Morten ein medizinisches Fachbuch liest
Während Tony noch E.T.A. Hoffmann bei
Sich führt was ja nur Literatur eben sei 

Wie Morten bemerkt er als Mann müsse
Sich da schon an die Fachliteratur halten
Wie wenig sich die Zeiten doch wandeln
Denke ich lächelnd bei der Romanlektüre 

Als der Pavillon mit den guten Lübecker
Familien auftaucht verabschiedet sich
Morten um auf den Felsen zu lesen
Während Tony die Gesellschaft begrüßt

Einige wie Möllendorps Kistenmaker und
Konsul Döhlmann begrüßen sie sogleich
Sehr herzlich Hagenströms dagegen etwas
Kühl und erkundigen sich nach ihr dabei

Es wird sehr originell gefunden dass sie
Beim Lotsenkommandeur wohnt dann
Geht sie mit den jungen Damen baden
Begleitet vom Suitier Konsul Döhlmann

Auf dem Weg grüßt sie Morten zweimal
Sehr freundlich worauf Julchen sich gleich
Erkundigt und Tony sie soweit aufklärt
Badend den Tag an der See genießt


In der 35. Erzählung des alten indischen
Papageienbuch genießt Diener Halapala
Die Tochter seines Herren aber überzeugt
Diesen von seiner Unschuld noch dabei

Der Papagei erzählt der Prinzessin diese
Geschichte als Beispiel dafür wie sie
Andere von ihrer Unschuld überzeugen
Sollte damit diese ihr alles glauben würden

Der Knecht Halapala zog immer den Pflug
Auf dem Feld und täglich kam die Tochter
Des Bauern und brachte ihm das Essen
Aufs Feld und dann genossen sich beide

Dieses Liebesspiele beobachteten nun die
Einwohner des Dorfes und erzählten es 
Dem Bauern der sich darauf versteckte 
Um sich von der Wahrheit zu überzeugen

Mitten im lustvollen Liebesspiel jedoch
Sah der Knecht den Bauern in seinem
Versteck und sagte zur Tochter sie solle
Die Augen schließen und schweigen

Währenddessen redete er laut vor sich hin
Dass er die Stelle kündigen werde weil es
Nun wirklich langsam zu viel wird wo er
Neben der Arbeit nun auch noch die

Kranke Tochter versorgen und massieren
Müsste nachdem sie sich den Arm auf dem
Weg wieder ausgerenkt hatte was neben
Allem nun zuviel der Arbeit doch wäre

Der Bauer hörte es und war zufrieden
Dachte die Leute hätten immer nur die
Versorgung der Tochter für Liebesspiele
Gehalten und ging wieder nach Hause

So konnten der Knecht und die Tochter
Des Bauern weiter auf dem Feld ihrer Lust
Folgen und der Bauer glaubte keine der
Gerüchte die das Dorf erzählte mehr

Eine ganz wunderbare Geschichte über
Die relative Wahrnehmung verbunden
Mit der Kunst der Täuschung um der
Liebe willen die hier alles erlaubt 

Du kannst also tun was du willst wenn
Es dir gelingt alle die es etwas angeht
Vom Gegenteil zu überzeugen wie
Liebe und Lust jede Lüge rechtfertigen

Mit dieser Sichtweise gelassener
Umzugehen löste vermutlich viele
Konflikte in Ehen in Wohlgefallen auf
Was sicher allen Beteiligten gut täte


Bei Helen Hessel in Ich schreibe aus Paris
Kommt Persephoné am Boulevard dabei
Berichtet sie vom Lavabo genannten
Waschbecken im Grande Hôtel

Die Luft sei dampfig warm und sie überlegt
Ob vielleicht die großen Heizkessel sich 
Hier nebenan befinden es tropfte von den 
Marmorwänden und behauchte die Spiegel

Auf dem königlichen Kamin standen zwei
Empirevasen und eine dunkelblaue Schale
Mit goldenem Sternenmuster beim sich
Waschen und pudern beobachtet sie

Das junge Wesen das hier wacht sieht
Unsagbar kostbar aus mit zartem Kopf
Der sich auf zarte Hände stützt dabei liegt
Die sorgsam lose Welle wie Schlaf über ihr

Auf der matten Helle ihres Halses liegt
Das Schimmern ihrer Perlenkette graurosa
Wie ihre seidenen Strümpfe über den 
Glimmernden edlen Schuhschnallen

Sie blinzelt aus halbgeschlossenen Augen
Müde und verträumt und Helen sagt es sei
Heiß hier während sie ihr Geldstück zu den
Anderen auf den Teller legt zu dieser

Ohne sich zu rühren antwortet sie mit Ja
Sie gewöhnte sich daran ob sie immer hier
Sei erkundigt sich die Autorin und erfährt
Seit vier Jahren täglich bis Mitternacht

Nicht weit vom Étoile wäre ein Restaurant 
Dessen Name mit Vorsicht weitergegeben
Um die ausgesuchte Kunst ihrer Küche so
Nicht zu gefährden ihre echt französischen

Traditionen zu verlieren wie so viele welche
Die Mühe des genialen Raffinements nicht
Mehr lohnend fanden seit die zahlenden
Engländer und Amerikaner nur Roastbeef 

Verlangten ohne die Delikatessen dort
Würdigen zu können dabei kommt noch
Die dunkle entlegene Straße der Diskretion
Hier zu Hilfe davor hielten viele Autos

 Drinnen an der Kasse saß die jugendliche 
Wachsbüste der Wirtin in ihrer eisgrauen
Frisur dahinter ein enger Korridor der in der
Enge einige Wände noch durchbrach 

Sie haben Glück einem Platz zu finden
Viele Wartende stehen beharrlich als 
Hindernisse herum es gibt keine Kapelle
Der klingende Schwall der Worte bleibt

Hier konkurrenzlos ungedämpft in allen
Zungen des Erdballs wie es scheint sie
Schaut sich um während ihr Begleiter
Mit dem Kellner das Menüs noch berät

Zum erstenmal sah sie dabei in Paris
Die Köpfe von Männern einzeln deutlich
Lebendig unterschieden die Frauen sind
Hier nur als schmückendes Beiwerk 

Zu vielen der Physiognomien wusste
Ihr Begleiter Geschichten zu erzählen
Wie der Kunsthändler mit den kleinen
Harten Augen im knochigen Gesicht 

Auf dem viel graues Haargestrüpp stand
Der ein unfehlbares flair hat dessen Käufe
Oder auch Verkäufe den Weltmarktpreis
Von Bildern heben oder senken er ist

Begleitet von einer sehr blonden Schwedin
Im Sombrero die einen orange gestreiften 
Schal überm ärmellosen Lederhemd trägt 
Der Sonnenbrünette mit irdischer Nase 

Ist der große Maler der die Farben und
Formen der Welt zerbricht um sie in neue
Schönheit zurückzuverwandeln und sich
Für ein neues Bild aus dem Fenster wirft

Ein glatter Japaner bedient seine wertvolle
Perlenblasse Dame ist ein immer wieder
Abberufener und zurückgekehrter Diplomat
Der nicht ohne sein Maskenlächeln geht 

Ganz nah von ihnen heben sich die
Schwermütig orientalischen Augenlider
Von tauschenden schwarzen Augen dem
Einzig weichen im so präzisen Gesicht 

Ein Filmdichter und Regisseur der von
Europa und Amerika mit Riesensummen
Versorgt wird die der Weltfilm nötig hat
Für den zu Tränen rührenden Öldruck

Sie hört eine zögernde wählende Stimme
Deren Phrasen gelbliche Hände abrunden
Welche die Architektur einer Behauptung 
Schneiden klein und kühl dagegen ist

Das Slawengesicht seiner Begleiterin
Die eine nackte unabhängige Stirn hat
So beschreibt Helen Hessel wieder mit
Ihrer schon lyrischen Sprache den Ort

Die Autorin malt Bilder die fühlbar machen
Was an diesem Ort mit wem passiert in
Kurzen schnellen Blicken trifft sie so
Den Kern und lässt ihn weiter leben

jens tuengerthal 14.9.25

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