Lektürentagebuch 22.9.25
Mit dem wunderbaren Schnee-Kapitel
Im Zauberberg begonnen in dem erst
Weniger vom Schnee als vom Mangel
An Sonne der murren ließ die Rede war
Die Patienten und Kurgäste die gerne dem
Schwachen Inneren zum Trotz noch mit
Scheinbar gesunder Bräune voreinander
Glänzten waren über wenig Sonne empört
Dem suchte die Verwaltung die trotz ihrer
Weitgehenden Kompetenzen keinerlei
Macht über das Wetter bisher hatte durch
Anschaffung einer künstlichen Höhensonne
Wie Thomas Mann es treffend noch nennt
Heute hieß es vermutlich schlicht Solarium
Abhilfe zu schaffen was aber das Murren
Der Patienten nicht wirklich abstellte
Anhaltender Nebel und dauernder Schnee
Tauchte neben tiefhängenden Wolken das
Tal in eine dichte Suppe aus der nicht mal
Die Bergspitzen noch zu sehen waren
Mühsam nur die nächsten Bäume noch
Die sich gelegentlich zu schütteln schienen
Um die schwere Schneelast abzuwerfen
Die alle Wege zu Hohlwegen machte
Es schneite pausenlos in diesem Nebel
Aus Wolken die im Tal hingen einzig die
Konsistenz der Flocken wechselte dabei
Von pudrig leicht bis zu dick feucht schwer
Die Beschreibung der vielen Arten wie
Der Worte für Schnee die Peter Hœg
In Fräulein Smillas Gespür für Schnee
Nutzt scheinen blass gegen das hier
Thomas Mann taucht tief in den Schnee ein
Brennt ein sprachliches Feuerwerk ab was
Seinesgleichen in der Literatur lange sucht
Die magische Sprache des Zauberers zeigt
Naturgemäß scheint im weißen Schnee
Alles heil oder blass zumal der Nebel
Dazu noch alles in Tristesse kleidete
Versank es in der weißen Masse dort
Bei Frost von minus zehn Grad war es
Bei der trotz Schnee und Nebel stets
Trockenen Luft nicht empfindlich kalt
Die Liegekuren fanden weiter statt
Manche der Patienten des Berghofs
Fast hätte ich Gäste geschrieben da
Diese wie deutsche Hotelgäste nörgelten
Schrieben Botschaften einander im Schnee
Ob sich die deutschen Gäste in den
Gemeinschaftlichen Liegehallen ihre
Liegestühle vor den Russen reservierten
Habe ich dabei noch nicht gelesen
Es hat auch dieser übertriebene Schnee
Der die Sonne in der Höhe verbarg bei
Thomas Mann wieder seine ironisch
Komische Seite noch die lachen lässt
Wie überhaupt Thomas Mann ein sehr
Humorvoller Autor ist der es schafft
Seinen Spott liebevoll zu verkleiden
Aber innerlich viel gelacht haben muss
Auch waren die Vorlesungen aus den
Neuen Werken in der Familie beliebt
Klaus und Erika berichten voll Freude
Von dem Spaß den sie dabei hatten
Thomas Mann mag seine Homosexualität
Ein Leben lang unterdrückt haben was
Manche als skandalöse Neuigkeit noch
Verkaufen wollen beschrieb er selbst
Doch tat er es ohne den nötigen Ernst
Auch wenn er von den Kettenhunden
Sprach die er lieber im Keller ließ ist
Der große Thomas Mann selbstironisch
Was mir in der Analyse seines Werks
Wie allen Biografien noch fehlt ist der
Blick auf den humorvoll ironischen Mann
Der auch über sich selbst lachen kann
Im Zauberberg wie in Joseph und seine
Brüder zeigt er das bis zur Perfektion
Schon die Buddenbrooks haben viele
Unglaublich komische Stellen auch
Verbietet der heute Nobelpreis das
Lachen wie der Gestus von Mann als
Großbürger aus bester Familie der
Ernstzunehmende Literatur schreibt
Auch im später sehr ernsten Kapitel
Im Schnee beginnt es witzig ironisch
Mit kleinen Anzüglichkeiten die den
Meister des vornehmen Humor zeigen
Thomas Mann ist der wohl witzigste
Deutsche Schriftsteller der noch dazu
Die den Deutschen so fremde Eigenschaft
Besitzt über sich lachen zu können
Thomas Mann lebte mit seinen Figuren
Spielte ständig mit Freude Theater wie
Der Zauberberg voller Komödien ist was
Im Schatten des Todes sehr britisch ist
Der Zauberberg ist ein Roman also
Kein Theaterstück dabei ist das was
Thomas Mann hier inszeniert ein
Beständiges urkomisches Theater
Dazu noch bereits seiner Zeit weit
Vorgreifend in Short Cuts geschrieben
Klammerten sich die Leser wie die
Offiziellen Interpreten an den Roman
Dabei ist die Story des Romans auf
Wenigen Seiten schnell erzählt der
Sein Feuer nicht aus der Handlung
Sondern den Szenen dazwischen findet
Sogar im todernsten Schnee-Kapitel
Wo jeder Deutschlehrer weiß es kommt
Auf die Interpretation der Stelle an die
Dem Tod keine Macht übers Leben gibt
Ist er noch ironisch und witzig und ich
Sehe Familie Mann Eltern und Kinder
Sich gemeinsam amüsieren hier auch
Wieder mit Bruder Heinrich versöhnt
Wer den magenbitteren Ernst der
Betrachtungen kennt die sich noch
Im nationalen Gefühl suhlen sieht
Im Zauberberg die radikale Wende
Auch die ganzen sexuellen Anspielungen
Im Anfang des für Germanisten gerne
Todernsten Schneekapitel zeigen den
Feinen Humor der über allem dort liegt
Die vielleicht wichtigste Entdeckung zum
Thomas Mann Jubiläum sollte sein er ist
Der humorvollste und selbstironischste
Autor der deutschen Literaturgeschichte
jens tuengerthal 22.9.25
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen