Samstag, 28. November 2020

Wunderqual

Das Wunder der Geburt ist
Eine furchtbare Qual zu oft
Wieviele Mütter starben dabei
Litten entsetzliche Schmerzen
Während Väter unnütz daneben
Standen und sich um Mitleid
Bemühen oder abzulenken
Noch versuchen um nicht nur
Aufgeregt unnütz herumzustehen
Hier sind sie eher überflüssig
Auch wenn sie das ihre taten
Damit die Schwangerschaft begann
Vielleicht sogar viele Jahre darauf 
Hofften wie Jakob und Rahel
Während dieser schon mehr als
Ein dutzend Söhne anderweitig
Zeugte denn von den Töchtern
Ist biblisch außer beim Gebären
Oder der Verführung selten die Rede
Was Thomas Mann der selbst mit
Seiner Katia sechs Kinder zeugte
Von denen einige selbst schrieben
Wie dem Vater assistierten wie es
Erika ihre letzten Jahre vorbildlich tat
Als Künstlerin sich dafür zurücknahm
Aber das ist eine andere Geschichte
Auch deren Verhältnis zu Klaus wie
Ihrem zeitweise Gemahl Gustav der
Als Gründgens bekannt wurde aber
Durch Klaus im Mephisto ein böses
Denkmal gesetzt bekam für seine
Feige Kollaboration mit den Nazis
Sind weniger Thema als die Geburt
Die Mann als Vater sechsmal erlebte 
Wie immer leicht ironisch im Ton
Ohne als Besserwisser gegenüber
Der Bibel aufzutreten beschreibt er
Das Leiden Rahels die dann auch
Der nächste Versuch zu gebären
Nur wenige Jahre nach diesem
Endgültig umbringt sehr einfühlsam
Wie sie über 36 Stunden in den Wehen
Lag und es sie immer wieder fast zerriß
Jakob verzweifelt durchs Haus lief dabei
Seinen Gott schon um einen gnädigen Tod
Für die geliebte Frau anflehte die so zart
Sie war sich so sehr wünschte endlich
Auch Mutter zu werden wie ihre Schwester
Leah aber an der Geburt fast starb weil es
Die Götter so wollten wie Mann schreibt
Im Sinne Jakobs dabei über deren so
Unergründliche Wege und Motivationen
Zumindest noch Worte als Erzähler hier
Verlierend was zu Jakobs Zeiten noch
Näher lag als uns heute und auch als es
Thomas Mann mit der tapferen Katia selbst
Erleben durfte und wer je Vater wurde liest
Bei dieser Beschreibung die Unruhe mit
Die einen bei der Geburt des geliebten
Kindes und wie wenige haben schon
Ein Dutzend vorher mit ungeliebten Frauen
Wie Joseph mit Leah und den Mägden
Im ganzen Wesen ergreift und erschüttert
Was fast die Welt der Worte überschreitet
Zumindest in innere Grenzbereiche noch
Vorstößt die seltsames von uns fordern
Was zeigt wie relativ unterschiedlich das
Leben in seiner Bedeutung durch die Liebe
Werden kann die alles im Wesen verändert
Womit Jakob schrecklich ungerecht ist
Gegenüber dem Dutzend anderer Söhne
Aber zugleich auch wirklich liebt wie dem
Gefühl aus ganzem Herzen folgt zu der
Geliebten Rahel und ihrem Kind das dann
Joseph wird dessen Wege seltsam auch
Von den Brüdern verwirrt werden so ist
Wohl normal ein Kind über alles zu lieben
Doch fällt es vielen Eltern schwer keines
Zu bevorzugen sind es oft die schweren
Geburten die dem Herzen dann wenn
Auch ungerecht am nächsten sind auch
Wo sich mancher um Gerechtigkeit noch
Bemüht ist das Privileg des ersten Kindes
Damals noch des Sohnes vor allem aber
Die Zeiten haben sich ja zum Glück nun
Geändert zumindest etwas auch im
Bewusstsein auch wenn ich als erster
Sohn etwa noch ein wenig mit dem
Gefühl groß wurde was keinen Grund
Im Verhalten meiner Eltern hatte
Zumindest wohl nicht willentlich wie sie
Immer um Gerechtigkeit bemüht betonten
Aber als Tochtervater es ganz anders sehe
Es ist eine Qual für viele Frauen durch die
Dieses Wunder auf die Welt kommt dabei
Für manche mehr und andere weniger
Die wir heute durch Narkosen zumindest
Erleichtern können wie dank des nach
Maria Theresia benannten Kaiserschnitts
Sogar unbewusst schmerzfrei erledigen
Können wenn es so gewollt ist was wohl
Eine Typfrage ist während manche das
Leid der Wehen lächelnd ertragen ist
Für andere der Gedanke schon so
Unerträglich dass sie lieber ganz auf
Kinder ein Leben lang verzichten was
Aber auch vielfältig andere Gründe hat
Denke ich an manche Dramaqueen die
Das Leben meine Wege kreuzen ließ
Ahne ich wie es Rahel dabei wohl erging
Was sich an Aufmerksamkeit um diese
Alles hätte drehen müssen falls es je
Zu dieser Wunderqual gekommen wäre
Während andere es gelassen wie stets
Vermutlich gut ertragen hätten noch im
Schmerz mit einem Witz auf den Lippen
Während eine Leah ohne zu klagen die
Zehn Knaben des Jakob gebar obwohl
Sie daran litt nicht geliebt zu werden wie
Das sie den Knaben auch ihre Häßlichkeit
Der triefenden Lieder mit vererbte eine
Gute Stammesmutter war machte Jakob
Ein großes Theater allein um die Geburt
Von Joseph und das damit verbundene
Drama der Rahel dahingestellt ob dies
Eben ihrer Natur entsprach oder Folge
Der quälerischen Natur war zeigt uns
Ein auch körperliches Drama gut wie
Nah sich Menschen sind und wie fern
Andere sich immer bleiben werden
Wie um des einen Geburt ein großes
Drama inszeniert wird während die
Anderen quasi nebenbei kamen
Ohne große Aufregung zu machen
So setzt sich das Sein im Wesen
Auch in der Geburt fort die eben
Einige zu leidenden Dramatikern
Andere zu gelassenen Genießen
Macht die wenig fordern aber viel
Zu geben haben während die
Dramatiker ewig um Aufmerksamkeit
Weiter buhlen werden die sie schon
Durch die Umstände ihrer Geburt 
Mehr als genug bekamen was
Vielen eher fern doch noch liegt
So fühlen sich diejenigen die viel
Aufmerksamkeit bekamen sehr oft
Benachteiligt und wollen noch mehr
Iszenieren ihr Leben als eine Folge
Von Dramen die so unerträglich wie
Überflüssig stets sind aber auch
Dies zeigt Thomas Mann genau mit
Dem Blick auf die Geburt Josephs
Bei der die arme Rahel sicher viel
Mitleid verdient wie jede Frau die
Diesen Kampf hinter sich brachte
Aber manche fordern und brauchen
Dies eben noch viel mehr als andere
Enthalte mich jeder Bewertung aus
Langer Erfahrung mit beiden Seiten
Sicher zumindest ist neben denen
Deren Leben ein ständiges Drama
Bleibt wenig Platz für anderes auch
Wenn wir es uns nicht aussuchen
Die Liebe uns unverhofft erwischt
Können wir zumindest weglaufen
Wo das Drama gleich sichtbar wird

jens tuengerthal 28.11.20 

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