Freitag, 27. November 2020

Mannmagier

Gelegentlich mit viel bedacht
Betritt Thomas Mann der sonst
Kühle hanseatische Beobachter
Den seine Kinder den Zauberer
Nannten nach einer Verkleidung
Die er zu einen Maskenball trug
Das Reich der Magie um durch
Diese dunkle unvernünftige Welt
Mit üblich großbürgerlicher Eleganz
Hindurchzuschweben als fast schon
Teilnehmer amüsiert zu berichten
Dabei vieles offen lassend als 
Zauberer der Worte der er war 
Ein wenig distanziert aber doch
Faszinierter Teilnehmer auch
Wie im Zauberberg schon bei
Den Vorträgen von Dr. Krokowski
Oder beim Gläserrücken was den
Geist längst Verstorbener beschwor
Und der Tod war ja immer präsent
Im Sanatorium Berghof in Davos
Beschreibt Mann die Erlebnisse des
Jungen Hans Castorp noch sehr
Anteilnehmend trotz aller Ironie
Was ihm auch mit großer Feinheit
Beim Tauschhandel um die Alraune
Wie ihre magische Wurzel besonders
Zwischen Lea und Rahel wieder gelingt
In der Geschichte Jakobs dem ersten
Teil von Joseph und seine Brüder wo
Die noch unfruchtbare jüngere der
Schon sechsfachen Mutter und Schwester
Für eine ihr versprochene Liebesnacht
Mit dem durch Betrug geteilten Gatten
Jene Wurzel abschwatzt die Ruben
Leas Ältester ihr vom Acker brachte
Wo er sie für die Mutter ausgrub
Doch es dauerte noch Jahre bis
Rahel endlich doch mit dann Josef
Schwanger wurde und auch zum
Ausgang dieser Schwangerschaft
Wird ein Orakel befragt für das 
Laban sogar ein Schaf opfert
Den Seher zu bezahlen der aber
Nur aus dem Öl liest wie er es
Schon von den Vorvätern lernte
Weil alles alles andere doch eher
Scharlatanerie wäre denn realer
Blick in die Zukunft den eben nur
Das Öl sinnvoll geben könnte um
Dann verschiedene doch eher vage
Prophezeiungen von sich zu geben
Wie es die Hellseher so gerne tun
Da steht der ironische Thomas Mann
Neben der biblischen Geschichte
Beschreibt die magische Welt mit
Liebe zum Detail wie großer Kunst
Lässt am Zauber teilnehmen mit
Großem Staunen aber kann sich
Das Lachen doch nicht verkneifen
Auf eine sehr vornehme Art auf die
Manche Gläubige magischer Welten
Vermutlich eher allergisch reagierten
Falls diese es überhaupt mitbekämen
So fein versteckt ist der Spott dabei
Im immer biblischen Ton verborgen
In der Beschreibung der Bräuche bei
Denen sich Mann hinter dem korrekten
Jakob versteckt der seinem Glauben
Gemäß keinen Hellseher beauftragt
Aber doch neugierig vom Ergebnis hört
Im Gegensatz zu einem Marquez der
In seinem magischen Realismus gern
Wo nötig auch den Zauber bemüht
Bleibt Mann auch im biblischen Thema
Der distanzierte Beobachter mit der
Leicht geschürzten Oberlippe die alles
Was geschieht lächelnd beobachtet
Distanz und Nähe zulässt dabei wie 
Einst Montaigne keine Position bezieht
Nur zwischenzeilig lächeln lässt was der
Magie einen eigenen Zauber noch gibt
Der eben aus den Worten lebt die doch
Das schönste menschliche Wunder sind
Wo sie uns Geschichten erzählen noch

jens tuengerthal 27.11.20

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