Freitag, 8. August 2025

Lektürentagebuch 7.8.25

Lektürentagebuch 7.8.25

Erfahre noch im Vorwort von Filocolo von
Giovanni Boccaccio wie sein Vater es etwa
Zwischen 1335 und 1336 aufgab noch die
Begeisterung für den Handel zu wecken

Stattdessen sollte der hauptsächlich mit
Dichtung beschäftigte Filius nun das
Kanonische Recht in Neapel studieren
Das eine berühmte Hochschule dafür war

So wurde der etwa achtzehnjährige ein
Student an der Universität an der kurz
Vor ihm noch Cino da Pistoia lehrte der
Gefeierter Jurist und Freund Dantes war

Dazu war dieser selbst ein anerkannter 
Dichter dort hört er auch zum ersten mal 
Von Petrarca den er sofort verehrte und
Lernte Paolo da Perugia kennen

Dieser Leiter der königlichen Bibliothek
Galt als ein umfassend gebildeter Mensch 
Lernte die Astrologie durch Schriften von
Andalò del Negri kennen der ein Vorbild

Für Calmeta in Buch V wird er erweiterte
Auch seine mythologischen Kenntnisse
Las über die griechische und byzantinische 
Kultur was bis zum Titel Filocolo wirkte

Er studierte Autoren wie Ovid Vergil und
Sein großes Vorbild Dante die alle auch
Einfluss auf den Roman haben und spielt
Auf sie an oder nennt sie sogar direkt

Dazu zählen insbesondere die Werke von
Valerius Maximus der eine Sammlung 
Anekdoten über historische Personen 
Verfasst hatte die vielfältig inspirierten 

Nicht zu vergessen Vergils Aeneis welche 
Die Flucht des Trojaners Aeneas aus dem
Brennenden Troja beschreibt wie seinen 
Weg nach Italien und die Gründung Roms

Auch Ovids Metamorphosen und seine
Dito im 1. Jahrhundert verfasste große
Liebeskunst wirken wie Dantes Commedia
Als Jenseitsreise im Text noch weiter

So ruft Boccaccio diese Vorbilder am Ende
Des Filocolo als Lehrer und Vorbilder an 
Sie bittet er auch um Verzeihung dass er
Es gewagt hätte so lang zu schreiben

Diese Bescheidenheitsgeste gehört zum 
Genre und ist vielmehr als ein Ausdruck
Großen Selbstvertrauens zu lesen was 
Sollte er im Auftrag Fiamettas auch tun

Sie hatte ihn aufgefordert die Geschichte
In einem angemessenen Rahmen neu 
In der Volkssprache zu erzählen um so
Ein weibliches Publikum anzusprechen

Diese Begründung taucht später im
Decameron wieder auf und bezieht sich
Auch die Vorbilder Dante und Cino die
Dichtung im Florentiner volgare begannen

Ein weibliches Publikum anzusprechen
Wie damit die verbesserte Auflage der
Schöpfung für sich zu gewinnen scheint
Einem Dichter im übrigen immer würdig

Wie faszinierend ist es in diese Welt der
Frühen italienischen Literatur einzutauchen
Die großen antiken Zusammenhänge der 
Erzählung zu sehen im Übergang

Das Mittelalter endete in Italien mit der
Renaissance der Wiedergeburt der Antike
Die in Philosophie und Literatur sich zeigt
Wie weit geht Boccaccio der Zeit voraus

So wird Dante der Renaissance schon
Zugerechnet auch wenn hundert Jahre
Vor dem Quattrocento noch und auch
Einen Boccaccio treibt dieser Geist

Es ist die literarische Brücke zwischen
Mittelalter in seiner Frömmigkeit und
Der zum kritischen Denken führenden
Moderne die hier literarisch beginnt


Bei Jules und Jim sind nach der Rückkehr
Von Jim aus Amerika Kathe und Jim in
Paris und arbeiten beide eine ganz neue
Situation kein Urlaub nur sondern Leben

Es kommt zu Spannungen die sie aber
Überstehen dann suchen sie ein Haus
Für die Familie in der Umgebung auf
Dem Land und Kathe findet es auch

Wie wenig später ein wintertaugliches
Mit drei Etagen von denen sie zwei
Bewohnen die größten Zimmer sind
Jules Arbeitszimmer in dem er schläft

Wie Kathes Schlafzimmer im ersten Stock
Mit Blick auf eine Platane das mit alten 
Honigfarbenen Eichenmöbeln gefüllt mit
Himmelbett auf dem Kathe nach Honig 

Duftete und sie wollten dort zwei Jahre
Bleiben was viel war das Honigzimmer 
Wurde ihr Zimmer des Glücks das dem 
Kapitel seinen Namen gab eine gute Zeit

Als Jims Mutter auf Reisen ist lädt er
Kathe in seine Wohnung in Paris wo
Sie am Abend in die Musichall gehen
Wo Kathe dann bewusstlos wird

Sie hatte nur kurz Luft schnappen wollen
War mit dem Kopf gegen eine Heizung und
Hatte eine Platzwunde die genäht wurde
Bekommt wieder größte Aufmerksamkeit

Im Frühling suchen Kathe und Jim einen
Badestrand auf der Insel Oléron wo Kathe
In Dämmerung und Nebel schwimmt den
Besorgten Jules wieder ewig warten lässt

Sie war an einer anderen Stelle wieder
An Land gegangen dachte Jim wäre
Weg um sie nackt ins Dorf laufen zu lassen 
Ihre Wut dauerte bis zum nächsten Tag

So erleben sie auf Reisen in Frankreich
Noch manche schöne typische Abenteuer
Die schöne Geschichten erzählen können
Von der Liebe und den beiden Liebenden

Als Jim es sich endlich leisten konnte
Kathe ein kleines Auto zu schenken
Veränderte das ihr Leben kolossal
Keine vollen Vorortzüge mehr nötig

Nach einer Griechenlandreise von Jim 
Diesmal ohne Jules der übersetzen musste
Holte Kathe ihn an der Riviera ab beide
Machen eine Frankreich Rundfahrt 

Wie herrlich solche für die Liebe sind
Durfte der Flaneur Mitte der neunziger
Nach dem Examen mit seiner damals
Verlobten Prinzessin noch erfahren 

Der Beschreibung nach fuhren sie teils
Die gleichen Strecken auch was nach
Der Schönheit betrachtet verständlich ist
Liebevolle Erinnerungen bei mir weckte

Zurück erzählt Jules der die ständigen
Streitereien der beiden hört ihnen ein
Altes Hindumärchen über die Liebe
Dessen Interpretation sie diskutieren

Kathe gefiel es und Jules meinte zu ihr
Für sie muss in einer Liebe wenigstens
Einer immer die Treue halten und zwar
Der andere sie erwarte Anpassung

Doch in einer Liebe fügte Jules hinzu
Musst du den anderen so lieben wie er
Eben ist und nicht ändern wollen das
Wäre nicht mehr der geliebte Mensch

Jim wollte vor Kathe sterben denn 
Überleben war eine Sünde wie die
Spinnenmännchen und die Spinnen 
Wüssten und diese zöge andere nach

Die existenziellen Fragen der Liebe
Werden in der Konfrontation mit dem
Tod deutlich und nicht umsonst nennen 
Die Franzosen den Höhepunkt kleinen Tod

Zeiten des Glücks wechseln mit ständigen
Konflikten über Missverständnisse die zu
Machtkämpfen werden die eher schon
Vom Ende der Liebe zu künden scheinen

Ist von friedlicher Liebe träumen eher
Unrealistisch oder eine Erwartung die
Natürlich enttäuscht werden muss weil
Sie die Liebe in ein Korsett zwingt

Frage es mich und denke immer mehr
Vielleicht ist es besser inkompatibel für
Den Rest der Zeit zu bleiben um sich 
Vernünftigerweise manches zu ersparen

Aber das alles gilt nichts wenn eine nur
Den Funken der Liebe in mir entzündet 
Stehe ich gern in hellen Flammen um 
Noch einmal für immer zu glauben

Dies trotz vielhundertfacher Erfahrung
Mindestens so häufigem Leiden auch
Weil die Liebe unbelehrbar bleibt wie
Jedesmal ein völlig neues Wunder ist


Über Helen Hessels erste Publikationen
Gelesen wobei tatsächlich der Mentor
Für Reiche die im Januar 1921 in der 
Neuen Zeitung das Tage-Buch erschien

Ihr öffentlicher Erstling war sie war über
Franz Hessels Kontakte zu Rowohlt mit
Dem Herausgeber Stefan Großmann in
Kontakt gekommen dem der Text gefiel 

Sie veröffentliche diesen dort unter
Ihrem Mädchennamen Helen Grund
Von dem ersten Honorar überwies sie
Dankbar 20 Mark an Roché für seine Hilfe

Schon dieser erste Artikel weist auf die
Ihr wichtigen Themen hin also weibliches
Selbstbewusstsein Stil und Mode sie hielt
Moderne Ideale einer neuen Zeit hoch

Später lieferte sie dem Tage-Buch vor
Allem Aphorismen die großen Anklang
Unter den Freunden fanden so lobte
Samuel Fischer sie in einem Brief

Mit Polygame Frau und So ist es! 
Betitelt spiegelten die Geschichten
Helens Leben wieder und die Unfähigkeit
Leben und Schreiben je zu trennen

Diese Bemerkung aber passt noch
Viel mehr auf ihre beiden Männer
Franz Hesel und Henri-Pierre Roché
Nur wird es dort ein Talent genannt

Nach dem kreativen Ausbruch 1921
Legte Helen die Feder erstmal zur
Seite um das Sommerhaus auf der
Insel Wollin heute Polen zu bauen

Dieses Vorhaben scheiterte dann
Weil nie genug Geld vorhanden war
Ist worum es gestern in Jules und Jim
Ging wo ich nicht an Wollin dachte

Zumindest wird im katholischen Polen
Heute keiner nackt in den Dünen tollen
Wie so manches Denken längst wieder
Unfreier ist als zu Helens Zeiten noch

Die Übermacht christlicher Idioten
Aus den USA trägt dazu bei sowohl
Das Reden über Sex wie auch die
Nacktheit wieder zu tabuisieren

Wer je die Zensur in Sozialen Medien
Betrachtete wird bemerken können wie
Frauen wieder in unfreie Rollen gegen
Alle Natur gedrängt werden sollen 

Wie schön wäre es wenn Sexualität
In aller Freiheit normal würde statt
Moralisch beurteilt zu werden der
Lust und dem Glück nur diente

Helen Hessel lebte diese Freiheit
Mit ihren beiden Männern was ein
Vorbild bis heute sein könnte doch 
Weit entfernt sind wir davon wieder

Weiteren Aphorismen die ich schon las
Werde ich mich morgen ausführlich
In Versen noch widmen sie sind es
Jeder für sich auch wert

jens tuengerthal 7.8.25

Donnerstag, 7. August 2025

Lustvielfalt

Lustvielfalt

Lust kann so vielfältig sein
Wie die Menschen die ihr folgen
Denke ich an meine wunderbaren
Liebsten war jede auf ihre Art anders

Manchmal unterscheiden sich nur
Nuancen etwa im Geschmack der
Je nach Zeitpunkt im Zyklus auch
Nach der Menopause anders ist

Doch ist es immer etwas besonderes
Dies auch wertschätzen zu können
Sich dabei aufeinander zu konzentrieren
Um auch zusammen zu kommen

Dies ist schon zu dritt nahezu unmöglich
Warum ich den Gipfel des Sex gerne
Zu zweit genieße und aufspare der
Rest ist für alle die nicht kommen können

Erlaubt ist alles was gefällt und nie
Würde ich wem Grenzen bei der
Suche nach Lust ziehen wollen
Nur meine geringe Erfahrung teile ich

Mit Konzentration bei der Sache
Offen für alles was Lust mehren kann
Im Bewusstsein dass der Gipfel stets
Bleibt zusammen zu kommen 

jens tuengerthal 7.8.25

Polyamourie

Polyamourie

Die Polygamie oder Vielehe ist
In Deutschland verboten doch 
Fraglich bleibt ob das christliche
Diktat der Monogamie jemals

Der menschlichen Natur entsprach
Es nur eine moralische Diktatur
Zur Ordnung und Tabuisierung 
Unserer Sexualität immer war

Das unserem Wesen fern liegt
Er liebe die Frauen sagte einst
Casanova und ich stimme ihm zu
Frauen sind etwas wunderbares 

Wie sollte wer sie nicht lieben 
Ihre Körper zu begehren liegt
In meiner Natur als Mann der
Eine heterosexuelle Neigung hat

Warum ein Busen oder auch die 
Weibliche Scham mir reizvoll scheinen 
Ihnen möchte ich die Lust schenken
Die ihr Anblick mir schon bereitet

Beim umgedrehten Dreieck denkt
Die Natur in mir an das Delta der Venus
Die ich dafür zu gerne anbete statt
Irgendwelcher überflüssiger Götter 

Hatte das große Glück im Leben
Vielen Frauen nah kommen zu dürfen
Dafür bleibe ich immer dankbar jede
War der Liebe wert und ein Wunder

Lebte auch viele Jahre monogam
Was auch gute Seiten haben kann
Doch ist mir wichtiger bedingungslos
Ohne Konkurrenz stets zu lieben 

Nach der Erfahrung mit drei Damen
Wie dem zeitweise Versuch zu dritt
Brauche ich nicht mehr viele um
Den Sex reizvoll noch zu finden 

Im Gegenteil scheint mir die dabei
Konzentration aufeinander wichtiger
Gemeinsame Erfüllung zu finden als
Es bunt durcheinander zu treiben 

Dennoch leben in meiner Erinnerung
Noch alle Lieben in mir was zugegeben
Manchmal etwas chaotisch dann zugeht
Wie eben bei Partys mit fast 1000 Leuten

Möchte keine vergessen oder einfach
Von meinem Gefühl abschneiden sie
Sind und warten alle meine Lieben was
Der Liebsten ich genauso gern gönne

Unsere Erfahrung erst macht uns zu
Großen Liebenden die das Glück der
Schönsten Gefühle würdigen können 
Davon sollten wir nichts abschneiden

Vielmehr sollten wir darüber offen reden
Um Erfahrungen auszutauschen wie
Das bestmögliche miteinander zu haben
Eben bedingungslos gönnen zu können

Möchte keinesfalls viele Frauen haben
Schon eine dauernd wäre mir vermutlich
Schnell zuviel aber fände es wunderbar
Alle Lieben weiter leben zu lassen 

Ohne jede Konkurrenz die mir fern liegt
Alle meine Liebsten waren unvergleichlich
Jede auf ihre Art besonders liebenswert
In Summa der Reichtum meines Lebens

Liebe ist vielfältig wie meine Liebsten
Vielfältig und unterschiedlich waren
Jede als Wunder in meiner Erinnerung
Unsterblich geworden ist für mich

So friedlich und glücklich sollte auch
Eine vielleicht irgendwann Liebste
Mit der Geschichte ihrer Lieben umgehen
Um miteinander glücklich zu bleiben

In diesem Sinne bin ich immer für 
Polyamourie was die Geschichte
Unserer Lieben wach hält um
Keine je vergessen zu wollen

Erst die vielen wunderbaren Frauen
Denen ich gelegentlich auch mittig
Nah kommen durfte machten mich
Zu dem der ich heute dankbar bin 

Keine will ich je vergessen müssen
Noch soll eine mit der anderen in
Alberne Konkurrenz treten lieber
Liebe ich alle Frauen für immer

jens tuengerthal 7.8.25

Rückzugsniederlage

Rückzugsniederlage

Ein Rückzug kann befreien damit
Neue Chancen zum Sieg eröffnen 
CDU und AfD werden den Rückzug 
Von Brosius-Gersdorf als Sieg feiern 

SPD Grüne und Linke dagegen werden
Den Rückzug der Rechtsprofessorin als
Niederlage der Demokratie betrachten
In der rechte Populisten mit Lügen hetzen

Dies könnte ein politisches Spiel nur sein
Bei dem sich die Konservativen einmal
Gegen alle gute Sitten die Richter nur
Einverständlich zu wählen durchsetzten

Erschreckend daran ist jedoch das neue
Bündnis mit den Rechtsradikalen um so
Politisch flexibler zu werden wie es auch
Die SPD mit der Linken schon tat

Jens Spahn und andere sind da offen
Gerne flexibel und können so von den 
Eigenen Fehlern und Anklagen ablenken
Wohin das führt sahen wir nach 1933

Ein Bündnis aus Deutschnationalen
Stahlhelm und der Kamarilla um den
Greisen Hindenburg meinte Hitler als
Reichskanzler eingehen zu können

Diese Fehleinschätzung kostete infolge
Millionen auch Juden das Leben hat
In einen schrecklichen Krieg geführt
Bewirkte den Untergang Deutschlands

Der Glaube rechtsradikale Populisten 
Durch Teilhabe an der Macht wieder
Schrumpfen zu können ist gefährlich
Verbote wären da deutlich sicherer 

Es ging bei der Diskussion um die
Rechtsprofessorin Brosius-Gersdorf 
Nie um ihre wirkliche Position sondern
Es wurde ein Exempel statuiert 

Eine kompetente qualifizierte Frau
Wurde durch Lügen aus Heidelberg
Öffentlich beschädigt damit endlich ein
Netzwerk der Rechten sich findet

Diese Öffnung nach rechts ist das
Risiko für den Rechtsstaat der sich 
Gegen alle Radikalen wehren muss
Also auch die Erben der SED genauso

Wer nun tatsächlich gewählt wird und
Ob der Dekan aus Heidelberg bestraft
Werden wird ist dagegen unwichtig
Verglichen mit unserer Demokratie

jens tuengerthal 7.8.25

Lektürentagebuch 6.8.25

Lektürentagebuch 6.8.25

Es geht mit Jim Kathe und den Kindern
Auf eine Ostseeinsel wo es ihnen so gut
Gefällt dass sie gleich ein Haus bauen
Wollen in der Form eines Schiffes

Überlegte bei der Lektüre natürlich ob
Es Hiddensee oder Usedom sein soll
Mehr spricht für die erstere wo gerne
Künstler sich zusammenfanden

Sie tollen mit den Kindern nackt durch
Die Dünen finden die Fischer so ganz 
Anders als in Venedig mit blauen Augen
Wie Jim sie noch nie gesehen hatte

Kathe die einen neuen Pass auf dem
Amt beantragt und dort vom Beamten
Begutachtet wird muss hören sie hätte 
Graue und nicht blaue Augen verglichen

Das Licht war so wundervoll wie es
Kathe beschrieben hatte und Jim
Verstand nun das Heimweh von Kathe
Die plötzlich ein Grundstück kaufte

Dann kam ein verfrühtes Honorar
Für Jim womit die Baupläne konkret 
Wurden und Kathe stürzte sich sofort
Mit allem Eifer in die Pläne für ihr Haus

Jim musste als ihn ein Telegramm
Von seinem Freund Jack erreichte 
Zurück nach Paris und fuhr dann
Mit Jack und seiner Frau wieder

Um deren Kunstsammlung zu
Vervollständigen nach Italien
Erst Venedig dann Rom wo
Sie nach langer Suche eine

Besondere Handschrift fanden
Genau beobachtet Jim das Paar
Die so anders als Kathe und er
Voll zärtlicher Rücksicht waren

Jacks schwaches Herz verhinderte
Dass die beiden sich oft vereinten
Doch sie ertrugen sich ständig was
Bei Kathe und Jim nie lange gut ging

Kathe blieb auf der Insel wo sie die
Bauarbeiten beobachtet bis sie zu
Weihnachten mit den Handwerkern
Richtfest des Hauses feiern kann 

Jim wollte Jack gerne noch Kathe 
Vorstellen und da es in Berlin gute 
Sammlungen gäbe lohnte die kurze
Reise von Berlin nach Paris

Sie trafen sich mit Kathe die sich
Sofort gut mit Jack verstand die
Beiden ähnlich dominanten Wesen
Ließen sich sogar ausreden dabei

Micheline Jacks Frau blieb in Paris 
Ließ sich in dieser Zeit malen von
Einem bekannten Künstlern malen
Dem sie aus Jacks Sicht zuviel zeigte

Jim wurde für fünf Monate nach
Amerika geschickt sah viele seiner
Alten Geliebten dort aber blieb treu 
Hoffte nur Kathe wäre es auch


Die wirkliche Kathe Helen Hessel wurde
Am 30. April 1886 in Berlin geboren wie
Mila Ganeva im sehr guten Nachwort des
Bandes Ich schreibe aus Paris berichtet

Sie wurde schon mit 16 von ihren Eltern
Zu Verwandten nach England geschickt
Schrieb in ihren Briefen Zeitlebens ein
Kauderwelsch aus drei Sprachen

Sie wollte zuerst Malerin werden dabei
Waren angeblich Käthe Kollwitz und 
Ab 1912 in Paris Fernand Léger ihre
Lehrer sie lebte auch in Montparnasse 

Helen Grund wurde im Katalog der
Berliner Secession von 1912 mit einer
Aktstudie erwähnt in Paris verkehrte sie
Im Café du Dôme mit deutscher Bohème

In jenem Café lernte sie 1912 Franz Hessel
Kennen der hier seit 1906 Stammgast war
Sowie seinen Freund Henri-Pierre Roché 
Im Jahre 1913 heiratet Helen Franz Hessel 

Aus der Ehe wurden 1914 und 1917 die
Beiden Söhne Ulrich und Stefan später
Stéphane geboren der erste Weltkrieg
Unterbrach Helens Pariser Leben

Die stürmischste Zeit ihres Lebens begann
Als die Familie 1920 eine Villa südlich von
München mieteten wohin im August dann
Roché kam womit Jules und Jim begänne

Was nehmen wir die literarischen Berichte
Von Hessel und Roché ernst nicht stimmt 
Jedenfalls begann nun eine Zeit der auch
Gesteigerten Liebesturbulenzen für sie 

Roché notierte 1920 die Bemerkung von
Franz Hessel das Helen nachhaltige
Berufliche Beschäftigung bräuchte die
Kinder würden ihr bald nicht genügen

Hessel hält seine Frau für hochbegabt
Aber chaotisch sie brächte kaum etwas
Zu Ende nach der Abreise von Roché 
Schreibt sie ihre Erinnerungen auf

Dieses Journal wird neben der Liebe
Wie ihrem gemeinsamen Erlebnis auch
Mit ungezügelten Phantasien wie teils
Erfundenen Dialogen noch gefüllt

Sie schrieb an Roché sie wage nicht
Seine Anwesenheit zu wünschen die 
Neue Erlebnisse zu den Erinnerungen
Hinzufügten dann fände sie kein Ende

Inwieweit Helens Journal und Rochés
Carnets die Basis für Jules und Jim
Bildeten ist unklar er hatte später
Die Hefte aber zu Beginn 1941 nicht

Auch in dieser Zeit malte Helen noch
Doch ließ ihr Interesse daran nach
Wurde durch das Tagebuch ersetzt
Leben Lieben Schreiben war ihr Leben

Als ersten ihrer Aphorismen darum auch
Der Polygame Frau aus dem Tagebuch
Vom 29. Januar 1921 der Fragen stellt
Nach dem Gott in wechselnder Form

“Wer? - Bist es Du? - Ein Vergessener? - Der in der Zukunft? - Alle -. Es naht mir der Gott in immer wechselnder Form.”

Der Gedankensprung einer freien Frau
Die sich ihre Männer und Frauen nahm
Voller Gefühl ihr Leben führte und dabei
Ein vitaler energiereicher Vulkan blieb

Wieviel Prometheus steckt darin noch
Immer bei jener Frau die Friedrich den 
Großen bewunderte die zugleich altes
Preußen liebte und das Gegenteil war

Es ist die gleiche freie Frau die im Juli 
In ihr Tagebuch schrieb Recht hätte man
Immer nur einen Augenblick und wer sich
Täuscht damit andere auch betrügt 

Größe hatte für sie kein Maß für 
Kleinlichkeit und Laster sind bloß 
Organische Fehler auch erlebt niemand
Was außerhalb seiner Phantasie liegt

Sie hält Worte für der Geistes Kerker
Erkennt als Gottes Manko seine stets
Fruchtlosigkeit während sie Bildung
Eine bloße Einbildung nur nennt

Meint dass manche Pastoren werden
Nur um nicht unterbrochen zu werden
Sterblichkeit Menschen über Statuen hebt 
Beim Begräbnis die Leiche nur Statist ist

Totengräbern sollte lieber nicht auf
Wiedersehen gesagt werden auch
Damit morgen düngt was heute stinkt
Tod sei des Lebens letzter Übermut 

So wäre ohne den Himmel die Hölle
Ein Paradies während das Talent sich
Zu schaffen macht schaffte das Genie 
Sei Ironie die Grazie der Verachtung

Ob ein gutes Gewissen das gefährlichste
Schlafmittel ist und Bescheidenheit nur
Den Erfolgreichen ziert entsprechend
Pech Schuld ist und Rat hindert fragt sie

Lässt Wohltun den besten Freund 
Verlieren und kränkt wer denkt weil 
Wer nicht begehrt zerstört wie der Wurm
Sich auch ungetreten noch krümmt

Verführen die Dummen weniger Dumme
Wirklich zum Größenwahn ist Gehorsam
Eine Form der Lebensversicherung dabei
Erledigte ihre Vergangenheit beschäftigt 

Ob der Gedanke an Selbstmord nur der
Schnuller der Erfolglosen ist so den 
Genügsamen die Etappe zum Ziel wird 
Sie der Welt zu kostspielig auch sind

Ist Überfuss das Maß der Götter die
Genügsamkeit der Takt der Armut 
Resignation Wurzel allen Stumpfsinns
Liebe Privatsache ist soziale Arbeit weckt

Dieser Versuch die klugen Aphorismen 
Der da schon Helen Hessel in Verse zu
Legen ist eine Verneigung vor der großen
Künstlern die sie noch mehr war

Vielleicht passen Aphorismen als stete
Gedankensprünge zu dieser vitalen Frau
Ihre Momente aufzufangen die wie Blitze 
Den geistigen Himmel hell erleuchten 

Wie hielt dieser tosende Vulkan voller
Immer neuer Energie es nur mit ihrem
Mann dem lethargischen Franz Hessel aus
War diese Kombination so vollkommen

Unsicher ob es auf diese Fragen je
Sichere Antworten gibt ist schon die
Suche in deren Leben ein Glück was 
Wie eine bereichernde Liebe wirkt

Dankbar folge ich der Lektüre die
Dem Bild der drei aus Jules und Jim
Die sich um Kathe immer drehten
Neue weibliche Farben damit gibt

Große Lektüre führt uns Leser stets
Ein Stück näher zu sich und öffnet beim
Blick nach Innen weitere Horizonte 
Denke ich der die Frauen einfach liebt 

jens tuengerthal 7.8.25

Mittwoch, 6. August 2025

Wahreliebe

Wahreliebe

Wahre Liebe ist
Erfindung eines Lügner
Ganz logisch immer 

jens tuengerthal 6.8.25

Konsequenz

Konsequenz

Zu Ende gedacht
Mit aller Konsequenz wird
Willensfreiheit klar

jens tuengerthal 6.8.25

Autonomie

Autonomie

Habe meine Welt
Allein auf mich gestellt nichts
Außer mir zählt noch

jens tuengerthal 6.8.25

Lustautonomie

Lustautonomie

Sex funktioniert nur mit anderen
Onanie begnügt sich mit sich
Was dazu noch Freiheit schenkt

Von anderen wie für sich auch
Erspart es viele Krankheiten
Erledigt nötiges viel schneller

Wie mit sicher gutem Ende 
Schwanger wird dabei auch
Keine noch je was also wohl

Immer unklarer macht wozu 
Menschen noch Sex haben
Außer um davon zu erzählen

Wie den seltenen Fällen der
Gemeinsamen Höhepunkte
Die galaktisch schweben lassen

Spricht sachlich mehr für Onanie
Ob es dafür ein Patent schon gibt
Oder die Natur einfach so ist
Bleibt am Ende noch unklar

Auch fehlt noch die staatliche
Förderung für alle Onanisten
Die sich und anderen so viel
Elend und Leiden ersparten

Als Betrag zur Entspannung
Sollte es Schulfach werden 
Statt immer noch Aberglaube 

Eine Gewerkschaft der Wixer
Könnte sich für ausreichend
Onanierpausen einsetzen

Rückzugsräume fordern wie
Es Gruppenweise unterstützen
Auch kindgerechte Pornofilme 
Wären ein Gebot der Stunde

Wie entspannt würde die Welt
Mit lauter befriedigten Menschen
In wenigen Generationen schon
Erledigte sich das Thema Sex

Autonome Selbstversorger lebten 
Glücklicher künftig für sich als
Wäre die ganze Welt bekifft

Es gäbe keine Vergewaltigungen mehr
Glückliche Männer und Frauen könnten 
Nebeneinander leben ohne sich mit

Ständigen Annäherungsversuchen
Länger noch quälen zu müssen
Selbst ist der Mensch und alles

Gute wird von Hand gemacht
Es scheint Zeit für mehr
Lustautonomie

jens tuengerthal 6.8.25

Liebesbalance

Liebesbalance 

Braucht die Liebe ein Gleichgewicht
Damit alle Beteiligten sich wohl fühlen
Ist diese Suche nach Gerechtigkeit
Noch bedingungslose Zuneigung

Tust du dies dann tu ich das
Haben wohl alle schon gehört
Die sich im miteinander versuchten
Es ist der Kampf um Positionen

Las darüber bei Jules und Jim um
Es im Lektürentagebuch zu verdichten 
Fand es einerseits sehr spannend
Andererseits auch lächerlich dabei

Neulich traf ich eine die übrigens
Das erste Date in diesem Jahr war
Weil ich mich um nichts bemühte
Sie es aber einfach vorschlug 

Sie gefiel mir sehr und wir kamen
Uns beim Wein langsam näher dann
Sprudelte ihre Leidensgeschichte der
Letzten Liebe einfach aus ihr raus

Er hatte sie verlassen und ihr das
Gefühl gegeben nicht zu genügen
Tat verständnisvoll das Gegenteil
Was ihre Verletzung etwas heilte

Wir verabschiedeten uns mit einem Kuss
Sie hatte noch zwei Dates danach und ich
Brauchte nichts anderes mehr dafür war
Sie danach wieder stark genug ihn

Nachdem sie all ihre Sachen abgeholt
Wieder in ihr Bett zu bitten und er kam 
Sie waren wieder im Gleichgewicht beim
Nächsten Date ließen wir den Kuss weg

Gerechtigkeit schenkt Zufriedenheit die
Fast der Befriedigung gleicht die viele
Nie miteinander erreichen vielleicht
Brauchen die Gleichgewicht statt Liebe

Kenne das zusammen Kommen was 
Nicht so normal ist wie ich dachte auch
Wenn es nur um Sex dabei geht ist es
Ein guter Spiegel der Liebe immer

Alleine Kommen ist wie onanieren
Nur zusammen dann halt aber ohne
Den harmonischen Einklang darüber
Der die Verbindung schweben lässt

Viele kennen nichts anderes und nennen
Gemeinsam onanieren Sex wie Liebe
Was nur ein gerechtes Geschäft ist
Um halt eine Beziehung zu haben

Wie gerne hielte ich nachts wieder einen
Zarten Körper im Arm und käme davor
Im besten aller Fälle noch zusammen
Oder opferte dies für Nähe die Liebe

Lieben möchte ich bedingungslos
Kein gutes Geschäft dabei machen
Nicht im Spiegel schauen ob es passt
Weil die Liebe sich selbst genug ist

Ist das nur ein Traum von Liebe der
Völlig unrealistisch immer bleibt oder
Lohnt die Richtige viel Geduld um
Mit sich im Gleichgewicht zu bleiben 

Viele kenne ich schon zur genüge
Ob die eine schon dabei war weiß ich
Nicht wir waren ja ständig beschäftigt
Mit dem Kampf ums Gleichgewicht

Lieber keine mehr haben als viele
Von denen nichts bleibt damit wenn
Eine zufällig vorbeikommt Platz ist
Einmal bedingungslos dabei zu sein

jens tuengerthal 6.8.25

Lektürentagebuch 5.8.25

Lektürentagebuch 5.8.25

Bei Jules und Jim verbringen Jim und 
Kathe eine wunderbar friedliche Zeit
Bis der Sohn einer früheren Geliebten
Von Jim sie besuchen kommt

Um Jules seinen Freund und Gastgeber
Nicht zu verletzen zeigt er dem Besuch
Gegenüber nicht seine Beziehung mit
Kathe was diese wieder missversteht

Kathe ist überzeugt Jim wollte sie nur
Verheimlichen weil die Mutter in Paris
Noch seine Geliebte sei erhebt sich
Mit bleichem Gesicht und verschwand

Arme Kathe sagte Jules nur und Jim
Sah die Hölle auf sich zukommen
Sie kam in der Nacht als er schon schlief 
Beobachtete ihn bis er erwachte 

Dann erzählte sie ihm freudestrahlend
Von ihrem Besuch bei einem Maler 
Der sich schon lange um sie bemühte
Wie nun alles im Gleichgewicht sei

Als Jim meinte es sei doch nichts
Gewesen wozu sie ein Gleichgewicht
Bräuchte erwidert Kathe doch für das
Was sie glaubte und nun sei alles gut

Seine Frage was dann sein inneres
Gleichgewicht wiederherstellen würde
Meint Kathe seine Tränen und küsste
Seine tatsächlich feuchten Augen

Kathe hielt ihn die ganze Nacht wie ein
Krankes Kind und erst am Morgen
Fanden sie wieder zueinander doch die
Neue Wunde schmerzte Jim lange 

Im nächsten Monat ist Jim in Paris
Sie schreiben sich täglich wie ein
Nicht endendes Gespräch dann
Plötzlich schwieg Kathe wieder

Nur Jules schrieb einmal aber dabei
Seltsam gewunden dann kommt ein
Ausschweifender Brief von Kathe in 
Dem sie von einer Terrasse erzählt

Jim versteht nicht was sie sagen will
Vermutet nur es sei wie die Andeutung 
In ihrem Tagebuch und beschließt sofort
Selbst das Gleichgewicht herzustellen

Er besucht eine Malerin die eigentlich
Auch einen anderen gerade hat aber
Beide gehen ohne große Gefühle zur
Sache tun es einfach trotz ihrer Lieben 

Er schrieb es ihr sofort worauf sie
Postwendend antwortete es sei 
Nichts von dem gewesen was er
Gedacht hätte was Jules bestätigte

Kathe verzieh ihm gab ihm sogar
Ihre Anerkennung für seine Wahl
Der Malerin war sie auch schon nah
Es kam eine Zeit innerer Unruhe

So vergeht noch ein Jahr mit ganz
Regelmäßigen Besuchen von Jim
Bei Kathe und Jules dann fahren
Jim und Kathe zum Luganer See

Haben zauberhafte Tage dort sind
Dabei ganz verliebt ertrinken nur 
Fast im Gewitter im Ruderboot
Was Kathe dann an Land rudert

Einige Monate später fahren dann
Jim und Kathe nach Venedig was 
Romantisch und am Strand des 
Lido etwas aufregend auch wird

Jim fühlt sich schlecht neben den 
Gebräunten und trainierten Italienern
Die versuchen Kathe anzuflirten doch 
Diese bleibt standhaft und wehrt sich

Nun wieder einige Tage in Venedig
Wird Kathe von einem Eis übel dabei
Echte Dramaqueen fällt sie mehrfach
In Ohnmacht und Jim muss sie tragen

Dies kehrt die vorige Situation um
Sie nennt ihn ihren Retter was alle
Männer am liebsten doch hören die
Gerne Angebetete Helden wären 

Einige heiße Tage verbringen sie nackt
Unter dem Moskitonetz lieben sich und
Dösen die Tage weg bis Kathe endlich
Die Idee hat an die Ostsee zu fahren

Sie schlug vor Jules und die Kinder
Abzuholen und alle gemeinsam nun
An die nördliche See zu fahren weil
Die Preußin doch ihr Preußen liebt

Dann fahren sie mit dem Zug gen
Norden können sich aufgrund der
Inflation sogar ein Schlafwagenabteil
Leisten und erleben überraschendes

Am ersten Bahnhofsbüffet bekommt
Ein Kellner der nicht mehr mit den 
Galoppierenden Preisen zurechtkam
Einen totalen Nervenzusammenbruch 

Er beschimpfte abwechselnd nun die
Gäste oder fing an zu weinen bis er
Abtransportiert wurde und so kamen
Beide schnell zu Jules und den Kindern

Das ständige auf und ab dieser Liebe
Die um das Gleichgewicht ringt dabei
Glückliche wie verzweifelte Momente
Nur in der Phantasie ist wie in echt

Braucht eine Liebe wirklich stets ein
Gleichgewicht oder trägt das nur die
Missverständnisse immer weiter weil
Beide jeweils anderes noch verletzt 

Lieben sich die beiden wirklich oder
Will nur einer den anderen besitzen
Nach seinen Regeln das Spiel führen
Was genügt es Liebe zu nennen

Gehört das auf und ab zur Liebe dazu
Wenn die Liebenden eben so sind
Kann es da ein richtig oder falsch
Überhaupt jemals geben im Leben

Weiß es nicht mehr und hüte mich
Die Liebe zu beurteilen die alles kann
Wie tut was ihr gefällt auch wenn die
Vernunft es bei der amour fou wüsste 

Sehr fein beschreibt Roché dieses
Wechselspiel der Verzweiflung die
Es eigentlich längst viel besser weiß
Doch tieferen Instinkten dabei folgt

Sehr richtig prophezeite Roché schon
Die Gedanken der vorigen geteilten
Liebe die ahnt es kann nicht gut gehen
Mit Jim und Kathe und doch lieben sie

Vielleicht kommt es in der Liebe als
Größte Abenteuerreise im Leben nie
Darauf an was passt oder vernünftig ist
Sondern zählt am Ende nur was bleibt 


Weiter geht es perfekt passend mit
Dem gerade eingetroffenen Band
Mit Texten von Helen Hessel unter
Dem Titel Ich schreibe aus Paris

Beginne hier von hinten mit dem
Klugen Nachwort von Mila Ganeva über
Die Mode Schriftstellerin Helen Hessel
Das eine gute Einführung bietet

Wie beschreibt eine Frau das Werk
Dieser in Jules und Jim häufig eher
Als emotional und wankelmütig noch
Gezeigten unkonventionellen Frau

Wer ist die Kathe aus Jules und Jim
Als kompetente Autorin zum Thema
Mode wie der Liebe in Paris als lange
Korrespondentin der Frankfurter Zeitung

Walter Benjamin etwa der ja auch mit
Helens Mann Franz Hessel befreundet 
War zitiert ihr Essay Vom Wesen der Mode
Im Passagenwerk als völlig gleichrangig

Mit Philosophen wie Simmel oder Valéry 
Sie galt als die Expertin in Fragen der
Mode die auch im Werk ihres Mannes
Etwas als Lella in Alter Mann auftaucht 

Auch im Rendezvous in Paris wie in
Verschiedenen Texten von Franz Hessel 
Taucht sie als kompetente Spezialistin
In ganz verschiedenen Rollen auf

Denke ich an den Flaneur in Berlin
Wo die Modesalons mit genauer
Sachkenntnis im Detail beschrieben
Wirkte sie auch an diesem Werk mit

Theodor Adorno etwa riet Benjamin
Mit Frau Hessel als unumstrittener
Expertin eine Stelle zur Mode aus
Dem Passagenwerk durchzugehen

Die meisten heutigen Leser denken
Bei Helen Hessel eher an die Kathe
Aus Jules und Jim von Roché das
Truffaut so genial 1962 verfilmte

Dabei wird Helen Hessel mit der 
Kathe verkörpernden Jeanne Moreau
In einem Atemzug genannt während
Literaten Franz hessels Frau sehen

Bekannt war höchstens noch ihr
Tagebuch von 1921 das sich auch
Um die amour fou mit Roché dreht
Doch war sie als Journalistin erfolgreich

Sie war durch ihre Arbeit als Autorin
Auch finanziell unabhängig und die
Mode gab ihr ein eigenes Thema
Zwischen Geschäft und Vergnügen 

Dabei schrieb sie meist unter ihrem
Mädchennamen Helen Grund doch
Blieb Hessel egal ob zwischendurch
Geschieden stets ihr legaler Name

Dies ist auch der Name auf ihrem
Grab auf dem Friedhof Montparnasse 
Wie der unter dem sie in Frankreich
Veröffentlichte wie zeitweise in den USA

Dort wurde sie dann wie passend hier
Als Übersetzerin von Nabokovs Lolita 
Noch bekannt die bis heute gängig ist
Was die Vielfalt ihrer Talente zeigt

Der Band stellt ihre Artikel der Jahre
Von 1921 bis 1938 zusammen die
Ihre Qualität beim Thema Mode belegen 
Was umfangreiche Recherche erforderte 

Bin sehr gespannt diese faszinierende
Frau aus eigener Feder nun zu lesen
Statt dem Bild ihrer Männer von ihr
Und stürze mich in den ersten Text

Mentor für neue Reiche ist dieser Text
Von 1921 überschrieben der sich an
Die Kriegsgewinnler ohne Tradition
Wendet die vorläufig nur Geld haben

Mit Ironie und viel Witz berät sie die
Vorläufig nur Geld haben um einen
Eigenen zeitgemäßen Stil zu finden
Statt nur das Bürgertum zu imitieren 

Wie sie ihre Töchter einrichten sollen
Unbedingt mit Badezimmer wie ihre
Bibliotheken mit Bänden über die
Fortpflanzung Hygiene und Lust

Welche Chance sie haben weil sie
Ohne uraltes Erbe der Familie das
Von Generationen noch Erinnerungen
Wie Gewohnheiten mitschleppt

Sie sollen lockere Anzüge tragen
Statt Frack Gehrock oder Cut um
Es sich zeitgemäß bequem zu
Machen ohne wen zu imitieren

Diese kleine Stilberatung einer
In Dingen der Mode erfahrenen
Die aus guter alter Familie kommt
Ist politisch wie philosophisch

Der Abgesang des alten Bürgertum
Den die Manns schon um 1900 mit
Viel Ironie anstimmten bekommt hier
Eine pragmatisch lachende Seite 

Selbstironisch wie spöttisch nimmt
Die kluge Autorin ein Thema auf
Das nach dem Krieg aktuell wurde 
Wie gehen wir mit Neureichen um

In gediegener Armut aus den geerbten
Resten wird über die stillosen Aufsteiger
Gerne mit erhobener Nase gelästert
Zeit es sich zeitgemäß schön zu machen

Ein politischer Text der den Stil als
Brücke zu einer Abrechnung nimmt
Mit einer untergegangenen Klasse die
Den neuen Siegern die Hand reicht 

Helen Hessel die diese Texte teils 
In der Frankfurter Zeitung noch
Veröffentlichte als Helen Grund
Scheint eine sehr lohnende Lektüre

Kurz in ihre Aphorismen noch die
Morgen weiter besprochen werden
Gelesen und es bleibt eine Freude
Diese elegante kluge Frau zu lesen

jens tuengerthal 5.8.25

Dienstag, 5. August 2025