Freitag, 8. August 2025

Lektürentagebuch 7.8.25

Lektürentagebuch 7.8.25

Erfahre noch im Vorwort von Filocolo von
Giovanni Boccaccio wie sein Vater es etwa
Zwischen 1335 und 1336 aufgab noch die
Begeisterung für den Handel zu wecken

Stattdessen sollte der hauptsächlich mit
Dichtung beschäftigte Filius nun das
Kanonische Recht in Neapel studieren
Das eine berühmte Hochschule dafür war

So wurde der etwa achtzehnjährige ein
Student an der Universität an der kurz
Vor ihm noch Cino da Pistoia lehrte der
Gefeierter Jurist und Freund Dantes war

Dazu war dieser selbst ein anerkannter 
Dichter dort hört er auch zum ersten mal 
Von Petrarca den er sofort verehrte und
Lernte Paolo da Perugia kennen

Dieser Leiter der königlichen Bibliothek
Galt als ein umfassend gebildeter Mensch 
Lernte die Astrologie durch Schriften von
Andalò del Negri kennen der ein Vorbild

Für Calmeta in Buch V wird er erweiterte
Auch seine mythologischen Kenntnisse
Las über die griechische und byzantinische 
Kultur was bis zum Titel Filocolo wirkte

Er studierte Autoren wie Ovid Vergil und
Sein großes Vorbild Dante die alle auch
Einfluss auf den Roman haben und spielt
Auf sie an oder nennt sie sogar direkt

Dazu zählen insbesondere die Werke von
Valerius Maximus der eine Sammlung 
Anekdoten über historische Personen 
Verfasst hatte die vielfältig inspirierten 

Nicht zu vergessen Vergils Aeneis welche 
Die Flucht des Trojaners Aeneas aus dem
Brennenden Troja beschreibt wie seinen 
Weg nach Italien und die Gründung Roms

Auch Ovids Metamorphosen und seine
Dito im 1. Jahrhundert verfasste große
Liebeskunst wirken wie Dantes Commedia
Als Jenseitsreise im Text noch weiter

So ruft Boccaccio diese Vorbilder am Ende
Des Filocolo als Lehrer und Vorbilder an 
Sie bittet er auch um Verzeihung dass er
Es gewagt hätte so lang zu schreiben

Diese Bescheidenheitsgeste gehört zum 
Genre und ist vielmehr als ein Ausdruck
Großen Selbstvertrauens zu lesen was 
Sollte er im Auftrag Fiamettas auch tun

Sie hatte ihn aufgefordert die Geschichte
In einem angemessenen Rahmen neu 
In der Volkssprache zu erzählen um so
Ein weibliches Publikum anzusprechen

Diese Begründung taucht später im
Decameron wieder auf und bezieht sich
Auch die Vorbilder Dante und Cino die
Dichtung im Florentiner volgare begannen

Ein weibliches Publikum anzusprechen
Wie damit die verbesserte Auflage der
Schöpfung für sich zu gewinnen scheint
Einem Dichter im übrigen immer würdig

Wie faszinierend ist es in diese Welt der
Frühen italienischen Literatur einzutauchen
Die großen antiken Zusammenhänge der 
Erzählung zu sehen im Übergang

Das Mittelalter endete in Italien mit der
Renaissance der Wiedergeburt der Antike
Die in Philosophie und Literatur sich zeigt
Wie weit geht Boccaccio der Zeit voraus

So wird Dante der Renaissance schon
Zugerechnet auch wenn hundert Jahre
Vor dem Quattrocento noch und auch
Einen Boccaccio treibt dieser Geist

Es ist die literarische Brücke zwischen
Mittelalter in seiner Frömmigkeit und
Der zum kritischen Denken führenden
Moderne die hier literarisch beginnt


Bei Jules und Jim sind nach der Rückkehr
Von Jim aus Amerika Kathe und Jim in
Paris und arbeiten beide eine ganz neue
Situation kein Urlaub nur sondern Leben

Es kommt zu Spannungen die sie aber
Überstehen dann suchen sie ein Haus
Für die Familie in der Umgebung auf
Dem Land und Kathe findet es auch

Wie wenig später ein wintertaugliches
Mit drei Etagen von denen sie zwei
Bewohnen die größten Zimmer sind
Jules Arbeitszimmer in dem er schläft

Wie Kathes Schlafzimmer im ersten Stock
Mit Blick auf eine Platane das mit alten 
Honigfarbenen Eichenmöbeln gefüllt mit
Himmelbett auf dem Kathe nach Honig 

Duftete und sie wollten dort zwei Jahre
Bleiben was viel war das Honigzimmer 
Wurde ihr Zimmer des Glücks das dem 
Kapitel seinen Namen gab eine gute Zeit

Als Jims Mutter auf Reisen ist lädt er
Kathe in seine Wohnung in Paris wo
Sie am Abend in die Musichall gehen
Wo Kathe dann bewusstlos wird

Sie hatte nur kurz Luft schnappen wollen
War mit dem Kopf gegen eine Heizung und
Hatte eine Platzwunde die genäht wurde
Bekommt wieder größte Aufmerksamkeit

Im Frühling suchen Kathe und Jim einen
Badestrand auf der Insel Oléron wo Kathe
In Dämmerung und Nebel schwimmt den
Besorgten Jules wieder ewig warten lässt

Sie war an einer anderen Stelle wieder
An Land gegangen dachte Jim wäre
Weg um sie nackt ins Dorf laufen zu lassen 
Ihre Wut dauerte bis zum nächsten Tag

So erleben sie auf Reisen in Frankreich
Noch manche schöne typische Abenteuer
Die schöne Geschichten erzählen können
Von der Liebe und den beiden Liebenden

Als Jim es sich endlich leisten konnte
Kathe ein kleines Auto zu schenken
Veränderte das ihr Leben kolossal
Keine vollen Vorortzüge mehr nötig

Nach einer Griechenlandreise von Jim 
Diesmal ohne Jules der übersetzen musste
Holte Kathe ihn an der Riviera ab beide
Machen eine Frankreich Rundfahrt 

Wie herrlich solche für die Liebe sind
Durfte der Flaneur Mitte der neunziger
Nach dem Examen mit seiner damals
Verlobten Prinzessin noch erfahren 

Der Beschreibung nach fuhren sie teils
Die gleichen Strecken auch was nach
Der Schönheit betrachtet verständlich ist
Liebevolle Erinnerungen bei mir weckte

Zurück erzählt Jules der die ständigen
Streitereien der beiden hört ihnen ein
Altes Hindumärchen über die Liebe
Dessen Interpretation sie diskutieren

Kathe gefiel es und Jules meinte zu ihr
Für sie muss in einer Liebe wenigstens
Einer immer die Treue halten und zwar
Der andere sie erwarte Anpassung

Doch in einer Liebe fügte Jules hinzu
Musst du den anderen so lieben wie er
Eben ist und nicht ändern wollen das
Wäre nicht mehr der geliebte Mensch

Jim wollte vor Kathe sterben denn 
Überleben war eine Sünde wie die
Spinnenmännchen und die Spinnen 
Wüssten und diese zöge andere nach

Die existenziellen Fragen der Liebe
Werden in der Konfrontation mit dem
Tod deutlich und nicht umsonst nennen 
Die Franzosen den Höhepunkt kleinen Tod

Zeiten des Glücks wechseln mit ständigen
Konflikten über Missverständnisse die zu
Machtkämpfen werden die eher schon
Vom Ende der Liebe zu künden scheinen

Ist von friedlicher Liebe träumen eher
Unrealistisch oder eine Erwartung die
Natürlich enttäuscht werden muss weil
Sie die Liebe in ein Korsett zwingt

Frage es mich und denke immer mehr
Vielleicht ist es besser inkompatibel für
Den Rest der Zeit zu bleiben um sich 
Vernünftigerweise manches zu ersparen

Aber das alles gilt nichts wenn eine nur
Den Funken der Liebe in mir entzündet 
Stehe ich gern in hellen Flammen um 
Noch einmal für immer zu glauben

Dies trotz vielhundertfacher Erfahrung
Mindestens so häufigem Leiden auch
Weil die Liebe unbelehrbar bleibt wie
Jedesmal ein völlig neues Wunder ist


Über Helen Hessels erste Publikationen
Gelesen wobei tatsächlich der Mentor
Für Reiche die im Januar 1921 in der 
Neuen Zeitung das Tage-Buch erschien

Ihr öffentlicher Erstling war sie war über
Franz Hessels Kontakte zu Rowohlt mit
Dem Herausgeber Stefan Großmann in
Kontakt gekommen dem der Text gefiel 

Sie veröffentliche diesen dort unter
Ihrem Mädchennamen Helen Grund
Von dem ersten Honorar überwies sie
Dankbar 20 Mark an Roché für seine Hilfe

Schon dieser erste Artikel weist auf die
Ihr wichtigen Themen hin also weibliches
Selbstbewusstsein Stil und Mode sie hielt
Moderne Ideale einer neuen Zeit hoch

Später lieferte sie dem Tage-Buch vor
Allem Aphorismen die großen Anklang
Unter den Freunden fanden so lobte
Samuel Fischer sie in einem Brief

Mit Polygame Frau und So ist es! 
Betitelt spiegelten die Geschichten
Helens Leben wieder und die Unfähigkeit
Leben und Schreiben je zu trennen

Diese Bemerkung aber passt noch
Viel mehr auf ihre beiden Männer
Franz Hesel und Henri-Pierre Roché
Nur wird es dort ein Talent genannt

Nach dem kreativen Ausbruch 1921
Legte Helen die Feder erstmal zur
Seite um das Sommerhaus auf der
Insel Wollin heute Polen zu bauen

Dieses Vorhaben scheiterte dann
Weil nie genug Geld vorhanden war
Ist worum es gestern in Jules und Jim
Ging wo ich nicht an Wollin dachte

Zumindest wird im katholischen Polen
Heute keiner nackt in den Dünen tollen
Wie so manches Denken längst wieder
Unfreier ist als zu Helens Zeiten noch

Die Übermacht christlicher Idioten
Aus den USA trägt dazu bei sowohl
Das Reden über Sex wie auch die
Nacktheit wieder zu tabuisieren

Wer je die Zensur in Sozialen Medien
Betrachtete wird bemerken können wie
Frauen wieder in unfreie Rollen gegen
Alle Natur gedrängt werden sollen 

Wie schön wäre es wenn Sexualität
In aller Freiheit normal würde statt
Moralisch beurteilt zu werden der
Lust und dem Glück nur diente

Helen Hessel lebte diese Freiheit
Mit ihren beiden Männern was ein
Vorbild bis heute sein könnte doch 
Weit entfernt sind wir davon wieder

Weiteren Aphorismen die ich schon las
Werde ich mich morgen ausführlich
In Versen noch widmen sie sind es
Jeder für sich auch wert

jens tuengerthal 7.8.25

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