Mittwoch, 6. August 2025

Lektürentagebuch 5.8.25

Lektürentagebuch 5.8.25

Bei Jules und Jim verbringen Jim und 
Kathe eine wunderbar friedliche Zeit
Bis der Sohn einer früheren Geliebten
Von Jim sie besuchen kommt

Um Jules seinen Freund und Gastgeber
Nicht zu verletzen zeigt er dem Besuch
Gegenüber nicht seine Beziehung mit
Kathe was diese wieder missversteht

Kathe ist überzeugt Jim wollte sie nur
Verheimlichen weil die Mutter in Paris
Noch seine Geliebte sei erhebt sich
Mit bleichem Gesicht und verschwand

Arme Kathe sagte Jules nur und Jim
Sah die Hölle auf sich zukommen
Sie kam in der Nacht als er schon schlief 
Beobachtete ihn bis er erwachte 

Dann erzählte sie ihm freudestrahlend
Von ihrem Besuch bei einem Maler 
Der sich schon lange um sie bemühte
Wie nun alles im Gleichgewicht sei

Als Jim meinte es sei doch nichts
Gewesen wozu sie ein Gleichgewicht
Bräuchte erwidert Kathe doch für das
Was sie glaubte und nun sei alles gut

Seine Frage was dann sein inneres
Gleichgewicht wiederherstellen würde
Meint Kathe seine Tränen und küsste
Seine tatsächlich feuchten Augen

Kathe hielt ihn die ganze Nacht wie ein
Krankes Kind und erst am Morgen
Fanden sie wieder zueinander doch die
Neue Wunde schmerzte Jim lange 

Im nächsten Monat ist Jim in Paris
Sie schreiben sich täglich wie ein
Nicht endendes Gespräch dann
Plötzlich schwieg Kathe wieder

Nur Jules schrieb einmal aber dabei
Seltsam gewunden dann kommt ein
Ausschweifender Brief von Kathe in 
Dem sie von einer Terrasse erzählt

Jim versteht nicht was sie sagen will
Vermutet nur es sei wie die Andeutung 
In ihrem Tagebuch und beschließt sofort
Selbst das Gleichgewicht herzustellen

Er besucht eine Malerin die eigentlich
Auch einen anderen gerade hat aber
Beide gehen ohne große Gefühle zur
Sache tun es einfach trotz ihrer Lieben 

Er schrieb es ihr sofort worauf sie
Postwendend antwortete es sei 
Nichts von dem gewesen was er
Gedacht hätte was Jules bestätigte

Kathe verzieh ihm gab ihm sogar
Ihre Anerkennung für seine Wahl
Der Malerin war sie auch schon nah
Es kam eine Zeit innerer Unruhe

So vergeht noch ein Jahr mit ganz
Regelmäßigen Besuchen von Jim
Bei Kathe und Jules dann fahren
Jim und Kathe zum Luganer See

Haben zauberhafte Tage dort sind
Dabei ganz verliebt ertrinken nur 
Fast im Gewitter im Ruderboot
Was Kathe dann an Land rudert

Einige Monate später fahren dann
Jim und Kathe nach Venedig was 
Romantisch und am Strand des 
Lido etwas aufregend auch wird

Jim fühlt sich schlecht neben den 
Gebräunten und trainierten Italienern
Die versuchen Kathe anzuflirten doch 
Diese bleibt standhaft und wehrt sich

Nun wieder einige Tage in Venedig
Wird Kathe von einem Eis übel dabei
Echte Dramaqueen fällt sie mehrfach
In Ohnmacht und Jim muss sie tragen

Dies kehrt die vorige Situation um
Sie nennt ihn ihren Retter was alle
Männer am liebsten doch hören die
Gerne Angebetete Helden wären 

Einige heiße Tage verbringen sie nackt
Unter dem Moskitonetz lieben sich und
Dösen die Tage weg bis Kathe endlich
Die Idee hat an die Ostsee zu fahren

Sie schlug vor Jules und die Kinder
Abzuholen und alle gemeinsam nun
An die nördliche See zu fahren weil
Die Preußin doch ihr Preußen liebt

Dann fahren sie mit dem Zug gen
Norden können sich aufgrund der
Inflation sogar ein Schlafwagenabteil
Leisten und erleben überraschendes

Am ersten Bahnhofsbüffet bekommt
Ein Kellner der nicht mehr mit den 
Galoppierenden Preisen zurechtkam
Einen totalen Nervenzusammenbruch 

Er beschimpfte abwechselnd nun die
Gäste oder fing an zu weinen bis er
Abtransportiert wurde und so kamen
Beide schnell zu Jules und den Kindern

Das ständige auf und ab dieser Liebe
Die um das Gleichgewicht ringt dabei
Glückliche wie verzweifelte Momente
Nur in der Phantasie ist wie in echt

Braucht eine Liebe wirklich stets ein
Gleichgewicht oder trägt das nur die
Missverständnisse immer weiter weil
Beide jeweils anderes noch verletzt 

Lieben sich die beiden wirklich oder
Will nur einer den anderen besitzen
Nach seinen Regeln das Spiel führen
Was genügt es Liebe zu nennen

Gehört das auf und ab zur Liebe dazu
Wenn die Liebenden eben so sind
Kann es da ein richtig oder falsch
Überhaupt jemals geben im Leben

Weiß es nicht mehr und hüte mich
Die Liebe zu beurteilen die alles kann
Wie tut was ihr gefällt auch wenn die
Vernunft es bei der amour fou wüsste 

Sehr fein beschreibt Roché dieses
Wechselspiel der Verzweiflung die
Es eigentlich längst viel besser weiß
Doch tieferen Instinkten dabei folgt

Sehr richtig prophezeite Roché schon
Die Gedanken der vorigen geteilten
Liebe die ahnt es kann nicht gut gehen
Mit Jim und Kathe und doch lieben sie

Vielleicht kommt es in der Liebe als
Größte Abenteuerreise im Leben nie
Darauf an was passt oder vernünftig ist
Sondern zählt am Ende nur was bleibt 


Weiter geht es perfekt passend mit
Dem gerade eingetroffenen Band
Mit Texten von Helen Hessel unter
Dem Titel Ich schreibe aus Paris

Beginne hier von hinten mit dem
Klugen Nachwort von Mila Ganeva über
Die Mode Schriftstellerin Helen Hessel
Das eine gute Einführung bietet

Wie beschreibt eine Frau das Werk
Dieser in Jules und Jim häufig eher
Als emotional und wankelmütig noch
Gezeigten unkonventionellen Frau

Wer ist die Kathe aus Jules und Jim
Als kompetente Autorin zum Thema
Mode wie der Liebe in Paris als lange
Korrespondentin der Frankfurter Zeitung

Walter Benjamin etwa der ja auch mit
Helens Mann Franz Hessel befreundet 
War zitiert ihr Essay Vom Wesen der Mode
Im Passagenwerk als völlig gleichrangig

Mit Philosophen wie Simmel oder Valéry 
Sie galt als die Expertin in Fragen der
Mode die auch im Werk ihres Mannes
Etwas als Lella in Alter Mann auftaucht 

Auch im Rendezvous in Paris wie in
Verschiedenen Texten von Franz Hessel 
Taucht sie als kompetente Spezialistin
In ganz verschiedenen Rollen auf

Denke ich an den Flaneur in Berlin
Wo die Modesalons mit genauer
Sachkenntnis im Detail beschrieben
Wirkte sie auch an diesem Werk mit

Theodor Adorno etwa riet Benjamin
Mit Frau Hessel als unumstrittener
Expertin eine Stelle zur Mode aus
Dem Passagenwerk durchzugehen

Die meisten heutigen Leser denken
Bei Helen Hessel eher an die Kathe
Aus Jules und Jim von Roché das
Truffaut so genial 1962 verfilmte

Dabei wird Helen Hessel mit der 
Kathe verkörpernden Jeanne Moreau
In einem Atemzug genannt während
Literaten Franz hessels Frau sehen

Bekannt war höchstens noch ihr
Tagebuch von 1921 das sich auch
Um die amour fou mit Roché dreht
Doch war sie als Journalistin erfolgreich

Sie war durch ihre Arbeit als Autorin
Auch finanziell unabhängig und die
Mode gab ihr ein eigenes Thema
Zwischen Geschäft und Vergnügen 

Dabei schrieb sie meist unter ihrem
Mädchennamen Helen Grund doch
Blieb Hessel egal ob zwischendurch
Geschieden stets ihr legaler Name

Dies ist auch der Name auf ihrem
Grab auf dem Friedhof Montparnasse 
Wie der unter dem sie in Frankreich
Veröffentlichte wie zeitweise in den USA

Dort wurde sie dann wie passend hier
Als Übersetzerin von Nabokovs Lolita 
Noch bekannt die bis heute gängig ist
Was die Vielfalt ihrer Talente zeigt

Der Band stellt ihre Artikel der Jahre
Von 1921 bis 1938 zusammen die
Ihre Qualität beim Thema Mode belegen 
Was umfangreiche Recherche erforderte 

Bin sehr gespannt diese faszinierende
Frau aus eigener Feder nun zu lesen
Statt dem Bild ihrer Männer von ihr
Und stürze mich in den ersten Text

Mentor für neue Reiche ist dieser Text
Von 1921 überschrieben der sich an
Die Kriegsgewinnler ohne Tradition
Wendet die vorläufig nur Geld haben

Mit Ironie und viel Witz berät sie die
Vorläufig nur Geld haben um einen
Eigenen zeitgemäßen Stil zu finden
Statt nur das Bürgertum zu imitieren 

Wie sie ihre Töchter einrichten sollen
Unbedingt mit Badezimmer wie ihre
Bibliotheken mit Bänden über die
Fortpflanzung Hygiene und Lust

Welche Chance sie haben weil sie
Ohne uraltes Erbe der Familie das
Von Generationen noch Erinnerungen
Wie Gewohnheiten mitschleppt

Sie sollen lockere Anzüge tragen
Statt Frack Gehrock oder Cut um
Es sich zeitgemäß bequem zu
Machen ohne wen zu imitieren

Diese kleine Stilberatung einer
In Dingen der Mode erfahrenen
Die aus guter alter Familie kommt
Ist politisch wie philosophisch

Der Abgesang des alten Bürgertum
Den die Manns schon um 1900 mit
Viel Ironie anstimmten bekommt hier
Eine pragmatisch lachende Seite 

Selbstironisch wie spöttisch nimmt
Die kluge Autorin ein Thema auf
Das nach dem Krieg aktuell wurde 
Wie gehen wir mit Neureichen um

In gediegener Armut aus den geerbten
Resten wird über die stillosen Aufsteiger
Gerne mit erhobener Nase gelästert
Zeit es sich zeitgemäß schön zu machen

Ein politischer Text der den Stil als
Brücke zu einer Abrechnung nimmt
Mit einer untergegangenen Klasse die
Den neuen Siegern die Hand reicht 

Helen Hessel die diese Texte teils 
In der Frankfurter Zeitung noch
Veröffentlichte als Helen Grund
Scheint eine sehr lohnende Lektüre

Kurz in ihre Aphorismen noch die
Morgen weiter besprochen werden
Gelesen und es bleibt eine Freude
Diese elegante kluge Frau zu lesen

jens tuengerthal 5.8.25

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