Donnerstag, 7. August 2025

Lektürentagebuch 6.8.25

Lektürentagebuch 6.8.25

Es geht mit Jim Kathe und den Kindern
Auf eine Ostseeinsel wo es ihnen so gut
Gefällt dass sie gleich ein Haus bauen
Wollen in der Form eines Schiffes

Überlegte bei der Lektüre natürlich ob
Es Hiddensee oder Usedom sein soll
Mehr spricht für die erstere wo gerne
Künstler sich zusammenfanden

Sie tollen mit den Kindern nackt durch
Die Dünen finden die Fischer so ganz 
Anders als in Venedig mit blauen Augen
Wie Jim sie noch nie gesehen hatte

Kathe die einen neuen Pass auf dem
Amt beantragt und dort vom Beamten
Begutachtet wird muss hören sie hätte 
Graue und nicht blaue Augen verglichen

Das Licht war so wundervoll wie es
Kathe beschrieben hatte und Jim
Verstand nun das Heimweh von Kathe
Die plötzlich ein Grundstück kaufte

Dann kam ein verfrühtes Honorar
Für Jim womit die Baupläne konkret 
Wurden und Kathe stürzte sich sofort
Mit allem Eifer in die Pläne für ihr Haus

Jim musste als ihn ein Telegramm
Von seinem Freund Jack erreichte 
Zurück nach Paris und fuhr dann
Mit Jack und seiner Frau wieder

Um deren Kunstsammlung zu
Vervollständigen nach Italien
Erst Venedig dann Rom wo
Sie nach langer Suche eine

Besondere Handschrift fanden
Genau beobachtet Jim das Paar
Die so anders als Kathe und er
Voll zärtlicher Rücksicht waren

Jacks schwaches Herz verhinderte
Dass die beiden sich oft vereinten
Doch sie ertrugen sich ständig was
Bei Kathe und Jim nie lange gut ging

Kathe blieb auf der Insel wo sie die
Bauarbeiten beobachtet bis sie zu
Weihnachten mit den Handwerkern
Richtfest des Hauses feiern kann 

Jim wollte Jack gerne noch Kathe 
Vorstellen und da es in Berlin gute 
Sammlungen gäbe lohnte die kurze
Reise von Berlin nach Paris

Sie trafen sich mit Kathe die sich
Sofort gut mit Jack verstand die
Beiden ähnlich dominanten Wesen
Ließen sich sogar ausreden dabei

Micheline Jacks Frau blieb in Paris 
Ließ sich in dieser Zeit malen von
Einem bekannten Künstlern malen
Dem sie aus Jacks Sicht zuviel zeigte

Jim wurde für fünf Monate nach
Amerika geschickt sah viele seiner
Alten Geliebten dort aber blieb treu 
Hoffte nur Kathe wäre es auch


Die wirkliche Kathe Helen Hessel wurde
Am 30. April 1886 in Berlin geboren wie
Mila Ganeva im sehr guten Nachwort des
Bandes Ich schreibe aus Paris berichtet

Sie wurde schon mit 16 von ihren Eltern
Zu Verwandten nach England geschickt
Schrieb in ihren Briefen Zeitlebens ein
Kauderwelsch aus drei Sprachen

Sie wollte zuerst Malerin werden dabei
Waren angeblich Käthe Kollwitz und 
Ab 1912 in Paris Fernand Léger ihre
Lehrer sie lebte auch in Montparnasse 

Helen Grund wurde im Katalog der
Berliner Secession von 1912 mit einer
Aktstudie erwähnt in Paris verkehrte sie
Im Café du Dôme mit deutscher Bohème

In jenem Café lernte sie 1912 Franz Hessel
Kennen der hier seit 1906 Stammgast war
Sowie seinen Freund Henri-Pierre Roché 
Im Jahre 1913 heiratet Helen Franz Hessel 

Aus der Ehe wurden 1914 und 1917 die
Beiden Söhne Ulrich und Stefan später
Stéphane geboren der erste Weltkrieg
Unterbrach Helens Pariser Leben

Die stürmischste Zeit ihres Lebens begann
Als die Familie 1920 eine Villa südlich von
München mieteten wohin im August dann
Roché kam womit Jules und Jim begänne

Was nehmen wir die literarischen Berichte
Von Hessel und Roché ernst nicht stimmt 
Jedenfalls begann nun eine Zeit der auch
Gesteigerten Liebesturbulenzen für sie 

Roché notierte 1920 die Bemerkung von
Franz Hessel das Helen nachhaltige
Berufliche Beschäftigung bräuchte die
Kinder würden ihr bald nicht genügen

Hessel hält seine Frau für hochbegabt
Aber chaotisch sie brächte kaum etwas
Zu Ende nach der Abreise von Roché 
Schreibt sie ihre Erinnerungen auf

Dieses Journal wird neben der Liebe
Wie ihrem gemeinsamen Erlebnis auch
Mit ungezügelten Phantasien wie teils
Erfundenen Dialogen noch gefüllt

Sie schrieb an Roché sie wage nicht
Seine Anwesenheit zu wünschen die 
Neue Erlebnisse zu den Erinnerungen
Hinzufügten dann fände sie kein Ende

Inwieweit Helens Journal und Rochés
Carnets die Basis für Jules und Jim
Bildeten ist unklar er hatte später
Die Hefte aber zu Beginn 1941 nicht

Auch in dieser Zeit malte Helen noch
Doch ließ ihr Interesse daran nach
Wurde durch das Tagebuch ersetzt
Leben Lieben Schreiben war ihr Leben

Als ersten ihrer Aphorismen darum auch
Der Polygame Frau aus dem Tagebuch
Vom 29. Januar 1921 der Fragen stellt
Nach dem Gott in wechselnder Form

“Wer? - Bist es Du? - Ein Vergessener? - Der in der Zukunft? - Alle -. Es naht mir der Gott in immer wechselnder Form.”

Der Gedankensprung einer freien Frau
Die sich ihre Männer und Frauen nahm
Voller Gefühl ihr Leben führte und dabei
Ein vitaler energiereicher Vulkan blieb

Wieviel Prometheus steckt darin noch
Immer bei jener Frau die Friedrich den 
Großen bewunderte die zugleich altes
Preußen liebte und das Gegenteil war

Es ist die gleiche freie Frau die im Juli 
In ihr Tagebuch schrieb Recht hätte man
Immer nur einen Augenblick und wer sich
Täuscht damit andere auch betrügt 

Größe hatte für sie kein Maß für 
Kleinlichkeit und Laster sind bloß 
Organische Fehler auch erlebt niemand
Was außerhalb seiner Phantasie liegt

Sie hält Worte für der Geistes Kerker
Erkennt als Gottes Manko seine stets
Fruchtlosigkeit während sie Bildung
Eine bloße Einbildung nur nennt

Meint dass manche Pastoren werden
Nur um nicht unterbrochen zu werden
Sterblichkeit Menschen über Statuen hebt 
Beim Begräbnis die Leiche nur Statist ist

Totengräbern sollte lieber nicht auf
Wiedersehen gesagt werden auch
Damit morgen düngt was heute stinkt
Tod sei des Lebens letzter Übermut 

So wäre ohne den Himmel die Hölle
Ein Paradies während das Talent sich
Zu schaffen macht schaffte das Genie 
Sei Ironie die Grazie der Verachtung

Ob ein gutes Gewissen das gefährlichste
Schlafmittel ist und Bescheidenheit nur
Den Erfolgreichen ziert entsprechend
Pech Schuld ist und Rat hindert fragt sie

Lässt Wohltun den besten Freund 
Verlieren und kränkt wer denkt weil 
Wer nicht begehrt zerstört wie der Wurm
Sich auch ungetreten noch krümmt

Verführen die Dummen weniger Dumme
Wirklich zum Größenwahn ist Gehorsam
Eine Form der Lebensversicherung dabei
Erledigte ihre Vergangenheit beschäftigt 

Ob der Gedanke an Selbstmord nur der
Schnuller der Erfolglosen ist so den 
Genügsamen die Etappe zum Ziel wird 
Sie der Welt zu kostspielig auch sind

Ist Überfuss das Maß der Götter die
Genügsamkeit der Takt der Armut 
Resignation Wurzel allen Stumpfsinns
Liebe Privatsache ist soziale Arbeit weckt

Dieser Versuch die klugen Aphorismen 
Der da schon Helen Hessel in Verse zu
Legen ist eine Verneigung vor der großen
Künstlern die sie noch mehr war

Vielleicht passen Aphorismen als stete
Gedankensprünge zu dieser vitalen Frau
Ihre Momente aufzufangen die wie Blitze 
Den geistigen Himmel hell erleuchten 

Wie hielt dieser tosende Vulkan voller
Immer neuer Energie es nur mit ihrem
Mann dem lethargischen Franz Hessel aus
War diese Kombination so vollkommen

Unsicher ob es auf diese Fragen je
Sichere Antworten gibt ist schon die
Suche in deren Leben ein Glück was 
Wie eine bereichernde Liebe wirkt

Dankbar folge ich der Lektüre die
Dem Bild der drei aus Jules und Jim
Die sich um Kathe immer drehten
Neue weibliche Farben damit gibt

Große Lektüre führt uns Leser stets
Ein Stück näher zu sich und öffnet beim
Blick nach Innen weitere Horizonte 
Denke ich der die Frauen einfach liebt 

jens tuengerthal 7.8.25

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