Lektürentagebuch 13.6.25
Nach dem Festmahl beginnt nun
Der entspannte Teil des Abends
Die Damen gehen ins Landschaftszimmer
Wo der alte Konsul Flöte spielt
Sein Sohn geht mit den Herren
Außer Pastor Grabow und dem
Dichter Hoffstede auf langen Wegen
Zum Billardzimmer im Seitenflügel
Einen Moment noch denkt er wie
Gern er seine Zigare nun in Ruhe im
Sessel im Landschaftszimmer rauchte
Riefe ihn nicht die Gastgeberpflicht
Die Wärme und die Sehnsucht mit der
Mann dies beschreibt offenbart sowohl
Den Raucher wie die eigene Liebe zum
Rückzug statt der Männerspiele
Schon beginnt eine heiße fast schon
Wütende Diskussion um den gerade
Aktuellen Beitritt zum Zollverein
Der seit 1834 bestand und so zur
Einigung vor der Reichsgründung
Von 1871 führte was auch der
Europäischen Einigung mit dem
Binnenmarkt und Euro ähnelt
Der Weinhändler Köppen ist strikt
Gegen den Zollverein der doch die
Selbständigkeit der Hansestadt damit
Gefährdete wie er auf Platt einwirft
Der Konsul ist weitsichtiger wie als
Getreidehändler interessiert daran
Als gerade der Streit zu eskalieren
Droht kommen Dichter und Pastor
Der gute Jean Jacques Hoffstede
Gibt einen wunderbar doppelbödigen
Leicht sexuellen Vers über der
Sachsen Marschall und die Pompadour
Zum besten die er des Königs Schwert
Wie seine Scheide nannte womit er
Die Lacher alle auf seiner Seite hatte
Die Diskussion sich damit auflöste
Auch der eben noch hoch empörte
Köppen wiederholte sich lachend
Die Verse mit seinem Bass wieder
Mit Welt und allem in Harmonie
Wieviel Weisheit steckt darin so
Manche Runden zu trennen um
Entspannt miteinander zu scherzen
Ohne Empörung zu fürchten
Ob eine solche zeitweise Trennung
Der Geschlechter vielleicht sogar
Allen Seiten besser tun kann mag
Diskutieren wer es für nötig hält
Vielleicht führen uns auch manche
Extreme unserer Zeit zurück zum
Natürlichen Verhältnis der Geschlechter
Was immer dieses auch sein mag
Nach großer Genderaufregung wie
Schlichtem Trump Chauvinismus täte
Ein ruhiges Mittelmaß allen besser
Auch übereinander lachen zu können
Dahin über lustig doppelbödige Verse
Wieder zu gelangen fände ich elegant
Ermöglicht dem Dichter die Enthaltung
Wie gelegentlich sexuelle Anspielungen
So lässt sich aus dem Buddenbrooks
Als echtem Klassiker bis in unsere Zeit
Noch manches im Umfang miteinander
Lernen was das Leben erleichtert
Statt sich über Herrenwitze hier nur
Zu empören täte es besser viel mehr
Miteinander wie über sich zu lachen
Da das Leben Elend genug doch ist
Zollvereinstreit und auch Grenzschutz
Diskussionen führen in die Irre uns nur
Manche Konflikte werden besser durch
Ablenkung und Witze gelöst als ernsthaft
Im Zauberberg kommt Konsul James Tienappel seinen Neffen besuchen
Mit der festen Absicht diesem nach
Acht Tagen mit nach Hamburg zu nehmen
Wie gelassen Hans Castorp auf diesen
Via Telegramm angekündigten Besuch
Der auf lächerliche acht Tage angesetzt
Reagiert zeigt seine innere Stabilität
Unruhig dagegen wird Onkel James
Der mit seinen knapp über vierzig fast
Doppelt so alte der auch sogleich
Einen Termin beim Hofrat will
Sogleich geht natürlich nichts doch
Innerhalb der geplanten acht Tage
Des Besuchs wäre es möglich doch
Gewesen hätte nicht James lieber
Vorab die Flucht ergriffen nachdem
Er zuvor einer Dame bereits mehrfach
In Gegenwart des Hofrats sogar noch
Zuprostete also Teil des Ganzen wurde
Dies nachdem ihn der Hofrat schon
Auf den ersten Blick als total anämisch
Wie anfällig für Tuberkulose diagnostizierte
Er spürte wie fern sein Kontor ihm wurde
Der Onkel den Hans mit der Kutsche
Mit dem Hinkenden am Bahnhof abholte
Erlebte ähnliches wie Hans zu Beginn
Wurde von der Gesellschaft aufgesogen
Lernte das sich einwickeln in Decken
Bekam das große Zittern und Frieren
Schlief fast rauchend im Bett ein mit
Dann womöglich katastrophalen Folgen
Der Zauberberg und das Leben im
Sanatorium Berghof ergriffen ihn und
Verzauberten den Hanseaaten schnell
Der fast sein Zeitgefühl schon verlor
Bevor ihn der magische Berg dann
Endgültig auch emotional fesselte
Ergriff er Hals über Kopf die Flucht
Ohne Abschied mit dem ersten Zug
Nun ist Hans Castorp endgültig frei
Keiner käme mehr ihm zu holen
Nach dem Scheitern von James
Gab das Flachland ihm nun auf
Bei Joseph und seine Brüder geht es
Weiter mit dem Kapitel das erste Jahr
In dem Mut noch alles tut ihre Liebe
Vor sich und anderen zu verhehlen
Wie sie im zweiten Jahr sich ihm
Zu erkennen gab sie schließlich
Im dritten Jahr ihm sogar antrug
Mit dem bekannt tragischen Ergebnis
Wie die erste Liebe einer schon
Reifen Frau sie nun ganz ergreift
Zugleich verzaubert wie verwandelt
Ihr Denken gegen alle Vernunft bestimmt
Sie die zuerst noch alles versucht
Die Verführung von ihrem Hof durch
Das Gespräch mit Potiphar zu beenden
Sich ihm mit Gewalt zu entziehen
Ist dem schönen unwilligen Jüngling
Nun jeden Tag ausgesetzt was die
Scheinbar unerreichbare und doch
So nahe Liebe immer reizvoller macht
Fein zeigt Thomas Mann hier den
Lesern des Josephsroman wie Mut
Fast gegen ihren Willen in diese
Verliebte Abhängigkeit geraten muss
Wie dessen Desinteresse noch ihr
Interesse potenzierte und steigerte
Seine Ahnungslosigkeit dafür ihre
Abhängigkeit immer weiter trieb
Vor dem entscheidenden Ereignis
Wo die verschmähte Liebe dann
Den Unschuldigen ahnungslos fast
Ins Gefängnis bringen sollte
Wirbt der kluge Autor hier noch um
Verständnis für die Täterin die ganz
Natürlich blind vor Liebe sein muss
Als Opfer seiner Ignoranz gezeigt wird
Ist diese Frau noch selbständig dabei
Kann sie eine vernünftige Entscheidung
In der Sache treffen oder natürlich nie
Weil mit der Liebe alles aussetzt
Feinfühlig betont Thomas Mann der
Da schon lange erfahrene Ehemann
Verständnisvoll den emotionalen auch
Ausnahmezustand der reifen Frau
Mut ist jenseits der Fruchtbarkeit
Also vermutlich in der Menopause
Hat mit ihren Hormonen so sehr
Wie mit ihren Gefühlen zu kämpfen
Die in dieser Zeit bei manchen Frauen
Noch exponentiell wachsende Lust der
Die wachsende Impotenz gleichaltriger
Männer gegenübersteht wirkt dazu
So ist die Situation schon anfänglich
Hochexplosiv wird durch den Lauf
Der Zeit mit der Natur noch verstärkt
Schafft ein kaum lösbares Problem
Sehr feinfühlig und auch als Ehemann
Erfahren beschreibt Thomas Mann hier
Eine Phase an der viele Beziehungen
Aus Ungleichzeitigkeit noch scheitern
Finde diesen aufmerksamen Blick auf
Ältere Paarbeziehungen wie deren
Unterschiedliche Bedürfnisse auch
Spannender als seine Knabenliebe je
Möglicherweise liegt die jeweilige
Lesart von Thomas Mann auch an
Der sexuellen Neigung und was
Für wen eine Bedeutung hat
Insofern Mann sowohl Homo wie
Hetenbedürfnisse fein erkennt und
So befriedigen kann sollte sich wohl
Jede Seite zurückhalten dabei
Zumindest die ihn ausschließlich
An ihr Ufer ziehen wollen wie
Tillmann Lahme leider inzwischen
Werden dogmatisch uninteressant
Joseph und seine Brüder zeigt in
Den Dialogen des älteren Ehepaares
Wie den auch sexuellen Bedürfnissen
Der reifen Frau im Gegensatz zum
Erschöpft desinteressierten Gatten
Viel Erfahrung in reif gewordener Ehe
Wie Verständnis vom Körper der anderen
Das intuitiv viel weiter hier reichte
Bedenke ich zusätzlich noch dass
Thomas Mann dabei nichts vom
Nervus pudendus wie der Forschung
Zu seiner Neurologie wissen konnte
Erstaunt seine auch emotionale
Feinfühligkeit mit der sich dieser
Erfahrene Ehemann und Vater
In die Frau Mut hier einfühlen kann
Eine Frau die unter hormoneller
Umstellung wie erster Verliebtheit
Unter unmöglichen Umständen leidet
Ist nicht Potiphars böses Weib
Sie scheint immer mehr als ein
Opfer der Umstände was damit alle
Beteiligten einschließlich des nur
Erfundenen Gottes entschuldigt
Diese Größe und Vielfalt des Künstlers
Thomas Mann und seine Fähigkeit sich
In die komplexen Emotionen der Figuren
So tief einzufühlen ist beeindruckend
jens tuengerthal 13.6.25