Lektürentagebuch 12.6.25
Weiter in den Buddenbrooks wo sich
Nach dem Festessen ein gewisses
Füllegefühl breit machte als die Konsulin
Das Fehlen der Kinder bemerkt
In der Halle findet sie diese um den
Laut jammernden Christian der sogar
Wagt zu sagen ihm sei verdammt übel
Worauf die Konsulin die Brauen hebt
Natürlich wird der Sohn ermahnt
Strafe Gott solche Worte mit noch
Längerer Übelkeit was den jungen
Schauspieler nicht daran hindert
Den harmlosen Fluch zur Verdammnis
Noch einmal zu wiederholen der ihm
Gerade Erleichterung verschafft während
Doktor Grabow seinen Puls dabei fühlt
Es sei harmlos meint der Arzt ein wenig
Diät nur Franzbrot und Taube sowie
Kamille zum Spülen dann würde bald
Wieder alles gut sein wie gewohnt
Das ein wenig Taube ein wenig Franzbrot
Wird zur quasi Gebetsformel wenn sich
Die reichen Bürger mal wieder an der
Fülle ihres Wohlstandes überfressen
Christian will natürlich nie wieder etwas
Essen was für die Harmlosigkeit spricht
Während Grabow noch die Diät verordnet
Denkt er an den guten Schinken eben
Ein kleiner Blick in die Gedanken des
Arztes der einen Teufel tun wird den
Guten Bürgern ihre Gewohnheiten noch
Vorzuhalten die natürlich krank machen
Lieber verschreibt er solange sie es
Noch überleben ein wenig Franzbrot
Wie ein wenig Taube und genießt mit
Verdient auch weiter an den Folgen
Lübeck ist eine alte Hansestadt hier
Ändert keiner seine Gewohnheiten für
Eine Diät die vielleicht gesund hielte
In Maßen ging es ja schon immer gut
Also geht es auch einfach weiter so
Erstaunlich ist daran nur wie Mann
Dem Arzt das richtige Ergebnis zur
Ernährungsfrage in den Mund legt
Waren die Wirkungen von Diäten
Der Medizin schon lange bekannt
Oder ist das sich überfressen so
Alt vermutlich wie die Menschheit
Mangel und Überfluss wie auch das
Fehlende Gleichgewicht dabei sind
Ursache sicher vieler Übelkeiten
Die eigentlich keinen Arzt forderten
Ein wenig Franzbrot und ein wenig
Taube schaden aber vermutlich nie
Bei uns gab es dafür Zwieback und
Auch gerne mal Kamillentee dann
Diese Verbindung von Kamille die
Besonders bei Erbrechen geschätzt
Ihrer antibiotischen Wirkung wegen
Mit Übelkeit wirkt bei mir bis heute
Maß zu halten im Überfluss sich
Nicht zu überfressen erfordert auch
Ständige Übung wie dabei viele
Leider Fehlversuche noch davor
Im Zauberberg bekommt Hans Castorp
Nach der Abreise von Joachim einen
Neuen Platz von der Anstaltsleitung am
Nachbartisch Settembrinis zugewiesen
Genauer sogar dessen ehemaligen Platz
Was Thomas Mann wieder die Gelegenheit
Gibt sein Figurenkabinett tanzen zu lassen
Etwa bei dem Brauerpaar Magnus
Dann findet er dort die Tischgenossen
A.K. Ferge aus Petersburg wie den sehr
Anhänglichen Ferdinand Wehsal der
Lange erfolglos Clawdia anschwärmte
Die kleinen Gefechte zwischen dem
Brauer Magnus und dem nach einer
Tschechischen Autonomie als dabei
Abstinenzler strebenden Wenzel der
Eigentlich einen unaussprechlichen
Anderen Namen trug der darum
Durch den böhmischen Wenzel ersetzt
Waren schon legendär und cholerisch
Die Versuche des Mannheimers Wehsal
Mehr über die fragliche Fasnacht noch
Zu erfahren sind sehr untertänig wie
Seine Theorie vom glücklichen Leid
Dafür erzählt Ferge dem neugierigen
Hans von den Weiten Russlands das
Sich bis zum Polarkreis streckt und
Berührt ihm damit sehr empfindsam
Der Platzwechsel bringt Neuigkeiten
Dreht das Figurenkarussell weiter was
Zeit bis weit in den Oktober füllt bald
An Advent und Silvester denken lässt
Mit Freude in Dieter Borchmeyers so
Kluger am Werk orientierter Biografie
Thomas Mann Werk und Zeit über das
Endspiel im Zauberberg gelesen
Diese Interpretation des Textes wie
Auch des Werkes von Mann anhand
Der Quellen dort ist so schlüssig wie
Kulturgeschichtlich noch weit blickend
Dort werden wir Vordenker des Endes
Auf das er 1924 zur Vollendung also
Sechs Jahre nach Kriegsende völlig
Anders schaut als 1914 vor Beginn
Egal ob die Betrachtungen nun eher
Ein brüderliche Konflikt um das Erbe
Der untergegangenen Kultur war sah er
Es schon in den Buddenbrooks voraus
Borchmeyer erspart dem Leser auch
Mutmaßungen über Manns vielleicht
Pubertäre Lektüre zum Thema Sex
Der auch im Werk keine Rolle spielt
Hier nach der Lektüre des sehr guten
Borchmeyer kommt meine Abrechnung
Mit Lahme der nur sich damit offenbarte
Mann vom Sockel stoßen zu wollen
Wer solch peinlich konkurrentes Verhalten
Für nötig hält offenbart nur eigenes Leid
Wie persönliche Probleme mit dem noch
Gegenstand seiner Forschung
Sicher hat Lahme gut und sauber
Recherchiert stützt sich auf Quellen
Die relativ glaubwürdig auch sind
Aber formt daraus eine Person
Statt sich am Autor zu orientieren
Was bei diesen immer empfehlenswert
Werden die Werke Dritter zitiert die
Möglicherweise die Psyche prägten
Das klingt eher nach substanzosem
Hokuspokus der belegen will was jeder
Leser Manns längst wusste egal ob
Dafür die Kettenhunde im Keller
Hart zuvor rangenommen wurden
Spricht mehr für bewusstes Handeln
Des großen Ironikers Mann der schon
Früh sich als Sorgenkind des Lebens
Bezeichnete damit die Terminologie
Übernahm und literarisch auch machte
Einer der wusste was er tat und damit
Ironisch umging muss von keinem der
Spätgeborenen mit dem Bedürfnis
Nach Aufmerksamkeit vom Sockel
Gestoßen werden auf den ihn allein
Sein Werk so meisterhaft brachte
Genau an diesem und den Worten
Des Autors dazu orientiert sich die
Biografie von Borchmeyer die eine
Echte Bereicherung zu Mann ist
Die peinlichen Gender-Spekulationen
Von Lahme tragen dagegen nichts zur
Aufklärung bei sind entbehrlich bloß
Ein zeitgeistiger Bestseller halt
Wäre es nicht zu niederträchtig
Läge bei diesem billigen Populismus
Lahme den Coelho der Biografen
Von Thomas Mann nur zu nennen
Dabei beginnt Lahme gut und mit
Niveau aber verbeißt sich dann in
Der Hoffnung auf Auflage zum Thema
Sex und schwul was peinlich bleibt
Dies nicht weil er falsch läge denn
Darüber schrieb Mann selbst genug
Sondern wie er es zum Thema macht
Statt es aus dem Werk zu nehmen
Dort ist alles schon beschrieben auch
Der ironische Umgang mit dem stets
Sorgenkind des Lebens nach ihrer
Natur aber mit Niveau und Ironie
Dies wäre auch der einzige Punkt
Den ich bisher an dem sonst so
Hervorragenden Borchmeyer kritisierte
Der fehlende Blick für Manns Witz
Thomas Mann liebte das Theater
Inszenierte Auftritte mit viel Humor
Seine Kinder liebten es wenn er aus
Werken in der Entstehung vorlas
So inszeniert er auch ironisch noch
Die eigene Homosexualität dabei
Stets mit Respekt vor seiner Frau Katia
Der manchen Biografien besser täte
Lese die Biografie eines Autors weil
Der Mensch hinter dem Werk meine
Neugier geweckt hat aber nur um
Sein Werk besser verstehen zu können
Wer sich vom Werk entfernt um die
Person bloßzustellen blamiert sich
Mehr als die er vom Sockel stoßen
Wollte macht sich nur überflüssig
jens tuengerthal 12.6.25
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