Samstag, 20. Juli 2024

Liebeszufälle

Liebeszufälle

Hängt die Liebe am Zufall
Sind es immer wieder nur
Unberechenbare Kleinigkeiten
Die entscheiden was wird

Gerne glauben wir wollten
Jemand unbedingt und allein
Unser Verhalten entschiede
Über Glück oder Unglück

Doch wie stark ist der Wille
Je am Gefühl beteiligt sind
Es wirklich Entscheidungen
Die ich in der Liebe treffe

Kann das Zusammenspiel
Von Hormonen und Gefühl
Je bedacht werden ohne es
In allem verstehen zu können

Weiß nicht was die Liebe je
Begründet hat bin mir aber
Des Gefühls völlig sicher
Als wäre es beweisbar

Lieber lass ich die Liebe
Frei fliegen als zu bedenken
Was es sein könnte um sie nicht
Mit Erwartungen zu ersticken

Dennoch denke ich wenn so
Richtig verliebt ständig daran
Will es dann unbedingt obwohl
Das völliger Unsinn doch ist

So bleibt es am Zufall hängen
Was ich unbedingt will ohne je
Wissen zu können wie und ob
Sie kommt oder bleibt

jens tuengerthal 20.7.24

Freitag, 19. Juli 2024

Kreuzungsriesling

Kreuzungsriesling

Am Freitagabend nach einem
Langen sonnigen Tag pünktlich
Zum roten Sonnenuntergang
Den guten Rheingauer Riesling

An der Kreuzung vor dem wie
Immer Crossroads genießen
Läutet die Woche wunderbar aus
Denken noch einige heute hier

Gerade noch den letzten Tisch
Ergattert freut sich der Flaneur
An dem was um ihn hier geschieht
In angeregten Gesprächen unter

Scheinbar alten Bekannten wie
Einem vermutlich Date bei dem
Sie ihn voll Bewunderung anlacht
Was er gelassen geschehen lässt

Drei Damen am Nachbartisch sind
Sehr mit sich beschäftigt wie darob
Immer wieder amüsiert alle drei
Etwas älter als der Dichter wohl

Eine Dame mit drei Herren am Tisch
Unterhält und beschäftigt sie alle mit
Dezenten Einwürfen bis die charmante
Heute Bedienung kurz dazu kommt

So ist das Buhlen um Aufmerksamkeit
Vermutlich das wichtigste auch hier
Was immer wieder amüsant ist wie
Wer sich darum wieder produziert

Beobachte es weiter lächelnd beim
Riesling und der Abend wandert 
Langsam in die Nacht auch hier
Es passiert nichts aufregendes

jens tuengerthal 19.7.24

Lektürentagebuch 19/7/24

Lektürentagebuch 19/7/24

In vier Bänden heute gelesen wie
Sich über die Lektüre amüsiert von
Denen drei aus der Anderen Bibliothek
Also meiner alten Liebe stammten

Begonnen mit der schönen Proust
Ausgabe von Suhrkamp in dem
Marmorierten Einband was zu den
Berichten aus Balbec so gut passt

Diesmal ließ sich der leicht kränkliche
Erzähler über die Hotelzimmer aus
Wie den Ausflug mit der Herzogin
Der Freundin seiner Großmutter in

Deren Kutsche was Seeluft und Ruhe
Gut vereinte ohne große Aufregung
Wie ihn der vertraute Anblick beglückt
Auf der Suche nach der verlorenen Zeit

Wenn schon im adeligen Milieu gerade
Wechselte ich nach einigen Seiten die bei
Proust zur Sättigung meist mir genügen
Zu seiner Hoheit Asfa-Wossen Asferate

In Deutsch vom Scheitel bis zur Sohle
Erzählt der Neffe von Kaiser Haile Selassi
Also Nachfahre von König Salomon heute
Über die nur angeblich deutsche Kartoffel

Wie die Spanier diese aus den Kolonien
Nach Europa brachte und Friedrich deren
Anbau verpflichtend vorgab um die zunächst
Misstrauischen Märker zu überzeugen

Die Kartoffel in Spanien Irland und England
Vermutlich mehr gegessen wird als hier in
Deutschland und wie für ihn der allerbeste
Schwäbische Kartoffelsalat gemacht wurde

Von der Köchin seines Corps in Tübingen
Wie der durch das ganze Land verbreiteten
Vorliebe für verschiedene Kartoffelsalate
Die jeder als der natürlich beste gelten

Friedrich der Große der die Kartoffel zwar
Durch Anbaupflicht eingeführt und damit
Hungersnöte womöglich vermied aß selbst
Lieber noch Polenta mit viel Knoblauch

Wo wir schon bei Friedrich in Potsdam
Waren auf dessen Grab die Märker wie
Andere Besucher in Sanssouci immer noch
Kartoffeln legen lag es sehr nahe nun

Von Friedrich Luft über die Berliner Luft
Zu lesen wie sich zu amüsieren über die
Geschichte eines Bekannten der zufällig
Der Rede eines Intellektuellen lauschte

Durch dessen Schwarzmalerei im Mark
Erschüttert am Leben zu zweifeln begann
Er wollte eigentlich zum Spanisch Kurs
In der Volkshochschule um sich dort

Für seine berufliche Tätigkeit noch weiter
Zu bilden aber war versehentlich im nun
Falschen Vortrag gelandet der ihn völlig in
Seiner positiven Haltung erschütterte

Als Luft als Ich-Erzähler ihn sehr ernst
Ob seiner Lebenskrise bedauerte geht
Es diesem so gleich viel besser und er
Fasst wieder neuen Lebensmut weil

Die anerkannte Krise doch schon fast
Das vorige Problem gelöst hat er sich
Verstanden fühlte und also alles wieder
Gut und damit auch besser schon war

In Erinnerung der Schwarzseher wie
Dem humorvollen Umgang mit ihnen
Griff ich als nächstes zu dem Band
Menetekel von Gerhard Henschel

Schon dessen Untertitel der uns von
3000 Jahren Untergang des Abendlandes
Zu berichten weiß lässt den Leser lächeln
Wie es die ironische Distanz noch mehr

In den Berichten über die vielen immer
Wiederkehrenden Schwarzseher unter
Den Kulturkonservativen noch mehr tut
Der beschworene Untergang wird zum

Uralten Witz der in immer neuen aber
Doch ähnlichen Varianten auftaucht um
An die gute alten Zeit zu gemahnen die
Sicher auch nicht wirklich besser war

So schlimm es schon so lange immer
Von Leuten ähnlicher Gesinnung noch
Beschworen wurde können wir vermutlich
Relativ Beruhigt in die Zukunft schauen

jens tuengerthal 19.7.24

Verteidigungswert

Verteidigungswert

Freiheit sollte uns
Verteidigungswert bleiben
Ohne bliebe nichts

jens tuengerthal 19.7.24

Erstschlag

Erstschlag

Einen Atomkrieg
Überleben eher die
Als erste bomben

jens tuengerthal 19.7.24

Liebeserleerdigt

Liebeserleerdigt

Manchmal erledigt
Zeitablauf Liebe einfach
Übrig bleibt Leere

jens tuengerthal 19.7.24

Verstört

Verstört

Eine Störung setzt
Monopolwelten technisch
Mal außer Funktion

Verstört schauen die
Nutzer in schwarze Leere
Ihrer Maschinen

Anfällig macht die
Künstliche Intelligenz
Menschliche Dummheit

jens tuengerthal 19.7.24

Liebesriesling

Liebesriesling

Auf einen letzten Riesling
Um Mitternacht noch im
Crossroads an der Kreuzung
Vor der Bremer Höhe

In Erinnerungen schwelgen
An verlorene wie gewonnene
Lieben mit denen dieser Ort
So vielfältig verbunden ist

Dazu den geliebten Rheingauer
Riesling scheint die Welt in dieser
Warmen Sommernacht gerade
Die beste aller möglichen zu sein

Voltaires Candide hat vielleicht
Damit das beste Rezept für ein
Dauerhaftes Glück beschrieben
Sich die Welt schön machen

Orte die mit Lust und Liebe in uns
Verbunden sind können sowohl
Schmerzen wie wunderbar sein
Gerade genieße ich es einfach

Weiß nicht was aus verlorenen
Lieben wird ob sie noch alle ewig
In mir weiterleben oder jede neue
Die vorigen für immer erledigt

Beobachte die Paare oder die es
Für vielleicht eine Nacht werden
Wollen bei ihrer Suche lächelnd
Wie sehr sich vieles gleicht

Haben wir irgendwann dann alle
Spiele der Liebe gespielt oder ist
Alles immer wieder ganz neu weil
Keine der anderen ganz gleicht

Schöne Illusion der Liebe die uns
An ihre Einmaligkeit glauben lässt
Auch an Orten der Wiederholung
Macht sie jede zu einem Wunder

Spüre die Lieben von hier noch
Ohne in etwas gewiss zu sein
Verfliegt manches schneller
Kamen andere um zu bleiben

Am Ende zählt nur was bleibt
In der Realität oder im Gefühl
Wie wirklich die Wirklichkeit
Für wen warum auch immer ist

Schaue auf das Bild von Bowie
Denke an eine Liebste noch aus
Den späten achtzigern die ihn
Liebte und wie sie sich verlor

Erinnere mich viel näher noch
An die Liebsten denen ich hier
Unter seinen Augen nah kam
Was blieb und wer weg ging

Trinke meinen Riesling dabei
Mit immer gleich gutem Geschmack
Ohne sicher sein zu können ob
Das für die Geliebten auch galt

So sie sich für mich entschieden
Gibt es keinen Grund zu zweifeln
Hoffe ich zumindest ein wenig
Am Ende blieb ich beim Riesling

jens tuengerthal 19.7.24

Donnerstag, 18. Juli 2024

Liebesträumchen

Liebesträumchen

Früher träumte ich von großer Liebe
Dann dachte ich noch sie in einer
Für immer gefunden zu haben
Was die Realität schmerzhaft korrigierte

Heute liebe ich lieber kleiner
Weniger an großer Erwartung
Dafür eher ohne Enttäuschung
Für einfach schöne Augenblicke

Manchmal wird das kleine viel
Größer als große Liebe je war
Die schon die Enttäuschung in
Namen und Anspruch trug

jens tuengerthal 18.7.24

Lektürentagebuch 18/7/24

Lektürentagebuch 18/7/24

Mal wieder in Büchern gereist heute
Mit Reiseberichten durch verschiedene
Jahrhunderte voller Freude die Welt aus
Anderer Perspektive auf dem Diwan als

Immer leidenschaftlicher Leser genossen
Während andere sich die Mühsal antun
Voller Entbehrungen auf reale Reisen zu
Gehen Lese ich viel lieber darüber

Begonnen mit den nur vorgeblichen
Briefen eines reisenden Franzosen
Die Johann Kaspar Riesbeck von seiner
Reise im 18. Jahrhundert schrieb

Der angebliche Franzose diente der
Tarnung seiner immer wieder auch
Kritik an den Zuständen im Reich die
Seinen Stil so lebendig noch macht

Diesmal in Salzburg und Berchtesgaden
Mit ihm gewesen und einiges über den
Charakter der Bewohner dort erfahren
Die in Salzburg keine Bayern sein wollen

Der fürstliche Bischofssitz wird als eine
Sehr freizügige Stadt beschrieben wo
Bei den jungen Damen der Gürtel sehr
Locker sitze und die Syphilis grassiere

Zwar beschwerten sich örtliche Granden
Gerade über den neu dort eingesetzten
Fürstbischof doch scheinen Riesbeck die
Zustände dort sehr frei und gut was der

Beschwerde scheinbar wenig Grund gibt
So gewähre er Freiheit der Presse wie
Des Wortes was so sonst nur der große
Friedrich zu Preußen täte was viel wäre

Er ist voll des Lobes über die Zustände
In Salzburg wie die freien Gärten dort
Gleiches gilt für Berchtesgaden wo die
Einwohner zu Handwerkern wurden

Dieser Wandel war agrarischem Mangel
Geschuldet hat aber die Familien zu einem
Für sie guten ökonomischen Wechsel in
Die Produktion von Spielzeug gebracht

Nach Riesbeck stach ich passend zu den
Sommerlichen Temperaturen mit Forster
In See die Cook Expedition begleitend die
Gerade von Kap Horn gen Antarktis fuhr

Er berichtet dort sehr anschaulich von
Pinguinen deren dichtes Federkleid sie
Davor schützte mit Schrot geschossen
Zu werden es brauchte schon eine Kugel

Auch von Skorbut an Bord erzählt Forster
Wie sich davor geschützt wird und was
Für geniales Essen die Briten entwickelten
Um Nährstoffe auf See noch zu erhalten

Ein genauer kritischer Blick auf das Leben
An Bord der großen Segelschiffen warum es
Sehr angenehm ist über diese Expeditionen
Lieber nur zu lesen statt sie zu erleben

Blieb im nächsten Band bei Georg Forster
Jetzt jedoch wieder in Deutschland seine
Ansichten vom Niederrhein eine Reise die
Er in Begleitung Alexander von Humboldts

Von April bis Juni 1790 machte also schon
In nachrevolutionärer Zeit und erzählt vom
Umland von Aachen wie seinen Bewohnern
Wobei er neben durchaus sehr kritischen

Beschreibungen revolutionär freiheitliche
Gedanken zum Staat in den Text einbaut
Für die er später in der leider kurzlebigen
Mainzer Republik sich auch engagierte

So wird die Reisebeschreibung vom
Niederrhein was als Titel erstmal eher
Wenig verfänglich klingt zwischen den
Zeilen zu einer revolutionären Schrift

Nahe lag es danach weiter auch von
Alexander von Humboldt zu lesen über
Dessen vielbewegtes Leben in dem
Biografischen Porträt von Frank Holl

Immer wieder beeindruckend ist wie
Früh Alexander von Humboldt auch
Ökologische Probleme klar erkannte
Vor der Ausbeutung deutlich warnte

Einige Jahre nach dieser frühen Reise
Des jungen Alexander von Humboldt
Reiste das Ehepaar Heinrich und
Christine Gondela durch Deutschland

Anfang des 19. Jahrhunderts war das
Ehepaar aus Bremen mit der Kutsche
Durch ganz Deutschland gereist und
Berichteten heute mir aus Dresden

Wie sie den Fußweg in das nahe
Dörfchen Loschwitz auf dem Berg
Wagten und was sie dort erlebten
Nach langem Museumsbesuch der

Aufgrund schlechten Wetter noch
Um Tage verlängert worden war
So sahen sie oben in Loschwitz
Auch eher den Nebel im Tal

Von zwei Deutschlandreisen dann
Ging es zum Abschluss der heutigen
Reiselektüre in verschiedenen Bänden
Der Anderen Bibliothek dann wieder

Auf eine Reise um die Welt bei der
Adelbert von Chamisso der eher als
Autor des Peter Schlemihl bekannt ist
Die Expedition Krusenstern begleitete

Mitreißend erzählt der junge Romantiker
Von seiner Zeit in Berlin wie seiner Suche
Nach neuen Aufgaben der Zeitung die er
Noch mit Varnhagen herausbrachte

Wie er an die Expedition der russischen
Zarin kam über einen Vetter Krusensterns
Wie sich ein Traum für ihn erfüllte dort
Zum Wissenschaftler an Bord zu werden

Lese freudig davon zutiefst dankbar sich
Nicht dem Seegang aussetzen zu müssen
Wie von den Erlebnissen lesen zu dürfen
Die zugleich alte Erinnerungen wecken

Auf der Krusenstern dem russischen
Segelschulschiff bin ich selbst mal von
Bremerhaven nach Bremen gesegelt
Auf der Weser ohne Seegang dabei

Auf den Möbeln aus der Kabine des
Kapitäns der Zarin saß ich einmal im
Haus der Eltern einer Liebsten noch
Im Vergangenen Jahrtausend

Diese mütterlicherseits Nachfahren
Des baltischen Grafen hatten einiges
Spannendes davon zu berichten wenn
Die Erinnerung mich hier nicht trügt

Über Details lege ich den Mantel des
Schweigens und freue mich an der
Vielfältigen literarischen Erinnerung
Die mich heute um die Welt führte

jens tuengerthal 18.7.24


Rückzugssieger

Rückzugssieger

Rechtzeitig gehen
Können zeigt immer viel mehr
Größe als bleiben

Korrekt befunden
Für Leben Beruf Liebe
Eigentlich einfach

jens tuengerthal 18.7.24

Abgesangszeit

Abgesangszeit

Mancher Abgesang
Erklang lang vorm Untergang
Welcher dann ausblieb

jens tuengerthal 18.7.24

Positivdenken

Positivdenken

Ein positiver
Coronatest könnte den
Abschied erleichtern

jens tuengerthal 18.7.24