Mittwoch, 22. Juni 2016

Kulturgeschichten 0266

Wahrheitsverteidiger

"Da es ganz klar ist, dass zwei Wahrheiten sich niemals widersprechen können, so ist es die Aufgabe der weisen Ausleger, sich zu bemühen, den wahren Sinn der Bibelstellen, der mit den Naturgesetzen übereinstimmt, zu finden."

"Die Philosophie steht in diesem großen Buch geschrieben, das unserem Blick ständig offen liegt [, ich meine das Universum]. Aber das Buch ist nicht zu verstehen, wenn man nicht zuvor die Sprache erlernt und sich mit den Buchstaben vertraut gemacht hat, in denen es geschrieben ist. Es ist in der Sprache der Mathematik geschrieben, und deren Buchstaben sind Kreise, Dreiecke und andere geometrische Figuren, ohne die es dem Menschen unmöglich ist, ein einziges Bild davon zu verstehen; ohne diese irrt man in einem dunklen Labyrinth herum."

"Und sie bewegt sich doch"
(Könnte Galileo Galilei gesagt haben oder Giordano Bruno auf dem Scheiterhaufen, meist Galilei zugeschrieben als Aussage beim Verlassen des Inquisitionsgerichtes jedoch weder belegt noch wahrscheinlich - gedacht haben wird er es dagegen wohl)

Die Verteidiger der Wahrheit sind meist
Die größten Lügner was in der Natur
Der Wahrheit als Erfindung eines Lügners
So sehr liegt wie in der des Menschen

Dies geht uns bei der nüchternen Betrachtung
Der nur Natur genauso wie bei Meinungen
Oder Überzeugungen der je Beteiligten
Die naturgemäß nur relativ wahr sind

In der Naturwissenschaft sprechen wir dennoch
Von wahren und falschen Aussagen wie vor
Gericht Millionen meineidig behaupten sie würden
Nichts als die Wahrheit sagen die keiner kennt

Einer den die nur Beobachtung der Natur als das
Was sie ist vor Gericht brachte wurde berühmt
Weil er wusste die Welt drehte sich nach dem
Weltbild des Kopernikus dem er folgte

Dies entsprach aller Logik und Berechnung
Nur nicht dem katholischen Aberglauben
Der über Leben und Tod noch entschied
Eines der größten Genies der Menschheit

Am 22. Juni 1633 kam es in Rom gegen den
Astronomen Mathematiker wie Philosophen
Galileo Galilei zum Schauprozess vor dem Gericht
Der heiligen Inquisition der Reinheit des Glaubens

Galilei entwickelte der Tradition der Griechen folgend
Erst die Methode die Natur durch Kombination von
Experimenten Messungen und mathematischer Analyse
Zu erforschen und begründete Naturissenschaft damit

Viele seiner Entdeckungen gelten bis heute noch als
Bahnrechend für Naturwissenschaft und Astronomie
Berühmt machte ihn auch der Inqisitionsprozess den
Rom gegen das Genie Galilei anstreckte

Es dauerte bis 1992 dass Rom wiederrief und seine
Unsinnige Behauptung die Erde sei der Mittelpunkt
Des Universums wie Galileos Verurteilung für das
Gegenteil zurücknahm was genug aussagt an sich

Galiliei stammte aus einer verarmten Florentiner
Patrizierfamilie und den Namen eines berühmten
Vorfahren eines Arztes angenommen gehabt
Sein Vater war Tuchhändler und Musiker

Galilei wurde im Kloster erzogen und wollte
Zunächst Benedektiner werden jedoch vom
Vater nach Hause geholt um ihn sodann
Nach Pisa zum Medizinstudium zu schicken

Nach vier Jahren brach er das Studium ab
Um bei Ricci in Florenz Mathematik anstatt
Zu studieren und finanzierte sich dabei durch
Privatunterricht und hielt Vorträge zur Mechanik

Zugleich glänzte er schon da vielfältig begabt
Vor der Accademia Fiorentina mit einem Vortrag
Über die Toppographie von Dantes Hölle und löste
Das antike Problem des Heron durch eine Waage

Er machte auch später als Lektor an der Universität
Von Pisa zahlreiche physikalische Entdeckungen
Führte geniale Beweise baute Instrumente fand auch
Anderes was sich ihm offenbarte wie Fallgesetze

Er stellte die Verbindung von Natur und Philosophie
Logisch her und begründete dies aus Kenntnis der
Griechischen Texte die er weiterdachte um nicht im
Dogmatismus des Platon steckenzubleiben

Ob Galilei schon damals etwas vom Schiefen Turm
Fallen ließ wie sein Biograph behauptet scheint
Zumindest zweifelhaft jedenfalls nutzte er ihn als
Theoretischen Beleg seiner physikalischen Beispiele

Durch Protektion erhielt Galilei einen Lehrstuhl für
Mathematik in Padua auf den auch Giodano Bruno
Vergebens gehofft hatte und lebte nun in der viel
Liberaleren Republik Venedig  für 18 Jahre

Schon da schrieb er an Kepler er bevorzuge wie dieser
Das heliozentrische Weltbild des Kopernikus was dem
Geozentrischen der katholischen Kirche entgegenstand
Unvereinbar mit diesem logisch immer war

Seine Untersuchungen zur Supernova von 1604
In denen er wieder das heliozentrische Weltbild
Logisch belegte und bestätigte ärgerte die Peripatetiker
Wie sich die Schüler des Aristoteles nannten

Als er von einem in Holland erfundenen Fernrohr hörte
Erfand er selbst eines schliff dazu sogar Linsen die bis
Zu 33fach vergrößerten und überließ der Signoria
Von Venedig das Alleinverwertungsrecht der Erfindung

Ob er sich als Erfinder ausgab und Venedig damit doch
Verärgerte ist unklar zumindest war er der erste der
Mit einem Fernrohr den Himmel beobachtete um
Etwa Saturn Monde und Milchstraße zu entdecken

Ab Herbst 1610 ernannte ihn der Großherzog der Toskana
Cosimo II. de’ Medici ihn zum Hofmathematiker in Florenz
Konnte sich dort in völliger Freiheit seinen Forschungen
Widmen und den Sternenhimmel weiter erforschen

Erstmals widmete sich die Inquisition 1616 in einem Verfahren
Dem kopernikanischen Weltbild und erklärte es für unvereinbar
Ein das Gegenteil behauptendes Buch wurde gebannt alle wurden
Aufgefordert sich in dieser Frage zurückzuhalten was Galilei tat

Zuvor hatte er noch mit Jesuiten zum Thema korrespondiert
Hatte vor ihnen Vorträge gehalten und sein Fernrohr der dort
Akademie in Rom vorgeführt war stolz auf deren Ehrungen
Galten die Jesuiten doch als die geistige Elite Roms

Als sein alter Förderer aus Venedig noch Kardinal Barberini
Zu Papst Urban VIII. wird widmet ihm Galilei eine Schrift
Über Kometenerscheinungen in der er seiner Überzeugung
Ausdruck gibt alles stehe mathematisch im Buch der Natur

Er verteidigte darin indirekt in seinen Ausführungen über
Kometenerscheinungen das kopernikanische Weltbild machte
Machte Brahe und Grassi zugleich lächerlich wobei seine
Kritik in der Polemik nicht empirisch fundiert war

Diese Schrift der Saggiatore wurde wegen Atomismus wie
Verstoß gegen Dogmen des tridentinischen Konzils anonym
Angezeigt jedoch versandete dieser Versuch noch dank
Der Gönner und Freunde Gailieis im Vatikan

Angeregt durch einen Besuch bei Papst Urban VIII. schrieb
Galilei seinen Dialog über zwei Weltsysteme 1624 wie es
Seinen Vorstellungen entsprach jedoch verspottete er dabei
Sogar seinen Gönner Urban ein wenig zu sehr

Der Inquisitor verbat die weitere Verbreitung der Dialoge
Galillei wurde nach Rom bestellt durch die Pest verging
Jedoch noch der Winter bis er dem endlich nachkam
Galilei widerrief sofort alle vorigen Behauptungen

Er behauptete nie das kopernikanische Weltbild noch
Vertreten zu haben nachdem er 22 Tage in Haft
Der Inquisition gewesen war schwor nachdem ihn ein
Brief das Gegenteil bewies ab und verfluchte sie

Damit entkam er gerade noch dem Scheiterhaufen
Wurde zu lebenslanger Kerkerhaft verurteilt jedoch
Hielt er an seiner Überzeugung fest woraus das
Gerücht entstand er habe sie bewegt sich doch gesagt

Der Kerker verwandelte sich in Hausarrest unter Auflagen
Die auferlegten Busspsalmen betete seine Tochter für ihn
Lehren durfte er nun nicht mehr und forschen eingeschränkt
Jedoch schrieb er weiter etwa mit Milton und Hobbes

Es ging bei diesem Kampf mit der Kirche um die Hoheit
Zur Erklärung der Welt und die damit verbundene Macht
Zunächst beschränkte sich die Kirche noch Galilei einen
Bloßen Irrtum des Glaubens zu unterstellen sehr milde

Erst als Galilei wieder das kopernikanische Weltbild
Offensiv vertrat ein Exemplar an den Inquisitor sogar
Provokativ schickte wurde der Prozess gegen ihn
Eröffnet endete aber immer noch relativ mild

Bedenkend dass ein Giordano Bruno noch verbrannt
Todesurteile der Inquisition grausame Realität waren
Kam Galilei mit seinem Trotz noch milde davon der
Nie in einem Kerker tatsächlich sitzen musste

Tragisch am Fall Galilei ist dass der tiefgläubige
Forscher und Philosoph zeitlebens versuchte die
Kirche vom richtigen Weg zu überzeugen sich nie
Von ihr abkehren oder sündigen wollte

Benedikt XIV. bat bereits 1741 die Inquisition darum
Eine Gesamtausgabe der Werke Galileis herauszugeben
Unter Pius VII. wurde das kopernikanische System 1822
Erstmals als physikalische Realität anerkannt

Erst 1979 beauftrage Papst Johannes Paul II. die
Päpstliche Akademie der Wissenschaften mit der
Aufarbeitung des Falles der Bericht wurde 1992
Übergeben und führte zur formalen Rehabiltation

Später 2008 distanzierte sich Rom noch einmal
Vom Urteil der Inquisition hinter dem weder der
Papst gestanden hätte der es nicht unterschrieb
Noch alle Kardinäle bloß die Inquisiton war es

Amüsant ist dass dies ausgerechnet unter dem
Pontifikat des ehemaligen Großinquisitors
Benedikt XVI. alias Kardinal Ratzinger geschah
Aber so ist Rom manchmal widersprüchlich eben

Wohin der Aberglaube Menschen gegen alle
Vernunft und Beobachtung der Natur führt
Wurde wohl sichtbar spannender wäre was
Daraus künftig zu folgern ist für die Welt

Mehr milde in Urteilen denen sich die Weisen
Ohnehin lieber enthalten schiene angemessen
Doch fordert unsere Zeit gern das Gegenteil
Was selten vorausschauend noch war

Von Montaigne gäbe da viel zu lernen
Der auch ein wenig Ärger hatte mit der
Inquisition und Zensur bei seinem Besuch
In Rom einige Jahre früher noch als Galilei

Klug war es von Galilei zu widerrufen
Um nicht verbrannt zu werden womit
Sein Wissen keinem mehr genutzt hätte
Unklug war die Provokation davor

Die engstirnigen Richter sich selbst
Lieber bloßstellen lassen als dagegen
Zu entscheiden scheint manchmal
Wesentlich klüger als laut zu brüllen

Erdogan etwa macht sich lächerlich
Jeden Tag mit jeder Aktion etwas mehr
Kluge Diplomatie lässt ihn das alleine
Tun um unangreifbar zu bleiben

Wie Merkel deren Zweifel an der Türkei
Als Partner in Europa lange bekannt sind
Den Sultan sich blamieren und auflaufen
Lässt zeigt so gesehen viel Weisheit

Galileo zeigt trotz langer kirchlicher Gunst
Auch wenn er sachlich in allem Recht hatte
Mehr unsinnigen Trotz statt weiser Haltung
Zu der ihm die Kirche schon so lange riet

Erstaunlich genug komme ich so am Ende
Zu keinem harten Urteil gegen die Römer
Denke Verständnis bringt mehr als bloße
Provokation und enthalte mich im übrigen

Galilei hat unser Denken in ganz vielem
Revolutioniert nicht jedoch in dem Teil
Der es erst wirklich anwendbar macht
Der Infragestellung jeglicher Wahrheit

Und sie bewegt sich doch wird also
Dem Trotzigen weiter nachgesagt
Was weiß ich schon meinte dagegen
Montaigne den Rom auch bekämßfte

Es offen lassen weil ich nichts wissen
Noch etwas gewiss sein kann ist drum
Die hohe Kunst der Gelassenheit die
Das Leben ruhiger genießen lässt

Noch habe ich viel zu üben dies auch
Alltäglich zu leben doch scheint mir
Wenig zum friedlichen Leben jemals
Erstrebenswerter noch zu sein

So komme ich von Galilei zu Epikur
Wie seinem Schüler Lukrez mit der
Kurve über Montaigne um es nun als
Ganzes genüsslich zu betrachten

Voller Fehler sicher hat es aber doch
Viel Freude gemacht über die Welt
Was sie bewegt und zusammenhält
Ein wenig mehr nachzudenken noch
jens tuengerthal 22.6.2016

Glücksquartett

Möchte neben dir liegen
Dich fest im Arm halten
Vor dem Einschlafen
Mit dir Zärtlichkeiten
Austauschen als sein es
Quartett Karten mit denen
Wir uns übertrumpfen
Wollen im Wettstreit
Nur nicht wer schneller
Kommt oder kann
Sondern wer zärtlicher ist
Wäre es messbar
Wäre Glück quantitativ
Möchte nur gewinnen
Im sich glücklich machen
Und während ich schreibe
Merke ich du hast schon
Wieder gewonnen
So wünsche ich es mir
Anders und bin dennoch
Darum so glücklich
jens tuengerthal 21.6.2016

Dienstag, 21. Juni 2016

Sommersonnenwende

Die kürzeste Nacht steht an
Es ist zehn langsam erst wird
Es rosa irgendwo tief im Westen
Wohin der Osten nun schaut
Himmelblau ist es oben noch
Wir sind am Höhepunkt
Die Stadt feiert den Sommer
Der bald wirklich kommt
Lebt am Platz und auf der Straße
Eine Nacht voller Licht
Die für manche eine der Lust ist
Dabei sucht diese doch
Die dunklen Orte miteinander
Will sich im unsichtbaren finden
Denke voller Lust an die Liebste
Sich nah fühlen ersetzt mir
In dieser Nacht die Nähe
Voller Vorfreude auf den
Geteilten Sommer um
In Licht und Liebe
Miteinander zu baden
jens tuengerthal 21.6.2016

Sieglust

Euphorisch nach dem Sieg
Denke ich mit zärtlicher Lust
An die Liebste hoch im Norden
Möchte dich nun überall
Mit Küssen bedecken
Vom Nacken den Rücken
Herab Wirbel für Wirbel
Die Teilung am Ende tief
Mit der Zunge durchfahren
Mittig voller Lust in dich
Zungig eintauchen
Um von da deine Schenkel
Schlank wie trainiert
Zart beißend zu deinen
Süßen kleinen Füßen
Dann dich umdrehend
Die Innenseiten hinauf
Den Venushügel zuerst
Nur mit der Zunge streifend
Um von dort zu deinem Busen
In einem lustvollen Sprung
An dem ich saugend beißend
Deine Lust wachsen spüre
An der Grenze balancierend
Zwischen Schmerz und Lust
Spiele ich mit seinen Spitzen
Bis du zu stöhnen beginnst
Springe dann wieder hinab
Zum mons veneris hinab
Mit deinem zarten Haar dort
Spielend bis ich hinab tauche
Deine Lippen mit der Zungenspitze
Öffne um tief in dich zu tauchen
Wo du mich nass erwartest
Koste dich ganz voller Lust
Um dann ein kleines Stück
Höher mit Zunge und Zähnen
Deine Perle wachsen zu lassen
Bis du vor Glück schreist
Wir nur noch eins sein wollen
Und so in nur Gedanken
Ganz bei dir hoffe ich noch
Du spürst die Lust wie ich
Sie hier nur beschrieb
jens tuengerthal 21.6.2016

Kulturgeschichten 0265

Glaubensmassaker

Über den Islam schimpfen die Pegiden
Weil er zu grausamen Massakern nur
Verführe und also unmenschlich sei
Das Abendland unkultiviert bedrohe

Ob sie das Abendland meinen in dem
Der industrielle Masenmord einst in
Gaskammern beamtisch deutsch gut
Organisiert wurde das keiner entkäme

Oder dachten sie an die Kultur die
Einst zu tausenden Hexen und Ketzer
Verbrannte um des Glaubens willen
Noch bis ins 18. Jahrhundert  hinein

Denken sie an den Islam der uns erst
Mathematik und Medizin wiederbrachte
Im dunklen Mittelalter einst weil doch
Ein sizilianischer Staufer Kontakt hielt

Denken die ängstlichen Schreihälse
Überhaupt je oder fürchten sie sich nur
Weil gruseln leichter fällt als denken
Vor allem wenn es kritisch infrage stellt

Wer sich über die Grausamkeiten des IS
Lautstark erregt sollte lieber bedenken
Was hier noch vor wenigen Jahren geschah
Menschen im Namen des Führers mordeten

Alle die nun meinen die Nazis sein eben
Eine unchristliche Ausnahme im sonst so
Frommen Abendland sein an die Kriege
Der Religionen allein in Europa erinnert

Der Islam ist 650 Jahre jünger als das
Im übrigen genauso grausame Christentum
Nicht mal 400 Jahre müssen wir zurück
Um Parallelen deutlich zu bemerken

Es ist im übrigen nie die Religion auch
Wenn in deren Namen gemordet wird
Sondern stets einzelne die sie dazu nur
Nutzen als Ausrede der Grausamkeit

Ob es ohne besser wäre ist unsicher
Die grausamsten Mörder aller Zeiten
Hitler Stalin und Mao hatten keinen
Glauben noch irgend Religion

Fanatiker sind nicht der Glaube an sich
Doch zu merken wie sehr sich alle
Gewohnheiten auch grausam gleichen
Relativiert manche kultivierte Ansprüche

Am 21. Juni 1621werden vor dem Altstädter Rathaus
In Prag auf Befehl von des deutschen Kaisers
Ferdinand II. 27 protestantische böhmische Adlige
Hingerichtet und zur Abschreckung zerteilt

Die Köpfe von 12 der Hingerichteten aufgespießt
Hand und der Kopf des Grafen von Schlick eines
Der Anführer des Aufstandes wird für 10 Jahre
An den Altstädter Brückenturm genagelt

Es ist mitten im Dreißigjährigen Krieg
Die Zeiten sind grausamer noch als
Im Menschenrechte sichernden Europa
Der Schwedentrunk ist noch aus Gülle

Gefoltert wurde damals gern auch mit
Ziegen die Salz von Fußsohlen leckten
Bis sich die Opfer wirklich totlachten doch
Das hat Simplicissimus gut genug beschrieben

Kein neuer Dichter muss sich an diesem Gräuel
Wieder versuchen außer es sei zur Erinnerung
Wohin uns die Intoleranz führt und zu fragen
Wovor sich Ahnungslose denn fürchten

Die Opfer von Prag waren Teil des Ständeaufstandes
In der böhmischer Adel gegen die Habsburger rebellierte
Der Aufstand war Folge einer europäischen Krise aber
Mehr noch deutlichster Ausdruck dieser und Auslöser

Auslöser von 30 Jahren Krieg in und um Deutschland
Der auch die 100 Jahre um die Niederlande einschloss
In dem es um rechten Glauben mehr ging als die darin
Vermeintlich nur liegende Freiheit der Reformation

Die Idee Luthers trug viel Freiheit in sich als Reaktion
Auf die Kirche der Renaissance die mit Ablass wie
Inquisition grausam wie protzig herrschte statt sich
Christlich lieber zu bescheiden auch im Geist

Doch wandte der Reformator sich von der Reformation
So sehr ab wie vom Bauernkrieg und wurde so zum
Kirchengründer der auch nur eine weitere intolerante
Sekte sich ausbreiten half mit klarer Konsequenz

Die Franzosen bekamen einen Hugenotten zum König
Dem zwar später Paris eine Messe wert der aber doch
Im Geiste der Toleranz regierte doch dem Reich fehlte
Ein solcher Henry IV wir hatten Karl und Ferdinand hier

In Böhmen wo Prag liegt und das Gemetzel  stattfand
Standen sich lange schon Hussiten und Katholiken
Gegenüber wobei erstere die Mehrheit waren während
Letztere die Herrschaft dagegen brutal ausübten

Noch 1609 hatte Kaiser Rudolf II. aus Dankbarkeit
Für Unterstützung gegen seinen Vetter Matthias
Den Glaubenszwang im Majestätsbrief untersagt
Ein Kollegium zum Schutze Andersgläubiger eingesetzt

Als Matthias dann doch Rudolf folgte als Kaiser und König
Verlegte er seinen Sitz wieder nach Wien und ließ durch
Seine Stadthalter in Prag die Situation wieder eskalieren
Der religiösen Konflikt verschärfte sich erneut

Als Matthias erkrankte standen für die Nachfolge sowohl
Philipp III. von Spanien wie Erzherzog Ferdinand bereit
Der es schließlich wurde und sofort die Rekatholisierung
Mit Feuer und Schwert in Böhmen begann gegen die Stände

Der Konflikt zwischen großteil protestantischem böhmischen
Adel und Ferdinand eskalierte bis zum Prager Fenstersturz
Von dem schon erzählt wurde an anderer Stelle genug
Jedenfalls wählten die Böhmen Ferdinand einfach ab

Weil so ganz ohne König ja auch nichts war im Reich
Wählten sie den Anführer der deutschen Kalvinisten
Friedrich von der Pfalz aus Heidelberg zum Winterkönig
Der mit Elisabeth Stuart wiederum verheiratet war

Dieser nun zweistimmige Kurfürst sollte den Böhmen
So hofften sie die Unterstützung Englands bringen war
Doch Elisabeth die einzige Tochter von König Jakob I
Dem Erben von Elisabeth I und Sohn von Maria Stuart

Auch Dänemark hofften die Böhmen auf diesem Wege
Für sich gegen den mächtigen Kaiser zu gewinnen
Auch Moritz von Oranien für die Niedelande sollte
Gewonnen werden nachdem Sachsen abgelehnt hatte

Friedrich der Kurpfälzer mit der Königstochter als Frau
Strebte nach höherem als der bescheidenen Kurpfalz
Kaiserwürde gar mit doppelten Stimmen wäre möglich
Habsburgers katholische Macht wäre gebrochen

Der Schachzug des Prager Direktoriums war also
Mehr als klug suchten sie doch einen der sich
Für Glaubensfreiheit wie ihre Krone einsetzte
Fanden in Friedrich von der Pfalz so beides

Der Vater seiner Frau Jakob I. war zwar Sohn
Jener katholischen Maria Stuart die einst noch
Versuchte Kusine Elisabeth zu stürzen darüber
Den Kopf verlor aber selbst Protestant blieb

England zumindest eine Phase relativer Ruhe
Brachte abgesehen vom Gunpowder Plot
Wie seiner wahnhaften Neigung Hexen noch
Im 17. Jahrhundert verbrennen zu lassen

Heute mutmaßten wohl Psychoanalytiker
Darüber ob es aus dem Hass auf die doch
Rothaarige Tante die seine Mutter noch
Köpfen ließ geschah nach langem Zögern

Selbst wenn es dabei auch um den
Konflikt der Religionen und den Kampf
Der Römer um die verlorenen Schafe
Noch ging war es in Böhmen kein Thema

Ferdinand verbündete sich mit Bayern
Denen er Böhmens Kurfürstenstimme
Vorab versprach als sei diese sein eigen
Was Habsburger Gebaren kennzeichnet

Außerdem holte er noch den Vatikan
Die Heilige Liga sowie vor allem Spanien
Ins Bündnis gegen die Aufständischen
Und feiges Sachsen verhielt sich neutral

Dafür hatte der Kaiser dem Protestanten
In Dresden noch Gebiete in der Lausitz
Wie in Schlesien zur Expansion versprochen
Was Solidarität schnell relativierte im Glauben

Als Tilly mit dem großen kaiserlichen Heer
Am Weißen Berg in Böhmen eintraf waren
Die undisziplinierten Protestanten im Heer
Der böhmischen Stände schnell geschlagen

Die Macht in Prag übernahmen sodann die
Kaiserlichen unter Lichtenstein und Wallenstein
Friedrich war geflohen das nicht entflohene
Direktorium wurde sodann verhaftet

Von den adligen Mitgliedern wurden dero 43
Zum Tode verurteilt und von diesen wiederum
Die 27 am 21. Juni 1621 hingerichtet wie über
Jahrzehnte vor Prag in Resten ausgestellt

Die Güter der Hingerichteten wurden konfisziert
Mit ihnen wurden konforme Adelige wie etwa
Wallenstein großzügig bedacht in Folge wurde
Die Wiener Position in Prag weiter gestärkt

Das Recht zur Königswahl wurde den Ständen
In Böhmen wieder aberkannt und zugleich wurde
Der Majestätsbrief von Rudolf II. zerschnitten
Gesetzgebung und Bodenreform blieben feudal

Als nun Bayern nach der pfälzischen Kurwürde
Griff um des Kaisers Versprechen zu bekommen
Brach der Aufstand im Reich endgültig aus der
Im Dreißigjährigen endete und gipfelte

Das ist die Kultur des Abendlandes das sich
Über Jahrzehnte grausamer noch metztelte
Als es der IS in Syrien gerade tut der nun
Mit deutscher Hilfe zerbombt wird

Eigentlich müssten sich die Sachsen doch
Die sich damals zum Massaker in Böhmen
Schlicht neutral verhielten besser mit dem IS
Als mit der Bundesregierung verstehen

Vielleicht ist es nötig endlich die Dinge beim
Namen zu nennen und den sächsischen
Rassismus als unpassend für Deutschland
Zu bezeichnen weil solche nicht gewollt sind

Eine kleine Gruppe deutscher Fans fällt
Bei der EM in Frankreich unangenehm auf
Mit Hitlergruß und Reichskriegssflagge als
Verdecktes Nazibekenntnis immer noch

Wer wundert sich dass diese Gruppe
Ausgerechnet aus Sachsen kam zu den
Radikalen Anhängern Dresdner und Leipziger
Clubs gehören bekannt für ihre Gesinnung

Wäre dies Land nicht viel schöner wenn
Wir Ostpreußen gegen Sachsen mit Polen
Tauschten und den gerde Innenminister
Bekommen sie noch umsonst dazui

Jenseits der politischen Ironie fragst sich
Warum aus Geschichte so wenig gelernt
Je wurde und manche noch stolz auf dies
Mörderische christliche Abendland sind
jens tuengerthal 21.6.2016

Fernnah

Sich fern nah kommen
Voller Sehnsucht und Lust
Näher als wir nah waren
Zeigt wie wenig es auf
Die Wirklichkeit ankommt
Wenn Liebe uns führt
Weil sie in uns wächst
Nicht der Ort entscheidet
Sondern allein Gefühl
Uns zueinander verführt
Spüre dich näher als nah
In mir und ganz real
Stellt sich schon beim nur
Gedanken mein Schwanz
Dir freudig entgegen auf
Liebe ist nicht beweisbar
Aber wo sie fern noch
So wirklich wird ist sie
Mehr als real wohl
Spüre mein Herz stärker
Schlagen als täte ich etwas
Außer an dich denken
So sind wir raumlos
Jenseits der Zeit längst
Ist die Liebe wohl schneller
Als Lichtgeschwindigkeit
In lustvollen Gedanken
Ganz beieinander
Halte dich so im Arm
Natürlich nur in Gedanken
Wie du meine Mitte nun
Eindringlich an deiner spürst
So ist nichts des nur Gefühls
In Wirklichkeit uns alles
jens tuengerthal 20.6.2016

Montag, 20. Juni 2016

Flüchtlingswettberwerb

Nun kennen wir die Zahlen
Der weltweiten Flüchtlinge
Aufnahmesieger ist die Türkei
Deutschland nur zweiter
Anders wohl als beim Fußball
Ansonsten sind es doch weniger
Als 25 Millionen die in anderen
Ländern bereits sind was eher
Wenig ist bei 720 Millionen
Menschen allein in Europa
Völkerwanderung war viel mehr
Auch die Hugenotten damals
Zumindest prozentual
Kein Grund zur Panik
Natürlich schaffen wir das
Wir müssen nur was tun
Statt nur zu klagen oder
Schlimmer noch anzuklagen
Und Angst zu verbreiten
Sultan Erdogan schafft das
Doppelte von Deutschland
Dem sollten wir es zeigen
Im einigen Europa mit
Oder ohne Britannien
jens tuengerthal 20.6.2016

Kulturgeschichten 0264

Ballhausverschwörer

„sich niemals zu trennen, bis der Staat eine Verfassung hat […] und nur der Gewalt der Bajonette zu weichen“

Manche fürchten eine Verschwörung
Wenn die Mächtigen etwa tagen unter
Dem Namen Bilderberg oder sie nach
Den geheimen Symbolen suchen

Versteckt auf dem Dollar oder in der
Pyramide im Louvre hinter der auch
Juden und andere Verschwörer gleich
Vermutet werden ungetrübt von Wissen

Beides hat seinen Ursprung noch in der
Freimaurerei als sie für Freiheit stand
Ist weniger geheimnisvoll als manche
Heute munkeln unaufgeklärt wie meist

Die Rothschilds waren es früher mehr
Heute sind es andere Banken oder gar
Bill Gates der die Welt beherrscht weil
Alles geheimen Plänen folgen soll

Stets verfängt sich die Dummheit dieser
Therorien in sich selbst und ist nie
Irgend vernünftigen Erklärungen je
Zugänglich in ihrem manischen Wahn

Aufklärung soll die Menschheit befreien
Aus selbstverschuldeter Unmündigkeit
Hat uns Kant einst verkündet was aber
Gegen Verschwörungsangst hilft nicht

Natürlich war Kant auch ein Freimaurer
Wie ich auch über Jahrzehnte bis auch
Dieser Verein wie alle mich anödete
Zu weit von der Aufklärung mir lag

Lessing war es auch in Hamburg bis
Die Intoleranten von Absalom sich noch
Weigerten seinen jüdischen Freund
Moses Mendelsohn aufzunehmen

Der Geist der Freimauererverschwörung
Als einer der Toleranz kommt am besten
In Lessings Nathan in der Ringparabel
Zum Ausdruck was alles uns sagt

Der engstirnige Verein aus dem Lessing
Einst gen Wolfenbüttel floh weil diese
Seinen Freund diskriminierten hält sich
Dessen Nathan gern zugute bis heute

Doch ist dieser Verein so wenig jemals
Verschworen wie die Kleingärtner auch
Selten nur noch geistig bewegender
Wie zu Kants und Lessings Zeiten

Vormalige Intoleranz gegenüber allen
Nichteingeweihten besteht weiter
Auch davon lebte die Spannung noch
Dazu zu gehören weiter im Geheimnis

Wie wenig hinter dieser vorgeblichen
Verschwörung steckt es immer eine
Selbsterfahrungsgruppe schlicht ist
Scheint vielen unvorstellbar heute

Wie fast alle in Deutschland ein Verein
Mit allem was dazu gehört auch die
Geheimen Rituale sind öffentlich längst
Nachlesbar für alle die es interessiert

Was sie ausmachte ist eine Idee die neu
War mit Freiheit Gleichheit Brüderlichkeit
Eine Revolution in Gang setzte sogar die
Damals tatsächlich mit einem Schwur begann

Am 20. Juni 1789 schworen die Abgeordneten
Des Dritten Standes den Befehl des Königs
Auseinanderzugehen solange zu ignorieren
Bis Frankreich eine Verfassung erlassen hätte

Unter denen die darauf einschworen waren
Viele Freimaurer Brüder des Grand Orient
Der diese Tradition mit Stolz weiter trägt
Graf Mirabeau ist einer von ihnen nur

Der Schwur der Abgeordneten fand in einem
Improvisierten Sitzungssaal statt der sonst
Dem Ballsport am Hof von Versaille diente
War entscheidend für den Beginn der Revolution

Einer schweren Finanzkrise wegen hatte der
Französische König die Generalstände einberufen
Nach alter Gewohnheit kam dabei allen drei Ständen
Adel Kirche und Drittem Stand eine Stimme zu

Alle drei Stände hatten das gleiche Gewicht
Zuvor hatte der Dritte Stand schon durchgesetzt
Die doppelte Anzahl an Vertretern zu stellen
Beanspruchte nun die Zählung nach Köpfen

Mit diesem neuen Abstimmungsmodus hätte
Sich das Gewicht ihrer Stimmen stark erhöht
Was sie damit begründeten 98% der Bevölkerung
Zu repräsentieren und zu vertreten

Als diese Forderung mehrfach abgelehnt wurde
Von den um ihre Privilegien fürchtenden Stände
Erklärten sich diese zur Nationalversammlung
Womit sie für die ganze Nation sprechen wollten

Ludwig XVI. dem dies überhaupt nicht gefiel
Verfügte die Schließung des Sitzungssaales
Mit der Behauptung Handwerker müssten ihn
Für die gemeinsame Sitzung vorbereiten

So begaben sich die Mitglieder der neuen
Nationalversammlung am 20. Juni 1789
In den Salle du Jeu de Paume in Versailles
Einer Ballsporthalle außerhalb des Schlosses

Dort schworen sie was oben zitiert wurde
„sich niemals zu trennen, bis der Staat eine Verfassung hat“
Erklärten sich mit diesem Eid selbst zur
Verfassungsgebenden Versammlung

Am 21. Juni bereits gab der König ihrem Druck
Nach und gestattete ihnen an Stelle der bisher
Generalversammlung zu tagen und so bildeten
Die Abgeordneten die Nationalversammlung

In dieser wurde erstmals nicht mehr nach Ständen
Sondern nach Köpfen abgestimmt was Parlamenten
Unserer Tage gleicht damals revolutionär war als
Der zweite Schritt zur Revolution hin gilt

Die absolutistische Macht die Ludwig XIV. noch
Errichtete fand damit nach 100 Jahren ihr Ende
Wurde von der Mehrheit in Schranken gewiesen
Was die Wiedergeburt der Demokratie hier ist

So brachte eine Verschwörung des Dritten Standes
Die um mehr Gerechtigkeit kämpfte anhand der
Strittigen Finanzfrage mehr Offenheit und Gerechtigkeit
Auch wenn die Revolution noch sehr blutig wurde

Viele Staaten Europas sind inzwischen Republiken
Auch die verbliebenen Monarchien sind längst
Demokratien geworden regiert von Parteien die
Mancher kritisch als neuen Adel sieht

Doch werden wir nicht in eine Partei hineingeboren
Sondern können uns dort engagieren oder nicht
Politische Mitgestaltung und Diskussion ist normal
Obwohl manche Autoritäten wieder ersehnen

Was Europa heute wieder ist begann also mit
Einer Verschwörung des Dritten Standes in
Versailles dem Symbol des Absolutismus was
Ein Ergebnis von Aufklärung und Vernunft war

In diesem Geist der die Gleichheit aller Menschen
Postulierte auch wenn es noch Jahrhunderte dauerte
Bis diese wirklich rechtliche Realität wurde sollte
Europa sich gegen die Dummheit verschwören

Die Demokratie lebt von Teilnahme der Bürger
Sie wird durch Verschwörungstheorien so sehr
Gefährdet wie durch Angsthetze von rechts
Beides schadet der errungenen Freiheit

Am Tag des Ballhausschwures daran zu erinnern
Dass es eine Verschwörung im Geist der Aufklärung
War die Menschenrechte und Freiheit nach Europa
Einst brachte öffnet den Blick für das was ist

Die vermeintlichen Retter des Abendlandes sind
Keine Volksbewegung in diesem Sinne sondern
Das Gegenteil von aufgeklärt bloß dumm intolerant
Davor sollte Europa geschützt werden

Ein Produkt der Revolution war die Trennung
Von Staat und Kirche wie sie bis heute Europa
Von Frankreich ausgehend prägt dazu braucht es
Keinen Sonderweg sondern lieber Klarheit

Wenn die Angst um sich greift sogar manche
Zu Morden treibt braucht es einen Aufschrei
Für Freiheit und Demokratie auch dazu
Soll diese Erinnerung dringend dienen
jens tuengerthal 20.6.2016

Liebesfund

Manchmal geht im Eifer fast
Die Liebe verloren warum es
Dann darauf ankommt wieder
Zurückzufinden zum Anfang
Wo alles noch ist wie es war
Den Weg zusammen finden
Ist dabei besonders schwer
Weil jeder nur seinen erinnert
Wenn es drauf ankommt
Im Streit sich zuerst vertraut
Woran die meisten scheitern
Wer hier nur nachgibt verliert
Sich sicher ins Gegenteil
Wer gar nicht den andern
Dann kommt es darauf an
Voll Liebe das Schöne
Im Liebsten zu suchen
Sich auf das Ziel zu einigen
Damit zuerst miteinander
Gefunden wird bevor sich
Über uneigiges gestritten
Wo die Lust eine Brücke ist
Soll sie genossen werden
Alles was eint ist gut
Das übrige erstmal egal
Damit findet wer sucht
Es ist so einfach
Glücklich zu sein
Wenn wir nur wollen
Findet sie sich wieder
Wo nicht ist es müßig
Weiter zu suchen
Wer findet der halte
Damit das Glück bleibt
jens tuengerthal 19.6.2016

Sonntag, 19. Juni 2016

Kulturgeschichten 0263

Bündnismacht

Wer Bündnisse schließt ist mächtiger
Warum es sich schon lang empfiehlt
Sich lieber mit vielen zu verbünden
Statt allein gegen alle zu stehen

Wir sahen dies lange noch im Osten
Wie im Westen sich gegenüberstehen
Bis eines Tages es östlich unterging weil
Sozialismus ökonomisch nichts taugte

Übrig blieben die NATO und Russland
Das als Gegner gesetzt wurde als es
Ökonomisch sinnvoll und politisch wohl
Geboten war in kollektiver Reaktion

Genauso hätten sich die beiden auch
Verbünden können um gemeinsam
Gegen Islamisten effektiv zu kämpfen
Ginge es um Effektivität je dabei

Ob da ökonomische Interessen oder
Alte Rivalitäten den Ausschlag gaben
Mag dahinstehen alles könnte es sein
Wichtiger noch aber ist das Ziel

Russland würde nie die Krim aufgeben
Den einzig eisfreien Hafen was auch
Den Amerikanern ihr Kissinger vorher
Sagte weil der einzig immer eisfreie

Die NATO buhlte um die korrupte
Oligarchenrepublik und ignorierte
Dabei die Verflechtung mit Russland
Dem ewig größten Gasgläubiger

Es ist bestenfalls naiv zu glauben
Ein Bündnis könne einfach das andre
Ersetzen aber dessen größten Teil
Dabei außen vor lassen noch

Bündnisse sind schon immer eine
Fein ausgewogene Sache bei der
Diplomaten in langen Verhandlungen
Um das miteinander noch rangen

Früher wurden dazu noch Ehen
Miteinander geschlossen als noch
Familien die Welt regierten was
Manche Bündnisse natürlich schuf

Am 19. Juni 1522 schlossen Heinrich VIII.
Als König von England und Karl V. als
Kaiser des Römischen Reiches wie auch
König von Spanien den Vertrag von Windsor

Der Vertrag sollte zum einen die gegenseitige
Pflicht zum Beistand beim Angriff gegen Franz I.
Also Frankreich mit jeweils 40.000 Mann dabei
Garantieren und war Englands Wunsch

Karl V. der Kaiser in dessen Reich die Sonne
Nie unterging ließ sich darauf nur ein um seine
Schulden gegenüber England loszuwerden wie
In alter Auseinandersetzung mit Franz I.

Im Kampf um Norditalien war Frankreich sogar
Mit dem Papst teilweise verbündet dem Kaiser
Lange sehr teuer auf die Nerven gegangen
Wofür wiederum Heinrich ihm Geld noch lieh

Zugleich wurde vereinbart dass Karl V.
Damals 22 schon die erst sechsjährige
Maria Tudor heiraten sollte als dann
Dauerhafte Verbindung beider Häuser

All dies geschah erst nachdem Franz I.
Statt sich mit Karls Familie zu verschwägern
Anne de Bretagnes Tochter heiratete
Claude France die immerhin 15 war

Die Hochzeit von Karl und Maria die so
Ganz nebenbei Vettern ersten Grades waren
Kam dann doch nicht zustande sondern
Maria heiratete später Karls Sohn Philipp

Dessen Tante zweiten Grades sie also war
Was auch zu keinem gesunden Nachwuchs
Je führte warum Philipp es später nochmal
Bei Marias Nachfolgerin Elisabeth versuchte

Dieses Werben blieb jedoch erfolglos denn
Elisabeth wollte anglikanisch wie Königin
Lieber bleiben als des Spaniers Gattin
Dem Kind der Habsburger Inzucht schon

Karls wie Marias Großeltern waren
Ferdinand und Isabella von Spanien
Die Kolumbus auf die Reise schickten
Wie die letzten Mauren einst vertrieben

Karls Sohn Philipp vernichtete später die
Spanische Flotte genannt Armada gegen
Elisabeth im Kanal deren Piraten unterlegen
War Erbe des halben Reiches von Karl

Die später gegründete anglikanische Kirche
Wie die Trennung von Karls Tante führten
Zu Verstimmungen im internen Verhältnis
So untersagte der Papst die Annullierung

Dies tat er jedoch nur weil Gefangener
Von Karl gerade anlässlich des Sacco di Roma
Was Heinrich erzürnt zur Kirchengründung trieb
Der vorher noch treuer Diener Roms sich nannte

Auch aus dieser historischen Sichtweise kommt
Dem Vertrag von Windsor nur eine vorübergehende
Bedeutung zu kämpfte doch Karl auch im Reich
Noch verbissen gegen die Reformation

Karl hatte nur zwei außereheliche Kinder
Margarethe von Parma mit Johanna von Gheenst
Wie Don Juan de Austria mit Barbara Blomberg
War seiner Isabella von Portugal also relativ treu

Noch inzüchtiger wurde es dann bei Philipp II.
Der zunächst seine Kusine Maria von Portugal
Ehelichte sodann bis sie starb die blutige Maria
Zwischenzeitlich Elisabeth von Valois welche

Die Tochter von Maria von Medici und Heinrich II.
Schließlich am Ende Anna von Österreich welche
Tochter Maximiliams II. und seiner Schwester war
Maximiliam wiederum war der Sohn von Ferdinand

Des Bruders seines Vaters Karl V. warum sich
Keiner über auffällige Kinnpartien noch wunderte
Bei der spanischen Linie der Habsburger wohl
Die inzwischen den französischen Bourbonen wichen

So gesehen wäre die im Vertrag von Windsor noch
Vereinbarte Inzucht zwischen Vettern ersten Grades
Eigentlich unproblematisch ist sogar heute noch
In Deutschland erlaubt ohne Erbkrankheiten zumindest

Schauen wir uns die üblichen Geschwisterheiraten
Noch in ägyptischen Dynastien an fragt sich warum
Sie dennoch so lange so gut überlebten vielfach auch
Ganz gesunde Nachkommen bekamen

Vielleicht ist die christlich-jüdische Hysterie hier
Auf biblischer Grundlage heute auch überholt
Sollte endlich heiraten wer sich liebt egal wie
Nah oder fern verwandt je gewesen

Doch weg vom Nebenzweck der Inzucht die keine wurde
Auch beim Sohn erfolglos letztlich blieb warum am Ende
England anglikanisch blieb und nicht katholisch wurde
Zur Kraft der Bündnisse und ihren Ergebnissen

Was taten die Engländer die gerade erst einen
Hundertjährigen Krieg in Frankreich verloren
Sie wüteten ein wenig dort raubten Städte aus
Brandschatzten und vergügten sich vergewaltigend

Frankreich konnte sich nicht wehren aus akutem
Geldmangel nach vorigen Kriegen die sogar zur
Medici Hochzeit später zwangen gleich doppelt
Es musste die Engländer als Rowdies wüten lassen

Auch von daher gesehen hat sich wenig geändert
Russland droht der Ausschluss der sicher verdient
Nach einigen politischen Äußerungen dazu wäre
England wird bekniet in der Eu dabei zu bleiben

Beim einen geht es um Fußball beim anderen
Ist es die große Politik und das eine hat natürlich
Nichts mit dem anderen zu tun zumindest theoretisch
Staunen über das was geschieht dürfen wir dennoch

Für die kaiserlich gedeckte Randale wurde Karl V.
Die Schuld erlassen woran wir sehen manchmal
Geben Engländer für völligen Unsinn erstaunlich
Viel Geld aus was sie sonst nie teilen wollen

Die Randale war nur gelassen durch das Bündnis
Möglich gewesen wie sich auch deutsche und
Englische Fans ruhiger daneben benehmen dürfen
Als russische Hooligans die auf Bewährung sind

Glücklicherweise hat sich mit Russland wohl
Sicher ein Problem nach der Vorrunde erledigt
An der Verlogenheit im Bündnis ändert sich
In absehbarer Zukunft sicher nichts

Und die Moral von der Geschicht
Tritt einem Bündnis bei dann bist du wer
Wenn nicht sei lieber friedlicher
Sonst hält das Bündnis über dich Gericht
jens tuengerthal 19.11.2016

Ronaldospott

Das ganze Netz spottet über Ronaldo
Was leicht fällt angesichts seiner wieder
Folgenlosen Selbstinszenierung als der
Superstar mit dem längsten zumindest
Anlauf und Strapsen vorm Spiel
Was habe ich gelacht als der Schönling
Den Elfmeter an den Pfosten schoss
Der über Island spottete und wieviele
Denken nicht verdient hätte er es nun
Auszuscheiden dieser Schönling mit
Viel Show und wenig real dahinter
So fragte sich gestern wohl mancher
Wie der je Weltfußballer werden konnte
Und ich gestehe genau das dachte ich
Wollte mit spotten als ich anfing
Über Worte zu ihm nachzudenken
Doch begäbe ich mich damit auf das
Gleiche Niveau was ich nicht will
Darum frage ich mich lieber was
Treibt einen sich so zu inszenieren
Warum ist er andererseits geduldig
Fast liebevoll mit einem Flitzer
Wieso spendet er viel Geld
Kümmert sich um Kranke und Arme
Er gibt der Masse was sie braucht
Brot und Spiele und am Leiden
Der anderen Freude empfinden
Was mir peinlich wäre egal was
Von Christiano Ronaldo sonst so
Menschlich zu halten ist
Was mir gleichgültig immer war
Erschreckend nur wieviele gern
Andere verspotten die leiden
Aber auch da bemühe ich mich
Um Verständnis vermutlich können
Die nicht anders als so lustig sein
jens tuengerthal 19.6.2016

Liebestraum

Was ist alles
Was sein kann
Wenn sich alle Träume
Unerwartet erfüllen
Ohne zu fragen ob
Träume Erwartungen sind
Es die schönsten noch
Überraschend übertrifft
Liebe und Lust zusammen
Zärtlichkeit und Leidenschaft
Vernunft und Gefühl mit
Sicherheit und Risiko
Die schönste von allen
Ausgerechnet mich liebt
Wir sehnsüchtig nacheinander
Uns zeitgleich erfühlen
Dann kommt nichts mehr
Weil alles in einer da ist
Und wir uns ineinander
Am liebsten träumen
Es unbeschreiblich ist
Dann schweige ich lieber
Und genieße es still
jens tuengerthal 18.6.2016

Coxmord

Tod den Verrätern, Freiheit für Britannien
Sagte der Mörder von Cox auf die Frage
Nach seinem Namen und sagte damit
Alles über seine Gründe und die Täter
Hinter dem Täter die dahin polarisierten
Das Menschen Mord für nötig halten
Es ist in dieser Zeit kein Wunder mehr
Wenn vom Untergang des Abendlandes
Allerorten geredet wird dass es dazu kam
Es ist die logische Konsequenz einer Politik
Die mit der Angst der Menschen spielt
Wer von Deutschland schafft sich ab
Schwadroniert oder von einer Invasion
Des Islam die aufgehalten werden muss
Ist Mittäter solcher Taten denn die Panik
Vor dem Untergang führt zu diesen
So sind alle geistigen Brandstift Mittäter
Solcher Taten die noch mehr drohen
Darum ist es Zeit verbal abzurüsten
Natürlich schaffen wir das denn das
Problem ist lächerlich für Europa
Wer weiter vom Untergang redet
Wie eine nicht existente Bedrohung
In scharfen Worten inszeniert muss
Für die  Folgen Verantwortung tragen
Wie ein Täter bestraft werden
Keine Toleranz für Intoleranz
Mörder von Cox sind alle Radikalen
Ziehen wir sie zur Verantwortung
jens tuengerthal 18.6.2016

Samstag, 18. Juni 2016

Strandtraumlust

Zwischen wilden Schauern in grau
Ist der Himmel über Berlin just blau
Und ich träume davon mit dir
Na du weißt schon was
Am Strand zu tun wonach
Uns immer ist wenn wir uns
So ganz nah spüren
Möchte deinen Körper küssen
Mit Sandkörnern auf der Zunge
Die Wellen anrauschen hören
Während du immer lauter dazu
Quasi im Takt geleckt stöhnst
Du mich von dir wirfst
Um auf mich zu steigen
Nicht ohne meinen sandigen
Schwanz vorab zu küssen
Dann kommt nicht so viel
Vom Sand zwischen uns
Wenn du ihn dir dann
Mitten reinsteckst ohne Sand
Ist noch genug Sand überall
Uns dabei gleich wund zu reiben
Was uns vor lauter Lust gerade
Völlig egal ist nur beim Küssen
Knirscht es noch ein wenig
Und nebenbei klatschen die Wellen
So weiter an den Strand wie du
Gerade auf mich mit Sand dazwischen
Und mit der großen Welle
Kommen wir zusammen
Hach was wär das schön jetzt
jens tuengerthal 18.6.2016

Kulturgeschichten 0262

Sieg und Niederlage

Sieg und Niederlage liegen oft dicht
Beieinander und manchmal ist es nur
Der Zufall der die Welt verändert
Durch die Macht der Sieger

Nicht jeder Sieg führt zum Ziel
Manchmal gibt erst die Niederlage
Kraft genug dem späteren Sieger der
Im Untergang erst merkt was er verlor

Durch die Zeiten dabei zu springen
Offenbart erstaunliche Parallelen
Unabhängig vom jeweiligen Ort
Fragt sich was sich je lohnte

Am 18. Juni 217 vor Christus kam es
In der Schlacht von Raphia zum alles
Entscheidenden Kampf im bereits
Vierten Syrischen Krieg schon damals

Pharao Ptolemaius der einst seine Mutter
Berenike ermorden ließ und seine Schwester
Heiratete besiegte die Seleukiden unter
Antiochos III. genannt dem Großen

Was von der Schlacht bekannt ist berichtete
Der griechische Historiker Polybios sowie das
Raphia Dekret danach fielen über 10.000 Seleukiden
Dagegen nur knapp 2000 siegreiche Ägypter

Die Ägypter hatten die 222 v.Chr. beginnenden
Auseinandersetzungen verzögert um ihre Armee
Zu reformieren und strategisch aufzurüsten was
Sie um 10.000 Mann überlegen am Ende mache

Die Ägypter verloren viele Reiter während die
Seleukiden alle Kampfelefanten abgeben mussten
Ptolemaios kehrte triumphal nach Alexandria zurück
Das Ziel des Krieges war vollkommen erreicht

Antiochos wurde erst später ein Großer denn
Bei dieser Schlacht verlor er durch jugendlichen
Leichtsinn so verfolgte er auf seinem Flügel
Fliehende Ägypter zu weit und entblößte sich

Ganze 1270 Jahre später besiegten die Normannen
Am 18. Juni 1053 in der Schlacht von Civitate das
Eigentlich überlegene päpstliche Heer nehmen sogar
Papst Leo IX. gefangen der die Normannen anerkennt

Der Papst ein gebürtiger Elsässer hatte sich bereits
Mit Kaiser Heinrich III. beraten wie er gegen die
Gefürchtete Normannenplage vorgehen sollte
Worauf der Kaiser ihm nur 600 Schwaben mitgab

Dennoch sammelte der Papst eine vielfach überlegene
Armee um sich zur Verteidigung von Süditalien die
Jedoch fast nur aus Fußtruppen bestand die den
Normannischen Reitern weit unterlegen waren

Leo hatte auf die Unterstützung aus Byzanz gehofft
Die eigentlich zugesagt war deren Eintreffen aber
Von den Normannen erfolgreich verzögert wurde
Was die Niederlage noch beschleunigte

Der Papst wurde neun Monate gefangen genommen
Musste die Herrschaft der Normannen anerkennen
Die geringe Hilfe des Kaisers trübte daraufhin über
Jahrhunderte das Verhältnis von Kaiser und Papst

Unklar ist ob sich der Papst selbst ergab um sein
Leben zu retten oder die Stadt ihn auslieferte um
Nicht geschliffen zu werden klar aber war der Sieg
Der bis die Staufer erbten Normannen siegen ließ

Erst 103 Jahre später am 18. Juni 1056 erkennt
Papst Hadrian IV. im Vertrag von Benevent den
Er mit Wilhelm I. von Sizilien schloss die faktische
Herrschaft der Normannen an was den Kaiser ärgert

Noch einmal über 100  Jahre später besiegte dann
Am 18. Juni 1391  Timur den Toktamisch der die
Berühmte Goldene Horde anführte nach dem Tod
Des Dschingis Khan im Streit um die Vorherrschaft

Nicht lange danach nur 38 Jahre später besiegten
Die Franzosen am 18. Juni 1429 im immer noch
Hundertjährigen Krieg in der Schlacht von Patay
Die Engländer mit Hilfe der plötzlich Jeanne d’Arc

Unter Sir John Falstoff verlieren die Engländer
Orleans und werden weiter nach Norden gedrängt
Auch wenn sie letzlich verdrängt werden und verlieren
Kostete Johanna ihr Erfolg später das Leben

Nur 23 Jahre später zeigte sich der heilige Geist
Der Kirche wieder die Johanna später heilig sprach
In der päpstlichen Bulle Dum diversas mit der Papst
Nikolaus V. das Erobern ungläubiger Länder gestattete

Mit diesem Privileg eroberte König Alfons V. von Portugal
Länder Westafrikas und führte die Bewohner mit der
Ausdrücklichen Duldung des Papstes in die Sklaverei
Es waren ja nur Schwarzfrikaner die es traf

Heute ist Sklaverei sogar im Vatikan verpönt
Der sich an herrschende Meinung immer anpasste
Noch immer wird sich angemaßt den Glauben
Durch Missionare weiterzutragen zu den Heiden

Auch die reformierten Kirchen betreiben Mission
In Afrika oder dort wo es ihnen nötig scheint
Sogar in Indien wo es prozentual mehr Christen gibt
Als in Ostdeutschland lebten zur Wiedervereinigung

Wie schon zu Anfang gesehen hindern auch fatale
Niederlagen nicht daran ein Großer zu werden
Ein berühmtes Beispiel dafür ist Friedrich der Große
Der oft dem Tod näher als dem Leben im Krieg war

Seine erste Niederlage im Siebenjährigen Krieg
Erlitt er am 18. Juni 1753 in der Schlacht bei Kolin
Gegen die Österreicher unter Feldmarschall Daun
Dabei verloren fast 23.000 ihr Leben

Kolin liegt in Böhmen das Friedrich strategisch
Besetzte wie Sachsen zuvor weil er es konnte
Ihm andernfalls die Einkesselung wie auch
Vernichtung gedroht hätte seiner Herrschaft

Der Streit ging um Schlesien schon zehn Jahre
Friedrich hatte es Maria Theresia einst geraubt
Weil er es konnte und Österreich schwach war
Infolge der pragmatischen Sanktion ihres Vaters

Maria Theresia verzieh ihm das nie und setzte
Ganz Europa gegen den Preußen in Bewegung
Sie blieb am Ende erfolglos aber Friedrich nicht
Völlig siegreich wenn auch ungeschlagen groß

Der Besitz Schlesiens und seiner Rohstoffe
War eine wichtige Basis für Preußens Aufstieg
Von dem damals noch keiner ahnte der auch
Weniger durch königliches Verdienst kam

Diesmal noch scheiterte Friedrich mit seiner
Taktik der schiefen Schalchtordnung die ihm
Im Dezember bei Leuthen den Sieg bescherte
Nur Seydlitz und Tauentzien retteten noch was

Ob Friedrich seinen fliehenden Grenadieren
Wirklich zurief ‘Hunde wollt ihr ewig leben’ ist
Nicht verbürgt aber nicht unwahrscheinlich
Die Belagerung Prags wurde aufgegeben

Für siegreiche Österreicher gab es danach den
Militär-Maria-Theresien-Orden als Verdienst
Seydlitz wurde vom Oberst zum Generalmajor
14.000 tote Preußen und 9000 Österreicher

Die Schlacht entschied nichts und war bloß ein
Kurzes Aufatmen für Österreich die dies feierten
Friedrich lernte aus der Niederlage und wurde
Bei Leuthen mit Ziethen noch gefährlicher

Entscheidend dagegen war ein anderer Sieg
18. Juni 1815 schlugen die Briten unter Wellington
Vereint mit den Preußen unter Blücher Napoleon
In der Schlacht bei Waterloo vernichtend

Damit war das Kapitel Napoleon in Europa
Endgültig beendet der Kaiser der Franzosen
Wurde nach St. Helena verbannt eine Epoche
Die Europa auch in vielem befreite endete

Die Hoffnung vieler Freiheitskämpfer gegen
Napoleon der mit dem Code Napoleon erst
Vielen Rechtssicherheit gebracht hatte auf
Eine freiheitliche Verfassung erfüllte sich nicht

Die vorher Monarchen sicherten wie zuvor
Schon auf dem Wiener Kongress geplant
Ihre Macht und das Versprechen von etwa
Verfassungen wurde nach Karlsbad vergessen

Es sollte noch lange dauern bis in Deutschland
Freiheit und Demokratie dauerhaft siegten gegen
Reaktion und Adel noch am 18. Juni 1849 vertrieben
Die Schwaben das Rumpfparlament aus Stuttgart

Dahin war die Frankfurter Nationalversammlung
Geflohen um noch die Idee hoch zu halten vom
Deutschen Nationalstaat den später dann Bismarck
Preußisch autoritär von oben herab realisierte

Am 18. Juni 1940 schließlich kam es zu zwei Aufrufen
Die ihre Völker zum Widerstand und zum Durchhalten
Anhielten beide in London der eine im Rundfunk von
General De Gaulle der andere im Unterhaus von Churchill

Im Kampf gegen das sogenannte Tausenjährige Reich
Wie sich die kurze dunkle deutsche Episode nannte
Rief Churchill die Engländer auf so zu kämpfen dass
Wenn es einer in 1000 Jahren sieht sagt sie taten alles

Noch über 40 Jahre später am 18. Juni 1982 musste
Der Präsident und Kriegsbefürworter Leopoldo Galtieri
Nach der Niederlage im Falklandkrieg gegen England
Seinen Posten räumen für General Alfredo Saint-Jean

Wo sich Kriege je auf Dauer über die Jahrtausende
Gelohnt hätten ist schwer ersichtlich kurze Siege
Haben meist verheerendere Niederlagen zur Folge
Es kostete vor allem immer viele Menschenleben

Der Krieg gegen Nazi-Deutschland war siegreich
Wie erfolgreich auf den Ruinen konnte erst das
Freie demokratische Deutschland aufgebaut werden
Doch scheint diese eine Ausnahme eher gering

Östlich blieb es totalitär nur rot statt braun
Westlich zu tolerant gegenüber vorher Tätern
Zumindest fest eingebunden noch immer
Wurde es mehr Partner als Gefahr

Auch gemessen an der Zahl der Opfer hätte wohl
Eine frühere Kooperation mit dem Wiederstand
Der den Kontakt nach England suchte vieles
Weit schlimmeres verhindern können noch

Zurück zum Pragmatismus dem es nur um sich
Wie den Genuss des eigenen Lebens geht
Er hilft solche Verfehlungen besser verhüten
Als der Glaube an höhere Ideale je

Platon und Aristoteles sind die falschen
Ratgeber schon lange orientieren wir uns
Lieber an Epikur oder seinen Schülern
Denen es immer mehr um sich ging

Mehr als das eigene Glück gibt es nie
Tod gibt es nichts mehr und der größte
Genuss ist friedlich liebend also gerade
Nicht im Strom der Masse mitlaufend

Es braucht wenig zum Glück im Leben
Darauf mehr achten statt weiter ewige
Kalte und heiße Kriege auszufechten
Die unsinnige Menschenopfer bleiben

Dafür gibt es viele Ansätze wie Ideen
Doch fängt jeder Friede bei uns an
Verhindern wir Niederlagen ohne Krieg
Eher als mit berechnender Hoffnung

Nahezu nichts ist den Tod je wert
Verbreiten wir die Philosophie vom
Individuellen Glück lieber als den
Wahnsinn vom Kampf der Kulturen
jens tuengerthal 18.6.2106

Morgenlust

Erwachen und die Sonne scheint
Wider Erwarten durch die noch
Erwartungsgemäß ungeputzten Fenster
Möchte dich neben mir küssen
Dich im Sonnenschein lieben
Mit der Lust der letzten Nacht
Noch frisch erwacht in dir
Und stoße meine Morgenlatte
Fest in deinen Morgentau
Bis wir verschlungen eins
Uns vor Glück überschwemmen
Sex am Morgen nach geteilter Nacht
Ist der Traum vom Glück
jens tuengerthal 18.6.2016

Kleinelust

Habe gerade große Lust auf dich
Deinen trainierten schönen Körper
An dem kein Gramm zuviel ist
Möchte deine kleinen Füsse küssen
Deine schlanken muskulösen Beine
Über die zarte Mitte noch hinweg
Deinen perfekten kleinen Busen
Der sich leicht nur erhebt über
Dem vollkommensten Körper
Den ich je sah und wer nun meint
Dies Urteil sei wohl nicht objektiv
Liegt ganz richtig liebe ich dich doch
Und was macht jemand schöner
So lecke ich mich nun im Traum
Deine Seiten hinunter zum Hügel
Den hinauf ich vorfreudig küsse
Um zwischen deinen Lippen
Die meine Zunge nun öffnet
Heiß tief zu verschwinden
Dann von deinem Tau trunken
Die zarte Perle oberhalb
Von mir verschlungen wird
Bis du vor Glück schreist
Vor lauter Lust und Liebe
jens tuengerthal 17.6.2016

Liebeswille

Zählt der Wille lieben zu wollen
Oder liegt Liebe außerhalb des
Wollens als nur freies Gefühl
Das begrenzt nicht sein kann
Fragt sich wenn sich zwei
Dazu entschließen es doch
Lieber miteinander statt
Gegeneinander zu versuchen
Ist die Motivation dazu Liebe
Oder ist es vernünftiger sich
Füreinander zu entscheiden
Weil miteinander glücklich macht
Wollen wir das Glück nur dem
Zufall überlassen oder lieber
Willentlich glücklich sein um
Vernünftig dabei zu bleiben
Und kommt es darauf an
Wenn wir es dann sind
Wie wir dazu kamen
jens tuengerthal 17.6.2016

Freitag, 17. Juni 2016

Kulturgeschichten 0261

Glaubenskampf

Die Jünger des IS sehen sich als
Glaubenskämpfer im Auftrag des
Herrn im Himmel gegen den Westen
Auch wenn die Opfer Muslime sind

Wir nennen diese Fanatiker mittelalterlich
Weil ihre Überzeugungen nicht mehr
In unsere Zeit passen in der Aberglaube
Zum Privatvergnügen längst wurde

Das beklagen wiederum besonders jene
Die den Untergang des Abendlandes
Fürchten mehr christliche Gesinnung
Wie Disziplin in den Schulen fordern

Angeblich meinen viele der Muslime
Welche hier leben die Scharia sei
Wichtiger als nur deutsche Gesetze
Was allzu offensichtlicher Unsinn ist

Ob diese Statistik stimmt oder wieder
Wie nahezu jede dieser Huren bloß
Im Interesse ihrer Zuhälter anschafft
Ist egal es zu erwähnen ist ein Grauen

Als Antwort auf die mittelalterliche Scharia
Nun solches im Christentum zu fordern
Zeugt nur von offensichtlich beschränktem
Denken auf beiden Seiten im extrem

Wer seine Überzeugungen mit Gewalt
Verbreiten und durchsetzen muss hat
Meist wenig überzeugende Argumente
Was die Unvernunft seltener stört

Dennoch funktioniert Gewalt noch oft
Erstaunlich gut obwohl es eigentlich
Nur von der Unfähigkeit des anderen
Zu überzeugen zeugt bei zu vielen

Weil IS und Al Quaida die sich zumindest
Etwas fast erledigt haben gerade jedenfalls
Noch nicht zusammenwirken überall morden
In Terrorzellen dürfen wir sie bombadieren

Die Idioten die uns regieren haben die
Einladung in den Krieg angenommen
Als es zum ersten mal knallte als würde
Krieg durch Krieg jemals weniger Terror

Rechnen wir die Opfer des amerikanischen
Rachefeldzuges sind die Muslime derzeit
Noch über eine Millionen im Vorteil gegenüber
Dem friedlichen Westen der nur bombt

Fraglich nur ob sie noch anders konnten
Weil  ihnen rechte Besserwisser längst
Im Nacken säßen verteidigten sie nicht
Das Abendland nun über Syrien

Darum relativiere ich Idioten lieber denn
Welche Antwort ist auf Gewalt angemessen
Sollen wir den atavistischen Aberglauben
Der sich Islam nennt einfach weglächeln

Immer wenn die Angst steigt gewinnen
Radikale einfache Antworten an Zulauf
Dabei wissen wir genau wir bekommen
Jetzt die Quittung für fehlende Integration

Wir antworten auf den Wahnsinn nun
Als seien wir genauso wahnsinnig
Hätten keine Aufklärung je gehabt
Wüssten nichts von Imanuel  Kant

Eigentlich wollte ich über das Rhetorenedikt
Von Kaiser Julian vom 17. Juni 362 schreiben
Mit dem Christen von einem der sich vom
Christentum abwandte diskriminiert wurden

Die Diskriminierung wurde geschickt getarnt
Im Edikt selbst war zunächst nichts zu lesen
Erst in den Ausführungsverordnungen wurde
Wirkte der Kaiser indirekt gegen die Sekte

Damit wurde Christen quasi untersagt
An öffentlichen Schulen zu unterrichten
Er trat nie außer Kraft was angesichts
Der langen Schulmacht dort lustig ist

Oder ähnlich und vergleichbar unschön
Machten es die Preußen viel später nur
Am 17. Juni 1898 mit dem Lex Arons das
Sozialdemokraten als Hochschullehrer bannte

Noch zwanzig Jahre und einen Weltkrieg
Hatte dies Gesetz bis Sozialdemokraten
Selbst die neue Republik regierten womit
Sich dieser letzte Versuch erledigt hatte

Ohnehin traf es mit Arons einen der rechten
Eher bürgerlichen Sozialdemokraten die
Bei von beiden Seiten kritisch gesehen waren
Er blieb der einzige der suspendiert wurde

Das Gesetz ging auf eine patzige Bemerkung
Von Wilhelm II. zurück der meinte er dulde
Keine Sozialisten an kaiserlichen Hochschulen
Woraufhin gehandelt werden musste

Der schließlich 17. Juni 1953 war ein Volksaufstand
In der DDR weil viele Arbeiter eben auch mit dem
Arbeiter und Bauern Staatsmangel unzufrieden waren
Der offiziell natürlich vom Westen gelenkt wurde

Es dauerte noch 36 Jahre bis die DDR an eben solchen
Demonstrationen unzufriedener Bürger scheiterte dabei
Dahingestellt ob die Banane das Symbol der Einheit ist
Oder scharz-rot-goldenes östliches Fahnenmeer

Ähnlich verhält es sich vermutlich mit den Aufständen
In der Ukraine die auch angeblich entweder der
Westen oder Osten hier oder dort finanziert und leitet
Sicher ist nur die Ukraine hat eher gar kein Geld

Nun haben wir die Straßenschlachten der Hooligans
In Frankreich die von Russland gutgehießen werden
Zumindest nicht verurteilt wurden und zugleich werden
Die bösen Russen von Olympia  ausgeschlossen

Wo bei all diesen gerade Kämpfen geht es noch
Um den Glauben und wo um die Macht allein
Kann dies überhaupt je getrennt werden
Ist nicht aller Aberglaube eine Form von Macht

Das Jenseitsversprechen macht die Menschen
Eher willig sich ganz für einen Kampf zu geben
In dem sie eher nichts zu gewinnen haben
Der vor allem ihre Lust um die es geht nie mehrt

Warum sollten Menschen aufeinander schießen
Die nichts miteinander sonst zu tun hätten noch
Sich irgend böse wären schickten sie nicht nur
Mächtige mit Versprechen und Pflicht in den Tod

Wacht lieber auf es gibt nicht außer dem hier
Wir können es nur so sehr wie möglich genießen
Krieg ist nie ein Gewinn außer für diejenigen
Die Waffen und den Tod verkaufen

Kein Glaube lohnt den Kampf auf Leben und Tod
Die Freiheit so zu sein wie wir wollen wäre noch
Das einzige was der Verteidigung lohnte doch
Wäre sie ohne Aberglauben nie in Gefahr

Götter sind Produkte menschlicher Phantasie
Es gibt sie nicht wirklich außer wir machen
Unseren Glauben zur Wirklichkeit ansonsten
Steht es jedem frei zu glauben was gefällt

Ob Gott Jahwe oder Allah sie alle stehen
Mit dem Spagettimonster auf einer Stufe
Sind nicht nötiger als Dada ein bloßes
Überbleibsel vergangener Zeiten

Sie sind keinesfalls die Basis unserer
Werte die wir verlören ohne Glauben
Im Gegenteil wurden die Menschenrechte
Immer gegen den Glauben nur errungen

So ist der immer noch Aberglaube
Quasi der Wurmfortsatz der Evolution
Im Geist der überflüsig geworden nur
Vorhanden ist bis er sich entzündet

Wer weiß  wie der Appendix leiden lässt
Wird stets für schnelle Resektion sein
Damit Leiden und Gefahr ein schnelles
Ende finden sagt die Vernunft

Der Islam leidet gerade an einer sehr
Schweren Apendicitis in Glaubensfrage
Viel zu viele sterben daran mangels
Mehr Vernunft dabei wäre es einfach

Das Christentum ist weitgehend gesund
Auch nicht nötig aber solange es sich
Nicht wieder entzündet störte es nicht
Wie jeder andere private Aberglaube

Es gibt darum nur eine Aufgabe künftig
Aufklärung und Freiheit verbreiten damit
Der Verstand über den Aberglauben siegt
Resektion ist am schnellsten dabei

Wer begriffen hat es kann jeder glauben
Was ihm gefällt und jeder muss mit seinem
Aberglauben in Frieden gelassen werden
Der begreift was am Glaube Wahrheit ist

Diese KO-Tropfen der Vernunft gegen den
Schlichten Aberglauben wirken relativ zügig
Wer dies begreift dem kann der überflüssige
Gott schnell weggeschnitten werden

Ihr wartet auf die vielleicht Jungfrauen im
Nur versprochenen Himmmelreich ihr Idioten
Vögelt lieber die lebendigen Huren am Strand
Und vergesst die Lügen von Göttern alle

Sex ist nur schön mit Liebe und wer liebt
Achtet und schätzt den anderen hoch warum
Sich manches vorm Genießen wandeln muss
Im Bewusstsein der Glückssucher

Sollte es Götter geben was Unsinn ist
Fragte sich Lukrez humorvoll im Geiste
Der Gläubigen warum sollten sie sich nur
Um uns kümmern wenn es den Himmel gibt

Es braucht keinen Glauben mehr als das Glück
Nach ihm hier zu streben und jeden Moment
So glücklich zu sein wie nur möglich ist alles
Was andere Sinn nennen ist mir das Leben
jens tuengerthal 17.6.2016

Lustüberraschung

Als du einfach zu mir kamst
Ganz überraschend ungeplant
Weil du Lust auf mich hattest
Du mich schon auf der Bank
Im Park vor meiner Tür fast
Ganz nahmst obwohl du
Nur einen Kuss wolltest
Bin ich fast geplatzt vor Lust
Als meine Hand in deinen
Nassen Schoss unter deinem
Kleid glitt und du mir dabei
Ins Ohr stöhntest war es
Wieder wie im ersten Moment
Weil ich es aufgegeben hatte
Nach lauter Verletzungen
Es scheint gut zu sein
Manchmal doch alles
Vergessen zu wollen
Um sich ganz frei wieder
Mit neuer Lust zu finden
jens tuengerthal 16.6.2016

Lustspannung

Das Wort Beziehung klingt
Nach dem Gegenteil von Lust
Mehr nach Gewohnheit die
Selten noch spannend ist
Dennoch wissen wir genau
Die Lust ist am schönsten
Wenn wir sie liebend genießen
Was wir haben haben wir
Begehren wir nicht mehr
Genügt die Liebe dazu
Als Klebstoff und Triebkraft
Können wir das verstehen
Oder ist das Unerklärliche
Anhaltender Lust in Liebe
Spannung genug auch
Gegen jede Logik
jens tuengerthal 16.6.2016

Zusammensein

Wann sind zwei zusammen
Einfach doppelt glücklich
Wenn sie sich mittig vereinigen
Oder wenn sie oben fühlen
Was sie unten nur treibt
Wie schwer wiegt die Lust
Wann zählt allein die Liebe
Können wir es je trennen
Wozu überhaupt wenn es
Doch zusammen schöner ist
Zählt mehr das Gefühl
Dabei oder überhaupt
Auch ohne alles oder
Entscheidet der Wille
Ist es erst ganz wenn alles
Miteinander zusammenkommt
Kommt es auf das zusammen
Kommen dabei noch an
Oder ist alles egal wenn
Sie nur glücklich dabei sind
Sollte also vor allem das
Glück gepflegt werden
jens tuengerthal 16.6.2016

Donnerstag, 16. Juni 2016

Fußballfieber

Berlin ist wieder im Fußballfieber
Vor allen Lokalen sitzen Menschen
Auch die Kioske stellen Fernseher raus
Werden zu Biergärten wo sich alle
Jeden Alters und jeder Klasse treffen
Dabei gibt es jetzt keine Unterschiede mehr
Es wird aufgeregt gefachsimpelt
Millionen Bundestrainer finden nun
Ihre eigentliche Berufung im Spiel
Warten wir was kommt schon das
Fest auf der Straße war großartig
Freuen wir uns auf mehr davon
jens tuengerthal 16.6.2016

Kulturgeschichten 0260

Bloomsday

Stattlich und feist erschien Buck Mulligan am Treppenaustritt, ein Seifenbecken in Händen, auf dem gekreuzt ein Spiegel und ein Rasiermesser lagen.

„War das vielleicht grad der Moment, wo er, sie?/ Oh, er hats. In ihr. Sie hats. Geschafft/ Ah!/ Mr. Bloom zog sich mit sorgsamer Hand das nasse Hemd zurecht. Meingott, dieser kleine hinkende Teufel. Fühlt sich langsam doch kalt an und klamm. Die Nachwirkung nicht gerade angenehm. Trotzdem, irgendwie muß mans ja loswerden.“

„Ich möchte ein Abbild von Dublin erschaffen, so vollständig, daß, wenn die Stadt eines Tages plötzlich vom Erdboden verschwände, sie aus meinem Buch heraus vollständig wieder aufgebaut werden könnte.“

Am 16. Juni ist der Bloomsday
Der Tag an dem Leopold Bloom
Der Hauptfigur des Ulysses von
James Joyce gedacht wird

Er ist zwar kein offizieller Feiertag
Steht aber in Irland gleich neben
Dem St. Patricks day und ist der
Einzige einer Romanfigur geweihte Tag

Der Roman Ulysses beschreibt die
Ereignisse am 16. Juni 1904 in Dublin
An diesem Bloomsday besuchen die
Fans und Leser die Orte im Roman

Dies sind die Lebensorte der Akteure
Leopold Bloom seiner Frau Molly des
Jungen Schriftstellers Stephen Dedalus
Denen sie in Dublin nachspüren

Dazu  kaufen sie etwa Zitronenseife
In Sweny’s Shop oder verspeisen ein
Gorgonzolabrot bei David Byrne um
Was im Roman geschieht zu leben

Hintergrund des Tages ist das da
James Joyce sein erstes Date mit
Seiner späteren Frau Nora Barnacle
Hat die ihn tags zuvor versetzte

Es kam vermutlich zu erstem Sex
Weil Nora im Freundeskreis später
Erzählte am 16. Juni 1904 habe sie
Ihren Jim zu einem Mann gemacht

Der erste offizielle Bloomsday fand
Am 16. Juni 1954 statt als sich eine
Kleine Gruppe von Schriftstellern
Zum Ausflug zum Martello-Turm traf

Joyce selbst feierte den ersten
Bloomsday am 16. Juni 1929
Mit seiner Verlegerin und seinem
Kollegen Samuel Beckett

Dabei hatte er diese und seine Familie
In ein Hotel eingeladen und auf dem
Rückweg hielten sie an jeder Kneipe
Um noch weiter und mehr zu saufen

Irgendwann wurde es dem Kutscher
Der die betrunkene Gesellschaft dabei
Begleitete zu bunt und so blieb der bereits
Völlig betrunkene Beckett zurück

In Dublin wird der Tag mit großen Pomp
Zelebriert und viele Touristen kommen
Dazu in die Stadt und wandern die mit
Plaketten makierten Orte der Handlung ab

So wurde die Geschichte des Odysseus
Die Leopold Bloom in Dublin erlebt zu
Einer neuen Reise auf dessen Spuren
Joyce schuf eine vieldeutige Kultfigur

Wie schön wenn ein Roman auch noch
Viele Jahrzehnte nach seinem Erscheinen
So viele Menschen dazu bewegt Unsinn
Zu tun oder sich voll Lust zu betrinken

Wenn sich so die Literatur lustvoll
Mit dem Leben verbindet lebt sie
Erst wirklich wird zum Erlebnis dabei
Das wie ein Rausch vorüberzieht

Rausch und Lust sind etwas in dem
Der Mensch über sich hinaus wächst
Auch wenn es gänzlich unvernünftig ist
Macht es vielleicht auch liebenswert
jens tuengerthal 16.6.2016

Kulturgeschichten 0259

Bekyffhäusert

Das Stoßen des Wagens weckte mich auf,
Doch sanken die Augenlider
Bald wieder zu, und ich entschlief
Und träumte vom Rotbart wieder.

...

»Herr Rotbart« - rief ich laut -, »du bist
Ein altes Fabelwesen,
Geh, leg dich schlafen, wir werden uns
Auch ohne dich erlösen.

Die Republikaner lachen uns aus,
Sehn sie an unserer Spitze
So ein Gespenst mit Zepter und Kron';
Sie rissen schlechte Witze.

Auch deine Fahne gefällt mir nicht mehr,
Die altdeutschen Narren verdarben
Mir schon in der Burschenschaft die Lust
An den schwarzrotgoldnen Farben.

Das beste wäre, du bliebest zu Haus,
Hier in dem alten Kyffhäuser -
Bedenk ich die Sache ganz genau,
So brauchen wir gar keinen Kaiser.«
(Heinrich Heine)

So schrieb der Rheinländer Heine längst
Nach Paris aus deutscher Enge da schon
Geflohen in Deutschland ein Wintermärchen
Über den nationalen Kult fein spottend

Nach der Kyffhäusersage schläft der Kaiser
Unter dem Berg um eines Tages wieder als
Friedenskaiser erwacht zurückzukehren das
Reich zu neuer Herrlichkeit zu führen

Während er schlief wuchs sein Bart weiter
Um einen Steintisch herum den er schon
Zweimal umkreiste und wenn die dritte Runde
Vollendet ist beginnt das Ende der Welt

Alle hundert Jahre erwacht der Kaiser
Wenn dann noch die Raben um den Berg
Kreisen schläft er weitere hundert Jahr
Sobald er enrwacht reitet er zum Walserfeld

Dort am Walser Birnbaum hängt noch sein
Wappenschild das einst der Kurfürst von Bayern
Heinrich der Löwe damals ganz nebenbei
Dort deponierte bis er wieder zu blühen beginnt

Dort schlägt dann der Sage nach der Kaiser
Aus dem Berg die letzte Schlacht zwischen
Gut und Böse bei der noch nicht sicher ist
Wer am Ende gewinnen wird

Gewinnt das Böss soll es Feuer regnen
Die Reiter der Hölle werden dem Boden
Entsteigen um die Seelen aller einzusammeln
Zumindest aller die glauben es gäbe solche

Heute soll der Kaiser den die Besucher mit
Viel Phantasie erkennen können ganz klar
Barbarossa sein doch früher war es sein
Neffe Friedrich II. oder auch Karl der Große

Karl der Große passte dann nicht mehr zum
Erbfeind Frankreich mit denen wir ja diesen
Unseren Vater Abraham teilen als Gründer
Passte nach Europa aber da war es zu spät

Friedrich II. der Sizilianer mit schwäbischen
Wurzeln wie normannischer Hälfte war zu bunt
Als dass er dem deutschen Volk im nationalen
Taumel zur Einigung wirklich passte

Lieber den einfältigeren Großvater als den
Der die Welt staunen ließ mit großem Wissen
Hoher Kunst wie zarter Hand der mit dem
Sultan besser konnte als mit dem Papst

Darum sitzt heute Barbarossa im Berg
In Thüringen der von Raben umkreist
Bis zum jüngsten Tag das Schicksal
Der Deutschen entscheidet oder nicht

Besonders im 19. Jahrhundert war
Mit der Sage der Wunsch nach Einigung
Wie der Wiederstand gegen Napoleon
Verbunden zumindest bis 1871 noch

Nachdem Wilhelm I. die nationale Einigung
Von oben herab ohne Österreich vollzog
Unter Bismarcks Zepter eigentlich eher
Ging die Sage auf das Weltmachtstreben

Dies verinnerlichte der peinliche Enkel
Wilhelm II. noch mehr und baute keine
Sieben Jahre da deutscher Kaiser das
Kyffhäuserdenkmal für Opa und Barbarossa

Am 16. Juni 1896 wurde das Kyffhäuserdenkmal
Auf dem Berg Kyffhäuser in Thüringen eingeweiht
Das 81m hohe Denkmal zu Ehren des Kaisers
Wurde in fünf Jahren in aller Hässlichkeit errichtet

Das Denkmal steht mitten im Nationalpark Kyffhäuser
Dürfte heute nicht mehr errichtet werden aber nun
Steht das wilhelminische Grauen schon in schönster
Thürnigischer Natur inmitten alter Reichsburgen

Wenige Kilometer entfernt liegt Bad Frankenhausen
Wo die DDR Regierung noch mit ihrem Bauernkriegs
Panaroma ähnlich imperiales Grauen auf totalitärer
Basis künstlerisch sozialistisch verbrämt verbreitete

Das Grauen vom Kyffhäuser steht in einer Reihe
Mit dem ähnlich schrecklichen Niederwalddenkmal
Dem Hermannsdenkmal dem Völkerschlachtdenkmal
Oder auch der Walhalla die noch relativ gelungen ist

Nahmen doch die Bayern dort griechische Schönheit
Als ihren Stil zum Gedenken auf was es noch zumindest
Erträglicher macht als den unsäglichen Wilhelminismus
Der immer peinlich hässlich und unerträglich deutsch bleibt

Die Peinlichkeit richtete sich gegen die Sozialdemokratie
Der mit der national sagenhaften Besinnlichkeit nämlich
Schranken gesetzt werden sollten um sich dafür noch
Am erfundenen Erbe undemokratisch fest zu halten

Das Ungetüm wurde statt schöner Wald zu werden noch
Für 14 Millionen Euro saniert die besser in die Bildung
Latent Rechtsradikaler gesteckt worden wäre und wenig
Überraschend gehen die Besucherzahlen weiter zurück

Als der Tourisverband Kyffhäuser darum Insolvenz 2013
Beantragen musste wurde dafür Bad Frankenhausen
Mit seiner Kur & Tourismus GmbH Rechtsnachfolger
Denn Kur geht immer in Deutschland auch ohne Kaiser

Das an die Stauferburgen erinnernde Bildprogramm
Des Mahnmals soll das neue deutsche Reich als den
Legitimen Nachfolger der Schwaben präsentieren wo
Die Hohenzollern ja ursprünglich auch herkamen

Nach der Symbolik des Bildprogramms hat Kaiser
Wilhelm I. die lang erwartete Reichseinigung bereits
Als Barbarblanca eben mit weißem Bart vollendet
Womit das Gute doch noch gesiegt hätte

Neuerdings gehört das grauenvolle Ding dessen
Abriss dem Naturdenkmal in der Umgebung wohl
Besser täte als der geschmacklose Wilhelminismus
Zur Straße der Monumente als  Marketingtrick

Weder lohnt eigentlich der Besuch noch sollte
Weiter Geld in dies peinlichste Kapitel deutscher
Geschichte investiert werden um zumindest
Mit Verfall zu zeigen wir haben etwas gelernt

Der imperiale nationale Taumel der unter dem
Wenig begabten Wilhelm II. einen Höhepunkt
An Peinlichkeit wie Grauen fand sollte nicht als
Kulturerbe sondern als Mahnmal erinnert werden

Die Brücke von diesem nationalen Wahn zum
Folgenden Nationalsozialismus war sehr direkt
Wer nicht in Heinrich Manns Untertan schon die
Später schweigenden Ja-Sager erkennt ist blind

So ist das heutige Gedenken eine Mahnung
Dies Erbe endlich wieder Natur werden
Zu lassen damit eine neue Freiheit kommt
Die keinen Kaiser braucht wie Heine schrieb

Die Sage ist ein Witz wie die 18  Millionen
Für ein Denkmal das besser verfiele in dann
Ungestörter Natur weil es nur die häßliche
Seite des alten Deutschland noch zeigt

Die Deutschen waren zu lange im nationalen
Rausch wie bekifft und sollten darum dies Erbe
Lieber wieder guten Wald werden lassen wo
Irgend möglich der Kaiser kommt nicht wieder
jens tuengerthal 16.6.2016

Nach(t)lust

Denke an unsere erste Lust
Als wir uns nach dem ersten
Kuss noch beherrschten um
Zusammen Tee zu trinken
Statt sich zu verschlingen
Wonach sich alles anfühlte
Wie wir uns dann später
Um so mehr hingaben
Überall waren um ganz
Eins zu sein auf der Suche
Nacheinander ineinander
Innig verschlungen dann
Irgendwann träumend
Eine Hand an deinem Busen
Die andere in deiner Mitte
Nach der Lust ist wieder
Vor der Lust nach der
Nacht sich am Morgen
Wieder liebend um nie
Damit aufzuhören wieder
Bleibt nach uns immer vor
jens tuengerthal 16.6.2016

Kulturgeschichten 0258

Amselfeldspuren

Manche Spuren der Geschichte werden
Teil der Gegenwart und entzünden immer
Wieder den Hass der Völker gegeneinander
Weil sich manche vom Mythos nähren

Selten ist ein Mythos mehr als eine Sage
Real stecken dahinter meist eher ganz
Gegenwärtige Interesse die durch die
Verklärung unangreifbar wurden

Friedlicher wäre es die Dinge nüchtern
Wie vernünftig zu betrachten dennoch
Bildet die Verklärung im Mythos gerade
Wieder ein Stück verlogener Identität

Am 15. Juni 1389 standen in der Schlacht
Auf dem Amselfeld die Armeen Serbiens
Mit seinen Verbündeten dem osmanischen
Heer gegenüber sie wurde zum Volksmythos

Die Schlacht fand unweit von Pristina statt
Nahe dem Fluss Lab im heute Kosovo
Der Konflikt entstand aus dem Vorgehen
Der Osmanen gegen die Christen im Balkan

Die Unterwerfung sollte das Tor nach
Konstantinopel öffnen um endgültig das
Byzantinische Reich zu übernehmen
Die Schlacht endete ohne klaren Sieger

Es fielen die Anführer beider Heere
Der serbische Widerstand war damit
Für die folgenden Jahre entscheidend
Geschwächt worden von den Osmanen

Bei den Friedensverhandlungen musste
Die Tochter der serbischen Fürstin als
Tribut in den Harem des Sultans noch
Übergeben werden wie im Viehhandel

Die tatsächlichen Ereignisse wurden schon
Bald von der serbisch-orthodoxen Kirche
Im Amselfeld-Kult stark mythologisiert
Buis hin zum serbischen Nationalmythos

Der in Serbien am 15. Juni gefeierte Vidovdan
Ist der Gedenktag und der gefallene Fürst Lazar
Wurde schon bald heilig gesprochen und damit
Der wichtigste Heilige der serbischen Orthodoxie

Das Ergebnis dieses auf Aberglauben fußenden
Kultes wurde im Jugoslawienkrieg sichtbar
Rechtfertigte für manche Serben jede Grausamkeit
Da sie sich als Verteidiger des Abendlandes sahen

Wohin mythologisch religiöse Begründung des
Staatlichen Handelns führt wurde deutlich
Warum es Zeit ist diesen Unsinn zu beerdigen
Damit sich die Völker versöhnen können

Leider beobachten wir bei AfD und Pegida
Derzeit das Gegenteil in dem sie sogar noch
Versuchen den Islam zu dämonisieren
Treten sie in die Fußstapfen des Wahns

Es unterscheidet sich diese unaufgeklärte Sicht
Auf Menschen nicht von dem serbischen Kult
Oder dem Antisemitismus der NSDAP
Im Ergebnis und der Sache nach

Den Aberglauben mit Hass und Lügen sowie
Neuem Aberglauben besiegen wollen ist so
Unsinnig wie der religiöse Kult der Serben
Der so viel Hass auf dem Balkan gebar

Dieser wurde 1914 mit dem Attentat auf
Den Thronfolger Franz Ferdinand zum
Zündfunken des Ersten Weltkrieges
Brennt immer wieder gen Osten

Es muss nicht das Abendland gegen den
Islam verteidigt werden sondern vielmehr
Die Werte Europas wie Toleranz und Frieden
Demokratie und Freiheit gegen ihre Feinde

Diese sitzen unter Islamisten so sehr wie
Unter nationalen und religiösen Fanatikern
Gleich welcher Form des Aberglaubens
Es braucht weniger Götter mehr Humanität
jens tuengerthal 15.6.2016

Bettflucht

Müde bin ich längst schon
Sehne mich nach dem Bett
Mehr aber noch nach dir
Die gerade nicht dort liegt
Wo ich sie umarmen kann
So fliehe ich den Schlaf
Um nicht alleine zu sein
Wo ich lieber mit dir wäre
Heute Nacht wie jede
In diesem halben Jahr
Das zur Hälfte schon
Sehnsucht immer war
Wer einen Seemann liebt
Muss die Einsamkeit lieben
Sagen sie alle und doch
Will ich mit dir einschlafen
Fehlst du mir gerade jetzt
Warum ich noch nicht schlafe
Glücklich aber macht mich
Zu wissen du sehnst dich
Ganz genauso hoffe nur
Dass du schon schläfst
jens tuengerthal 16.6.2016

Mittwoch, 15. Juni 2016

Kulturgeschichten 0257

Ballschlacht

Bälle sind dankbar zu beschreiben
Denken wir an den von Lampedusa
Seitenlang im Leoparden geschilderten
Als Abbild untergegangener Welten

Beim Wiener Kongress waren sie beides
Lust am Spiel wie zugleich weit darüber
Ort anderer Stufen der Diplomatie bei
Der Neuaufteilung Europas nach Napoleon

Doch der verbannte Inselkaiser kehrte zurück
Die Europäer mussten sich noch einmal einig
Zeigen um den Korsen zu schlagen wie aus
Dem monarchischen Europa zu vertreiben

Am Vorabend der Schlacht von Waterloo
Genauer am Vorabend der bei Quatre-Bras
Die noch ein Vorgeplänkel zu Waterloo war
Das Napoleon vereinigt den Rest gab

Am 15. Juni 1815 lud die  Herzogin von Richmond
Zum Ball in ihrem Palais in Brüssel also drei Tage
Vor Waterloo und obwohl oder weil nur 25% aller
Anwesenden Frauen waren wurde er berühmt

Die britische Historikerin Elizabeth Pakenham nennt
Ihn den berühmtesten Ball der Geschichte was
Bestimmt ein wenig übertrieben sein mag doch
Der Bedeutung der Anwesenden entspricht

Am gleichen Tag war es bereits zu kleineren
Scharmützeln gekommen bei denen noch die
Keuzung von Quatre-Bras gehalten wurde
Noch während des Balls kamen neue Depeschen

Sie erreichten den Herzog Wellington berichteten
Vom Eintreffen der Preußen wie deren Scharmützeln
Unweit von Brüssel nun auch die er unter Blücher
Bei Waterloo Nachts so sehnlich erwartete

Zwei der Anwesenden fanden in den nächsten Tagen
Den Tod namentlich der Herzog von Wolfenbüttel und
General Picton und alle Anwesenden wussten um
Diese drohende Möglichkeit gegen den genialen Korsen

Der Ball war so gesehen ein feierliches Souper im
Angesicht des Todes der vielen Realität wurde im
Letzten Gefecht des kleinen Franzosen bei Waterloo
Die Anwesenden kannten sich schon aus Wien

Todesnähe und Schlachtenspannung gaben dem
Abend seinen Flair und einige Damen wurden von
Den mehrheitlich Offizieren die im Schatten des Todes
Wie der bevorstehenden Schlacht tuschelten betanzt

Es ist diese Ausnahmesituation die den Ball wohl
In der Erinnerung aller Teilnehmer zu solch einem
Mehr als besonderen Ereignis machten wissend
Am nächsten Tag töten wir heute noch tanzen wir

So gesehen war es die doppelte Spannung der
Typisch ritterlichen Haltung der sich zugleich
Im Kampf wie in der Minne üben soll um sich
In der Liebe wie im Krieg zu vervollkommnen

Vielleicht klingt diese Nähe von Ball und Tanz
Zu Schlachtenlärm und Morden uns pervers
Doch wieviel näher sind wir vermutlich auch
Im Straßenverkehr täglich ungeahnt dem Tod

Diese Spannung aus dem Wissen um die
Gefahr in die sich diese Männer begeben
Den vielleicht letzten Tanz genießend ist
Der Zauber zwischen Leben und Tod

Manchmal wenn wir uns dem einen
Besonders zuneigen sind wir dabei
Dem anderen um so näher was zeigt
Wie relativ alle Zuneigung immer ist

Der schönste Ball fand also historisch
Im Schatten des Todes statt wie die größte
Lust im kleinen Tode gerne endet wird
Mit diesem Ball ein Gipfel erreicht

Frieden erstreben ist fraglos gut
Aber wo nicht auch im Schatten des
Todes noch zu feiern hat zumindest
Viel Größe sogar im Untergang
jens tuengerthal 15.6.2016

Kulturgeschichten 0256

Strandkorbliebesgeschichte

Sag es lieber gleich vorweg damit sich
Keiner beschwert dem Chronisten fehle
Beim Berichten jegliche Objektivität denn
Ich liebe Strandkörbe schon immer

Jetzt ist es raus und nun könnte wieder
Zur Sache gegangen werden nämlich
Der Geschichte des Strandkorbes die
Am 15. Juni 1882 in Warnemünde begann

Auch wenn das aufgestellte noch Strandstuhl hieß
War es doch schon was es bis heute blieb
Ein beschützter Ort am Meer nahe den Wellen
Direkt am Strand und doch ganz für sich

Schon im Beschreiben merke ich es doch
Bricht wieder das Gefühl hindurch und wenn
Mich jemand fragte was mein Traum vom Leben
Wäre antwortete ich verliebt lesend im Strandkorb

Vielleicht noch eine Tasse feinen Tee dazu
Das Ziel der Liebe am liebsten neben mir
Die Beine auf herausgezogenen Fußstützen
Hochgelegt das Meer im Blick oder nicht

Eigentlich kommt es mir gar nicht mehr
Auf den Strand und das Meer dabei an
Was zählt ist das Gefühl im Korb dabei
Draußen und drinnen zugleich zu sein

Ein Picknick im Grünen ist sehr schön
Wäre es nicht irgendwann so unbequem
Im Strandkorb dagegen liegen wir quasi
Ungestört und doch in der Natur gut

Ein Strandkorb um wieder sachlich zu werden
Besteht aus einem zweiteiligen Holzgestell mit
Korbgeflecht dessen oberes Ende die gewölbte
Verstellbare Sitznische mit Dach bildet

Durch Auskleidung mit wetterfestem Stoff
Schützt er vor Sonne Wind Regen und sogar
Sandstürmen gelegentlich die Markise wie
Klapptische und Fußkästen sind der Luxus

Sie gelten als Kultobjekte deutscher Gemütlichkeit
Die in nahezu gleichem Design zwei Weltkriege
Wie alle Moden überstanden in Ost und West
Immer beliebt waren weil schlicht und genial

Der Rostocker Hofkorbmacher-Meister Wilhelm Bartelmann
Gilt als der Erfinder des selbigen von 1882 der  damit eine
Deutsche Kultur begründete die viel mit Ferien und Glück
Für die meisten Menschen zu tun hat und Liebe auch wohl

Das Standardmodell ist der Zweisitzer der
Seine Form seit etwa 1910 nur unwesentlich
Veränderte mit einer Höhe von 160cm wie
Der Breite von 120cm ist er eher gedrungen

Der Strandkorb stellt die feine Mischung aus
Bescheidener Dekadenz mit norddeutschem
Pragmatismus dar der am Meer funktioniert
Ist ein sehr deutscher Luxus geworden

Es wird die Ostseeform von der Nordseeform
Unterschieden wobei letztere kantiger noch ist
Die DDR fertigte sie natürlich in plattenbauweise
Sie sind seltener noch in Mecklenburg zu sehen

Geflochtene Weidensessel mit hochgezogenem
Rückenteil sind bereits seit dem 16. Jahrhundert
Überliefert sie wurden vor allem von älteren Damen
In den damals zugigen Häusern gern genutzt

Die ersten Seebäder entstanden an Nord- und Ostsee
Ende des 18. Jahrhunderts in Heiligendamm wie auf
Norderney was eine eigene Badekultur hervorbrachte
Zur Wahrung der Sitte gab es Badehütten oder Karren

In den 1870ern empfahl ein Berliner Arzt die Nutzung
Von Sitzkörben wie auf Norderney zur Erholung
Theodor Fontane berichtet in einem Brief von 1882
Vom Treffen im Strandkorb aus Norderney

Im Auftrag der an Rheuma erkrankten Elfriede von Maltzahn
Die den Sommer geschützt an der See verbringen wollte
Erfand Bartelmann den Einsitzer aus Korbgeflecht
Der er mit Markisenstoff bezog Strandstühlen ähnlich

Als weitere Bestellungen kamen entwickelte er den Prototyp
Der sich bald an Nord- und Ostsee verbreitete wobei wiederum
Der wirtschaftliche Erfolg dabei auf eine Idee seiner Frau
Zurückgeht die verbesserte und eine Vermietung aufbaute

Der Strandkorb boomte in den Seebädern schnell und mehr
Noch nach der Novemberrevolution von 1918 als sich diese
Auch für die Arbeiter öffneten und der Massentourismus als
Volksbewegung in Deutschland rudelweise begann

Manche sehen im typisch deutschen Strandkorb ein Element
Der deutschen Zaun- und Abgrenzungsmentalität die immer
Vom eigenen Schrebergarten träumt wofür manches spricht
Doch solang es um Müßiggang geht schadet es kaum

Vielleicht ist der entspannt müßige Deutsche sogar
Der beliebteste in der Welt da er weder bedroht
Noch etwas besser weiß oder machen will sondern
Ungestört genießen möchte was ist als Wert an sich

Thomas Mann der die Strandkörbe auch liebte schrieb große
Teile von Josef und seine Brüder am Strand von Nidden in
Seinem Strandkorb und so wurden sie auch ein Stück
Literaturgeschichte die Tucholsky noch weiter ergänzte

Das er sich sein Haus im ostpreußischen Nidden
Auf der kuhrischen Nehrung einst vom Nobelpreis
Als mehr als nur kleine Sommerfrische gönnte sei
Dabei nur nebenbei erwäht es ist polnisch heute

Weiß nicht ob es eine typisch deutsche Liebe ist die sich
Von der Natur in Geborgenheit gerne abgrenzt und doch
Auch gerne in ihr sein möchte oder das Höhlenwesen
Eine Typfrage ist egal woher wer stammen mag

Die Vorstellung mit meiner Liebsten lesend einst
Im Strandkorb zu liegen und sich beim Tee am Meer
So nah wie fern und gut geschützt zu erfreuen ist mir
Mehr Traum immer als irgendwo hin zu fahren

Ein Strandkorb ein feiner Tee und ein gutes Buch
Sind mir so die Welt sogar relativ unabhängig vom
Wetter was eben hier ab und an schwankt ist es
Genug an Glück in meiner Vorstellung immer

Erkennen was glücklich macht ist viel mehr Glück
Als die Erfüllung unendlich großer Träume denen
Manche mit hohem Tempo nacheifern im Gegenteil
Scheint mir das wenige wertvolle so als viel mehr

So ist die Geschichte des Strandkorbes nun auch
Eine Geschichte des Glücks und der Wege zu ihm
Als Entschleunigung und Gegenentwurf vielleicht
Zum Massentourismus sucht er Raum nur für sich
jens tuengerthal 15.6.2016

Halbjahr

Halbjahre gab es in der Schule
Manche bilanzieren noch danach
Als ginge es je um nur Daten

Sechs Monate sind 6 Monate
Stellen wir 6 auf den Kopf ist es 9
Hintereinander noch besser als 69

Manche schreiben 6 mit chs am Ende
Andere denken automatisch an ein x
Mir ist wichtiger dass es kein Ende hat

Miteinander 6 und wieder bei 0 wäre
Wunderbar um jeden Moment ganz
Genießen zu können von jetzt aus

Wir haben nun 6 und immer noch 6
Bis es 1 wird dabei sind wir längst 1
Sahen uns 3 von 6 dabei nicht nah

Solange wir uns noch nah fühlen
Egal wo vor allem auch mittig wie
Am Ende bleibt 6 mehr als eine Zahl
jens tuengerthal 15.6.2016

Leckdicht

Während du Lecks dichtest
Dichte ich wie ich davon träume
Dich dort zu lecken wo du
Am liebsten Liebste überläufst
Wenn meine Zunge zügig
In dir verschwindet bin ich
Immer dichter zungig in dir
Öffne deine Lippen mittig
Um aus dir höher zu lecken
Zahnig an deiner Perle
Saugende Lippenwürdigung
Bis sich alles zusammenzieht
Die Muskeln sich für einen
Winzigen Moment anspannen
Du dich dann endlich undicht
Auf mich feuchtfröhlich ergießt
Sind wir wohl nicht ganz dicht
Nach verliebtem Lecken
Leckst du ganz entspannt
Auslaufend vor Lust nun
Werde alles Liebste
Nur nicht dicht
Jens tuengerthal 15.6.2016

Dienstag, 14. Juni 2016

Unter dir

Manche ringen um Überlegenheit
Liege gern unter dir meine Liebste
Ob nun dabei in dir oder doch mehr
Oberhalb wenn du auf mir sitzt
Meine Zunge dich leckend öffnet
Bis deine Mitte mich überschwemmt
Deine Lust hörbar wird mit jedem
Erhitzten Atemzug immer mehr
Dann bin ich gern dir unterlegen
Überhaupt wird der Rang in der
Liebe meist überschätzt solange
Es die Lust mehrt ist alles gut
Komm wieder über mich
jens tuengerthal 14.6.2016

Felixaustria

k.u.kasien wurde reanimiert
Für zumindest 95 Minuten
Gab es wieder Österreich-Ungarn
Am Ende habe die Ungarn
Eher überraschend gewonnen
Aber egal wie wir es sehen
Für echte Royalisten gewann
Jedenfalls felix Austria
jens tuengerthal 14.6.2016

Russenpoker

Die Russen pokern um alles
Putin pokerte um die Russen
Die in der Ukraine leben
Spielte den starken Mann
Der Sportminister lobt die Hooligans
Nachdem Russland verwarnt wurde
Das Bild vom starken Mann zeigen
Scheint den Russen wichtiger gerade
Als dazuzugehören
Vielleicht wäre es gut
Sie nun rauszuwerfen
Wie ihnen die WM 2018
Wieder zu entziehen
Diese Russen braucht keiner
jens tuengerthal 14.6.2016