Sonntag, 24. August 2025

Lektürentagebuch 23.8.25

Lektürentagebuch 23.8.25

Bei Egon Friedel werden die großen
Geistigen Zusammenhänge sichtbar
Wenn er in der Kulturgeschichte der
Neuzeit vom Tod Ludwigs XIV. schreibt 

Wie mit seinem Tod 1715 der Barock
Endet der bei Friedell noch die weibliche
Barocke ist wobei ich hier offen lasse 
Was zur weiblichen Form eher passt

Er zeigt was um diesen Wendepunkt
Gerade noch alles passierte wie die
Thronbesteigung vom Soldatenkönig
Friedrich Wilhelm I in Preußen 1713 

Oder die Übernahme des englischen 
Thrones durch das Haus Hannover 1714 
Wie parallel 1715 mit Malebranche der 
Wohl bedeutendste Cartesianer stirbt

Leibnitz der als höchste Konzentration
Des Barock gelten kann stirbt 1716
So ist der Tod des Sonnenkönigs auch
Eine Epochenwende zum Spätbarock

Erfahre von Friedell noch mehr über
Den extremen Absolutismus der um
Ludwig XIV errichtet wurde in dem das 
L’état c’est mois als völlig natürlich galt 

Der König war da und aus ihm erst
Entwickelte sich der Staat wer das
Verkannte dachte nicht methodisch
Zählte nicht zu den vernünftigen mehr

Diese Macht nahe Gott begründete
Theoretisch Bossuet in Predigten in
Denen der Adler von Meaux den König
Als Statthalter Gottes auf Erden sah

Nur wer dem König diente diente auch
Dem Staat war seine Überzeugung die
Von den größten Geistern der Zeit noch
Geteilt wurde die allgemeine Sicht war

Damit war Ludwig was bei Hobbes
Der Staat ist ein sterblicher Gott dessen
Gnade beseligte während seine Ungnade 
Tötete wie an Beispielen gezeigt wird

Vom Koch Vattel über Colbert bis hin zu
Racine starben alle infolge der Ungnade
Des gottgleichen Herrschers sehr schnell
Auch an der Verzweiflung darüber wohl

Als Madame de Maintenon etwa ihrem
Bruder gegenüber klagte sie ertrage das
Langweilige Leben an Ludwigs Seite nicht
Fragte er ob sie nun Gott heiraten wollte

Diese kleine Spitze unter Geschwistern
Brachte den Absolutismus auf den Punkt
Meint Friedell und trifft damit den Kern
Des Selbstverständnisses der Zeit

Wie Egon Friedell es schafft eine ganze
Epoche die Europa lange und teilweise
In den Folgen bis heute prägte anhand
Von Anekdoten darzustellen ist genial

Statt nur empört den Finger zu heben
Wird Lesern deutlich warum es nur so
Kommen konnte und damit auch das
Denken der Zeit deutlich gemacht

Kulturgeschichte verstehen heißt bei
Friedell nicht nur mit Abstand sich alles
Anzusehen sondern den Geist erfühlen
Der eine Epoche erst lebendig macht


Als Gegengewicht zum gläubigen 
Absolutismus geht es nun weiter im
Essayband Was ist Aufklärung zur
Gleichnamigen Ausstellung im DHM

Hier beschäftigt sich Michael Hagner
Mit der Frage wie die Menschheit von
Der Selbsterkenntnis zur Rasse kam
Was es mit Carl von Linné zu tun hat

Dieser gab ein Heft heraus indem er
Die drei Naturreiche klassifizierte in
Mineralien Pflanzen und Tiere in das
Auch der Mensch aufgenommen wurde

Hier wurde unterschieden nach der
Hautfarbe in vier Gruppen denen er
Auch noch Charaktereigenschaften
Als Rassenmerkmale zuordnet

Er Verband damit Natur und Kultur
Schrieb Eigenschaften zu ohne eine
Basis als die bekannten Vorurteile wie
Ohne je das Wort Rasse zu verwenden

Jedoch bildet seine Einteilung der
Menschen in Gruppen die Grundlage
Einer späteren Rassenlehrer die dazu
Die Prinzipien der Hierarchie nutzt

Seitdem werden Menschen kategorisiert
Was zugleich mit Eigenschaften noch
Verbunden wird erst Kant sorgte 1785
Für Klarheit was das Wort Rasse betrifft 

Er forderte einen gemeinsamen Ursprung
Wie konstante Vererbung von Merkmalen 
Dies war einerseits aufklärerisch rational
Erfand andererseits Rasse als Entität

Die Korrelation physischer und psychischer
Merkmale von Gruppen waren der Anfang
Dessen was zum Rassismus dann wurde 
Der bis heute in der Politik fortwirkt noch

Im Kapitel cerebrale Anthropologie geht es
Um die zentrale Rolle des Gehirns wobei
Schon der Arzt und Radikalaufklärer de la
Mettrie mit dem es hier beginnt in seiner

Schrift Maschine Mensch darauf hinweist 
Dass sich das Gehirn eines Genies wie 
Descartes oder Newton in seiner Form
Nicht von dem des Arbeiters unterschiede

Dagegen argumentierte eine Generation
Später der Zürcher Physiognom Lavater
Der nichts als ein Pfarrer eigentlich war
Genie passe nicht in primitive Schädel

Dem stellte sich wiederum das eher
Verkrüppelte Genie Lichtenberg mit
Klugen Argumenten entgegen die in 
Der Frage endeten und warum nicht

Damit gestand er der Menschheit als
Ganzes das gleiche Potential zu das
Nach Beseitigung der Sklaverei auch
Gelebt werden könnte was neu war

Dieser Universalismus war auch in
Der Spätaufklärung noch selten obwohl 
Die Gegner der Sklaverei immer mehr
Wurden waren wenige so antirassistisch

Dagegen wandten sich anatomische
Untersuchungen des Gehirns die 1785
Feststellen wollten Afrikaner seien nicht
Zu höherer kultureller Leistung fähig 

So definierte der Anatom Soemmering
Nach Untersuchung dreier Gehirne von
Schwarzen diese näher am Affen als es
Höher entwickelte Europäer seien 

Diese Hirnanatomie bildete damit die
Vermeintlich naturwissenschaftlich noch
Aufgerüstete Version der Physiognomik 
Eines Lavater war reinster Aberglaube

Am Gehirn wurde nun der kulturelle
Rang festgemacht wovon es erst der
Göttinger Anatom Blumenbach befreite
Der auf die Schädelform ab 1775 schaute

So füllten sich unsere naturkundlichen
Museen mit Knochen deren Herkunft
Ihnen heute eher Probleme bereitet wie
Anderen Rassismus zu begründen 

Doch war Blumenbach anders als
Lavater oder in frühen Schriften Kant
Kein Rassist sondern verkündete aus
Dem Blick auf den Schädel die Gleichheit

Was zeigt jeder schaut allein nach seinem
Horizont der Pastor schaut auf den Geist
Sucht aus dem Wesen die Unterschiede 
Der Neurologe schaut schlicht ins Hirn

Begründet aus unverstandener Komplexität
Unterschiede im Wesen was Unsinn bleibt
Der Anatom sieht nur den weißen Schädel
Der logisch keine Hautfarbe mehr kennt

So sehr die Aufklärung mit Menschenrecht
Für die Freiheit noch kämpfte so sehr
Wurden ihre Methoden dazu benutzt
Den Rassismus natürlich zu begründen

Wichtig und lehrreich ist diese auch
Kulturhistorisch wichtige Betrachtung
Der Wissenschaft über den Menschen
Die ihn zugleich verstehen auch wollte

Wo endet die Aufklärung und beginnt
Die rassistische Ideologie was heute
Für viele zu verschwimmen beginnt
Wo die Verantwortung bewusst wird

Ist der natürliche Unterschied etwa
Zwischen Mann und Frau größer als
Der zwischen nicht existenten Rassen
Die nur kulturelle Merkmale prägten 

Bei Mann und Frau zumindest ist der
Unterschied in einem Chromosom als
Teil der Natur bis heute nachweisbar
Für die behaupteten Rassen nicht

Ob damit die Genderlobby mehr gegen
Die Natur verstößt als der lächerliche
Rassismus oder der Unterschied bloß
Kulturell bedingt ist wird noch gestritten

Enthalte mich zu diesem Thema lieber
Da ich nicht mal verstehe warum ich
Frauen so liebe verehre wie begehre
Unwissend ob es Natur oder Kultur ist 

Spannend ist wie zeitgleich mit dem
Absolutismus in Frankreich auch die
Geistige Freiheit der Aufklärung ihren 
Raum in der Gesellschaft sucht

Schnell findet dieser Geist sein Echo
Als wäre nur darauf gewartet worden
Die Vernunft zur Herrschaft zu tragen
Doch bis heute blieb vielen ihr Glaube 

Sind Kirche und alle Religion da nur
Unvernünftig der natürliche Gegner
Von Aufklärung und Freiheit oder
Haben sie einen eigenen Wert 

Viele Fragen schließen sich an die
Samstag begonnene Lektüre zur
Aufklärung und zum Absolutismus an 
Über der ich gestern Nacht einschlief

So wurde der Gegensatz vom Geist
Der Aufklärung zum Absolutismus 
Den die Kirche als heilig legitimierte
Wieder deutlich was weiter führt

Lügen und absolute Macht brauchen
Stets eine transzendente Legitimation
Vernunft dagegen kann sich auf die
Natur allein verlassen was gut tut

jens tuengerthal 24.8.25

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