Sonntag, 31. August 2025

Museumsliebesnacht

Museumsliebesnacht

Gestern Nacht war lange Nacht
Der Museen in Berlin zum Thema
Liebe und ich durfte diese in schöner
Gesellschaft einer Nachbarin erleben

Es wurde eine Weltreise wie zugleich
Eine Zeitreise und zumindest ganz
Theoretisch eine in das endlose Reich
Der Liebe als Beobachter im Museum

Beginnend an der Museumsinsel wo
DJs die Arkaden im Wandelgang mit
Schall und Licht bespielten wurde alles
Erstmal aus dem Liegestuhl betrachtet

Den gedachten Besuch in der von mir
So geliebten Alten Nationalgalerie ließen 
Wir lieber ausfallen angesichts einer
Gefühlt kilometerlangen Schlange dort

Als Museumskarteninhaber können wir
Das auch mit weniger Andrang immer
Nachholen ohne stundenlanges dafür
Anstehen mit immerhin Musik dazu

Auch Neues Museum und Altes Museum
Sparten wir uns und leider auch noch die 
Currywurst welche die Nachbarn gerne
Gehabt hätte zu ihr kamen wir nicht mehr

Dafür begannen wir eine Weltreise die
Eine Zeitreise zugleich wurde im genau 
Gegenüber gelegenen Humboldt Forum
Hinter der aufgebauten Schlossfassade

Es ist dort groß genug alle Besucher in
Den wunderbar weiten Räumen noch
Ohne lange Schlange aufzunehmen was
Einen Besuch noch verlockender machte

Wir begannen mit dem Berliner Museum
Das ein wenig Geschichte der geteilten 
Stadt und noch mehr Pädagogik brachte
Die uns sagte wie wir alles finden sollen

Dabei blieben wir weniger lang stehen
Saßen dafür länger vor dem herrlichen
Panoptikum in dem sich historische Bilder
Aus Berlin dem Reich und der Welt drehten

Das ging erstaunlich vielen genauso was
Die Frage aufwirft ob Museumsbesucher
Am Ende zu der seltenen Spezies der auch
Selbständig denkenden Menschen gehören

Sollte dem tatsächlich so sein fragt sich
Wem die gut gemeinte Belehrung dient
Vielleicht soll sie auch nur Raum füllen
Davon gibt es ja genug im Stadtschloss

Ein wunderbarer Hochgenuss dagegen
War der Besuch der ethnologischen 
Sammlungen die etwas weniger dabei
Den Betrachter moralisch belehrten

Natürlich wird auch dort ans Gewissen
Appelliert die koloniale Verantwortung
Nicht zu vergessen aber zumindest
Etwas weniger aufdringlich ständig

Es gibt eine koloniale Schuld und sich
Dieser zu stellen ist richtig und gut aber
Dafür würde ein Raum völlig genügen
Die kulturelle Weltreise nicht stören 

Aber vielleicht brauchen ja auch manche
Besucher die ständige Wiederholung 
Damit sie irgendwas mitnehmen finde
Das eher etwas zuviel und schade 

Davon abgesehen sind die Objekte der
Sammlung ganz wunderbar und lassen
Kulturell durch Raum und Zeit reisen 
Was großes Glück genug schon ist 

Nach mehreren Etagen dieser Reise
Durch Raum und Zeit auch wenn wir
Eher in Blicken vorüber flogen wurde 
Beschlossen die 3. Etage zu verschieben 

Stattdessen ging es nun noch durch das
Nikolaiviertel zum Ephraims Palais das
Vielfältig zum Thema Liebe auch wie mit
Der ständigen Sammlung bespaßt wurde 

Bevor wir dort ankamen nahmen wir noch
Die an der Museumsnacht auch beteiligte
Nikolai Kirche mit die zur Stadtgeschichte Berlins einführte eben wirklich alt ist

Das Ephraims Palais war schön brachte 
Interessante Fotos auch aus Berliner
Stadtgeschichte und Teilung was dazu
Pädagogisch wertvoll aufgearbeitet war 

Die Pädagogik ignorierend dafür die
Fotos dort honorierend war es wieder
Eine Stippvisite die neugierig machte
Lust auf ruhigen Besuch bringen kann

Nach Weltreise und Berlinreise bereits
Etwas erschöpft pausieren wir kurz noch
In einem der Liegestühle dort was wir
Vom riesigen Angebot noch wollten 

Vieles war reizvoll auch andernorts
Aber lange Busfahrten dagegen nervig
So entschieden wir uns in Mitte zu bleiben
Was alles zu Fuß gut erreichbar war

Inzwischen war bereits Mitternacht längst
Erreicht vor der Alten Münze einem Club
Wie ich dabei erfuhr stand eine völlig
Unbewegliche Schlange zu lange wann

Auf dem Weg zum DHM besuchten wir 
Vorher noch das ganz zauberhafte im
Biedermeier gehaltene Knoblauchhaus
Was bürgerliche Berliner Geschichte zeigt

Diese ist zu einem großen Teil auch jüdisch
Hatte mit den Salons einen ganz wichtigen
Einfluss auf das geistige Leben Berlins was
Dort sehr schön dezent uns gezeigt wird 

Das Museum Knoblauchhaus zeigt so eine
Wunderbare Rekonstruktion die Zeit dabei
Für die Betrachter fühlbar macht belehrt
Wie informiert ohne ständigen Zeigefinger

Begeistert angeregt und guter Stimmung
Liefen auch die teils noch sehr jungen
Besucher durch das Haus und unterhielten
Sich dabei auch über kritische Fragen

Es scheint als könnte die eher indirekte 
Pädagogik wirkungsvoller sein als der
Ständig erhobener Zeigefinger der nur 
Viele Menschen eher aggressiv macht

Nächstes Ziel war das DHM dessen
Haupthaus leider verschlossen war
Worauf wir die Straße überquerten
Zum Palais Populaire zu kommen 

Bevor wir die Kunstsammlung der 
Deutschen Bank dort betrachteten
Genossen wir noch einen Wein in
Den dort Liegestühlen während

Zwei DJs die Tanzfläche unter freiem
Himmel bespaßten was sehr gut war
Die Nachbarin im Nachtleben Berlins
Erfahrener als der Flaneur fand es gut

Meinte sogar dieser Ort sollte doch
Jedes Wochenende als Party Location
Genutzt werden weil es niemanden störte
Tanzen unter Sternen vor dem Palais

Vielleicht ist die Doppelnutzung solch 
Historischer Orte eine tolle Idee um auch
Dem Nachtleben Berlins noch eine gute
Zukunft bieten zu können auf Dauer

Tagsüber Touristen und Museum
Dafür nachts Party und Tanzfläche 
Wäre Unter den Linden wieder attraktiver
Nicht nur ein halb totes Museum

Der immer auf der Suche nach neuen
Orten befindlichen Szene Berlins würde
Ein neues Universum geöffnet und die
Zentrale Meile wäre nicht nachts tot 

Mit diesen tanzenden Gedanken ging es
In das Palais wo es nur noch um nun
Bereits halb 2 Uhr Video Installationen
Im Untergeschoss zu sehen gab 

Der Raum war mit Liegesäcken gefüllt
Besucher machten es sich gemütlich
Betrachteten an gegenüber liegende
Wände gebeamte Videos dort 

Einzelne waren bereits erschöpft dort
Eingeschlafen andere kuschelten ganz 
Verliebt manche wie wir betrachteten nur 
Neugierig Videos zum Thema Tanz

Will jetzt nichts dazu sagen warum ich
Video Installationen nicht mag wie auch
Bewegte Bilder eher anstrengend finde
Sondern lieber beschreiben was war

Als wir kamen lief ein Video von
Chinesinnen die auf Dächern einer
Großstadt mit Hula Hoop Reifen tanzten 
Was angeblich den Beckenboden stärkt

Dann kam auf der anderen Seite also
Genau Gegenüber ein Video über eine
Junge Engländerin die ihren Weg zum
Sex als Befreiung mit 14 feierte 

Über die Männer erzählte die sie dabei
Benutzten und wie sie sich schließlich
Durch den Tanz vom Sex befreite was
Die pädagogische Schlusssequenz blieb

 Das dritte Video zeigte einen Tänzer
Vor weißer Fläche der zu guter Musik
Auf französisch von Istanbul sang was
Eingängig und gut war nur etwas lang

Der danach Film über den Veitstanz mit
Nervig schnurrender Geräuschkulisse 
Machte uns nach fünf Minuten auch 
Liegend wahnsinnig genug zu gehen

Dann wollten wir eigentlich gerne noch
Unter den Arkaden tanzen aber als wir
Dort kurz nach zwei eintrafen war bereits
Alles dunkel und die Party schon zu Ende

War eine schöne Nacht der Liebe dabei
Gefühlt viel zu wenig gesehen doch das
Dafür intensiv auf Weltreise und Zeitreise 
Genossen war es eine schöne Nacht

Am tiefsten berührte mich dass Museum
Im Knoblauchhaus das ist was es ist in
Der Schönheit des Biedermeier glänzt
Tiefen kulturellen Kontext zeigt

Den Purzelbaum auf dem Bahnsteig zur
Straßenbahn rennend hätte ich mir auch
Sparen können aber ist nun auch Teil der
Langen Museumsliebesnacht mit Beule

jens tuengerthal 31.8.25

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