Montag, 25. August 2025

Lektürentagebuch 24.5.25

Lektürentagebuch 24.5.25

Begonnen mit dem Essay über die
Ablenkung von Michel de Montaigne 
Das mich schon in den ersten Zeilen
Lachen ließ als er erzählt wie er einst

Eine wahrhaft bekümmerte Dame trösten
Musste und gleich dazu erläutert warum
Er wahrhaft nutzte weil die meisten doch
Nur aufgesetzte Bekümmernisse hätten

Dazu zittert er einen schönen Vers der
Zum Lächeln in seinem Humor reizte

Tränen halte ich bereit für alle Fälle, 
Fließen nach Belieben 
Nie versiegt die Quelle 

Denke an all die immer wieder auch
Tränenüberströmten Dramen die ich
Mit Damen jeden Alters schon erlebte
Wie meine stete Hilflosigkeit dabei

Es wäre ein falsches Verfahren lehrt
Montaigne hier ihnen ihren Schmerz 
Ausreden zu wollen denn Widerworte
Verstricken sie tiefer in ihre Trübsal 

Durch rechthaberisches Räsonieren
Würde das Übel noch schlimmer was
Schon normal Widerstand auslöst wird 
Bei dem was berührt noch schlimmer

Es soll doch der Arzt der noch etwas
Erreichen will locker freundlich wie
Einnehmend den Patienten begrüßen
Wer finster blickt richtet nie etwas aus

So zeigt sich Montaigne mit dieser Sicht
Auf die Ärzte schon im 16. Jahrhundert
Als ein Kenner der Psychosomatik wie
Des menschlichen Wesen besonders

Darum soll zunächst auf die Klage
Eingegangen werden wie dazu noch
Ermuntert werden wie bekunden dass 
Sie verständlich wie berechtigt sind

Vermutlich ist es viel wirkungsvoller
Auf diese Art zuzustimmen und zu
Fragen wie sie das nur aushielt als
Jeder vernünftige Versuch zu helfen

Möchte als Mann doch zu gerne für
Frau in der Not da sein wie ihr die
Passende Lösung des Problems
Präsentieren was immer falsch ist

Hier sollte Mann sich vermutlich nur
Im Zuhören üben statt etwas lösen 
Zu wollen wie es in meiner Natur läge 
Was Montaigne schon 1570 wusste 

Dies gewinne das für den nächsten
Schritt nötige Zutrauen langsam
Damit sie so für dem Verschmerzen
Dienliche Argumente zugänglich wird

Montaigne nahm sich vor dem Übel
Mit einem Trostpflaster abzuhelfen da
Er wusste wie ungeschickt er stets bei
Überzeugungsversuchen gewesen war

Wie schön denke ich dass auch der
Kluge wie belesene Michel de Montaigne 
Dies Problem aus leidvoller Erfahrung 
Kennt es könnte in der Natur liegen

Nachdem er eine Weile auf den Schmerz
Der Dame eingegangen war machte er
Nicht mal den Versuch sie davon noch mit
Vernunftgründen irgend zu kurieren

Auch verzichtete er auf die Tröstungen
Welche die Philosophie verspricht wonach
Wir uns sagen sollten worüber wir klagten
Sei überhaupt kein Übel oder ein leichtes

Nicht einmal der seiner Art nahestehenden
Lehre des Epikur der die Gedanken vom 
Unerfreulichen zum erfreulichen lenken 
Wollte bediente er sich dabei

Auch anders als Cicero wählte er nicht
Eine geballte Ladung aus der Masse
Solcher Anweisungen sondern lenkte
Das Gespräch in Ruhe auf anderes 

So versetzte er sie ganz langsam in einen
Völlig entspannten Zustand der anhielt
Solange er noch bei ihr war jedoch war
Die Axt nicht an des Übels Wurzel gelegt

Sodann erzählt Montaigne als Beispiel
Für seine psychologische Taktik wie der
Herr de Himbercourt der in Lüttich im
Auftrag des Herzog von Burgund war

Dort die Übergabe der Stadt noch mit
Den Bürgern verhandeln sollte die des
Nachts empört sein Quartier stürmen
Wollten diese mit Angeboten hinhielt 

Dadurch verrauchte der Zorn der Bürger
Er überstand bis zum Morgen was ja
Alles war was erreichen wollte um die
Nacht als Verhandler zu überstehen

Die andere Geschichte erzählt von der
Außergewöhnlich schönen und schnellen
Atalante die tausend Freier begehrten
Denen sie eine Bedingung stellte 

Sie wolle denjenigen heiraten der sie
Im Wettrennen schlägt wer verliert aber
Sollte mit dem Leben bezahlen müssen
Worauf sich viele meldeten die alle starben

Hippomenes wollte es dennoch versuchen
Wandte sich aber zuvor noch an die Göttin
Der Liebe die ihn erhörte und ihm drei 
Goldene Äpfel überreichte und erklärte

Wie er diese nutzen solle als im Rennen
Atalante ihm auf den Versen schon ist
Lässt er den ersten Apfel fallen worauf
Sie sich neugierig bückt ihn aufzuheben 

Das gleiche wiederholte er noch mit
Den beiden anderen Äpfeln und gewann
So das Rennen und Atalantes Hand was
Zeigt Ablenkung kann zum Sieg führen

Diese funktioniert nur bei genauer
Kenntnis der Psyche der anderen
Also aufmerksamer Beschäftigung
Miteinander was stets ein kluger Rat ist

Die konstruktive Ablenkung die dabei
Der anderen zuvor noch das Gefühl gibt
Ernst genommen zu werden ist sicher
Ein kluger Rat denke ich heute

Wieviele Krisen und emotionale
Katastrophen hätte ich wohl vermieden
Wenn ich dies berücksichtigt hätte statt
Der Herzdame philosophisch zu raten

Denke an John Gray und seine Theorie 
Nach der Männer vom Mars kämen 
Während Frauen von der Venus sind
Wir uns natürlich nicht verstehen

Montaigne hatte diese weisen Gedanken
Verbunden noch mit einer wirklich
Konstruktivistischen Problemlösung
Die ressourcenorientiert ist 400 Jahre eher

Gut gelaunt lache ich über mich der
So oft in Krisen besser wissen wollte
Was ihr nun gut täte was wohl auch
Eine Familienkrankheit bei uns ist

Montaigne lesen lohnt immer wieder
Auch wie passend das Beispiel aus
Dem Krieg hier wäre wo es um Leben
Oder Tod ging wie so gern in der Liebe

Müßig ist es nun zu überlegen welche
Lieben alle noch gerettet worden wären
Hätte ich dies Essay früher gelesen denn
Klar war das eigentlich schon immer

Doch sich vorzunehmen sollte sich
Wider erwarten noch eine finden
Vorher oder dabei daran zu denken
Wenn ich das schaffe schadet nicht

jens tuengerthal 24.8.25

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