Montag, 25. August 2025

Lektürentagebuch 25.8.25

Lektürentagebuch 25.8.25

Weiter mit Michel de Montaigne der im
Essay über die Ablenkung nun von den 
Ärzten erzählt die einen Katarrh den sie
Nicht austreiben können einfach ableiten

Er hätte zudem festgestellt dass dies auch
Das vorherrschende Verfahren sei bei der
Behandlung psychischer Krankheiten die
Montaigne noch fälschlich seelisch nennt 

Aber auch Lukrez und Epikur sprechen
Noch von der Seele dieser sklavischen
Erfindung des Aberglaubens die es in 
Der Natur nachweisbar nirgendwo gibt

Dieser trotz seiner fatalen Wirkung
Noch immer gängige Begriff sollte
Dringend kritisch hinterfragt werden
Da seine Wirkung immer fatal ist

Aber was sollen hier arme Poeten
Noch gegen Gewohnheiten aller
Anschreiben die lieber weiter noch
Unaufgeklärt an ihrer Seele leiden

Zu sagen es gibt diese nirgendwo
In der Natur die doch alles sei ist
Sehr vernünftig zwar aber was hilft
Vernunft jemals beim Aberglauben 

Das kranke Gemüt müsse zuweilen
Durch einen geistigen Ortswechsel 
Aus den es fesselnden Umständen
Entschieden gerissen werden

Darum lassen die Ärzte die Psyche
Den Kampf mit dem Übel nicht direkt
Aufnehmen sondern wählen lieber
Das Ausweichen oder Wegducken

Alleine Männer von höchstem Rang
Vermögen es sich mit dem Übel ganz
Unmittelbar zu befassen wie Sokrates
Der dem Tod spottend entgegen ging

Dagegen hätten die Schüler des Hegesias
Die sich scharenweise verhungerten ein
Höheres Sein danach im Auge gehabt
Wie es bei solchen Sekten üblich ist

Auch würde man denen die einen 
Abgrund überqueren müssten raten
Die Augen zu schließen oder abzuwenden
Wie Täter vor der Hinrichtung Gott anrufen

Wer im Kampf fällt mache sich auch
In diesem Augenblick keine Gedanken
Über den Tod wofür Montaigne noch
Das Beispiel eines Mannes bringt

Im Augenblick des Todes klammerten
Wir uns an die Hoffnung auf ein besseres
Leben im Jenseits meint Montaigne was
Eine sehr gewagte These mir scheint

Hoffe ich werde auch sterbend noch
Frei von diesem Unsinn bleiben wie 
Nicht auf Rache an den Schuldigen
Hoffen sondern ruhig gelassen gehen 

Xenophon riss sich als er vom Tod seines
Sohnes erfuhr den Kranz vom Kopf aber 
Setzte ihn gleich wieder auf als er erfuhr 
Wie tapfer dieser im Kampfe fiel 

Auch Epikur tröstete sich als das Ende
Nahte mit der Nützlichkeit wie auch
Unvergänglichkeit seiner Schriften so
Sei Mühe für Ruhm leicht zu ertragen

Wie sehr er sich täuschte weil es die
Christlichen Sekten schafften ihn fast
Vollständig vergessen zu laden ist
Ein anderes trauriges Kapitel

Der große Zenon argumentierte dass
Kein Übel ehrwürdig sei der Tod es 
Jedoch sei warum er kein Übel sei 
Was sich logisch ins Knie schießt

Doch freut sich Montaigne dass auch
Große Geister im Angesicht des Todes 
Manche Dummheit von sich geben wie 
Damit seinesgleichen nicht abschüttelten

Rache sei süß und eine uns von der Natur
Eingepflanzte Leidenschaft warum er dem 
Jungen Fürsten den er neulich beriet nicht
Von dieser Arbeit oder gar noch die

Vorstellung von Vergebung nach der
Bergpredigt vorschlug sondern lieber
Ihm die Ehre schmackhaft machte die
Vergebung ihm bringen könnte 

Wo in der Liebe die Leidenschaft zu
Mächtig wird sollten wir sie aufteilen 
Was Montaigne für einen guten Rat hält
Damit nicht eine Lust euch beherrscht

Hierzu zitiert er wieder passend Verse: 

Wenn Samen klopft  im Glied das Blut 
Spritzt irgendeinem Leib ein das kühlte
Wo gerade einmal nötig uns die Glut 

Auch sollte sich keiner einer Lust allein
Unterwerfen Stunden besser ablenken 
Wofür Montaigne wieder feine Verse
Sogleich noch zu zitieren weiß

Die alten Wunden durch neue überwunden! 
Im Streunen hast du Venus bald gefunden

Selbst von einem heftigen Schmerz einmal
Ergriffen der ihn beinahe tötete beschloss
Er sich zur Ablenkung zu verlieben was
Ihn über den Verlust des Freundes tröstete

So tauscht er wie er berichtet zu gerne
Einen quälenden Gedanken gegen Lust
Was leichter ist als die Qual zu bändigen
Es täte jede Verdrängung ihm wohl

Durch ihre Unbeständigkeit täte die
Natur uns so wohl und erleichterte 
Worauf die Zeit zur besten Ärztin wird 
Durch ihre Fähigkeit zur Ablenkung

Montaigne erzählt von Alkibiades der
Die Gerüchte über sich in eine andere
Richtung lenken wollte schnitt er seinem 
Schönen Hund Ohren und Schwanz ab 

So jagte er ihn auf den Marktplatz damit
Die Leute darüber klatschen könnten ihn
Im übrigen aber in Ruhe lieber ließen wie
Manche Frauen echte Geliebte hinter den 

Falschen zu verstecken wussten um so
Die Gerüchte über sich zu zerstreuen 
Was in manchen Kreisen bis heute noch
Nötig ist seine Ruhe zu behalten

Jedoch warnt Montaigne kann die nur
Gespielte Liebe auch gegen den Willen
Zur wahren werden ohne jede Absicht
Was dann auch zu Verwirrungen führt

Daraus hat er gelernt dass es besser ist
Sich von solchen Spielen fern zu halten
Wenig bräuchte es uns abzulenken wie
Es ebenso wenig bräuchte uns zu halten

Selten betrachteten wir in der Liebe die
Dinge in ihrer ganzen Größe wie ganz
Es beeindrucken uns unerhebliche
Umstände wie bloße Oberflächenreize

Doch sind diese bloß abgeworfen
Leere Hüllen der Dinge wie auch die
Blutverschmierte Toga Cäsars ganz 
Rom mehr aufwühlte als sein Tod 

Von seinen Nierensteinen in seiner Rute 
Erzählt er die mit Harnstau von mehreren 
Tagen ihn mehrfach beinah umbrachten
Wie Tiberius Gefangene so folterte

Der Tod den er nahen fühlte brachte ihn
Als Ganzes nie aus der Ruhe aber im
Einzelnen hätte dieser ihn im Griff wie
Bei der konkreten Vorstellung davon

Ein Mensch mag noch so weise sein
Niemals wird er durch den Verstand
Allein das Herzleid in seiner ganzen
Tiefe wahrnehmen können wie real

So sieht er das emotionale Engagement
Der Anwälte wie das Geheul gekaufter
Klageweiber als eher unglaubwürdig an
Dennoch würden sie echt ergriffen 

Quintilian etwa erzählt von Schauspielern
Die ihre Trauerrolle so ergriff dass sie
Noch zu Hause geweint hätten wie ihn 
Der Schmerz anderer persönlich ergriffe

Denke an eine wunderschöne wie auch
Schauspielerisch geniale von Ferne
Geliebte Operndiva die Gedichte 
Mehr als lebendig uns vorträgt

Wie oft sorgte ich mich schon fälschlich
Um ihre wirkliche Stimmung wenn die
Gespielte nur ein Ventil ihr dazu war
Fragt sich wie wirklich ist die Wirklichkeit

Erzählt von Bauersfrauen in den Bergen
Die in ihrer Trauer zugleich auch alles
Schlechte über ihre Männer erzählten um
So wieder ins Gleichgewicht zu kommen

Dies hält er für natürlicher als immer nur
Gutes über die Toten zu reden wie es ein
Lateinischer Spruch uns so gerne rät der
Bis heute noch zitiert wird hier und da

Er verzichte lieber im voraus auf alle
Schmeichelei die ihm angedichtet würde
Es wäre dann ja nicht weil er sie verdiene 
Sondern weil er tot sei dem schließt sich

Der Flaneur und Dichter gerne an auch
Wenn ich meinen Vater in der Rede zur
Beerdigung noch sehr hoch lobte was
Immer noch relativ verdient mir schien 

Es bedarf keines Grundes unsere Psyche
Aufzurühren schon ein Hirngespinst kann
Sie erregen und unterwerfen wie es die 
Luftschlösser der Liebe immer bleiben

Allein der Mensch ist fähig sich für solch
Wesenlose Ideen zu versklaven kein Tier
Tötete für Götter oder die Liebe je schon 
Träume motivieren uns zum Mord 

Am Ende des fabelhaften Essays wird
In gereimten Versen noch auf den 
Prometheus verwiesen und wie wenig
Bliebe mit nur freiem Körper ohne Geist

Dieser humorvolle Lacher am Ende lässt
An Goethes Sturm und Drang Verse die
Kaum dem Geheimrat entsprachen nun
Lächelnd revolutionär noch denken

Montaigne bleibt fabelhaft geistvoll stets
Immer wieder überraschend gelegentlich
Mit einem Augenzwinkern humorvoll im
Verhältnis von Frauen und Männern 

Egal was ich heute noch lese kann dieser
Text mit aller Fülle für sich besser stehen
Auch als Verneigung vor Montaigne der
Darauf relativ wenig wert nur legte 

jens tuengerthal 25.8.25

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