Dienstag, 19. August 2025

Lektürentagebuch 19.8.25

Lektürentagebuch 19.8.25

Endlich Mercede und der Meisterschmied
Von Marcello Fois beendet wenn auch die
Letzten Seiten angesichts neuer Qualen in
Der Hölle der Familie eher überflogen nur

Die im Nachwort angesprochene Nähe zu
Dantes Göttlicher Komödie wird klarer nur 
Ist das Paradies von Aufstieg und Liebe am
Anfang und danach kommt die Hölle

Ein großer Roman der viel über die Insel
Sardinien mit ihrer Schönheit und Eigenheit
Vermitteln kann und nebenbei eine große
Familiengeschichte mit Dramen erzählt

Der Bezug zu Dante macht die irdische
Hölle verständlich und fühlbar dazu was
Lesend an den Rand des erträglichen führt
Von Mord über Vergewaltigung bis Suizid

Alles müssen die liebenden Eltern die aus
Dem Waisenhaus kamen ertragen bis zum
Ende das kein Ende ist einer Geschichte
Die erfunden und doch wahr zugleich ist

Die Hölle in der Gegenwart des dann
Faschistischen Italien mit seiner Willkür 
Wird so fühlbar wie die zauberhafte Insel
Und ich denke an meine Schwester dort

Möge sie den paradiesischen Teil dort
Genießen können ohne die dantesken
Prüfungen die Fois durchleiden lässt
Denn es muss wunderbar dort sein


Von Michel de Montaigne das wunderbare
Essays Über dreierlei Umgang gelesen
Wie seinen schweifenden Plauderton dabei
Wieder wie Zuhause ankommen genossen 

Es geht dabei um die drei Arten von 
Umgang die er besonders schätzt und
Welche er lieber ganz meidet weil sie ihn
Auf seinem Weg nicht weiterführen

Es ist der mit guten Freunden wie mit
Schönen Frauen und vor allem für ihn
Bücher mit denen er die meiste Zeit
Wohl verbringt auch ohne zu lesen

So genügt ihm die bloße Gegenwart
Seiner Bibliothek bei der er nur von
Fünf Reihen bedeutender Bücher spricht
Um zum Denken angeregt zu werden

Gerne enthält sich Montaigne Zuhause
Aller gesellschaftlichen Formen und
Ignoriert bloß formale Konversation
Lässt dafür seinen Gästen alle Freiheit

Bei den Damen wie bei den Herren
Schätzt er unterschiedliche Dinge
Sein Blick auf die Damen ist dabei
Einerseits von der Zeit geprägt

Gesteht aber für diese wiederum 
Ihnen große Freiheiten zu auch
Wenn manches konventionell klingt
Ist er doch seiner Zeit weit voraus

Zu den männlichen Freundschaften
Die er hatte und sehr schätzt kommt
Weniger als zu den Damen und zum
Sex über den er sehr offen schreibt 

So erklärt er auch warum er edle
Damen von Schönheit bevorzugt
Aber Lust mit Huren als riskant mied
Nachdem er sich mehrfach infizierte

Schön ist auch wie er über sich noch
Spottet der in seiner Jugend viel zu
Viele Bücher der Geltung wegen kaufte
Die er tatsächlich nie gelesen hat

Welcher Büchernarr kennt nicht diese
Reihen schicker ungelesener Bände
Die sich in jeder Bibliothek wohl finden
Da hat sich in 500 Jahren nichts geändert

So nähme er auch auf jede Reise
Stets genug Bücher noch mit doch 
Auch dies nur um von ihnen beim
Nachdenken inspiriert zu werden

Wie liebevoll er die drei Etagen seines
Turmes beschreibt ist einfach schön
Weil es den Mensch und Leser Montaigne
Sichtbar macht der mit Büchern lebte 

So auch die Bemerkung am Ende das
Auch der Umgang mit Büchern seine 
Schlechte Seite habe weil er sich dabei
Zu wenig bewege was der Körper brauche

Dies zu ermöglichen überlegte er sich
Eine Galerie als Wandelgang um seinen 
Turm zu bauen was er nie realisierte weil 
Die drohende Unruhe ihn abschreckte

Die Lektüre von Montaigne in all seiner
Manchmal liebevollen Weitschweifigkeit
Die über das eigener Sein nachdenken
Lässt ist philosophisch vielfältig lohnend

jens tuengerthal 19.8.25

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