Mittwoch, 27. August 2025

Lektürentagebuch 26.8.25

Lektürentagebuch 26.8.25

In den Buddenbrooks trifft Tony unerwartet
Herrn Grünlich auf der Straße der gerade
Ihre Mutter besucht hat und fertigt diesen
Mit einer sehr spitzen Bemerkung ab 

Auch bei seinem Besuch zum Kalbsbraten
Nächsten Samstag behandelt sie ihn eher 
Kühl wie als er ihrer Mutter Scott vorlas
Und sie sich in eine andere Ecke setzte 

Acht Tage nach dessen endlich Abreise 
Zu seinen überaus regen Geschäften 
Erwarteten Vater und Mutter sie beim
Frühstück als sie gegen neun Uhr kam

Das war außergewöhnlich da der Konsul
Um diese Zeit sonst längst im Kontor war 
Dunkel schwante der jungen Frau schon
Das nun irgendwas für sie bevorstand 

Tatsächlich hatte Herr Grünlich den sie
Überhaupt nicht ausstehen konnte um
Ihre Hand bei ihrem Vater angehalten
Beide Eltern sprachen gut von ihm

Tony bricht in Tränen aus dass könne
Doch nach allem gar nicht sein sie hätte 
Ihm doch deutlich ihren Unwillen gezeigt
Das sei alles völlig unmöglich für sie

Nach besänftigenden Worten ihres Vaters
Der meint ein so junges Mädchen könne 
Kaum die Tragweite einer solch großen
Sache schon erkennen beruhigt sie sich

Als der Konsul im Kontor ist erinnert die
Konsulin Tony daran dass es auch ihre
Pflicht als Tochter des Hauses wäre eine
Sich bietende Partie ernsthaft zu prüfen

Sie müsse nicht gleich verliebt sein
Manches wachse erst mit der Zeit
Sie wollten noch alles offen lassen
Aber sie sollte an ihre Pflicht denken

Sehr fein beschreibt Thomas Mann hier
Wie Heiraten in großen Familien noch
Eher eine Frage der Pflicht und Ordnung
Waren als der ganz großen Gefühle

Wie Tony durch die Mahnung an ihre
Rolle als Tochter Buddenbrook wie die
Ehre einer guten Partie umgestimmt
Werden soll ganz egal was sie fühlt

Ist das schon eine milde Form der
Zwangsheirat bei der die Eltern der
Noch minderjährigen Frau für diese
Entscheiden oder einfach normal

Sicher wurden vieler Ehen früher
Genau so geschlossen wobei der
Milde moralische Druck es noch
Schwerer für die Beteiligten macht

Geht es doch weniger um Liebe dabei
Als darum eine gute Partie zu machen
Die das gewohnte Leben ermöglicht
Der Rest finde sich dabei schon noch

Vieles davon scheint uns heute eher
Absurd doch denke ich zurück an meine
Erste Verlobung mit einer Dame von Stand 
Waren die Riten nicht unähnlich dabei

Wir wurden gefragt und redeten mit
Aber die Feierlichkeiten richteten die
Beiden Familie aus wobei wir uns noch
Gerade die Hochzeit lieber ersparten

Es wäre eine sehr guter Partie gewesen
Da spielen Gefühle eine Nebenrolle nur 
Die aber sogar auch irgendwie da waren
Schon seltsam die Ehe denke ich heute


In Joseph und seine Brüder unterhält sich
Joseph weiter mit Mut und erzählt ihr von
Seinen Sorgen mit der Landwirtschaft wie
Sie es ihm so auch vorgeschlagen hatte

Dabei erörtert er fachliche Fragen der
Pflanzung bestimmter Sorten und die
Dabei Risiken während sie eigentlich
Nur daran denkt wie sehr sie ihn will

Dies ist mit der typischen distanzierten
Komik von Thomas Mann beschrieben
Die über irgendwelche Details schreibt
Während der innere Kern schon kocht

Kaum konnte Mut dabei ruhig stehen
Wollte Weg von ihm und zugleich ihm
Ganz nah sein der alte Widerstreit der
Verliebten die Nähe suchen und fliehen

Dies sei so alt wie die Lügenrede von
Ehrlichen Dingen mit unehrlichen Augen
Wie sie hofft er möge doch merken dass
Sie ganz anderes fühlte als sie sagte

Zugleich aber auch hofft nicht gleich
Beim Lügen erkannt zu werden sich 
Dafür vor sich schämt und überzeugt
Dabei ist er müsse alles bemerken

Die riesigen Welten in ihr müssten 
Doch jedem mit Verstand auffallen
So weiche Knie wie sie ihr machen
Können sie nicht unbemerkt bleiben 

So wendet sie sich innerlich schon
Völlig aufgewühlt wieder an ihn 
Sie müsse nun da bebend vor Kälte
Aufgrund der Uhrzeit ins Haus begeben

Diese Lüge sollte ihr Beben das doch
Nicht unsichtbar geblieben sein konnte 
Mit einem Frösteln tarnen und war so
Ehrlich wie unehrlich zu gleicher Zeit

Sie floh vor ihm als sie schon ihre Rolle
Als Herrin verloren hatte vor sich in das
Sklaven Du verfallen war mit mürben Knien
Wie Thomas Mann es feinfühlig beschreibt

Im Selbstgespräch von dem ihre beiden
Zofen doch einiges noch hören konnten 
Rechnet sie streng mit sich ab und leitet 
Wie nur Verliebte leiden können an sich

Bereut laut jeden ihrer Fehler die ihr die
Völlig ahnungslos in der Landwirtschaft
Eigentlich war unverzeihlich zugleich
Vorkommen und will doch nur eines

Noch tarnt sie es vor sich als mütterliche
Liebe die wäre sie ehrlich längst ihn als
Mann begehrt den sie tief in sich spüren
Will und doch seine Herrin noch bleibt

So sehen wir fein beschrieben die großen
Inneren Kämpfe die Mut die eigentlich nur
Gutes für Joseph wollte durchleidet wie sie
Kopflos verliebt sich völlig nun verliert 

Lange hatte sie es verhindern wollen
Den ehemaligen Sklaven noch mit
Intrigen vom Hof treiben wollen nun
War sie Joseph völlig verfallen 

Hoch emotional beschreibt Thomas Mann
Die nur kurze lapidare Stelle aus der
Biblischen Legende und macht so die
Unausweichliche Situation verständlich

Hätte es auch anders kommen können
Versuchte Mut nicht alles vorher noch
Die Situation und sich zu retten bis seine 
Gegenwart sie völlig hilflos machte

Ist sie so noch Täterin der Rache
Oder nur ein Opfer der Gefühle die 
Der schöne Knabe leichtfertig reizte
Wiederholt er nur was am Brunnen war


Nach dem hoch emotionalen Autor
Thomas Mann wendete ich mich noch
Einmal dem Menschen Thomas Mann
In Tilmann Lahmes Biografie zu

Im zweiten Teil der den bezeichnenden
Titel die Hunde im Souterrain trägt geht
Es hier um die Zeit von 1894 bis 1896
Beginnend mit einem Bombenerfolg

Vor dem Bombenerfolg seiner ersten
Gedruckten Erzählung die dazu seiner
Eitelkeit schmeichelt liegt noch nach
Dem Mühsamen Abschluss der Schule

Die vier Monate als Auszubildender bei
Der Münchner Feuerversicherung die
Mann schon im August wieder abbricht
Was mach Lübeck noch gemeldet wird

Doch Mutter Julia lässt ihren beiden
Begabten Söhnen die Freiheit um sich
Als Schriftsteller zu entwickeln wofür
Jeder etwa 1500 Euro monatlich hatte

Thomas Mann mietet sich wohl noch
Wechselnde möblierte Zimmer im schon
Da bei Künstlern sehr beliebten Schwabing
Und schrieb die Erzählung Gefallen

Diese einem Entwurf von Heinrich noch
Entnommene Erzählung um die Liebe
Eines Studenten zu einer Schauspielerin
Wird gedruckt und findet ein Echo

Sogar Richard Dehmel schrieb Mann
Lobte die Erzählung und kritisierte nur 
Vorsichtig lud ihn als Autor zu seiner
Neuen Zeitschrift PAN ein

Über diesen Erfolg schreibt er erfreut 
Sowohl dem Bruder wie seiner noch
Jugendliebe aus Lübeck Otto dabei
Die auch Kritik Dehmels ignorierend

Später veröffentlichte er Gefallen nie
Wieder nannte sie noch ein peinliches
Jugendwerk zunächst aber genoss er
Den Ruhm in der Bibliothek als Autor 

Für die Geschichte nutzte er auch ein
Eigenes Erlebnis bei dem er einer 
Schauspielerin schrieb die er bewunderte 
Sie um ein kleines Rendezvous bat 

Diese Erfahrung taucht auch später
Noch in den Buddenbrooks auf und
Kennt jeder schmachtende Jüngling
Mehr wollte ich dazu nie wissen

Tilmann Lahme schreibt gut und
Dabei auch packend doch bleibt
Beim Leser das Gefühl von bloßem
Boulevard der Skandale nur sucht 

Lieber lese ich mehr Mann als 
Seine am Zeitgeist orientierten 
Exegeten die dabei eher nerven 
Wenn sie erregt im Dreck wühlen 

Lahme kann schreiben und hat
Ohne Frage viele Details fein
Recherchiert und neu interpretiert 
Aber will ich so etwas wissen

Schätze werkorientierte Biografien
Wie der wunderbare Borchmeyer
Doch Yello Presse lese ich auch
Sonst nie bleibt halt schmuddelig

jens tuengerthal 27.8.25

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