Lektürentagebuch 26.8.25
In den Buddenbrooks trifft Tony unerwartet
Herrn Grünlich auf der Straße der gerade
Ihre Mutter besucht hat und fertigt diesen
Mit einer sehr spitzen Bemerkung ab
Auch bei seinem Besuch zum Kalbsbraten
Nächsten Samstag behandelt sie ihn eher
Kühl wie als er ihrer Mutter Scott vorlas
Und sie sich in eine andere Ecke setzte
Acht Tage nach dessen endlich Abreise
Zu seinen überaus regen Geschäften
Erwarteten Vater und Mutter sie beim
Frühstück als sie gegen neun Uhr kam
Das war außergewöhnlich da der Konsul
Um diese Zeit sonst längst im Kontor war
Dunkel schwante der jungen Frau schon
Das nun irgendwas für sie bevorstand
Tatsächlich hatte Herr Grünlich den sie
Überhaupt nicht ausstehen konnte um
Ihre Hand bei ihrem Vater angehalten
Beide Eltern sprachen gut von ihm
Tony bricht in Tränen aus dass könne
Doch nach allem gar nicht sein sie hätte
Ihm doch deutlich ihren Unwillen gezeigt
Das sei alles völlig unmöglich für sie
Nach besänftigenden Worten ihres Vaters
Der meint ein so junges Mädchen könne
Kaum die Tragweite einer solch großen
Sache schon erkennen beruhigt sie sich
Als der Konsul im Kontor ist erinnert die
Konsulin Tony daran dass es auch ihre
Pflicht als Tochter des Hauses wäre eine
Sich bietende Partie ernsthaft zu prüfen
Sie müsse nicht gleich verliebt sein
Manches wachse erst mit der Zeit
Sie wollten noch alles offen lassen
Aber sie sollte an ihre Pflicht denken
Sehr fein beschreibt Thomas Mann hier
Wie Heiraten in großen Familien noch
Eher eine Frage der Pflicht und Ordnung
Waren als der ganz großen Gefühle
Wie Tony durch die Mahnung an ihre
Rolle als Tochter Buddenbrook wie die
Ehre einer guten Partie umgestimmt
Werden soll ganz egal was sie fühlt
Ist das schon eine milde Form der
Zwangsheirat bei der die Eltern der
Noch minderjährigen Frau für diese
Entscheiden oder einfach normal
Sicher wurden vieler Ehen früher
Genau so geschlossen wobei der
Milde moralische Druck es noch
Schwerer für die Beteiligten macht
Geht es doch weniger um Liebe dabei
Als darum eine gute Partie zu machen
Die das gewohnte Leben ermöglicht
Der Rest finde sich dabei schon noch
Vieles davon scheint uns heute eher
Absurd doch denke ich zurück an meine
Erste Verlobung mit einer Dame von Stand
Waren die Riten nicht unähnlich dabei
Wir wurden gefragt und redeten mit
Aber die Feierlichkeiten richteten die
Beiden Familie aus wobei wir uns noch
Gerade die Hochzeit lieber ersparten
Es wäre eine sehr guter Partie gewesen
Da spielen Gefühle eine Nebenrolle nur
Die aber sogar auch irgendwie da waren
Schon seltsam die Ehe denke ich heute
In Joseph und seine Brüder unterhält sich
Joseph weiter mit Mut und erzählt ihr von
Seinen Sorgen mit der Landwirtschaft wie
Sie es ihm so auch vorgeschlagen hatte
Dabei erörtert er fachliche Fragen der
Pflanzung bestimmter Sorten und die
Dabei Risiken während sie eigentlich
Nur daran denkt wie sehr sie ihn will
Dies ist mit der typischen distanzierten
Komik von Thomas Mann beschrieben
Die über irgendwelche Details schreibt
Während der innere Kern schon kocht
Kaum konnte Mut dabei ruhig stehen
Wollte Weg von ihm und zugleich ihm
Ganz nah sein der alte Widerstreit der
Verliebten die Nähe suchen und fliehen
Dies sei so alt wie die Lügenrede von
Ehrlichen Dingen mit unehrlichen Augen
Wie sie hofft er möge doch merken dass
Sie ganz anderes fühlte als sie sagte
Zugleich aber auch hofft nicht gleich
Beim Lügen erkannt zu werden sich
Dafür vor sich schämt und überzeugt
Dabei ist er müsse alles bemerken
Die riesigen Welten in ihr müssten
Doch jedem mit Verstand auffallen
So weiche Knie wie sie ihr machen
Können sie nicht unbemerkt bleiben
So wendet sie sich innerlich schon
Völlig aufgewühlt wieder an ihn
Sie müsse nun da bebend vor Kälte
Aufgrund der Uhrzeit ins Haus begeben
Diese Lüge sollte ihr Beben das doch
Nicht unsichtbar geblieben sein konnte
Mit einem Frösteln tarnen und war so
Ehrlich wie unehrlich zu gleicher Zeit
Sie floh vor ihm als sie schon ihre Rolle
Als Herrin verloren hatte vor sich in das
Sklaven Du verfallen war mit mürben Knien
Wie Thomas Mann es feinfühlig beschreibt
Im Selbstgespräch von dem ihre beiden
Zofen doch einiges noch hören konnten
Rechnet sie streng mit sich ab und leitet
Wie nur Verliebte leiden können an sich
Bereut laut jeden ihrer Fehler die ihr die
Völlig ahnungslos in der Landwirtschaft
Eigentlich war unverzeihlich zugleich
Vorkommen und will doch nur eines
Noch tarnt sie es vor sich als mütterliche
Liebe die wäre sie ehrlich längst ihn als
Mann begehrt den sie tief in sich spüren
Will und doch seine Herrin noch bleibt
So sehen wir fein beschrieben die großen
Inneren Kämpfe die Mut die eigentlich nur
Gutes für Joseph wollte durchleidet wie sie
Kopflos verliebt sich völlig nun verliert
Lange hatte sie es verhindern wollen
Den ehemaligen Sklaven noch mit
Intrigen vom Hof treiben wollen nun
War sie Joseph völlig verfallen
Hoch emotional beschreibt Thomas Mann
Die nur kurze lapidare Stelle aus der
Biblischen Legende und macht so die
Unausweichliche Situation verständlich
Hätte es auch anders kommen können
Versuchte Mut nicht alles vorher noch
Die Situation und sich zu retten bis seine
Gegenwart sie völlig hilflos machte
Ist sie so noch Täterin der Rache
Oder nur ein Opfer der Gefühle die
Der schöne Knabe leichtfertig reizte
Wiederholt er nur was am Brunnen war
Nach dem hoch emotionalen Autor
Thomas Mann wendete ich mich noch
Einmal dem Menschen Thomas Mann
In Tilmann Lahmes Biografie zu
Im zweiten Teil der den bezeichnenden
Titel die Hunde im Souterrain trägt geht
Es hier um die Zeit von 1894 bis 1896
Beginnend mit einem Bombenerfolg
Vor dem Bombenerfolg seiner ersten
Gedruckten Erzählung die dazu seiner
Eitelkeit schmeichelt liegt noch nach
Dem Mühsamen Abschluss der Schule
Die vier Monate als Auszubildender bei
Der Münchner Feuerversicherung die
Mann schon im August wieder abbricht
Was mach Lübeck noch gemeldet wird
Doch Mutter Julia lässt ihren beiden
Begabten Söhnen die Freiheit um sich
Als Schriftsteller zu entwickeln wofür
Jeder etwa 1500 Euro monatlich hatte
Thomas Mann mietet sich wohl noch
Wechselnde möblierte Zimmer im schon
Da bei Künstlern sehr beliebten Schwabing
Und schrieb die Erzählung Gefallen
Diese einem Entwurf von Heinrich noch
Entnommene Erzählung um die Liebe
Eines Studenten zu einer Schauspielerin
Wird gedruckt und findet ein Echo
Sogar Richard Dehmel schrieb Mann
Lobte die Erzählung und kritisierte nur
Vorsichtig lud ihn als Autor zu seiner
Neuen Zeitschrift PAN ein
Über diesen Erfolg schreibt er erfreut
Sowohl dem Bruder wie seiner noch
Jugendliebe aus Lübeck Otto dabei
Die auch Kritik Dehmels ignorierend
Später veröffentlichte er Gefallen nie
Wieder nannte sie noch ein peinliches
Jugendwerk zunächst aber genoss er
Den Ruhm in der Bibliothek als Autor
Für die Geschichte nutzte er auch ein
Eigenes Erlebnis bei dem er einer
Schauspielerin schrieb die er bewunderte
Sie um ein kleines Rendezvous bat
Diese Erfahrung taucht auch später
Noch in den Buddenbrooks auf und
Kennt jeder schmachtende Jüngling
Mehr wollte ich dazu nie wissen
Tilmann Lahme schreibt gut und
Dabei auch packend doch bleibt
Beim Leser das Gefühl von bloßem
Boulevard der Skandale nur sucht
Lieber lese ich mehr Mann als
Seine am Zeitgeist orientierten
Exegeten die dabei eher nerven
Wenn sie erregt im Dreck wühlen
Lahme kann schreiben und hat
Ohne Frage viele Details fein
Recherchiert und neu interpretiert
Aber will ich so etwas wissen
Schätze werkorientierte Biografien
Wie der wunderbare Borchmeyer
Doch Yello Presse lese ich auch
Sonst nie bleibt halt schmuddelig
jens tuengerthal 27.8.25
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