Montag, 18. August 2025

Lektürentagebuch 17.8.25

Lektürentagebuch 17.8.25

In der 32. Erzählung des Papageienbuch 
Geht es darum wie der Brahmane Gowinda 
Den Mantel wiedererlangt mit dem er sich 
Die Liebe einer jungen Witwe erkauft hatte

Die Prinzessin hatte den weisen Papagei
Gefragt ob sie zu ihren Liebhaber könnte
Darauf hatte dieser ihr gesagt sie könne 
Gehen wenn sie so weise handele wie

Der Brahmane Gowinda der auf dem
Rückweg von Krisna versucht hatte eine
Junge Witwe rumzukriegen die sich am
Anfang noch heftig dagegen wehrte

Dies nicht weil sie ihn nicht wollte
Sondern weil sie es genoss von dem
Klugen Mann verehrt zu werden der
Ihr noch dazu seinen Mantel versprach

Die junge Witwe nicht ganz unerfahren
Genoss die Lust mit dem Brahmanen
Der sich danach wieder auf den Weg
Zurück in sein Dorf machen wollte 

Als Gowinda nun in glühender Sonne
Nur mit einem Lendenschurz bekleidet
An Alten am Dorfausgang vorbei kam
Klagte er ihnen sein Leid lautstark

Er behauptete die junge Witwe hätte
Ihm während er unter einem Baum
Schlief diesen weggenommen worauf
Die Alten zornig auf die Witwe wurden

So bekam der Brahmane am Ende sowohl
Seinen Mantel wieder wie die junge Witwe
Wenn sie also so klug lügen könnte sollte
Die Prinzessin ruhig tun was sie wollte

Ob dieser Rat den schäbigen Betrug in
Dingen der Liebe legitimiert oder die Lust
Die beide genossen vom Makel der nur
Hingabe für Hergabe befreite bleibt offen

Hat der Brahmane also die Witwe quasi
Um ihren Hurenlohn betrogen oder gilt
Dabei was für diesen im Recht sonst
Auch gilt er sei nicht einklagbar je

Doch egal wie ich diese Rechtsprechung
Bewerte hatte die Witwe diesen schon
Erhalten und musste ihn bloß der Lügen 
Des Brahmanen wegen herausgeben

Dazu verbreitete er noch Lügen über
Die Frau mit der er gerade die Lust 
Genoss womit sein Verhalten dazu
Feige und unwürdig mir erscheint

Warum der weise Papagei der Prinzessin
Die ihrer Lust folgen möchte solches rät
Könnte fragwürdig scheinen doch ist die
Geschichte wunderbar dabei erzählt


In zwei Flaneure in Berlin geht es zuerst 
Um die Nettelbeckstraße 24 den lange
Wohnsitz der Familie Benjamin noch der
Seit 1962 dann An der Urania hieß 

Erfahre wer dort noch alles wohnte
Wie der Direktor des Krankenhaus
Moabit der Hausarzt der Familie
Benjamin auch naheliegend war

Benjamins Vater war Kunstauktionator
Wie Teilhaber des Revuetheaters Eispalast
Was später die Scala wurde und Aktionär
Des Berliner Zoologischen Gartens 

In jungen Jahren hatte Benjamins Vater
Noch in Paris gelebt und dort für eine
Bank gearbeitet hatte sich aber früh aus
Dem Geschäftsleben zurückgezogen

Dann betrieb er nur noch Spekulationen
Wie die Pflege der wertvollen Sammlung
An Autographen die er hatte was auch die
Sammelleidenschaft im Sohn erklärte

Die Beziehung von Vater und Sohn war
Spannungsgeladen weil der Vater wollte
Dass Walter einen Beruf ergriffe der ihn 
Auch wirtschaftlich absichern könnte 

Dagegen wollte Benjamin Sohn lieber
Eine Aktiengesellschaft die ihn ohne
Großen Arbeitsaufwand finanzieren sollte
Dennoch standen beide sich sehr nah

So zog Walter nach der schweren
Erkrankung des Vaters für ein halbes
Jahr wieder zu ihnen auch die Mutter
Stammte aus einer wohlhabenden Familie 

Von mütterlicher Seite war Benjamin mit
Heinrich Heine und Gertrud Kolmar noch
Verwandt die Familie war wohlhabend
Was in der Berliner Kindheit um 1900

Durch Erwähnung vieler Details auch 
Der vornehmen Küche deutlich wird 
Auch sei die Wohnung der Großmutter
Wirklich einzig weltbürgerlich gewesen 

Sie hatte 12 Zimmer von denen jedes 
Etwas 50 Quadratmeter groß war plus 
Entré so war dort von 640 qm die Rede
Was schon eine Welt für sich war

Georg der Bruder von Walter Benjamin
Wurde 1895 geboren studierte Medizin
Wurde verbeamteter Schularzt im Wedding
Als Jude und Kommunist wurde dieser

Bereits 1933 verhaftet und kam 1942
Im KZ Mauthausen ums Leben er war
Mit Hilde Benjamin verheiratet sie wurde 
Später zur Justizministerin der DDR 

Benjamins 1901 geborene Schwester Dora
Starb nach Emigration nach Paris und in 
Die Schweiz 1946 nach langer Krankheit
Als Wirtschaftswissenschaftlerin dort

Benjamin beschreibt noch die Ausflüge
Mit seinem Kindermädchen sowohl in
Den Tiergarten wie in die Markthalle V
Die am Magdeburger Platz einst lag

Benjamins Geburtshaus wie die Halle
Wurden im Krieg zerstört in der Berliner
Kindheit um 1900 erzählt er noch von
Tante Lehmann und ihrem Erker was 

Zu Franz Hessel und seinen Türen
Fenstern und Schaufenstern gleich
Eine Überleitung bildet der in Stettin 
Am 21.11.1880 geboren wurde

Er war das dritte von vier Kindern
Einer wohlhabenden jüdischen Familie
Der Vater Heinrich Hessel war ein
Erfolgreicher Getreidegroßhändler 

Über die Mutter Fanny geborene Kaatz
Ist wenig bekannt dafür bestanden noch 
Verwandtschaftliche Beziehungen zu
Fritz Landshoff den Kiepenheuer Lektor

Er gründete später in Amsterdam den 
Querido Verlag bei dem sehr viele der
Bekannten Autoren im Exil publizierten
Von Feuchtwanger bis zur Familie Mann 

Die Familie zog nach dem Tod des Vaters
Von Stettin nach Berlin und dort in die
Genthiner Straße 43 also quasi schon
Benachbart vom Magdeburger Platz

Später wohnten Hessel wie auch
Benjamin in der Kurfürstenstraße 
Ersterer in der Nummer 59 während
Letzterer in 154 lebte waren also nah

Franz Hessels 1877 geborener Bruder
Alfred wurde Professor der Philosophie und
Bibliothekar an der Universität Göttingen
Er heiratete 1916 Johanna Grund 

Diese war die Schwester von Helen Grund
Der Frau von Franz Hessel was zu einer
Lustigen Verwandtschaft später führte
Alfred verstarb aber schon 1939

Über die 1874 geborene Schwester Anna
Ist die Quellenlage eher unsicher sie starb
Wohl 1903 bei der Geburt ihres Kindes
Während Stéphane Hessel bemerkt sie

Sei mit 25 an Tuberkulose gestorben
Jedenfalls belastete ihr Tod Franz sehr
Hanns das 1890 geborene jüngste der
Vier Geschwister wurde Bankier

Nun behauptet Erdmann der Vater Hessel 
Sei erst 1900 gestorben dem würden aber
Alle seriösen Quellen widersprechen doch 
Wurden alle Kinder protestantisch getauft

Da sind einige Unstimmigkeiten von Daten
Die mich als Leser irritieren in einem sonst
Vielfältig gut recherchierten Buch ist das
Eher schade und bräuchte gute Lektoren

Im Kapitel Alter Westen in Spazieren in
Berlin beschreibt Franz Hessel den 
Niedergang der Orte seiner Kindheit es
Wird nicht mehr im alten Westen gewohnt

Die Wohlhabenden zögen zum Ku’damm
Oder noch weiter bis ins Westend oder
Hinaus nach Dahlem nur manche die
Schon als Kinder dort waren blieben

Benjamin dagegen schreibt in seiner
Berliner Kindheit um 1900 er sei ein
Gefangener des alten und neuen Westen 
Blieb für sich im Quartier der Besitzenden 

Als Arme hätte er nur Bettler gekannt
Die Viertel der Arbeiter wären ihnen
Noch unbekannt geblieben so wuchsen
Hessel und Benjamin ähnlich auch auf 

Motiv des Armen bleibt für Benjamin
Der Lumpensammler der weggeworfenes
Weiter verwendet bei Hessel taucht dies
Sujet bei den Flohmärkten wieder auf

Helen Hessel schrieb dass ihr Mann
Franz die Armut geliebt habe was zu 
Seiner Sicht genieße froh was du nicht
Hast gut passt er ließ sich gerne Zeit

So sah Franz Hessel sich als einen
Der erst nicht in Schwung kam um
Sich dann Zeit zu lassen zumal die 
Armut ihm nichts anhaben konnte 

Wo Benjamin die Zustände beklagt
Belächelt sie der etwas ältere Hessel 
Benjamin reagiert mit Wut auf die Welt 
Hessel versucht sie dennoch zu lieben

Sehr schön ist es die beiden Flaneure
Die Berlin literarisch groß machten am
Ort ihrer Kindheit wie Jugend zu sehen
Bemerken was sie literarisch prägte

jens tuengerthal 17.8.25

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