Lektürentagebuch 21.8.25
Auf der Reise ins Paradies mit dem
Bremer Ehepaar Heinrich und Christine Gondela berichtet er aus Serwitz am Morgen des 4.9.1802 von höllischer Nacht
Nachdem sie im Unwetter nach einem
Achsbruch in einer düsteren Kaschemme
Notdürftig Quartier gefunden hatten ergriff
Ihn in der Nacht die große Angst wieder
Mühsam nur schlief er wenige Stunden
Beide wachten ständig beim kleinsten
Geräusch wieder auf und fürchteten sich
Als plötzlich ans Fenster geklopft wurde
Fürchteten beide Gondelas sogleich es
Sei ein Überfall und Heinrich drohte mit
Den Pistolen zu schießen die er nicht hatte
Was den durstigen Gast wieder vertrieb
Gefühlt jeden Moment wieder erwachend
Verbrachten sie die Stunden im Dunkeln
Bis zur endlich Morgendämmerung die sie
Endlich beruhigt einschlafen ließ
Um sechs Uhr weckte sie dann der Wirt
Mit sogar frischem Kaffee zu dem sich
Heinrich eine gute Pfeife gönnte bald
Kam der Schmied ihren Wagen wieder
Fahrtüchtig zu machen was ihm auch
Tatsächlich noch gelang und so ging
Die Reise nachdem sie viel zu viel
Für das schlechte Quartier bezahlten
Weiter in der Hoffnung es möge nie
Wieder ein Reisender in diesem so
Düsteren Quartier je solche Ängste
Erleiden müssen wie sie in der Nacht
Am Abend des 4. September berichtet
Heinrich aus Podersan das sie in weniger
Als einer Stunde erreichten wo nun der
Wagen wieder instand gesetzt werden soll
Bei wunderbarem Wetter und nach einem
Guten Kaffee mit reichlichem Frühstück
Machen sich beide mangels Wagen dann
Zu Fuß auf zum Park Schönhofen
Diesen hatten sie loben hören und so
Machen sie sich in der Hitze auf den
Weg den Berg hinauf wo sie erschöpft
Ankommen erstmal Kaffee und Wein
Im zum Park gehörigen Wirtshaus
Genießen vor guter Laune sogar
Im Saal zu tanzen beginnen bis der
Zur Führung bestellte Gärtner kommt
Dieser führt sie durch die ganze wohl
Zauberhaft am Berg gelegene Anlage
Die auch verschiedene Gebäude besitzt
Die sie alle genüsslich besichtigen
Ein wenig lästert Heinrich über die
Neigung alle Parks mit ähnlichen
Gebäuden gotisch chinesisch wie
Tempel und Meierei zu schmücken
Ist dann aber doch angetan von der
Schönheit dieser würde zu gerne am
Einen oder anderen Ort noch länger
Verweilen doch der Gärtner drängt
Verzaubert von der Blumeninsel am
Ende des Rundgangs verweilen sie
Noch einen Moment und müssen sich
Dann eilen vor Einbruch der Dunkelheit
Wieder in Podersan anzukommen wo
Sie eine sehr reichliche Mahlzeit dann
Mit gutem Wein gut erholt genießen so
Viel hatten sie bekommen dass sie noch
Ihren Diener den guten Hinrich gleich
Mit Essen mitversorgen konnten um
Sich dann mit dem Trost ins Bett zu
Begeben dass ihr Wagen curiert sei
Herrlich diese gegensätzlichen Erlebnisse
Auf der Reise des Ehepaars Gondela das
Aus der Hölle ins Paradies an einem Tag
Gelangt und es zu genießen dabei weiß
Weiter auf Reisen geht es nun in Wien
Mit Johann Kaspar Riesbecks Briefen
Eines reisenden Franzosen die 1783
Das erste mal noch anonym erschienen
Der 22. Brief beginnt mit einem Bericht
Über die Wiener Polizei die alles was
Schwung und moralische Stärke habe
Unterdrücke und Gedanken zu einer
Philosophie einer guten Polizei die sich
Mit Problemen beschäftige um dafür
Sicherheit zu schaffen und dabei die
Freiheit möglichst wenig beeinträchtigt
Die Polizei solle ihre Richterstühle nicht
Zu Beichtstühlen machen und noch über
Die häusliche Moralität wachen sie soll
Nie eine Inquisition werden gut zu sein
Doch habe die Wiener Polizei eine eigene
Keuschheits Kommission welche bis in die
Häuser die Betten visitierte die noch von
Maria Theresia geschaffen worden war
Der Kaiser ihr Sohn hatte gerade erst
Deren Beschränkung durchgesetzt die
Vorher Nymphen und Spitzel beschäftigten
Die gemeinsam junge Leute ausbeuteten
Dies wurde zwar aufgehoben aber noch
Immer folgen Polizisten den jungen Leuten
Im Prater in die Büsche etwaige Sünder
Dort in flagranti zu ertappen was Riesbeck
Einfach ekelhaft nennt auch wenn damit
Hurerei und Kindermode begrenzt werden
Sollten die dann zu seltsamen Ehen noch
Gezwungen werden oft Künstler bleiben
Schon Shakespeare habe in einem Stück
Dessen Name er nicht erinnert einen
Hurenwirt sagen lassen wenn die Polizei
Die Hurerei gänzlich abschaffen wollte
Müsse sie sämtliche Männer kastrieren
Schon damals schien die Wiener Polizei
In diesem Ruf gestanden zu haben doch
Habe der Ehezwang schreckliche Folgen
So blieben die meisten der erzwungenen
Ehen kinderlos weil es ohne Gefühl nie so
Gut klappen wie mit meint Riesbeck auch
Würden die Kinder solcher Ehen die
Gleichgültig füreinander wären oft eher
Selbst auch gefühllos worin er wohl den
Hauptgrund sieht warum die Wiener
So wenig sittliches Gefühl noch hätten
Mehr als Schimpfen könnten die Wiener
Aus Angst vor der überall Polizei ohnehin
Eher nicht warum es auch selten Duelle
Gäbe aber schimpfen könnten sie gut
Einen Aufstand habe der Hof in Wien
Nicht zu fürchten habe es nie gegeben
In der Geschichte Wiens oder doch
Zumindest eher sehr wenige wenn
Zum Aufstand sei der Wiener viel zu
Entnervt ist aber auch dafür nicht so
Patriotisch wie die Pariser so sei die
Subordination die einzige Triebfeder
Weder die Freiheitsliebe der Engländer
Noch das Ehrgefühl der Franzosen
Sei in Wien zu finden womit auch der
Wille zur Verteidigung völlig fehlt
Fast alle kaiserlichen Gärten und Schlösser
Ständen dem Publikum zum Vergnügen
Offen dazu seien Prater und Augarten
Zu den schönsten Europas geworden
In Wien herrsche überall Sicherheit wie
Ordnung aber es sei dafür eher langweilig
Lieber hätte er etwas mehr Risiko noch
Wie in London als den hier Gehorsam
Er sieht die geringe Gefahr von Unordnung
Im schwachen Nationalcharakter begründet
Der nichts besonderes mutig beginne im
Nächsten Brief berichte er mehr davon
Diese dem anonymen Franzosen aus
Gründen der Sicherheit vor Zensur
Unterstellten Briefe sind ein schöner
Bericht aus dem vorrevolutionären Land
Sie zeigen Mut zum Widerstand und auch
Klare Kritik an der Obrigkeit die sich durch
Ihr Verhalten noch selber schädige wie
Ein Bewusstsein für fehlende Freiheit
Spannend wäre auch wie heutige Wiener
Die Betrachtung ihres Charakters sehen
Was sie lächeln ließe und was empörte
Enthalte mich hier jeden Urteils lieber
Weiter geht es mit einigen Seiten in
Georg Forsters Ansichten vom.Niederrhein
Wohin der spätere Mainzer Revolutionär
Mit Alexander von Humboldt reiste
Über Gerechtigkeit nach dem Recht
Gegen die nach der Natur philosophiert
Georg Forster am Beispiel der Stadt
Lüttich gegen die das Reichsgericht
In Wetzlar wo Goethe einst sein
Referendariat machte ein Urteil fällte
Das die Reichsexekution begründete
Die wiederum das preußische Militär
Durch General von Schlieffen dort
Durchsetzen ließ denn damals noch
Gehörte Lüttich zum Gebiet des bis
1806 bestehenden Deutschen Reichs
Dies war die Vorgeschichte der teils
Schon revolutionären Gedankens die
Forster zu Staat und Identität hier im
Falle von Lüttich noch äußerte
Sie durch zurückblättern wieder in
Erinnerung zu rufen machten den
Zunächst absurden Exkurs klar da es
Um das Recht der Bürger von Lüttich geht
Wie gewagt diese Gedanken wirklich sind
Beurteile ich lieber erst wenn ich dieses
Kapitel zu Ende gelesen habe was
Vielleicht noch etwas dauern könnte
Forster entwickelt gute Gedanken zur
Begründung des Staates in Freiheit
Die deutlich effektiver wären als es
Eine Despotie je sein könnte
Doch ohne sofortige Erinnerung noch
An den Kontext von Lüttich klangen
Diese zunächst etwas abstrus für mich
Wie teilweise sehr umständlich formuliert
Im Zusammenhang dagegen bleibt sein
Stil zwar immer noch etwas langatmig
Wird aber verständlich und war da
Aktuell und politisch auch brisant
So bin ich heute über einem der kleinen
Nachteile der wechselnden Lektüre mit
Beschränkter Erinnerung gestolpert aber
Fand den Faden dann doch wieder
Die Ansichten vom Niederrhein die etwa
Lichtenberg sofort hoch lobte und zu der
Sogar Goethe relativ wohlwollend noch
Schrieb waren eine Reise zur Revolution
Der erste Band erschien 1791 bei Cotta
Tarnte hinter dem umständlichen Titel die
Reise in revolutionäres Land wie damit
Die französische Revolution indirekt
jens tuengerthal 21.8.25
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