Lektürentagebuch 23/7/24
Durch sechs Bücher heute gereist
Wie in geistigen Welten geschwebt
Aus vergangenen Jahrhunderten die
Aktueller denn je mir dabei schienen
Diesmal alles Bände aus der geliebten
Anderen Bibliothek was schon haptisch
Ein lustvolles Lesevergnügen immer ist
Das zugleich vielfältig geistig bereichert
Angefangen mit der Grimmelshausen
Biografie von Boehncke und Sarkowicz
Die den Autor als Pazifisten auch zeigt
Wie seine frühen Erlebnisse schildert
Als er die Zerstörung Gelnhausens noch
Miterlebte die er im Simplicissimus dann
Dann sein alter ego beschreiben lässt dem
Wenige Meter über Leichenstapel reichten
Verarbeitet hier Grimmelshausen selbst
Eine traumatische Kinsheitserfahrung indem
Er spät vom unbeschreiblichen Schrecken
Der keine Worte mehr findet schreibt
Genug war es um lieber nach Hanau vor
Den wütenden kaiserlichen Truppen zu
Fliehen wo dann die Schweden regierten
Oder der von ihnen gesandte Schotte
Darüber dann in den Abenteuern des
Simplicissimus selbst zu lesen wie das
Verhalten gegenüber dem Räuber auch
Biografisch zu deuten hilft zum Verständnis
Vom Dreißigjährigen Krieg sprang ich in
Den amerikanischen Bürgerkrieg an dem
Walt Whitman teilnehmen sollte und wie
Der Dichter in New York davon erfuhr
Sehr gespannt auf seine Schilderungen
Des Krieges in den er sich auf die Suche
Nach seinem Bruder macht wie selbst im
Krankenhaus als Sanitäter arbeiten wird
Erhellend ist auch wie er den Anfang
Mit dem keiner rechnete erlebte alle
Dachten es ist schnell erledigt dauert
Höchstens wenige Wochen noch die
Sklavenhalter im Süden zu besiegen
Wie die Freiheit im ganzen Land so
Für alle Menschen durchzusetzen
Wovon die USA bis heute fern sind
Sicher gibt es eine nominelle Gleichheit
Doch ist die Zahl der Opfer von Gewalt
Des Staates unter nicht Weißen deutlich
Höher auch noch nach Obama
Wie erlebt der Dichter der Grashalme
Der zugleich auch enger Freund von
Thoreau war der sich massiv für die
Freiheit und Gleichheit aller einsetzte
Den großen Bürgerkrieg mit all seiner
Grausamkeit als Feingeist im Lazarett
Welche Gedanken bewegen ihn der
Für die gerechte Sache dort pflegte
Aus dem Krieg der USA ging es zum
Kampf der Gedanken beim Philosophen
Sören Kierkegaard in dessen erst spät
Veröffentlichten Band Geheime Papiere
Was der dänische Denker zu Lebzeiten
Noch unter Verschluss hielt war doch so
Scharf und gut formuliert dass Absicht
Wie Ziel ihrer Wirkung deutlich war
Kierkegaard nehme ich immer nur in
Homöopathischen Dosen zu mir die
Noch verdünnter sind als bei Proust
Hier reicht ein kleiner Abschnitt um
Sich einige Tage Gedanken zu machen
Ob Freundschaft nichts anderes sei als
Eine geistige Versicherung und wie
Ekelerregend die Stereotypen dazu sind
Ob die Freundschaft mit dem Verstehen
Endet weil dann die Langeweile beginnt
Die sich nichts mehr zu sagen hat sollten
Verständnisvolle besser gemieden werden
Liegt doch in allem Verständnis schon das
Missverständnis angelegt wie damit auch
Der kommende Konflikt was wir besonders
Gut zwischen Männern und Frauen kennen
Wie befreiend ist es da denkt der Dichter
Frauen als von der Venus und Männer vom
Mars kommend zu sehen dann muss sich
Keiner mehr verstehen kann sich genießen
Ähnlich messerscharf nur viel eleganter
Andrzew Bobkowski in Hinter dem
Wendekreis bei dem sich der Plüsch
Der Dämmerung nach der Geschäftigkeit
Über die Stadt legt in der dafür das
Akkordeongeschmetter vom Würgen
Der Motoren unterbrochen wird während
Furcht und Enttäuschung häufig wie
Herbstnebel über den Dächern hängen
Von wo einzig die unversehrte Wahrheit
Herströmt was von so großer Eleganz wie
Schönheit ist die innehalten mich lässt
Nach der andächtigen so Minute zog ich
Montaignes Essays in dem wunderbaren
Blauen Band mit goldenem Aufdruck aus
Der Anderen Bibliothek aus dem Regal
Lese dort die letzten Seiten des Essays
Über das Nützliche und Rechte was mit
Dem wunderbaren Zitat beginnt wie ein
Mann mit großem Eifer Quatsch redete
Folgt nach langen Ausführungen und
Beispielen unverzeihlicher Grausamkeiten
Wie deren Gegenteil als vorbildlich der
Hinweis auf die notwendig nützlichste
Sache der Gesellschaft die Ausübung
Der ehelichen Pflichten sprich des
Beischlafs zur Fortpflanzung mit Lust
Von welcher die Kirche aber ihre
Würdenträger ausschloss wie auch
Nur die Hengste zum Beschälen der
Stuten genutzt werden die zu sonst
Nichts mehr Nütze wären was reicht
Genial bringt Montaigne so die Lust
Die er nach Epikur sehr schätzte wie
Deren Verbot durch die Kirche die er
Als guter Katholik nie direkt angriff
In einen Zusammenhang mit der Moral
Wie der notwendigen Nützlichkeit die
Alles auch die Rolle der Kirche dabei
Lächerlich infragestellt ohne es zu sagen
Diese elegante französische Form der
Kritik wie der Moral die mit dem Sex
Als notwendig nützlich endet lässt den
Leser mit geteilter Freude lächeln
Michel de Montaigne der zwar in den
Essays über das Leiden an seinem
Nach der Natur kleinen Schwanz als
Betroffener schreibt aber auch stets
Ein Genießer war wie auch sein
Reisetagebuch zeigt das einige
Pikante Details über deutsche Bäder
Die nackt gemischt waren wie die
Angeblich besten venezianischen
Huren zu erzählen weiß was er zu
Lebzeiten nie veröffentlichte erst
Viel später noch gefunden wurde
Der deutsche Drang zur Nacktheit
Überlebte seit dem 16. Jahrhundert
Nur heute in den Saunen der Studios
Als Fitnesseinrichtung was ja passt
Das Volk der Birkenstock Sandalen
Die nicht nur Oberstudienräte mit
Socken tragen bleibt sich ähnlich
Wie die Franzosen beim Thema Sex
jens tuengerthal 23.7.24
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