Lektürentagebuch 22/7/24
Nach der Seelektüre wieder die
Bewährte Diwanlektüre heute mit
Marcel Proust und Thomas Mann
La recherche und der Josephsroman
Beide spielen mit wunderbarer Sprache
Die in feinen Nuancen ironisch andeutet
Aber weit darüber hinaus am Epos webt
Der sich aus dem großen Bild ergibt
So schaffen beide Autoren eine eigene
Welt mit einer besonderen Sprache die
Leser fordert amüsiert wie befremdet
Etwas literarisch neues damit schuf
Proust lässt den Ich-Erzähler in Balbec
Die feine Dezentz der Herzogin erleben
Wie über diese Bescheidenheit die tief
In sich ruht ohne mehr sein zu wollen
Im gesellschaftlichen Kontext nachdenken
Wie sich das Großbürgertum über den
Adel lästernd darin übt diesen noch an
Stil und mehr zu überbieten ohne es
Mit Klasse und Niveau so zu können
Sondern eher schlechten Charakter
Dabei zu zeigen wo sie sich sogar
Klassenbewusst abgrenzen wollen
Die Herzogin plaudert ganz nebenbei
Welche Literaten und Maler sie noch
Im elterlichen Schloss erlebte in einer
Dabei so feinen wie geistigen Welt
Der junge Protagonist der Erinnerung
Selbst Literat ist gehörig beeindruckt
Wie voller Bewunderung ohne sich
Dies noch zu sehr anmerken zu lassen
Proust beschreibt hier fein die kleinen
Spielregeln der Klassen die sich dabei
Voneinander abgrenzen wie einander
Auf die eine oder andere Angeberei
Übertreffen wollen wobei es der Adel
Hier die Herzogin mit mehr nonchalance
Quasi nebenbei noch macht während
Die Bildungsbürger stets bemüht sind
Die einen ringen um ihre Klasse während
Der längst überholte und erledigte bloß
Alte Privilegien verwaltet als seien sie
Noch immer irgend selbstverständlich
Dieses dezente Spiel beherrscht die
Herzogin als Freundin der Großmutter
Bis zur Perfektion wie überhaupt die
Selbstdarstellung dort professionell ist
Wer über Jahrhunderte in Familien stets
Repräsentant war und es gewohnt ist
Von Kindesbeinen an zu repräsentieren
Macht nebenbei worum andere sich mühen
So zeigt Proust die Klassengrenzen deutlich
Ohne sie so zu nennen sondern weist den
Protagonisten ihre Rolle zu die sie dabei
Nach Strickmuster auch erfüllen
Über wen sich der Autor dabei mehr
Oder weniger lustig macht wem er
Mehr Klasse zubilligt ist weniger
Deutlich als der Schalk überhaupt
Natürlich spielt die Herzogin ihre Rolle
Mit großer Würde und Understatement
Was auch ihre eigene Kunst ignoriert
Die Klasse vollkommen dabei zu spielen
Sie ist so eins mit ihrer Rolle dass alles
Andere dahinter zurücktritt und sie alles
Tun kann ohne je die Würde zu verlieren
Aber am Ende doch bloß gespielt bleibt
Welche Rolle Joseph in Ägypten spielt
Bleibt lange noch unklar zumindest hat
Seine vollkommene Pflichterfüllung ihm
Seines Herren Vertrauen geschenkt
Dies obwohl ein Zugereister aus einer
Anderen Kultur der noch fremdelte im
Vielfältig freien Ägypten ist er bald allen
Weiteren Dienstbaren darin überlegen
Er sammelt auch Feinde die wissen
Sie verspielten die Gunst ihres Herren
Integrierten sie gegen Joseph der wie
Ein Ägypter längst die Güter verwaltet
Er steigt im Dienst des ersten Dieners
Des Pharaos immer höher und doch
Deutet Mann schon das drohende
Scheitern und die Gefahr dabei an
Wie der Hofzwerg den neuen jungen
Ersten Diener des Herren so sehr lobt
Dass er der Herrin Interesse weckt was
Schließlich ins Verderben führt wie die
Biblische Geschichte der Mann folgte
Es schon erzählte aus dem dann erst
Eine wundersam kluge Vorhersage in
Höchster Hungersnot wieder befreit
In feinen Andeutungen umkreist Mann
Das drohende Geschehen um sich auf
Den Handlungsablauf voll zu konzentrieren
Welcher immer schon im Schatten steht
Dieses fast thrillerartige Element in der
Neuerzählung der biblischen Geschichte
Ist ein elegantes Spiel mit der Kunst die
Thomas Mann wie keiner sonst beherrschte
Viel ist es nicht was die Bibel uns vom Weg
Des Josef nach und in Ägypten erzählt doch
Ein Universum öffnet dafür Mann in dem alle
Großen Gefühle ihre eigene Rolle tanzen
Es ist die Josefsgeschichte noch dazu im
Biblischen Ton erzählt welcher noch weiter
Die Wirklichkeit zu verschleiern scheint die
Droht wie dabei unabwendbar auch ist
Auch wenn es mir beim Josephs-Roman
Wie bei Proust geht ich häufig schon nach
Einige Seiten wieder genug habe ist die
Tausend längst begeistert überschritten
Große Autoren der Weltliteratur die es
Schaffen dich mit in ihr Werk zu nehmen
Um im geschaffenen Kosmos zu leben
Sind ein seltener wie schöner Genuss
Wo sie es dabei noch mit Ironie wie
Einem ganz eigenen Humor tun der
Nie herablassend wird sondern die
Handelnden sich selbst spielen lässt
Fällt es fast schwer aufzuhören auch
Wenn ich beide in winzigen Portionen
Der hohen Küche bevorzuge damit
Sie ein besonderer Genuss bleiben
Gerne möchte ich von Joseph wie
Der Suche nach der verlorenen Zeit
Noch lange als Leser profitieren der
Selig lächelnd in Sprachreiche taucht
jens tuengerthal 22.7.24
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