Donnerstag, 25. Juli 2024

Lektürentagebuch 25/7/24

Lektürentagebuch 25/7/24

Heute dem französischen Geist
In der Literatur gewidmet ohne
Dabei an Olympia nur zu denken
Sondern um des Genusses wegen

Zuerst einige Seiten in la recherche
Als Sommerurlaub am Atlantik im
Fiktiven Ort Balbec der real Cabourg
Sehr ähnelt und was Proust da erlebt

Natürlich nur der Ich-Erzähler nicht
Marcel Proust selbst auch wenn die
Unterscheidung in manchem wohl
Im Erlebnis dahinstehen kann

Wunderbar fein schildert er wie die
Blüten junger Mädchenschönheit
Vor ihm erscheinen und wieder
Verwehen ohne dass er etwas tat

Wie bedauert er diese Eindrücke
Bei denen sich nur für Momente
Blicke treffen ob aus der Kutsche
Oder bei der Milchlieferantin im

Grand Hotel und wie gerne er
Was er natürlich nicht konnte
Seinen Idealen nah gekommen
Wäre den Traum zu bestätigen

Eine Ausrede aus der Kutsche
Zu springen fiel ihm zwar noch ein
Doch war sie auf dem Rückweg
Nicht mehr als Blüte am Feldrand

Vielleicht sagt er sich in dieser
Schwärmerei wären sie nah schon
Nicht mehr so vollkommen schön
Ihm erschienen wie im Augenblick

Doch trägt er diese ersten Eindrücke
Bezaubernder weiblicher Schönheit
Junger Mädchen nun in seinem dafür
So bereiten Herz und schmiedet Pläne

Wie kann er ihnen wieder begegnen
Was tun ihnen nah zu kommen den
Moment vollkommen zu nutzen bei
Ihr in schönster Erinnerung zu bleiben

So wie sie ihm noch vorschwebt als
Ideal von Natur und Schönheit dem
Alles angedichtet werden kann was
Realitäten nur traurig ernüchterten

Wie schön ist es für ihn noch diesen
Knabenträumen völlig unberührt von
Der Realität weiblicher Nähe weiter
Nachzuhängen was immer daraus wird

Wer je neben schnarchenden längst
Auch wechselwarmen Damen sich
Durch Nächte litt wird wehmütig nur
An solche Erinnerungen denken

Doch wie schön sind doch diese
Feinen Knabenmorgenblütenträume
Die Wunder überall entdecken wie
Aus der Ferne sie vergöttern können

Wie schön ist es doch manchmal
Sich die bald Ernüchterung noch
Zu ersparen und weiter zu träumen
Alle Frauen seien noch Engel

Ein wenig früher ins vorrevolutionäre
Frankreich ging es bei der nächsten
Lektüre in Die Welt der Enzyklopädie
Einem Band der Anderen Bibliothek

Dort werden einzelne Artikel zitiert
Wie die Worte von Zeitgenossen
Zu diesen Themen versetzt abgedruckt
Was Aufklärung und Gegenwart verbindet

Habe nach Laune darin geschmökert
Finde aber besonders zwei Artikel von
Diderot hier berichtenswert weil sie den
Freien Geist der radikalen Aufklärer zeigen

Der erste dieser beiden ist jener über den
Gesunden Menschenverstand war der
Autor Diderot ganz sachlich lexikalisch
Definiert wie erklärt um dann aber im

Abschluss deutlich zu machen für wie
Ungeeignet und relativ er den Ausdruck
Hält da wenn jemand Verstand als
Eigenschaft zugebilligt werde dieser

Als intelligenter gelten könnte während
Der gesunde Menschenverstand noch
Bestenfalls auf schwachen Durchschnitt
Hinweist der eigentlich nichts sagt

Die Verwendung dieser Ausdrücke mache
Eigentlich nur deutlich was derjenige der
Sie anderen zuschreibt von sich hält oder
Was von ihm geistig zu halten ist

Stimme Diderot dabei völlig zu finde den
Gesunden Menschenverstand noch dazu
Als einen rassistischen Ausdruck der eine
Diskriminierung schon in sich trägt

Vermeide diese Wortwahl immer weil sie
Nur der Diskriminierung von Kranken wie
Einer durchschnittlichen Abgrenzung dient
Niemals eine positive Identifikation wird

Wer diese Worte heute noch aus bloßer
Gewohnheit verwendet beweist damit nur
Dass es zu mehr als Durchschnitt bei
Verminderter Reflektion wohl nicht reicht

Diderot immer achtsam vor der Zensur
Mit der sich die Jesuiten auf sein Werk
Stürzen wollen sagte es höflicher aber
Doch erstaunlich deutlich dabei

Der andere Artikel dessen Lektüre hier
Berichtet werden soll war die Eifersucht
Dabei unterteilt in die moralische wie die
Emotionale Eifersucht von zwei Autoren

Jaucourt schreibt klug über die Moral
Die einen dazu treibt anderen ihren
Erfolg Ruhm oder Glück zu neiden
Wo Eifersucht und Neid Geschwister

Die nicht zu unterscheiden mehr sind
Außer dass es bei der Eifersucht auf
Gut der anderen immer um die Sorge
Das eigene zu verlieren zuerst geht

Sie herrscht auch zwischen Nationen
Was zum Ausbruch unheilvoller Gewalt
Führen kann die gern in Kriegen endet
Sie hat ihren Grund in der Rivalität

Der Artikel über die emotionale
Eifersucht stammt von Diderot der
Sie als argwöhnisches Verhalten
Beschreibt was Verlust der Liebe

Fürchtet die sie für sich behalten
Wollen warum sie bereits in den
Harmlosesten Handlungen direkte
Hinweise auf das Unglück sehen

Sie lässt in ständigem Argwohn
Leben und lässt andere Qualen
Erleiden warum diese grausame
Kleinliche Leidenschaft wie sie

Diderot bezeichnet bloß ein
Mangelndes Vertrauen zeige wie
Die Furcht vor der Überlegenheit
Anderer damit offenbart womit sie

Für gewöhnlich nur das Übel was
Sie fürchtet beschleunigen würde
Dennoch wären wenige frei davon
Vor allem sei sie Tollheit der Greise

Diese gestünden damit eigentlich nur
Ihre Unfähigkeit dem Grund dafür
Noch selbst Abhilfe zu schaffen was
Eine Offenbarung der Impotenz ist

Sie sei besonders verbreitet in den
Südlichen Ländern die auch das
Heiße Temperament ihre Frauen
Kennen und führte zu Grausamkeit

Diderot nennt hier geschnürte Füße
In China es könnte dabei auch die
Klitorektomie und Verschleierung als
Lächerliches Ritual ergänzt werden

Er schreibt hier sichtbar als Kenner
Des Leidens daran was er of von
Seiner Frau erleiden durfte ohne sich
Dabei darüber ganz zu erheben

Doch offenbart die kritische Distanz
Die Lächerlichkeit der nur religiös
Verklärten Rituale mit denen die
Eifersucht getarnt werden soll

Vielleicht macht dieser wunderbare
Artikel zur Eifersucht auch ein wenig
Verständlich warum das Kopftuch wie
Die Verhüllung ein Thema noch ist

Im laizistischen Frankreich ist die
Befreiung vom Glauben auch ein
Stück der eroberten Freiheit was
Der Toleranz Grenzen auch setzt

So schließt Diderot seinen Artikel
Zur Eifersucht mit den Worten dass
Diese in fast allen Ländern des Orient
Die Freiheit der Frauen opfere

Vielleicht ist diese darum meiner Natur
So fremd wie nichts sonst weil sie ein
Kontraproduktives Gefühl immer ist
Hätte sie einen Grund hat Liebe keinen

Liebe will als Gefühl bedingungslos gut
Eifersucht will etwas ganz für sich haben
Zerstört was sie bewahren möchte was
Mit ihr zu leben zur hohen Kunst macht

Bin vielfach schon vor ihr geflohen und
Finde sie eine Offenbarung menschlicher
Kleinheit der Liebe entgegengesetzt doch
Hindert das nicht an großen Gefühlen

Die Enzyklopädie des Diderot an der
Auch d’Alembert beteiligt war wie die
Freunde aus dem Salon Holbach wo
Auch Voltaire und Rousseaus schrieben

Ist ein vielfältiges Meisterwerk was den
Geist der radikalen Aufklärung spiegelt
Es gibt wenig was ich gerne besäße
Ein Original dieser wäre es bestimmt

jens tuengerthal 25.7.24

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