Montag, 29. Juli 2024

Lektürentagebuch 29/7/24

Lektürentagebuch 29/7/24

In fünf Bänden heute gereist durch
Deutschland in dreien wie mit zwei
In Frankreich geistig gewesen um
Kulturen lesend zu erschließen

Hinfahren und anschauen machen
Alle Massen von Touristen immer
Bewegend und bleibend aber sind
Die erlesenen geistigen Reisen

Wie glücklich bin ich doch denke ich
Kein Opfer der klimasündigen heute
Tourismusindustrie zu sein sondern
Nur an der Büchernadel zu hängen

Begonnen wie so gerne wieder mit
Proust im phantastischen Balbec
Das ein Ort der literarischen Welt ist
Auf keiner Karte noch zu finden 

Dennoch spürt der erfahrene Leser
Es muss die Normandie sein welche
Mit Apfelbäumen am Atlantik hier als
Region Frankreichs gemeint ist

Noch immer auf der Kutschfahrt mit
Seiner Großmutter wie der Baronin
Madame de Villeparisis in seinen
Gedanken an unmögliches versunken

Als ihn Madame de Villeparisis anspricht
Zitiert er romantische Verse an den Mond
Von Chateaubriand seiner Stimmung gemäß
Um klassisch gebildet zu wirken wie auch

Aus romantisch knabenhafter Überzeugung
Das abgedroschene habe doch seinen ganz
Passenden Moment hier am Meer auch den
Aufgewühlten Gefühlen dabei entsprechend

Die ihm in der Kutsche gegenüber
Sitzende Baronin aber nimmt das Zitat
Lachend für eine ihrer Erinnerungen
Natürlich verkehrte der Dichter auch

Bei ihren Eltern aber nutzte gerne genau
Diese Worte und Verse immer wieder für
Die unterschiedlichsten Damen die es
Dann gerührt ihrem Vater berichteten

Dieser lästert die Baronin wie es der
Adel auf seine Art mit Stil zu gerne tut
Über Chateaubriand nutzte einfach die
Immer gleichen Formeln des Pathos 

So war der große Chateaubriand weniger
Originell als eitel und zitierte sich selbst
Was einmal wirkte tat es auch zweimal
Solange jede meinte es sei für sie

Der gerne minnende Dichter hier las es
Lächelte und schweigt dazu lieber denn
Es mag unendliche Formen geben um
Ich liebe dich zu sagen doch ist es

Am Ende immer das gleiche und wäre
Ein Narr wer bewährte Worte nicht
Immer wieder gefühlvoll wirken ließe
Der eigenen Minne Flügel zu verleihen

Von der französischen Atlantikküste
Im Apfelbaumland Normandie ging es
Im nächsten Band zu höheren Zielen
Auf der Reise ins Paradies wandelt das

Bremische Ehepaar Gondela weiter
Durch Dresden was vor der Zerstörung
Ganz zauberhaft gewesen sein muss
Doch nicht ohne hanseatische Lästereien

Ob diese humorvoll leicht erhobene
Nasenspitze schon genügend offenbart
Dass Gondelas zum Stadtadel Bremens
Gehören mag hier noch dahinstehen

Es klingt dieser liebevoll selbstironische
Humor dem wenig heilig ist wie der auch
Über sich noch lachen kann sehr vertraut
Wie ich es von meiner Großmutter kannte

Sie machen sich etwa über die schon 1803
Zu kitschige Frauenkirche lustig was heute
Wiederaufgebaut noch mehr gilt wo sowohl
Farben wie Stil zu zuckrig schlicht sind

Aber vermutlich passt es zu Dresden sich
Diese Kirche wiederaufzubauen und als ein
Lokales Heiligtum zu behandeln um sich so
Als Kriegsopfer noch immer zu sehen

Ein weiterer Besuch in der Gemäldegalerie
Ist für die beiden wie ein Besuch bei alten
Freunden wie er die dort Bilder nun nennt
Beim inzwischen dritten Gang dorthin

Ein kleiner Ausflug in die Friedrichstadt
Bleibt nicht ohne liebevolle Spitzen weil
Sich das leicht heruntergekommene dort
In Häusern wie Bewohnern spiegelte

Der Abend wird wieder bei Freund Esken
Verbracht mit gutem Wein und Plaudereien
Sie genießen Dresdens schöne Vielfalt
Ohne zur dort Eitelkeit zu schweigen

Genau dieses typisch hanseatische was
Weiten Blick mit Humor hat damit auch
Vieles sein kann außer offen eitel ist
Die gute schöne Seite von Bremen

Von der Elbe ging es auf die Donau mit
Johann Kaspar Riesbeck als reisender
Franzose per Schiff nach Passau was
Ihn vielfältig nachdenklich auch macht

Seine Gedanken schweifen vom Fluss
Zu seinen Zuflüssen und wie diese das
Land prägen und der Leser denkt an
Die Reime zu diesen eigenen Flüssen

Altmühl Naab und Regen fließen ihr
Entgegen während Isar Lech und Inn
Südlich zur Donau hin fließen falls sich
Der dichtende Flaneur richtig erinnert

Wie haben die Flüsse die bayerische
Ebene geprägt und verändert was
Nahm der in Donaueschingen einst
Entspringende Strom auf seiner Reise

Durch Bayern und das Reich alles mit
Das Riesbeck dabei die Quelle zwar
Richtig am Schwarzwald östlich sieht
Aber es für Schwaben hält scheint dem

Leser vermutlich verzeihlicher als es den
Dort Badenern schiene die keinesfalls für
Schwaben sondern eher noch für einen
Alemannischen Stamm gelten wollen

Der Autor fragt sich warum Wein an
Neckar und Rhein aber nicht an der
Deutschen Donau angebaut wird
Ob es klimatische Gründe dafür gibt

Welche Auswirkungen dies auf die
Kultur oder was sie in Bayern so
Nennen hatte im Bier statt im Wein
Bis heute noch eher zu baden

Doch hat Bayern nach 1806 dann
Das preußische Franken bekommen
Die Länder quasi abzurunden womit
Kultiviertes Weinland nun doch da ist

Riesbeck vermutet eher die Offenheit
Zur nördlichen Ebene mit kaltem Wind
Wie zu viele Bäume noch als Gründe
Für den wegfallenden Weinbau dort

Möchte dazu keine Vermutungen hier
Weiter anstellen doch könnte es auch
Am Wesen schlichterer Kultur liegen
Die im Oktoberfest noch fortbesteht

Zwar gilt heute Lederhose und Laptop
Als modernes Bayern doch wird aus
Technischem Gerät keine Esskultur
Wie sie in Baden oder Frankreich wuchs

Von der Reise durch Bayern auf der
Donau ging es wieder gen Frankreich
Zur Reise um meinen Garten von
Alphonse Karr über die erstaunliche

Wirkung der Pflanzen nach dem schon
Uralten Buch der Schule von Salerno
Von Johannes de Mediolano über die
Heilwirkung verschiedener Pflanzen

Am Beispiel von Raute und Salbei wird
Die gesundheitliche Wirkung erläutert
Was den Autor dann nahezu unsterblich
Machte was Karr humorvoll relativiert

Vermutlich wäre der Nutzen der Raute
Nicht wesentlich höher als jener des
Händewaschens oder von Globuli die
Karr natürlich nicht weiter erwähnt

Einleuchtend logisch erscheint Karr
Dagegen die magische Wirkung des
Salbei was sollte auch mit Logik oder
Vernunft dagegen vorgebracht werden

Wieder weiter gen Westen ging es
Mit dem letzten Band der Lektüre
Georg Forster Ansichten vom Niederrhein
Wo er sich zunächst philosophisch über
Sittlichkeit und Sinnlichkeit in Konkurrenz

Länger auslässt um auf die Herrschaft
Der Vernunft als gerechtes Ziel zu kommen
Was aber zu gerne vom Recht des Stärkeren
Viehisch wieder verdrängt wird wie uns der

Blick in Putins wilden Osten noch lehrt
Von den deutschen Provinzen Ostelbiens
Auch Neufünfland genannt lieber noch zu
Schweigen vor kommenden Wahlen

Warum wir natürlich inkonsequent sind
Hinterfragt Forster und prüft es moralisch
Wobei die politische Lage von Lüttich ihn
Zum philosophischen Streifzug veranlasste

Was der preußische General von Schlieffen
Seit nun 4 Monaten belagerte im Streit um
Rechte des Magistrats gegen den Bischof
Die Forster ironisch parteiisch erläutert

Diese kleinen feinen politischen Worte
Die den Mainzer Revolutionär zeigen
Der er später noch wurde nach dieser
Reise die bis nach England führte mit

Dem jungen Alexander von Humboldt
Als Reisebegleiter hatten sich damit
Zwei große Reisende gefunden doch
Forster ist am Niederrhein ganz klar

Auch ein politischer Autor der über die
Zustände im Land berichtet wie den
Geist der Revolution schon trägt die
Im Reichsgebiet noch keiner ahnt

Ein kluger kultivierter Bericht der den
Geist der Enzyklopädie des Diderot
Atmet in seinem kritischen Blick ist
Georg Forster sehr lohnend auch

Eine gewisse sehr umständliche
Langatmigkeit zur Umgehung der
Drohenden Zensur wird so auch
Verständlich wie verzeihlich

jens tuengerthal 29.7.24

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