Lektürentagebuch 16/7/24
Heute mal genüßlich in sieben Büchern
Gelesen und die Delikatessen genossen
Von der Kulturgeschichte bis zur Literatur
Häppchenweise feine Gedanken getankt
Vier der heutigen sieben stammen aus
Der Anderen Bibliothek die immer ein
Lohnend erfüllendes Leseerlebnis ist
Was freue ich mich auf mehr von ihr
Begonnen mit der feinen Grimmelshausen
Biografie von Boehncke und Sarkowicz
Über die Belagerung Hanaus wohin der
Zwölfjährige Hans Jacob floh nachdem
Seine Heimatstadt Gelnhausen von den
Kaiserlichen verwüstet wechselte wie
Hanau während des Krieges mehrfach
Von schwedisch zu kaiserlichem Besitz
Der dortige Graf nutzte dies flexibel
Auch und wie die Jahre unter einem
Schottischen Kommandeur dort waren
Wie gut die Stadt zu verteidigen blieb
Von der Schrift über den Auto lag der
Wechsel zu den Abenteuern des
Simplicissimus nah der sich im 16.
Kapitel gerade Bündnisfragen stellt
Mit dem räuberischen Soldaten erst
Dessen Ethos diskutiert um sich aus
Sicherheitsgründen doch lieber mit
Ihm so lange zu verbünden wie nötig
Diese Anschauungen des Krieges wie
Wechselnder Zuständigkeit welche die
Ukrainer gerade teilweise real erleben
Sind aktueller scheinbar denn je
Der Ich-Erzähler lobt den Krieg nicht
An dem er doch nicht schlecht verdient
Führt die menschlich unmenschliche
Seite die in jedem Krieg stets liegt vor
Den historischen Hintergrund dieses
Literarischen Meisterwerks zugleich
Verstehen zu lernen machen für mich
Die Abenteuer des Simplicissimus so
Vielfältig lohnend wie wichtig diese
Beiden Bände der Anderen Bibliothek
Sind ein kulturhistorischer wie ein
Literarischer Hochgenuss im Grauen
Wenige Bänder weiter steht von dem
Gleichen Autorenpaar Monsieur Göthe
Über Goethes Großvater als Wirt des
Weidenkruges an der Frankfurter Zeil
Der erfolgreiche Damenschneider hat
Nach dem Tod des Gatten der nun
Wirtin des Weidenkruges als selbst
Witwer nochmal sehr gut geheiratet
Auch als Wirt war der weitgereiste
Schneidermeister überaus erfolgreich
Baute so das spätere Vermögen auf
Von dem Goethe und sein Vater
Später als Privatiers gut leben konnten
Welche Rolle diese Gastwirtschaft mit
Zimmern in der Messestadt Frankfurt
Spielte ist spannend dabei erzählt
In der zeitlichen Reihenfolge nun vom
Frühen 18. Jahrhundert ins eher späte
Schon 19. zu Walt Whitman gesprungen
Der über Busse in Manhattan schreibt
Wie er früher fast alle wilden Kutscher
Namentlich kannte und was er mit diesen
Von Pferden gezogenen Omnibussen am
Broadway alles erleben durfte auch wie
Die Sprache der Kutscher seine prägte
Das Erlebnis der Omnibusfahrten wie
Der Kutscher Slang in seiner Dichtung
Wie den Grashalmen spürbar noch wird
Etwas weiter zeitlich ging es nun wie
Vom Griff zum Buch in meinem Rücken
Zu Dieter Borchmeyers hervorragender
Thomas Mann Biografie Werk und Zeit
Hier weiter auf dem Zauberberg noch
Intensiv über Höhe und Tiefe mit dem
Autor nachgedacht wie sich an die so
Subtilen Anspielungen Manns erinnert
Die Höllenfahrt zu der es in die für
Küstenbewohner hohen Berge ging
Die Sprache des großen Humanisten
Settembrini der genau daran erinnert
Wie sie zur Untersuchung eigentlich
Die Stufen herabsteigen in den nur
Vermeintlich Keller des Sanatoriums
Berghof das natürlich am Hang liegt
So schaut auch die Unterwelt wieder
Aus Fenstern ins Tal und es fragt sich
Ob der Zutritt in diese so hochgelegene
Unterwelt der Kranken nicht viel mehr
Ein Aufstieg wird wie aus der eigentlich
Nur dreiwöchigen Erholungsreisen dann
Nach dortigen Maßstäben sieben Jahre
Werden bis der große Krieg ausbricht
Diese noch ganz präsente Hölle der Zeit
Bei der Veröffentlichung des Romans im
Jahre 1924 sind erst sechs Jahre seit
Kriegsende vergangen vor dem er spielt
Eine Welt zwischen Hölle nahe dem dort
Himmel über den Alpen in dem manche
Vorher abkommandierte wie im Winter
Mit Bobschlitten dann abtransportierte
Vielleicht zu gelangen hoffen die für
Den Humanisten Hölle der Krankheit
Der Abgrund der Durchleuchtung zu
Dem Patienten hinabsteigen ist die
Krönung der ironisch verschobenen
Welten zwischen dem Untergrund
Christlichen Höllendenkens und der
Mythologisierung der dort Medizin
Wenn der Freimaurer Settembrini
Der geistiges Licht in der Aufklärung
Wie mit Vernunft zu verteidigen sucht
Die Durchleuchtung Höllenfahrt nennt
Verkehrt sich die Lichtsymbolik der
Freimaurer so sehr wie es auch die
Humanistischen Ideen der Heilung
Von Kranken gefangen dort tun
Große Gedanken zu einem großen
Werk in das einzutauchen sich noch
Immer wieder lohnt auch um dort
In der Parallelwelt seine zu verstehen
Über Mann und den Zauberberg kommt
Nichts mehr und öffnet sich der weite
Himmel der noch erträumten Literatur
Darum ging es wieder etwas zurück
Mit Jan Philipp Reemtsmas ganz
Hervorragender Wieland Biografie
Über die Liebe zu Christine Hogel
Die der Dichter wohl schwängerte
Dieser noch Stadtschreiber wollte
Sich der Verantwortung stellen wie
Das junge Mädchen heiraten die
Vorher bei ihm als Hausmädchen
Noch arbeitete doch setzte hier der
Glaube strenge Grenzen konnte die
Katholikin gegen den Willen ihrer
Eltern keinen Protestanten heiraten
Wie windet sich Wieland nun als
Stadtschreiber noch in Biberach
Aus und in dieser Affäre als da
Schon Dichter mit vollem Herz
Er macht es sehr hässlich aber
Dann wendet sich das Blatt er
Will die Feigheit wieder gutmachen
Doch am Ende kommt es zu nichts
Sex war auch zur Zeit der Klassiker
Wie zu allen Zeiten der Menschheit
Ein normales Bedürfnis nur war die
Verhütung für Frauen schwieriger
Männer kümmerten sich noch weniger
Um diese Frage und Wielands Wege
In dieser Geschichte zeigen einen
Sehr wechselhaften Charakter auch
Dieses macht den Autor mir nicht viel
Unsympathischer auch wenn er sich
Später doch noch bemüht aber zeigt
Eine sehr menschliche Seite dazu
Wie gut es für die literarische Welt
Wie Wielands erschriebenes Erbe
War dass er bald Biberach verließ
Ist dabei eine ganz andere Frage
So hatte der große Dichter auch
Seine eigene Gretchengeschichte
Egal ob ihn ein Teufel dazu trieb
Die Tochter wird ohne Ehe geboren
Aus dem so doppelmoralischen
Schwaben des 18. Jahrhunderts
Zum Abschluss der Lektüre in das
Wilde Berlin der Zwanziger gelesen
Fred Hildebrandts annekdotische
Erinnerungen von 1923 bis 1932
“...ich soll dich grüßen von Berlin”
Beschreibt erstaunliche Treffen
Diesmal waren es zwei Generale
Wie ein Revuestar die nackt noch
Bekannter war als angezogen er
Aus Frankfurt noch jugendlich kannte
Beide traf er bei einer Einladung
Eines sehr wohlhabenden Bankiers
Aus Wien Hugo von Lustig wie er
Das beschreibt ist schlicht lustig
Wie ihn die ausgemusterten Generäle
Vorführen wollen was ihnen nicht gelingt
Außer sich dabei zu blamieren und er
Versonnen an die Soldatenzeit denkt
Als er dann noch den großen Bankier
Verdutzt und dessen Schwarm das
Etwas schlichte Sternchen per du
Grüßte stand er wieder glänzend da
So schildert sich Hildebrand sehr gern
Was ihn als typischen Berliner fast
Erscheinen lassen könnte die sich so
Gerne selbst noch überschätzen
Doch macht er es mit viel Humor dabei
Relativ geringer Herablassung plaudert
Ein Journalist über seine Erlebnisse für
Die seine Eitelkeit übersehen werden kann
Preußisch ist das nicht wirklich aber sehr
Berlinisch und immer wieder amüsant
Eine lohnende Lektüre für den hier leicht
Indezenten Blick hinter die Kulissen
Eine bunte gemischte Lektüre die sich
Dabei um schreibende Geister drehte
Wie deren Wahrnehmung der Welt
Hat mir viel Vergnügen geschenkt
Nur kleine Abschnitte zu lesen hat den
Vorteil nicht von einem Buch oder den
Eitelkeiten eines Autors zu sehr schon
Genervt zu werden es wegzulächeln
jens tuengerthal 16.7.24
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