Gleichzeitig

Gleichzeitig

Zusammen kommen gilt vielen

Als Gipfel der Lust die noch nie

Verzögerte Langsamkeit als

Glück von Dauer entdeckten

Lange strebte ich mit allen

Den gezählten Liebsten noch

Danach dies zu erreichen

Als sei einzig dies Nachweis

Eines innigen miteinander

Was manche auch vorspielte

Um immer zu genügen als ob

Liebe ein Leistungssport sei

Der ständige Anforderungen

An alle Beteiligten stellt um

Ein Ziel zu erreichen was so

Natürlich immer ferner liegt

Was dem Geist der Zeit die

Auf Multitasking setzt entspricht

Möglichst viel parallel tut um

Bei nichts verweilen zu müssen

Denkt der Kulturkritiker in mir

Der dabei stets 75 Bücher nur

Parallel liest den Geist so

Wach zu halten wie zu keinem

Ende zu kommen vorzeitig

Ob das bedeutet auch bis

Zum Ende manches noch

Ungelesen zu haben bleibt

Spannend denn eigentlich ist

Multitasking moderner Unsinn

Nach meiner Überzeugung

Außer bei Büchern was nun

Gleichzeitig die Frage nach

Der Enge meines Horizontes

Als Maßstab wohl stellte doch

So schizophren ich auch bin

Kann ich meine Grenzen nie

Zugleich erkennen wie im

Nächsten Moment überschreiten

Weil über sich hinaus nur wächst

Wer irgendwie neben sich steht

Was zeigt Genie und Wahnsinn

Liegen zeitlich ziemlich gleich

Egal wer zuerst kam kommt es

Am Ende darauf an welche blieb

jens tuengerthal 10.10.21