Sonntag, 15. November 2020

Liebessoll

Betrachte ich die Liebe einmal
Nach den Grundsätzen von Soll
Und Haben könnte ich nüchtern
Bilanzieren was sich lohnte wo
Die Verluste viel größer waren
Was es im Leben gebracht hat
Wer nur Schaden anrichtete
Welche Investition sich auszahlte
Wo ich immer wieder drauflegte
Wäre klar was ich bedauerte
Doch liegt mir nichts ferner als
Solch billige Bilanzierung nach
Den Kategorien der Erbsenzähler
Die bloß summarisch denken aber
Unfähig bleiben Gefühl zu erfassen
In seiner ganzen Komplexität die
Ein Wert an sich ist den keine Bilanz
In numerischer Schlichtheit erfasst
Dabei wäre das Leben viel einfacher
Bilanzierte ich es häufiger nüchtern
Statt von großen Gefühlen zu träumen
Schaue ich mir die bescheidene Summe
Der Frauen an denen ich begegnete
Stelle sie ins Verhältnis zum Aufwand
Den ich um sie betrieb gemessen am
Dabei gezogenen Gewinn hat sich
Relativ wenig wirklich gelohnt doch
Käme ich erstaunlicherweise bei
Manchen die ich als Verlust verbuchte
Weil ich emotional lang an ihnen litt
In Zahlen betrachtet zu einem Gewinn
Der aber in keinem Verhältnis steht
Zum dafür empfundenen Leiden was
Die ganze Bilanz fragwürdig macht
Aber in der Betrachtung ernüchtert
Die Nüchternheit aber ist ein Wert der
In hoch emotionalen Fragen niemals
Unterschätzt werden sollte weil sie
Freiheit schenkt wie verteidigt damit
Nachhaltig Lebensgenuß garantiert
Wenn die Bilanz stimmt könnte ich
Nüchtern betrachtet also sagen dann
Hat sich eine Beziehung wohl gelohnt
Wo sie einseitige Lasten aufweist
Bleibt sie immer ein Verlustgeschäft
Egal was die Emotionen dazu sagen
Schafft die nüchterne Distanz den
Abstand der frei weiter leben lässt
Insofern für mich aber die Freiheit
Eine Bedingung der Liebe ist die
Nur als gewolltes Bekenntnis der
Beteiligten zueinander echt ist
Was kein bisschen nach Liebe klingt
Wo es doch zuerst um Gefühle geht
Wie uns die Romantik eingeredet hat
Um jede Kontrolle dabei zu verlieren
Machtlos wie wehrlos zu werden was
Jedem Geist der Aufklärung widerspricht
Nach der nur der verantwortliche Einzelne
Gut und richtig handeln kann sag ich mir
Während Gefühl und Vernunft noch um
Den Vorrang manchmal in mir ringen
Nehme ich mir vor nüchtern zu bilanzieren
Was sich lohnte und was nicht und staune
Wer mir real gut tat und wer niemals weil
Zahlen ja nur nüchterne Wirklichkeit zeigen
Und während ich es schreibe weiß ich schon
Wie sehr ich mich dabei belüge weil die
Wirklichkeit wie die Wahrheit auch nur
Erfindung eines Lügners ist der seinen
Notwendig beschränkten Horizont normiert
Wie ich es auch drehe und wende bleibt
Die Sehnsucht nach Liebe viel größer als
Egal welcher Gewinn einer Bilanz weil
Echte Gefühle nicht zu kaufen sind
Ist ihr Preis so verflucht hoch nur
Leider macht die Erkenntnis nicht
Glücklicher im Leben sondern wird
Das Leben mit dem was blieb zur
Lächerlichen Last was nie lohnt
Was es unnötig kompliziert macht
Also bleibe ich bei der Bilanz die
Vor dem trunkenen Rausch großer
Liebe und anderer Gefühle schützt
Ohne zu wissen was wirklich ist
Solange ich glücklich damit bin
War es kein schlechtes Geschäft
Denke ich ein wenig ernüchtert
Gespannt ob ich je wissen werde
Worauf es wirklich ankommt in
Leben und Liebe bis dahin
Ziehe ich halt nüchtern Bilanz
Und schreibe darüber emotional
Vielleicht bringt es was ein

jens tuengerthal 15.11.20

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