Montag, 2. November 2020

Coronasophie Tag 3

Am dritten Tag des Lockdown
Der offiziell in einer Viertelstunde
Für alle beginnt den ich aber um
Der Freiheit willen vorzog nur zwei
Runden um den Platz gedreht wo
Sichtbar wie hörbar noch einige
Abschied von der Freiheit feierten
Dabei sich etwas versprechend
Um die vier Wochen durchzuhalten
Denen sie sich ausgeliefert fühlen
Im Gegensatz zu mir der nur tut
Was nötig und angemessen ist
Seinem Gewissen dabei folgt
Bei der letzten Runde gerade eben
Um Viertel nach elf waren schon
Alle Bars weitgehend geschlossen
Hielten sich an die Vorschriften
Vor einigen tummelten sich noch
Menschen bis die schon hörbare
Polizei kommen wird um dem dort
Treiben ein Ende zu setzen dem
Die meisten dann wohl murrend
Folge leisten werden die sich dabei
Über die lästige Gängelei wie sie es
Empfinden ein wenig schimpfend
Noch aufregen aber im ganzen war
Die Stimmung sehr ausgelassen
Vor einer Bar in der sonst Live-Musik
Zu hören ist spielten Musiker inmitten
Einer Traube Menschen noch weiter
Was zugegeben sehr schön klang 
Guter Jazz mit feinem Swing aus den
In die herbstliche Luft dort gespielten
Instrumenten luden auch mich zum
Stehenbleiben und zuhören eigentlich
Ein während meine Füße bereits im Takt 
Wippten kostete es etwas Überwindung
Daran einfach lächelnd vorbeizugehen
Die Bekannten freundlich zu grüßen
Im Wissen es würde nicht mehr lange
Gehen dann aber Wochen dauern bis
Wieder Musik hier zu hören sein wird
Leichter fiel es mit in dem Wissen dass
Diese noch kurze Veranstaltung bald
Von der Polizei aufgelöst werden wird
Nicht aus Missgunst im Gegenteil denn
Die Musik war sehr gut und schön die
Gute Stimmung auf der Straße lud ein
Dort zu verweilen und es zu genießen
Solange es noch möglich ist und ich will
Über diejenigen die es tun keinesfalls
Moralisch urteilen sondern verstehe sie
Zu gut mag diese spontanen Konzerte
Doch wollte ich aus freien Stücken gehen
Obwohl ich es sehr schön fand auch
Viele sympathische Menschen da waren
Die für ihre Musik sogar eine Strafe noch
Riskierten die ich nicht fürchtete sondern
Es war mir wichtig nicht in den vernünftigen
Wie nötigen Lockdown gezwungen zu werden
Sondern ihn freiwillig zu wählen womit es
So schwer es zugegeben fiel nicht der Lust
An der Stimmung nachzugeben sondern
Aus freien Stücken gegangen zu sein um
Nach meinem Gewissen dem zu folgen
Was ich nötig und richtig gerade finde so
Fragwürdig es im Detail auch sein mag
Gerade im speziellen Fall scheint auch
Eine bestimmte Festlegung willkürlich 
Besonders Musik heilsame Wirkung hat
Menschen verbindet ihnen gut tut wohl
Sein könnte denke ich dennoch es ist nötig
Nun zu handeln und das Leben für eine
Zeit zu unterbrechen um damit die hohen
Infektionszahlen zu unterbrechen und so
Die Überforderung des Systems noch zu
Verhindern wie wir sie schon kennen
Wünschte mir es geschähe im ganzen
Freiwillig ohne staatliche Kontrolle wie
Strafen bin jedoch nicht naiv genug zu
Glauben die Gesellschaft sei bereits
Aufgeklärt und vernünftig genug so zu
Reagieren wie es Vernunft und Gewissen
Fordern wie es sich gerade wieder zeigte
Wenn noch auf der Straße gefeiert wird
Bis die Polizei kommt und es verbietet
Sich Menschen damit freiwillig lieber der
Staatlichen Autorität unterwerfen lassen
Um über die Gängelei zu klagen der sie
Dann doch nicht wirklich widerstehen wollen
Was eine gewisse Inkonsequenz wie auch
Paradoxie mit sich bringt die im Ergebnis
Nur unzufrieden machen kann weil leider
Nicht alles vernünftig abläuft sondern die
Meisten Menschen lieber dem Gefühl oder
Der Stimmung in einer Situation folgen
Die ich zu gerne geteilt hätte jedoch das
Gefühl daran vom Staat gehindert zu werden
Sich dann dieser Autorität beugen zu müssen
Viel schlimmer finde als vernünftig zu sein
So fühle ich mich letztlich besser wenn ich
Dem Gefühl der Freiheit folge als dem des
Widerstandes gegen das was ich richtig finde
Und so spielen bei dem kategorischen Entschluss
Den ich nach kantschen Grundsätzen fällte doch
Gefühle eine größere Rolle mit denen ich mich
Besser fühle auch wenn ich dafür einem Trieb
Die Situation zu genießen widerstehen muss
Weil natürlich beide Elemente in mir sind aber
Das Gefühl mit gutem Gewissen zu handeln
Letztlich stärker war als die Lust am Moment
Langfristig größere Befriedigung mir beschert
Denke ich während ich nun darüber schreibe
So ist auch eine vernünftige Entscheidung die
Das Gewissen mir vorgab eine Gefühlssache
Ist für mich das Gefühl der Freiheit wichtiger
Als die Sehnsucht nach dieser Stimmung die
Mit Musik viel schönes auch bewegt es leicht
Wäre sich dort zu solidarisieren mit den Opfern
Über den bösen Staat zu schimpfen um dann
In der Gemeinschaft noch zu feiern statt schon
Vorgezogen allein zuhause zu sitzen wieder
Aber im Ergebnis fühle ich mich so viel besser
Weil ich tue was ich gut und richtig finde damit
Verhindern kann ein Opfer zu werden sondern
Lieber als Retter versuche das bestmögliche
In dieser Situation noch zu erreichen wobei
Sich das Mitleid mit den nun Opfern die sich
Von der Polizei gegängelt sehen noch relativ
Überschaubar bleibt sie haben ja die Wahl
Vernünftig zu handeln oder Opfer zu werden
Also unaufgeklärt zu handeln weil es egal ist
Ob dieses oder jenes Detail einer Maßnahme
Nun richtig und vernünftig ist es einzig auf die
Notwendigkeit eines Einschnittes ankommt
So verteidige ich lieber als freier Mensch
Die Grundsätze der Aufklärung als das ich
Unfrei Opfer notwendiger Maßnahmen werde
Die nur leugnen kann wer nicht bei Verstand
Mehr ist ohne über Details zu diskutieren die
Ansonsten sicher strittig sein können gerade
Aber vor dem exponentiellen Wachstum nur
Schlicht winzig und egal werden wenn es um
Menschenleben geht egal wie lästig nun die
Maßnahmen sein mögen bewirken sie nach
Ganz herrschender Meinung den nötigen
Bruch der viel an Elend verhindern kann
So kann ein Spaziergang um den Platz
Den philosophischen Einsiedler in seinem
Bücherturm genug anregen sich darüber
Klar zu werden warum gut und richtig ist
Was ich gerade tue und ich mich dabei
Noch besser fühle als mit jedem anderen
Gerade unsinnigen Vergnügen hoffe nur
Die Polizei verhält sich noch nachsichtig
Produziert nicht noch Märtyrer unter denen
Die lieber Opfer als frei sein wollen denn
Wie wir es auch drehen es musste etwas
Geschehen schlimmeres zu verhindern
Hoffen wir es kommen in den vier Wochen
Mehr zu der Erkenntnis dass es sich viel
Besser anfühlt so von sich aus zu handeln
Statt sich für einen Widerstand zu opfern
Der keinen Gewinn bringen kann als die
Zahl der Erkrankungen zu erhöhen aber
Der Trotz der vermeintlichen Opfer wird
Es schwer gegen die Vernunft haben
Warum das Gefühl etwas Gutes zu tun
Weiter bringen könnte an dieser Stelle
Und so endet auch alle Vernunft letztlich
Bei einem bloßen Gefühl damit wir uns
Damit auch wohlfühlen worauf es doch
Jeder Begründung zum Trotz ankommt
Bin gespannt wie es nun weitergeht

jens tuengerthal 1.11.20

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