Lange glaubte ich an die große Liebe
Als einzig wirkliche und taugliche Art
Die alles in einer zugleich erfüllen soll
Sehnsucht Erfüllung Lust Zuneigung
Liebe am besten ein Leben lang noch
Als sei ich naiv und ohne Erfahrung
Musste wieder Rudolf Borchardt lesen
Eines besseren belehrt zu werden
Dessen Weltpuff Berlin ein Fundus ist
Es gibt unendlich viele Arten davon
Jede auf ihre Art kann erfüllend sein
Manche mehr körperlich andere dafür
Auf geistiger Ebene eher konzentriert
Ein Narr wer alles von einer erwartet
Statt alles dort zu genießen wo es
In seiner schönsten Form vorkommt
Natürlich gegeben statt gezwungen
So gelebt wird wie es eben passt
Was vor Enttäuschung bewahrt
Die uns der Wahn der Ausschließlichkeit
So gerne vorgauckelt auf christlicher
Basis moralischen Lebens das alle
Zum Betrug einlädt weil keiner stets
Alles sein kann sondern viele mehr
Warum es viel weiser wohl wäre
Wir lebten alles beizeiten dort
Wo es sich gerade zeigt und passt
Liebten den Moment miteinander
Statt mit schlechtem Gewissen
Nichts wirklich genießen zu können
Von Angst und Missgunst dabei bestimmt
Die nur zu Todessehnsucht uns verführt
So können sich viele lieben auf ihre
Je eigene Art die keine Ausschließlichkeit
Begehrt sondern viel lieber ganz genießt
Was ist auf seine je eigene Art
Brauche nicht viele auf einmal
Wird in der Lust dann nur sportlich
Am liebsten immer nur dann eine
Zumindest für das eine oder andere
Möchte voller Gefühl lieben auch
Gerne beieinander ankommen um
Für sein Wesen geliebt zu werden
Aber bitte nie die pflichtbewussten
Reste von Liebe in der Ehe leben
Sondern jede auf ihr Art ganz
Glücklich machen wie befriedigen
Von schönen Musen lyrisch inspiriert
Statt an eine nur Traumprinzessin
Für immer mit allen Fehlern gebunden
Die sich bei mir in Beziehungen stets
Offenbaren die unzumutbar sicher sind
Wie keine mit all ihren Macken ertragen
Sondern lieber Arten der Liebe zulassen
Die nicht konkurrieren müssen sondern
Auf ihre Art nebeneinander stehen um
Wie es passt glücklich sein zu können
Scheint mir mit Vernunft und Erfahrung
Als die bessere Form des Lebens nun
Denn dies überholte Liebesmodell der
Relativen Ausschließlichkeit mit der ihr
Innewohnenden ständigen Frustration
Mit dem wir schon zu lange leben
Das einzige was darüber sterben wird
Ist der Geist der Familie als Kontinuum
Der auf Paarbeziehungen eben beruht
Wie der Traum von der großen Liebe
Um letzteren ist es nicht sehr schade
Hat genug mich frustriert im Leben
Mit der Familie ist es etwas anderes
Aber fraglich ob eine historische Form
Es wert ist ein frustriertes Leben dafür
Die längste Zeit zu führen nur damit
An Familienfesten geglänzt wird
Vielleicht finden sich auch für diese
Art der Liebe in der Familie künftig
Neue Bahnen jenseits der Konvention
Rudolf Borchardt liegt ganz richtig
Es gibt viele Arten der Liebe die
Alle auf ihre Erfüllung finden können
Wo Liebe nicht ausschließlich mehr ist
Kann sie das Leben vielfältig bereichern
Wir könnten alle auf ihre Art lieben
Wären jeweils glücklich miteinander
Statt teilweise permanent frustriert
Warum ich inzwischen entschieden
Für viele Liebesarten plädiere nicht
Mehr nur die eine für alles suche
Die es niemals im Leben geben kann
Merke wie glücklich es mich macht
Viel weniger Zwang und Erwartung
In sich und andere noch zu setzen
Dafür das mögliche zu genießen
Weil es mit der Liebe wie immer
Eben ist wie es ist kommt es
Am Ende doch anders
jens tuengerthal 22.7.20
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