Sonntag, 22. September 2019

Lebensverzweifler

Manchmal zweifel ich am Leben
Frage mich wozu all das Theater
Noch weiterspielen und denke dann
Es wäre besser allem ein Ende
Zu machen statt weiter zu zappeln
Für Anerkennung oder Liebe wie
Die wenigen kurzen Momente der
Seligen Befriedigung die all das
Leiden um sie nicht wert mehr sind
Nur eintönige Wiederholung stets
Ähnlicher Erfahrung die wir dann
Das große Leben nennen aus dem
Zu fliehen schöner mir doch scheint
Als länger noch auszuhalten was
Wie alles ohnehin mit dem Tod endet

Sich dem hinzugeben lässt schnell
Völlig verzweifeln zumindest nicht
Mehr gewöhnliches Leben weiter
Führen als wäre nichts passiert
Warum ich es meist schnell lasse
Mit den ewigen Zweifeln um dafür
Mit dem was ist glücklich zu sein
Mehr gibt es ohnehin nirgendwo
Denke ich mir dann pragmatisch
Als eigentlich großer Genießer
Der lieber glücklich ist statt am
Leben täglich zu verzweifeln
Sterben werde ich sowieso
Kommt es bis dahin darauf an
Das beste daraus zu machen

So wäre alles ganz einfach
Im Leben und überhaupt
Genösse das mögliche
Täglich wie es sich zeigt
Eigentlich zumindest wäre
Da nicht der idiotische Traum
Von großer wahrer Liebe die
Auch verzweifelt über allem
Noch schwebt auch wenn sie
So lebensuntauglich ist wie
Bloß zur Verzweiflung führte
Erniedrigte und fast umbrachte
Nie gut wollte außer für sich
Immer misstraute und verletzte
Also vernünftig betrachtet nichts
Mit Liebe je zu tun hatte was
Der Denker in mir längst erkannt
Nur der Liebende manchmal noch
Vergisst und dann nichts als
Verzweiflung in seiner Umgebung
Noch stiftet und schon darum
Lieber aus dem Leben flüchtete
Um keine mehr zu verletzen
Die fraglos aller Liebe wert
Aber weiß dabei doch zugleich
Wie sehr es die Flucht täte
Ruft sich zur Ordnung dann
Was meistens noch gelingt
Lebt halt irgendwie weiter
Weiß er hat es gut und ist
Glücklicher mit dem was ist
Als was war je machen könnte
Denkt nur bei allem immer mit
Montaigne was weiß ich schon
Lässt es geschehen und hofft
Sein Leben endet wie alle Märchen
Am Ende gut statt verzweifelt
Und noch besteht Hoffnung
Jeden Tag solange wir bleiben
Was den Versuch wert ist
Immer wieder

jens tuengerthal 22.9.19

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